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In diesem Buch wird ein integratives Konzept ausgearbeitet, das konzeptuelle Metapherntheorie und Konstruktionsgrammatik zusammenführt und für die Analyse metaphorischer Konstruktionen verfügbar macht. Dieser Zusammenhang wird auf drei unterschiedlichen Ebenen (Idiomatik, Text und Diskurs) bzw. Modalitäten (Schrift und Bild) überprüft. Zu den verwendeten Sprachdaten gehören idiomatische Konstruktionen, Leitartikel, Titelbilder und Titelgeschichten aus zwei überregionalen Nachrichtenmagazinen. Die umfassende Korpusuntersuchung weist nach, dass vier unterschiedliche Dimensionen für einen opportunen Analyseansatz zu berücksichtigen sind: die Prosodie, die Struktur, die Semantik sowie die Pragmatik einer linguistischen Konstruktion (PSSP-Modell). Besonders hervorgehoben werden die in der Konstruktionsgrammatik bis jetzt wenig behandelten Rollen von Prosodie und Pragmatik. Das vorgeschlagene Modell gibt in dieser Hinsicht der funktionalen Linguistik, der Kognitiven Linguistik sowie der Konstruktionsgrammatik neue theoretische Impulse.
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Seitenzahl: 633
Veröffentlichungsjahr: 2023
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Bin Zhang
Metapherntheorie und Konstruktionsgrammatik
Ein vierdimensionaler Ansatz zur Analyse von Metaphern und metaphorischen Konstruktionen
Gedruckt mit freundlicher Unterstützung der Geschwister Boehringer Ingelheim Stiftung für Geisteswissenschaften in Ingelheim am Rhein.
DOI: https://doi.org/10.24053/9783823396147
© 2023 • Narr Francke Attempto Verlag GmbH + Co. KGDischingerweg 5 • D-72070 Tübingen
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Internet: www.narr.deeMail: [email protected]
ISSN 0564-7959
ISBN 978-3-8233-8614-8 (Print)
ISBN 978-3-8233-0511-8 (ePub)
Das vorliegende Buch ist das geistige Endprodukt meiner ‚Promotionsreise‘ im Bereich der Metapherntheorien und der Konstruktionsgrammatik am Seminar für deutsche Philologie der Georg-August-Universität Göttingen. Diese Reise wäre ohne die Hilfe und Unterstützung vieler Menschen bzw. Förderinstitutionen einsam, langweilig und nicht möglich gewesen.
Zuvörderst gilt mein Dank meiner Erstbetreuerin, Frau Prof. Dr. Hiltraud Casper-Hehne, die mich während der Promotion in vielerlei Hinsicht unermüdlich und vertrauensvoll unterstützt hat. Trotz starker beruflicher Beanspruchung hat sie immer sehr schnell auf meine Fragen und Schwierigkeiten reagiert, was mich im Schreibprozess viele Schritte vorangebracht hat.
Mein Dank gilt weiterhin meinem Zweitbetreuer, Herrn apl. Prof. Dr. Albert Busch. Sein Zuspruch und seine theoretischen Impulse haben diese Arbeit sehr bereichert. Besonders in vielen motivierenden Gesprächen hat er mir immer wieder auf die rechte Spur geholfen.
Ebenfalls danke ich folgenden Freunden, die Einzelkapitel meiner Dissertation kritisch gelesen und mir viele konstruktive Ratschläge gegeben haben: André Borchard, Alexander Dübbert, Barbara Dengel, Maria Stroth und Michael Pleyer. Zudem danke ich den Kolleginnen und Kollegen, die mich besonders im fachlichen Diskurs motiviert haben: Hans C. Boas, Gunter Senft und Heike Wiese.
Ferner möchte ich mich bei den nachstehenden Institutionen bedanken, die mich während des Studiums und der Promotion gefördert haben. Ohne deren finanzielle Unterstützung hätte ich nicht zu verschiedenen Tagungen fahren und dort meine Forschungsergebnisse präsentieren können: China Scholarship Council (CSC), Deutscher Akademischer Austauschdienst (DAAD), Goethe Institut und Graduiertenschule für Geisteswissenschaften in Göttingen (GSGG). Für die Übernahme der Druckkosten danke ich der Geschwister Boehringer Ingelheim Stiftung für Geisteswissenschaften.
Schließlich danke ich dem Narr Verlag für die Aufnahme dieser Schrift in die Reihe „Tübinger Beiträge zur Linguistik“. Darüber hinaus danke ich Tillmann Bub vom Narr Verlag für die zuverlässige, kompetente und freundliche Betreuung während des gesamten Publikationsprozesses.
Von Herzen danke ich meinen Eltern, die mir immer bedingungslosen Rückhalt gegeben haben. Ganz besonders bedanke ich mich bei vielen Freunden, die mich so herzlich motiviert und unterstützt haben. Mein letzter Dank gilt Wei Luo, der solidarisch zwölf Jahre lang meine unvergessliche Studien- und Promotionszeit begleitet hat.
Köln, im Juni 2023 Bin Zhang
Die Termini Metapher und Konstruktion bezeichnen zwei zentrale Konzepte im Rahmen der funktional-kognitiv ausgerichteter Semantik- bzw. Grammatiktheorien (z. B. die konzeptuelle Metapherntheorie und die Konstruktionsgrammatik). Die konzeptuelle Metapherntheoriekonzeptuelle Metapherntheorie, erstmalig vertreten von Lakoff & Johnson (1980a), geht davon aus, dass das menschliche Sprach- und Denksystem grundsätzlich sensomotorisch basiert und metaphorisch ist. In einer metaphorischen Projektion sind ein UrsprungsbereichUrsprungsbereich und ein ZielbereichZielbereich zu beobachten. Anhand von zahlreichen sprachlichen Beispielen argumentieren Lakoff & Johnson (1980a), dass zwischen den beiden Bereichen systematische Relationen entstehen können. Sie betrachten solche Relationen als Evidenz für die Existenz eines konzeptuellen Systems, das den konkreten Metapherngebrauch motiviert. Dieses kognitive und konzeptuelle System ist so stark verankert in der menschlichen Sprache, dass die metaphorische Gestalt in der Sprache nicht übersehen werden darf. Konzeptuelle Metaphern stellen daher kein reines sprachliches Phänomen dar. Sie strukturieren und prägen die menschliche Wahrnehmung bzw. Handlung. Darüber hinaus können konzeptuelle Metaphern in unterschiedlicher Art und Weise auf diversen Ebenen der Sprache auftreten, beispielsweise in der Morphologie (OBEN-Metapher in überglücklich oder aufheitern), in der Idiomatik (UNTEN-Metapher in auf fruchtbaren Boden fallen), im Satz (TRANSFER-Metapher in Ich bringe ihm ein Buch) oder in bildlichen und multimodalen Realisierungsformen (Wengeler & Ziem 2010).
