Methodik der Traumdeutung - Mario Fassen - E-Book

Methodik der Traumdeutung E-Book

Mario Fassen

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Beschreibung

Das Buch umfaßt eine Systematik der verschiedenen Arten der Träume, um so, im Unterschied zur reinen und plakativen Symboldeutung, Traumbilder, Traumsymbole und Traumgeschehen richtig einordnen zu können. Die sich daraus ergebenen Aspekte werden in einen Zusammenhang gebracht. Die Entwicklung des Traumes mit ihren Folgen und Wiederholungen wird in ihrer Bedeutung betrachtet. Ein Symbollexikon gibt es auch

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Seitenzahl: 218

Veröffentlichungsjahr: 2013

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Mario Fassen

MethodikderTraumdeutung

mit Symbollexikon

Die richtige Deutung des Traumes gibt die Geheimnisseunserer Seele preis. Wie eine Tür, die leicht zu öffnen ist.

Books on Demand

Lehrmeinungen oder Informationen ohne eigene Erfahrungen können die Intuition, das Empfinden und auch die Reflexion erheblich beeinträchtigen.

Ich bedanke mich bei Johannes Sander, der durch seine Korrekturhilfen zum Gelingen des Buches beigetragen hat, und allen, die mit mir ihre Träume besprachen und damit zum Gelingen des Buches beigetragen haben.

Lieber Leser, mein nächstes Buch wird eine Fallsammlung von Träumen sein. Gedeutet, so wie es hier in diesem Buche zu erlernen ist. Deshalb bin ich weiterhin froh, wenn Sie mir Ihre Träume schicken.

[email protected]

Inhaltsverzeichnis:

Warum der Mensch träumen muß

Der Sinn der Traumdeutung

Schlafstörungen

Die Traumerinnerung

Kontraindikation

Die Traumbetrachtung

Was bringen die Träume zum Ausdruck?

Der Wahrtraum

Korrektur-Traum

Ergänzungstraum

Projektionstraum / Spiegelung

Kompensationstraum

Wunschtraum

Vision

Das Ich im Traum

Ich-Spaltung im Traum

Die Traumpersonen

Bekannte Personen:

Wechselseitige Einflußnahme bekannter Personen

Die bekannte Person als Projektionsfläche

Unbekannte Personen

Das Gegengeschlecht

Vater und Mutter im Traum

Weitere Personen

Der Narr

Wegweisende Personen

Mystische oder weise Personen

Begleitende Personen

Gott

Die Personenzahl

Tiere im Traum

Pflanzen im Traum

Die 4 Elemente im Traum

Traumwiederholungen

Kollektivträume

Objektive und subjektive Betrachtung

Die einfachste und wichtigste Form der Traumdeutung

Vorgehen bei der Traumanalyse

Persönlichkeitsentwicklung im Traum

Traumdeutung über die Assoziation

Bewußtes Träumen

Tod und Sterben, Zeichen der Wandlung

Kinderträume

Verdichtung

Das deutliche Sprechen im Traum

Körpergefühl

Sexualität im Traum

Angst- und Alpträume

Vorwort zum Symbollexikon

Lexikon der Traumbegriffe

Weitere Hinweise zum Traum:

*Begriffserklärungen

Warum der Mensch träumen muß

Der Mensch muß träumen, weil er im Laufe des Tages das, was er bewußt oder unbewußt in Erfahrung bringt, mit seiner Vergangenheit und seinen Visionen verbindet und diese Verbindungen einer Nachbearbeitung bedürfen. Hindert man ihn daran, indem man die Traumphasen durch Aufwecken unterbricht, stellen sich nach kurzer Zeit psychische Probleme ein. Dem Träumen kommt also die wichtige Aufgabe zu, den Menschen psychisch gesund zu erhalten.

Wir können nur darüber spekulieren, was in den Traumablauf alles mit hineinwirkt, denn über Träume wissen wir noch viel zu wenig. Wahrscheinlich wirkt auch das Zukünftige mit in den Traum hinein; also der Traum berücksichtigt Dinge, die noch gar nicht eingetreten sind. Das ist zu vermuten, weil es unzweifelhaft Träume gibt, und das ist noch nicht einmal so selten, die Zukünftiges vorwegnehmen, und warum soll das Zukünftige dann nicht auch den Traumablauf mitbestimmen. Wir sehen bekanntlich nur das, was sich bereits verändert hat. Den Anfang einer Entwicklung können wir nur ahnen, aber der Traum verarbeitet sie bereits vorab.

