Mopshöhle - Martina Richter - E-Book

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Martina Richter

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  • Herausgeber: Midnight
  • Kategorie: Krimi
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2018
Beschreibung

Mops à la Provence So leicht haut Mops Holmes nichts um, aber die traumatischen Erfahrungen seines letzten Falls hängen ihm immer noch nach. Alpträume plagen den tierischen Detektiv und da kommt ihm die Gelegenheit mit seinem Kollegen Kommissar Waterson einen Beamtenaustausch in der Provence zu machen, genau richtig. Weitab vom Ort des Geschehens will Holmes endgültig mit seinem letzten Fall abschließen. Doch kaum in Aix-en-Provence angekommen, erfährt Waterson von einer Reihe von jungen Frauen, die in den letzten Jahren nacheinander am französischen Nationalfeiertag verschwunden sind. Der Kommissar ahnt, dass hier ein Serientäter am Werk ist. Nur eine Woche bleibt dem Ermittlerpaar den Fall zu lösen und ein weiteres Opfer zu vereiteln. Unter der brennenden Sonne Südfrankreichs müssen Holmes und Waterson wirklich alle Register ziehen, um dem Täter zuvorzukommen… Sie wollen mehr vom Mops? Entdecken Sie die komplette Reihe von Holmes und Waterson! - Band 1: Mopshimmel – Der erste Fall für Mops Holmes und Kommissar Waterson - Band 2: Mopswinter – Mopsdetektiv Holmes ermittelt in einem neuen Fall - Band 3: Mopsfluch – Holmes und Waterson ermitteln international - Band 4: Mopsnacht – Holmes und Waterson müssen ihre Liebsten retten! - Band 5: Mopssturm – Holmes ermittelt in seinem persönlichsten Fall - Band 6: Mopshöhle – Mops à la Provence - Band 7: Mopsball – Der Ball ist rund, ein Spiel dauert 90 Minuten und der Mops findet immer den Mörder! - Band 8: Mopssommer – Holmes und Waterson ermitteln am Bodensee - Band 9: Mopsjagd – Die tierische Spürnase ermittelt in seinem letzten Fall! 

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Die Autorin

Geboren wurde ich 1966 in Bielefeld, wuchs aber in Baden-Württemberg auf, wo meine Eltern eine Jugendherberge leiteten. Nach meinem Studium der Geographie in Tübingen begann ich ebenfalls in der Jugendherberge zu arbeiten. Bis heute lebe ich mit meinen beiden Töchtern und vielen Tieren in einem Bauernhaus in Sonnenbühl auf der Schwäbischen Alb. Nach dem Tod meines Sohnes im Jahre 2000 begann ich mit dem Schreiben. Mein erster Roman „Die Schimmelreiterin“ wurde im Herbst 2015 veröffentlicht. Meine eigentliche Liebe gilt aber dem klassischen Kriminalroman. Mein Detektiv ist ein junger Mops namens Holmes.

Das Buch

So leicht haut Mops Holmes nichts um, aber die traumatischen Erfahrungen seines letzten Falls hängen ihm immer noch nach. Alpträume plagen den tierischen Detektiv und da kommt ihm die Gelegenheit mit seinem Kollegen Kommissar Waterson einen Beamtenaustausch in der Provence zu machen, genau richtig. Weitab vom Ort des Geschehens will Holmes endgültig mit seinem letzten Fall abschließen. Doch kaum in Aix-en-Provence angekommen, erfährt Waterson von einer Reihe von jungen Frauen, die in den letzten Jahren nacheinander am französischen Nationalfeiertag verschwunden sind. Der Kommissar ahnt, dass hier ein Serientäter am Werk ist. Nur eine Woche bleibt dem Ermittlerpaar den Fall zu lösen und ein weiteres Opfer zu vereiteln. Unter der brennenden Sonne Südfrankreichs müssen Holmes und Waterson wirklich alle Register ziehen, um dem Täter zuvorzukommen…

Von Martina Richter sind bei Midnight erschienen:MopshimmelMopswinterMopsfluchMopsnachtMopssturmMopshöhle

