Monster in meiner Seele - Susanne Leuders - E-Book

Monster in meiner Seele E-Book

Susanne Leuders

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Beschreibung

Du wartest auf den Bus? Die S-Bahn fährt nicht los? Du sitzt allein in der Mensa? Kein Problem! Nimm dir diese Kurzgeschichten-Sammlung und verkürze dir die Zeit. Tauche ab in unheimliche Geschichten des Alltags, in Märchenadaptionen oder betrachte das Leben mal von einer anderen Seite und lache mit den Protagonisten. Spannende Abenteuer für unterwegs und zu Hause, die deine Welt ein bisschen bunter machen und das Monster in deiner Seele wecken. Sechzehn Kurzgeschichten, die unter die Haut gehen. (Mystery) (Thriller) (Märchen-Adaption) (Humor)

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Veröffentlichungsjahr: 2024

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Susanne Leuders

Monster in meiner Seele

Kurzgeschichtensammlung 2

Inhaltsverzeichnis

Monster

Jason

Wer nicht fragt, bleibt dumm

Sabine

Nie genug

Das Loch

30 Sekunden

Schneewittchen ... reloaded

Piroska

Kampf der Wölfe

Kiss that frog!

Kaffeeklatsch I

Kaffeeklatsch II

Alterserstarrung

Wandeln im Selbst

„Ilsebill salzte nach“

Weitere Bücher von Susanne Leuders erschienen bei HEATHERWAY FANTASY

Impressum

Kurzgeschichtensammlungen

(bisher erschienen)

Musik in meiner Seele

Monster in meiner Seele

Susanne Leuders lebt in der Nähe von Düsseldorf. Ihre All Age-Fantasytrilogie ETENYA SAGA ist bereits in einem kleinen Berliner Verlag erschienen. Ebenso wurde zwei ihrer Romantic Thriller der Fallen-Angels-Reihe dort veröffentlicht. Weitere Informationen unter

https://susanneleuders.jimdofree.com/

Ich danke allen, die diese Geschichten so erfolgreich gemacht haben.

susymah

Monster

Marty steht wie angewurzelt vor dieser Tür und wartet. Er zittert am ganzen Leib. Nicht weil es langsam dunkel und damit Mitte Oktober ziemlich kalt wird. Nein, dieses Zittern kommt ganz tief aus seinem Inneren, lässt ihn seinen Atem nur unregelmäßig aus dem Körper pressen und kaum so stark wieder aufsaugen. Seine Arme hängen schlaff an seinen Seiten hinunter und kribbeln seltsam, obwohl er sie, genauso wie den Rest seines Körpers, nicht mehr bewegen kann.

Umso eisiger läuft es ihm den Rücken hinunter, als er plötzlich die Stimme einer älteren Dame dicht an seinem Ohr wahrnimmt.

„Junge, was machst du denn hier um diese Zeit ganz allein?“

Marty schluckt den Brocken hinunter, der sich in seinem Hals gebildet hat. Seinetwegen krampft sich jetzt sein Magen zusammen.

„Mein Bruder … ist … da drin“, keucht er zur Antwort, als leide er unter Asthma. Dabei hebt er den schweren, steifen Arm in Richtung WC-Tür, die er seit Stunden anstarrt.

„Oh, soll ich mal nach ihm schauen?“, fragt die alte Dame und geht Richtung Eingang, ohne Martys Antwort abzuwarten. Deshalb hört sie auch nicht, wie er ihr hinterher haucht: „Bitte nicht. ES ist da drinnen. ES wird Sie fressen.“

Eigentlich sollte es ein lustiger Familienausflug werden. Marty, sein Bruder und seine Eltern waren in den Park gegangen und wollten Drachen steigen lassen. Dann kam der Streit und alles veränderte sich plötzlich.

Martys Bruder musste mal und seine Mutter schickte den Achtjährigen zur Begleitung mit. Marty wollte aber lieber mit seinem Vater auf der Wiese warten und die Schnüre wieder auf die Spulen drehen. Doch seine Mutter wollte in der Zwischenzeit warme Getränke holen.