Bei der Traumdeutung soll man sich nicht dem Glauben hingeben, alles deuten zu können. Bisweilen werden uns ganze Träume unverständlich bleiben. Die nicht zu deutenden haben in der Regel einen einmaligen Trauminhalt, den wir so in weiteren Träumen nicht mehr finden werden. Manche Träume werden erst nach einiger Zeit im Rückblick verständlich, nach dem sich weitere Ereignisse im Leben eingestellt haben.

Wichtig ist es zu wissen, daß der Traum einen bedeutenden Einfluss auf unser psychisches Wohlergehen hat, deswegen sollen wir lernen, wenigstens einigermaßen sinnvoll mit ihnen umzugehen. Es hilft z.B. nicht, einen Menschen aufzuwecken, weil wir glauben, daß dieser gerade beängstigende Träume habe. Denn wir müssen lernen, auch im Traum mit den Ängsten umzugehen. Das bereitet keine Probleme, wenn das Ich erst einmal die Notwendigkeit der Träume begriffen und verinnerlicht hat. Das Ich im Wachen ist auch immer das Ich im Traume, daher wirkt das Verständnis, das wir im Wachen erlernt haben, auch mit in das Traumbewusstsein hinein.

Der Sinn der Traumdeutung

Im Traum werden uns Dinge offenbart, die uns beeinflussen, ohne daß wir im Wachen Notiz davon nehmen, oder wir werden mit unseren eigenen unreflektierten Handlungen konfrontiert. Was wir durch den Traum in Erfahrung bringen sollen, wird beispielhaft in Bildern dargestellt. Das, was wir im Wachen unbewußt und unreflektiert durchleben, konzentriert sich sozusagen im Traumbild. Der Traum wählt dabei nicht die Verbalisierung der Thematik, sondern er erzeugt Bilder, die auf unsere seelische Ebene zurückwirken. Ein Bild wirkt langsam, dafür aber tiefgreifend und dauerhaft. Eine verbale Belehrung soll wohl wirksamer sein. Was sie aber wirklich bewirkt, haben wir mit der Epoche der Aufklärung erfahren: nämlich nichts!

Durch die Traumbetrachtung und die Deutungsversuche haben wir die Möglichkeit, den Einfuß des Traumes in die Bewußtseinsebene zu bringen. Dadurch werden uns unbewußte Dinge bewußt. Der Träumer kann sich jetzt mit den anstehenden Problemen besser auseinandersetzen, und die Prozesse des Lebens können sich schneller entwickeln.

Träume, die aus der Leichtschlafphase stammen und Träume aus der Tiefschlafphase unterscheiden sich sehr. In der Leichtschlafphase werden Alltagserlebnisse und persönliche Schwierigkeiten verarbeitet. Was wir im Traum erleben, könnte sich zumindest ansatzweise auch so in unserem Leben zutragen. Träume aus der Tiefschlafphase haben keinen Bezug zum Wachleben und besitzen zumeist eine eigentümliche, mystische Beschaffenheit. Sie sind der Ort der Charakterbildung. Hier nimmt das Unbewußte Einfluß auf die Persönlichkeitsentwicklung. Träume aus der Tiefschlafphase werden nicht so leicht erinnert wie die aus dem oberflächlichen Schlaf, es sei denn, es handelt sich um Alpträume, die immer aus der Tiefschlafphase kommen. Auch im Tiefschlaf ist der Mensch unentwegt mit Träumen beschäftigt. Aufweckversuche haben das bestätigt.

Schlafstörungen

Diejenigen, die glauben, nicht genügend zu schlafen und dann mit Barbituraten hier Abhilfe schaffen zu müssen, sollen folgendes bedenken: Wer psychisch regenerieren muss, hat keinen so tiefen Schlaf, weil im leichten Schlaf die Probleme des Alltags träumerisch bewältigt werden. Wer sich psychisch nicht auf der Höhe fühlt, muß träumen, und wer durch einen Tiefschlaf körperlich Entspannung sucht, soll sich zuvor körperlich belasten. Es ist durchaus möglich, daß unser Organismus auf Grund einer psychischen Überlastung nicht mehr in die notwendige Tiefschlafphase gelangt; also müssen wir dafür Sorge tragen, daß die körperliche Last durch Körperarbeit in den Vordergrund gerückt wird.