Martina Richter

Mopshöhle

Midnight by Ullsteinmidnight.ullstein.de

Originalausgabe bei MidnightMidnight ist ein Digitalverlag der Ullstein Buchverlage GmbH, BerlinJuli 2018 (1)

© Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin 2018Umschlaggestaltung: zero-media.net, MünchenTitelabbildung: © FinePic®Autorenfoto: © privatE-Book powered by pepyrus.com

ISBN 978-3-95819-155-6

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Inhalt

Die Autorin / Das Buch

Titelseite

Impressum

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Epilog

Die Höhlenforscher

Leseprobe: Mopshimmel

Empfehlungen

Social Media

Vorablesen.de

Cover

Titelseite

Inhalt

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Für Bernhard und alle meine Freunde, die mich in den letzten Monaten klaglos ertragen haben.

Für Marquez, ich werde dich nie vergessen!

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Ein gellender Schrei durchschnitt die Stille der Knieslinger Nacht. Erschrocken fuhr ich vom Sofa auf. Eine Bewegung, die ich sofort bereuen sollte. Ein stechender Schmerz fuhr mir in den Nacken, und ich sank stöhnend in die weichen Kissen zurück.

»Langsam solltest du dich mal an das Babygeschrei gewöhnen. Das bleibt noch ’ne Weile so«, murmelte meine Mama Nelly verschlafen.

Sie lag mit mir, meinem Papa Marquez und meiner Frau Bena Hula in einem kuscheligen Mopsknäuel auf der Couch. Wir Möpse liebten es, auf- und nebeneinander drunter und drüber zu liegen. Für einen flüchtigen Beobachter wirkte es oft wie ein einziger großer, gewaltig schnarchender Hund, so eng aneinandergeschmiegt, wie wir lagen. Ich atmete tief durch und versuchte den Schmerz wieder in den Hintergrund zu drängen. Bena schaute mich besorgt an, sagte aber nichts. Sie legte sich nur ein wenig anders zurecht, damit ich meinen Kopf bequem auf ihrem Rücken ablegen konnte. »Danke«, flüsterte ich ihr zärtlich zu. Die Verletzung, die mich so plagte, rührte von einem Messerstich her, den ich vor ein paar Monaten im Genick abbekommen hatte. Die Verletzung war eigentlich gut verheilt, aber bei plötzlichen Bewegungen verging mir immer noch Hören und Sehen. Wieder spürte ich dann den kalten Stahl, der sich immer tiefer in mein Nackenfell grub, den glühenden Schmerz, der mir damals die Sinne geraubt hatte. Tagsüber schlummerte der Horror dieser Nacht tief in mir, aber in den Nächten suchte er mich immer wieder heim, raubte mir den Schlaf. Oft schreckte ich hoch und hörte mich selbst noch winseln und schreien. Zitternd vor Angst drückte ich mich dann in die weichen Kissen, um mich wieder zu beruhigen. Meine Menschenfamilie fand zurzeit wenig Schlaf, denn ihre kleine Tochter Josefine und ich wechselten uns bei der nächtlichen Ruhestörung ab, immer wieder weckte ich mit meinem Geschrei das Baby auf. Marlene und Miro, die frischgebackenen Eltern, hatten bereits dunkle Ringe unter den Augen und gähnten die meiste Zeit herzhaft. Wir Hunde hatten es da besser, wir waren nicht auf den Schlaf in der Nacht angewiesen. Tagsüber konnten wir alles nachholen und uns ausschlafen. So dösten wir auch am nächsten Morgen friedlich in unserem Körbchen im Esszimmer, während unsere Menschen wortkarg am Frühstückstisch saßen und mürrisch in ihr Müsli starrten.

»Ich geh dann mal ins Arbeitszimmer, obwohl es wenig Sinn macht. Ich sehe nur noch verschwommene Linien.« Miro hatte sich im vergangenen Jahr als Architekt selbstständig gemacht. Sein erster, spektakulärer Auftrag, die Ruine Hohenknieslingen in ein Hotel umzubauen, hatte ihn quasi über Nacht berühmt gemacht und ließ ihm massenhaft Aufträge ins Haus flattern. Marlene nickte nur stumm und versuchte ein neuerliches Gähnen zu unterdrücken.