Die Tatsache, dass konzeptuelle Metaphern auf allen möglichen Ebenen der Sprache zu finden sind, macht die konzeptuelle Metapherntheorie anschlussfähig für die KonstruktionsgrammatikKonstruktionsgrammatik. Seit Ende der 1980er Jahre hat sich eine Reihe von grammatischen Ausrichtungen herausgebildet, die unter dem Oberbegriff Konstruktionsgrammatik zusammengefasst werden können. Die prominentesten grammatischen Schulen darunter sind z. B. Berkeley Construction GrammarBerkeley Construction Grammar von Charles Fillmore (vgl. Fillmore 1968, 1977), Cognitive Construction GrammarCognitive Construction Grammar von Georg Lakoff & Adele Goldberg (vgl. Lakoff 1977, 1987; Goldberg 1995, 2003), Cognitive GrammarCognitive Grammar von Roland W. Langacker (vgl. Langacker 1987, 1991) und Radical Construction GrammarRadical Construction Grammar von William Croft (vgl. Croft 2001). Trotz der minimalen theoretischen Unterschiede und Schwerpunktsetzung wird die Konstruktion im Allgemeinen in der Konstruktionsgrammatik als die grundlegende Einheit einer Sprache aufgefasst. Die erworbenen Form-Bedeutungspaare, also Konstruktionen, bilden die fundamentalen Bausteine sprachlichen oder enzyklopädischen Wissens. Konstruktionen umfassen nicht nur Wörter und Sätze, sondern auch Morpheme, Sprachstruktur und komplexere Sätze. Goldberg (1995) postuliert zugleich, dass ArgumentstrukturArgumentstruktur-Konstruktionen metaphorische Ableitungsbeziehungen aufweisen können und konzeptuelle Metaphern dazu beitragen, „bestimmte Konstruktionen und Konstruktionsbedeutungen zu lizenzieren, d. h. sie im Sprachsystem als semantisch mögliche und syntaktisch regelhafte Varianten zuzulassen“ (Ziem 2015: 56).
Interessant ist es, dass Lakoff nicht nur ein Hauptvertreter der Konzeptuellen Metapherntheorie ist, sondern auch einer der Vorreiter der Kognitiven Konstruktionsgrammatik. Trotz der oben dargestellten theoretischen und konzeptuellen Nähe der beiden Theorien wird der wechselseitige Zusammenhang bis jetzt kaum systematisch in der Literatur thematisiert. Außerdem wird auf keine authentischen Sprachdaten in der ja wohl einzigen Studie von Goldberg (1995) zu diesem Zusammenhang zurückgegriffen.
Die vorliegende Arbeit befindet sich daher in der Schnittstelle zwischen der Konzeptuellen Metapherntheorie und der Kognitiven Konstruktionsgrammatik und unternimmt den Versuch, einen kritischen bzw. synthetischen Blick auf die Metaphern bzw. die metaphorischen Konstruktionen in der Prägung der Konstruktionsgrammatik von Goldberg mit authentischen Sprachdaten zu werfen.
(Konzeptuelle) Metaphern und metaphorische Konstruktionen gehören zu den Untersuchungsschwerpunkten der Arbeit. Um die beiden Schwerpunkte in der Untersuchung systematisch und authentisch zu berücksichtigen, werde ich zwei wesentliche Perspektiven, die bereits explizit im Titel deutlich gemacht werden, einnehmen. Zum einen soll aus der konstruktionsgrammatischen Sichtweise gefragt werden, welche Dimensionen der Konstruktionsgrammatik für die Beschreibung sowie die Analyse der konzeptuellen Metaphern bzw. der Konstruktionen mit konzeptuellen Metaphern in Frage kommen. Zum anderen sollen aus der Sichtweise der Konzeptuellen Metapherntheorie die relevanten Dimensionen herausgearbeitet werden, wie konzeptuelle Metaphern Konstruktionen motivieren bzw. beschränken. Aus dieser Erläuterung ergeben sich die zwei übergeordneten Fragestellungen der vorliegenden Arbeit:
Welche Dimensionen der Konstruktionsgrammatik sind relevant für die Beschreibung sowie die Analyse von Metaphern bzw. von metaphorischen Konstruktionen?
Wie motivieren, beschränken und lizenzieren (konzeptuelle) Metaphern Konstruktionen?
Diese zweierlei Auseinandersetzung mit (konzeptuellen) Metaphern und metaphorischen Konstruktionen darf nicht nur auf die syntaktische Ebene begrenzt werden. Dies hat Ziem (2015) besonders in der theoretisch kursorischen Beschäftigung mit den (konzeptuellen) Metaphern in der Kognitiven Konstruktionsgrammatik hervorgehoben:
[…] Wünschenswert wäre es zudem, die Untersuchung der Interaktion zwischen konzeptuellen Metaphern und grammatischen Phänomenen nicht auf der Satzebene zu beschränken. Konzeptuelle Metaphern werden nämlich nicht selten im transphrastischen Kontext realisiert, sei es etwa durch (indirekt-anaphorische, textuelle etc.) Beziehungen zwischen sprachlichen Elementen in einem Text oder zwischen sprachlichen und nicht-sprachlichen Elementen (etwa Bildern) […] (Ziem 2015: 77)
Der Vorschlag von Ziem weist darauf hin, dass die systematische Behandlung des Zusammenhangs zwischen der Konzeptuellen Metapherntheorie und der Kognitiven Konstruktionsgrammatik mindestens die drei nachstehenden analytischen Ebenen umfassen soll: 1. Satzebene, 2. Textebene und 3. Konstruktion-Bild-Ebene. Die vorliegende Arbeit orientiert sich grundsätzlich an dem theoretischen Vorschlag von Ziem und analysiert (konzeptuelle) Metaphern und metaphorische Konstruktionen ebenfalls auf drei einschlägigen Ebenen: 1. auf der Ebene der Idiomatik (Mikroebene), 2. auf der Ebene des Textes (Makroebene) und 3. auf der Ebene der Komposition von Konstruktionen und (Titel)Bildern. Um den zwei übergeordneten Fragestellungen in der Untersuchungspraxis nachzugehen, werden sie im Folgenden auf jeder konkreten Ebene durch unterschiedliche Fragenkomplexe etwas konkretisiert:
Auf der Ebene der Idiomatik (Mikroebene)
Welche Beschreibungs- bzw. Analysedimensionen sind für die Analyse von idiomatischen Konstruktionen mit Metaphern von großer Bedeutung?
Wie können konzeptuelle Metaphern idiomatische Konstruktionen lizenzieren?
Auf der Ebene des Textes (Makroebene)
Welche Metaphern bzw. metaphorischen Konstruktionen sind in der untersuchten Textsorte zu beobachten?
Welche FramesFrames können durch die zentralen Metaphern im Text hervorgerufen werden?
In was für einem Verhältnis stehen die eingesetzten metaphorischen Konstruktionen und die hervorgerufenen Frames zueinander?
Wie werden Metaphern und metaphorische Konstruktionen in der Argumentation bzw. Argumentationsentfaltung genutzt?
Welche neuen Konstruktionen werden im Text verwendet? Wie werden diese neuen Konstruktionen aufgebaut?
Auf der Ebene der Komposition von Texten und Bildern (Multimodalebene)
Was ist die Beziehung zwischen dem Titelbild und der sprachlichen Begleitkonstruktion auf dem Titelbild?
Wie lässt sich diese Konstruktion-Bild-Beziehung kategorisieren?
Wie interagieren Metapher, Konstruktion und Frames zusammen in einer Titelstory-Reihe von Texten?
Welche Rollen können Bilder oder andere Visualisierungsmethoden im Titelstory-Titelbild-Diskurs spielen?
