Mondfunken (Summer Camp Love 2) - Tanja Voosen - E-Book

Mondfunken (Summer Camp Love 2) E-Book

Tanja Voosen

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Beschreibung

**Manchmal muss man sich bei Herzensentscheidungen vom Mond leiten lassen…** Als Kind hatte Tate fest daran geglaubt, dass der Mond ihr überallhin folgen und ihr immer Hoffnung schenken würde, egal wie dunkel die Nacht auch sein sollte. Leider scheint er sie aber in den heutigen Zeiten immer im Stich zu lassen, wenn sie gegen den begnadeten Koch Sawyer im alljährlichen Backwettbewerb antritt und mal wieder haushoch verliert. Aber nicht nur der so brillante Sawyer macht ihr das Leben schwer. Auch sein viel zu sehr von sich überzeugter Freund Levi bringt sie immer genau dann aus der Bahn, wenn es darum geht, sich von der besten Seite zu zeigen. Mit genau diesen beiden Jungen einen Sommer im Camp Summerset zu verbringen soll, kommt für Tate daher einer Strafe gleich. Doch manchmal geht der Mond genau dann auf, wenn man am wenigsten mit ihm rechnet… //Alle Bände der romantisch-humorvollen Young-Adult-Reihe: -- Band 1: Sternenmeer -- Band 2: Mondfunken// Alle Bände der Reihe können unabhängig voneinander gelesen werden und haben ein abgeschlossenes Ende.  

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Tanja Voosen

Mondfunken

**Manchmal muss man sich bei Herzensentscheidungen vom Mond leiten lassen …** Als Kind hatte Tate fest daran geglaubt, dass der Mond ihr überallhin folgen und ihr immer Hoffnung schenken würde, egal wie dunkel die Nacht auch sein sollte. Leider scheint er sie aber in den heutigen Zeiten immer im Stich zu lassen, wenn sie gegen den begnadeten Koch Sawyer im alljährlichen Backwettbewerb antritt und mal wieder haushoch verliert. Aber nicht nur der so brillante Sawyer macht ihr das Leben schwer. Auch sein viel zu sehr von sich überzeugter Freund Levi bringt sie immer genau dann aus der Bahn, wenn es darum geht, sich von der besten Seite zu zeigen. Mit genau diesen beiden Jungen einen Sommer im Camp Summerset zu verbringen soll, kommt für Tate daher einer Strafe gleich. Doch manchmal geht der Mond genau dann auf, wenn man am wenigsten mit ihm rechnet …

Wohin soll es gehen?

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Vita

Danksagung

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© Stefanie Voosen

Tanja Voosen wurde 1989 in Köln geboren und lebt heute in der Nähe der Eifel. Während ihres Abiturs begann sie sich zum ersten mal mit dem Schreiben von Geschichten zu befassen und kurze Zeit später auch zu publizieren. Wenn sie nicht gerade damit beschäftigt ist, den Weg nach Hogwarts zu suchen, weil die Realität so schlecht ohne echte Magie auskommt, steckt sie ihre Nase in gute Bücher und treibt sich in der Welt der Blogger herum.

Für alle, die schon einmal etwas loslassen mussten, um etwas Neues zu finden.