Emma gesellte sich zu uns, ebenfalls mit schwarzen Rändern unter den Augen. »Mum, ich muss dir noch was sagen. Ich habe gestern die Mathe-Arbeit versaut. Ich war zu müde und konnte mich überhaupt nicht konzentrieren.«

Sie schnappte sich ein trockenes Brötchen und machte sich, ohne eine Antwort abzuwarten, auf den Weg zur Schule. Marlene reagierte nicht. Eine Weile starrte sie mit leerem Blick auf den Tisch, dann stemmte sie sich mühsam hoch. »Hilft ja alles nichts. Los geht’s.«

Na endlich! Uns Möpsen hing der Magen schon richtig durch. Brav hatten wir uns im Hintergrund gehalten, aber nun waren wir doch froh, dass es endlich losging. Lautstark klapperten unsere Näpfe über den Steinfußboden in der Küche, als wir gierig unsere Köpfe reinsteckten und dabei die Blechnäpfe umherschoben. Unser Frauchen rieb sich genervt die Schläfen.

»Könnt ihr nicht leiser sein? Ihr weckt mir die Josy auf.«

Oje, kaum hatte sie das gesagt, krähte es schon fröhlich aus dem Kinderzimmer.

»Ich komme zu gar nichts mehr. Hier sieht’s einfach nur noch schlimm aus. Ich hatte gehofft, wenigstens die Küche putzen zu können, bevor sie aufwacht«, jammerte sie und eilte los, um ihre Jüngste zu holen. Schuldbewusst schauten wir uns gegenseitig an.

»Ich weiß nicht, wie ich sonst fressen soll, der Napf rutscht immer weg. Blech auf Stein macht eben Lärm.« Mein Papa Marquez hatte recht, es war unmöglich, leise zu fressen. Aber das war nicht das Problem. Das Problem war die Kombination von Josefine und mir. Lange würden es die Menschen nicht mehr schaffen, ohne ausreichend Schlaf auszukommen. Traurig und frustriert zog ich mich in mein Körbchen ins Esszimmer zurück. Ich hatte Tränen in Marlenes Gesicht gesehen, als sie zu Josy sauste. Das kannte ich gar nicht von ihr. Früher war unser Haushalt fröhlich und überaus lebhaft gewesen. Nun erschien er mir nur noch grau und trüb, die Stimmung gedrückt. Was sollte ich nur tun? Ich musste dringend meine Albträume loswerden, aber wie nur?

Leider geschah es viel zu oft, dass ich das Baby weckte. Bisher hatten mir Marlene und Miro noch keine Vorwürfe gemacht. Es war aber nur eine Frage der Zeit, so blank, wie die Nerven der beiden lagen, fürchtete ich. Mit seinem üblichen lauten Knall sprang Maurice, unser bildschöner Tigerkater, durch die Katzenklappe in die Küche und trabte mit hocherhobenem Schwanz auf mich zu. »Was ist los? Was drückst du dich so in dein Körbchen? Wieder miese Stimmung?«

»Ja. Leider. Ich werde wohl bald hier ausziehen müssen, wenn das so weitergeht.« Ich ließ den Kopf hängen, und Maurice rieb tröstend seinen Kopf an meiner Seite.

»Na, na, du hast immerhin Emma gerettet, da werden sie dich doch nicht verstoßen. Das wird schon wieder.« Zweifelnd schaute ich zu ihm auf. Bevor ich jedoch antworten konnte, klingelte es an der Tür.

»Es ist Jackie!«, bellte Nelly begeistert. »Sie hat Guiness und Mara dabei.«

»Schschschsch, Nelly, nicht bellen! Lärm haben wir hier genug.« Bena war schon auf dem Weg nach unten, um unseren Sohn und seine Familie zu begrüßen. Tatsächlich war Nelly gleich wieder still. Sie war für gewöhnlich eine sehr kluge Hündin, traute aber den Menschen nicht zu, selber die Türklingel zu hören. Daher stimmte sie immer ein ohrenbetäubendes Gebell an. Es war ihr nicht abzugewöhnen, und sie weigerte sich, darüber zu diskutieren. Da Jackie Marlenes beste Freundin war, öffnete sie sich wie üblich selbst die Haustür, damit Marlene nicht die Treppe heruntermusste. Kaum dass die Tür einen Spalt offen war, drückte sich ein fideler beiger Mops ungeduldig hindurch und quietschte vor Freude. Guiness, mein erstgeborener Sohn, glich mir inzwischen aufs Haar. Er hatte mir sogar bei meinem letzten Fall assistiert und zeigte dabei bereits Ansätze meines detektivischen Gespürs. Jackie hatte ihre zuckersüße Tochter Mara auf dem Arm und kniete sich mit ihr auf den Boden, um uns zu begrüßen.