Das einleitende Kapitel 1 gibt der Leserschaft daher zuerst einen Überblick auf die thematische Zusammensetzung dieser Arbeit. Vorgestellt werden die Hauptideen jedes Einzelkapitels, die herangezogenen Theorien, das methodische Verfahren sowie die wichtigsten Thesen, die sich aus der Forschungssynergie ergeben. Dabei werden die zentralen Fragestellungen dieser Arbeit an der passenden Stelle angesprochen.
In Kapitel 2 und Kapitel 3 treten die herangezogenen theoretischen Ansätze jeweils aus der Perspektive der Metapherntheorie und der Konstruktionsgrammatik auf. Kapitel 2 schafft hierzu die metapherntheoretischen Grundlagen und hebt die wichtigen Komponenten in einer metaphorischen Analyse der linguistischen Konstruktion hervor, was die Hinarbeitung auf meinen eigenen Ansatz auf der metaphorischen Ebene ermöglicht. Kapitel 3 beschäftigt sich mit der konstruktionsgrammatischen Theoriebildung für die kommende Korpusuntersuchung. Durch funktionale Reflexion und Diskussion der ausgewählten Forschungspositionen im Bereich der Konstruktionsgrammatik und in den anderen einschlägigen Schnittstellenbereichen wird ein klar benennbarer Gewinn für meinen eigenen Ansatz auf der konstruktionsgrammatischen Ebene ersichtlich. Der genaue Kenntnisgewinn wird in den folgenden Vorstellungen über Kapitel 4 bis Kapitel 7 anhand von empirischen Entdeckungen veranschaulicht.
Nach der intensiven und kritischen Auseinandersetzung mit den aufgeführten verschiedenen theoretischen Ansätzen aus der Metaphernforschung und Konstruktionsgrammatik mündet Kapitel 4 in Hinweise über einen eigenen systematischen Untersuchungsansatz, der sich bereits in der theoretischen Auseinandersetzung entwickelt. Die vorliegende empirische Untersuchung wird in unterschiedlichen Korpora im Chinesischen und Deutschen auf unterschiedlichen Ebenen durchgeführt.
Das mehr als 100-seitige Kapitel 5 gehört zum Herzstück der vorliegenden Arbeit, das die idiomatischen und metaphorischen Konstruktionen im Chinesischen und Deutschen gründlich behandelt. Das Ziel dieses Großkapitels wird es sein, nachzuweisen, dass zumindest vier unterschiedliche Dimensionen für einen vernünftigen Analyseansatz einer linguistischen Konstruktion erforderlich sind, die sich auf die ProsodieProsodie, die StrukturStruktur, die SemantikSemantik sowie die PragmatikPragmatik einer Konstruktion in einem speziellen Verwendungsszenario beziehen. Um die notwendigen Vorkenntnisse in Bezug auf die prosodischen Dimensionen in den beiden Sprachen zu vermitteln, werden die forschungsrelevanten Konzepte aus dem Bereich der Prosodie in Kapitel 5.1 diskutiert. In der Diskussion über die prosodischen Aspekte in der chinesischen Sprache wird zunächst argumentiert, dass die TöneTon im Chinesischen eine außergewöhnliche Rolle hinsichtlich der Bedeutungskonstruktion spielen und sie historisch entwickelte Sprachprodukte innerhalb der sinotibetischen Sprachfamilie darstellen. Danach werden das phonologische Profildas phonologische Profil des modernen Standardchinesischen und das von Yuanren Zhao entwickelte Five-Point-Scale (FPS)-System für die tonale Repräsentation der chinesischen Sprache mit konkreten Beispielen vorgestellt. In diesem Unterkapitel wird eine fünfstufige Darstellung einer chinesischen idiomatischen Konstruktion mit der Berücksichtigung ihrer prosodischen Eigenschaften herausgebildet, die durchgängig in der vorliegenden Arbeit Anwendung findet. Kapitel 5.1.2 greift die prosodischen Dimensionen im Deutschen auf. Aspekte wie die Verläufe der Tonhöhe in verschiedenen deutschen Satztypen, der bedeutungsunterscheidende Akzent, der Zusammenhang zwischen Silben und Rhythmus, die deutschen Silbenstruktur, die deutsche Sonoritätshierarchie sowie die Präferenzgesetze der SilbenstrukturPräferenzgesetze der Silbenstruktur nach Vennemann (1988) werden in diesem Teil besprochen. Kapitel 5.2 thematisiert wichtige Entdeckungen in den bisherigen chinesischen und deutschen Studien über die Chengyu-Konstruktionen und die Phraseologismen. Besonders wird anhand einer kleinen und korpusgestützten Analyse der [[Das ist zum] + [X]]-Konstruktion exemplifiziert, dass der konstruktionsgrammatische Ansatz durchaus Anschlussfähigkeit mit der traditionellen phraseologischen Forschung aufweist. Die kommenden beiden Großunterkapitel (vgl. Kap. 5.3 und Kap. 5.4) präsentieren die Untersuchungsergebnisse der idiomatischen und metaphorischen Konstruktionen im Chinesischen und Deutschen aus den vier verschiedenen Perspektiven (Prosodie, Struktur, Semantik und Pragmatik), die die Bestandteile eines von mir geforderten Analysemodells (PSSP-ModellPSSP-Modell) für eine linguistische Konstruktion darstellen. Eine präzise Zusammenfassung des PSSP-Modells findet man in Kapitel 5.5.
In Kapitel 6 geht es um die Analyse der metaphorischen Konstruktionen in Leitartikeln. Dass der prosodische sowie der pragmatische Aspekt verstärkt in die zukünftige Forschung im Bereich der Konstruktionsgrammatik einfließen sollen, wird im letzten Kapitel über den vierdimensionalen Ansatz diskutiert. Dieses Kapitel setzt sich speziell mit dem pragmatischen Aspekt der metaphorischen Konstruktionen in Leitartikeln auseinander. Die Metapher und die metaphorischen Konstruktionen werden auf der textuellen bzw. kontextuellen Ebene analysiert, wobei sie zusammen mit Frames und Argumentation betrachtet werden. Das Kapitel 6.1 zeigt die diversen Metaphern aus den chinesischen und deutschen Leitartikeln (z. B. Reisemetaphern oder Krankheitsmetaphern), die unterschiedliche Deutungsframes hervorrufen, Argumentationen unterstützen und letztendlich die persuasiven Ziele erreichen. In Kapitel 6.2 werden vier Konstruktionen aus diversen Fachbereichen analysiert, die in Leitartikeln metaphorisch verwendet werden. Zum einen können Metaphern diese Fachkonstruktionen nachvollziehbarer für die einfache Leserschaft machen, die wahrscheinlich nicht mit diesen Bereichen vertraut ist. Zum anderen können Metaphern in einer Fachkonstruktion auch die Argumentationskette des Leitartikels in einen gewollten Deutungsrahmen einlenken (vgl. die Respirator-Metapher und die Argumentationsebene in Kapitel 6.2). Im Leitartikel kommen manchmal auch kreative und neue Konstruktionen vor. Die möglichen Konkurrenzstrategien der neu geschaffenen Konstruktionen werden in Kapitel 6.3 behandelt. Die Untersuchungsergebnisse zeigen dabei folgende zentrale Konkurrenzstrategien auf: 1) die direkte Übernahme einer alten Konstruktion aus einem anderen Bereich oder Kommunikationsmodus, 2) Verengung oder Extension einer alten Konstruktionsbedeutung, 3) Auf- bzw. Abwertung einer alten Konstruktion, 4) Relativierung sowie Tabuisierung einer alten Konstruktion und 5) morphologische, semantische, syntaktische bzw. pragmatische Anpassung einer alten Konstruktion.