MOND #1

Es gab ziemlich viele Menschen, die behaupteten, dass es einen Himmel gab, aber bis heute hatte ich ihnen nicht geglaubt. Das kam wohl auf die Definition von Himmel an. Wer brauchte schon die ewigliche Erlösung, wenn er die Hände an einen Edelstahl-Chrom-Keramik-Mixer von Courtagelegen konnte? Ich jedenfalls nicht! Dieses Küchengerät war wahrscheinlich teurer als die monatliche Rate unseres Autos. Diese Eleganz und die glatte, makellose Oberfläche ließen mir das Wasser im Mund mehr zusammenlaufen, als es der Anblick von einem nackten Calvin Klein Model tun würde. Wenn mir in diesem Moment eine gute Fee erscheinen und mich vor die Wahl stellen würde zwischen a) Kellen Lutz als zukünftigem Ehemann (das war der überaus heiße Kerl aus Twilight) und b) dem Blend-O-Mat-7001 von Courtage, würde ich im Slow-Motion-Run nicht in Kellens Arme springen, sondern den Mixer anbeten. Was ich mit dem alles anstellen konnte! Ich meine, ein süßer Junge hatte Grübchen zum Anschmachten und Lippen zum Küssen, aber der Blend-O-Mat-7001 war magisch! Damit konnte ich so ziemlich jedes Rezept zusammen mixen, das ich kannte, und Unmengen an Zeit sparen.

Der Haken an der Sache war nur, dass er nicht mir gehörte. Er war Teil der Ausrüstung für die Teilnehmer am heutigen Goldenen Kochlöffel-Wettbewerb.

Seitdem ich zurückdenken konnte, hatte ich meine Nase gerne in Koch – und Backbücher gesteckt. Und je älter ich wurde, umso mehr stellte ich fest, dass ich es einfach liebte, zu backen und zu kochen. Dass es mich mit Stolz erfüllte, wenn meine Back- und Kochkünste andere Menschen glücklich machten. In der Middle School hatte dann alles erst so richtig angefangen, als ich das erste Mal Hauswirtschaft als Unterrichtsfach hatte und mein unglaublich netter Lehrer mich mit seiner eigenen Begeisterung immer mehr motivierte. Plötzlich tat sich mir eine ganz neue Welt an Möglichkeiten auf. Ich hatte etwas gefunden, das mir Spaß machte, und wollte es niemals wieder loslassen.

Und dann hörte ich zum ersten Mal von dem Wettbewerb und fand die Vorstellung toll, mich mit anderen Leuten, welche die gleiche Leidenschaft wie ich teilten, zu messen. Der Goldene Kochlöffel fand jedes halbe Jahr als kleines Stadtevent in einer der öffentlichen Hallen im Rathaus statt und ich gehörte immer zu den ersten Leuten, die sich für die Veranstaltung anmeldeten. Natürlich mit dem Einverständnis meiner Mom, die meine Leidenschaft von Anfang an unterstützt hatte. Über einige Jahre wurde der Wettbewerb immer größer und beliebter, die Teilnehmeranzahl stieg – und damit auch die Konkurrenz. Ich hatte bisher kein einziges Mal gewonnen, aber das war mir auch egal, schließlich ging es ums Dabeisein und nicht ums Gewinnen.

Und dann tauchte Sawyer Davies auf der Bildfläche auf. Ich konnte mich noch genau an den ersten Wettbewerb erinnern, als ich ihm begegnete. Sawyer hatte mich ganz schön nervös gemacht. Selbst auf den ersten Blick konnte man feststellen, dass er ziemlich gut aussah und ihn umgab diese ruhige, ausgeglichene Aura. Im Vergleich zu ihm kam ich mir unscheinbar vor. Es stellte sich schnell heraus, dass Sawyer nicht gerade der aufgeschlossenste Mensch war. Er blieb für sich, unterhielt sich mit niemandem. Er war der seltsam in sich gekehrte Junge gewesen, von dem man etwas ganz anderes erwartete, wenn man nach seinem Aussehen urteilte. Aber sobald der Startschuss gefallen war, sobald er zu den Zutaten gegriffen hatte, war er plötzlich ein völlig anderer Mensch geworden. Alle Teilnehmer waren eifrig an ihren Stationen am Arbeiten, um den Wettlauf gegen die Zeit nicht zu verlieren, und ich hatte einfach dagestanden und ihn angestarrt. Und obwohl er kein Wort zu mir gesagt hatte, hatte er mich eingeschüchtert. Mit dieser unheimlichen Aura, die er ausstrahlte, der konzentrierten Miene und den ruhigen und gezielten Handgriffen. An diesem Tag gewann er.

