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In Jaspers Leben geht momentan alles drunter und drüber. Erst die Verhaftung, dann die Heldenspiele, von denen er plötzlich ein Teil geworden ist. Doch auch, was sich alles während seiner Abwesenheit in Parondon zuträgt, ist gewaltig. Denn die Superheldenvereinigung der Gammas ist nicht gerade unschuldig an dem Auftreten eines neuen, gefährlichen Feindes, den es nun zu besiegen gilt.
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Seitenzahl: 284
Veröffentlichungsjahr: 2018
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Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Epilog
Das Jubeln der Menge dröhnt in meinen Ohren und mein Puls steigt ins Unermessliche. Mittlerweile weiß ich ganz sicher, wo ich bin.
Der Moderator steht mittlerweile am Rande des Spielfeldes.
Hinter der Regenwand. Seine Stimme dröhnt durch alle Boxen, als er ruft: «Ladies and Gentleman, auf geht’s, in die dritte Runde der Helendespieleeee!» Und dann ertönt das Signal, das den Start der Spiele ankündigt.
Mein Puls ist mit einem Schlag auf 180 als mir auffällt, was ich hier ausgesetzt worden bin.
Einem Heldenkampf. Einem Kampf zwischen Genträgern.
Zwischen Genträgern mit Superkräften. Nur, dass ich keine solche Kräfte besitze.
Ehe ich blinzeln kann, hat dieser Gravitus bereits die Hände erhoben, um irgendetwas damit zu machen. Seine Kraft leite ich einfach mal von seinem Namen ab und schau daher in die Luft. Ich gehe nämlich nicht davon aus, dass er die Gravitation komplett aufheben kann.
Über mir ist nichts, aber aus den Augenwinkeln nehme ich war, wie von der Seite ein großer Ast auf mich zu fliegt. Und zwar ein wirklich großer Ast. Ich folge meinem Instinkt und schmeiße mich auf den Boden. Die einzige Chance, die mir hier bleibt, ist der Nahkampf. Darin bin ich gut. Sogar super gut. Ich muss nur nahe genug an ihn ran kommen und hoffen, dass er mir kampftechnisch nicht das Wasser reichen kann.
Gerade will ich aufstehen, da fliegt hinter mir der nächste Ast an. Dieses Mal tiefer. Ich drücke meinen Kopf auf den Boden und spüre, wie ein Windhauch meine Haare streift. Das war knapp.
«Steh auf», höre ich eine Frauenstimme in meinem Kopf.
Etwas irritiert schaue ich mich um. Dann erinnere ich mich an den Ohrstöpsel, den mir die Frau in den Katakomben der Arena gegeben hat. Darüber werde ich meine Anweisungen hören, hat sie mir gesagt. Wie es aussieht, gibt sie mir diese.
Da ich eh vor hatte aufzustehen, damit mit der nächste Ast nicht platt machen kann, leiste ich ihrem Befehl ohne große Umschweife Folge. Gerade rechtzeitig, wie ich merke. Denn es fliegt schon wieder etwas von hinten auf mich zu. Dieses Mal jedoch Ziegelsteine. Wow. Fuck.
Ich frage mich, warum zur Hölle das Publikum so jubelt.
Das sind verdammte Ziegelsteine, die da mit vollem Karacho auf mich zu rasen!
Mit einem großen Satz zur Seite weiche ich ihnen gerade noch so aus. Glücklicherweise folgen sie mir nicht, sondern fliegen direkt auf Gravitus zu. Vor seinen Füßen bleiben sie liegen. Genauso wie die Äste. Anscheinend kann er das Zeug nur bei sich abladen und mir nicht hinterher schicken.
«Steh nicht einfach bloß da, mach etwas! Unterhalte das Publikum!», dringt es harsch an meine Ohren. Ich rolle mit den Augen. Ich bin weder sonderlich fit, nach all der Farce in diesem vermeintlichen Gefängnis, noch habe ich eine Kraft.
Da ich aber auf die Stromstöße verzichten kann, die man mir schickt, wenn ich nicht gehorche, sprinte ich auf Gravitus zu.
Dabei missachte ich eventuell umher fliegende Gegenstände und werde bestraft. Kurz bevor ich meinen Gegner erreiche, trifft mit irgendetwas Hartes im Kreuz, sodass ich ruckartig zu Boden fliege. Ich beiße die Zähne fest zusammen vor Schmerzen und versuche, mich wieder nach oben zu drücken.
Es dauert einen Moment, denn ich spüre jeden einzelnen Wirbel meiner Wirbelsäule.
«Drück die Knöpfe an deinen Handschuhen», ertönt es wieder in meinen Ohren. «Und ziele mit der Hand auf Gravitus.» Ich überlege nicht groß, denn das würde mich nur wieder Zeit kosten, und tue wie mir geheißen. Ich richte meine linke Hand auf den Kerl in schwarz, mit seinen bunten Galaxie Punkten darauf und drücke den Knopf. Mit einem Mal ist alles bunt. Gelber, roter, blauer und grüner Nebel fliegen aus einem der Röhrchen hervor, die meine Einweiserin vorhin an mir befestigt hat.