Kapitel 7 untersucht die Metaphern und die metaphorischen Konstruktionen im Titelbild-Titelstory-Diskurs. Zuerst wird die Beziehung zwischen einem Titelbild und der darauf stehenden Begleitkonstruktion kategorisiert (vgl. Kap. 7.1). Die linguistische Begleitkonstruktion kann ein Titelbild genau oder teilweise beschreiben oder durch die Verwendung einer Metapher auf das Dargestellte auf einem Titelbild hindeuten. Nach der Vorstellung der drei Grundkategorien werden zwei Titelbilder sowie die zusammenhängenden Titelgeschichten aus den beiden ausgewählten Nachrichtenmagazinen mehrdimensional erforscht. Kapitel 7.2 greift eine spezifische Ausgabe von Zhong Guo Xin Wen Zhou Kan im Jahr 2018 auf, wo sich die Titelstory auf den Zukunftsweg des chinesischen Fußballs sowie die Fußballreform in China bezieht. Die ausgewählte Titelstory aus der deutschen Zeitschrift Der Spiegel nimmt Bezug auf die Italienkrise und wird in Kapitel 7.3 vorgestellt. Die grundlegenden Aspekte für die Analyse auf dieser Ebene werden nochmals am Ende des Kapitels zusammengefasst (vgl. Kap. 7.4).
Das letzte Kapitel (vgl. Kap. 8) greift die Fragestellung dieser vorliegenden Arbeit wieder auf und liefert diesbezüglich eine mögliche Antwort darauf, die durch die umfangreiche Korpusuntersuchung herausgebildet wird. Die zentralen Thesen bzw. Entdeckungen aus der Untersuchung werden rekapituliert. Durch die Andeutung des möglichen Desiderats der durchgeführten Untersuchung und des zukünftigen Forschungspotenzials im Rahmen der konzeptuellen Metapherntheorien und der Konstruktionsgrammatik wird die vorliegende Arbeit abgerundet.
Auf der formalen Ebene sind die nachstehenden zwei Punkte anzumerken:
Aus Gründen der besseren bzw. ungestörten Lesbarkeit wird in der vorliegenden Arbeit durchweg das generische Maskulinum verwendet. Selbstverständlich sollen damit alle Personen, alle möglichen Geschlechter bzw. alle Menschengruppen gleichermaßen angesprochen sein.
Die Notierung aller chinesischen Namen orientiert sich am Pinyin-System und nicht am Wade-Giles-System (also Beijing nicht Peking, Yuanren Zhao nicht Yuanren Chao). Die Reihenfolge der chinesischen Personennamen im Fließtext wird an der westlichen Darstellung der Personennamen angepasst (also Vornamen stehen vor Nachnamen).
Das vorliegende Kapitel bemüht sich, durch erkenntnistheoretische Introspektion und relevante Nacherzählung der ausgewählten Metapherntheorien, sowohl in ihrer historischen Bandbreite als auch in ihren aktuellen Entwicklungen, zuerst einen praxisorientierten Begriff der Metapher und anschließend die möglichen Analysedimensionen der Metapher und der metaphorischen Konstruktionen herauszuarbeiten.
Aus den zahlreichen traditionellen Metapherntheorien werden die AnalogieAnalogie und die WortfeldtheorieWortfeldtheorie der Metapher ausgewählt und in Kapitel 2.1 in die Diskussion eingeleitet. Die Auswahl der beiden Metapherntheorien hängt von ihrer engen Relevanz zur Konzeptuellen Metapherntheorie ab. Da die Konzeptuelle Metapherntheorie zu einer der zentralen Theorien im Rahmen der Kognitiven Linguistik zählt, beschäftigt sich das Kapitel 2.2 mit den grundlegenden Prämissen der Kognitiven Linguistik, wobei das theoretischen Gegenprogramm, die Generative Linguistik, ebenfalls kurz besprochen wird. Die Darstellung der Konzeptuellen Metapherntheorie (Kap. 2.3) beginnt mit der Einführung der Embodiment-Hypothese und den relevanten Experimenten. Danach wird die Konzeptuelle Metapherntheorie mit einigen konkreten Beispielen ausdiskutiert. Im Schluss werden zwei zentrale Kritikpunkte kurz angesprochen. Anhand eines authentischen Beispiels wird in Kapitel 2.4 aufgezeigt, wie man Metapher bzw. metaphorische Konstruktion im Text identifizieren kann. Die vier wichtigen Schritte hinsichtlich der Identifikation werden in der Tabelle 6 abschließend resümiert. Kapitel 2.5 stellt zwei aktuelle Ansätze zur Metapher vor (Kövecses 2020, Littlemore 2019). In Kapitel 2.6 werden die potenziellen Funktionen der Metaphern aus diversen Perspektiven diskutiert. Da sich der Untersuchungsgegenstand auf der idiomatischen Ebene in der vorliegenden Arbeit auf die Konstruktionen mit Raum- bzw. Bewegungskonzepten bezieht, präsentiert Kapitel 2.7 die bereits gewonnen zentralen Erkenntnisse anhand einer Studie von Zhang (im Druck) in Bezug auf die OBEN-UNTEN-Metaphern im Chinesischen und Deutschen. Das abschließende Kapitel 2.8 versucht aus der theoretischen Synergie, die analytischen Dimensionen der Metapher zusammenzustellen.
Eine zufriedenstellende und allgemein gültige Begriffsbestimmung der Metapher gibt es trotz der fast unüberschaubaren Menge an Publikationen zur metapherntheoretischen Modellierung und angewandten Metaphernforschung nicht. Die aus allen möglichen Forschungsfeldern stammenden Autoren, die sich mit Metapher beschäftigen, haben mehr oder minder ein spezifisches Verständnis dazu. Die in der ersten Dimension vorgestellten zwei traditionellen Metapherntheorien, die Analogietheorie und die Wortfeldtheorie der Metapher, haben einen erkennbaren Zusammenhang mit der zentralen Konzeptuellen Metapherntheorie.
Kapitel 2.1.1 behandelt den metapherntheoretischen Ansatz von AristotelesAristoteles, wobei einige Fehlinterpretationen der Kognitiven Linguisten auch kontextuell besprochen bzw. in Frage gestellt werden. Die in Kapitel 2.1.2 eingeführte wortfeldsemantische Sicht ist in einiger Hinsicht ähnlich wie die Framesemantik, in der lexikalische Einheiten in ihrer wechselseitigen Bezogenheit stehen und den Deutungsrahmen bilden. Konkretisiert kann dies im Sinne von Behaghel (1932) paraphrasiert werden: „Geistig eng Zusammengehöriges wird auch eng zusammengestellt“. Nach der kritischen Auseinandersetzung mit den beiden mit der Konzeptuellen Metapherntheorie eng verbundenen Ansätzen wird das Ergebnis der Diskussion in Thesenform in der Tabelle am Ende des vorliegenden Unterkapitels zusammengetragen.
