Mittelalter. 100 Seiten - Thomas Frenz - E-Book

Mittelalter. 100 Seiten E-Book

Thomas Frenz

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Beschreibung

»Wie dunkel war das ›finstere Mittelalter‹ wirklich? Und warum heißt es Mittelalter? Begann es tatsächlich im Jahre 476? Und wann hörte es auf?«Alles hing im Mittelalter davon ab, ob man als Bauernsohn oder Fürstentochter geboren wurde. Ordo, die gottgewollte Ordnung der Welt, bestimmte, wo jeder Mensch seinen Platz hatte, den er ausfüllen, aber nicht eigenmächtig verlassen sollte. Diese Zeit, die heute so fern scheint, übt seit jeher eine besondere Faszination auf uns aus. Doch wie lebten die Menschen im Mittelalter, was war ihnen wichtig? Welche Persönlichkeiten wirken nach? Thomas Frenz zeichnet das Bild einer ungeheuer ereignisreichen Epoche, die uns noch heute angeht.

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Seitenzahl: 116

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Thomas Frenz

Mittelalter. 100 Seiten

Reclam

Für mehr Informationen zur 100-Seiten-Reihe:

www.reclam.de/100Seiten

 

2022 Philipp Reclam jun. Verlag GmbH, Siemensstraße 32, 71254 Ditzingen

Covergestaltung: Philipp Reclam jun. Verlag GmbH nach einem Konzept von zero-media.net

Infografik: annodare GmbH, Agentur für Marketing

Gesamtherstellung: Philipp Reclam jun. Verlag GmbH, Siemensstraße 32, 71254 Ditzingen

Made in Germany 2022

RECLAM ist eine eingetragene Marke der Philipp Reclam jun. GmbH & Co. KG, Stuttgart

ISBN978-3-15-961981-1

ISBN der Buchausgabe 978-3-15-20589-1

www.reclam.de

Inhalt

Miniatur von Kaiser Friedrich Barbarossa

Ausgefranste Ränder – Anfang und Ende des Mittelalters

Orientierung im Labyrinth der Welt

Die da oben, die da unten

»Die liebe Reise über See« – Die Kreuzzüge

Zwischen Völlerei und Hunger

»Unter der Linde …« – Liebe und Ehe

Volo studere, pie magister! – Schule im Mittelalter

Fakt oder Fake?

»Uns ist in alten mæren …« – Mittelalterliche Dichtung

»Unser Leben währet 70 Jahre« – Krankheit und Tod

Die Posaune des Jüngsten Gerichts

Lektüretipps

Bildnachweis

Zum Autor

Über dieses Buch

Leseprobe aus Antike. 100 Seiten

Kaiser Friedrich Barbarossa thront zwischen seinen Söhnen König Heinrich (li.) und Herzog Friedrich (re.). Miniatur aus der Welfenchronik(Historia Welforum), letztes Viertel des 12. Jahrhunderts

Ausgefranste Ränder – Anfang und Ende des Mittelalters

Von Friedrich Dürrenmatt stammt die Komödie Romulus der Große (1949). Der Titelheld ist allerdings nicht etwa der sagenhafte Gründer Roms, sondern der letzte weströmische Kaiser, Romulus Augustulus, der 476 n. Chr. von Odowakar abgesetzt wurde. Zu Beginn des letzten Aktes entspinnt sich zwischen den beiden Kammerdienern des Kaisers, Achilles und Pyramus, folgender Dialog:

Pyramus: »Sechzig Jahre haben wir unter elf Kaisern dem römischen Staat gedient. Ich finde es geschichtlich unverständlich, dass er nun noch zu unseren Lebzeiten aufhört zu existieren.«

Achilles: »Wenn wir abtreten, kann man sagen: Jetzt ist die Antike zu Ende!«

Pyramus: »Zu denken, dass eine Zeit kommt, wo man nicht einmal mehr Lateinisch und Griechisch spricht, sondern so unmögliche Sprachen wie dieses Germanisch!«

Achilles: »Jedenfalls muss die Zeit, die nun anbricht, schauderhaft sein.«

Pyramus: »So richtiges dunkles Mittelalter.«

Ich möchte den verdienten Mitarbeitern des Kaisers nicht zu nahe treten, aber wie dunkel war das »finstere Mittelalter« wirklich? Und warum heißt es »Mittel«alter? Begann es tatsächlich im Jahre 476? Und wann hörte es auf?