»Na, ihr Rasselbande? Wie geht es euch?«

Ich ließ den Kopf hängen und schaute sie mit traurigen Augen an.

»Immer noch Albträume, Holmes? Wir müssen da was unternehmen, und ich habe sogar schon einen Plan. Kommt mal alle mit, wir suchen euer Frauchen.« Gemeinsam sprangen wir die alte Holztreppe wieder hinauf. Jackie klopfte an der Wohnzimmertür.

»Komm rein, ich stille gerade. Schön, dass du da bist.« Marlene hatte sich offensichtlich wieder gefasst und lächelte ihre Freundin an. Mara streckte ihre kleinen, pummeligen Arme nach unserem Frauchen aus, und Jackie setzte sie auf den Boden. Sofort krabbelte die Kleine los und zog sich dann am Sofa hoch. Strahlend brabbelte sie irgendetwas vor sich hin, stolz darauf, dass sie stehen konnte. Menschen mussten schon sehr viel Geduld mit ihren Kindern haben. Mein Nachwuchs war bereits mit einem Jahr ausgewachsen, und stehen konnten sie im Alter von zwei Wochen.

»Hallo, Mara! Frag mal deine Mama, ob sie sich selber einen Kaffee machen möchte.« Mara schaute Marlene mit großen Augen an und deutete dann auf die Tür.

»Da!«, sagte sie laut und strahlte dann wieder.

Stolz blickte Jackie auf ihr kleines Mädchen. »Ist sie nicht unfassbar schlau? Bleib ruhig sitzen, ich mach mir kurz was zu trinken. Und dann habe ich eine Überraschung für dich.«

Kurze Zeit später kam sie mit einem dampfenden Milchkaffee und einer Tasse duftendem Tee zurück. Marlene nahm sie dankbar entgegen und schlürfte vorsichtig daran.

»Danke dir, das tut. Ich habe leider nur kurz Zeit. Ich muss noch in den Stall, die Hühner und die Pferde warten schon.«

Vergnügt schüttelte Jackie den Kopf. »Alles erledigt. Odin und die Hühnerschar sind gefüttert, Collino und Cooper sind auf der Koppel, die Boxen gemistet, und heute Abend musst du sie nur noch reinlassen. Futter ist schon vorbereitet und in den Trögen.«

Zu unserer Verblüffung begann Marlene laut zu schluchzen. Erschrocken setzte sich Jackie neben ihre Freundin aufs Sofa, legte tröstend den Arm um sie. »Es tut mir leid, hab ich was falsch gemacht?«

Marlene schniefte lautstark und wischte sich dann ganz undamenhaft mit dem Handrücken über die Nase. »Nein, ganz im Gegenteil. Ich bin nur so erleichtert, einen Moment verschnaufen zu dürfen. Noch nie im Leben war ich so erbärmlich müde und erschöpft wie in den letzten Wochen. Danke, das ist eine wunderbare Überraschung.«

»Aber das war doch noch gar nicht die Überraschung. Ich würde dir gerne mehr Schlaf verschaffen. Was hältst du davon, wenn ich dir deinen vierbeinigen Ruhestörer für ein paar Wochen entführe?«

»Das geht doch nicht. Ich kann dir Holmes im Moment nicht zumuten. Dann kommt ihr ja nicht mehr zur Ruhe. Dann ist Schluss mit Durchschlafen, und das wirst du sicher schnell bereuen.«