In der Darstellung der Analogie der Metapherntheorie (vgl. Kap. 2.1.1) wird die funktional-ausgerichtet linguistische Strömung – Kognitive LinguistikKognitive Linguistik – kurz erwähnt. Die vorliegende Arbeit ist ebenfalls in dieser linguistischen Ausrichtung angesiedelt und die bald in Kapitel 2.3 eingeführte Konzeptuelle Metapherntheorie zählt auch zu einer wichtigen Theorie innerhalb der Kognitiven Linguistik. Von daher ist vor der Einführung der konzeptuellen Metapherntheorie notwendig, einen Blick auf diese linguistische Schule zu werfen. Dabei wird auch das linguistische Gegenprogramm der Kognitiven Linguistik – Generative LinguistikGenerative Linguistik – vergleichend dargestellt.
Für die meisten Anhänger der Generativen Linguistik ist die Auseinandersetzung mit der formalen Seite eines Sprachzeichens, also im Sinne von Saussure’s langue, von zentraler Bedeutung. Nach dem angeborenen Mechanismus in der Generativen Linguistik kann man quasi alle sprachlichen Konstruktionen generieren, sobald man die universalgrammatischen Prinzipien beherrscht. Der Ausgangspunkt einer UniversalgrammatikUniversalgrammatik suggeriert zugleich, dass das Spracherwerbsproblem eher ein logisches Problem darstellt. Die Suche nach einer begrenzten Ansammlung von linguistischen Parametern oder Formeln, indem linguistische Gesetze unendliche Sprachen bestimmen und konkrete Ausdrücke ermöglichen, stellt die zentrale Aufgabe eines generativen Linguisten dar. Die Antriebskraft einer linguistischen Untersuchung soll deswegen nicht in der Wortsemantik, sondern in der Syntax, also das von der Wortbedeutung unabhängige System, liegen. Jedoch sind die meisten kognitiven Linguisten der Überzeugung, dass die sprachwissenschaftliche Beschäftigung eher die Bedeutung einzelner Sprachzeichen in den Mittelpunkt rücken soll.
Durch die Veröffentlichung des epochalen Werks Syntactical Strutures (1957) leitet Noam ChomskyChomsky, Noam die erste kognitive Revolution in der Linguistik ein. In der von Chomsky vorgeschlagenen deskriptiven Grammatikbeschreibung spielen die sogenannten Ableitungsregeln deshalb eine signifikante Rolle, die aus Erzeugungsregeln (Phrasenstrukturregeln) und Umstellungsregeln (Transformationen) bestehen (vgl. Philippi & Tewes 2010, Kap. 2 und 6). Eine andere Dichotomie, die für das generative Programm maßgeblich ist, ist die Unterscheidung zwischen KompetenzKompetenz und PerformanzPerformanz. Man erwirbt eine Muttersprache in der Regel nicht durch gesteuertes Üben von grammatischen Vorschriften, sondern in seiner unmittelbaren alltäglichen Umgebung. Zudem produziert man grammatisch richtige Sätze, ohne die konkreten grammatischen Vorschriften genau benennen zu können. Oder man beurteilt einen Satz als ungrammatisch, obwohl man den genauen Regelverstoß nicht unbedingt syntaktisch identifizieren kann. Genau dieses unbewusste Muttersprachgefühl nennt Chomsky Kompetenz, welche die „Kenntnis des Sprecher-Hörers von seiner Sprache“ (Chomsky 1978: 14) umfasst. Die durch diese Kompetenz aktivierte konkrete Verwendung in einer bestimmten Kommunikationssituation bezeichnet er als Performanz. Die generative Grammatik interessiert sich ausschließlich für die Sprachkompetenz. Die Grammatik wird dann als eine implizite Repräsentation der Sprachkompetenz angesehen. Für die generativen Linguisten ist es daher besonders wichtig, die tiefen linguistischen Strukturregeln möglichst präzise zu formulieren. Eine wissenschaftliche Auseinandersetzung mit der konkreten Gebrauchssituation eines linguistischen Ausdrucks wurde nach seiner Auffassung ausdrücklich verweigert, wie im folgenden Zitat deutlich wird:
The study of meaning and reference and of the use of language should be excluded from the field of linguistics. (…) Given a linguistic theory, the concepts of grammar are constructed (so it seems) on the basis of primitive notions that are not semantic (where the grammar contains the phonology and syntax), but that linguistic theory itself must be chosen so as to provide the best possible explanation of semantic phenomena, as well as others. (Chomsky 1977: 139)
Die grundlegende Sichtweise der Generativen Linguistik wurde in dem linguistischen Funktionalismus und Pragmatismus (sowohl synchron als auch diachron) stark herausgefordert. Bernard ComireBernard Comire, John HaimanHaiman, John, Paul HopperHopper, Paul, Sandra ThompsonThompson, Sandra und Talmy GivónGivón, Talmy zählen zu den Leitfiguren des linguistischen Funktionalismuslinguistischer Funktionalismus. Sie betrachten das Sprachsystem nicht als eine Anhäufung von statischen Regeln, sondern als ein Kommunikationssystem. Ihre Herangehensweisen sind durch einen diskursiv funktionalen und funktional typologischen Ansatz gekennzeichnet. Besonders bei Givón, dem Mitgründer von „West Coast FunctionalismWest Coast Functionalism“, wird ein gebrauchsbasierter und sprachevolutionärer Ansatz in der linguistischen Studie ausdrücklich bevorzugt. Auch die Weiterentwicklungen in der historischen Linguistik (z. B. Traugott, Heine) verlangen ein komplett neues linguistisches Paradigma, das die kognitive, verkörperte und soziokulturelle Seite eines Sprachsystems berücksichtigt. In den 1980er Jahren wurden einige „Connectionalist“-Modelle„Connectionalist“-Modell aufgestellt und diese sollten einen großen Einfluss auf den gebrauchsbasierten Ansatz zum SpracherwerbSpracherwerb im Sinne von Tomasello (2000) ausüben.
Die Ende der 1980er Jahre entstandene linguistische Schule Kognitive Linguistik zielt darauf ab, die Beziehung zwischen Sprache und Kognition auf einer sich von der Generativen Linguistik stark unterscheidenden Ebene zu diskutieren. Kognitive Linguistik versteht sich grundsätzlich als ein Gegenparadigma zu der Generativen Linguistik. Die durch die zweite kognitive Revolution gekennzeichnete Kognitive Linguistik hat ihre Wurzel in den 70er Jahren in den früheren Werken von Lakoff, Langacker, Fillmore und Talmy. Kognitive Linguistik ist mehr ein dynamisches Sammelparadigma als eine Einzeltheorie über Sprachsysteme, die verschiedene kognitive Theorien in sich vereint.
Generative Linguistik und Kognitive Linguistik
Die grundlegenden Prämissen der Generativen Linguistik
Sprache ist ein autonomes System und Syntax ist der primäre Untersuchungsgegenstand der Linguistik;
Grammatik besteht aus den hochgradig zusammenfassenden und abstrakten Ableitungsregeln, die dem Generieren sprachlicher Ausdrücke zugrunde liegen;
Sprachkompetenz ist ein besonderer menschlicher kognitiver Mechanismus, der genetisch vorprogrammiert ist.
Die grundlegenden Prämissen der Kognitiven Linguistik
Sprache ist kein autonomes kognitives System und die Kategorisierung ist die primäre Funktion der Sprache. In der Generativen Linguistik ist Grammatik eine „dekontextualisierte“ (Geeraerts 2006: 26) Systematisierung einer Sprache.
Kognitive Linguistik betrachtet Sprache als „ein Instrument für Organisation, Verarbeitung und Wiedergabe der Information“ (Übersetzung von BZ, Geeraerts & Cuyckens 2012: 4) und geht davon aus, dass Grammatik die Kontextualisierung wieder konstruieren muss.
