Mia - Larissa Pirell - E-Book

Mia E-Book

Larissa Pirell

4,8

Beschreibung

Mia, eine frisch getrennte, alleinerziehende Mutter ist unzufrieden was ihr bisheriges Sexleben betrifft, denn sie weiß, dass es durchaus auch spannend und erfüllend sein könnte. Bisher hat sie sich nie wirklich getraut aus sich herauszugehen, doch um ihr neugestecktes Ziel, eine Hure im Bett zu sein, verwirklichen zu können überwindet Mia sich. Ihre sexuellen Abenteuer führen sie in eine Welt der Leidenschaft und Hemmungslosigkeit. Sie wird mit ihren eigenen, dunklen und teilweise abschreckenden Neigungen konfrontiert um letztendlich aber zu sich selbst zu finden.

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Nothing is so strong as gentleness,And nothing is so gentle as true strength.(Ralph W. Sockman)

Für alle Frauen, die in sich selbst gefangen sind.

Ein herzliches Dankeschön an

„Lucy“, für ihre Freundschaft, ihren Beistand, ihren Zuspruch,ihre Unterstützung und dafür, dass sie stets wieein Fels in der Brandung an meiner Seite steht.

Jenny, für ihre Freundschaft, ihre Motivation und ihrenGlauben an mich, meine Geschichte und meinen Weg.

Das rote Bienchen, für das Zuhören, das Trösten und dasoffene und ehrliche Wort.

Die Männer dieses Buches. An die „Guten“ und die„Schlechten“, für viele Lernaufgaben und Herausforderungenauf meiner Suche zu mir selbst.

„Logan“, für seine Liebe, seine Treue, sein Verständnisfür mich und meine Vergangenheit und dafür, dass er mirgezeigt hat wie erfüllend eine in jeder Hinsicht ausgeglichenePartnerschaft sein kann.

Inhaltsverzeichnis

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Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Finden

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

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1

Ein Scherbenhaufen. Das ist alles was mir bleibt von 10 Jahren Ehe. Ein riesiger Haufen Scherben, gefüllt mit zerbrochenem Glück, zerbrochenen Träumen und Hoffnungen. Alle gemeinsamen Pläne, alle Ziele, alles wovon ich dachte, dass es mein Leben ausmacht und definiert ist vernichtet. Mit einer Entscheidung und einem Satz habe ich alles beendet und meinen Mann verlassen. Es hilft nicht, dass ich keine Arbeit habe, gegen Panikattacken kämpfe und dringend eine Lösung brauche um diese Hölle hinter mir zu lassen. Eine Lösung für mich und meine Kinder, die kleine zweijährige Lilli und der sechsjährige Luke. Mit nur 33 Jahren habe ich es tatsächlich geschafft alles in den Sand zu setzen, was ich mir aufgebaut und erarbeitet habe. Gut gemacht, Mia. Eine wahre Glanzleistung. Am liebsten würde ich den Kopf in den Sand stecken und alles vergessen, aber ich weiß, dass das nicht geht. Natürlich ist niemand von meiner Entscheidung begeistert, am allerwenigsten mein Mann. Wie ein Schlag ins Gesicht trafen ihn meine Worte. „Es ist zu spät, da gibt es nichts mehr zu retten. Ich will diese Ehe nicht mehr.“ Ganz blass wurde er und seine Augen röteten sich, was mich wunderte, denn immer wieder hatten wir geredet und überlegt was wir tun können um alles wieder zu kitten. Scheinbar hatte er den Ernst der Lage dennoch nicht erkannt, sonst hätte er ja etwas dazu beigetragen. Etwas geändert oder sich wenigstens bemüht. Aber er blieb gleichgültig, kalt und fort. Versteckte sich tagtäglich in seinem Büro und hatte weder mit den Kindern noch mit mir viel zu tun. Man sollte meinen, dass die viele Arbeit wenigstens ein anständiges Gehalt hervorbringen würde, aber auch das war nicht der Fall. Von daher hatte ich an sich auch nichts zu verlieren, denn es war tatsächlich nichts mehr da an was man sich noch hätte klammern können. Und alte, durchaus schöne Erinnerungen reichen nicht um eine Ehe glücklich und lebendig zu halten. Meine Eltern sprechen gerade nicht mit mir, da auch sie äußerst aufgebracht sind wegen der Trennung und diverse „Freundinnen“ wenden sich ebenfalls von mir ab. Wie konnte ich diesen tollen Mann und Familienvater nur verlassen, denken sie. Es fragt allerdings auch niemand nach. Sonst würde ich zumindest erklären können, dass nicht alles immer so ist wie es scheint und dass es Menschen gibt die blenden und täuschen und weit entfernt von dem sind, was sie nach außen hin vorspielen. Und dann gibt es noch Lucy, meine beste Freundin und Leidensgenossin, die auch schon eine gescheiterte Ehe hinter sich hat und felsenfest an meiner Seite steht. Ich glaube ohne sie, würde ich zusammenbrechen.

Aller Kritik zum Trotz habe ich Hoffnung. Ich schreibe eine Bewerbung nach der anderen an jede offene Stelle die halbwegs passt und nicht zu weit entfernt ist. Alleinerziehende Mütter finden nicht so leicht Stellen, das ist mir bewusst, aber irgendwann muss doch für mich etwas zu finden sein. Als Schreibkraft oder Sekretärin. Mein Noch-Mann, Jörg, zieht einfach nicht aus, obwohl die Trennung nun schon vier Monate her ist. Wenigstens schläft er nicht mehr im Ehebett und hat sich davon überzeugen lassen, ein Gästebett in seinem Büro aufzustellen. Ich hätte natürlich auch aus dem Schlafzimmer ausziehen können, jedoch kommt Lilli nach wie vor jede Nacht zu mir ins Bett und das Sofa oder die Gästeliege möchte ich ihr nicht antun. Es ist ein sonniger Nachmittag und das Telefon klingelt. Ich fasse es nicht, als ich mit der Personalabteilung der Firma „IT-Pro GmbH“ aus Aschaffenburg einen Vorstellungstermin vereinbare. Ich kann mich an die Bewerbung gar nicht mehr erinnern, aber das ist egal. Hauptsache ein Interview und das schon in zwei Tagen. Nur ein paar Stunden später kommt Jörg aus seinem Büro und erzählt mir, dass er eine Wohnung ganz in der Nähe gefunden hat und in 4 Wochen auszieht. Halleluja, was ein Glückstag.

