Moppelchens Chaosbande ...Ehe, man! - Sylvia Koppermann - E-Book

Moppelchens Chaosbande ...Ehe, man! E-Book

Sylvia Koppermann

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Beschreibung

Moppelchens Chaosbande … Ehe, man! Inspiriert durch die kleinen alltäglichen Katastrophen in ihrer Großfamilie, beschreibt die Autorin auf humorvolle und nicht immer ganz ernst zu nehmende Weise Geschichten, die zum Schmunzeln einladen und in denen man sich wiederfinden kann. Ob nun von Grenzen auslotenden Teenagern, verrückten Haustieren, bis hin zu kreativen, selbstbewussten Kleinkindern, die schon früh heraus finden, wie sie den Vater, mit seiner eigenen Nachgiebigkeit in die Verzweiflung treiben können, garantieren diese kurzweiligen Erzählungen Lesespaß von der ersten, bis zur letzten Seite. Moppelchens Chaosbande … Ehe, man!, ist Teil einer Reihe von Sammlungen an heiteren Kurzgeschichten über eine Großfamilie, basierend auf dem wahren Leben. In diesem Band geht es um die Eltern, Beziehungen und Schwiegereltern. Alles andere, als perfekt, hin und wieder unkonventionell, aber immer mit einer großen Portion Humor, versuchen sie nicht nur die Kindheit ihrer Sprösslinge unbeschadet zu überstehen, sondern auch, sich gegenseitig nicht in den Wahnsinn zu treiben.

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Seitenzahl: 184

Veröffentlichungsjahr: 2019

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Index

Vita

Vorwort

Das Märchen vom besoffenen Amor

Namenstattoo

Mein Märtyrer

Was für Mutter gut ist, kann nur gut für Vater sein

Bye bye, Waschmaschine!

Dabei bin ich selbst ein Tollpatsch

Backmarathon

Opa verlängert den Ostermarathon

Kettenhemd und größenwahnsinnige Männer

Geh nicht ans Telefon, wenn Du badest

Hochzeitstag im Wald – fast wie im Märchen

Mein Mann @ eBay

Im Zweifel liegt die Schuld bei den Krankenschwestern

Bin ich die Putzfrau?

Augenbrauen zupfen ist unmännlich

Shopping-Queen Pulsbeschleuniger

Wie riecht es beim Frauenarzt?

Morgenmuffelverstärker Narkose

Joe, so geht das aber nicht

Synchronisationsfragen

Und dann fing mein Mann das Gärtnern an

Wie ich möglicherweise China den Krieg erklärt haben könnte

Kinoabend

Die Sache mit der Verhütung

Muttertag!

Papa und die Windeln

Vita

Sylvia Koppermann, geboren 1971, begann das Schreiben mit humorvollen Erlebnissen ihrer Familie. Schon bald bekam sie dazu eine eigene kleine Kolumne, in einem online-Magazin angeboten und wurde, nach einiger Zeit, in eben jenem Magazin auch als Autorin für Sachartikel eingestellt. Diese Anstellung gab sie später auf, um sich ausschließlich der Leidenschaft für das Schreiben eigener Werke, mit Schwerpunkt historische Romane, zu widmen.

Moppelchens

Chaosbande

Für meine wunderbare,

chaotische und geliebte Familie

Impressum

Texte:

© Copyright by Sylvia Koppermann

Umschlaggestaltung:

© Copyright by

Sylvia & Joachim Koppermann

Erscheinungsjahr: 2019

Autor und Verlag:

Sylvia Koppermann

Vorwort

Wir sind eine große Patchworkfamilie, laut, fröhlich, vielleicht ein bisschen verrückt und gestritten wird bei uns wohl nicht mehr oder weniger, als in den meisten anderen Familien. Vor allem aber, sind wir glücklich, selbst wenn auch wir in unserem Leben eigene Hürden bewältigen mussten. Aber genau das, hat uns auch geformt, stärker gemacht und zusammen geschweißt. Und dazu gehört auch, dass wir versuchen, das Leben von der humorvollen, manchmal sarkastischen Seite zu betrachten, denn mit einem Lachen erscheinen all die kleinen Alltagsdramen plötzlich so gar nicht mehr dramatisch. Uns kennen zu lernen, bedeutet vielleicht auch ein wenig Mut zu haben, denn ein uns anhaftender, trockener Humor und Selbstironie, kann anfangs verwirrend sein. Wir sind eben, wer wir sind, unkonventionell und locker. Inspiriert vom täglichen Wahnsinn in meiner Großfamilie, beschloss ich irgendwann, vieles, das ich ohnehin schon versuchte mit Humor zu nehmen, aufzuschreiben. So entwickelten sich zahlreiche Geschichten der Chaosbande, um die alltäglichen Abenteuer, die zum Schmunzeln anregen, aber auch, sich selbst vielleicht gelegentlich wieder zu finden. Jene Erzählungen führten irgendwann zum Angebot, in einem online-Magazin, die „Kolumne: Chaosbande“, unter dem Pseudonym Moppelchen aufzubauen. Nach meiner Kolumne-Zeit und als fest angestellte Autorin für überwiegend Sachartikel, beschloss ich, freiberuflich ausschließlich nur noch meine eigenen Projekte zu schreiben. Neben historischen Romanen, möchte ich aber auch die Geschichten um die Chaosbande nicht in Vergessenheit geraten lassen, denn mit diesen fing mein berufliches Schreiben letztendlich an. Daher war es eigentlich nur die naheliegende Schlussfolgerung, auch für die Zukunft mit der Bezeichnung Moppelchens Chaosbande, Lesern einen Wiedererkennungswert zu bieten.

Moppelchens Chaosbande bildet inzwischen eine kleine Reihe aus mehreren Bänden, in denen weitere, zumeist humorvolle und größtenteils unveröffentlichte Erzählungen, rund um das Familienleben, geschildert werden. Lernen Sie die Chaosbande kennen und begleiten Mutter Silia, Vater Joe, die Kinder Jemma, Till, Malte, Elly, Ruby, Yanic und Tara, sowie die Enkel Zita und Luis auf humorvollen kleinen Alltagsabenteuern.

Das Märchen vom besoffenen Amor

Es war einmal, vor langer Zeit, ein kleiner Ort, in dem die besten Schützen, zu Zeiten eines jährlichen Festes, einander maßen, um den König unter sich zu krönen. Nicht nur einen Ehrengast luden sie ein – den Liebesgott Amor, bekannt für seine Treffsicherheit – sie ließen auch das ganze Dorf an den Feierlichkeiten, Belustigungen und Darbietung der Gaukler, teilnehmen.

Bereits am ersten Tag der Feiern, wurde gezecht und gelacht. Kein Auge, erst recht keine Kehle blieb im Festsaal trocken. Und schon bald ergab es sich, dass der Ehrengast, mit dem ein jeder Schütze das Glas erheben wollte, trunken ward.

Zur gleichen Zeit trug es sich zu, dass zwei junge Menschen, ein Jüngling und ein Mädchen, gerade fünfzehn Sommer zählend und voneinander unwissend, die Darbietungen um das Fest besuchten. Fasziniert standen sie und schauten zu, nicht ahnend, welch schicksalhafte Wende sich ihnen noch an diesem Tag ankündigte. Jene bahnte sich im Ehrengast der Schützen an. Amor, volltrunken, suchte den Ausgang der Festhalle, voller Hoffnung, frische Luft könnte seine Sinne wieder erwecken, die unter dem Zechen so litten.

Schleppenden Schrittes und torkelnd, bahnte sich der Liebesgott den Weg durch die Menschenmassen, verhielt des öfteren in Rast, um sich orientieren zu können und schließlich fand er Halt vor einer Schießbude, an der sich gerade einige Jünglinge aus dem Dorf zu messen suchten. Sie sahen Amor und da sie seinen trunkenen Zustand erkannten, witterten sie ihre Gelegenheit. Er solle sich unter Beweis stellen, johlten sie im zu, und dass sie ihm nicht glaubten, nach all den Jahrtausenden, um seinen Mythos, besäße er noch die gleiche Treffsicherheit.