Wie finster war das Mittelalter?

Es waren die italienischen Humanisten des 15. Jahrhunderts, die die glorreichen Zustände der Antike wieder heraufführen wollten und deshalb die dazwischen liegenden Jahrhunderte als »finsteres Mittelalter« diffamierten – als eine Epoche, in der Staat, Kultur, Sprache und Schrift von den nordischen Barbaren der Völkerwanderung zugrunde gerichtet wurden. Diese Wertung hielt sich auch noch im 16., 17. und 18. Jahrhundert. Im 19. Jahrhundert änderte sich dann die Sicht, und das Mittelalter wurde romantisch verklärt. Die Burgruinen, die aus den Wäldern hervorlugten, luden zum Träumen ein; dass sie ursprünglich Finanzämter gewesen waren, die den reisenden Kaufleuten das Geld abpressten, war vergessen. Und ein derart idealisiertes Bild des Mittelalters herrscht ja auch heute noch vor.

Drehen wir die Frage einmal um: Was hätten wir heute nicht, wenn es das Mittelalter nicht gegeben hätte? Wir hätten keine parlamentarische Demokratie; keine Grund- und Menschenrechte, dafür aber ohne weiteres die Sklaverei; keine christliche Nächstenliebe; kein Papier und keinen i-Punkt; keine mehrstimmige Musik; keine gleichmäßig laufenden Uhren; keine arabischen Ziffern. Und weder Kartoffeln noch Mais noch Paprika noch Kakao und Schokolade, denn niemand in der Antike wäre auf den Gedanken gekommen, an den Grenzen der Erde Mission zu betreiben und dabei Amerika zu entdecken – mit den bekannten Folgen für beide Teile der Welt.

Aber in einem Punkt war die Erde im Mittelalter wirklich finster: Es gab bei Nacht praktisch keine Beleuchtung und damit keine Lichtverschmutzung, sondern nur den Mond (wenn er schien) und den prachtvollen Anblick der Milchstraße.

Wann fängt es an, wann hört es auf?

Aber wann begann denn nun das Mittelalter? Da gibt es verschiedene Blickwinkel, wobei noch vorausgeschickt sei, dass wir uns hier mit Europa und vor allem mit den deutschen Verhältnissen befassen wollen. Politisch betrachtet eignet sich das schon erwähnte Jahr 476, das formale Ende des antiken weströmischen Reiches, aber auch schon das Jahr 410, als die germanischen Westgoten zum fassungslosen Entsetzen aller Zeitgenossen die Stadt Rom eroberten – ein kleines Barbarenvolk die Hauptstadt der Welt! – oder später 568, als die Langobarden in Italien einfielen und systematisch den antik-römischen Adel liquidierten. Oder noch später 800, als Karl der Große das mittelalterliche Kaisertum begründete. Oder religiös betrachtet: 313 beendete Kaiser Konstantin die staatliche Christenverfolgung, 391 erklärte Kaiser Theodosius das Christentum zur Staatsreligion, 498 empfing der Frankenkönig Chlodwig die Taufe; oder 622, als Muhammad den Islam begründete, oder 711, als Spanien islamisch erobert wurde.

Und wann endete das Mittelalter? 1453, als die Türken Konstantinopel eroberten? Oder mit der Renaissance im 14. und 15. Jahrhundert? Oder 1454 mit Gutenbergs Erfindung des Buchdrucks mit beweglichen Lettern? Oder 1492 mit der europäischen Entdeckung Amerikas? Oder 1517 mit Luthers Reformation?

