Mopshimmel - Martina Richter - E-Book

Mopshimmel E-Book

Martina Richter

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  • Herausgeber: Midnight
  • Kategorie: Krimi
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2015
Beschreibung

Der erste Fall für Mops Holmes und Kommissar Waterson Knieslingen, ein beschauliches Dorf auf der Schwäbischen Alb, wird von einer Reihe von Verbrechen erschüttert. Eine bösartige Nachbarin, verschwundener Familienschmuck und zwei Tote lassen den Ermittlern die Köpfe qualmen. Erschwerend kommt hinzu, dass einer der beiden Detektive ein Kommunikationsproblem hat: Er ist ein Mops. Holmes ermittelt mit Raffinesse und ausgesprochen unkonventionellen Methoden. An seiner Seite steht Johannes Waterson, Kommissar mit großem Herzen und bald schon bester Kumpel des jungen Mopsermittlers. Gemeinsam lüften sie die dunklen Geheimnisse, die sich hinter den sauber gekehrten Eingangstreppen der Provinz verbergen. Mops Holmes und Kommissar Waterson ermitteln in ihrem ersten Fall. Ein Leben ohne Mops ist möglich, aber sinnlos, sagt Loriot. Mops Holmes ergänzt, einen Mord ohne Mops aufzuklären unmöglich Sie wollen mehr vom Mops? Entdecken Sie die komplette Reihe von Holmes und Waterson! - Band 1: Mopshimmel – Der erste Fall für Mops Holmes und Kommissar Waterson - Band 2: Mopswinter – Mopsdetektiv Holmes ermittelt in einem neuen Fall - Band 3: Mopsfluch – Holmes und Waterson ermitteln international - Band 4: Mopsnacht – Holmes und Waterson müssen ihre Liebsten retten! - Band 5: Mopssturm – Holmes ermittelt in seinem persönlichsten Fall - Band 6: Mopshöhle – Mops à la Provence - Band 7: Mopsball – Der Ball ist rund, ein Spiel dauert 90 Minuten und der Mops findet immer den Mörder! - Band 8: Mopssommer – Holmes und Waterson ermitteln am Bodensee - Band 9: Mopsjagd – Die tierische Spürnase ermittelt in seinem letzten Fall! 

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Die Autorin Geboren wurde ich 1966 in Bielefeld, wuchs aber in Baden-Württemberg auf, wo meine Eltern eine Jugendherberge leiteten. Nach meinem Studium der Geographie in Tübingen begann ich ebenfalls in der Jugendherberge zu arbeiten. Bis heute lebe ich mit meinen beiden Töchtern und vielen Tieren in einem Bauernhaus in Sonnenbühl auf der Schwäbischen Alb. Nach dem Tod meines Sohnes im Jahre 2000 begann ich mit dem Schreiben. Mein erster Roman Die Schimmelreiterin wird im Herbst dieses Jahres beim Verlag Oertel und Spörer veröffentlicht. Meine eigentliche Liebe gilt aber dem klassischen Kriminalroman. Mein Detektiv ist ein junger Mops namens Holmes. Der vorliegende Band Mopshimmel ist der erste einer geplanten Serie mit dem ungleichen Ermittlerduo Holmes und seinem Kumpel von der Kriminalpolizei Johannes Waterson. Der zweite Band Mopswinter ist bereits in Arbeit und erscheint im Dezember 2015 bei Midnight.

Das Buch

Martina Richter

Mopshimmel

Der erste Fall für Holmes und Waterson

Kriminaloman

Midnight by Ullsteinmidnight.ullstein.de

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Originalausgabe bei Midnight. Midnight ist ein Digitalverlag der Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin Oktober 2015 (1) © Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin 2015 Umschlaggestaltung: ZERO Werbeagentur, München Titelabbildung: © FinePic® Autorenfoto: © privat/Martina Richter

ISBN 978-3-95819-048-1

Sämtliche Inhalte dieses E-Books sind urheberrechtlich geschützt. Der Käufer erwirbt lediglich eine Lizenz für den persönlichen Gebrauch auf eigenen Endgeräten.