Sawyer Davies gewann darauf jedes einzelne Mal.

Aber heute würde das anders sein, davon war ich überzeugt. Zwei Dinge sprachen dafür: Erstens hatte ich heute Geburtstag – am Tag des Wettbewerbs (ich wurde fünfzehn) – und zweitens war der Austragungsort des Goldenen Kochlöffels verlegt worden. Vorgestern Nacht war ein Feuer in einem der Büros des Rathauses ausgebrochen und die Sprinkleranlage hatte einen unglaublichen Wasserschaden in allen Räumen – und somit auch in der großen Halle – hinterlassen. Die Veranstalter des Wettbewerbs hatten per Email eine Eilmeldung herumgeschickt und standen kurz davor, den Wettbewerb dieses Halbjahr abzusagen, aber dann kam doch noch die Rettung! Der Betreiber eines Camps namens Castlewood hatte sich bereit erklärt Räumlichkeiten für den Wettbewerb zur Verfügung zu stellen. Zuerst hatte ich das seltsam gefunden, weil ich mich gefragt hatte, was ein Camp bitte davon hatte, wenn ein Haufen Leute dort eintrudelte, um eine Runde zu kochen und zu backen, aber nachdem meine Familie und ich vor einer halben Stunde hier angekommen waren, fiel mir die Antwort darauf nicht mehr schwer. Castlewood war kein stinknormales Sommercamp, sondern eine Einrichtung, in der Koch– und Backkurse über die Ferien angeboten wurden. Es gab ganze Programmhefte voll mit Workshops, die teilweise sogar von echten Berühmtheiten unterrichtet wurden! So richtig bekannte Gesichter aus der Back- und Kochwelt, die man immer wieder im Fernsehen sah. Ich konnte es gar nicht fassen!

Nachdem wir geparkt hatten und durch die Hallen von Castlewood liefen, ging das Staunen weiter. In den Fluren hingen überall Auszeichnungen von Castlewood-Absolventen und ich bekam vor Vorfreude eine Gänsehaut.

Als Teilnehmerin des Wettbewerbs durfte ich vor den anderen Besuchern in die große Festhalle, die man für den Goldenen Kochlöffel ausgewählt hatte, und dort fielen mir endgültig die Augen raus. Naja, zumindest fühlte es sich so an, als ich sie weit aufriss, damit sich auch ja alle Details in meine Netzhaut brennen konnten. Es gab eine richtige weitläufige Bühne, auf der Tische mit Küchenutensilien für die einzelnen Teilnehmer aufgebaut waren. Ein paar der anderen Leute waren schon hier und richteten sich an ihren Stationen ein. Es war nicht erlaubt, eigene Zutaten mitzubringen, dafür aber Notizbücher oder Rezepthefte und eigentlich auch Küchengeräte – hier in Castlewood war das Mitbringen von diesen aber überflüssig, da das Camp sie stellte. Als ich diesen Absatz in der Mitteilungsmail gelesen hatte, war ich stutzig geworden und hatte mir schon vorgestellt, wie ich mit einem altmodischen Schneebesen hantieren musste. Aber dann sah ich den Blend-O-Mat-7001 und meine Zweifel verpufften wie kleine Mehlwölkchen, wenn man mal zu schnell Teig geknetet hatte.

Aufgeregt stürmte ich zum Organisator hinüber (ein Mann mit Klemmbrett) und ließ mir meine Station zuteilen. Ehrfurchtsvoll gaffte ich den Mixer an und streichelte über die Oberfläche des Küchengeräts. Und es gab noch so viel zu sehen! Polierte Rührschüsseln und Messbecher, kupferfarbene Löffel zum Abmessen der Zutaten – alle Backutensilien sahen so neu und glänzend aus!

