Mobbing am Arbeitsplatz - Hedwig Maria Lutz - E-Book

Mobbing am Arbeitsplatz E-Book

Hedwig Maria Lutz

4,8

Beschreibung

Tatort Arbeitsplatz unter der Lupe. Mobbing ist ein seelisches Verbrechen an Mitmenschen, an Kollegen, an Jedermann den man nicht leiden kann. Der Ratgeber verbindet geschickt eine gesunde Dosis an erforschtem Fachwissen über das Phänomen Mobbing mit handfesten praktikabel sinnvoll und ratsam förderlichen Lösungsanregungen für Betroffene. Recherchen - Beispiele - Berichte - und Antworten

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Wer die Wahrheit sagt, braucht ein schnelles Pferd.

Chinesisches Sprichwort

INHALT

1 PHÄNOMEN DER MODERNE

1.1 W

ELCHE

A

RTEN WERDEN UNTERSCHIEDEN

1.2 W

ORAN ERKENNE ICH ES

1.3 W

O KOMMT ES VOR

1.4 W

ARUM GESCHIEHT ES

1.5 W

IE SIEHT ES AUS

1.6 W

ELCHE

S

CHIKANEN SIND GEBOTEN

1.7 D

IE EINZELNEN

P

HASEN

1.8 W

IE LANGE DAUERT ES AN

1.9 W

ELCHE

T

ÄTERTYPEN UNTERSCHEIDEN WIR

2 DIE FOLGEN

3 DIE MACHT DER MUTIGEN

3.1 G

RUNDREGELN AUF EINEN

B

LICK

3.2 G

EMEINSAM GEGEN DEN

M

OB

4 MIT DER FÜHRUNG IN EINEM BOOT

4.1 D

IE

P

FLICHT DER

U

NTERNEHMEN

5 DATEN UND FAKTEN

6 MOBBER LEBEN GEFÄHRLICH

7 APPELL

8 DANK

1 Phänomen der Moderne

Seit Mobbing so heißt wie wir es heute nennen, das ist erst rund fünfzig Jahre, wird in Fachkreisen eifrig über dieses heikle Thema recherchiert. Das ist auch gut so. Eine respektable Vielzahl an Untersuchungen, Umfragen und Reportagen liegen, von namhaften Wissenschaftlern in Langzeitstudien erstellt, auf dem Tisch.

Es wurden hochinteressante Informationen und Erkenntnisse über dieses Phänomen gesammelt. Warum, wieso, wer, wie und wie lange gemobbt wird wurde in endlosen Exeltabellen sauber ausgewertet. Welche Berufsgruppen am meisten, welche Personen am wenigsten betroffen sind. Warum überhaupt gemobbt wird und wo man es findet.

Auch wenn ich meinen tiefen geistigen Diener vor diesen Arbeiten mache, halte ich persönlich diese Zahlenreihen für wenig emotional.

Mobbing leitet sich vom englischen "MOB" ab

und bedeutet so viel wie

"zusammengerotteter Pöbelhaufen"

Mobbing ist ein seelisches Verbrechen an Mitmenschen, an Kollegen an Jedermann den man nicht leiden kann. Alle Hochachtung für die gesammelten Daten, die zweifelsohne für eine Bekämpfung dieses Phänomens wichtig und wertvoll sind, die gehaltvolle Ansätze für ein gezieltes Vorgehen gegen dieses bedauerliche menschliche Tun aufzeigen. Aber wie sieht es mit der Umsetzung, der Verfolgung, dem Vorgehen aus der gewonnenen Erkenntnis aus?

Die Wissenschaft ist intelligent, lehrreich, geduldig. Und hier liegt der Haken. Geduld ist ein trockenes Feld. Mit wissenschaftlichen Ergebnissen alleine löst sich das Problem wohl kaum. Es werden weiterhin viele Betroffene leiden.

Während dessen vermehrt sich der Pöbel in den Firmen alarmierend.

Der bekannte Verhaltensforscher Konrad Lorenz prägte in den Neunzehnhundertsechzigern den Begriff "Mobbing". Er bezeichnete damit Gruppenangriffe von Tieren auf einen Fressfeind oder andere überlegene Gegner. Ein Verteidigungsverhalten bei Tieren also, wurde ursprünglich so genannt.

Einige Jahre später verwendete der schwedische Arzt Peter-Paul Heinemann diesen Begriff für ein Phänomen, dass Gruppen eine sich von der Norm abweichend verhaltende Person attackieren. Somit war der Bogen vom Tier zum Mensch gespannt.