-1-

Vom »Licht der Welt erblicken« kann man als Hund nicht wirklich sprechen. Hören tut man auch nix. Man hört erst mal auf zu schwimmen, es wird eng, dann kalt, dann wird man ordentlich durchgeschüttelt, wenn Mama einen abschleckt. Dadurch wird es erfreulicherweise aber auch wieder wärmer. Das erste wirkliche Gefühl, an das ich mich erinnere, ist eines der wichtigsten für einen Mops: Hunger. Ich spürte eine Hand – da wusste ich aber natürlich noch nicht, dass das warme Ding so heißt. Hände, das muss ein guter Mops auch schnell lernen, sind echt abgefahrene Dinger. Sie können alles Mögliche, manchmal sind sie liebevoll und manchmal erschreckend, manchmal hart (weg so schnell es geht, falls es zu spät ist, alternativ auf den Rücken werfen), manchmal weich (ranschmeißen, ranschmeißen, ranschmeißen). Aber zurück zu meiner Geburt! Die Hand nahm mich vorsichtig hoch und legte mich vor ein Ding, das duftete so himmlisch, da musste ich einfach nuckeln. Herrlich, mein erstes Essen. Essen ist einfach toll. Meine Mama war wohl noch etwas erstaunt über mich, ich war ihr erstes Baby. Aber sie ließ mich machen und erst als mein Geschwisterchen kam, war ich abgemeldet. Ich wurde meinem Papa vorgestellt, auch er war erstaunt, aber im Laufe der Zeit bemerkte ich, dass mein Papa immer wieder etwas vergaß, in diesem Falle auch, dass er schon Vater von mehr als einem Dutzend Möpschen war, mit anderen Mopsmüttern, aber das sehen wir ja nicht so eng wie Menschen. Ich habe den Verdacht, dass er nicht so schlau ist wie Mama, aber er ist ein echt lieber Papa, er riecht lecker. Allerdings habe ich im Laufe der Zeit festgestellt, dass auch in diesem Bereich Menschen ab und zu anderer Meinung sind, vor allem seine legendären Pupse sind echt beeindruckend. Die Menschen, vor allem Frauchen, mögen die gar nicht. Herrchen ist da nicht ganz so streng. Ich nehme an, weil er als Mann einfach zu Papa hält. Aber Frauen pupsen auch. Ich weiß das ganz genau aus eigener Erfahrung. Sie denkt, dass wir das nicht merken, aber eine Mopsnase ist fein. Wir machen nur einfach nicht so ein Theater wegen so einem bisschen Duft.

Ich bin also das älteste von vier Mopsgeschwistern aus dem ersten Wurf meiner bezaubernden schwarzen Mama. Mein Name ist Holmes. Ich war sehr geehrt, als ich erfuhr, dass mein Frauchen mich nach einer berühmten Romanfigur benannt hat, die sie sehr mag. Ein Detektiv trägt diesen Namen. Ich glaube, Frauchen kann hellsehen, aber dazu später mehr.