Wer unter nächtlichem Gedankenandrang leidet, wer also die begleitenden Probleme des Tages, die ihn zum Grübeln zwingen, mit in die Nacht hinein nimmt, soll den einströmenden Gedanken keinen Dialog ermöglichen. Wenn die nächtlichen Fragen, die wir uns stellen, keine Antwort erhalten, machen sie keinen Sinn und erschöpfen sich. Den Gedankenandrang können wir nicht abstellen wie z.B. einen Wasserhahn, aber wir haben die Möglichkeit, den Dialog mit den Gedanken zu verweigern. Wer unter Gedankenandrang leidet, soll seine Gedanken in eine Monotonie überführen, wie z.B., wenn man sich die Frage zum morgigen Tag stellen muss: Was mache ich morgen, was mache ich morgen, was mache ich morgen, ...? Wichtig ist, daß kein nächtliches Selbstgespräch entsteht.

Wir müssen allerdings trennen zwischen Grübeln und Denken, weil das gerne in einen Topf geworfen wird. Denken ist zielgerichtet und hat ein Ergebnis zur Folge, worauf sich der Gedanke nicht mehr wiederholt. Grübeln ist eine Neurose; es wiederholt sich immer wieder, es nimmt endlos Zeit in Anspruch und es führt zu keinem Ergebnis. Bei der Grübelei sind sehr oft Versagensängste, Minderwertigkeitsgefühle und sich selbst herabsetzende Gedanken im Spiel. Grübeln belastet das Leben und führt zu nichts.

Die Traumerinnerung

Wenn immer von Träumen die Rede ist, melden sich Menschen zu Wort, die behaupten, nicht zu träumen. Es stellt sich die Frage, warum machen manche angeblich hiervon eine Ausnahme?

Albert Adler meinte, wer sich im Wachzustand mit seinen Konflikten ausreichend beschäftigt, träumt weniger häufig und intensiv. Aufweckversuche lassen allerdings keinen Unterschied in der Häufigkeit an Träumen erkennen.

Hat ein Mensch irrationale Gedanken, hat er eine große Konfliktproblematik. Seine Träume sind deshalb intensiver oder man kann auch sagen - immenser, beladener –eben konfliktträchtiger, weshalb die Träume bei ihm besser in Erinnerung bleiben.

Erinnern wir uns unserer Träume nicht mehr so deutlich, also treten sie nicht deutlich in unser Bewußtsein hinein, sind sie zwar vorhanden, aber nicht zu rekonstruieren. So erinnert man sich diffus, irgend´was geträumt zu haben, scheinbar ohne sich der Traumbilder überhaupt erinnern zu können.

Um ein Bild in unserem Gedächtnis wachrufen zu können, muß es überhaupt erst einmal im Bewußtsein vorhanden sein. Ergänzende Informationen oder bereits bekannte Bilder bleiben weitaus besser im Gedächtnis hängen, als ein bis dahin unbekanntes Bild. So kann es auch sein, daß nach einem bestimmten Traum ein weit zurückliegender plötzlich gut erinnert wird, obwohl wir ihn zuvor nur noch lückenhaft im Gedächtnis hatten. In Verbindung mit einem Traumtagebuch stoßen wir immer wieder auf Ungewöhnliches, das sich nicht leicht erklären läßt.

Verweigert der Träumer das Erinnern, so bleiben ihm die Bilder fremd. Nicht jeder Mensch ist an seiner Entwicklung interessiert, denn Entwicklung verlangt, sich Herausforderungen stellen zu wollen. Wer die Augen vor sich verschließt, kann sich seiner Träume schlecht erinnern und will es auch gar nicht, es sei denn, sie treten mit Gewalt hervor. Zum Beispiel hat der Depressive, der die Konfrontation scheut, auch eine schlechte Traumerinnerung. Eine weitere Ursache der schlechten Traumerinnerung mag auch darin begründet sein, daß, je mehr der Mensch auf der Flucht vor sich selbst ist und sich weigert, die reale Situation zu erfassen, seine Träume unverständlicher und verworrener sind, so daß die Träume fast nicht mehr reproduzierbar sind, und man sich nur noch vage erinnern zu können glaubt.

Hysterische Personen haben zum Teil ein sehr ausgeprägtes, buntes, aber scheinbar banales Traumleben. Vergleichen wir es mit dem Traumleben eines Depressiven, der fast keine Impulse im Traum besitzt, so erkennen wir, wie der Traum das eigene Leben reflektiert. Eine unbefriedigende Traumerinnerung haben wir auch, wenn wir dem Traum etwas abzwingen wollen und ihm mehr Bedeutung beimessen als der Realität.