Ich hatte bisher immer mit dem alten Zeug meiner Mom gearbeitet und bekam bei dem Anblick einen richtigen emotionalen Ich-liebe-Backen-Glückshormone-Anfall.

»Ich habe nie etwas Cooleres gesehen!«, jauchzte ich und schlug mir dann die Hand vor den Mund. Es musste ja nicht gleich jeder denken, dass ich ein absoluter Freak war. Vielleicht würde ein Sieg den Leiter von Castlewood so beeindrucken, dass ich nächsten Sommer herkommen durfte! Das wäre ein wahr gewordener Traum!

»Wenn du damit mich meinst, hast du recht.«

Ich löste den Blick von meiner Station, um aufzusehen. Die Stimme hatte mehr als nur eingebildet geklungen. Automatisch stellte ich mir irgendeinen Schnösel vor, der wohl besonders lustig hatte sein wollen. Ganz falsch lag ich nicht. Ob der Kerl ein Schnösel war, konnte ich ihm zwar nicht ansehen, dafür aber feststellen, dass er wirklich verdammt gut aussah und ein so charmantes Lächeln besaß, dass ich mir kurz in Erinnerung rufen musste, dass Aussehen nicht alles war.

Er hatte ein kantiges Gesicht mit gerader Nase und vollen Lippen. Seine Haare waren ein Wirrwarr aus schwarzen Locken und er trug eine legere Jeans und dazu ein weißes Shirt mit blauen Hemd. Er war wirklich süß. Vermutlich war er viel älter als ich, aber das war ja kein Grund, um nicht ein bisschen mit ihm zu flirten.

»Ich meinte damit den Blend-O-Mat-7001«, sagte ich mit einem verschmitzten Lächeln auf den Lippen. »Aber das wusstest du natürlich schon. Dir ist spontan einfach kein besserer Spruch eingefallen, um meine Aufmerksamkeit zu erregen. Nicht sehr beeindruckend.«

»Auf einer Skala von eins wie Total-fürchterlich-und-creepy bis hin zu zehn wie Lass-uns-gleich-heiraten-und-auf-Einhörnern-in-den-Sonnenuntergang-reiten - wie wenig beeindruckt habe ich dich denn?«, fragte er.

»Vielleicht eine Vier«, erwiderte ich ernst.

»Autsch!«, sagte er und verzog das Gesicht. »Du hast mir aber auch nicht gerade die beste Vorlage geliefert. Ich habe noch nie ein Mädchen gesehen, das einen ollen Mixer anhimmelt. Macht der Zeitreisen möglich?«

»Schon allein diese Aussage beweist, dass du kein Teilnehmer am Wettbewerb bist«, meinte ich skeptisch. »Sonst wüsstest du, was genau das Teil kann.«

»Dann kann man damit echt Zeitreisen machen? Können wir vielleicht zu meinem fünften Geburtstag zurück? Da hat mich eine Schildkröte in den Finger gebissen, als wir im Zoo waren, und ich bin seitdem echt traumatisiert.« Er setzte eine äußerst dramatische Miene auf, als er das sagte. »Mindestens drei Zentimeter war sie groß.«

»O Gott«, entfuhr es mir. »Wie hast du dich nur davon erholt? Das ist die spannendste Geschichte überhaupt!«

»Viele Jahre Therapie«, antwortete er mit ernster Miene und nickte bedächtig. »Mein Arzt hat gesagt, es hilft, wenn ich ab und zu mit süßen Mädchen flirte. Ich kriege Sticker, wenn sie mir ihren Namen und ihre Nummer verraten.«