Marty hasste es, auf seinen zwei Jahre jüngeren Bruder aufpassen zu müssen. Und er hasste es, zu den öffentlichen Toiletten zu gehen. Er selber trank nie etwas, wenn er wusste, dass es in den Park ging – oder er pinkelte einfach ins Gebüsch. Aber sein kleiner Bruder wollte das nicht, er brauchte immer eine Toilette.

Bereits auf dem Weg hatten die beiden sich gestritten und Marty hatte dem Kleinen die Pest und die Cholera an den Hals gewünscht. Auch als sie vor den beschmierten Türen stehen geblieben waren, hatte sein Bruder so lange heulen können, wie er wollte, Marty hätte sich selbst eher wie ein Baby in die Hose gemacht, bevor er eine dieser Türen geöffnet hätte. Sein Kumpel Lukas hatte ihm vor Wochen erzählt, dass in der Jungentoilette ein Monster lebte, und er würde einen Teufel tun, da reinzugehen.

Sein kleiner Bruder war aber immer schon ein eigenwilliger Quälgeist gewesen und hatte dann letztendlich allein die blaue Tür auf der linken Seite geöffnet und war dahinter verschwunden.

Marty wusste, wie es dahinter aussah. Die Türen ließen es zwar nicht vermuten, aber dort war ein heller, großer, sauberer Raum mit drei Toilettenkabinen an jeder Seite und vor Kopf diese Becken, in die man im Stehen hineinpinkeln konnte. Sein Bruder würde ein Sitzklo nehmen, da war sich Marty sicher.

Gespannt hatte er auf die Tür geschaut, doch zunächst war nichts passiert. Erst nach einer ganzen Weile hatte sich die Tür wieder geöffnet; eine behaarte Hand mit sehr langen Fingernägeln, die aussahen wie Krallen, hatte sich hinausgeschoben und ihm mit dem Zeigefinger ein Zeichen gegeben, dass Marty auch in die Toilette kommen sollte.

Sein Bruder war schon längst überfällig, fiel ihm plötzlich auf.

Zu diesem Zeitpunkt ungefähr fing auch das Zittern in ihm an.

Marty steht immer noch da und schaut auf die Tür, in der die arme alte Frau verschwunden ist. Wieder hört er die seltsamen Geräusche. Aber weglaufen kann er nicht. Geschweige denn, sich dem Toilettenhäuschen nähern.

Nachdem erst sein Vater und dann etwas später seine Mutter dort hineingegangen waren, hatte er seinen ganzen Mut zusammengenommen und durch einen Türschlitz geschaut.

Er hatte gedacht, er würde seinen Bruder und seine Eltern dort auf dem Boden liegen sehen, alles voller Blut … an den Wänden, auf den Pissoirs, in den kleinen Abfluss in der Mitte des Raumes fließend. Doch er sah nichts. Rein gar nichts. Alles blitzblank sauber. Wie immer. Hatte sein Kumpel gelogen?

Marty drückte die Tür ein wenig weiter auf, schob seinen Körper durch den entstandenen Spalt und spürte, wie die Tür sich ihm in den Rücken drückte und er durch ihre Kraft in den Raum hinein geschubst wurde.

Und da hatte er es gesehen. Den Fellschwanz, der still am Boden gelegen hatte und plötzlich um die Ecke verschwunden war, als ob sich sein Besitzer gerade zu ihm umdrehte.

In diesem Moment hatte Marty nichts mehr daran ändern können. Er machte sich einfach in die Hose. Das warme Nass lief ihm an den Innenseiten seiner Hose hinunter.

Er kann sich nicht mehr daran erinnern, wie er es geschafft hatte, aus dem Raum zu entkommen. Erst als ihn die ältere Dame angesprochen hatte, war ihm bewusst geworden, dass er mit eiskalten Hosenbeinen wieder vor der Toilettentür stand.

Später finden ihn zwei Polizisten. Doch sein Bruder, seine Eltern und auch die Frau bleiben unauffindbar. Keine Spur weist darauf hin, wohin sie verschwunden sind.

Marty spricht mit niemandem. Wer würde ihm glauben?