Welche Daten stimmen denn nun? Vielleicht bietet sich ein Ausweg aus dem Dilemma, wenn wir die Zeitgenossen befragen, zum Beispiel Otto von Freising (1114–1158), den berühmtesten Chronisten der Zeit, der zudem nahe an den Quellen sitzt, denn immerhin ist er ein Cousin Kaiser Friedrich Barbarossas. Aber wir hätten wohl größte Mühe, ihm unser Problem überhaupt verständlich zu machen. »Wieso sucht ihr nach einer Zeitgrenze? Wir leben doch immer noch im Römischen Reich.« – »Aber Kaiser Friedrich ist doch kein Römer, sondern ein Schwabe!« – »Ja wisst ihr denn nicht, dass Konstantin das Reich von den Römern auf die Griechen übertragen hat? Und Karl der Große von den Griechen auf die Franken, und Otto der Große von den Franken auf die Deutschen?« Und dann holt er seine Chronik hervor und zeigt uns das 31. Kapitel des 5. Buches: »Im Jahre 800 nach der Fleischwerdung des Herrn, 1552 nach der Gründung der Stadt Rom, wurde Karl in seinem 33. Regierungsjahr vom Papst gekrönt und als 69. Herrscher von Augustus an zum Kaiser ausgerufen.« Und dann mischt sich Beda Venerabilis (672/73–735) in unser Gespräch, die größte Autorität in Fragen der Zeitrechnung überhaupt (dass Otto und Beda keine Zeitgenossen waren, muss uns hier nicht grämen), und belehrt uns: »Wie der Prophet Daniel nachgewiesen hat, gibt es im Laufe der Geschichte vier Weltreiche, das babylonische, das persische, das griechische (unter Alexander dem Großen) und als letztes das römische. Dieses dauert bis zum Ende der Welt; es kann also noch gar nicht aufgehört haben. Was soll also die dumme Frage?«

Wir können das Problem aber auch epidemiologisch angehen. Dann fällt uns auf, dass es am Ende der Antike eine Pandemie gab, die »Justinianische Pest« seit ca. 550, die die Hälfte der Bevölkerung hinwegraffte und zum Zusammenbruch der antiken Wirtschaft und Kultur führte. Und von 1346 an wieder eine Pandemie, den »Schwarzen Tod«, der zwar »nur« ein Drittel der Bevölkerung kostete, aber alle christlichen Vorstellungen von göttlicher Gnade und Gerechtigkeit ins Wanken brachte.

Wenn wir jetzt rechnen, kommen wir auf eine maximale Dauer des Mittelalters von 1200 Jahren (313 bis 1517) und eine minimale von 550 Jahren (800 bis 1346). Und in dieser Zeit ist ungeheuer viel passiert, was uns heute noch angeht.

Orientierung im Labyrinth der Welt

Aber tauchen wir nun selbst in die Vergangenheit ein und stellen uns vor, dass wir etwa im 12. Jahrhundert gelebt hätten. Unser Leben hinge wesentlich davon ab, in welchen Stand und welche Familie wir hineingeboren worden wären. In der Position, auf die man gestellt ist, muss man sich bewähren. Es gilt, nicht nur die Rechte zu genießen, sondern vor allem die Pflichten zu bewältigen. Der Grundbegriff des Mittelalters ist ordo, die richtige gottgewollte Ordnung der Welt, in der jeder Mensch seinen Platz hat, den er ausfüllen, aber nicht eigenmächtig verlassen soll.

Ordo

Alles Unglück ist nämlich über die Menschen gekommen, weil Adam und Eva sich nicht in diese Ordnung fügen wollten. Eritis sicut dii – ›Ihr werdet sein wie Götter‹ (Gen 3,5; Bibelzitate hier und im Folgenden nach meiner eigenen Übersetzung aus der Vulgata): Durch diese Worte suggeriert die Schlange im Paradies, es sei erlaubt und möglich, aus der gottgewollten Ordnung hinauszutreten und eine höhere Stellung zu erlangen – eine Stellung, die den Menschen nicht zukommt. Die Folgen sind bekannt: »Im Schweiße deines Angesichtes sollst du dein Brot essen« und »Unter Schmerzen sollst du deine Kinder gebären« (Gen 3,19 bzw. 16).