Dass er mich süß genannt hatte, schmeichelte mir dann doch ein wenig. Er lächelte mich an, dann wanderten seine Augen über meinen Tisch und er musterte die einzelnen Utensilien. Wahrscheinlich wollte er etwas Zeit gewinnen, damit ich auf seine Worte reagieren konnte, aber so leicht würde ich es ihm ganz bestimmt nicht machen. Ich wandte ihm kurz den Rücken zu, um mein Rezeptheft aus meiner Tasche zu holen, da schepperte es, weil etwas zu Boden gefallen war. Eine der Rührschüsseln. Verärgert warf ich ihm einen Blick zu. Er war jedoch schon dabei, sie aufzuheben und hastig zurück auf den Tisch zu stellen. Dabei geriet er mit dem Ellbogen gegen den Blend-O-Mat-7001 und der ganze Tisch begann zu wackeln. Ich machte einen Schritt auf ihn zu, um ihm zu sagen, dass er meine Station in Ruhe lassen sollte, aber er bemerkte wohl den Stimmungswechsel und trat hastig zurück. Er stolperte über eines der Verlängerungskabel, das jemand sorgsam am Boden festgeklebt hatte, damit es eben keine Gefahr darstellte, und legte sich fast auf die Nase. Wenig elegant fing er sich gerade noch ab und wirbelte herum. Er grinste wieder.

»Backen ist ja richtig gefährlich.«

»Atmen und blöd Rumstehen anscheinend auch.«

»Ich nehme an, ich bin von einer Vier auf eine Zwei gesunken?«, scherzte er, nicht die Spur verunsichert.

»Willst du mich sabotieren oder so?«, fragte ich misstrauisch. »Gehörst du zu einem anderen Teilnehmer? Bist du der Freund von irgendwem und spionierst rum?«

Mir war die Lust am Flirten vergangen. Irgendwie war der Typ echt seltsam und ging mir auf die Nerven.

»Nein, eigentlich wollte ich nur –«

»Levi!«, rief jemand energisch.

Zu meiner großen Überraschung war Sawyer Davies gerade aufgetaucht. Er kam nicht gleich auf uns zu. Für einen Moment blieb er am anderen Ende der Bühne stehen, einen verwirrten Ausdruck im Gesicht. Dann setzte er sich langsam in Bewegung, vermutlich, damit er nicht wieder rufen musste.

»Was machst du denn da? Meine Station ist hier.«

Der Junge – Levi – blickte mir kurz ins Gesicht.

»Entschuldige mich, die Pflicht ruft. Dieser Kerl ist nämlich der unschlagbare Gewinner aller bisherigen Wettbewerbe – naja, bis auf einen, aber da hat er auch nicht mitgemacht. Er ist ein wahres Genie.«

Mir klappte der Unterkiefer herunter. »Wie bitte?«

»Jetzt sag nicht, du findest so was beeindruckend? Naja, ein bisschen ist es das. Ich bin dafür ein Fußball Ass. Du kannst ja mal zu einem meiner Spiele –«

»Levi, hör auf!«, unterbrach Sawyer seinen Freund.

»Was denn?«, fragte Levi genervt. »Darf ich mich nicht mal mehr mit einem süßen Mädchen unterhalten?“

»Dieses Mädchen ist Tate Wilson«, sagte Sawyer. »Du weißt schon. Von ihr habe ihr dir hin und wieder erzählt.«

Beim letzten Satz sah Sawyer mich nicht direkt an.

Levi runzelte ungläubig die Stirn. »Ups.«

»Ups – was?«, fragte ich irritiert.

So schrecklich klang mein Name nun auch wieder nicht!

»Das wusste ich nicht«, sagte Levi lässig. »Sawyer macht dich doch jedes Mal platt, das wollte ich dir jetzt nicht unbedingt so begeistert vor Augen halten.«

Allmählich dämmerte es mir. Die beiden waren Freunde. Und Sawyer hatte Levi offenbar mehrmals von seinen Siegen über mich berichtet. Ich war der Feind und mit dem flirtete man nicht. Hatte ich doch gewusst, dass da was faul war!

»Verpiss dich von meiner Station!«, fuhr ich ihn an. »Und nur fürs Protokoll: Sawyer ist nicht der Beste!«

»Aber er gewinnt jedes Mal… Tate.«

»Heute nicht«, sagte ich entschlossen.