Wer ein Traumtagebuch führt, kann erkennen, daß an bedeutenden Tagen auch bedeutende Träume entstanden sind. Wer den bedeutenden Traum im Vorhinein erwartet, bei dem bleibt er aus. Überhaupt scheint das Unbewußte kein Interesse an einer Beweisführung zu haben, denn es entzieht sich, wenn man ihm zu viel Aufmerksamkeit schenkt. Der Vorführeffekt ist ja allgemein bekannt, auch der Traum läßt sich nicht planen.

Es gibt Menschen, die nach ihrem Traumverhalten gefragt, sich stolz auf die Schulter klopfen. Die einen glauben, niemals zu träumen. Das sind die Ignoranten. Sie verstehen es, ihre Problematik nicht wahrzunehmen. Was sie erst einmal verschweigen, ist, daß sie einen alten Traum in guter Erinnerung haben. Wenn ein früherer bedeutender Traum ungelöst bleibt, so fällt meist das Erinnerungsvermögen für weitere Träume aus. Durch das Noch-erinnert-werden behält der Traum weiterhin seine wichtige Funktion und überlagert wahrscheinlich die neuen Träume.

Dann gibt es auch noch die stolzen Strategen. Sie wissen, daß sie träumen. Der Stolz nimmt Bezug auf das Geschick, Strategien zu haben, die eigenen Schwächen und die eigene Problematik zu verleugnen.

Traumbeispiel: Ich befinde mich in einem fremden Land und werde von unbekannten Männern verfolgt. Ich laufe in ein Gewässer, das ich sofort wieder verlasse und verwische hinter mir die Spur. Die Männer denken jetzt, ich sei ertrunken.

C.G. Jung beschreibt noch ein weiteres Phänomen, warum manche Menschen angeblich nicht träumen. Er konnte beobachten, daß bei manchen Menschen die Träume ausgewandert sind. Personen in ihrer unmittelbaren Umgebung träumen dann von Dingen, die sie nicht betreffen, aber mit dem Leben der Nichtträumer im Zusammenhang stehen. Das kommt z.B. bei Ehepartnern vor oder bei Kindern, die die Träume der Eltern träumen.

Kontraindikation

Auch bei der Traumdeutung gibt es eine Kontraindikation. Solange die Traumanalyse eine spürbare Selbstsicherheit oder Angstverminderung im Wachleben bewirkt, sollten wir uns auf jeden Fall mit unseren Träumen beschäftigen.

Entstehen neurotische Ängste, ein übersteigertes Selbstwertgefühl oder wird der Außenkontakt abgebrochen, ist eine Fachkraft heranzuziehen.

Grundsätzlich abgeraten wird Menschen, die bereits unter schweren Kontaktstörungen leiden und solchen, deren Bezug zum realen Leben bereits wesentlich gestört ist. Bei Personen mit einer latenten* Psychose oder solch einer Vorgeschichte ist besondere Vorsicht geboten. Durch das ständige Suchen in der Phantasie wird die Psychose genährt. In einem solchen Zustand ist es erforderlich, die am Tage produzierten Vorstellungen mit einer geschulten Person, auf kurze Zeit begrenzt, nach vorausgegangener körperlicher Arbeit nach dem Vorgehen der Traumanalyse zu erörtern. Denn der Bezug zur Außenwelt muß immer hergestellt sein, bevor man sich dem Unbewußten nähert. Typische Träume, die vor dieser Gefahr warnen, sind: außerhalb der Erde schweben, nicht mehr auf der Erde sein, sich in fernen Welten befinden, den Kontakt zur Erde verlieren und ähnliches.

Das gehäufte Auftreten außer Kontrolle geratener Elemente wie Fluten, Wirbelstürme, Erdbeben, Feuersbrunst usw., die uns zu vernichten drohen, können zum Abbrechen der Analyse auffordern, müssen es aber nicht. Ein Fachkraft muß eine Psychose ausschließen, so daß man dann von einem aktuellen Orientierungsverlust sprechen kann. Dann sind es keine Zerstörungsträume, wie z.B. eine vernichtende Feuersbrunst, sondern Träume, wie z.B. ein Erdbeben oder eine Weltuntergangsstimmung. Bei solchen Träumen soll der Träumer sich selbst fragen, inwieweit er sein Leben momentan real erfaßt.