Grammatikalisierung ist Konzeptualisierung und Konzeptualisierung ist immer perspektivisch.
Das sprachliche Wissen ergibt sich aus dem konkreten Sprachgebrauch.
Die Erschließung der linguistischen Bedeutungen befindet sich in einem dynamischen Erwerbsprozess.
Die grundlegenden Prämissen der Generativen bzw. der Kognitiven Linguistik
In diesem Unterkapitel werden der Ausgangspunkt der Konzeptuellen Metapherntheorie und die Konzeptuelle Metapherntheorie vorgestellt. Die sogenannte Embodiment-HypotheseEmbodiment-Hypothese besagt, dass die sensomotorischen Erfahrungen der Menschen die menschliche Sprache und die menschliche Wahrnehmung maßgeblich prägen. Dies bildet einen zentralen Ausgangspunkt der Konzeptuellen Metapherntheorie. In Kapitel 2.3.1 wird diese Hypothese zuerst aufgeführt, wobei die experimentellen Studien hinsichtlich dieser Hypothese selektiv vorgestellt werden. Kapitel 2.3.2 setzt sich mit einer der Kerntheorien der vorliegenden Arbeit auseinander. Dabei werden einige konkreten Beispiele in die Diskussion eingeleitet, um zu zeigen, wie diese Theorie in der Praxis verwendet werden kann. Nicht zuletzt werden Ende des Kapitels zwei zentrale Kritikpunkte an dieser Theorie kurz besprochen. Davon ist abzuleiten, dass eine korpusbasierte und sprachvergleichende Untersuchung der Metaphern vorteilhaft sein kann.
Der kognitive Ansatz, der Sprache als kein modales System betrachtet, geht davon aus, dass Kognition aus keinen abstrakten modalen Repräsentationen, die durch formale Regeln gekennzeichnet sind, besteht (Collins & Loftus 1975). Dieser Ansatz wurde in den letzten Jahren in der Diskussion im Bereich der Kognitionswissenschaften tendenziell steigend herausgefordert. Nicht wenige Studien zeigen, dass die neuralen sensomotorischen Systemesensomotorisches System während der Sprachverarbeitung ebenfalls aktiviert werden. Als eine der Leitfiguren in der Kognitionsforschung bemerkt Glenberg (1997), dass der traditionelle Ansatz zur Gedächtnisforschung zu viel die statische und passive Speicherung der Informationseinheiten im Gehirn akzentuiert. Allerdings diene das Gedächtnis seiner Auffassung nach vor allem dazu, die situative Handlung auszuführen. Diese situative Handlung beruhe auf den im Gedächtnis eingespeisten Mustern, die durch körperliche Erfahrungen entstanden sind. Man besitze die Fertigkeit, situations- und zielgemäß eine zutreffende Handlung zu vollziehen.
Der Begriff „Embodiment“ stammt wohl ursprünglich aus der Kognitionswissenschaft in der Auseinandersetzung mit dem Bewusstsein. Nach der Embodiment-HypotheseEmbodiment-Hypothese benötigt das Bewusstsein einen Körper. Der zentrale Ansatz der Embodiment-Denkweise ist somit die Abhängigkeit allen Bewusstseins von einem Körper. Die dynamische Interaktion zwischen dem physisch funktionalen Dasein eines Körpers und dessen Ausgesetztheit an die unmittelbare Lebensumgebung ist kontinuierlich zuständig für phänomenales Erleben und bewusste Erfahrung im menschlichen Alltag. Das bedeutet, dass die Wahrnehmung kein simpler Prozess der exakten Abbildung sensorischer Anreize auf ein internes Modell der Welt mehr ist, sondern eine Koordination, die sich in einer holistischen Gestalt ereignet. Linguistische Konzepte sind nach dieser Hypothese dann keine abstrakten semantischen Einträge mehr, sondern sensomotorisch kodiert. Basierend auf dieser Auffassung argumentierten Lakoff & Johnson (1980a) in ihrem Werk Metaphors We Live By, dass das menschliche Denksystem grundsätzlich verkörpert und das Sprachsystem metaphorisch sei. Eine noch klarere Darstellung über Embodiment findet man auch in Lakoff & Johnson’s Werk Philosophy in the Flesh (1999: 4):
[…] it is the striking claim that the very structure of reason itself comes from the details of our embodiment. The same neural and cognitive mechanisms that allow us to perceive and move around also create our conceptual systems and modes of reason. Thus, to understand reason we must understand the details of our visual system, our motor system, and the general mechanisms of neural binding. In summary, reason is not, in any way, a transcendent feature of the universe or of disembodied mind. Instead, it is shaped crucially by the peculiarities of our human bodies, by the remarkable details of the neural structure of our brains, and the specifics of our everyday functioning in the world. (Lakoff & Johnson 1999: 4)
Diese Embodiment-Hypothese wird später durch einige psychologische und neurolinguistische Untersuchungen teilweise bestätigt (mehr Studien siehe Fincher-Kiefer 2019; Gibbs 2017; Glenberg 2010, 2015).
Zhong & Lijenquist (2006) wiesen in drei Experimenten nach, dass eine psychologische Verbindung zwischen körperlicher Sauberkeit und moralischer Reinheit besteht. Sie argumentierten, dass mentale Konzepte aktiviert wurden, die sich auf Aufräumen beziehen, wenn eine Aktion die eigene moralische Reinheit in Gefahr brächte. So wurde in den drei Experimenten beispielsweise belegt, dass Personen zu antiseptischen Tüchern griffen, wenn eine unmoralisch konzeptuelle Vorstellung im Gehirn aktiviert wurde. In einem anderen Experiment wurden die Probanden in ein Versuchszimmer eingeladen, wo ihnen mitgeteilt wurde, dass sie an einer Studie zur Handschrift teilnahmen. Daher mussten sie eine Geschichte abschreiben. Die Probanden wurden in zwei Gruppen eingeteilt: die eine Gruppe erhielt eine „moralische“ Geschichte, in der eine hilfsbereite und ethisch gute Tat dokumentiert wurde (etwa wie „einem Mitarbeiter helfen“); die andere Gruppe erhielt eine vergleichsweise „unmoralische“ Geschichte, in der eine böse Tat wie Sabotage dargelegt wurde. Nach der Abgabe der Abschreibaufgabe bestand die Möglichkeit für alle Teilnehmer, ein kleines Geschenk als Dankeschön auszuwählen. Es gab insgesamt zwei Optionen: man konnte entweder einen Bleistift oder ein Reinigungstuch nach Hause bringen. Die Probanden, die während des Experiments eine unmoralische Geschichte abschrieben, entschieden sich vorwiegend für ein Reinigungstuch. Daher wurde die These bestätigt, dass eine enge Verbindung zwischen körperlicher Sauberkeit und moralischer Reinheit besteht. In einer Studie von Williams & Bargh (2008) wurde wiederum bestätigt, dass die physische Wärme oder Kälte die Evaluation zwischenmenschlicher Beziehungen maßgeblich beeinflussen konnte und dieser Einfluss in der Regel nicht bewusst berücksichtigt wurde. Eine metaphorische Redewendung wie „give somebody an icy stare“ (jemandem einen eiskalten Blick zuwerfen) bringt soziale Exklusion durch die Verwendung physisch kalter Konzepte zum Ausdruck. In einer weiteren interessanten Experimentreihe konnte aufgezeigt werden, dass soziale Exklusion tatsächlich ein kaltes Gefühl vermittelt (Zhong & Leonardelli 2008). Wilson & Gibbs (2007) bewiesen durch zwei weitere Experimente, dass die reale und vorgestellte Körperbewegung, die sich auf einen metaphorischen Sprachgebrauch beziehen, das unmittelbare Verständnis solcher Phraseologismen fördern konnten. Eine andere mehrfach zitierte Studie von Borodistky & Ramscar (2002) gab eindeutig Auskunft über den körperlichen Einfluss auf die Verarbeitung der Metaphern. Die an einer Kasse in einem Campus-Café an der Universität Standford anstehenden Studierenden bekamen zuerst den nachstehenden Satz zu lesen: „Next Wednesday’s meeting has been moven forward two days“ (Das Meeting am kommenden Mittwoch wurde um zwei Tage verschoben). Dann wurden sie gefragt, wann das Meeting stattfindet. Die Kunden, die im hinteren Teil der Schlange standen, antworteten eher mit „Freitag“, während die im vorderen Teil der Schlange Stehenden den nächsten „Montag“ als neuen Termin festlegten.