»Werden wir ja sehen«, sagte Levi belustigt.

Dieser Idiot besaß die Frechheit, sich über mich lustig zu machen! Ich begann innerlich vor Wut zu kochen.

»Heute gewinne ich, kapiert!«, rief ich ihm nach.

Levi lachte, als er sich in Bewegung setzte und zu Sawyer hinüber spazierte. Der inspizierte gerade seinen Tisch, um wohl zu überprüfen, ob auch alles da war.

Ich schnaufte wütend. Dem würde ich es zeigen!

Wenige Minuten später wurden die anderen Besucher eingelassen. Ich entdeckte meine Familie in der zweiten Reihe und meine Mom winkte mir aufmunternd zu. Dad lächelte und ich erwiderte die Geste. Die aufgestellten Sitzreihen aus Plastikstühlen füllten sich innerhalb von Sekunden. Zu meinem Bedauern fiel mein Blick auch auf Levi. Der hatte sich auf der rechten Seite in der ersten Reihe breitgemacht und saß somit direkt vor Sawyers Station. Er hatte nun ein fettes Plakat in den Händen, auf dem in krakeliger Handschrift stand:

Sawyer ist der unschlagbare Wettbewerb-Champion

Am liebsten wäre ich von der Bühne gesprungen und hätte es zerfetzt. Außerdem war Levi total laut. Er feuerte Sawyer schon an, dabei hatte der Moderator des Wettstreits gerade mal die Regeln verlesen.

Als es wenige Minuten später richtig losging, blendete ich alles um mich herum aus. Wenn ich im Arbeitsmodus war, gelang mir das meistens sehr gut, aber heute war der Druck, den ich mir selber machte, extrem hoch.

Bloß nicht auf die anderen achten, Tate!

Ich musste dieses Mal gewinnen.

Das durfte an meinem Geburtstag nicht zu viel verlangt sein, oder? Einen Wunsch hatte man doch frei.

Weitere Minuten verstrichen, die Uhr tickte und ich hatte noch immer nicht angefangen. Ich atmete tief durch und betrachtete die Auslage mit den Zutaten. Die Auswahl war sehr groß, sodass man allerhand Rezepte zaubern konnte. Beim Goldenen Kochlöffel konnte man sich entweder in die Kategorie Backen oder die Kategorie Kochen einschreiben – ich wählte stets Nummer eins. Die Aufgaben variierten in Zeit und Schwierigkeitsgrad immer wieder. Heute sollte man innerhalb von einer Stunde und zwanzig Minuten etwas zur Themenvorgabe Blau wie das Meer backen. Als mein Blick auf die Blaubeeren unter den Zutaten fiel, hatte ich die zündende Idee. Ich würde eines meiner eigenen Rezepte backen! Eine Schichttorte mit mehreren Böden, Blaubeeren und Mandeln, die ich Das blaue Wunder getauft hatte. Sie passte perfekt in das Zeitlimit und war nicht zu aufwendig, sah allerdings super aus. Die Böden waren aus Biskuitteig, zwischen die Fruchtcreme und Sahne kam. Das Ganze wurde schön garniert und sah recht kunstvoll aus. Voller Elan begann ich zu arbeiten und die einzelnen Schritte des Rezepts zu befolgen.

Zuerst machte ich mich an den Teig für die Böden. Während der einzelnen Schritte musste ich verschiedene Zutaten vermengen und einige davon vorsichtig unterheben, damit die Böden später schön flaumig wurden. Deshalb arbeitete ich per Hand mit einem Schneebesen. Den Blend-O-Mat würde ich für den letzten Schritt nehmen, wenn es schnell gehen musste. Es gab nur begrenzt Schüsseln pro Teilnehmer und Zeit zu spülen hatte ich nicht.