Natürlich. Deswegen heiße ich Holiman. Etwas verdrehe ich die Augen, weil das echt dumm ist. Aber gleichzeitig grinse ich, weil ich froh bin, mich wenigstens dahingehend wehren zu können, auch wenn es nichts ist, im Gegensatz zu der Kraft der ich mich stellen muss.
Ich sehe gut, denn der Nebel fliegt vor mir herum. Gravitus allerdings muss völlig eingehüllt sein davon. Denn er hustet ununterbrochen und wedelt mit den Armen herum.
Den Moment nutze ich aus, um ihm einen Tritt in die Eier zu verpassen. Dafür höre ich Buhrufe aus dem Publikum. Tritte in die Weichteile kommen wohl nicht so gut an. Das ist mir aber ziemlich egal. Als er zu Boden sinkt, verpasse ich ihm noch einen weiteren Tritt. Dieses mal allerdings in die Rippen. Die Buhrufe werden etwas weniger, sind aber trotzdem noch vorhanden.
«Was tust du denn?», ruft die Stimme in meinem Ohr aufgebracht. «Der Kampf soll fair aussehen. Vergiss nicht, für das Publikum ist es ein Showkampf!»
«Für mich aber nicht und ich lasse mich hier ganz sicher nicht von Ziegelsteinen umhauen!», knurre ich wütend zurück.
Anscheinend hat sie meine Worte gehört, denn gleich darauf bekomme ich einen Stromstoß versetzt, der mich zu Boden sinken lässt. Ob ich für das Publikum einfach nur erschöpft aussehe?
Der bunte Holinebel hat sich längst wieder gelichtet und Gravitus funkelt mich von oben aus an. Seine Hände sind bereits wieder erhoben und als ich mich umdrehe, sehe ich, wie eine Tür auf mich zu fliegt. What the fuck? Ich frage mich echt, wie dumm so ein Publikum sein kann, dass es ernsthaft glaubt, es handle sich hier um einen Showkampf. Dann muss ich allerdings zugeben, dass ich vor Kurzem noch dazu gehörte.
«Nette Show», grinst Gravitus. «Aber nicht sonderlich beeindruckend.»
Er lacht höhnisch und ich weiche gerade noch ein paar neuen Ziegeln aus. Fast hätten sie mich erwischt, weil mich seine Stimme stutzen lässt. Irgendwoher kenne ich sie.
Unsicher schaue ich ihn an, zögere aber nicht, mit dem Arm nach ihm auszuholen, um ihm einen Fausthieb zu versetzen.
Darauf schien er nicht vorbereitet, denn er taumelt mit überraschtem Gesichtsausdruck zurück.
«Was ist? Sag bloß, du kannst nicht zurück schlagen»
spotte ich. Das bringt ihn in Rage. Er rast auf mich zu, holt aus und fliegt der Länge nach auf die Nase, weil ich ausweiche.
Dieses Mal johlt das Publikum. Scheint ihnen jetzt besser zu gefallen. Jetzt, wo es fair und nach Slapstick aussieht.
«Na warte du…», murmelt Gravitus als er sich aufrappelt und wieder auf mich zu rennt. Erneut trete ich einfach nur zur Seite und ernte Jubelrufe vom Publikum.
«Warum so jähzornig, Gravitus?», frage ich. «Willst du mich ernsthaft verprügeln?»
Ich vermute, dass auch er eine Stimme im Ohr hat, die ihm Befehle erteilt. Jedoch kann ich mir nicht vorstellen, dass er wirklich… na gut, vielleicht doch. Immerhin sind vermutlich nur brutale Verbrecher Teilnehmer dieser Spiele. Ich versuche es trotzdem. «Ich habe dir nichts getan. Die sind das!»
Sofort sacke ich zu Boden, weil ein Stromstoß mich durchfährt. Fuck. Ich habe vergessen, dass die mich hören können.
«Halt deine Klappe und kämpfe weiter!», zischt die Frau mir zu. Ich drücke mich erschöpft vom Boden ab und schaue Gravitus an, dessen Brust sich stark hebt und senkt. Vielleicht vor Wut oder Kampfeslust.
«Aber an dir kann ich meine Wut auslassen, an denen nicht», grinst er mich mit einer großen Pferdefresse an und auf einmal weiß ich, woher ich seine Stimme kenne. Natürlich.
Jetzt, wo ich seine ganze Haltung sehe, wie er sich bewegt und wie er spricht. Vor mir steht kein Geringerer als Rudy McSherman. Einer der ehemals größten und gefährlichsten Drogendealer Parondons, bevor er von den Gammas geschnappt wurde. Und den ich einst ordentlich vermöbelt habe, als ich Kräfte hatte und er nicht. Scheint fast so, als räche es sich jetzt. Wenn er überhaupt weiß, wer ich bin. Ich könnte die Aussage, dass ich ihm nichts getan habe jetzt zurücknehmen. Aber ich will nicht noch mehr Zorn in ihm hervorrufen. Lieber nutze ich die Gelegenheit, um ihn nochmal eine Abreibung zu verpassen.
Doch ehe ich Aufstehen kann und zum Nächsten Gegenzug komme, fliegt mir wieder etwas Hartes ins Kreuz und drückt mich zu Boden, bevor es weiter zu Rudy fliegt.
Eine mit Steinen gefüllte Flasche. Mir tut der ganze Rücken weh und auch der Stromstoß sitzt mir noch etwas in den Knochen. Ich frage mich, ob Rudy schon einen bekommen hat.
