Metamorphosen - Alexandra Böhm - E-Book

Metamorphosen E-Book

Alexandra Böhm

0,0

Beschreibung

Die vierte Ausgabe von Tierstudien ist dem Thema Metamorphose gewidmet. Gegenstand der Analysen sind künstlerische und wissenschaftliche Darstellungen von Metamorphosen sowie deren historische Veränderungen von der antiken Mythologie über frühmittelalterliche Hagiographie bis zum Posthumanismus Anfang des 21. Jahrhunderts, wobei ein Schwerpunkt auf literarischen Darstellungen liegt. Zudem werden Verwandlungen betrachtet, welche die Produzent*innen und Rezipient*innen der jeweiligen Metamorphosen selbst durchlaufen. Die untersuchten Verwandlungen beziehen Flora, Fauna und menschliche Tiere ein. Ovid, Maria Sybilla Merian, Kafka, Deleuze und Guattari spielen dabei wiederholt eine Rolle und erfahren damit ebenfalls Metamorphosen.

Die Autor*innen nehmen z. B. Metamorphosen bei Korallen, Bären, Menschen, Insekten, Fischen oder Schmetterlingen in den Blick. Sie fragen u. a. nach Metamorphosen der Stimme und des Blicks oder untersuchen die Ästhetik der Metamorphose in naturhistorischen Tierdarstellungen der Frühen Neuzeit sowie Korallenfragmente in Kunstkammern des 16. und 17. Jahrhunderts. Schließlich werden das Konzept des Tier-Werdens und das Prinzip der Assemblage sowie die Funktion von Metamorphosen für Gesellschaftsdarstellung, -kritik und -utopie betrachtet.

In den künstlerischen Beiträgen werden mediale Umgestaltungen von Tierrepräsentationen im Medium der Collage präsentiert und die skulpturale Metamorphose eines Ledersofas zurück in ein Kalb vorgeführt.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 204

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Tierstudien 04/2013

Metamorphosen

Tierstudien

04/2013

Metamorphosen

Herausgegeben von Jessica Ullrich und Antonia Ulrich

Neofelis Verlag

Tierstudien

04/2013: Metamorphosen

Hrsg. v. Jessica Ullrich / Antonia Ulrich

Wissenschaftlicher Beirat

Petra Lange-Berndt (London), Roland Borgards (Würzburg),

Dorothee Brantz (Berlin), Thomas Macho (Berlin), Sabine Nessel (Berlin),

Martin Ullrich (Nürnberg), Markus Wild (Fribourg).

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

© 2013 Neofelis Verlag UG (haftungsbeschränkt), Berlin

www.neofelis-verlag.de

Alle Rechte vorbehalten.

Umschlaggestaltung: Marija Skara

Druck: PRESSEL Digitaler Produktionsdruck, Remshalden

Gedruckt auf FSC-zertifiziertem Papier.

ISSN: 2193-8504

ISBN: 978-3-943414-29-5

Erscheinungsweise: zweimal jährlich

Jahresabonnement 18 €, Einzelheft 11 €

Erhältlich in Ihrer Buchhandlung oder direkt beim Neofelis Verlag unter:

[email protected]

Ein Abonnement verlängert sich automatisch um ein Jahr, wenn die Kündigung nicht mindestens drei Monate vor Ende des Kalenderjahrs erfolgt ist.

Inhalt

Editorial

Ovid und die Folgen in Kunst und Literatur

Anna Grasskamp

Metamorphose in Rot.

Die Inszenierung von Korallenfragmenten in Kunstkammern des 16. und 17. Jahrhunderts

Kári Driscoll

„Das war eine Tierstimme“

Metamorphosen der Stimme bei Ovid und Kafka

Gesellschaftskritischer und utopischer Posthumanismus in der Literatur

Manuela Rossini

Submarine Spielformen menschlicher Existenz von Christoph Ransmayr – ein Wassermann erzählt

Andreas Ohme

Vergebliche Metamorphosen.

Gesellschaftskritik in Viktor Pelevins Roman Žizn’ nasekomych (Das Leben der Insekten) und ihre gattungsgeschichtliche Tradition

Natur- und kunstgeschichtliche Metamorphosendarstellungen

Silke Förschler

Die Ästhetik der Metamorphose in naturhistorischen Tierdarstellungen der Frühen Neuzeit

André Krebber

Metamorphosen des Subjekts.