Eine Schweißperle rann mir über die Stirn, als die Zeit immer knapper wurde. Mist – wieso war ich nur so unkonzentriert! Immer wieder spähte ich zu Sawyer hinüber, weil ich wissen wollte, wie weit er war. Von meinem Tisch aus sah ich jedoch reichlich wenig. Das kostete mich wertvolle Sekunden.

Während meine Böden im eingebauten Backofen unter dem massiven Tisch langsam fertig wurden, nutzte ich die Zeit für die nächsten Arbeitsschritte. Früchte pürieren und Mascarponecreme zusammenrühren. Diese einfachen Sachen schienen ewig zu dauern. Was war nur los mit mir? Fast eine Stunde der Zeit war bereits um! Als die Böden fertig waren und abkühlten, kam der Blend-O-Mat zum Einsatz. Ich brauchte eine ganze Menge Sahne, um den Kuchen zusammenzuhalten und als Grundlage für die Dekoration. Mit flinken Griffen füllte ich Schlagsahne und Vanillezucker in den Mixer. Und los!

Mein Finger drückte den Knopf des Mixers und – nichts passierte! Wieso passiert nichts? Panisch drückte ich den Knopf ein weiteres Mal. Dann fester. Mein Herz begann mir bis zum Hals zu schlagen. Nein, nein, nein!

Mein Blick fiel wieder auf Sawyer. War er schon fertig?

»Gooooooo, Sawyer!«, schrie Levi gerade wieder.

Levi! Er musste irgendwas gedreht haben! Natürlich, ich Dummkopf! Er war sicher nur zu mir gekommen, um mich zu sabotieren, diese miese Ratte! Plötzlich fiel mir wieder ein, dass er über das Kabel gestolpert war. Hastig bückte ich mich und suchte nach der Stelle, wo das Kabel des Mixers in der Steckdose des Verlängerungskabels steckte. Tatsächlich – der Stecker saß locker. Ohne nachzudenken festigte ich die Verbindung. Und in dem Moment ging der Blend-O-Mat-7001 los und die Zutaten aus der Rührschüssel spritzten in alle Richtungen. Es war ein Desaster.

Für eine Sekunde schloss ich die Augen.

Und dann hörte ich das Lachen.

Als ich die Lider wieder aufschlug, traf mein Blick den von Levi. Er konnte gar nicht mehr aufhören zu lachen und der Moderator wies ihn an den Mund zu halten. Alle Augenpaare im Raum waren auf mich gerichtet. Es fühlte sich an, als würde alles in Zeitlupe passieren. Ich konnte mich vor Schreck gar nicht mehr rühren.

Als man mich aufforderte, vor die Jury zu treten, wurde mir schlecht. Ohne Sahne hatte ich nur ein paar Böden und Schüsseln voller Fruchtcreme und Mascarpone, keine richtige Torte! Durch das Mixer-Desaster hatte ich Zeit verloren und kaum noch die Chance gehabt, meine Torte zu retten. In den letzten Minuten hatte ich noch versucht das Beste aus meiner Lage zu machen, die Teigböden geschichtet und mit der Mascarponecreme ummantelt, aber es sah aus, als habe jemand lieblos ein paar Zutaten zusammengeklatscht. Mein Werk wurde mit Aussagen wie »nicht originell genug« oder »völlig unbrauchbar« kommentiert und ich spürte, wie sich Tränen in meinen Augen zu sammeln drohten. Ich nahm all meine Beherrschung zusammen, um nicht los zu flennen. Kaum war ich durch, riss ich mir die Schürze herunter und stürmte von der Bühne. Ich stand draußen in der Halle, als man durch ein Mikrofon verkündete, dass Sawyer wieder einmal gewonnen hatte. Die Worte waren ein richtiger Schlag ins Gesicht. Ich biss mir frustriert auf die Unterlippe.

Das war der schlechteste Geburtstag aller Zeiten!