Dies konnte der Liebesgott kaum auf sich sitzen lassen. Trotz seines Rausches, kam er schwankend der Schießbude näher, zückte seinen Bogen und einen Pfeil, setzte an, spannte die Sehen und versuchte verbissen das Ziel, das ihm vor Augen immer wieder verschwamm, an zu visieren.

Mag es der Anstrengung oder Trunkenheit geschuldet gewesen sein, es kann heute niemand mehr sagen. Bekannt war denen, die diese Geschichte kund taten nur, dass Amor plötzlich die Augen verdrehte und in einer leichten Pirouette zu Boden sank, während er den Pfeil los ließ und dieser surrend seinen Weg, in die der Schießbude entgegen gesetzte Richtung nahm. Auf den Jüngling und das ihm ein Stück entfernt, gegenüber stehende Mädchen zu. Der Pfeil streifte den Jüngling und ohne seine Bahn zu verändern, schoss er weiter, um sich durch das Mädchen zu bohren und irgendwo, weit hinter ihm, in der Verkleidung einer Bude, stecken zu bleiben.

Während nun auf dem Festplatz Hektik aufkam, man sich besorgt des ohnmächtigen Amor annahm, standen sich Junge und Mädchen, angeschossen von Amors Pfeil, gegenüber, nahmen einander wahr und wurden von heftigem Verlangen nacheinander gepackt. Sie liefen aufeinander zu, nahmen sich in die Arme und obwohl sie sich die plötzliche Zuneigung nicht erklären konnten, waren sie in dem Moment ein Paar.

Amor brachte man ins Wirtshaus, da auf seine Kammer, in der er seinen Rausch ausschlief und in der Frühe des nächsten Tages, reiste er überstürzt und beschämt ab, ohne sich daran zu erinnern, am Tag zuvor zwei junge Menschen angeschossen und sich selbst überlassen zu haben.

Doch wenn Amors Pfeil nicht richtig trifft, birgt dies Gefahren, denn nur ein gut gesetzter Schuss, lässt die Herzen der Menschen, auf alle Zeit, miteinander verschmelzen. Da dies dem Jüngling und dem Mädchen nicht widerfahren ward, brannte auch die Flamme ihrer Liebe unbeständig und ängstlich, ließ zweifeln und besonders das Mädchen litt heftige Qualen der Furcht und des Zweifels, den Jüngling so sehr zu lieben und von ihm sicher bald wieder verlassen zu werden. Um dieser Pein zu entgehen, trennte das Mädchen sich am dritten Tag vom Jüngling und suchte ihn zu vergessen, was ihm nicht gelang. Ohne sich bewusst zu sein, wie sehr sein Herz sich nach dem Jüngling verzehrte, litt es Woche für Woche, Monat für Monat, vor sich hin und verstand nicht, was es so schmerzlich vermisste.

Die Jahreszeiten wechselten und eines Tages trafen der Jüngling und das Mädchen wieder aufeinander. Wieder schlugen ihre Herzen laut, doch diesmal nicht dem Instinkt ihrer Gefühle nachgeben wollend, unterhielten sie sich nur lange, fühlten eine tiefe Vertrautheit und trösteten sich mit dem Gedanken, ineinander gute Freunde gefunden zu haben. So blieben sie in Freundschaft verbunden, die Jahre überdauerte, einander zur Seite stehen ließ, ging es dem Anderen nicht gut, aber in ihnen blieb die Unruhe, eine unerklärliche Suche, deren Ziel sie nicht erkannten.

Beide fanden Trost in anderen Armen, auch Kinder wurden geboren, doch die durch Amors Pfeil Verletzten, konnten einander nie vergessen. Immer wieder trafen sich ihre Wege und in diesen Momenten ward alles um sie herum gut.

Zwei Jahrzehnte später, längst ein stolzer Mann und eine Frau, die erkannt hatte, an der Seite Anderer keine Rast zu finden, trug es sich zu, dass sie, als Freunde, erneut zum Feste gehen wollten, das die Schützen gaben, um ihren neuen König zu wählen. Und auch dieses Mal sollte Amor der Ehrengast sein.