Der Legende nach war dies übrigens bereits der zweite Vorfall dieser Art. Auch Luzifer – wörtlich: der Lichtträger – wollte sich nicht mit seiner Stellung als oberster Engel zufriedengeben und erklärte trotzig: »Ich will nicht dienen«, auch nicht auf dem höchsten Platz, der unterhalb Gottes überhaupt möglich war. Seitdem ist der Hochmut eine Todsünde, und wohl die schlimmste von allen. Die Geschichte, die man bis ins 18. Jahrhundert hinein noch hauptsächlich als moralische Exempelsammlung betrachtete, bietet reichlich Anschauungsmaterial dafür, wie Hochmut vor dem Fall kommt – man denke etwa an Heinrich den Löwen, der dem Kaiser Friedrich Barbarossa 1176 in Chiavenna aus Hochmut die Hilfe verweigert und deswegen 1180 seine beiden Herzogtümer Bayern und Sachsen und seine fürstliche Stellung verliert.

Mit dem Hinweis auf eine Abweichung von der gottgewollten Ordnung konnte man im Mittelalter sogar politische Aktionen und Ambitionen begründen. Der fränkische Hausmeier Pippin (vergleichbar mit einem heutigen Ministerpräsidenten) setzt beispielsweise den letzten Merowinger ab – nicht nur, um selbst König zu werden, sondern, »damit die rechte Ordnung nicht gestört sei«. So berichten es die Fränkischen Reichsannalen zum Jahr 749. Er selbst, so argumentiert Pippin, habe de facto die Königsmacht inne, während dem nominellen König Childerich III. keinerlei Macht mehr geblieben sei. Diese Störung des ordo müsse beseitigt werden, und der Papst bestätigt diese Analyse in seinem Gutachten.

Was passieren kann, wenn man sich nicht an diese Ordnung hält, zeigt sehr drastisch die Verserzählung Helmbrecht des Dichters Wernher »der Gartenaere« aus dem späteren 13. Jahrhundert. Wir befinden uns im großbäuerlichen Milieu, auf einem Meierhof. Aber das genügt dem schätzungsweise 16-jährigen Titelhelden nicht: Er will Ritter werden, und seine Mutter bestärkt ihn in diesem Plan, während der Vater ihn abzuhalten versucht. Helmbrecht geht also auf eine benachbarte Burg, dient sich dort dem Burgherrn an und wird bald dessen rechte Hand.

Wir erkennen aber sehr schnell, was das für ein Adelshof ist, an den Helmbrecht da gerät, nämlich der eines ordinären Raubritters, der die Umgebung ausplündert und die Bauern tyrannisiert. Der junge Mann zeichnet sich denn auch in dem aus, was man dort lernen kann, nämlich Gewalt und Völlerei. Es folgt dann eine Szene, in der Helmbrecht noch einmal nach Hause zurückkehrt und mit seiner neuen Stellung vor seiner Familie angibt. Mutter und Schwester sind hingerissen, aber der Vater nimmt den Sohn beiseite und versucht eindringlich, ihm die Augen zu öffnen: »Noch nie ist es gut gegangen, / wenn einer gegen seine Bestimmung gelebt hat. / Deine Bestimmung ist nun einmal der Pflug.« Oder auf Mittelhochdeutsch: dîn ordenunge ist der phluoc.