Das würde ich Levi und Sawyer noch heimzahlen, so viel stand fest! Vielleicht nicht mehr heute, aber es würde sich schon noch eine Gelegenheit bieten. Ich versuchte erst gar nicht das Gefühl der Rachsucht in meinem Inneren zu unterdrücken. Verdammte Mistkerle!

Ich konnte es gar nicht mehr abwarten, von hier zu verschwinden. Kaum, dass meine Familie aus der Halle gekommen war, packte ich meine Mom am Ärmel und flehte sie förmlich an, dass wir ohne Umschweife wieder losfuhren. Zum Glück musste ich nicht mit ihr diskutieren.

Als ich wieder im fahrenden Auto saß, starrte ich mürrisch aus dem Fenster. Meine jüngere Schwester Mina war aus irgendeinem Grund vor ein paar Minuten eingeschlafen und Schwester Nummer zwei, Danika, hörte so laut Violinengedudel auf ihrem MP3-Player, dass ich große Lust hatte, ihn ihr von den Ohren zu reißen und aus dem Fenster zu schmeißen. Ich seufzte genervt. Und seufzte. Und seufzte. Meine Eltern versuchten mich aufzuheitern, aber es half ja doch nichts. Schließlich gingen sie zum Small-Talk über, mich sturen Teenager ignorierend.

»Oh, schau mal, da ist noch ein Camp. Auf der anderen Seite des Sees«, meinte Dad begeistert. »Mit seinen Holzhütten sieht es etwas rustikaler aus als Castlewood, aber mir gefällt der Anblick. Der Ort erinnert mich an einen Urlaub mit meinem Vater, als ich in Tates Alter war. Eine tolle Zeit!«

Mein Blick blieb an einem Schild hängen. Camp Summerset. Was für ein bescheuerter Name. Aber noch lange nicht so bescheuert wie meine Blamage an diesem Tag.

Jep! Schlechtester Geburtstag aller Zeiten.

MOND #2

Dass ich ein Jahr später am Ende meines sechzehnten Geburtstags genau dasselbe sagen würde, war mir damals natürlich nicht klar gewesen. Normalerweise warnte mich schon beim Aufstehen dieses ungute Gefühl in der Magengegend, dass heute wieder so ein Tag sein würde– eben voller Katastrophen, an dem man am besten gleich im Bett blieb, aber das war heute Morgen nicht passiert. Stattdessen war ich hoch motiviert aufgestanden und hatte mir gesagt, dass es dieses Mal anders sein würde. Immerhin fiel kein Wettbewerb auf meinen Geburtstag. Die Sache mit dem Blamieren stand noch zur Diskussion.

Wenn man einen Nebenjob im Cuddels Kinderparadies hatte, dann gehörte das Wort Blamage nämlich fast zur Jobbeschreibung dazu. Irgendetwas Peinliches passierte immer. Man stolperte über herumliegendes Spielzeug, musste furchtbare Fragen beantworten (Wo kommen die Babys her, Tate?) oder plumpste von den viel zu kleinen Stühlen an den viel zu kleinen Tischen. Das war mir während meiner Zeit hier schon ganze fünf Mal passiert! Diese kleinen Stühle waren aber auch einfach… klein. Auf genauso einem saß ich gerade auch wieder. Mein Hintern war nach wenigen Minuten schon halb abgestorben, was es schwer machte gerade zu sitzen. Bloß nicht wieder runter plumpsen, ermahnte ich mich. Das fanden Kinder immer besonders lustig. Man hatte mich mal eine Woche lang Plumpsack genannt, aber es gab wohl schlimmere Spitznamen. Oder allgemein Schlimmeres an dem Job.

Schlecht gelaunte Kollegen zum Beispiel.

Ich sah gerade ein besonders grimmiges Exemplar auf mich zukommen, während ich ein paar Middle Grade Kids dabei beaufsichtigte, wie sie eifrig Bilder malten.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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