Generell ist das Besprechen der Träume mit einer Person seines Vertrauens wirkungsvoller, schon aus dem Grunde, weil man dazu neigt, sich selbst falsch einzuschätzen und die Traumbedeutung seinen Wünschen anzupassen.

Menschen, die versuchen, aus der Welt zu fliehen, haben nicht selten phantastische Träume. Sie tauchen z.B. durch das Meer oder mit Delphinen oder schweben mit Seifenblasen in der Luft oder ähnliches. Diese Träumer fühlen sich dann mit ihren Träumen und Phantasien sehr wohl, weshalb sie für eine ernsthafte Psychotherapie nur selten zu haben sind, aber leider um so mehr für Psychopharmaka, denn man kann ja nicht nur träumen. Selbstmordgedanken sind bei diesen Menschen häufig anzutreffen.

Nicht zu erreichen durch Träume sind extreme Neurotiker, welche bereits damit ausgelastet sind, den Eindrücken aus dem täglichen Leben zu entweichen, ganz zu schweigen von den Eindrücken des Unbewußten.

Menschen mit mangelnder Eigenkritik und ausgeprägtem Geltungsstreben sollten sich ebenfalls von der Traumanalyse fernhalten. Nicht, weil sie ihnen zur Gefahr wird, sondern weil sie durch den Drang des Profilierens, indem sie alles Ernste banalisieren und ungekehrt, alles Banale zur Erhabenheit steigern wollen, ihre Umwelt zusätzlich belasten. Sie versuchen sowieso nur, sich mit ihrem Gerede interessant zu machen.

Die Traumbetrachtung

Zu Freuds Zeiten und leider zum Teil noch heute hat man den Eindruck, der Traum wird herangezogen, um durch seltsame Regeln dem Träumer die Vorstellung des Psychotherapeuten plausibel zu machen. Wer träumt, er sei in einer Kirche, so soll der Wunsch im Bordell liegen. Tauchen wir an diesem heiligen Platz die Hand auch noch in ein Becken, so erfährt der Traumdeuter eine Steigerung seiner Phantasie, um nicht diese vorgefaßte und sexistische Interpretation ändern zu müssen, die er dem Träumer in die Schuhe schiebt. Überhaupt versuchte der Traum nach manch althergebrachter Lehrmeinung, den Träumer nur an der Nase herumzuführen. Das eigentliche Problem soll nach dieser Vorstellung vom Träumer ferngehalten werden, um ihm einen ruhigen Schlaf zu gönnen. Ganz ohne Grund ist diese Theorie nicht entstanden, denn es stellt sich immer wieder die Frage, warum der Traum nicht deutlich zeigt, was es zu erkennen gibt? - Weil der Mensch es nicht erträgt und versteht, wenn Realität sich ihm zeigt. Wer längere Zeit Menschen mit ihren Träumen beobachtet, wird erkennen, wie scheinbar nebensächliche Dinge langsam, aber deutlich in ein Zentrum rücken. Zum Teil wäre es möglich, den Traum beim ersten Gespräch zu klären, aber es dauert unter Umständen über ein Jahr, mit weiteren Träumen dies zu erreichen.

Betrachten wir Träume objektiv, so erkennen wir eine gewisse Gesetzmäßigkeit, die sich auch im Wachen wiederfindet. Anhand des Depressiven und des Hysterischen habe ich es schon erwähnt. (s. Traumerinnerung Seite →) Das heißt, wenn wir den Traumablauf vergleichen mit dem Ablauf im Wachen, ohne den Traum zu deuten, läßt sich leicht ein Zusammenhang zum Träumer herstellen. Dieser Zusammenhang bereitet für das eigene Traumdeuten Schwierigkeiten, da unsere Schwächen, welcher der Traum beschreibt, für uns nicht so einsichtig sind. Unter Umständen jedoch sehr deutlich für die anderen. Das Unbewußte besitzt die Möglichkeit, die auf uns zutreffenden Bilder und Situationen selbst herbeizuführen, ähnlich einem Künstler, der etwas zum Ausdruck bringen will. Dabei stört das Unbewußte sich nicht daran, wie das Ich darüber denkt, sondern es zwingt das Ich, die Bilder wahrzunehmen. Aber es darf dem Traum nur entnommen werden, was der Traum tatsächlich zu erkennen gibt. Fortwährend muß man sich die selbstkritische Frage stellen: gibt der Traum auch tatsächlich das zu erkennen, was wir in ihn hinein interpretieren. Immer wieder besteht die Tendenz, vom eigentlichen Traumgeschehen abzuweichen, um ihm wünschenswerte Interpretationen zu geben, von Seiten des Träumers als auch der Person, mit der man einen Traum bespricht.