„Lucy!“, rufe ich laut ins Telefon. „IT-Pro hat gerade angerufen, in zwei Wochen fange ich dort an zu arbeiten.“ „Yiiiiiiiiiiieeeeeeeeeeeeehaaaaaaa!“, ruft sie zurück. „Siehst du, einfach durchhalten und nicht aufgeben. Wir kommen da raus. Ganz bestimmt.“ Ich halte durch und gebe nicht auf. Ich bin zwar sehr aufgeregt, da ich seit Lillis Geburt nicht mehr arbeiten war, aber ich schlage mich relativ gut. Jörgs Wohnung ist nur ein paar Straßen von uns entfernt, so dass er die Kinder öfter sehen kann. Sie sind jeden Dienstag bei ihm und jede zweite Woche Donnerstag bis Sonntag. Er möchte Teil ihres Alltags sein, was ich eine sehr schöne Idee finde. Außerdem gibt mir das Zeit durchzuatmen und zu heilen. Die Medikamente gegen die Panikattacken wirken, ich habe Arbeit und es scheint aufwärts zu gehen, aber die Tragik der letzten Monate macht mir immer noch zu schaffen. Ich bin ein Wrack, auch wenn ich es mir nur sehr ungern eingestehe. Und ich weiß immer noch nicht was schief lief. Warum Jörg sich so wandelte, so kalt und grausam wurde und mir alles nahm was mir lieb war. Es gehören immer zwei dazu! Das ist mir bewusst. Aber ich finde meine Fehler nicht, und das beunruhigt mich. Warum schikanierte er mich wo er nur konnte? Er gab mir kein Geld, ich verdiente nichts, da ich mit den Kindern zu Hause war, ich durfte nicht einkaufen gehen, wir haben nichts mehr unternommen, er verweigerte jede Art von Unterstützung im Haushalt, im Gegenteil, er bestand darauf, dass ich für ihn arbeite. Sämtliche seiner Studiengänge scheiterten und nun war er selbständiger Immobilienmakler. Er rempelte mich an wenn er an mir vorbei ging, er schubste mich vom Waschbecken, wenn er es benötigte, er wurde sehr wütend und unberechenbar wenn ich seinem Willen nicht folgte. Immer war ich darum bemüht es ihm Recht zu machen. Nicht zu anstrengend zu sein, nicht zu meckern, mich zu fügen. Und trotzdem bin ich angeblich nicht liebevoll, fürsorglich und leidenschaftlich genug. Schlafen wollte ich tatsächlich schon lange nicht mehr mit ihm. Aber ist das wirklich ein Wunder? Zumal der Sex mit ihm, alles, aber nicht genussvoll war. Ich möchte irgendwann wieder ein glückliches Zuhause und eine wunderbare funktionierende Familie. Das geht aber nur, wenn ich dieselben Fehler nicht nochmal mache und ich weiß, dass auch ich welche gemacht habe. Also was nur ist mein Teil an der Geschichte?

In all den Jahren, und anfangs auch sehr glücklichen Jahren, habe ich eine Person nie vergessen. Sven. Mein damaliger Kung Fu-Trainer, lange vor der Zeit meiner Ehe. Er trainierte uns nur wenige Monate, aber er faszinierte mich von Anfang an. Er war groß, mit einem maskulinen, aber dennoch schönem Gesicht, kurzen blonden Haaren und wunderschönen braunen Augen. Er war wehrhaft und hatte eine unglaublich sympathische Ausstrahlung. Ich war schwer verliebt in ihn und sehr enttäuscht, als er aufgrund seiner polizeilichen Ausbildung umzog. Jedes Mal wenn es in meiner Ehe kriselte, dachte ich an Sven. Irgendetwas Schicksalhaftes verbindet uns. Da bin ich mir sicher. Und weil er mir seit der Trennung nicht mehr aus dem Kopf geht, werde ich versuchen ihn zu finden. Im Zeitalter des Internets wird das ja wohl kein Problem sein. Mit ein wenig Glück, sehe ich ihn wieder und wenn es nur ist um herauszufinden, dass der ganze Zauber von damals verflogen ist und ich einen Abschluss habe. Es gibt nicht viel über Sven Schneider im Internet. Aber ich brauche ja auch nicht viel. Ein simpler Eintrag reicht mir vollkommen. Und da ist er. Sven Schneider ist nach wie vor Kung Fu-Trainer, allerdings in Roßbach. Roßbach? Das sind über 50 Kilometer. Eigentlich wollte ich schon immer wieder mit dem Kung Fu anfangen. Mein Selbstwertgefühl kann es sicherlich gebrauchen. Und Sven war damals ein hervorragender Trainer. Außerdem sieht die Kung-Fu- Schule in der er lehrt und vermutlich auch trainiert sehr professionell aus. Wobei ich das sicherlich auch sagen würde, wenn es der letzte Schuppen wäre. Meine Entscheidung steht, ich will das durchziehen. Jetzt brauche ich nur noch den Mut um an einem kinderfreien Abend in diese Schule zu fahren.