Um Rudy herum hat sich das ganze Zeug mittlerweile angesammelt. Doch jetzt nutzt er seine Gunst als ich am Boden liege und nimmt wieder Abstand zu mir. Wie es aussieht, kann er die Gegenstände wirklich nur zu sich rufen und nicht gezielt durch die Gegend fliegen lassen. Dieses Wissen muss ich irgendwie für mich nutzen und mich möglichst außerhalb seiner Schussbahn halten. Wenn ich allerdings nah genug an ihn heran will, um mit den Fäusten etwas gegen ihn ausrichten zu können, gerate ich automatisch in die Schusslinie. Mist. Das ist eine einzige Zwickmühle und ich weiß nicht, wie ich hier einen ordentlichen Kampf hinlegen soll. Entweder riskiere ich Ziegelsteine und Äste, die mich niederstrecken oder Stromstöße, weil ich defensiv bin. Ich frage mich, ob das berechnet war, als man beschloss, mich hier mit Rudy rein zu schicken. Und ob sie von unserer Vergangenheit wissen oder es lediglich Zufall ist, dass ich mit ihm hier festsitze.
Ich checke Rudys neuen Standpunkt ab und die Orte, an denen sich noch Gegenstände befinden. Dann bringe ich mich außerhalb des Radius’ und blicke mich um. Vielleicht kann ich wenigstens irgendetwas werfen und so tun als sei ich total stark. Das Publikum muss mich doch für einen Loser halten.
Farben schießen. Also bitte!
Dann entdecke ich einen Ast ganz in meiner Nähe. Nicht so groß wie die, die Rudy bisher auf mich gehetzt hat. Aber wenigstens so groß, dass ich ihn auch hoch heben kann.
Rudy scheint die gleiche Idee gehabt zu haben, denn der Ast bewegt sich in meinen Händen plötzlich von alleine auf ihn zu.
So, so. Er will mich also durch die Gegend schleudern. Kann er haben. Er grinst mich an, während ich am Stock näher an ihn heran fliege und ich grinse zurück. Während des Flugs bereite ich mich auf einen Kick vor und als ich ankomme, schleudere ich mich mit Hilfe des Astes einmal im Halbkreis und versetze ihm einen Kick mitten auf die Wangenknochen.
Das Publikum johlt und Rudy geht zu Boden, wo er erstmal reglos liegen bleibt. Vielleicht habe ich ihn so schlimm erwischt, dass er ohnmächtig geworden ist.
Als er sich immer noch nicht rührt, ertönt die Hymne und der Moderator verkündet, dass jetzt Halbzeit wäre. Das Publikum johlt immer noch und ich nehme an, dass es mir gilt.
Es schüttelt mich überall und es will mir einfach nicht in den Kopf, dass die das tatsächlich für inszeniert halten.
«Verbeuge dich!», befiehlt die Frauenstimme in meinem Ohr.
«Wie bitte?», entfährt es mir ungläubig und im nächsten Moment zwingt mich ein kleiner Stromschlag in die Knie, den ich etwas holprig und unter Schmerzen in eine Verbeugung umwandle. Ich verneige mich in alle Richtungen und schiele dabei hinauf auf die ersten Ränge.
Dann richte ich mich wieder auf und schaue direkt in Blitzlichter hinein. Die Leute auf den Rängen fotografieren mich. Und vorne steht eine Fotografin, die sich langsam von ihrer Linse löst und zu mir hinunter starrt. Mir klappt die Kinnlade herunter. Sie ist weit weg von mir, aber ich erkenne sie trotzdem ganz eindeutig. Dafür kenne ich sie einfach zu lange und zu gut. Jeden ihrer Gesichtszüge. Sowohl aus der Nähe als auch aus der Ferne.
«Cora», murmle ich.
Ich hebe meine Hand und winke ihr zu. Falls sie mich noch nicht erkannt hat, muss ich ihr irgendwie klarmachen, dass hier nicht einfach nur irgendein Gen-Loser steht, der sich in dieser Arena prostituiert, sondern dass ich es bin! Und dass ich dazu gezwungen werde!
Ein paar Leute aus dem Publikum winken zurück. Aber ich ignoriere sie und winke jetzt mit beiden Händen wild in Coras Richtung.
«Was machst du da?», zischt es in meinem Ohr. «Es ist Halbzeit. Komm zurück.»
«Cora!», rufe ich. Aber es ist unmöglich, durch das Getöse hindurch zu dringen. Eine Kamera fängt mich ein und bringt mich auf die Leinwand. Als ich das bemerke, forme ich hoffnungsvoll mit den Lippen: «Cora!» Damit umgehe ich einen weiteren Stromschlag und eile danach schnell zurück in die Katakomben, bevor meine Befehlshaberin es sich anders überlegt.
Dabei spüre ich bei fast jedem Schritt meinen Rücken. Die Schläge auf mein Kreuz haben doch mehr gewirkt, als zunächst vermutet.
«Wenn du dich in der nächsten Runde genauso oft meinen Befehlen widersetzt oder zu lange zögerst, dann gibt es ab jetzt mehr Volt.«
Bei einem Blick auf ihre Bluse stelle ich fest, dass sie Friday heißt. Vorhin hatte ich nur Blicke für ihre Titten, da ist mir das Namensschild nicht aufgefallen.