Naturerkenntnis in und jenseits Maria Sibylla Merians (1647–1717) Surinam-Buch

Überwindung der Speziesgrenzen durch Affekte und Entanglements

Anton Weise

Tiermetamorphosen im Frühmittelalter unter besonderer Berücksichtigung hagiographischer Texte

Alexandra Böhm

Metamorphische Begegnungen zwischen Mensch und Tier.

Donna Haraways When Species Meet und Marian Engels Bear

Markus Kurth

Jenseits des Gestaltwandels.

Agencements, Tier-Werden und affektive Transformationen

Künstlerische Positionen

Volker Eichelmann

Metamorphosis (I wanna know, yeah, I wanna know) (2013)

Hörner/Antlfinger

Kramfors (2012)

Rezensionen

Anne Franciska Pusch

Herwig Grimm / Carola Otterstedt (Hrsg.): Das Tier an sich. Disziplinenübergreifende Perspektiven für neue Wege im wissenschaftsbasierten Tierschutz, 2012.

Johanna Tönsing

Sebastian Vehlken: Zootechnologien. Eine Mediengeschichte der Schwarmforschung, 2012.

Katja Kynast

Historische Anthropologie 19,2: Tierische (Ge)Fährten, hrsg. v. Gesine Krüger / Aline Steinbrecher, 2011.

Belinda Kleinhans

Julia Bodenburg: Tier und Mensch. Zur Disposition des Humanen und Animalischen in Literatur, Philosophie und Kultur um 2000, 2012.

Tabea Weber

Aaron Gross: Animals and the Human Imagination. A Companion to Animal Studies, 2012.

Abbildungsnachweise

Call for Papers: Tiere und Raum

Editorial

Metamorphosen sind Umgestaltungen oder Verwandlungen. Sie stellen immer ein Werden dar und verlaufen prozesshaft. In dieser Ausgabe von Tierstudien stehen nicht so sehr die zoologischen Aspekte der Metamorphose im Vordergrund. Es geht also weniger auf einer biologisch-physiologischen Ebene um das spezifisch tierliche Vermögen der individuellen Gestaltwandlung (z. B. bei Insekten oder Amphibien), sondern vor allem um die geistig-kulturelle Dimension von Tiermetamorphosen in Mythen, Religionen, Kunst, Literatur und Wissenschaft. Hier verwandeln sich Tiere in andere Tiere oder auch in Menschen oder Pflanzen. Umgekehrt werden Menschen oder Götter zu Tieren. In Verwandlungsmythen, etwa von Homer, Apuleius oder Ovid, haben Metamorphosen Funktionen wie z. B. Strafe, Belohnung oder Schutz. Sie können willentlich oder unwillentlich ablaufen, kontinuierlich oder diskontinuierlich, fortschrittlich oder regressiv sein. Sie können sowohl von physiologischen oder anderen Naturvorgängen verursacht werden als auch von menschlichen oder gesellschaftlichen Faktoren.

Darüber hinaus können Menschen Metamorphosen durchmachen, wenn sie sich – im Rahmen des Möglichen – auf die Perspektive anderer Tiere einlassen: Erzähler_innen und Rezipient_innen der Metamorphosen verändern sich dabei selbst. Und schließlich können Umformungen von Tieren auch metaphorischer Bestandteil von Gesellschaftsutopien sein.

Der Schwerpunkt dieser Ausgabe von Tierstudien liegt dabei auf der Literatur. Mehrere Beiträge beschäftigen sich mit der Metamorphose in Dichtkunst und Prosa. Ovids Metamorphosen, die „‚Mutter‘ aller Verwandlungsgeschichten“1 bleibt dabei aber auch in Texten aus anderen Disziplinen die Folie, vor der Umwandlungen aller Art verhandelt werden. So auch in den ersten beiden Beiträgen: Anna Grasskamp widmet sich Korallenfragmenten in Kunstkammern des 16. und 17. Jahrhunderts. Insbesondere in der Betrachtung der Skulpturen von Daphne und Aktaion zeigt sie die besondere Eignung des natürlich transformierten und potentiell vielgestaltigen Naturmaterials für Themen, die auch inhaltlich das Metamorphosenmotiv aufgreifen. Und Kári Driscoll untersucht die literarische Gattung der Metamorphose anhand einer Analyse von Franz Kafkas Die Verwandlung sowie von Aktaions Verwandlung in einen Hirsch in Ovids Metamorphosen. Dabei konzentriert er sich nicht auf die Gestaltwandlungen, sondern auf die Transformation der Stimme.