Bekannt in der heutigen Bedeutung wurde der Begriff erst in jüngerer Zeit. Der Psychologe und Mediziner Heinz Leymann forschte ab den späten Neunzehnhundertsiebziger Jahren lange Zeit über das Verhalten in der Arbeitswelt. Als er seine wissenschaftlichen Ergebnisse kurz vor der Jahrtausendwende dann endlich der Öffentlichkeit präsentierte, war das Interesse dafür recht verhalten.

Wirtschaftswachstum, Steigerung des Bruttosozialprodukts, das war der Puls der Zeit.

Und der Pöbel etablierte sich zunehmend ungestört in der Arbeitswelt.

Der Wachstumszwang der Firmen, zusätzlich nicht selten von machtbesessenen gutsherrenartiger Managervorstellungen forciert, geht seitdem einher mit steigendem Konkurrenzdruck durch alle Mitarbeiteretagen bis in die untersten Ebenen der Arbeiterschicht.

Das System Mobbing besitzt inzwischen unbändig bedeutsame Sprengkraft. Mobbing ist modern geworden und aus Sicht der Erwerbstätigen zu einem der brisantesten Themen in der Berufswelt.

Ein immens großer Anteil der gesamten Arbeitskraft wird heutzutage wegen Mobbings regelrecht verschwendet.

Es ist ein Handeln wider menschlicher und wirtschaftlicher Vernunft. Der Mensch, von der Evolution bevorzugt mit Hirn und Verstand ausgerüstet, begibt sich zurück auf Tierebene.

Man fragt sich, und das ist berechtigt:

Warum ducken sich Führungspersonen immer noch so häufig vor einer direkten und offenen Rhetorik des Problems.

Warum steuern gewiefte Arbeitnehmer, Angestellte, Beamte und alle anderen Berufstätige immer noch so wenig gegen die Münchhausens in unserer Arbeitswelt an?

Nochmal, nicht dass es falsch verstanden wird, die stattliche Anzahl an Hilfsschriften, Studien, Umfragen und hochinteressanten Theorien, die inzwischen für Mobbingopfer ausliegt ist uneingeschränkt lobenswert.

Mobbingopfer in ihrer ernsthaft bedrückenden Situation jedoch erleben tägliche üble Attacken auf ihre Person. Sie stehen unter einem rasant ansteigenden Leidensdruck und erdulden seelische Qualen dessen schneller tatkräftiger Abhilfe es bedarf um nachhaltigen Schädigungen vorzubeugen.

Trockenes Papierwissen alleine ist der gutgemeinte, überzeugende Versuch die Umsetzung anderen zu überlassen. Nur, wo finden wir diese anderen, die in der Lage sind das Meisterstück Mobbing einzudämmen?

Eine berechtigte, spannende Frage, die jedes Mobbingopfer intensiv beschäftigt.

Die Tatsache, dass sich Arztpraxen in steigender Zahl mit Mobbingpatienten füllen, lässt die Vermutung, dass es an der tatkräftigen Umsetzung für eine entscheidende Verbesserung des Phänomens offensichtlich erheblich mangelt, sicher zu.

Gemobbte Menschen sind emotional gefangen. Sie entwickeln sich arg schnell zu einsamen Individuen, die nicht selten leise zitternd inmitten unserer lauten Gesellschaft um ihre Existenz ringen.

Betroffene benötigen aktive Unterstützung von uns allen, erprobte Tipps für eigene Vorgehensweisen und eine Extraportion Mut. Sie brauchen schnellen, praktischen Beistand.

Eine Erklärung warum so wenig passiert dürfte darin liegen, dass die Einen das "schädigende Verhalten Mobbing" unterschätzen und die Anderen das "schikanierende Tun Mobbing" überschätzen.

Dazu später mehr.

Dennoch hält die Wissenschaft interessante Fakten und Definitionen bereit, denen wir zunächst unser Augenmerk schenken sollten. Denn grundsätzliches Wissen über dieses Phänomen verleiht uns im Zweifel den respektablen, imponierenden Vorteil wenn wir dem Mob begegnen.

Eine gesunde Dosis an zerlegtem Fachwissen wird jeden Gemobbten ein kleines Stück über die beengende Gefühlsbarriere heben und die Sicht auf das bedauerliche Erlebnis erweitern.

Bitte folgen sie mir also anfänglich in die trocken nüchterne Theorie.

Mobbing steht im Volksmund für Psychoterror am Arbeitsplatz mit dem Ziel, das ausgemachte Opfer aus dem Betrieb hinauszuekeln. Jemand wird am Arbeitsplatz ständig und über einen längeren Zeitraum schikaniert, drangsaliert, benachteiligt oder ausgegrenzt. Das Opfer wird vorsätzlich gequält und seelisch tief verletzt. Die Werkzeugkiste des Mobbinghandwerks ist über und über gefüllt mit miesen Tricks. Dabei ist den Mobbern alles willkommen was das Opfer trifft.