Jackie schüttelte wieder den Kopf. »Das ist mir bewusst, ich bin mehr als dankbar, dass meine Süße jetzt nachts mehr als sechs Stunden am Stück schläft. Bei aller Freundschaft würde ich das nicht ohne Not aufs Spiel setzen. Nein, ich habe eine bessere Idee. Was hältst du davon, wenn Holmes mit Waterson nach Südfrankreich fährt? Er nimmt da an einem Beamtenaustausch teil, ganz in der Nähe von Aix-en-Provence. Dann kannst du dich ausschließlich um Josy kümmern, und ihr findet alle mehr Ruhe. Ein Superplan, oder?«

Marlene atmete tief durch und versuchte die erneut aufsteigenden Tränen zurückzudrängen. »Das klingt gut, aber dein Mann kann doch unmöglich Holmes mit zum Dienst nehmen, und er kann auch nicht den ganzen Tag in einem Hotelzimmer oder einer Pension eingesperrt sein. Mal ganz abgesehen davon, dass er nachts auch dort jaulen und deinen Johannes und womöglich andere Hotelgäste damit um den Schlaf bringen wird. Wie soll das gehen?«

Enttäuscht ließ ich den Kopf hängen. Mein Frauchen hatte recht. Ich war zurzeit einfach unzumutbar, dabei hatte ich ansonsten wirklich einwandfreie Manieren. Aber Jackie grinste uns frech an. »Man merkt schon, dass du gerade geistig nicht auf der Höhe bist. Natürlich habe ich das bedacht und schon alles abgeklärt. Die beiden werden auf dem Landsitz der Eltern deines zukünftigen Schwiegersohnes wohnen. Bernadette und Waldemar sind begeistert von der Idee, und Holmes’ Tochter Estrella hat dann einen Spielgefährten. Das Haus ist so groß, dass man Holmes nachts nicht hören wird. Er wird dort einen eigenen Flügel bekommen. Was sagst du?«

Gespannt sah ich zu meinem Frauchen hoch. Das wäre wunderbar. Falks Eltern waren sehr nett, und ich hätte die Chance, eine meiner Töchter wiederzusehen. Und ich könnte mich endlich für eine Weile von meinem schlechten Gewissen befreien. Marlene brauchte nicht lange nachzudenken.

»Ich würde ihn vermissen, aber das wäre wirklich vorerst eine gute Lösung.« Sie beugte sich zu mir herunter. »Was meinst du, Holmes? Willst du mit?«

Ohne nachzudenken, kläffte ich vor Freude laut und wedelte so schnell ich konnte. Natürlich zuckten die beiden Mädchen durch den Lärm erschrocken zusammen und begannen laut zu weinen, aber dieses Mal lachten die beiden Mütter nur darüber und trösteten ihre Töchter schnell. Endlich stahl sich ein Lichtstrahl durch die dunkle Wolke der Erschöpfung, die schon viel zu lange über unserem Haus hing.

-2-

Die Aussicht auf die baldige Lösung unseres Schlafproblems hob die Stimmung bei allen unseren Menschen im Haus beträchtlich. Bei meinen tierischen Gefährten war die Stimmung eher gemischt. Bena Hula, meine wunderschöne Mopsfrau, war ein bisschen traurig.

»Ich freue mich für dich. Du kannst endlich Abstand zu den schrecklichen Erlebnissen bekommen, und ich bin sicher, dass du erholt und frei von Albträumen zurückkehren wirst. Du wirst mir schrecklich fehlen, aber es ist ja nur für den Sommer.«

Zärtlich kuschelte ich mich an sie und schleckte liebevoll ihr Ohr, da, wo sie es am meisten mochte. Wie meistens war unsere Zweisamkeit nur von kurzer Dauer. Marlon, der weiße Kater mit den roten Flecken, trabte lässig auf unser Körbchen zu und drängte sich ohne Rücksicht auf unsere Gefühle zwischen uns.

»Kannst du dich nicht woanders hinlegen? Wie möchten gerade ein wenig für uns sein«, maulte ich ihn an.