Aber die Mahnung bleibt vergeblich. Der Sohn kann sogar seine Schwester Gotelind bereden, mit ihm auf die Ritterburg zu ziehen, um dort den Burgherrn zu heiraten. Es kommt, wie es kommen muss: Das Raubritternest wird ausgehoben und die Besatzung vor Gericht gestellt. Helmbrecht entgeht zwar der Todesstrafe, aber er wird verstümmelt und geblendet, so dass er als Bettler durch die Lande ziehen muss und bald den Tod findet.

Eine vergleichbare Story, aber gewissermaßen mit vertauschten Rollen und positivem Ausgang, ist die Geschichte von Parzival, wie sie uns der Versroman Wolframs von Eschenbach berichtet. Sein Vater ist ein zweitgeborener Prinz, der als solcher kein Erbrecht hat und deshalb in den Orient fährt. Er gewinnt die Liebe und die Hand zweier Frauen, einer exotischen namens Belacâne und einer abendländischen namens Herzeloyde; letztere ist die Mutter Parzivals. Beide Ehefrauen verlässt er aber recht bald: die exotische, um im Abendland die bigamistische Ehe mit Herzeloyde einzugehen, Herzeloyde dadurch, dass er kurz nach der Hochzeit auf einem Kriegszug ums Leben kommt.

Herzeloyde wird durch den Verlust des Ehemanns in eine tiefe seelische Krise gestürzt. Deshalb verlässt sie den Hof und überhaupt die Zivilisation und zieht sich in die Waldeinsamkeit zurück, wo sie ihren Sohn Parzival mit dem festen Vorsatz aufzieht, es solle ihm nicht ebenso ergehen wie dem Vater. Parzival erhält also nicht die ihm eigentlich zustehende ritterliche Ausbildung und Erziehung. Er wächst heran und zieht mit Pfeil und Bogen, die er sich selbst schnitzt, durch die Wälder und schießt auf Vögel. Später hat er auch noch ein gabilot, einen Wurfspieß. Beides sind unritterliche Waffen, die freilich im 14. Jahrhundert dann die großen Schlachten entscheiden, während der immer noch Ritter spielende Adel versagt; aber das nur am Rande. Im Roman sind wir noch in der Welt des 12. Jahrhunderts.

Es kommt auch hier, wie es kommen muss: Parzival begegnet eines Tages vier Rittern, die zufällig in den Wald geraten sind, und hält besonders den Anführer in seiner strahlenden Rüstung für Gott selbst. Aber der belehrt ihn: »Ich bin nicht Gott. Ich erfülle vielmehr gerne sein Gebot. Du kannst hier vier Ritter sehen, wenn du genau hinschauen wolltest.«

Jetzt muss Herzeloyde ihn aufklären, und er ist nicht mehr zu halten: Er will auch Ritter werden. Herzeloyde muss also zulassen, dass er an den Hof des Königs Artus zieht. Dort benimmt er sich jedoch ziemlich daneben und wird deshalb schnell wieder hinausgeworfen, aber im weiteren Verlauf des Romans lernt er und läutert sich so weit, dass er schließlich Gralskönig werden kann.

Herzeloyde will also den Sohn vor einer Karriere bewahren, die eigentlich seinem Stand entspricht, die aber, wie sie selbst an ihrem Mann leidvoll erfahren hat, zu Unheil und vorzeitigem Tod führen kann. Aber die Natur oder die göttliche Vorsehung brechen sich Bahn; es gelingt der Mutter nicht, ihren Sohn dem ordo zu entziehen, in den er hineingeboren ist.

Das »schwache« Geschlecht

Zum richtigen ordo gehört auch, dass die Frauen den Männern untergeordnet sind. Aufgrund der fragilitas sexus muss das »schwache« Geschlecht besonders überwacht und behütet werden, damit es nicht über die Stränge schlägt. Die Frauen müssen gewissermaßen vor sich selbst beschützt werden. Dafür kann man sich sogar auf die Bibel berufen: »Adam ist nämlich als erster geschaffen worden, danach Eva. / Und nicht Adam wurde verführt, sondern die Frau ließ sich verführen und verletzte ihre Pflicht« (1 Tim 2,13 f.).