Wohlweislich hatte der Liebesgott, seit jenem verhängnisvollen Tag, den kleinen Ort gemieden. Sein Zusammenbruch, mit der Folge, sich an nichts mehr zu erinnern, samt der Erkenntnis, nicht zum ersten Mal dem Trinkbecher mehr zugesprochen zu haben, als ihm gut tat, ließ ihn lange zurückgezogen bleiben. Aber auch das half nicht gegen sein Verlangen nach dem Rausch, bis er sich einen weisen Mann und Heiler suchte, der, abgeschieden im dunklen und tiefen Wald lebend, Amor seine Hilfe anbot. Lange dauerte es, bis das Verlangen zur Trunkenheit im Liebesgott erloschen war, doch dann hatte er es überwunden und kehrte in die Zivilisation zurück, um dort neu zu beginnen, aber auch, sich der Vergangenheit zu stellen. Dazu gehörte auch, an den Ort zurück zu kehren an dem er seinen letzten Rausch hatte. So schlenderte er just in dem Jahr über das Spektakel, zu dem auch der Mann und die Frau, als Freunde, die sich voneinander nicht lösen konnten, gegangen waren.

Lange beobachtete der Liebesgott die Menschen, als ihm plötzlich etwas auffiel: Da trugen zwei Menschen Narben seines Pfeils! Streifschüsse, deutliche Spuren, nicht angezielt gesetzt worden zu sein und mit einem Mal kamen die Erinnerungen in Amor zurück, wie er einst, an fast der gleichen Stelle, zwanzig Jahre zuvor, den Pfeil losgelassen hatte, während er bewusstlos vom Suff wurde.

Hatte dieser Pfeil etwa?

Es konnte gar nicht anders sein, denn dies waren deutlich die Narben seines eigenen Pfeils und er wusste nicht, wie sie sonst zu den einstigen Wunden hätten gekommen sein können.

Was hatte er nur angerichtet?

Voller Scham und sich bewusst, dass der Streifschuss diese beiden Menschen auf eine Odyssee ihre Gefühle allein gelassen hatte, einem Weg, auf dem sie kein Ziel hätten finden können, da verloren zwischen unschuldiger Freundschaft und grenzenloser Liebe, regte sich in Amor das unstillbare Bedürfnis, den Schaden, den er einst anrichtete, wieder gut zu machen. So griff er in seinen Köcher, zog den goldenen Pfeil heraus, spannte die Sehne seines Bogens und zielte genau, wie noch nie zuvor. Er ließ die Sehne los und kaum einen Wimpernschlag später, waren die Herzen des Mannes und der Frau getroffen. Diesmal richtig und mit allen Konsequenzen.

Als wären sie all die Jahre mit Blindheit füreinander geschlagen gewesen, sahen sie sich tief in die Augen, fielen sich in die Arme und Amor sah, dass es endlich gut war. Er hatte einen großen Fehler rückgängig gemacht und zwei Herzen, die zueinander gehörten, den Weg gewiesen.

Und wie er ihn gewiesen hatte!

Fünf Sommer später, wieder einmal war Amor Ehrengast der Schützen, diesmal trank er aber immer noch nicht wieder und hatte es auch nicht mehr vor, ging er seine Runde über den Festplatz und durch die Menschenmengen. Es kribbelte ihm im Nacken, als spüre er, etwas erwarte ihn und dann sah er es: Den Mann und die Frau, ihre beiden Kinder und den runden Leib der Frau, in dem sie ein weiteres Kind trug.

Zufrieden lächelte er. Ja, diese Familie hatte er geschaffen und darauf war er stolz. Auch wenn er, ohne den Rausch von damals, vielleicht nie beabsichtigt dieses Paar zueinander geführt hätte. Doch nun war alles gut.

Die Moral von der Geschicht?

Ohne versoffenen Amor gäb's die Chaosbande nicht!

Und wenn diese nicht gestorben ist, dann lebt sie auch noch heute.