Dienstagabend, 20:00 Uhr und ich bin hier. Im Kung-Fu- Unterricht. Nur drei Wochen habe ich gebraucht um mich zu überwinden alleine hier her zu fahren. Ich möchte erst einmal einen Eindruck von allem gewinnen, weswegen ich keine Trainingssachen mitgebracht habe. Ich möchte nur zuschauen. Langsam gehe ich die Treppe nach oben und betrete den Trainingssaal. Mein Puls rast und mir ist schlecht vor Nervosität und Aufregung. Als ich durch die Tür in den Raum gehe, sehe ich ihn schon. Er hat sich kaum verändert. Er wirkt lediglich männlicher, muskulöser und reifer, was einem Mann aber ja alles andere als schadet. Wenn ich mich recht erinnere, müsste er jetzt ungefähr 34 Jahre alt sein. Er kommt auf mich zu und ich kriege kaum noch Luft. „Hi, ich bin der Sven. Haben wir uns schon mal gesehen?“ „Hallo, ich bin Mia. Ich war schon mal bei dir im Training vor etwa 13 Jahren. Ich hatte einige Jahre Pause und wollte jetzt wieder anfangen.“ „Ah, stimmt. Das war doch in Eschborn. Bist du hier her umgezogen?“ „Nein, ich suchte nur nach einer Schule und die gefiel mir im Internet sehr gut. Ich wusste nicht, dass Roßbach so weit weg ist.“ Ich kichere verlegen und hoffe, dass er meine Schwindelei nicht durchschaut. „Schade, dass du so lange pausiert hast.“, sagt er. „Dann schaue dir das hier mal an und wenn es dir gefällt, dann komme einfach nächste Woche wieder.“ Nun gut, ich weiß was ich wissen wollte, weswegen ich nach etwa 20 Minuten aus dem Raum schleiche. Das Training interessiert mich ja eh nur zweitrangig. Kaum zuhause angekommen muss ich erst mal mit Lucy telefonieren, sie ist einfach mein Ratgeber in allen Lebenslagen und kennt Sven und die ganze Situation sowieso schon von meinen Erzählungen. „Stell dir vor, ich war gerade in Roßbach!“ „WAS? „Und? War er da? Wie ist er? Erzähl doch mal!“ „Ja, er war da. Und er ist immer noch eine geile Sau. Aber ich weiß noch nicht ob jetzt noch was da ist oder nicht. Ich gehe nächste Woche wieder hin und mache mit und versuche die Sache so oder so irgendwie zum Abschluss zu bringen. Ich komme mir eh schon vor wie eine Stalkerin“ „ACH!!! Wie kommst du denn da drauf?“, lacht Lucy. „Du bist der Hammer, da einfach so spontan hinzufahren und mir nichts zu sagen, wo wir seit Monaten darüber reden.“ Recht hat sie, aber ich konnte das vorher einfach nicht erzählen. Sonst hätte ich es nicht durchgezogen.

Es ist Dienstag, und ausgestattet mit neuen Trainingssachen fahre ich, so nervös, dass mir schlecht ist, ins Training. Ich war doch jetzt schon einmal hier und habe ihn gesehen, warum zum Teufel bin ich schon wieder so aufgeregt? Der Verkehr ist heute die Hölle und ich komme ein paar Minuten zu spät. Verdammt. Als wäre ich nicht schon nervös genug. Ich hasste die Treppe nach oben und schaue vorsichtig durch die leicht geöffnete Tür. Alle sind am Trainieren, Sven ist gar nicht da und ein anderer Trainer winkt mich freundlich hinein. „Nur zu, mach einfach mit so gut es geht.“ Nach und nach kommen so einige Erinnerungen an das Kung Fu zurück und das Training macht mir richtig Spaß. Sven hin oder her, wieder Sport zu machen tut mir gut. Ich übe gerade einen Kick als sich die Tür öffnet und ein Mann in grauer Anzugshose und weißem Hemd hineinkommt. Er schaut weder nach links noch nach rechts sondern verschwindet direkt in dem kleinen Zimmer neben dem Trainingsraum. Das muss Thomas sein. Der Schulleiter. Das weiß ich aus dem Internetauftritt der Kung Fu- Schule. Das Training ist fast vorbei, als Holger, der andere Trainer, uns Neulinge zum Schulleiter in das kleine Zimmer schickt weil dieser uns kennenlernen möchte. Das Zimmer ist eine Art Büro mit Schreibtisch ein paar Stühlen und vielen Schlag- und Stichwaffen an den Wänden. Wir sind zu fünft. Ich sitze auf einem Stuhl am Ende des Raumes. Leise und gespannt schauen wir erwartungsvoll auf den Schulleiter. „Ich stelle mich kurz vor.“, fängt er an. „Mein Name ist Thomas, ich arbeite bei der Polizei und leite nebenbei diese Schule. Eigentlich leite ich das Training, aber ich hatte heute Termine und es nicht rechtzeitig geschafft, was allerdings nur sehr selten vorkommt. Bitte stellt euch nun kurz vor und erzählt mir, warum ihr euch genau diese Schule ausgesucht habt.“ Er macht einen etwas hektischen und irgendwie auch wirren Eindruck, aber ich finde ihn interessant. Er ist sehr groß, hat kurzes, lichtes, dunkles Haar und ausdrucksstarke, blaue Augen. Er ist keineswegs ein Adonis, ein Stück weit erinnert er mich sogar an einen Buchhalter, aber irgendetwas hat er, was meine Aufmerksamkeit geweckt hat. Egal, im Moment muss ich mir krampfhaft überlegen was genau ich jetzt erzählen soll. Ich stalke seit einiger Zeit einen deiner Trainier, was beim besten Willen nicht einfach ist, habe ihn jetzt endlich hier gefunden und versuche nun was draus zu machen ohne dass er merkt wie besessen ich schon seit Jahren von ihm bin. Hm, vielleicht nicht die beste Herangehensweise, auch wenn sie mich ein wenig zum Schmunzeln bringt. „Mein Name ist Mia. Ich habe vor 13 Jahren schon mal Kung Fu trainiert und dann zwecks Familienplanung damit aufgehört. Jetzt möchte ich gerne wieder einsteigen und diese Schule macht im Internet einen sehr guten Eindruck. Auch wenn sie recht weit entfernt von mir ist.“ „Wieso, wo kommst du her?“, fragt Thomas. „Ich komme aus Wiesbaden.“ „Oh, das ist wirklich weit. Also, es ist so. Das hier ist tatsächlich eine sehr gute Schule. Aber wenn man wirklich konsequent und ehrgeizig trainiert, dann kann man überall und in jeder Schule gut werden. Das liegt an jedem selbst. Aber wenn es für dich OK ist, kannst du auch gerne die Strecke auf dich nehmen und hier trainieren.“ Natürlich trainiere ich hier. Ich stelle mich dem Schicksal doch nicht in den Weg. Dafür nehme ich die paar Kilometer gerne auf mich. Erleichterung überkommt mich auf der Heimfahrt. Jetzt habe ich vier Wochen Probetraining ohne Kosten und kann mich dann in Ruhe entscheiden. Wobei mein Entschluss eh schon feststeht. Eigentlich hätte ich den Vertrag gleich an Ort und Stelle unterschreiben können, aber das wäre ja nicht wirklich normal und ich will ja schließlich nicht auffliegen.