Neben mir sitzen eine andere Frau und ein Mann in Sanitätskleidung und checken mich durch. Sie misst meinen Puls und checkt anhand des Chips in meinem Unterarm meine Vitalwerte. Er macht eine Spritze bereit.
«Wie groß sind die Schmerzen?», will er wissen. Ich schaue ihn nur von der Seite her an. Ich hab keine Lust mit jemandem zu reden. Da mein Rücken aber nach wie vor schmerzt, deute ich auf diesen. Auch wenn das nicht direkt seine Frage beantwortet. Er nickt knapp und rammt mir eine Spritze rein.
«Morphin. Das wird die Schmerzen für die nächste Runde unterdrücken.»
«Du hast Gravitus gut zugesetzt», lobt mich Friday. Ich schnaube nur. Schließlich blieb mir nichts anderes übrig.
Fertig machen oder fertig gemacht werden. Das ist hier die Devise und es gibt keine Möglichkeit, mich dem zu entziehen.
«Geh nur nicht ganz so viel auf Nahkampf. Gerade mag es dem Publikum gefallen, aber es soll nach wie vor wie ein Showkampf wirken.»
Dann rede ich doch. «Was soll die Scheiße? Ihr wisst genau, dass ich keine Kräfte mehr habe und schickt mich dennoch in diese verfickte Arena?!»
«Natürlich. Deshalb haben wir dir extra das Holipulver mitgegeben.»
«Oh. Wahnsinnig toll», schnaube ich sarkastisch.
«Beschwer dich nicht. Es hat sich schließlich bewährt.
Außerdem hoffen wir ja darauf, dass die Realsituation deinen Körper so unter Stress setzt, dass dein Gen wieder hervorgerufen wird.»
Ich lache auf.
«Euer Ernst? Eure Tests bringen einen Scheiß und die finden auch unter reellen Bedingungen statt!» Waterboarding ist schließlich nicht nur gefaked. Mein Körper war wirklich der Verzweiflung nahe! So wie ich.»
Zwar glaub ich nicht, dass man das, was mir widerfahren ist, so leicht vergessen kann. Aber für all die fucking Idiots da draußen, die ihren Kopf vor allem Gewalttätigen verschließen, hier nochmal eine Zusammenfassung, was ich erlebt habe: Die ganze beschissene Folter, die ich in dem angeblichen Hochsicherheitsgefängnis in Welkenhein über mich ergehen lassen musste in den letzten Wochen. Welkenhein. Die Einrichtung, die eigentlich ein geheimes Forschungslabor ist.
Und die kriminellen Genträger werden als Testobjekte missbraucht. Dort hatte man mich hin verschleppt, nachdem jemand der Polizei gesteckt hat, dass ich das Killer vor zwei Jahren in Brand gesteckt und den Gnom und seine Crew aus wahnsinnigen Ischen getötet habe.
Die Blondine lacht und winkt ab. «Ach was. Das ist alles nur halb so wild. Wir lassen euch schon nicht sterben. Aber hier in der Arena ist euer Gegner unberechenbar. Wir kontrollieren euch nur insoweit, dass ihr dem Publikum etwas bietet und euch nicht einfach nur sinnlos fertig machen lasst.
Die haben immerhin Eintritt bezahlt und wollen dafür unterhalten werden. Und es soll doch nach Showkampf aussehen, nicht echt. Da braucht man zwei aktive Teilnehmer.» Sie lächelt mich süßlich an. Ich bemerke, dass mein Rücken gar nicht mehr weh tut, als der Sanitäter seinen Spritzenkoffer wieder verschließt.
«Das hindert allerdings niemanden daran, euch in der Arena wirklich umkommen zu lassen», fügt Friday lächelnd hinzu. Meine Augenbrauen schießen nach oben.
«Und wie erklärt ihr dem Publikum eine Leiche?»
«Fake, mein lieber 378. Für das Publikum ist alles nur Fake.»
Ich schnaube wieder sarkastisch, dann kommt der Security rein, der bis eben vor der Tür stand. Er zerrt mich unsanft hoch und schubst mich raus.
«Es geht weiter», erklärt Friday gelassen und überprüft noch schnell meine Holi-Vorrichtung.
«Und denk daran: Biete dem Publikum eine Show. Das Ende der ersten Halbzeit war ja schon recht viel versprechend.»
Die Hymne ertönt als wir das Tor zum Spielfeld erreichen.
Der Security schubst mich hinaus und ich stolpere auf das Feld.
Auf der gegenüberliegenden Seite kommt auch Rudy wieder heraus. Er sieht wieder total fit aus. Er muss auch Morphin injiziert bekommen haben. Ansonsten kann ich mir das nicht erklären. Das Publikum muss denken, dass es uns die ganze Zeit super ging, so sicher und fit, wie wir wieder auftreten.
Mein Blick wandert automatisch hinauf auf die Tribüne, wo ich vorhin Cora entdeckt habe. Doch sie ist weg. Ich finde sie auch nicht, als ich hektisch die Ränge absuche, bevor das Startsignal wieder ertönt.