Außerdem weiß er, dass das Monster jetzt nicht mehr in der Toilette wohnt. Irgendwie hat Marty es geschafft, diese Bestie wegzuschicken. Damit es nicht auffällt, dass er daran schuld ist, was in der Toilette passiert ist, wegen ihm und seiner Wut.

Marty spricht auch nicht mit dem Psychologen, der auf das Polizeipräsidium geholt wird, um sein Vertrauen zu gewinnen, um die ganze Wahrheit zu erfahren. Aber der Junge verrät nichts. Und das mit dem Vertrauen kann der Kerl vergessen! Ganz im Gegenteil. Er nervt Marty unglaublich. Wie sein kleiner Bruder. Und langsam fängt die Sache an, Spaß zu machen. Das mit dem Monster.

Marty freut sich schon darauf, diesen Ausdruck in den Augen des Psychologen zu sehen, wenn der bemerkt, dass da ein Fellschwanz unter dem Verhörtisch hervorschaut …

… ihm klar wird, dass er diesen Raum niemals mehr lebend verlassen wird.

Jason

„Los, Jason, erzähl du auch eine Geschichte aus deiner Kindheit“, forderte ich Luzies neuen Freund auf. Er richtete seine Aufmerksamkeit quer über den Tisch ungebunden auf mich. Innerlich rutschte ich eng an meine Stuhllehne. Im ersten Moment hatte ich das Gefühl, etwas Falsches gesagt zu haben, und war sehr irritiert von seinem stechenden Blick, der mich vorwurfsvoll traf. Im nächsten Augenblick allerdings strahlte er – genau wie vor meiner Frage – liebenswürdig über das ganze Gesicht und ließ mich mit seinem außergewöhnlichen Charme sofort daran zweifeln, dass die Szene gerade tatsächlich passiert war.

Seit Langem war dieses Treffen mit meinen fünf besten Freundinnen und Freunden und dem jeweiligen Gegenstück – wenn vorhanden – geplant gewesen und wir freuten uns riesig darüber, zusammen den Abend zu verbringen. Da ich den längsten Tisch mit den meisten Sitzplätzen hatte, fand das Treffen in meiner Wohnung statt. Jeder hatte verschiedene Zutaten mitgebracht und zusammen hatten wir ein tolles Mahl auf den Tisch gezaubert, bereits viel Wein dazu getrunken und die Stimmung war recht ausgelassen. Irgendwann fing Billy, die ich bereits aus der Grundschule kannte, an, Anekdoten aus unserer Kindheit zu erzählen. Und so ging es reihum und jeder wurde aufgefordert zu erzählen.

Da ich an dem einen Kopfende des Tisches und er am anderen gegenüber saß, war mir irgendwann aufgefallen, dass Jason ein sehr aufmerksamer Zuhörer war. Dies weckte meine Neugier. Deshalb konnte ich nicht anders, als herauszufinden, ob er ein ebenso guter Erzähler war. Meine Aufforderung war auch für mich eher überraschend aus mir herausgeplatzt und hatte zunächst diese seltsame Reaktion bei ihm ausgelöst.

Na gut, dachte ich mir, was erwarte ich auch. Er kannte uns ja schließlich von allen am wenigsten. Umso erleichterter war ich, dass er jetzt wieder strahlte und die ungeteilte Aufmerksamkeit aller Anwesenden doch zu genießen schien.

„Also, in dem kleinen Ort, in dem ich aufwuchs, da gab es einen Friedhof. Dort stand auf einem Grab ein Sockel, so ein steinerner, über den sich ein in seiner Trauer um den Verstorbenen vergrämter Engel beugte“, begann er zu erzählen. Sofort hatte er uns mit seiner tiefen Stimme in den Bann gezogen. Darüber hinaus witterten wir alle eine Geschichte der schaurigen Art.