Namenstattoo

Ich habe es wahr gemacht!Das gute, alte Moppelchen hat sich ein neues Tattoo gegönnt. Nicht mein erstes, denn am Oberkörper habe ich ja schon welche. An den Armen und eine selbstgemachte Jugendsünde am Bauch, die, nach einigen Jahrzehnten und Schwangerschaften jetzt bestenfalls wie die Landkarte von Peter Pan wirkt.Niemals, so schwor ich mir einst, würde ich mir den Namen meines Partners tätowieren lassen. Wie sieht das denn aus, wenn die Beziehung in die Brüche geht und ein neuer Mann ins Leben tritt? Kommt dann ein dicker Balken und der neue Name darunter? Und wenn dieser Mann auch nicht der richtige fürs Leben war, sieht man bald aus, wie ein Telefonbuch.Nun, gut, ich werde älter, wählerischer und da ich mir absolut sicher bin an der Seite meines Traummannes alt werden zu können, war es zuerst nur ein spontaner Gedanke, den ich immer wieder verwarf, schob er sich verschämt kichernd in meinen Kopf.Doch immer öfter stahl sich der Gedanke meine Zeit und ein bisschen wehmütig seufzte ich dann doch schon, bei der Vorstellung, mit seinem Namen, auf meinem Körper, zu zeigen, wem mein Herz, auf alle Ewigkeit, gehört.Es sollte symbolisch sein, dezent, dennoch auffällig. Mystisch, zeitlos und für meine Liebe stehen.

Die erste Aufgabe war, mir zu überlegen, an welcher Körperstelle es gut zur Geltung kommen würde, eben sichtbar und doch wie ein dezenter Schmuck.

Welch schadenfrohe Macht mir auch im Geheimen zu geflüstert hatte, ideal sei die Region, um meinen linken Knöchel, sie muss sich herzlich amüsiert haben, als ich ihr zustimmte.

Aber in dem Moment schien es mir, als die perfekte Stelle. Leicht zu bedecken oder zu betonen, schmückend, vor allem im Sommer, auf der Seite meines Herzens. Nein, einen bessern Platz gäbe es wohl kaum. Außerdem musste ich an die Folgen des Alterns denken. Ich bin schließlich kein Benjamin Button, der sich immer weiter verjüngt. Mein Körper wird an so vielen Partien weicher, fürsorglicher, durch immer mehr Falten, die sich wärmend um mich legen wollen, wie eine lockere Decke und insgesamt huldigt die Haut der Mutter Erde indem sie sich ihr entgegen neigt. Nicht aber am Knöchel, der straff, wie eh und je, auch noch die nächsten Jahre relativ knitterfrei bleibend zu versprechen schien.

Nachdem ich also wusste, wohin ich das Tattoo haben wollte, ging es daran, das Motiv zu finden und zu entwerfen. Geheimnisvoll sollte die Schrift sein, umrankt von Efeu, das für mich Beständigkeit und Kraft symbolisiert. Und dann fasste ich mein Mütchen an der Hand, um es zum Tätowierer zu schleppen, mit dem ich alle Details besprach, meine Anzahlung leistete und den Termin bekam.

Heute war es schließlich soweit.

Vor Aufregung hatte ich kaum geschlafen und mein Mann beobachtete mich mit zunehmender Skepsis. Er ahnte, dass ich ein Geheimnis hatte, doch nicht welches. Und das rührte auch eine kleine Dosis Misstrauen. Mich störte es nicht einmal. Im Gegenteil, denn ich war überzeugt davon, umso überraschter würde er staunen, käme ich mit dem Tattoo, zu Ehren meiner Liebe zu ihm, nach Hause.

Nervös betrat ich das Studio. Hatte ich etwa Angst? Natürlich nicht! Es war doch nicht mein erstes Tattoo und ich wusste, dass es zwar nicht sonderlich angenehm würde, aber durchaus aushaltbar. Was sollte ich, die mehrere Kinder geboren hatte, schon fürchten? In weniger als 3 Stunden, trüge ich mein neues, mich lebenslang begleitendes Schmuckstück stolz heim. Das musste einfach nur übergroße Vorfreude sein, aber ganz sicher keine Angst.

Ich saß auf der Liege, erst noch den Fuß auf einen Hocker gestützt, damit der Tätowierer die Schablone auftragen konnte. Was würde das schön werden! Ich grinste, dass meine Mundwinkel sich am Hinterkopf trafen. Das tat ich auch noch, als es endlich losging, ich mich entspannt hinlegte, das Surren der Maschine begann und ich die Hand des Tätowierers an meinem Bein spürte.