Sofort renne ich auf Rudy zu. Im Ersten Moment scheint er darüber etwas überrascht, reagiert aber dennoch schnell genug, um ein paar Ziegelsteine an sich zu ziehen, bevor ich ihn erreiche. Ich springe rechtzeitig aus der Schusslinie und sprinte weiter auf ihn zu. Aus der Menge höre ich meinen Namen. Besser gesagt Holiman. Als ich nah genug an Rudy dran bin, strecke ich meine Hände aus und drücke beide Knöpfe. Eine riesige bunte Wolke umhüllt ihn und mir bleibt Zeit, ihm aus dem Sprint heraus meinen Körper mit voller Wucht gegen die Brust zu werfen. Ich sehe ihn nicht, spüre aber, dass ich ihn mit mir zu Boden reiße. Dort setze ich mich auf ihn, während der bunte Nebel sich wieder lichtet und prügle auf ihn ein. Wie damals in seinem Garten. Eine links, eine rechts, eine links und so weiter. Ich werde ihn außer Gefecht setzen, bevor er oder Stromstöße das mit mir machen. Außerdem winkt mir ein kleines Festmahl, wenn ich siege. Wenn Friday da nicht gelogen hat, bevor sie mich in diese Arena schickte.
Als meine Fäuste schon bluten, aber Dank des Morphins nicht sonderlich weh tun, und Friday mir befiehlt, von ihm abzulassen, springe ich auf. Ich sprühe ihn wieder mit Farbe ein und suche Abstand.
Fuck. Ich war gerade so schön in Rage, da stört Friday.
Verkacktes Spiel.
Rudy erholt sich erstaunlich schnell und hetzt mir gleich sämtliche Gegenstände auf den Hals, die er finden kann. Da sie aus allen Richtung vom Rand aus auf ihn zugerast kommen, bleibt mir kaum eine Möglichkeit auszuweichen, denn so würde ich automatisch in die Schussbahn des nächsten Gegenstand geraten. Mir fällt nichts besseres ein, als mich wieder flach auf den Boden zu legen und zum Rand der Arena zu robben, damit ich nicht mehr zwischen ihm und all diesen Gegenständen stehe. Um nicht mehr sein Zielobjekt sein zu können..
Wie schon vorhin fegt ein Windstoß durch meine Haare, als eine Tür darüber hinweg zischt. Gleich darauf verliere ich mein Bewusstsein, weil mich etwas Hartes am Hinterkopf trifft.
Als ich wieder zu mir komme, liege ich noch am gleichen Fleck. Die Massen jubeln immer noch. Das Spiel wurde nicht unterbrochen. Ich muss also nur ganz kurz weg gewesen sein.
Lang genug allerdings für Rudy, damit er sich neu positionieren konnte. Er steht nun hinter mir, sodass ich genau zwischen ihm und all dem Holz, den Ziegeln und Flaschen liege.
Das Morphin unterdrückt zwar meine Schmerzen im Rücken und in den Fäusten, ist aber nicht stark genug, um meinen Brummschädel und den Schwindel auszuschalten. Es fällt mir also mega schwer, mich wieder aufzurappeln. Ich sehe schon die geballte Masse auf mich zu fliegen und hinter mir höre ich Rudy lachen.
Ein bisschen fühle ich mich zurückversetzt an den Tag, als ich gegen den Gnom und meine Ex-Affären gekämpft habe.
Da war ich genauso hilflos ausgeliefert wie jetzt.
Ich blinzle ein paar Mal, aber das hilft natürlich rein gar nicht gegen das Schwindelgefühl. Als ich endlich aufstehen kann, taumle ich so sehr, dass ich gleich wieder zu Boden gehe. Mir bleibt keine Zeit mehr auszuweichen und auf den Boden legen wird mir dieses Mal auch nicht helfen, denn die Gegenstände rasen in allen Höhen und tiefen auf mich zu.
Rudys Lachen dröhnt in meinen Ohren. Ich versuche mich noch zur Seite zu rollen, aber es ist zu spät. Eine Flasche voller Steine und ein Kanister erwischen mich. Fegen mich ein paar Meter rollend über das Feld und lassen mich regungslos auf dem Rücken liegen.
Über mir strahlt der blaue Himmel. Ich höre Jubelschreie, Anfeuerungsrufe, Rudys Lachen und Friday brüllt irgendwas in mein Ohr. Weil ihre Worte nicht bis in mein Gehirn vordringen, durchzucken meinen Körper im nächsten Moment Stromstöße. Gleich darauf sitzt Rudy auf mir und verpasst mir grinsend den letzten Knockout. Dann wird wieder alles schwarz. Irgendwie habe ich ein Déjà-Vue.
Jemand drückt mir auf die Brust. Immer und immer wieder.
Ich gehe davon aus, dass mir jeden Moment eine Rippe gebrochen wird, wenn sie nicht schon gebrochen sind. Spüren würde ich es wohl kaum. Ich muss so viel Morphin intus haben, dass ich mich total benommen fühle. Fast wie im Rauschzustand.
«378?» Ich schlage blinzelnd die Augen auf und blicke in das verschwommene Gesicht des Sanitäters, der mir in der Halbzeit das Morphin gespritzt hat.
«`s is’ der absolute Wahnsinn, wie viele von euch da mit drin stecken in der Scheiße», lalle ich benommen
«Er ist wieder bei Bewusstsein!», verkündet der Sani, dann wird mir Wasser eingeflößt, das links und rechts an meinen Mundwinkeln heraus läuft und ich verschlucke mit hustend.
