Mit Volldampf ins Jenseits - Glenn Stirling - E-Book

Mit Volldampf ins Jenseits E-Book

Glenn Stirling

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Beschreibung

In den Wirren des amerikanischen Bürgerkrieges spielte die Eisenbahn eine wichtige Rolle. Als General McDermott nach dem Krieg auf den Gedanken verfällt, kurzfristig einen Sonderzug zusammenzustellen, um zu üben, wie schnell man große Truppenmengen im Land verlegen kann, kommt es durch die Verkettung unglücklicher Umstände zu einer Katastrophe ungeahnten Ausmaßes, die viele Menschenleben kosten wird …

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Glenn Stirling

 

 

Mit Volldampf ins Jenseits

 

 

 

 

Western

 

 

 

 

 

Bärenklau Exklusiv

 

 

Impressum

 

 

Copyright © by Authors/Bärenklau Exklusiv 

Cover: © by Steve Mayer mit Edward Martin nach Motiven, 2022 

Korrektorat: Thomas Ostwald 

 

Verlag: Bärenklau Exklusiv. Jörg Martin Munsonius (Verleger), Koalabärweg 2, 16727 Bärenklau. Kerstin Peschel (Verlegerin), Am Wald 67, 14656 Brieselang

 

Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

 

Alle Rechte vorbehalten

Inhaltsverzeichnis

Impressum 

Das Buch 

1. Kapitel 

2. Kapitel 

3. Kapitel 

4. Kapitel 

5. Kapitel 

6. Kapitel 

7. Kapitel 

8. Kapitel 

9. Kapitel 

10. Kapitel 

11. Kapitel 

12. Kapitel 

13. Kapitel 

14. Kapitel 

15. Kapitel 

16. Kapitel 

17. Kapitel 

18. Kapitel 

19. Kapitel 

20. Kapitel 

21. Kapitel 

22. Kapitel 

 

Das Buch

 

 

In den Wirren des amerikanischen Bürgerkrieges spielte die Eisenbahn eine wichtige Rolle. Als General McDermott nach dem Krieg auf den Gedanken verfällt, kurzfristig einen Sonderzug zusammenzustellen, um zu üben, wie schnell man große Truppenmengen im Land verlegen kann, kommt es durch die Verkettung unglücklicher Umstände zu einer Katastrophe ungeahnten Ausmaßes, die viele Menschenleben kosten wird … 

 

 

***

 

 

1. Kapitel

 

Das Unheil bahnte sich schon Wochen vorher an, nämlich in dem Augenblick, als General Douglas McDermott das Büro der Union Pacific Agentur in Laramie betrat.

Der General wusste, was sich gehörte und war natürlich angemeldet. Dennoch rieb sich Clyde McClelland die Augen, als der General dann vor ihm stand. Denn unter einem General hatte er sich immer etwas ganz anderes vorgestellt. Eine Art Übersoldat, ein Hüne mit ordensbespannter Brust, aber der hier war alles andere als das. Er war klein, schmal, hatte ein feingeschnittenes Gesicht mit einer sehr hohen Stirn. Er hätte ein Konstrukteur sein können, ein Doktor oder sonst etwas, wie sich das McClelland vorstellte, nur kein General. Einen General gab er eigentlich gar nicht ab. Und darüber täuschten auch nicht die beiden Sterne auf den Schulterstücken hinweg oder das besonders gute Tuch seiner Uniform.

Doch schon die Stimme des Generals ließ McClelland jäh vergessen, wie er sich einen General vorgestellt hätte. Denn McDermotts Stimme war schneidend wie eine Lederpeitsche und scharf wie ein Rasiermesser.

»Ich brauche einen Zug für mindestens vierhundertfünfzig Mann!«, kommandierte er. Und er sagte es, als wollte er ein Stück Seife kaufen.

»Und wann brauchen Sie diesen Zug, Sir?«, fragte McClelland, der die Agentur in Laramie leitete.