Es ist Donnerstag, der zweite Trainingstag und ich bin vorbereitet und pünktlich. Ich warte mit den anderen Schülern im Raum, Sven ist wieder nicht da. Ob er Urlaub hat? Um 20:00 Uhr kommt Thomas aus dem Büro. Er trägt eine schwarze Trainingshose und ein schwarzes T-Shirt. Er ist bestimmt 1,90m groß, hat einen sehr aufrechten Gang, ein breites Kreuz und er wirkt komplett anders als noch vor ein paar Tagen. Überhaupt nicht mehr hektisch und wirr und buchhalterisch. Er wirkt stark und überlegen und ruhig und ich bin absolut fasziniert. Ein wenig überrumpelt, aber fasziniert.

Circa 20 Minuten vor Schluss bittet er die Mädels in sein Büro. Ich ergattere mir wieder den Stuhl ganz hinten. Was das jetzt wohl gibt? Eine Theoriestunde über Selbstverteidigung vielleicht? Thomas holt ein Kartendeck hervor und fragt die anderen was sie das letzte Mal gemacht haben. „Das mit den Farben“, sagt eine der Schülerinnen. „Ah ja, richtig. OK.“ Thomas fängt an die Karten zu mischen, holt eine von uns Mädels zu ihm nach vorne und beginnt mit einer Art Kartentrick. Es dauert eine ganze Weile, doch am Ende findet er heraus an welche Karte die Schülerin gedacht hatte. Währenddessen erzählt er viel über die Arbeit mit diesen Dingen und das er mit Tarotkarten noch ganz andere Sachen in Erfahrung bringen kann. TAROTKARTEN???? Er arbeitet mit Tarotkarten? Und plötzlich wird mir alles klar. Naja, nicht wirklich, aber ich weiß jetzt, dass ich nicht wegen Sven hier bin, sondern wegen Thomas. Sven war lediglich der Lockvogel. Ein sehr gutaussehender Lockvogel, der aber ganz plötzlich an Bedeutung verliert. Ich hatte schon immer ein Interesse für okkulte, spirituelle oder esoterische Dinge und hier fühle ich diese völlig abgedrehte Anziehung zu diesem ansonsten unscheinbaren Mann, der am zweiten Trainingstag von Tarotkarten spricht? Ich kann es kaum erwarten nach Hause zu kommen, als erstes muss ich mit Lucy telefonieren. „Du glaubst es nicht, Lucy. Er ist ein genialer Kampfkünstler, er ist Polizist und er interessiert sich offensichtlich für esoterische Dinge. Ist das nicht alles so seltsam? Das hat alles eine Bedeutung, das spüre ich einfach.“ „Wow.“, sagt Lucy und klingt leicht zögerlich und etwas verwirrt. „Na dann bin ich mal gespannt wie das weiter geht. Vielleicht sollte ich irgendwann mal mit ins Training gehen und mir ihn genauer anschauen?“ Oh, ich weiß nicht. Einerseits gefällt mir der Gedanke sehr gut, Lucy hat eine gute Menschenkenntnis. Andererseits aber will ich es nicht, weil ich merke, dass ich in seiner Gegenwart nicht ich selbst bin. Warum auch immer. Lucy würde das sofort auffallen und das würde ihr gar nicht gefallen. Vielleicht zu Recht? Nein, da denke ich jetzt nicht dran. „Ja, genau. Vielleicht sollten wir das irgendwann mal so machen.“, antworte ich. Vielleicht legt sich ja alles und dann nehme ich sie gerne mit. Und jetzt denke ich nicht weiter darüber nach.

Ich verpasse kein Training. Seit Monaten nicht. Außer natürlich an den Donnerstagen, an dem meine Kinder bei mir sind. Dennoch, jeden Dienstag und jeden zweiten Donnerstag Sport tut mir richtig gut. Ich bin ausgeglichener, trainierter, selbstbewusster. Zumindest außerhalb des Trainingsraumes. In seiner Nähe bin ich ein Wrack. Ich kann ihn nicht anschauen, ich kann kaum mit ihm reden, kommt er auf mich zu, gehe ich automatisch einen Schritt zurück und schaue auf den Boden und ich habe eine unglaubliche Sehnsucht nach seiner Nähe. Mir gefällt das ganz und gar nicht. So kenne ich mich nicht und so möchte ich auch nicht sein. Ich bin kein hilfloser, unterwürfiger Mensch! Doch bei ihm bin ich es und ich kann absolut nichts dagegen tun. Wahrscheinlich gehören wir einfach zusammen, auf einer tiefen, seelischen Ebene. Ich merke auch, dass ich in ihm ein Interesse geweckt habe. Er schaut immer zu mir, teilweise nur aus den Augenwinkeln, aber trotzdem fällt es mir auf. Manchmal starrt er mich auch richtig an, völlig ungehemmt. Merken die anderen das denn nicht? Teilweise provoziert er mich, als wolle er mich aus der Reserve locken und ich kämpfe mit den Tränen. Oder ist er einfach doch ein Arsch und will mich schikanieren, einfach weil er es kann? Nein. Das möchte ich nicht glauben. Jedenfalls habe ich mich nicht mehr im Griff. Ich renne Thomas hinterher wie ein Hund und ich hasse mich dafür. Was denken die anderen wohl von mir? Ob sie merken wie schwach und erbärmlich ich bin? Keine Ahnung, aber es ist auch egal, denn ich kann es ja nicht ändern. Ich kann nicht aus meiner Haut. Auch wenn sie sich gar nicht wie meine anfühlt.