«Trink», fordert der Kerl mich auf und ich versuche, zu trinken.
Es rumpelt immer mal wieder. Wir sind in einem fensterlosen Transporter, stelle ich fest. Dieses Mal kein Auto.
Werde ich etwa tatsächlich in ein Krankenhaus gebracht? Ich kann es gar nicht fassen.
Der Sanitäter nimmt mir die Wasserflasche wieder weg und ich huste nochmal, weil ich mich verschlucke. Mein Schädel brummt und die andere Sanitäterin von vorhin spritzt mit etwas in die Venen. Kurz danach wird wieder alles schwarz.
Als ich das nächste Mal erwache, befinde ich mich alleine in einem fast leeren Raum. Ich liege auf einem Bett, neben mir piept der Lautsprecher eines Bildschirms und eine Neonröhre flackert penetrant direkt über mir.
Blinzelnd sehe ich mich um. Der Raum kommt mir nicht bekannt vor. Er sieht aber auch aus wie jeder stinknormale Raum. Rechteckig, weiße, kahle Wände, ein Fenster mit geschlossenen, grauen Jalousien. Den Gerätschaften zu Folge, an die ich und der piepende Bildschirm angeschlossen sind, könnte ich mich wirklich in einem Krankenhaus befinden.
Auch wenn das Zimmer eher sporadisch eingerichtet aussieht.
Ich fühle mich nicht mehr ganz so high wie vorhin in diesem Transporter. Oder gestern?
Auch meinen Schädel spüre ich kaum noch. Das Morphium muss echt stark gewesen sein.
Ob Rudy gerade ein Festmahl genießt? Oder wurde er bestraft, weil er die Show so schnell beendet und dem Publikum so wenig Show geboten hat?
Langsam versuche ich, mich auf meine Ellenbogen zu stützen und bemerke dabei, dass eine meiner Hände mit Handschellen am Bett festgemacht ist. Fluchend sehe ich mich um. Einen Notruf-Knopf gibt es nicht. Auch kein Telefon.
«Hallo?», probiere ich es auf die herkömmliche Weise.
Vielleicht ist jemand vor der Tür und hört mich. «Hey, ist da jemand?»
Ich will gerade wieder zurück ins Kissen sinken, da öffnet sich die Tür. Dr. Foster betritt den Raum.
«Ah, 378», lächelt er. «Wie schön, du bist endlich wieder bei uns.»
Misstrauisch schaue ich ihn an. «Wo bin ich hier?», will ich wissen.
Der Forscher lacht, als hätte ich einen Witz gemacht. «Und immer noch der Alte. Im Gefängnis natürlich, wo denn sonst?»
Stöhnend lasse ich mich zurück ins Kissen fallen. Im Gefängnis also. Wäre ja auch zu schön gewesen, hier heraus zu kommen.
«Was ist mit Rudy?», frage ich und schaue zu ihm hoch.
Vielleicht bilde ich es mir nur ein, aber einen winzigen Moment sieht er überrumpelt aus. Als hätte er mit dieser Frage nicht gerechnet.
«Rudy?», fragt er dann irritiert. «Wer soll das sein?»
Ach richtig. Es weiß ja niemand, dass ich die Identität meines Gegners kenne.
«Gravitus», erkläre ich deshalb, ohne den Blick von ihm abzuwenden. «Ich weiß, wer hinter der Maske steckt. Spar dir also blöde Spielchen, falls du vor hast, dich dumm zu stellen.»
Dr Foster lacht auf. «Ich sehe schon, ein Junkie erkennt seinen Dealer wohl in jeder Maskerade wieder.»
«Ich bin kein Junkie!», knurre ich.
«Natürlich, das sagen sie alle.» Er macht eine weg wischende Handbewegung und blickt auf den piependen Bildschirm neben mir. Er drückt irgendeinen Knopf, dann ist es ruhig. «Dein Ex-Dealer wurde für 48 Stunden in die Isozelle gebracht», erklärt er bereitwillig.
Ich muss lachen. Es ist ein sarkastisches Lachen. War so klar. Läuft die kleinste Kleinigkeit nicht so, wie sie laufen soll, muss man dafür büßen. Fast bin ich ein wenig froh, verloren zu haben. Sonst wäre ich jetzt vielleicht in dieser Zelle. Aber Rudy gönne ich es. Er hat es verdient. Was er Cora angetan hat, habe ich ihm nie verziehen. Und auch ansonsten ist er ja kein unbeschriebenes Blatt.
«So, wenn du jetzt wieder wach bist, können wir dich ja zurück in die Zelle bringen. Hardy, Randy.» Die Tür öffnet sich und der Fette und der Pornobalken kommen herein. So heißen die also.
Sie kommen schnurstracks auf mich zu und lösen die Handschelle am Bett, um sie gleich darauf an meine freie Hand zu legen.
Ungläubig lachend stehe ich vom Bett, während Dr. Foster die Injektionsnadel aus meinem Handrücken zieht und die paar Elektroden entfernt.
«Witzig seid ihr», spotte ich. «Hängt mich an diese Maschinerie, als wolltet ihr ernsthaft, dass ich genese und dann steckt ihr mich zurück in die kalte Zelle. Wo man sich `ne tödliche Grippe holt. Grandios.»