Pulvermüller (2005) zeigt durch eine Untersuchung enge Verbindungen zwischen der Wortbedeutung und der entsprechenden Gehirnaktivität. In seiner Untersuchung wählt er drei englische Verben aus: „kick“ (treten), „pick“ (aufheben) und „lick“ (lecken), die sich auf unterschiedliche Handlungen beziehen, die jeweils mit spezifischen Körperteilen durchgeführt (z. B. Beine, Hände und Zunge) werden können. Die Untersuchung zeigt, dass die SprachverarbeitungSprachverarbeitung nicht auf die übliche Sprachregion im Gehirn eingeschränkt wird. Vielmehr werden sämtliche Gehirnaktivitäten auch in den Arealen erfasst, die eigentlich für andere körperliche Prozesse zuständig sind. Das heißt, die semantischen Signale aktivieren dieselben Regionen im Gehirn, die auch bei der Durchführung der Handlungen aktiv sind. Moseley et al. (2012) stellten die Hypothese auf, dass eine durch emotionale Wörter hervorgerufene Aktivität auch in dem entsprechenden MotorcortexMotorcortex, der die Bewegungen von Gesicht und Armen reguliert und zugleich für den Ausdruck der Emotionen zuständig ist, messbar ist. Die Auswertung wies darauf hin, dass emotionale Wörter Gehirnaktivitäten im Motorcortex aktivierten. Eine parallele Aktivierung derselben Gehirnregion konnte auch in den Verarbeitungsprozessen der Aktionsverben beobachtet werden, die sich auf Gesicht und Arme beziehen. Ein weiterer Beleg dafür ist die von Bergen (2012) aufgestellte „verkörperte Simulationverkörperte Simulation“ (embodied simulation). Verkörperte Simulation bedeutet, dass man die zu vermittelnde Bedeutung verstehen kann, indem man mental die Erfahrung nachahmt, die durch sprachliche Symbole zum Ausdruck gebracht wird.
Die oben aufgeführten Studien aus der VerhaltenspsychologieVerhaltenspsychologie und NeurophysiologieNeurophysiologie zeigen eingängig, dass sich die Ideen eines linguistischen Ausdrucks auf sensomotorische Prozesse zurückführen lassen. Jedoch kamen solche Studien meistens im Kontext des Erstspracherwerbs zustande. Kühne & Gianelli (2019) beschäftigten sich mit der Frage, ob Embodiment auch im bilingualen Sprachverarbeitungsprozessbilingualer Sprachverarbeitungsprozess eine Rolle spielt. Jedoch räumten die Autoren selbst im Fazit ein, dass es ziemlich schwer und komplex ist, Sprachverarbeitung von L1 und L2 anhand eines Embodiment-Ansatzes zu erklären:
[…] On the one hand, L2 poses a challenge to strong views of embodied cognition: if linguistic concepts are deeply rooted in sensorimotor processes, then this should be true regardless of the use of L1 or L2. On the other hand, the same assumption of a strong link between sensorimotor experience and linguistic concepts, would predict differences between L1 and L2 grounding based on their age of acquisition (Kühne & Gianelli 2019: 6)
Die neurologischen Studien über Metaphern scheinen ihrer Auslegung nach herauszufinden, dass die Repräsentationen aus einem metaphorischen Quellenbereich in multimodalen oder nicht modalen Regionen im Gehirn verarbeitet sowie durchgesetzt wurden. Dieser Interpretationsversuch ist aber insofern problematisch, als dass eine „embodied“-Kognition eine gleichdeckende modalspezifische Repräsentation im Gehirnareal voraussetzt. Wenn die Untersuchungsergebnisse diese Voraussetzung nicht erfüllen, finden die beiden Autoren eine solche Studie nicht angebracht im Hinblick auf einen „embodied“-Ansatz. Anders betrachtet ist eine modalspezifische Repräsentation auch im Alltagsleben nicht möglich. In der Interaktion mit der Außenwelt werden viele Wahrnehmungsorgane gleichzeitig eingesetzt. Zudem liegen noch einige Beweise für multimodale Simulation aus dem Fachbereich der Verhaltenspsychologie vor (vgl. Winter & Bergen 2012).
Die Konzeptuelle Metapherntheoriekonzeptuelle Metapherntheorie, die sich durch die Veröffentlichung des bahnbrechenden Werks Metaphors We Live By (1980a) von George LakoffLakoff, George und Mark JohnsonJohnson, Mark etabliert hat, stützt sich auf die Embodiment-Hypothese. Nach ihrer Ansicht ist unser Denksystem grundsätzlich metaphorisch. Die Existenz der Metaphern wird daher nicht speziell in der schönen Literatur und Dichtung aufgebaut. Metaphern sind omnipräsent im Alltagsleben, in Gedanken und auch in Handlungen (vgl. Lakoff & Johnson 1980b: 454). Die Metapher ist ihrer Meinung nach primär „eine Sache des Denkens und Handelns und erst sekundär eine sprachliche Angelegenheit“ (Lakoff & Johnson 2008: 177). Die Metapher wird als eine selektive ProjektionProjektion aus einem UrsprungsbereichUrsprungsbereich aufgefasst, die menschliche konkrete Alltagsszenarien in einem konzeptuell abstrakten ZielbereichZielbereich umfasst. Dass man durch Metaphern eine Sache oder einen Vorgang mithilfe einer anderen Sache oder eines anderen Vorgangs versteht oder erfährt, ist das Kernmerkmal der Metaphern. Zum Beispiel spielt die Theater-Metapher im politischen Diskurs eine wichtige Rolle. Die nachstehende Tabelle veranschaulicht die metaphorische Projektion der Theater-Metapher im politischen Diskurs und zeigt einige konkreten Beispiele. Natürlich können die Aspekte der metaphorischen Projektion zwischen den beiden Bereichen unendlich sein. Hier werden nur die wesentlichen Aspekte aufgezeigt:
Ursprungsbereich
Zielbereich
Ein Theater wird von unterschiedlichen Rollen aufgeführt.
Für die Aufführung des Theaters wird eine Bühne gebraucht.
Die Bühne für die Aufführung kann auch ein Platz sein.