Thomas kennt viele Leute und er hat viele Hobbys. Unter anderem ja, wie ich bereits festgestellt habe, den Mentalismus. Da einer seiner Bekannten, ebenfalls Hobby-Mentalist, eine Vorstellung gibt, macht Thomas fleißig Werbung für ihn und verteilt Freikarten. Es steht wohl außer Frage, dass ich unbedingt dahin muss. Er soll doch merken was für eine tolle, unterstützende und interessierte Frau ich bin und dass auf mich Verlass ist. Noch dazu ist es die perfekte Gelegenheit ihn Lucy zu zeigen. Ich rede schließlich seit Wochen von nichts anderem als von Thomas und sie hat ihn immer noch nicht gesehen, da keine von uns beiden die Idee mit dem Training mehr erwähnt. Es ist Spätherbst und wir sind auf dem Weg nach Darmstadt um uns eine Mentalisten- Show reinzuziehen die uns im Grunde überhaupt nicht interessiert. Ich bin furchtbar nervös. Mal wieder. Überraschender Weise findet die Show in einem sehr kleinen, abgenutzten Saal statt. Ich glaube es ist ein Gemeinderaum oder so etwas in der Art. Robert, ein anderer Schüler ist ebenfalls dort. Mit seiner Mutter, wie es aussieht. „Wir gehen nicht ganz nach vorne!“, sage ich. „Sonst müssen wir noch auf die Bühne.“ Also setzen wir uns mittig in den Saal. Witziger Weise setzt sich Roberts Mutter eine Reihe vor uns und nicht wie erwartet neben uns. „Warum sitzt deine Mutter denn da vorne?“, fragt Lucy. „Ach, das macht der nichts aus.“ Ich schaue Lucy an und kichere verlegen. „Dir hole ich jetzt erst mal einen Wein, das ist ja nicht mit anzuschauen wie angespannt du bist!“, sagt sie und verschwindet erst mal für ein paar Minuten. Bis jetzt ist der Abend irgendwie witzig. Seltsam, aber lustig und Robert ist eine angenehme Bereicherung. Nach kurzer Zeit ist Lucy mit einem sehr vollen Glas Wein wieder zurück. „Hier! Trink!“ Endlich betritt Thomas den spartanisch eingerichteten Saal des Gemeindehauses. Er trägt Jeans, ein weißes Hemd und ein schwarzes Sakko. In der Hand hält er eine digitale Spiegelreflexkamera und er ist sichtlich aufgeregt. „Okay.“, meint Lucy zögerlich. „Irgendwas scheint er tatsächlich zu haben.“ Ich bin mir nicht sicher ob sie das einfach nur so sagt um mich nicht zu enttäuschen, denn ihr Blick spricht Bände und sagt etwas ganz anderes. Thomas wirkt allerdings auch nicht so stark und selbstbewusst wie sonst im Training. Ich traue es mich gar nicht zu denken, aber er wirkt tatsächlich ein wenig trottelig. Er grinst ununterbrochen, macht seine Fotos und freut sich wie ein kleiner Junge auf die Show. Endlich geht es los. Ich habe mittlerweile schon das zweite Glas Wein in der Hand. Der groß angekündigte Mentalist scheint ein ziemlicher Amateur zu sein. Man kann ihn kaum verstehen und nicht wenige seiner Stunts gehen schief. Da durch die Vorstellung eine Steilvorlage nach der anderen geliefert wird, können wir nicht anders als diese auch fleißig zu kommentieren. Lucy behält Thomas im Auge, während ich es nicht einmal wage in seine Richtung zu schauen. Zum einen weil ich ihn ja eh so gut wie nie anschaue und zum anderen weil ich den Wein merke und weiß, dass wir uns ein wenig daneben benehmen, was mir etwas unangenehm ist. Nach gefühlten fünf Stunden, letztendlich waren es aber nur zwei, ist die Show endlich überstanden. Wir verabschieden uns kurz per Handschlag bei Thomas und verlassen den Saal, die Stadt und diese äußerst angespannte Atmosphäre. „Also der war ja mal so was von nervös!“, ist das erste was Lucy sagt. „Meinst du?“ „Absolut. Als du dich ihm genähert hast um dich zu verabschieden – der hat ja gar keinen geraden Satz mehr herausbekommen.“ „Was, echt jetzt? Das ist mir gar nicht aufgefallen.“ „Ach!!! Außerdem war er irgendwie so, na ja, wie soll ich sagen, er war jedenfalls nicht so wie du ihn immer schilderst.“, führt Lucy sehr vorsichtig fort. „Ich weiß. Er sieht aus wie ein Dork. Ich verstehe auch nicht warum er diesen Einfluss auf mich hat. Aber glaub mir, zwischen dem heutigen Thomas und dem vom Training liegen Welten.“ Dork hin oder her, mich hatte es ja eh total erwischt und da sieht man über so einiges hinweg.