Es ist wirklich nicht einfach, für manche sogar unmöglich, die geträumte andere Person als Projektionsfläche* zu akzeptieren. Wieder Andere schlucken unkritisch und unreflektiert alles, was der Traumdeuter in ihre Traumbilder hineinphantasiert.

Ein Traumbeispiel aus einem Traumbuch, dessen Deutung der Träumerin nicht gerecht wurde: Eine alleinstehende Frau geht mit James Dean an der Hand in ein Getreidesilo. Er bedeckt sie und sich selbst mit Getreide, um zu sterben. Sie zieht ihn dann wieder heraus und das Ganze beginnt von vorne, mehrmals hintereinander.

Der Traum wurde sexuell gedeutet, da die Frau angeblich unter sexuellen Beziehungsstörungen litt. Aber trotzdem weist in diesem Traum nichts auf Sexualität hin. Der Traumprinz ist das Gegenteil einer realen sexuellen Beziehung, also asexuell. (s. Gegengeschlecht S. →) Ein Leben ohne sexuelle Beziehung muß nicht unbedingt zu einer sexuellen Störung führen und auch nicht als solch eine gedeutet werden. Was der Traum tatsächlich zu erkennen gibt, ist das Ideal an ihrer Hand. Da es bereits verstorben ist, bleibt ihr nichts übrig, als mit ihm zu sterben, obwohl sie es nicht will, weil sie ihn immer wieder herauszieht. Das wäre eine scheinbare mögliche Deutung, wenn die Träumerin sich damit identifizieren kann.

Nicht jeder Traum bedarf einer Lösung und nicht jeder Traum kann geklärt werden. Aus dem Traum oben sind einige Schlüsse zu entnehmen. Für den James Dean läßt sich eine Erklärung finden, wobei die Bedeutung des Getreidesilos für uns, ohne die Frau zu befragen, unter Umständen im Verborgenen bleibt, selbst für die Frau.

Kommen Träume aus den tiefen Schichten des Unbewußten, können nur Vermutungen angestellt werden. Sie besitzen meist einen eigenartigen Charakter. Höhlen, heilige Stätten, Schlangen, Fische, Reptilien oder mystische Personen sind typische Bilder dieser Art. Diese Symbole übersteigen meist unsere Bewußtseinsebene. Sie haben keinen Realitätsbezug. Häufig treten sie auf, wenn ein neuer Abschnitt einer Persönlichkeitsentwicklung beginnt. Solche Träume sind ein Hinweis, aber der Inhalt ist nicht zu deuten.

Dazu passend ist folgendes Traumbeispiel: „In einer eigenartigen Gegend steht eine Mauer. Es kommen Priester und sagen, man muß unter der Mauer, in der Erde, ein Kind befreien.“

Mit einer Mauer schützt man sich, grenzt aus oder baut darauf auf. Priester berühren die spirituelle Ebene und ein Kind ist immer ein Hinweis auf das Zukünftige, das sich entwickelt. Und trotz dieser Hinweise wissen wir nicht, was der Traum für den Träumer jetzt im Einzelnen bedeutet.

Was bringen die Träume zum Ausdruck?

Bevor wir die Träume genauer betrachten, müssen wir wissen, auf was alles uns der Traum verweisen kann. Träume können uns Realität zeigen, sie können falsche Vorstellungen korrigieren, unsere Situation von einer anderen Seite beleuchten, uns einen Spiegel vor die Nase halten, Hintergründe offenbaren, Wünsche befriedigen und einen Blick in höhere Dinge gewähren.

Woran erkennen wir die einzelnen Träume?

Der Wahrtraum

Wahrträume haben eine deutliche und direkte Botschaft. Sie beinhalten keine Symbolik, stattdessen zeigen sie uns die momentane oder zukünftige Realität.