Von den ersten Tagen weiß ich nur noch, dass es meistens total gemütlich bei uns war. Mama war immer da, es war weich und kuschelig, es gab genug zu essen, was will man mehr. Nur einmal am Tag wurde die Idylle gestört, da kam Frauchen – ich erkannte schnell ihren Geruch – und legte uns auf eine echt widerlich kalte Schale zum Wiegen. Mit meinem Gewicht war sie zufrieden, aber sie zog immer so an meinen Hinterbeinen. Warum erfuhr ich erst später. Ich muss wohl im Bauch irgendwie falsch gelegen haben, denn meine Hinterbeine waren ein wenig verbogen. Frauchen hatte sogar Angst, dass ich nie laufen würde. Aber ich kann laufen. Wenn ich will. Und ich finde es einfach wunderbar, dass ich krumme Beine habe, denn ich wurde nicht verkauft, sondern durfte bleiben. Ein Schelm, der denkt, ich hätte das mit Absicht gemacht. Aber ich greife schon wieder vor. Nach ein paar Tagen veränderte sich meine Welt: es wurde hell, nur Mama nicht, die blieb natürlich dunkel. Erst gab es einen winzigen Schlitz, aber schnell wurde er größer, und wir vier Welpenkinder lernten sehen. Wahnsinn! Wieder nach ein paar Tagen war es dann aber schon normal und unsere Kiste total langweilig, wir wollten Abenteuer. Frauchen legte eine große Decke auf den Wohnzimmerboden und setzte uns drauf. Am Anfang wussten wir alle nicht, was wir da sollten, und machten erst mal Pipi. Meine Brüder und ich lernten dann laufen, meine Schwester, die Memme, auch, aber sie hatte immer Angst vor diesem und jenem und blieb lieber sitzen. Ich war der Erste, das gehört sich so, wenn man der Älteste ist. Das Tollste am Laufen ist nämlich, dass wir nicht mehr warten mussten, bis Mama zu uns kam, sondern ihr hinterherwetzen konnten. Milch so viel wir wollten, außer für die Memme, die jammerte immer rum.

Bei Papa gab‹s keine Milch, aber er lehrte uns eines der wichtigsten Dinge, die ein Mops können muss: Moppern. Nur ignorante Laien verwechseln dieses wunderbare Geräusch mit gewöhnlichem Schnarchen. Auch wir tun das, wenn wir schlafen, das gehört sich so für alle Hunde. Aber Moppern, das ist die hohe Kunst des Mops-Seins, und unser Vater ist ein Großmeister darin, ein stimmgewaltiger Virtuose. Täglich unterrichtete er uns geduldig – wann moppere ich wie. Er erklärte uns, dass die Menschen auf diese mopseigene Musik angewiesen seien, weil es sie durch die tiefe Frequenz entspanne. Er vertritt die Theorie, dass wir dazu gezüchtet werden, Menschen glücklich zu machen und ihre Füße warmzuhalten. Der Mopskodex wurde von uns allen erlernt und wir haben ihn beherzigt. Neben dem Moppern gehören dazu gekonnte Hüpfer, am besten völlig unvermittelt, das Verteilen unserer Haare in der ganzen Wohnung und auf den Kleidern der Menschen (hier bin ich nicht so ganz sicher, ob Papa diesen Teil richtig verstanden hat), komische Grimassen und die ständige Bereitschaft, sich auf die Füße seines Menschen zu legen. Diese Bereitschaft demonstriert man am besten dadurch, immer seine Laufwege zu optimieren. Auch hier ist Papa ein wahrer Künstler. Stets taucht er unvermittelt vor den Füßen von Frauchen auf, bereit sich sofort darauf zu werfen, wenn sie stehen bleibt. Sie weiß das auch wirklich zu schätzen. Sie redet ständig mit ihm. Ihr dankbares und liebevolles »Du stehst mir im Weg, Dicker« oder ein herzliches »Ich fall über dich, wenn du nicht weggehst«, zeigt uns, wie eng die beiden zusammen arbeiten – sagt Papa. Wie ihr seht, hatte ich eine wunderbare Zeit. Dann kamen Fremde, die uns hochnahmen, begeisterte Laute ausstießen und von Frauchen kritisch beäugt und befragt wurden. Eines Tages war dann Mycroft plötzlich weg, ein paar Tage später konnte ich Sherlock nirgends mehr finden und nur noch die kleine Memme Mrs. Watson und ich waren da. Aber auch sie verschwand und ich war mit meinen Eltern, Marlon, Maurice und Murpsel – meinen drei Katzenfreunden – Herrchen, Frauchen und den beiden Welpen (sie nennt sie Kinder) von Frauchen allein. Mmh, wenn ich so recht bedenke, »allein« ist eigentlich anders definiert.