Der General maß den bulligen Agenten McClelland mit abschätzendem Blick, und dann schnarrte er: »Den Zeitpunkt bestimme ich unmittelbar vorher!«

McClelland war versucht, laut aufzulachen. »Sir«, sagte er dann sanft wie zu einem kleinen ungehorsamen Kind, »wir können nicht irgendwann einen Zug einsetzen. Hier gibt es so etwas wie einen Fahrplan. Und wenn wir diesen Fahrplan ändern, müssen wir es lange vorher wissen.«

»Die Eisenbahn«, bellte der General los, »ist nicht nur für Zivilisten da, die Eisenbahn wird im Notfall auch in die militärische Kriegsplanung einbezogen, das hat sich schon im Bürgerkrieg bewiesen, und das wird auch in Zukunft so sein. In meinen logistischen Plänen …«

»In was bitte?«, erkundigte sich McClelland.

»Wissen Sie nicht, was Logistik ist?«, schnauzte der General. »Das ist die Transportplanung!«

McClelland nickte ergeben, und der General fuhr fort:

»Ich brauche jederzeit Transportmittel, um Menschenmaterial an die gegebenen Plätze zu bringen, wo es benötigt wird.«

»Menschenmaterial?«, wiederholte McClelland gerührt.

Der General zog in leichter Verärgerung über diese Zwischenfrage die Brauen hoch und erklärte dann: »Wenn ich von Ihnen einen Zug verlange, dann muss er in wenigen Stunden fahrbereit sein!«

»Das ist unmöglich, Sir. Wir befinden uns nicht im Kriege und haben keinen Ausnahmezustand und keine außerordentlichen Verhältnisse. Es ist tiefer Frieden. Sir, ich darf Sie erinnern, wir haben die Indianerprobleme weitgehendst gelöst, wenn auch auf unsere Art. Es gibt mehr oder weniger einen sicheren Verkehr, geregelte Verhältnisse also. Und vor allen Dingen Anschlüsse von Nebenstrecken, und all das muss berücksichtigt sein. Ich kann nicht einfach einen Zug einsetzen!«

»Dann halten Sie eben die anderen Züge an! Unser Zug ist wichtiger, denn wir, das heißt die Armee, haben den Westen erobert. Ohne uns wäre diese Eisenbahn nie erbaut worden. Folglich verlangen wir jederzeit den Vorrang zu haben vor anderen!«

»Sir, ich bedauere, ich kann das nicht entscheiden. Da muss ich bei einer höheren Stelle zurückfragen. In Omaha …«

»Dann werde ich dafür sorgen«, versicherte der General, »dass Sie von dieser höheren Stelle recht schnell und recht bald eine Anweisung bekommen!«

»Darum muss ich auch bitten, Sir«, erwiderte McClelland, »denn ohne diese Anweisung kann ich nicht einfach einen Zug einsetzen, jedenfalls nicht kurzfristig.«

»Sie werden sich noch wundern, was Sie alles können und müssen«, erklärte der General, drehte sich auf dem Absatz um und marschierte sporenklirrend aus dem Raum. Als die Tür hinter ihm zuschlug, zuckte McClelland resignierend die Schultern und dachte: An der Geschäftsleitung in Omaha beißt der sich die Zähne aus mit seinem Quatsch. Von dem hör ich so schnell nichts wieder.

Aber Clyde McClelland, der Union Pacific Agent in Laramie, sollte unrecht behalten. Und nicht nur er sollte die Macht des Generals Douglas McDermott zu spüren bekommen. Indirekt wurden viele Menschen die Opfer von dessen Plan. Wochen später bahnte sich das Unglück, jenes furchtbare Unglück vom 18. März 1882, unaufhaltsam und unauslöschbar an.

 

 

2. Kapitel

 

Am 17. März, es war ein Donnerstag, brachte der Zugführer Carl Speck in den frühen Vormittagsstunden eine schriftliche Order der Hauptverwaltung in Omaha für Clyde McClelland.

Carl Speck, der ein großer, sehniger Mann war von etwa fünfunddreißig Jahren, schleuderte das versiegelte Kuvert auf Clyde McClellands Tisch und grinste den Agenten an.

»Liebesbrief vom großen Boss«, rief er McClelland zu und ließ sich auf den lederbezogenen Stuhl fallen, der dem Schreibtisch gegenüberstand.