Der bereits erwähnte Psychologe und Mediziner Leymann definierte Mobbing ursprünglich so: Das Phänomen beinhaltet negative kommunikative Handlungen, die gegen eine Person gerichtet sind und die häufig und andauernd vorkommen.

Die Mobbingattacken können von einer Person oder von mehreren Personen ausgehen.

Leymann beschrieb ursprünglich insgesamt fünfundvierzig einzelne Mobbinghandlungen die als solche gewertet wurden, unter der Bedingung dass sie mindestens über einen Zeitraum von 6 Monaten hinweg praktiziert werden.→

Die Liste wurde laufend überarbeitet und die Anzahl der als Mobbing einzustufenden Schikanen erheblich erweitert. Mittlerweile werden von Fachleuten mindestens einhundert verschiedene Handlungen, die als Mobbing bezeichnet werden genannt.

Mobbing ist eine äußerst kreative Form zeitgemäßer Kriegsführung, deren Instrumentenliste mit der Modernisierung des Arbeitsplatzes einhergeht und wächst.

Im groben lassen sich die verletzenden Vorgehensweisen in nachstehende Rubriken einteilen:

Angriffe auf die Möglichkeit sich zu äußern

Angriffe auf die sozialen Beziehungen

Angriffe auf das Ansehen

Angriffe auf die Qualität der Berufslebens

Angriffe auf die Qualität der Lebensform

Angriffe auf die Gesundheit

Die Rechtsprechung ist glücklicherweise schon dazu übergegangen, die Dauer der Mobbingaktivitäten unberücksichtigt zu lassen. Sie bewertet sogar erkennbare symptomatische Auswirkungen bereits als Beweis für die Existenz von Mobbing.

Bei der Gesellschaft für psychosozialen Stress und Mobbing e.V. liest sich die Begriffsbestimmung von Mobbing so:

Mobbing ist "eine konfliktbelastete Kommunikation am Arbeitsplatz unter Kollegen oder zwischen Vorgesetzten und Untergebenen, bei der die angegriffene Person unterlegen ist und von einer oder einigen Personen systematisch, oft und während längerer Zeit mit dem Ziel und / oder dem Effekt des Ausstoßes aus dem Arbeitsverhältnis direkt oder indirekt angegriffen wird und dies als Diskriminierung empfindet."2

Soweit die wissenschaftliche Auslegung.

Der gnadenlose praktische Realist würde das Ding wesentlich kürzen:

Mobbing ist das langsame Abwürgen einer nicht geduldeten Persönlichkeit.

Unbekannt

Eine leidvolle Tatsache ist es, dass sich eine permanent angegriffene Person elend erniedrigt und hintergangen fühlt. Egal wie Mobbing von Fachleuten genau interpretiert wird. Es ist in jedem Fall die beabsichtigte hinterhältige Vorgehensweise eine bestimmte Person, deren Verhalten nicht ins gewünschte Schema passt, seelisch zu töten.

Mobbing ist ein schrecklicher Geschehensprozess in der Arbeitswelt, in dem destruktive Handlungen unterschiedlicher, aber immer negativer Art, wiederholt und vorsätzlich dazu verwendet werden, eine Person in die Isolation zu treiben.

Bleibt ein solcher Prozess ungebremst führt er im Verlauf für den Betroffenen unweigerlich in einen ernsthaften psychischen Notstand und beeinträchtigt seine Gesundheit anhaltend. Findet sich keine zufriedenstellende Lösung bedeutet das meist für das Opfer den Verlust seines Arbeitsplatzes in der Firma während die "Täter", nämlich die Mobber, die Verursacher, ihre denkwürdige Zirkusvorstellung bei nächster Gelegenheit erneut aufgreifen.

Mit dem Beschäftigungsende, dem Ausscheiden aus der Firma, ist der Mobbingprozess zunächst zwar abgeschlossen. Was jedoch nicht bedeutet, dass die gemobbte Person danach frei von akuten, möglicherweise langfristig wirkenden, psychischen oder physischen Auswirkungen des Mobbings bleibt.

Mobbing vernichtet nachhaltig und auf der ganzen Ebene! Nicht selten brechen erst später weitere, durch das Mobbing ausgelöste, Wunden auf.

Das vollumfängliche Ausmaß der menschlichen Schädigung durch dieses grausame Verhalten von Mitmenschen zeigt sich oft erst nach Beendigung des aktiven Mobbinggeschehens.

Die das Nest schmutzig machen,

zeigen empört auf einen,

der ihren Schmutz bemerkt

und nennen ihn

den Nestbeschmutzer.

Max Frisch

1.1 Welche Arten werden unterschieden