Und dann begann der Albtraum, die Folter, die unendlich langsam verstreichenden Momente grauenvoller Tortur, bei der der Tätowierer – ich habe es genau gesehen, als ich für einen winzigen Moment meine Tränen unterspülten, fest zusammen gekniffenen Augen öffnen konnte – den diabolisch verzerrten Gesichtsausdruck eines Höllensadisten hatte.

Die Pause, die wir nach einer Stunde kurz machten, wollte ich bereits zur Flucht nutzen, sah aber, durch meine verquollenen Augen nicht einmal mehr die Ausgangstür. Zu diesem Zeitpunkt steckten meine Fingernägel längst - ohne mich - in der Unterseite der Liege. Als kühle sich meine Haut ab, wurde der Schmerz für einen Moment erträglicher und da ich eh nicht flüchten konnte, ergab ich mich meinem Schicksal zur zweiten Runde, bei der der Tätowierer noch einmal das ganze Repertoire seiner Folterfähigkeiten unter Beweis stellte.Es war fast wie bei einer Geburt. Kam der Moment, in dem man fluchend schwor, dies alles überhaupt nicht mehr zu wollen, jetzt einfach zu gehen und alle zusehen zu lassen, wie sie allein weitermachen konnten, war es vorbei. Aber um das zu merken, musste mich der Tätowierer erst einmal aus meinem Trauma rütteln, unter dem ich, noch immer meine Finger in die Liege krallend und mit zu einer Faust verzogenem Gesicht, völlig erstarrt dalag.

Ich verfluchte innerlich alle. Meinen Mann, der eindeutig die Schuld an meinem Schmerz trug, denn wäre er nicht er selbst, hätte ich nie solche Liebe empfunden, die mich in die Verstümmlung trieb. Meine Schwiegereltern, meinem Mann keinen kürzeren Namen gegeben zu haben und überhaupt, dass sie ihn zu dem gemacht hatten, den ich lieben musste.

Zugegeben, das Ergebnis konnte sich sehen lassen, aber das hätte ich in dem Moment, nicht eingestehen wollen. Ich wollte einfach nur nach Hause, ins Haus stürmen und meinen Mann anschreien, um ihm vorzuwerfen, nicht unliebsamer zu sein, denn das hätte mich nie verleiten können, mir dies hier anzutun.

Die erste Wut bekam jedoch der Tätowierer ab, der mich lächelnd ansah und meinte, das Nachstechen sei selbstverständlich kostenlos.

„Am Arsch!“ raunzte ich ihn an „Du kommst nie wieder an meine Haut, Dämon!“

Sein dröhnendes Lachen hörte ich noch, bis ich draußen im Auto saß, zu dem ich mich humpelnd geschleppt hatte.

Zu Hause wartete Joe und sah mich abwartend an. An meinem Gesichtsausdruck erkannte er auch meine Laune, schwieg deshalb, beobachtete mich jedoch weiter. Natürlich war ich mir dessen bewusst und mit jeder Minute, wurde der Zorn ersetzt von Verzweiflung.

Mein Huf pochte und brannte, als wäre er mit Säure übergossen worden. Ich schielte zur Streitaxt, die als Deko am Gebälk hing und fragte mich, ob sie wohl Knochen durchtrennen und meinen sicherlich bereits toten Fuß von mir entfernen könnte. Den Blick meines Mannes auf mir spürend, rollte schließlich eine Träne über meine Wangen, die ich krampfhaft zurück zu halten versucht hatte. Im Nu war Joe bei mir, versicherte, was auch immer ich ihm nun erzählen würde, es gäbe nichts, wofür er nicht Verständnis hatte.

Und dann brach es aus mir heraus.

„Verständnis?“ jaulte ich „Der hat mich so gequält! Joe, lass nie wieder zu, dass ich so etwas mit mir machen lasse!“ Dann heulte ich richtig los.

Mein Mann sprang auf, schnaubte, sein Kopf verfärbte sich in grenzenloser Wut, dann brüllte er los: „Wer ist das Schwein? Den mach ich platt. Ich reiß dem das Bein raus und schlag ihm damit den Schädel ein!“

Und so langsam wurde mir bewusst, dass Joe ja gar nichts von meinem Fuß wissen konnte, wahrscheinlich ganz andere Gedanken im Kopf hatte und nun glaubte, meine Ehre verteidigen zu müssen.