Schwierige Aufgaben verdrängten schnell das Vermissen meiner Geschwister. Frauchen verkündete nämlich, ich müsse stubenrein werden. Was ist das denn? Erst dachte ich, man ist stubenrein, wenn man so ein komisches Ding über den Kopf gezogen kriegt, aber das heißt wohl Geschirr. Es hat aber damit zu tun. Ich war noch damit beschäftigt, das unbequeme Ding um meinen Hals und meinen Bauch wieder loszuwerden, da passierte etwas Merkwürdiges. Frauchen nahm mich auf den Arm und trug mich einen Abgrund hinunter. Okay, jetzt weiß ich auch, dass das eine Treppe ist. Dann öffnete sich die Welt, Wahnsinn! Allerdings passierte mir ein kleines Malheur, vor lauter Aufregung machte ich Pipi. Ja, da hättet ihr mal die Begeisterung von Frauchen sehen sollen. Geknuddelt und gelobt wurde ich, auch ein kluger Mops wie ich muss nicht alles verstehen. Bis jetzt war die Zeitung auf dem Wohnzimmerboden der Ort meiner Wahl, aber so eine Reaktion gab‹s da nie. Ich habe sofort den Gegenversuch gestartet – hat nicht geklappt, kein Knuddeln. Aha. Langsam bekam ich eine Idee, was sie mir sagen wollte. Aber dass ich jetzt immer nachts bei Eiseskälte von Mama und Papa weg sollte und auf die feuchte Wiese gesetzt wurde, fand ich nicht komisch. Da machte ich nichts. Tagsüber war das ja schon okay, da ließ ich mit mir reden. Frauchen meinte aber, das würde noch. Die Welt vor der Tür war zwar aufregend, aber nicht so schön bunt wie unsere Kinderstube und kalt wie Sau. Ich musste immer zittern und fühlte mich nach kurzer Zeit jämmerlich. Frauchen tröstete mich und sagte, dass sei nur der Winter, und steckte mich dann in ihren Mantel, da war es schön warm. Dabei ist es draußen schon richtig spannend, Mama und Papa freuen sich immer wie verrückt, wenn es raus geht. Es gibt ein Zauberwort, das Frauchen und Herrchen kennen, es macht aus meinen gemütlich moppernden Eltern wilde Tiere: Gassi. Unsere Menschen haben mal ausprobiert, wie schlau Mama und Papa sind, und haben das Wort buchstabiert. Ha, das haben die zwei sofort gelernt, beim »A« waren sie schon unten an der Treppe und haben sich liebevoll gebalgt. Aber Frauchen wäre nicht Frauchen, wenn sie nicht eine Lösung für mein Zitterproblem gehabt hätte. Ein Pulli, den sie mal für ihre eigenen »Welpen« gestrickt hat, passte mir. Der war warm an meinem nackigen Bauch. Da war es dann so richtig toll draußen. Rennen. So schnell meine krummen Füße konnten. Wenn ich groß bin, will ich so schnell wie meine wunderbare Mama werden. Sogar Papa kann nicht mit ihr mithalten, sie ist eine echte Rakete. Papa sagt, es sei unter seiner Würde, sich so zu verausgaben, aber ich glaube, er ist einfach nicht so schnell – er will es nur nicht zugeben. Ein weiteres Manko bei Papa ist, dass er schallhörig ist. Er weiß also nie genau, aus welcher Richtung er gerufen wird. Daher hat er sich angewöhnt, sich einfach hinzusetzen, wenn er seinen Namen hört, dann braucht er sich diese Blöße nicht geben. Leider habe ich dieses Problem von ihm geerbt. Und damit beginnt meine Geschichte…