2

Es ist Samstag und ich bin mal wieder in Roßbach. Es findet ein Kinderturnier statt und ich habe mich, oh Wunder, oh Wunder, bereit erklärt zu helfen. Ich habe das Gefühl hier ist eine weitere kleine Katastrophe im Anmarsch. Zum Glück muss ich nicht viel machen und meine Aufgaben sind relativ simpel, was mich natürlich nicht davon abhält sie dennoch zu vermasseln. Eine weitere Schülerin und ich sollen die Übungen der Kids gemeinsam bewerten und Treffer zählen. Vor lauter Aufregung und Anspannung zähle ich bei einem Kampf 40 Treffer, dabei waren es höchstens 18. Oh Gott wie peinlich. Thomas korrigiert meine zu ihm geflüsterte Aussage kommentarlos. Ich fasse es nicht, dass ich in der Nähe dieses Mannes nicht mal mehr bis 20 zählen kann. Wenn er mich mal so erleben würde wie ich wirklich bin, dann würde alles bestimmt ganz anders laufen. Wobei Lucy und ich nicht wirklich ladylike sind, was ihm sicherlich auch missfallen würde. Ein Mann wie Thomas braucht eine Dame die anständig ist und weiß wie man sich als solche verhält. Das kann ich. Das bin ich nicht, aber das kann ich. Den Rest ignoriere ich. Nach dem Turnier machen wir den Trainingsraum noch sauber und gerade als wir zum Restaurant fahren wollen, weil Thomas uns als Dankeschön zum Essen eingeladen hat, stößt Hanne zu uns. Eine weitere Schülerin, die sich verspätet hat. Perfektes Timing, jetzt wo wir fertig sind. Thomas und Hanne begrüßen sich und ich spüre ganz deutlich – zwischen denen läuft was. Ich weiß nicht woher ich es weiß, denn die Begrüßung war völlig harmlos, aber ich bin mir 100%ig sicher und koche vor Wut und Eifersucht. Ihr lächeln, die Augen, seine etwas unbehagliche Reaktion; es ist ganz klar und deutlich. Verdammt!

Während des gesamten Essens beobachte ich die beiden. Sie sind sich sehr vertraut und wirken wie gute Freunde. Sie sitzen nebeneinander und nach ihren Erzählungen zu beurteilen unternehmen sie öfter etwas gemeinsam. Und dann, bei der Verabschiedung würdigt er sie keines Blickes. Was geht hier vor? Sie steht lächelnd da und er dreht sich kommentarlos um und geht einfach. Wie erbärmlich ist das denn? Eine heimliche Beziehung führen und dann auch noch so ein Verhalten. Also so will ich das auf keinen Fall. Entweder ganz oder gar nicht. Warum lässt sie sich das gefallen? Sie schaut ihm nach und himmelt ihn an, obwohl er sie einfach stehen lässt und in die andere Richtung geht. Sehr seltsam. Da ist er wieder, der unsicher wirkende Thomas, der nicht alle Rollen perfekt rüber bringt. Zumindest nicht, wenn man so ein intensives Auge auf ihn geworfen hat wie ich.

Ich bin endlos frustriert. Die Kleinen sind bei ihrem Vater, ich bin fertig von dem Turnier, habe mal wieder keine Pläne und sitze einsam und vor mich hin grübelnd auf meinem Sofa. Zum Glück habe ich meistens eine Flasche Wein im Haus und die gönne ich mir jetzt. Ich weiß einfach nicht was ich noch machen soll. Wird es wirklich so weiter gehen? Wenn ich das einfach alles so laufen lasse, passiert nie etwas. Ein Gedanke den ich kaum ertrage. Habe ich mich so getäuscht? Habe ich alle Blicke und sein seltsames Verhalten mir gegenüber komplett falsch gedeutet? Nein, das kann ich einfach nicht glauben. Und wenn er nicht den ersten Schritt macht, muss ich es eben tun. Zumindest brauche ich mal Klarheit. Und jetzt, mit einer dreiviertel Flasche Wein im Blut, bin ich plötzlich ganz mutig und schnappe mir meinen Laptop. Ich schreibe ihm jetzt eine Mail in der ich ihm schildere was in mir vorgeht. Mir ist nicht wirklich bewusst wie lang und ausführlich die Mail ist, als ich sie abschicke. Ob ich das wohl morgen bereuen werde? Ach was, das soll bestimmt so sein. Es dauert keine 5 Minuten, da erhalte ich eine Antwort. „Was stellst du dir vor?“, fragt er. Was soll ich denn mit dieser Frage anfangen? Keine Ahnung was ich mir vorstelle, ich weiß ja noch nicht mal ob du für mich etwas empfindest oder nicht. Wie kann man nur so komisch auf so eine Mail reagieren? Eine Weile geht es nun hin und her. Er schreibt mir, dass ihm das schon klar ist, denn schließlich ist er ja nicht blöd. Aber er sagt rein gar nichts über sich selbst oder seine Gefühle und ich verstehe nach wie vor seine erste Frage nicht. Was stelle ich mir vor? Als er sich verabschiedet sagt er noch, dass ich gerne noch weiter schreiben kann. Das ich noch tiefer gehen soll. Und da ich ja eh gerade meinen Supermoralischen voll auslebe und mich in meinem Selbstmittleid nur so suhle, schreibe ich ihm eine ellenlange Nachricht über mein miserables Leben beginnend mit einer kalten und einsamen Kindheit, was ich sonst noch so alles ertragen musste und das alle Männer Weicheier sind weil keiner mehr Verantwortung übernimmt, Entscheidungen trifft oder im stehen pinkelt. Seine Antwort kommt prompt am nächsten Morgen. „Ruh dich aus, wir telefonieren heute Abend um 22:00 Uhr.“

Es ist kurz vor 22:00 Uhr. Ich bekomme kaum noch Luft. Hop oder top, in wenigen Minuten entscheidet sich alles. Um die Zeit bis zu dem Telefonat zu vertreiben und mich abzulenken, chatte ich mit Lucy. Er verspätet sich, doch endlich, um viertel nach, klingelt das Telefon. Jetzt geht alles ganz schnell. Er sagt mir, dass er eine Freundin hat, dass ich ein paar Wochen pausieren soll um dann einfach wieder ins Training zu kommen. Das ist alles gar nicht schlimm und wir würden so tun als wäre nichts passiert. „Warum hast du mir das nicht vorher gesagt? Ich hätte dir das alles nie erzählt, wenn ich gewusst hätte, dass du eine Freundin hast!“ „Ach, das ist ja wohl auch nicht so schlimm was du mir da erzählt hast. Was glaubst du was ich im Dienst alles erlebe? Außerdem ist das mit meiner Freundin eine ganz lockere Sache. Mach eine Pause, komm zur Ruhe und dann machen wir ganz normal weiter. Bis dann.“ In wenigen Minuten ist meine Welt in Tausend Teile zerbrochen. Mit allem habe ich gerechnet, aber nicht damit. Doch mit einer Sache hat er Recht. Ins Training kann ich jetzt nicht mehr gehen. Die Blöße gebe ich mir auf keinen Fall. Heulend rufe ich Lucy an. „Er hat eine Freundin.“ „Was? Wie kann das sein? Ach du Arme, das tut mir so leid. Was ein Arschloch! Ich komme morgen mit Schokolade vorbei, das kriegen wir wieder hin.“ Natürlich. Wie immer muss es ja weiter gehen. Wochenlang denke ich darüber nach, leide und heile doch dann treffe ich einen Entschluss und schreibe ihm, bzw. der Kung Fu-Schule, meine Kündigung. Ich brauche einen richtigen Abschluss.