Diese Träume haben immer einen realen Charakter. Das heißt, das was sich in solch einem Traum ereignet, kann unter Umständen auch so im Wachen auch so gesehen werden. Das Traumbild tritt dabei so deutlich in Erscheinung, daß ein dem Wachleben gleicher Eindruck entsteht. Man kann auch sagen: Je realistischer sich das Traumbild abzeichnet, um so mehr tritt seine symbolische Deutung in den Hintergrund.

In Wahrträumen ist das Ich nur selten eingebunden, der Träumer wird lediglich zum Betrachter des Geschehens. In der Regel haben diese Träume eine sehr kurze Handlung oder keine wechselnden Bildszenen. Besteht eine gewisse Dringlichkeit, den Hinweis zu beachten, enden die Träume mit plötzlichem Erwachen. Schenkt der Träumer dem keine Beachtung, wiederholt sich der Traum entsprechend mehrmals in der Nacht.

Warnungen werden in der Regel von verstorbenen Personen ausgesprochen. Ernstzunehmende Personen sind dann besonders die Mutter (wenn es sich nicht um den Nachhall der Kindheit handelt) oder Freunde, wenn ein gutes Verhältnis zu ihnen bestand. Die Sprache der warnenden Person ist deutlich zu hören, im Gegensatz zu den üblichen Träumen, wo die Sprache nur wissentlich mit ins Wachleben genommen wird. In sehr seltenen Fällen geht die Warnung auch von mystischen Personen aus.

Bei den Wahrträumen, die sich eins zu eins mit der Realität decken, finden wir zwei Kategorien:

1. Der Traum zeigt Realität, die es unbedingt zu beachten gilt. Sie sehen im Traum z.B. einen schadhaften Reifen an ihrem Fahrzeug oder der Teich in ihrem Garten wird plötzlich zu einer Gefahr für ein Kleinkind. Das Traumbild oder der Traumablauf soll nach dem Erwachen unbedingt überprüft und berücksichtigt werden. Der Traum zeigt nicht das Ergebnis der Nichtbeachtung, oder es wird höchstens nur symbolisch angedeutet, denn sonst wäre es ja kein Wahrtraum.

2. Der Traum zeigt eine Banalität, die sich zu einem späteren Zeitpunkt auch tatsächlich so ereignen wird. So sieht der Träumer z.B. im Traum einen Specht mit einen Stück Plastik im Schnabel auf seiner Fensterbank sitzen und am kommenden Tag sitzt der Specht mit diesem Plastikteil auf der Fensterbank. Bis dieser Traum sich bewahrheitet, können Tage, Wochen, Monate und manchmal sogar Jahre vergehen. Das Eigenartige bei solchen Träumen ist tatsächlich das Unbedeutende, auf das der Traum hinweist. Vermutlich kompensiert man mit diesen Banalitätsträumen die irrationale Vorstellung, Input sei gleich Output, also das Leben nach festen Regeln planen und gestalten zu können.

Realistische Traumbilder kommen aber auch außerhalb von Wahrträumen vor und zwar dann, wenn es für den Träumer wichtig wird, etwas anzuerkennen. Das Traumbild und die Handlung haben dabei keinen realen Hintergrund, und das Traumbild, das sich deutlich hervorhebt, macht nur einen Teil der Traumhandlung aus. Wenn aber Träume die Realität widerspiegeln, z.B. berechtigte Sorgen und Ängste im Traum ihre Bearbeitung finden und die Befürchtungen dann endlich eintreffen, hat das nichts mit Wahrträumen zu tun. Sie sind schon deshalb keine Wahrträume, weil das Traumbild lediglich einen Zusammenhang zum kommenden Ereignis erkennen läßt, aber nicht originalgetreu das Geschehen zeigt.

Dazu ein mir erzähltes Traumbild:

„Eine aus unserem Wohnviertel mir bekannte Schlägerbande lungert auf der Straße herum. Als sie mich sehen, halten sie mich fest und drohen, mein Auto zu demolieren, sollte ich nicht von hier verschwinden."

Diese Träume wiederholten sich auf ähnliche Weise über 2-3 Wochen hinweg und enden, als der Träumer tatsächlich eines Morgens seinen Wagen mit eingeschlagenen Scheiben und zerstochenen Reifen vorfindet.

Wenn Träume wiederholt den realen Lebensbereich thematisch verarbeiten, dann soll der Träumer aus dem Traumergebnis für sich die notwendigen Konsequenzen ziehen. Diese Träume kündigen kein Unheil an, sondern verlangen eine Veränderung, im Fall dieses Träumers einen Wechsel seines Lebensbereichs. Wer in einem Stadtbezirk mit Schlägerbanden wohnt, kann kein friedliches Miteinander erwarten.