-2-

Ich war inzwischen neun Monate alt, es war ein herrlicher Sommer, mein erster. Unsere Familie lebt in einem alten Bauernhaus, das Herrchen und Frauchen liebevoll renoviert haben. Es steht an einer steilen Straße in dem Dorf Knieslingen auf der Schwäbischen Alb. Wie bei diesen Häusern üblich, ist unten der Stall – bei uns voller Hühner – und über eine steile Holztreppe kommt man in den Wohnbereich. Durch die Küche kann man dann über eine kleine Steintreppe an der Rückseite des Hauses hinaus in den Garten. In der hinteren Küchentür ist eine Katzenklappe eingebaut, durch die auch wir Möpse hinaus können, so oft wir wollen. Der Garten ist sehr groß mit vielen Obstbäumen, geheimnisvollen Büschen und einem Rasen, auf dem man wunderbar Fangen spielen kann. Ein schöner Holzzaun grenzt ihn von den Nachbarn ab. Für uns Hunde ist er ein echtes Hindernis, für die Katzen ein Kinderspiel. Im Gewächshaus baut Frauchen Tomaten, Paprika und Kräuter an. Ein besonders tolles Spiel ist es, den Rasenmäher zu jagen, Mama hat es mir beigebracht. Dabei muss man versuchen, in die Räder zu beißen, ohne dem lauten Ding länger als nötig nahezukommen. Wir quietschen dabei vor Vergnügen. Frauchen findet das auch immer sehr lustig und passt auf, dass wir uns nicht wehtun. Wir erleichtern ihr so die schwere Arbeit, denn mit Spaß geht alles besser, das wissen wir Möpse schon seit tausenden von Jahren.

Wir waren sogar mal im Urlaub. Das ging so: Frauchen packte alles Mögliche in große schwarze Kisten, Koffer genannt. Unsere Aufgabe bestand nun darin, aufzupassen, dass wir nicht vergessen wurden. Wir mussten uns dazu auf die Koffer setzen, denn die nahmen sie auf jeden Fall mit. Mama und Papa sind immer sehr aufgeregt deswegen, anscheinend wurden sie schon einmal vergessen und mussten dann eine ganze Woche mit den Kindern von Frauchen (wahrscheinlich wurden die ebenfalls vergessen) alleine zuhause bleiben. Die Kinder saßen mit Sicherheit nicht auf den Koffern, also selbst Schuld. Herrchen packte dann irgendwann alles ins Auto und die Stimmung wurde bei Mama und Papa immer angespannter, bis dann der erlösende Satz kam – meist in einer wirklich dummen Frage verpackt, so wie »wollt ihr mit?«. Das ist dann so was wie ein Super-Gassi. Es machte uns dann auch überhaupt nichts aus, stundenlang in einer Box zu schlafen, eng zusammengedrängt. Das Geräusch des Motors und der Stress der letzten Stunden machten uns müde, die Erleichterung, dabei zu sein, tat ihr Übriges. Alle paar Stunden hielten wir dann irgendwo an, damit wir Pipi machen konnten, und bekamen was zu trinken. Meist rochen diese Orte absolut irre toll. Mama und Papa schnüffelten dann gerne ewig herum. Damit sie auch genügend Zeit dazu hatten, versuchten sie so lange wie möglich nicht zu pinkeln, denn danach ging es ja dann sofort weiter. Mein erstes Super-Gassi war in dem Land Frankreich, in dem wir Möpse »carlin« heißen. Franzosen waren sehr nett zu uns, die mochten kleine Hunde. Nicht so wie in Deutschland: dort werden wir ständig nachgeäfft oder verspottet. Als ob es die Deutschen toll fänden, dass man sich ständig über die Ös, Üs und sonstigen komischen Laute lustig macht. Wir grunzen und moppern eben. Die Franzosen waren da legerer. Wir wurden da regelrecht angehimmelt, geknuddelt und bewundert. Ich liebte dieses Land, die hatten echt Geschmack. Und die hatten da noch etwas Besonderes: Mamas Lieblingsspielzeug, das Meer. Mama liebte es, vor allem die Wellen. Papa fand die nicht so gut, er mochte es nicht so sehr, Wasser in die Nase zu kriegen. Mama war das egal. Sie biss wild in jede Welle, bis sich diese zurückzog – Sieg für Mama. Dann die nächste Welle, Mama kämpfte, gewann, die Welle haute ab. Mama war unermüdlich und ich glaube, sie hatte eine echte Chance, aber Frauchen sammelte sie irgendwann ein und unterband den Kampf. Mama murrte dann erst ein bisschen, aber resignierte bald und folgte Frauchen aufs Handtuch, wo sie dann auf der Stelle tief und fest einschlief. Papa bewachte währenddessen alles und kühlte sich höchstens mal die Füße ab. Das änderte er nur, wenn Frauchen ins Meer ging. Dann seufzte er tief, rappelte sich auf und begleitete sie, auch wenn er dann schwimmen musste und Wasser in die Nase bekam. Aber es musste einfach sein. Ich traute mich beides noch nicht. Musste ich ja auch nicht. Ich blieb bei Herrchen. Herrchen hatte ein Problem, bei dem ich ihm beistehen musste. Er verspürte wohl den Zwang, irgendetwas wegzuwerfen. Sogar Sachen, die er eigentlich noch brauchte. Merkwürdig, aber er hatte ja mich. Geduldig brachte ich alles zurück und er freute sich jedes Mal riesig darüber. Er sollte sich ja auch erholen, es war mir eine Freude, ihm zu helfen, auch wenn das in dem heißen Sand ganz schön anstrengend war. Abends waren dann alle müde und glücklich. Mama, weil sie gewonnen hatte und das Meer sich verzogen hatte (Frauchen nennt das Ebbe), Papa, weil er Frauchen vor dem sicheren Ertrinken gerettet hatte, Herrchen, weil er alles wieder bekommen hatte, was er weggeworfen hatte, und ich war glücklich, dass ich Herrchens Sachen gefunden hatte. Das Super-Gassi ist herrlich. An einem Tag war Papa so begeistert, wie ich ihn selten erlebt hatte. Wir sind in ein riesiges weißes Auto gestiegen, das konnte sogar über das Meer fahren, ein Schiff. Frauchen war ein wenig in Sorge wegen Mama, denn so ein Schiff macht viele Wellen und Mama wollte immer ins Wasser springen. Das wäre aber ganz schön gefährlich. Papa liebte es ganz vorne auf der Spitze zu stehen und völlig unbeweglich die Nase in den Wind zu stecken. Elegant hob er seine rechte Vorderpfote, selten habe ich so einen erhabenen Mops gesehen, ein Bild voller Eleganz und Grazie. Er sehe aus wie ein Gallionsmops, sagte Herrchen, und alle freuten sich, denn so ein Gallionsmops bringt Glück bei einer Schiffsreise. Ich war sehr stolz auf meinen Papa.