Während McClelland mit einem Messer das Kuvert öffnete, fragte er den Zugführer Carl Speck: »Wie fühlt man sich, wenn man einen ganzen Tag nichts zu tun hat?«

»Ich hab’s auch bitter nötig«, erwiderte Speck. »Immerhin bin ich jetzt schon zehn Tage lang hintereinander im Dienst. Das ist die reinste Leuteschinderei. Vor Abend kommt der 104, und dann bin ich wieder fällig. Und Delorme, der jetzt den 104 hat, ist dann ganz sicher auch am Ende.«

Clyde McClelland hatte gar nicht mehr zugehört. Überrascht starrte er auf die Zeilen im Brief, zog die Augenbrauen hoch und sah schließlich den Zugführer an.

»Du machst Augen wie ein Pfannkuchen, was ist passiert?«, fragte Speck.

»Ob du’s glaubst oder nicht, Carl, sie haben diesem verdammten General recht gegeben.«

»Wovon redest du?«

McClelland lachte, aber es klang nicht fröhlich, sondern eher böse. »Das ist schon eine Weile her«, erklärte er, »da tauchte hier in meinem Büro einer auf, der aussah wie ein Buchhalter oder wie ein Professor oder wie sonst was, aber zufällig war der Bursche General. Ein kleines Männlein, und er verlangte von mir, dass wir jederzeit für ihn einen ganzen Eisenbahnzug bereitstellen. Weißt du, einfach so, als wenn ich zu meinem Nachbarn gehe und ihn frage, ob ich mal die Schubkarre geliehen haben kann. Ich habe gelacht und ihm gesagt, das geht nicht. Das muss er vorher anmelden. Aber er sagte, er will den Zug notfalls sofort haben. Die Armee hat den Vorzug vor allem anderen, da müssten eben die übrigen Züge stehenbleiben. Verstehst du, mitten im Frieden will der Krieg spielen. Da hab’ ich gesagt, da müsste er sich mal an Omaha wenden, an die Hauptverwaltung. Aber er sagte, er wird das schon regeln. Und guck dir das an, der hat das geregelt. Jetzt haben die in Omaha Order gekriegt, dass hier im Territorium jederzeit ein Zug bereitzustellen sei. Der Schlauberger, wir haben ja hier noch keinen Staat, das ist immer noch ein Territorium. Und da hat tatsächlich die Armee noch was zu sagen. Also, wenn der plötzlich auftaucht und will einen Zug, und du bist irgendwo unterwegs mit einem anderen Zug, dann kann es dir passieren, dass euer Zug übern Telegraphen einen Haltbefehl kriegt, und dann steht ihr wie ein Denkmal, während der General mit seinen Soldaten ein bisschen spazieren fährt. Und er hatte da so ein wunderbares Wort, Logistik. Ich hab’s vorher gar nicht gekannt, dieses Wort. Diese Logistik, die probiert er dann aus für den Fall, dass mal wieder ein Bürgerkrieg ausbricht. Verstehst du?«

»Sag mal, sind die bescheuert in Omaha, dass sie so einen Quatsch mitmachen?«, fragte Speck.

McClelland schüttelte den Kopf.

»Die sind nicht bescheuert, die müssen das mitmachen. Ich sag’ dir doch, dieser Teil der Strecke ist Territorium. Hier ist kein Staat, wo man einen Gouverneur fragen muss, in diesem Gebiet hier hat die Armee immer noch das allerletzte Sagen. Und das hat der General gewusst. Nur hier, nicht woanders in einem Staate, kann er Krieg spielen. Und Wyoming ist eben noch Territorium. Na ja, vielleicht vergisst er’s wieder. Der und sein Krieg und seine Logistik!«

»Na du, wenn du dich da mal nicht irrst«, meinte Carl Speck. »Die Burschen vergessen so was nicht. Was sich mal in deren Hirn festgesetzt hat, das wird todsicher auch ausprobiert. Pass mal auf, das dauert gar nicht so lange, da kommt der anmarschiert und will von dir einen Zug. Hat er nicht gesagt, wo er hinfahren will, mit dem Zug?«

»Von mir aus in die Hölle!«, keuchte McClelland.

Er ahnte nicht, wie bitter recht er hatte.

 

 

3. Kapitel

 

An diesem frühen Nachmittag schien eine weiße, kalte Sonne auf das steifgefrorene Land. Ein paar Häuser lagen wie erstarrt neben den Gleisen. Wie zwei gewaltige silberne Fäden zog sich die Bahnlinie durch die Landschaft. Auf der einen Seite befand sich das Flussbett des Humboldt River, auf der anderen dehnten sich die von Hügelketten durchzogenen Nevada Ebenen.