Man muß an dieser Stelle hinzufügen: Abzuwendende Ereignisse können sich nicht in der Form als Wahrtraum zeigen, wie ich das in der ersten Kategorie der Wahrträume beschrieben habe. Ein Wahrtraum hat immer ein unabwendbares Ereignis zur Folge, sonst wäre es keiner. Ist das zukünftige Ereignis abwendbar, wird es nur beispielhaft gezeigt. Generell kann aber gesagt werden, wenn das Ich im Traum wiederholt Schaden erleidet: Überprüfen Sie ihre Einstellung und den eingeschlagenen Weg.

Ich will noch einen weiteren Traum zitieren, den eine Träumerin als Wahrtraum verstanden wissen wollte, der aber von seiner Struktur her keiner war. Sicherlich wirft er einige Fragen auf, die schwer zu beantworten sind.

Traum: „Die große Fichte vor meinem Zimmerfenster wird gefällt.“ Die Fichte im Traumbild sah etwas anders aus und stand nicht genau am gleichen Ort als die real existierende. Die Träumerin zeigt sich sehr bestürzt, als eine Woche später der Baum tatsächlich der Säge zum Opfer fiel. Sie bekannte diese Aktion als Respektlosigkeit gegenüber der Schöpfung. Das war eine Projektion*. Als die Frau ein Jahr später von ihrer Tante ein Haus erbte, in dessen Garten sich eine gesunde stattliche Fichte befand, war eine ihrer ersten Aktivitäten, den Baum zu fällen.

Meine langjährige Erfahrung hat mich noch auf eine weitere Gruppe aufmerksam werden lassen, die gerne als Wahrträume behandelt werden, aber ich sie im Grunde genommen nicht für solche halte: Nach dem 11. September 2001 wurden mir vermehrt Träume dieser Art des Vorgefallenen mitgeteilt. Diese Träumer glauben, daß zwischen diesem Ereignis in New York und einem vorausgegangenen Traum ein Zusammenhang bestehe. Solche Gleichzeitigkeiten waren zu dieser Zeit sehr auffällig, kommen aber nicht nur in Träumen, sondern auch im Alltag vor. Es wird z.B. eine bestimmte Person thematisiert, die dann unverhofft hinzutritt. Der Volksmund formte daraus sogar einen Reim: „Wird der Esel benannt, so kommt er gerannt.“

Oder das Krankenhauspersonal, das Tage kennt, wo verschiedene Patienten mit den gleichen außergewöhnlichen Verletzungen eingeliefert werden, ohne daß es einen offensichtlichen Zusammenhang gibt. Hier würden sich noch viele Beispiele aufzeigen lassen, und die meisten Leser wissen über eigene Erfahrungen zu berichten. C.G. Jung bezeichnete diese Ereignisse, die in einem inhaltlichen, sinnhaften Zusammenhang auftreten, als „Synchronizität der Gegenwart“.

Generell kann man sagen, wann immer das Ich im Traume Schaden erleidet, soll der eigene Lebensweg überprüft werden.

Aus dem Film: Der behexte Neptun. Paulchen als Sportsmann

Korrektur-Traum

Korrektur-Träume geben unserem Leben eine neue Richtung. Das Geschehen im Traum beeinflußt durch unentwegtes Erinnern den folgenden Tag und soll so einen falschen Lebensweg oder eine falsche Einstellung zum Leben korrigieren.

Die meisten Träume dieser Art bereiten Erschrecken und Angstgefühl, manche ermuntern, und in ganz seltenen Fällen bereiten sie Schamgefühle. Der reale Hintergrund muß nicht immer leicht zu erkennen sein.

Ein Traumbeispiel mit realem Hintergrund: Ein Mann spielt mit der Überlegung, seinen Vater in seine Familie mit aufzunehmen. Die Mutter war gestorben und der Vater lebte alleine.

Traum: Es klopft an die Tür. Die Tür öffnet sich, und draußen steht der Vater in der Gestalt des Teufels.

Durch den Schreck erfolgte spontanes Erwachen. Der Mann hatte zuvor die Wutausbrüche seines Vaters, unter denen er früher schwer zu leiden hatte, beschwichtigt, um die Aufnahme in die Familie zu ermöglichen. Der Traum hatte seine Wirkung nicht verfehlt.