An diesem Tag nahm ich mir vor, auch jemand Besonderes zu werden. Lange dachte ich darüber nach, was ich wohl dafür tun könnte. Herrchen hat mich dann auf die Idee gebracht. Er hatte nämlich eines Tages dieses zwanghafte Wegwerfen überwunden und lag entspannt am Strand. Das wurde mir aber langweilig und so lief ich herum und brachte alles, was ich tragen konnte, zu Herrchen. Der hat sich vielleicht gefreut! Besonders wurde ich für eine große glänzende Muschel gelobt. Der tote Fisch kam nicht so gut an, Frauchen hat ihn im hohen Bogen ins Meer geworfen. Manchmal bin ich mir nicht sicher, ob sie es nicht übertreibt mit ihrer Tierliebe. Tot ist tot, da hilft es auch nichts mehr, ihn wieder ins Wasser zu werfen. Wir Möpse hätten eine bessere Verwendung dafür gehabt. Ich spezialisierte mich also auf glänzende Muscheln und am Abend hatte ich einen ganzen Korb davon zusammengetragen. So kam es, dass ich ein Schatzsuchermops wurde. Wer konnte in diesen herrlichen, sonnigen Tagen schon ahnen, dass ich uns damit ganz schön in Schwierigkeiten bringen würde…