Im Anschluss reflektieren Manuela Rossini und Andreas Ohme einen gesellschaftskritischen und utopischen Posthumanismus in der Literatur. Manuela Rossini widmet sich Christoph Ransmayrs posthumanistischer Schöpfungsgeschichte Damen & Herren unter Wasser, in der sich Identitäten frei flottierend, aber durchaus von naturwissenschaftlichen Erkenntnissen beeinflusst von Mensch zu Fisch formieren. Rossini sieht in der literarisch vorgeführten nicht-essentialistischen Hybridisierung der Lebensformen utopisches Potential für eine unhierarchische Tier-Mensch-Beziehung. Andreas Ohme zeigt an Viktor Pelevins satirischem Roman Das Leben der Insekten, wie sich Tiere eignen, verdeckte Gesellschaftskritik zu üben und anthropologische Grundfragen zu verhandeln. Indem sich Menschen schlagartig in Stechmücken, Fliegen oder Käfer verwandeln, wird der metamorphotische Übergang der Sowjetunion von einer sozialistischen in eine kapitalistische Gesellschaft reflektiert.

Die beiden folgenden Texte widmen sich natur- und kunstgeschichtlichen Metamorphosendarstellungen. Silke Förschler beschäftigt sich mit der Ästhetik der Metamorphose in naturhistorischen Tierdarstellungen der Frühen Neuzeit. Dabei stellt sie Bildmuster, die visuell glaubwürdige Metamorphosen unabhängig von tatsächlichen biologischen Vorgängen zeigen, solchen gegenüber, die sich auf die spezifischen tierphysiologischen Prozesse einlassen und sie dann mit zeitgenössischen ästhetischen Ordnungssystemen verbinden. André Krebber nimmt die Metamorphosendarstellungen Maria Sibylla Merians in den Blick. Aufgrund einer sorgfältigen Analyse ausgewählter Abbildungen aus ihrem bekannten Surinam-Buch schließt er auf Merians nicht von Herrschaft durchdrungene Betrachtungsweise, die die Individualität ihrer Untersuchungsgegenstände anerkennt.

Der letzte Block schließlich reflektiert in drei Beiträgen aus unterschiedlicher fachlicher Perspektive die Überwindung der Speziesgrenzen durch Affekte und Entanglements. Anton Weise forscht in frühmittelalterlichen Heiligenviten und anderen hagiographischen Schriften danach, wie sich das Wesen von Tieren verändert, wenn sie sich in Gott oder Teufel, in ‚Gutes‘ oder ‚Böses‘ verwandeln. Er kommt zu dem Ergebnis, dass die frühmittelalterliche Literatur nicht von der Vorstellung einer klar gegliederten Weltordnung ausgeht und Gattungsgrenzen hier durchaus überwindbar erscheinen.

Alexandra Böhm beleuchtet die Liebesbeziehung zwischen einer Frau und einem Bären in Marian Engels Buch Bear vor dem Hintergrund von Donna Haraways Theorien des Entanglements. In der Begegnung mit dem wilden Tier bzw. im Werden-mit-dem Bär erfährt die Protagonistin eine Verwandlung, die ihrem Leben wieder einen Sinn gibt.

Abschließend geht es Markus Kurth in seinem Beitrag um eine Dezentrierung der Kategorie Spezies. Ausgehend von aktuellen Affekttheorien sowie Gilles Deleuze und Félix Guattaris Konzept des Tier-Werdens wirft er Schlaglichter auf so unterschiedliche Phänomene wie den Klugen Hans, Konrad Lorenz als Gänsemutter oder Plastikstrudel in den Weltmeeren, um unterschiedliche Bilder von relationalen Gefügen und von nicht-menschlicher Agency aus einer post-anthropozentrischen Perspektive zu analysieren.