Irgendwie fand ich das nun wieder auch süß von ihm und bevor er noch etwas tun konnte, was er bereute – obwohl ich kurz darüber nachdachte, ihm erst alles zu erzählen, wenn er den Tätowierer durch das Studio geboxt hätte – fasste ich nach seiner Hand, zog ihn zurück auf das Sofa und grinste schief. Dann zog ich das Hosenbein hoch, entfernte die Folie und hielt ihm meinen Fuß entgegen.

Sprachlos starrte er darauf, musste erst einmal begreifen, was ich getan hatte, las seinen Namen, schaute mir in die Augen, riss mich an sich und versicherte mir, wie sehr er auch mich liebe.

Sein nächster Satz versöhnte mich dann auch schon wieder etwas mit den Qualen: „Maus, da müssen wir aber morgen auch los und Dir richtig hübsche, neue Schuhe kaufen!“

Ich dachte nach, nickte und als wir zwei Tage später dann mit den neuen Schuhen nach Hause fuhren, flüsterte ein kleines Teufelchen auf meiner Schulter schon wieder, dass ich doch sicherlich auch über neue Unterwäsche nicht unglücklich wäre, wenn ich mir das Portrait meines Mannes auf die Brust stechen lassen würde.

Diesmal jedoch, blieb ich eisern.

Mein Märtyrer

Ich bin stolz auf meinen Mann. Für ihn steht die Familie und deren Wohlbefinden immer an erster Stelle und es käme ihm gar nicht in den Sinn, zuerst an sich selbst zu denken.

Und oft genoss ich auch lächelnd die fast neidischen Bewunderungen meiner Freundinnen, wenn sie mir versicherten, Joe sei eine seltene Ausnahme, was die männliche Leidensfähigkeit betrifft. Während ihre eigenen Gefährten Vorsorgevollmachten und Testament aufsetzten, zeigten sich auch nur die ersten Anzeichen eines Schnupfen, würde mein Mann selbst noch mit Lungenentzündung, am Steuerrad eines alten Segelschiffs stehen und lachend dem eisigen Sturm entgegen brüllen, ob Wetter und Meer nicht mehr zu bieten hätten, um ihn heraus zu fordern.

Ja, sie hatten recht, Joe klagte selten, zog sich bestenfalls zurück, wenn er kränkelte, aber zugeben, dass ihn ein paar Viren oder Bakterien würden umhauen können, erlebte man bei ihm nicht. In meinen Augen, war er einfach der tapferste Mann, den ich kannte.

Ich selbst ein jammerndes Elend, wie es im Buche steht, drohte auch nur eine Erkältung in mir einzuziehen, schämte mich manchmal, nicht ein wenig mehr sein zu können, wie der Mann meines Herzens.

Er machte auch kaum große Worte, wenn es um seine Gesundheit ging. Anfangs zumindest nicht. Im zunehmenden Alter zeigte sich dann langsam jedoch schon, dass seine Fähigkeit, mit körperlichen Leiden umzugehen, etwas nachließ.

Im Laufe seines Lebens hatte er lächelnd ertragen, wie man ihm, ohne Betäubung einen entzündeten Weisheitszahn zog oder eine kleine Kopfwunde nähte. Nachdem er sich mit einer Kettensäge verletzt und sich tief ins Bein geschnitten hatte, ärgerte ihn eigentlich nur, dass er die Hose, die er gern trug, nun wegwerfen müsste. Einen Ausdruck des Schmerzes, suchte man umsonst in seinem Gesicht.

Den ersten Männerschnupfen, hatte Joe dann zum Ende seines vierzigsten Lebensjahrzehnts. Zum ersten Mal, in all den Jahren, die ich ihn kannte, lag er röchelnd auf dem Sofa und versicherte uns allen immer wieder, wie sehr es ihn innerlich zerriss uns womöglich bald verlassen zu müssen. Bis ich begriff, mein Mann leidet gerade auf die sonst so oft und scherzhaft erwähnte Männerart