Dr. Foster packt das ganze Zeug weg, das er mir gerade vom Körper genommen hat und die Wärter halten mich - trotz Fesseln - an den Oberarmen fest.
«Na jetzt übertreib aber mal nicht, 378», tadelt der Arzt.
«Eine Grippe holt ihr euch da schon nicht. Schon gar keine Tödliche. Außerdem untersuchen wir regelmäßig eure Vitalwerte. So ganz egal ist uns eure Gesundheit also nicht.
Aber nur weil ihr kränkelt, können wir euch nicht dauerhaft Freigang und Sondererlaubnisse gewähren.» Er blickt auf und grinst mich an. «Ihr seid immerhin allesamt trotzdem noch Schwerverbrecher.»
Ich schnaube verächtlich und reiße mich zusammen, ihm nicht vor die Füße oder auf den Kittel zu spucken. Solange dieser Hardy und dieser Randy mit Schlagstöcken hinter mir stehen, muss ich das nicht riskieren.
«Lieber ein lebendes Versuchsobjekt als ein Totes?», spotte ich.
«Du hast es erkannt!», lächelt Dr. Foster und gibt den Wärtern ein Handzeichen, woraufhin sie mich hinaus führen.
Der Gang sagt mir nichts. Hier bin ich noch nicht gewesen.
Auch als wir den Zellentrakt erreichen, kommt er mir nicht bekannt vor. Obwohl die Gänge mit den Zellen alle gleich aussehen. Ob ich jetzt auch in Isohaft komme? Weil ich in ihren Augen mit daran Schuld trage, dass das Spiel viel zu kurz ausgefallen ist?
Als hätte der Pornobalken meine Gedanken gelesen, murmelt er brummig: «Wenn man mich fragt, hätte ich dir ja Isohaft aufgebrummt.»
«Aber dich fragt keiner», entgegne ich. Dafür kassiere ich einen finsteren Blick und einen Stoß mit seinem Stock in die Rippen. Der soll mir mal diesen beschissenen Stock geben.
Ich weiß damit durchaus Besseres an ihm anzufangen, als er an mir.
«Dafür haste aber eine neue Zelle bekommen.»
Jetzt grient er und schließt eine große, schwere Tür auf sowie eine schmalere dahinter.
«Krankenhauskleidchen aus», fordert er.
Ich drehe mich um und mustere ihn. «Gibt’s dann wieder pinke Klamotten?»
«Heute nicht. Schließlich sollst du für deine Loser-Aktion nicht auch noch belohnt werden. Nicht wahr?»
Widerwillig ziehe ich das Hemd aus, in dem ich durch den offenen Schlitz am Rücken eh schon halb nackt bin und reiche es ihm. Der Pornobalken befreit mich von meinen Handschellen. Beide schauen zwanghaft in mein Gesicht, um nicht meinen nackten Schwanz sehen zu müssen. Das bringt mich zum Grinsen.
«Ihr dürft ruhig schauen, um eure Minderwertigkeitskomplexe zu steigern.»
Zur Antwort stößt mich der Pornobalken mit seinem Schlagstock in den Raum und verriegelt die erste Tür hinter mir. «Gibt’s auch was zu Essen?», rufe ich.
«Gab’s Intravenös», ertönt es dumpf durch die Tür, dann höre ich nichts mehr.
Ich drehe mich um, um mein neues zu Hause abzuchecken. Da der Fußboden nicht kalt und steinig ist, wie in der letzten Zelle, scheint diese hier anders zu sein. Und tatsächlich. Ich trete auf Plastik herum. Und als ich mich umsehe stelle ich fest, dass der gesamte Raum aus einer Art halb durchsichtigem Kunststoffs besteht. Als sähe man durch Eis hindurch. Auch die Tür. Zumindest die Innenseite der Tür.
Nur oben an der Decke, in der Ecke zwischen Decke und Wand, ist ein langer Spalt frei. Vermutlich kommt dadurch Frischluftzufuhr. Muss ja.
Mir kommt wieder in den Sinn, was mir der eine Insasse erzählt hat. Dass es den Forschern gelungen ist, Wasser in ein kunststoffartiges Material zu formen. Das hier könnte solch ein Material sein. Weshalb sonst sollte man mich in eine Plastik Zelle einsperren? Ich lasse den Blick noch einmal um 360° durch den Raum schweifen.
«Die haben aber noch keinen richtigen Plan, wie sie das Zeug sinnvoll einsetzen sollen», hatte er Kerl Schultern zuckend erklärt.
Tja, sieht ganz so aus, als hätte ich es gerade heraus gefunden. Nämlich, in dem man darin eingesperrt ist. Liegt ziemlich offen auf der Hand irgendwie. Schließlich kann es einen nicht nass machen.
Seufzend lasse ich mich auf den Boden sinken.
Wenigstens gibt es hier drin einen Plastiktopf. Vermutlich für den Toilettengang. Und immerhin ist es hier drin nicht ganz so kalt wie in der anderen Zelle. Keine Ahnung warum das eine Strafe sein soll. Im Gegensatz zu den letzten Wochen, ist das hier sogar eher das Paradies.