-3-

Aber auch der schönste Urlaub ist einmal zu Ende und wir fuhren wieder nach Hause. Die Welt wurde kunterbunt und kälter, aber jetzt fror ich nicht mehr so. Ich war schon fast erwachsen und bekam ein dichtes Fell, auch am Bauch. Apropos Bauch: Mama hätte mehr Sport machen sollen, sie wurde immer dicker und lief gar nicht mehr gerne so schnell wie früher. Sie lachte nur, wenn ich mit ihr um die Wette rennen wollte und schickte mich zum Spielen zu Papa. Frauchen und Herrchen machten jeden Tag einen Spaziergang mit uns durch den bunten Wald und eines Tages nahm Frauchen einen Korb mit und verkündete, dass es jetzt Pilzsammelzeit sei. Dabei musste man lecker riechende braune Dinger finden und Frauchen freute sich, sie wollte aber nicht alle haben. Normalerweise blieben wir immer auf den breiten bequemen Wegen, aber da wuchsen keine Pilze, also ging es diesmal mitten durch den Wald. Da war es dunkel und es gab Wurzeln, Steine und kleine Höhlen in alten Baumstämmen. Es duftete nach herrlich vielen spannenden Sachen, nach fremdartigen Tieren und Pflanzen, und die Geräusche klangen anders durch den weichen Boden und das federnde Moos. Ich schnüffelte und suchte Pilze, sog die vielen Düfte in meine Nase und untersuchte alles, suchte und fand und auf einmal war ich ganz allein. Der Wind rauschte immer heftiger in den Bäumen und es war unheimlich – ich war noch nie in meinem Leben alleine gewesen. Da, aus der Ferne hörte ich Stimmen, Frauchen und Herrchen riefen mich, erleichtert sauste ich los. Aber ich fand sie nicht, aus welcher Richtung kamen denn die Rufe? Frauchen klang ängstlich, das war nicht gut, ich hatte auch richtig Angst. Mama hörte ich auch, aber sie konnte wegen ihrer Wampe nicht durch das Unterholz, Papa kläffte verwirrt, weil er auch nicht wusste, aus welcher Richtung mein Gejammer kam. Alle waren in Aufruhr. Ich rannte und rannte hierhin, dorthin und immer wieder hörte ich die Stimmen, aber ich fand nicht heraus, wo die anderen waren. Was sollte ich bloß machen? Nach einer Weile war ich total erschöpft, meine krummen Beine taten mir weh, ich konnte keinen Schritt mehr weiter. Blöder Wald, so groß, so dunkel, so laut und dann auch noch kalt und nass. Es fing an zu regnen, auch das noch. Jetzt war ich wirklich verzweifelt, ich fing an, leise vor mich hin zu weinen. Ich konnte die anderen nicht mehr hören.

Aber auch in einem Mops steckt ein bisschen Wolf. Wir können, wenn auch nur kurz, in der Wildnis überleben. Mein Instinkt sagte mir, dass das Rumsitzen und Jammern mich nicht weiterbringen würde. Ich raffte mich auf und überlegte. Ich war hungrig, aber so viel Wolf, dass ich jetzt etwas erjagen könnte, war nun auch wieder nicht da. Nächster Punkt: Ich war pitschnass. Daran konnte ich was ändern, ich musste einen Unterschlupf finden. Als meine Welt noch in Ordnung gewesen war, also so ungefähr zwei Stunden zuvor, war ich doch an einer kleinen Höhle unter einem Baumstamm vorbeigekommen. Vielleicht fand ich wenigstens die wieder. Ich schnüffelte und suchte, okay, unsere Nase ist nicht besonders groß, aber ich konzentrierte mich so fest ich konnte. Und tatsächlich, da vorne war der morsche Baum. Ich drückte mich unter der Wurzel durch und rutschte auf meinem Popo in den kleinen Hohlraum. Hier war es trocken, der Boden weich mit dürrem Moos und es roch, hm, ja es roch nach Mensch. Komisch, die passten hier doch gar nicht rein? Doch allmählich fielen mir die Augen zu.