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Eigentlich dachte ich ja, die ganze Sache zerreißt mich. Aber es sind jetzt ein paar Wochen vergangen und es geht mir erstaunlich gut. Aus Langeweile sitze ich mal wieder mit dem Laptop auf dem Sofa und surfe durch werkenntwen, als ein Marcus mir eine Nachricht schickt. Ihm gefällt mein Profil, er fragt wie es mir geht, was ich so mache und sendet mir Grüße. Ich antworte freundlich und schon bald kommen wir ins Gespräch. Marcus ist ein ganz lieber und lustiger Kerl und nach kurzer Zeit telefonieren wir, weil es so doch viel angenehmer ist sich auszutauschen. Lange habe ich nicht mehr so gelacht wie jetzt, er ist lustig und liebenswert und seine Gesellschaft, wenn auch nur telefonisch und virtuell, tut mir unwahrscheinlich gut. Marcus kommt aus dem Sauerland, was gute 200km von mir weg ist. Als ich ihm sage, dass ich an meinem anstehenden Geburtstag nichts vorhabe und die Kinder sowieso nicht da sind, protestiert er. Es kann ja wohl nicht sein, dass ich ausgerechnet an meinem Geburtstag alleine bin. Es ist aber ja meine Entscheidung. Wenn ich unbedingt wollte hätte ich auch etwas planen können, aber mir ist einfach nicht danach. Dennoch gefällt mir Marcus‘ Fürsorge. Es tut mir einfach gut, dass ein Mann um mich, im weitesten Sinne, besorgt ist. Zudem bin ich es leid immer vernünftig zu sein und das scheinbar Richtige und Anständige zu tun. Jedes zweite Wochenende sitze ich alleine in meiner Wohnung und lasse mir die Decke auf den Kopf fallen. Ich bin jetzt seit 7 Monaten Single, wobei unser Sexualleben schon lange vorher zum einen kaum noch vorhanden und zum anderen alles, aber nicht befriedigend war. Jörg ist weder einfühlsam noch in irgendeiner Art und Weise zärtlich. Zumindest nicht bei mir. Der Sex war überwiegend unangenehm und widerte mich an. Aber ich weiß, dass es auch anders sein kann und das will ich jetzt endlich erfahren. Wenn nicht jetzt, wann dann? Ich habe meine Jungend damit verbracht prüde zu sein, mich zu schämen und mir Gedanken zu machen ob ich mich im Bett richtig verhalte, ob ich ihm gerecht werde oder ob er im Nachhinein vielleicht sogar lacht, weil ich es nicht richtig kann und weil ich auch gar nicht weiß, was ein Mann eigentlich wirklich will. Aber tief im Inneren spüre ich, dass auch in mir mehr steckt. Und ich setze es mir hier und jetzt zum Ziel das herauszulocken. Die Hure in mir. Irgendwann will ich auch wieder eine feste Beziehung haben, mit einem Partner der nicht nur mich, sondern auch meine Kinder liebt und ich werde bereit sein ihm auch im Bett den Himmel auf Erden zu bieten. Schon alleine um dem ständigen Pflichtgefühl und Zwang zu entgehen ihn befriedigen zu müssen und keine Freude dabei zu empfinden. Zugegeben, das Ziel ist für meine Verhältnisse sehr hoch gesteckt, aber ich habe ja Zeit. Wer weiß wo mein zukünftiger Traumprinz gerade steckt und wann ich ihm begegne. Und da den Worten die Taten folgen sollen, setze ich mich am Freitag, der zugleich auch mein 34. Geburtstag ist, nach dem Frühstück ins Auto und fahre ins Sauerland.

Gute zwei Stunden und gefühlte 50 Musik-CDs später sagt mir mein Navigationsgerät, dass ich mein Ziel erreicht habe. Mein Herz rast, ich bin nervös und aufgeregt, insbesondere vor der ersten Begegnung. Alles andere wird sich dann schon ergeben. Zu dumm, dass ich die Haustüre nicht finden kann. Also rufe ich ihn an: „Hallo, ich stehe vor deiner Wohnung, aber ich weiß nicht wo die Tür ist.“ Marcus lacht. „Warte, ich komme gerade aus der Dusche. Ich trockne mich schnell ab und komme raus.“ Nach wenigen Minuten öffnet sich die Tür vor der ich stehe, aber von der ich dachte es sei eine Kellertür und Marcus kommt raus. Er ist groß. Etwa 1,94. Er hat sehr kurze, blonde Haare, liebevolle Augen und eine trainierte Figur. Er wirkt sehr männlich, was mir gefällt. Wir begrüßen uns mit einer leichten Umarmung und einem Küsschen auf die Wange. Auf geht es in ein erstes Abenteuer, denke ich mir und folge ihm in seine Wohnung. Die Tasche hat er mir bereits abgenommen und stellt sie in den Flur. „Hast du Lust auf einen Spaziergang?“ Nein, habe ich nicht, aber da ich zu gut erzogen bin um abzulehnen und denke, dass es vielleicht etwas auflockernd wirkt, zumal es noch zu früh ist um sich die Kanne zu geben, nicke ich freundlich. Es ist sehr ländlich und schön hier im Sauerland. Wiesen und Wälder und viel Natur. Die Sonne scheint und der Wind ist etwas frisch, aber wir kommen schnell ins Gespräch. Marcus ist auch in Person ein sehr angenehmer Mensch. Wieder zuhause angekommen machen wir es uns auf dem Sofa gemütlich. Ach ja, mit einem Glas Wein in der Hand quatscht es sich gleich noch viel gelassener. Nach etwa einer Stunde, gefüllt mit netten Gesprächen, zwei Gläsern Wein und einem Vodka-Lemon, lehnt er sich plötzlich zu mir vor und küsst mich auf den Mund. Vorsichtig, liebevoll und ohne Zunge. Dann schaut er mich an und sagt: „Übrigens, ich bin ein Küsser, ich liebe es nämlich zu küssen.“ Er lächelt und wir küssen uns weiter.