Im Stationsgebäude hockten der Lokführer Mark Thomas und der Heizer Paul Coach neben dem bullernden Kanonenofen, der den Raum mit wohliger Wärme erfüllte.

Die beiden Männer würden nachher die Mannschaft auf der Lokomotive ablösen, auf der Lokomotive 104 des Zuges aus San Francisco, der jeden Augenblick eintreffen musste.

Mark Thomas war ein hagerer, knochiger Mann von etwa vierzig Jahren. Sein Heizer konnte nicht viel jünger sein, hatte einen schiefen Mund, ein etwas verkniffenes Gesicht, aus dem sich der Schalk, der in diesem Manne lebte, herauslesen ließ.

Drüben auf der Pritsche lag Jack Powers, der Packwagenschaffner, und schlief.

»Dem seine Ruhe möchte ich haben. Der pennt bis zur letzten Minute. Ich wette mit dir, den müssen wir noch wecken.«

Mark Thomas zuckte die Schultern. »Mir auch egal. Mensch, ist das kalt geworden, was? So ein Nachwinter und Kahlfrost. Da geht ’ne Menge Getreide kaputt.«

»Was interessiert dich Getreide?«, fragte Coach. »Ich habe immer gedacht, du bist Lokführer und kein Farmer.«

»Aber mein Bruder hat eine Farm, daran muss ich immer denken. Und deshalb …«

In der Ferne ertönte ein Pfiff. Sofort rief Coach: »Sie kommt!«

Mark Thomas erhob sich, hielt noch mal wärmend die Hände über den Ofen und sagte dann: »Mach bloß oben die Feuer auf, du, dass wir nicht auch noch auf dem Bock erfrieren!«

»Dir wird der Schweiß von der Birne laufen, wenn wir die Wahsatch Berge rauf müssen. Da keucht die Prinzessin jedes Mal. Das gefällt ihr nicht. Sie rennt ja gerne, aber mit den Bergen, da hat sie immer ihren Spaß.«

»Nein«, stimmte Mark Thomas zu, »Berge mag die Nevada Prinzessin nicht.«

»Also, es hilft nichts, treten wir unserem Freund Jack Powers in den Hintern, damit er munter wird und dann raus. Sie wollen hier nicht ewig halten.«

Als sie ins Freie traten, empfing sie ein eisiger Wind, der mit schneidender Schärfe vom Norden her wehte. Mark Thomas schlug den Mantelkragen hoch und blickte nach Südwesten, wo die Rauchwolke der sich nähernden Lokomotive rasch nach Süden hin weggetrieben wurde. Direkt neben dem zugefrorenen Fluss donnerte der Express heran. Die Schienen begannen zu singen, und eine der Scheiben des Telegrafengebäudes klirrte, als würde jemand dagegen schlagen.

Jack Powers, der von Coach geweckt worden war, trat ins Freie und rieb sich die Augen. Er war ein schlaksiger, leicht vorgebeugt gehender Mann von ungefähr fünfzig Jahren, aber er sah viel älter aus. »Ich hatte vielleicht einen blöden Traum«, rief er.

»Was für ’n Traum?", wollte Mark Thomas wissen und blickte über die Schulter zu ihm zurück.

»Ach ein’ Blödsinn habe ich geträumt, ganz furchtbar. Ich habe geträumt, wir fahren mit dem Zug über eine Brücke, und plötzlich fällt die Brücke zusammen.«

»Soll schon vorgekommen sein«, meinte Mark Thomas.

Der Zug kam jetzt näher, immer näher. Nun waren schon Einzelheiten der 440-Lokomotive zu erkennen.

»Wenn ich sie so sehe«, meinte Mark Thomas, »ein herrlicher Renner ist es doch. Schectady hat eine Hand dafür. Lokomotiven von ihm sind die schnellsten, die es gibt.«

»Ich kenne keinen Lokomotivkonstrukteur, der mehr auf dem Kasten hat als er«, erklärte Coach. »Das ändert aber nichts daran, dass unsere Freunde Verspätung haben. Und das mehr als eine Viertelstunde.

---ENDE DER LESEPROBE---