Es gibt gute/schlechte Schauspieler, die das Theater zu einem Erfolg/Misserfolg machen.
Theater mit einem unglücklichen Ende ist Tragödie.
Eine politische Entscheidung wird von unterschiedlichen politischen Akteuren getroffen.
Fürs Treffen der politischen Entscheidung wird z. B. eine Konferenz oder ein Gipfeltreffen gebraucht.
Die Bühne fürs Treffen der politischen Entscheidung kann auch eine politische Institution sein.
Es gibt gute/schlechte Politiker, die die gute/schlechte politische Entscheidung treffen.
Politische Entscheidung mit einer unglücklichen gesellschaftlichen Auswirkung ist Katastrophe.
Die metaphorischen Projektionen der Theater-Metapher im politischen Diskurs
Für die linguistische Metapherntheorie nach Lakoff & Johnson zählt der 1979 veröffentliche Aufsatz „The Conduit Metaphor: A Case of Frame Conflict in Our Language about Language“ von Michael Reddy zu einem der eigentlichen Ausgangspunkte neben der kognitiven Wende in der Linguistik. Ausführlichen Beobachtungen zufolge stellte er mit mehr als tausend authentischen Beispielen fest, dass die menschliche Sprache über die Sprache selbst durch folgende komplexe Metaphern konstruiert wird:
(i) ideas (or meanings) are objects; (ii) linguistic expressions are containers; (iii) communication is sending – the speaker puts ideas (objects) into words (containers) and sends them (along a conduit) to a hearer who takes the idea-objects out of the word-containers. (Lakoff & Johnson 1980b: 459)
Allerdings wurden die kontextfreien Auslegungen für einen metaphorischen Sprachgebrauch bei Lakoff und Johnson kategorisch abgelehnt. Diese sogenannte Röhrenmetapher kann beispielsweise die konkreten linguistischen Fälle nicht gut erklären, die einen Kontext zur Auslegung verlangen. Das ursprüngliche Ziel dieser Metapherntheorie besteht darin, die perspektivischen Kategorisierungsprozesse der Menschen in einer metaphorischen Projektion zu entlarven, die die richtungs- sowie handlungsweisende Macht der Metaphern in einer Argumentation hervorhebt. Aufgrund der SelektivitätSelektivität, oder anders gesagt, der PerspektivitätPerspektivität der metaphorischen Projektion wird nur ein bestimmter Aspekt, zum Zweck der pragmatischen Handlung, hervorgehoben und in einer begrenzten sprachlichen Linearität werden andere Aspekte währenddessen heruntergefahren. Diese linguistische Eigenschaft, die man mit sprachlichen Mitteln nur begrenzt perspektivisch ausdrücken kann und pragmatisch gezielt so will, wurde im Kategorisierungsprozess detailliert beobachtet. So ist auch klar geworden, dass Metaphern in sich und auch in Kombination mit anderen Metaphern durch ein kohärentes System zusammengeschweißt werden. Das heißt, innerhalb eines Projektionsbereichs sind zahlreiche Metaphern als potenzielle Bausteine einer systematischen Konstruktion der Metapher vorhanden. Zum Beispiel bilden die Reisemetapher, die Türmetapher und die Gesundheitsmetapher ein interaktives NetzwerkNetzwerk im nachstehenden chinesischen Leitartikel:
高考是人生晋级的里程碑,也是分水岭,决定着千千万万学子的人生道路 (Die chinesische Hochschulaufnahmeprüfung ist ein Meilenstein des Lebens und ein Wendepunkt, der den Lebensweg tausender Studierender bestimmt. Hervorhebung von BZ, Zhong Guo Xin Wen Zhou Kan, 25/2017: 人生实苦,但请你足够相信!)
Die chinesische Hochschulaufnahmeprüfung wird in diesem Artikel als Meilenstein bzw. Wendepunkt auf der Reise der Studierenden metaphorisiert, die die weiterführenden Lebenswege bestimmt. Der Autor geht zuerst von zwei Fällen der diesjährigen Prüfungsteilnehmenden aus. Der eine Fall bezieht sich auf das bekannt gewordene Interview von einem Schüler aus Beijing, der den ersten Platz in der Hochschulaufnahmeprüfung für Geisteswissenschaften in Beijing belegte. Der Schüler meint im Interview, dass in Großstädten wie Beijing mehr Bildungsressourcen zur Verfügung stehen. Die Schüler aus Kleinstädten können hingegen weniger Bildungsressourcen benutzen und sind dementsprechend benachteiligt im Konkurrenzkampf der Hochschulaufnahmeprüfung, eine bessere Hochschulbildungschance zu gewinnen. Es bestimmen die Orte bzw. der Familienhintergrund den Zugang zur Hochschulbildung sowie den weiterführenden Lebensweg. Der andere Fall betrifft einen Prüfungsteilnehmer mit beschränkter Mobilität. Er ist aufgrund der ausgezeichneten Gesamtpunktzahl von der Tsinghua University aufgenommen worden. Wegen seiner körperlichen Einschränkung bittet er die Universität darum, dass seine Mutter ihn während seines Studiums begleiten kann. Die Universität sagt zu und vermietet ihm eine Zwei-Zimmer-Wohnung. Nach der Einführung der beiden Fälle stellt der Autor die Frage, wie man die Bildungsgleichheit fördern bzw. verbessern kann. Dabei werden drei unterschiedliche Metaphern zum Einsatz gebracht. Die nachstehenden Metaphern zeigen nochmals, dass die Reisemetaphern öfter mit anderen Metaphern zusammen interaktiv und abwechselnd in einem Leitartikel auftreten:
Tür-Metapher: 打通寒门子弟阶层晋级的玻璃门, 天花板 (Die Glastüren und Decken für den sozialen Einstieg der Studierenden aus armen Familien öffnen, Hervorhebung von BZ, Zhong Guo Xin Wen Zhou Kan, 25/2017: 人生实苦,但请你足够相信!)
Gesundheitsmetapher: 我们必需正视教育不公平对整个社会公平造成的损伤 (Wir müssen die Verletzung ernst nehmen, die durch ungleiche Bildungschance für die gesamte Gesellschaft verursacht wird, Hervorhebung von BZ, Zhong Guo Xin Wen Zhou Kan, 25/2017: 人生实苦,但请你足够相信!)
Reisemetapher: 可以说,社会固化是从教育不平等开始的。教育的不平等是起点的不平等,之后会导致一系列不平等,比如因为不能上985、211,就不能进好单位,没有好单位就留不在大城市…..总之,由于这个起点不同,同学境遇不同,人生的分叉就越分越大了 (Man kann sagen, dass die soziale Klassenverfestigung mit der Bildungsungleichheit beginnt. Die Bildungsungleichheit ist gekennzeichnet durch den ungleichen Ausgangspunkt, der zu einer Reihe von Benachteiligungen führen wird. Zum Beispiel kann man keine besserbezahlten Stellen erreichen, wenn man nicht an einer der Elite-Universitäten wie 985- und 211-Universitäten studieren darf. Ohne gut bezahlte Stelle kann man dann nicht in den Großstädten bleiben … Alles in allem unterscheidet sich der Lebensweg stark, wenn der Ausgangspunkt und die Studienumgebung verschieden sind. Hervorhebung von BZ, Zhong Guo Xin Wen Zhou Kan, 25/2017: 人生实苦,但请你足够相信!)