Alles ist perfekt. Das abgedunkelte Zimmer mit der großen kuscheligen Couch, das Album von „Hurts“ spielt im Hintergrund, ich fühle mich sicher und entspannt und Marcus überschüttet mich mit Zärtlichkeit und Aufmerksamkeit und ich treffe eine weitere Entscheidung. Ich nehme das jetzt an. Ich empfange dieses Geschenk und reagiere so darauf wie es mir passt. Ich werde mir keine Gedanken darüber machen was er denkt oder sagt oder vielleicht fühlt. Wenn ich mich bewegen will, dann tue ich das und zwar so, wie es mir gefällt und wie es mir gut tut. Ich lebe jetzt meine Leidenschaft. Ich mache das was mir in den Sinn kommt und nicht das wovon ich denke, was er vielleicht haben wollen könnte. Es dauert nicht lange bis wir nackt auf dem Sofa liegen. Seine großen Hände berühren mich überall, zärtlich, aber bestimmt. Genau wie seine Küsse. Noch nie zuvor hat sich jemand so um mich bemüht, noch nie zuvor wurde ich so verwöhnt. Er streichelt mich überall und als seine Hände die Innenseite meiner Schenkel berühren, kann ich nicht anders als diese willig zu öffnen. Er küsst meinen Mund, dann meinen Nacken, meine Brüste hinunter zu meinem Bauch bis er vorsichtig mit seinem Gesicht zwischen meinen Beinen ist. Das macht mich etwas nervös, denn es ist eine wahre Herausforderung mich zum Höhepunkt zu bringen. Egal auf welche Art und Weise man es versucht. Am besten kann ich es immer noch selbst. Außerdem ist es mir unangenehm, dass er mir nun so viel gibt, ich ihm aber im Gegenzug gerade nichts gebe. Vermutlich hofft er, dass es schnell vorbei ist und er endlich zum Zug kommt. Nein, Mia. Denk so nicht! Es ist seine Entscheidung. Genieße es, verdammt! Seine Zunge sucht nicht lange nach meiner Klitoris und dem Punkt, der mich zum Höhepunkt bringt. Er weiß ganz genau was er macht und ist unfassbar gut darin. Vorsichtig umkreist er in gleichbleibenden Bewegungen meine Klitoris und entsprechend dauert es auch nur einen Bruchteil der Zeit die ich erwartet habe, bis ich mich stöhnend meiner Erregung ergebe und einen wundervollen Orgasmus erlebe. Herrlich. Jetzt ist er an der Reihe. Er liegt auf dem Rücken, ich krieche zu ihm hinunter und schnappe mir seinen Penis. Erstaunlicher Weise ist er zwar erigiert, aber nicht hart. Als wäre er aus Gummi. Das stört mich jedoch nicht im Geringsten, denn Härte hin oder her, Marcus ist ein genialer Liebhaber. Ich gehe jetzt ganz nach meinem Gefühl und führe seinen Schwanz so tief in meinen Mund wie es geht ohne dass ich würgen muss. Das wenig Harte an diesem Penis kommt mir hierbei zu Gute. In Gedanken sage ich mir immer wieder: Sei eine Hure im Bett und wenn er so weit ist und kommt, dann schluck es runter! Schluck es runter! Ich will das unbedingt. Letztendlich bleibt mir auch gar nichts anderes übrig, denn kurz bevor er kommt, rammt er seinen Schwanz tief in meinen Rachen und sein Saft kommt aus ihm herausgeschossen. Ui, wie eine Druckbetankung. Selbst wenn ich es ausspucken hätte wollen, hätte ich das gar nicht mehr geschafft, da die zähe, leicht salzige Flüssigkeit bereits meinen Hals hinunterläuft.

Marcus grinst: „Das war gerade dein erstes Mal was?“ Oh nein. War das so offensichtlich? Wie peinlich ist das denn? Natürlich hat er Recht. Geschluckt habe ich das Zeug vorher noch nie. Lächelnd nicke ich und gehe davon aus, dass es das jetzt für heute war. Weit gefehlt denn wir hatten ja noch nicht miteinander geschlafen. Marcus küsst mich, legt mich vorsichtig auf den Rücken, beugt sich über mich, so dass wir in der Missionarsstellung liegen und führt seinen Penis ein. Es funktioniert ganz prima, trotz der Tatsache, dass sein Penis nicht so hart ist wie andere und das Kondom da sicherlich nicht hilfreich ist. Er bewegt sich zärtlich vor und zurück und plötzlich dreht er mich auf den Bauch, bringt mich in die Vierbeiner-Position, befeuchtet seinen Penis mit Spucke und bevor ich mitschneiden kann was gerade passiert, habe ich seinen Schwanz im Po. Ach du liebe Zeit! Ein wenig tut es weh, aber nicht sehr lange. Es fühlt sich seltsam an, aber nicht unangenehm. Ich spüre die Bewegungen wesentlich deutlicher, jeder einzelne Stoß kommt zur Geltung und das hat einfach was für sich. Alles ist irgendwie härter. Ergibt ja auch Sinn, schließlich ist es da hinten nicht so weich und feucht wie vorne. Nach kurzer Zeit kommt Marcus erneut. „Auch das war eine Premiere für mich.“, sage ich grinsend. „Echt? Das hat man jetzt aber nicht gemerkt.“ Eng aneinander gekuschelt liegen wir auf dem Sofa und genießen die Zweisamkeit.