„Diesen Engel hatte ich mit etwa acht Jahren entdeckt, als meine Oma gestorben war und mir die Beerdigung zu langweilig wurde. Heimlich hatte ich mich aus der Kapelle geschlichen und erkundete die Gräber. Da fand ich ihn. Er faszinierte mich sofort und ich blieb lange bei ihm auf einer Bank sitzen. Von da an ging ich jeden Tag dorthin und verbrachte meine Nachmittage auf dieser Bank. Auf diesem Friedhof. Der Engel sah so echt aus und ich fragte mich, ob er vielleicht wirklich einmal lebendig gewesen war – und vor allem, wenn ja, ob er es wieder werden könnte.“

Ich beobachtete die anderen am Tisch und stellte fest, dass sie völlig hin und weg waren. Jason nahm jeden mit seiner Stimme, seiner Mimik und Gestik gefangen, aber auch mit der Art und Weise, wie er seine Geschichte erzählte. So langsam konnte ich erahnen, warum Luzie ihm derart verfallen war und von jetzt auf gleich ihre langjährige Beziehung für ihn aufgegeben hatte.

„Und? Hat er sich bewegt? Ist er lebendig geworden?“, fragte Martin, ebenfalls ein alter Schulfreund, doch er bekam die Antwort nicht von Jason, sondern von Philipp, Billys Mann.

„Sei nicht albern. Du glaubst doch nicht etwa, dass er sich bewegt hat. Das ist ein Steinmetzprodukt und kein Hollywoodstar“, höhnte er und erntete wieder einen dieser kurz wütend aufflackernden Blicke von Jason. Da aber alle auf Philipp und Martin achteten, war ich die Einzige, die diesen Moment wahrnahm. Als Jason bemerkte, dass ich ihn beobachtete, schaute ich schnell weg.

Währenddessen war eine kleine Diskussion zwischen Philipp und Martin entstanden, in die sich nun noch einige der anderen einmischten. Ich wollte allerdings endlich wissen, wie die Geschichte weiterging, und bemerkte laut: „Wollen wir nicht Jason die Chance lassen, die Frage zu klären? Ich will seine Version hören.“ Wieder sahen wir uns an und er fixierte mich mit seinen Augen so intensiv, dass ich ihm nicht lange standhalten konnte und seinem Blick auswich.

Nachdem sich alle wieder beruhigt hatten, erzählte Jason weiter: „An einem sonnigen Nachmittag kurz vor den Sommerferien saß ich wieder auf dieser Bank, als plötzlich dieser Junge auftauchte. Er war etwa in meinem Alter, doch ich hatte ihn noch nie zuvor gesehen. Er war nicht in meiner Schule, der einzigen in diesem Dorf.“ Er nahm einen Schluck Wein und fragte völlig ernst: „Kennt ihr diesen Jungen aus dem Film Das Omen?“

Luzie quietschte auf. „Oooh, hör auf!“, rief sie. „Dieser kleine, süße Schwarzhaarige mit dem bleichen, starren Gesicht und den dunklen Ringen unter den pechschwarzen Augen?“

Jason lachte amüsiert und Billy sagte: „Oh Mann, nach dem Film habe ich drei Nächte nicht geschlafen.“

Wieder nutzte ich diesen kleinen Tumult, um Jasons Reaktion zu beobachten. Es schien ihn irgendwie anzuregen, dass die beiden Frauen ihre Angst zeigten. Aber auch jetzt erwischte er mich und mir wurde plötzlich ganz heiß.

Ich musste vorsichtiger sein. Manche Leute fühlten sich durchschaut oder provoziert durch meine Leidenschaft, sie insgeheim zu studieren.

„Na ja“, fuhr Jason von sich aus fort, „ich dachte, er hätte das Gleiche durchgemacht wie ich auf Omas Trauerfeier, denn er trug so einen dunklen Beerdigungsanzug, weißes Hemd, Krawatte. Jedenfalls schien dieser Junge genauso fasziniert von dem Engel zu sein, wie ich es war. Also beobachtete ich ihn, wie er leise, ohne, dass ich es verstand, mit dem Engel sprach. Und dann – ihr könnt mir glauben oder es auch lassen – passierte Folgendes … Wartet, ich zeige es euch.“

Ich nippte an meinem Wein und beobachtete amüsiert, wie er aufstand, um sich mit dem Oberkörper auf den Tisch zu legen. Die anderen räumten schnell begeistert die störenden Gegenstände an die Seite, retteten ihre Weingläser in ihre Hände und rutschten mit ihren Stühlen ein wenig zurück.