Auch in dieser Ausgabe zeigen wir wieder zwei Künstler_innenstrecken: Volker Eichelmann arbeitet mit dem Prinzip der Collage. In seiner Arbeit Metamorphosis (I wanna know, yeah, I wanna know) (2013), deren Titel einen Song der Pet Shop Boys zitiert, geht es um mediale Umgestaltungen von Tieren. Diese werden in verschiedenen kulturellen Umformungen präsentiert: Auf Zeitschriften- und Buchausschnitten sind antike Skulpturen, eine Maske, Dokumentaraufnahmen oder die modefotografische Inszenierung eines Menschen in einem tierlichen Setting zu sehen (zwischen und verdeckt von Pflanzenblättern wird ein Mann so platziert, dass die Inszenierung einer Tierdokumentarfotografie ähnelt). Während die verwendeten Magazinfragmente das Publikationsmedium, diese Zeitschrift, über die Bildstrecke hinweg partiell in andere Magazine verwandeln, verweist die scheinbar provisorische Anbringung bzw. Heftung der sich überlagernden Bildfragmente auf das Prozessuale und Temporäre kultureller Tierrepräsentationen.

Dass die gewaltsame Metamorphose eines lebendigen Tierkörpers in ein Stück Ware zumindest im Rahmen eines Kunstwerks symbolisch wieder rückgängig gemacht werden kann, zeigt das Künstler_innenduo Hörner/Antlfinger. Die Installation Kramfors von 2012 unternimmt in aufklärerischer Absicht die Dekonstruktion des gleichnamigen Ledersofas eines großen schwedischen Möbelhauses. Die Künstler_innen zeigen die verschiedenen Phasen gestalterischen Tuns, die nötig waren, um aus der abgezogenen und zu einem Massenprodukt verarbeiteten Haut eines Tierindividuums wieder ein erkennbares Kalb zu bilden. Das gehäutete Sofa dient dann als Sockel für die Tierskulptur, die den Betrachter_innen exemplarisch vor Augen führt, über wessen Leiche für dieses Lederprodukt gegangen werden musste.

Im Zusammenspiel legen letztlich die Beiträge dieser Ausgabe von Tierstudien die Notwendigkeit der Wandlung des Tier-Mensch-Verhältnisses als Zukunftsvision nahe.

Jessica Ullrich / Antonia Ulrich

Anmerkungen

1 Manuela Rossini: Submarine Spielformen menschlicher Existenz von Christoph Ransmayr – ein Wassermann erzählt, in diesem Band, S. 39–49, hier S. 41.

Ovid und die Folgen in Kunst und Literatur

Metamorphose in Rot

Die Inszenierung von Korallenfragmenten in Kunstkammern des 16. und 17. Jahrhunderts

Anna Grasskamp

Korallen sind Überreste von Kalkskeletten, die durch Nesseltiere produziert wurden. Im 16. Jahrhundert wurde Koralle jedoch, den Beschreibungen Plinius des Älteren in der Naturalis Historia folgend, als transformierte Naturalie gesehen, als eine Pflanze, die sich in Stein verwandelte.1 Auch in antiken Mythen erscheint sie als sich veränderndes Material: Ovids Metamorphosen gemäß ist der Ursprung der Koralle Medusas Blut, das Zweige benetzt.2 Basierend auf Naturspekulation und Antikenrezeption wurde der Aspekt der Verwandlung in den Kunstkammern des späten 16. und frühen 17. Jahrhunderts in dreierlei Hinsicht inszeniert: bezüglich materieller und formensprachlicher Metamorphosen der Koralle, der Transformation von Naturalie zu Artefakt sowie hinsichtlich der Vorstellungen von ihrem Herkunftsort, der vielgestaltig zwischen geografisch und mythologisch definierten Räumen changierte.

Abb. 1 Wenzel Jamnitzer: Daphne. Nürnberg 1569–1576. Silber, z. T. vergoldet, Koralle, Emaille, Erz, Edelsteine. 66,5 cm. Musée National de la Renaissance, Ecouen.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!