Habe ich gerade Wochen gesagt? Wow. Seht ihr? So lange fühlt sich der Aufenthalt in dieser Anstalt schon an. Wie lange ich wirklich hier bin weiß ich nicht. Aber da ich Teilnehmer der dritten Heldenspiele war, müssen schon mindestens ein paar Wochen vergangen sein. Angedacht waren ein bis zwei Spiele im Monat.
Seufzend lasse ich mich auf dem Boden nieder. Das Bild, wie Cora auf der Tribüne steht, schiebt sich vor mein inneres Auge. Ich frage mich immer noch, ob mein Gehampel und Gewinke etwas gebracht hat. Ob sie mich erkannt oder einfach nur für einen dummen Genträger gehalten hat, der hofft, durch diese Spiele berühmt zu werden. Was er durch seinen uncoolen Auftritt vermasselt hat.
Was ihr wohl durch den Kopf ging, falls sie mich erkannt hat? Ich hoffe, sie hat dann gecheckt, dass hier etwas schief läuft und ich keinen Sinneswandel vollzogen habe, den ich um Himmels Willen nie, niemals vollziehen würde! Das müsste sie wissen.
Ein Klacken holt mich aus meinen Gedanken. Mein Blick geht zur Tür, aber die bleibt geschlossen. Ich habe Hunger.
Scheiß auf intravenös. Fühlt sich nicht so an. Und wer versichert mir, dass er sich das nicht ausgedacht hat?
Das Klacken ertönt erneut. Es kommt von oben. Ich lege meinen Kopf in den Nacken und schaue an die Decke. Zu sehen ist jedoch nichts. Kein Nieselnebel wie beim ersten Mal.
Vielleicht klingt das so, wenn hier frische Luft rein gepumpt wird. Mittlerweile müssten sie ja auch kapiert haben, dass von mir keine Gefahr ausgeht. Zumindest Kräftetechnisch. Im Nahkampf bin ich immer noch gut. Nahkampf. Das ist es. Ich muss mich in Form halten und meine Langeweile hier drin vertreiben. Also stehe ich mit Schwung wieder auf und beginne mit ein paar Dehn- und Aufwärmübungen, wobei es bei jedem Sprung zwischen meinen Schenkeln klatscht.
Nach nicht mal einer halben Stunde schwitze ich wie sau und muss aufhören, weil ich das Gefühl habe, gleich zu hyperventilieren. Außerdem rutsche ich ständig auf meinem Schweiß aus. Mein Körper ist schweißnass, mein Mund ist staubtrocken und leichter Schwindel macht sich in mir breit.
Was ist mit mir los? Bin ich so ein Waschlappen geworden?
Oder haben sie mir wieder irgendetwas injiziert, während ich ohnmächtig war? Oder sind das noch die Nachwirkungen der Heldenspiele?
Erschöpft sinke ich an der Wand zu Boden, wobei ich unsaft mit meinem nassen Körper am Wasserplastik herunter schubber. Wie die das Zeug wohl nennen werden?
Als ich endlich sitze, lege ich meinen Kopf zur Seite und atme schwer. Er ist verdammt warm hier drin. Ich gehe ein.
Ohne, dass ich noch irgendwelche körperlichen Tätigkeiten vollführe, rinnt mir der Schweiß die Stirn hinunter. Tritt aus all meinen Poren heraus. Unter den Achseln, am Bauchnabel, an meinem Sack, in den Kniekehlen.
«Durst», murmle ich vor mich hin und blicke mich um.
Nichts. Nur der Plastiktopf.
Warum ist mir so heiß?
Als es wieder klackert, blicke ich erneut auf, aber es ist rein gar nichts zu sehen. Schicken sie mir vielleicht warme Luft rein? Ich versuche aufzustehen, um mir diesen Spalt genauer anzusehen. Nur schwerlich gelingt mir das und ich ziehe mich mit meinen schwitzigen Fingern irgendwie an der kunststoffartigen Wand herauf. Nachdem ich mehrmals abegerutscht bin, stehe ich endlich und strecke meinen Arm nach oben aus. Selbst auf Zehenspitzen gelange ich nicht ganz an die Decke, aber es reicht, um einen warmen Luftzug von dort oben auszumachen. Einen sehr warmen. Verfluchte Forscher!
Erschöpft sinke ich wieder zu Boden. Der Schweiß strömt unaufhaltsam und mein Durst wird immer größer.
«Wasser», bettle ich und komme mir erbärmlich vor. Aber mir bleibt nichts, außer der Hoffnung, dass sie mich hören.
Und ich hoffe, dass sie mich hören! Schließlich hat Dr. Foster vorhin erst gesagt, dass sie uns hier drin schon nicht sterben lassen.
Ich weiß wirklich nicht, was mir am Liebsten ist.
Waterboarding, in der Steinzelle frieren, mit Verrückten im drei Meter tiefen Wasserbecken um Nahrungsmittel zu kämpfen oder hier drin fast zu dehydrieren. Oder in die Arena gesteckt zu werden.
Ich frage mich ja, ob das eher eine Strafe oder eher neue Forschungsmethoden sein sollen. Und warum sie mich in eine Zelle aus diesem neuartigen Material stecken. Anscheinend rechnen sie immer noch damit, dass meine Kräfte jeden Moment zurückkehren. Idioten.
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