Mittlerweile hing Jason den Engel nachahmend halb auf meinem Tisch und erzählte mit rauchiger, Gänsehaut auslösender Stimme weiter: „Und als hätte der Junge den Engel durch sein Sprechen erweckt, stellten sich zunächst seine Flügel auf. Danach erhoben sich sein Oberkörper und sein Kopf zugleich. Er lächelte erst diesen Jungen dankend an …“, Jason lächelte Martin an, der direkt links neben ihm saß, „und danach drehte er seinen Kopf blitzschnell zu mir auf der Bank, zeigte mit seinem Zeigefinger auf mich und sagte: ‚Wer ist das? Wer starrt uns dort so an?‘“

Dabei machte er die passenden Gesten, verstellte gruselig klingend seine Stimme und glotzte mich plötzlich irgendwie vollkommen irre an. Als sei Satan persönlich in ihn gefahren, schienen die Flammen der Hölle in seinen dunklen Augen aufzuflammen. Kribbelige Schauer durchfuhren meinen Körper und ich hatte das Gefühl, er drang mit seinem Blick in meine Seele ein. Wehrlos ausgeliefert blieb mir nichts anderes übrig, als den Atem anzuhalten und ihn ebenfalls anzustarren. Er löste das Gefühl in mir aus, bei etwas Verbotenem ertappt worden zu sein, und er stellte mich nun bloß, während er die Macht genoss, die er in diesem Augenblick über mich hatte. Als die anderen anfingen zu lachen, zuckte etwas in seiner rechten Gesichtshälfte.

Woher die Gewissheit auch kam, ich war mir in diesem Moment sicher, dass dies noch nicht alles sein würde, was er mit mir vorhatte.

„Ist alles in Ordnung mit dir?“

Erst als Billy mich mit ihrer Hand an meinem Unterarm berührte, war ich in der Lage, mich von seinem Blick zu lösen. Ich lachte gespielt auf und antwortete amüsiert spielend: „Na, erschrocken habe ich mich schon. Aber es geht schon.“

In meinem Inneren sah es jedoch ganz anders aus: Ich spürte, wie sich jedes Härchen an meinem Körper aufstellte, weil sich eine instinktive Furcht vor diesem Kerl hinter mir aufbaute und eisig in meinen Nacken atmete. Irgendetwas stimmte auf einmal nicht mehr mit ihm. Alles, was ich vorher als witzige Show angesehen hatte, als Charme empfunden hatte, enttarnte sich für mich in diesem Moment als eiskalte Berechnung und Manipulation.

Als sich alle wieder beruhigt hatten, fragte Luzie aufgeregt: „Und wie ging es weiter? Los, erzähl!“

Jason hatte sich wieder auf seinen Stuhl gesetzt, lehnte sich hinten an und legte seinen Arm lässig über ihre Stuhllehne. Sie sah ihn verliebt und bewundernd an. Er strich zärtlich eine Strähne aus ihrem Gesicht und sagte dabei: „Dieser unheimliche Junge kam zu mir und bedrohte mich. Er sagte, ich dürfe niemandem etwas darüber sagen, sonst würde etwas Schreckliches, wirklich Schreckliches passieren.“

Philipp lachte abermals skeptisch auf und sagte: „Ja ja, der Stoff, aus dem die Horrorfilme sind. Den habe ich schon gesehen.“

Jetzt mischte sich Billy ein und legte ihrem Mann die Hand auf den Unterarm. „Hör auf damit, Phillipp. Sei doch nicht so rational. Wir wollen doch nur ein wenig Spaß haben.“

Phillipp schüttelte jedoch ihre Hand ab und es begann ein kleiner Disput darüber, wo Spaß aufhörte und Abartigkeit anfing. Ich traute mich nicht mehr, zu Jason zu schauen. Doch ich war mir sicher, dass er es genoss, die beiden gegeneinander ausgespielt zu haben. Außerdem brannte sein Blick auf meinem Gesicht.

Catherine, meine Nachbarin, ignorierte dies alles und forderte Jason auf weiterzuerzählen. „Ist denn irgendetwas Seltsames passiert? Hast du es jemandem erzählt?“

Nun konnte selbst ich mich nicht mehr dagegen wehren und sah zu ihm.

---ENDE DER LESEPROBE---