»Papperlapapp. Jeder möchte mit mir zusammen sein. Nur keinen Neid, Kumpel. Ich werde schließlich nicht nach Frankreich abgeschoben. Denk mal darüber nach! Alle freuen sich, dass du übermorgen endlich gehst und Ruhe einkehren wird. Um die Ohrenpflege deiner Frau werde ich mich in der Zwischenzeit kümmern. Wir Katzen sind da ja Spezialisten ...«

Da hatte er allerdings die Rechnung ohne Bena gemacht. »Wenn du auch nur in die Nähe meiner Ohren kommst, sorge ich dafür, dass die Sonne durch deine ungehindert scheinen kann.«

Es dauerte einen Moment, bis Marlon begriff, was die scheinbar freundlich lächelnde Möpsin damit meinte. Als der Groschen fiel, legte er seine spitzen Ohren eng an seinen Kopf an und sprang mit einem gewaltigen Satz aus meinem Körbchen. Aus sicherer Entfernung maunzte er uns an. »Du wirst deine Meinung schon noch ändern, wenn du einsam und alleine an juckenden Ohren. leidest. Dann ruf mich einfach, Süße.« Er sprang durch die Katzenklappe in den sonnigen Garten, und Bena und ich kicherten einträchtig hinter ihm her.

Meine Mutter gab mir gute Ratschläge mit auf den Weg. »Pass gut auf Waterson auf, ich bin nicht sicher, ob er alleine die Türklingel hört und den Weg in der fremden Umgebung findet. Achte darauf, dass er nicht zu lange in der Sonne bleibt. Menschen haben kein schützendes Fell und verbrennen leicht ihre Haut. Dann werden sie rot, und alles tut ihnen weh. Und achte darauf, dass er genug trinkt ...«

»Mama, Waterson ist ein erwachsener Mann, er kann schon auf sich aufpassen«, unterbrach ich ihren Redeschwall.

Sie lächelte nur wissend. »Du musst auch noch viel lernen mein Schatz. Ein Mensch ist völlig hilflos ohne seinen Mops. Befolge einfach nur meine Ratschläge.« Mit diesen Worten drehte sie sich einmal um ihre eigene Achse und ließ sich dann auf ihren sonnigen Lieblingsplatz auf dem Sofa fallen. Ich schaute auf meinen Vater, der neben ihr döste, und mir wurde das Herz schwer. Sein Brustkorb hob und senkte sich ein wenig mühsam. Sein einst samtschwarzes Gesicht war in den letzten Monaten grau geworden, seine Augen hatten das alte Feuer verloren und wirkten trüb und müde.

»Was willst du mir mit auf den Weg geben, Papa?«

»Nein, danke, ich geh nicht mehr weg.« Sein Gehör war auch nicht mehr das beste. »Du weißt doch, dass ich nicht mehr gut zu Fuß bin.«

Traurig ließ ich den Kopf sinken. Plötzlich hatte ich Angst, dass er nicht mehr da sein würde, wenn ich aus Frankreich zurückkehrte. Als ich wieder aufschaute, zwinkerte er mir vergnügt zu.

»Mach dir keine Sorgen, Sohn! Ich weiß, was du denkst. Es ist alles gut so, wie es ist. Wenn meine Zeit gekommen ist, wirst du das Oberhaupt der Familie sein. Ich bin stolz auf dich, und du wirst meine Nachfolge wunderbar meistern. Aber noch ist es nicht so weit.«

Am nächsten Morgen standen Miro und ich bereits bei Sonnenaufgang fröstelnd vor der Tür. Waterson war wie üblich pünktlich. Er nickte uns kurz zu und öffnete den Kofferraum, um erst die Hundebox und dann mich darin zu verstauen. Miro strich mir noch einmal kurz über den Kopf, bevor er die Boxentür verschloss.

»Wenn du wiederkommst, sind wir alle aus dem Gröbsten raus. Wir werden dich sehr vermissen. Wir konnten in letzter Zeit nicht so für dich da sein, wie du es verdient hättest. Pass auf dich und Waterson auf.«

Mit diesen Worten schlug er den Kofferraumdeckel zu. Ich musste schlucken, der Abschied von meiner Familie fiel mir schwerer, als ich gedacht hatte. Von Bena, meinen Eltern und den Katzen hatte ich mich vorhin nur kurz verabschiedet, fast so, als würde ich nur eine kleine Runde Gassi mit meinem Kumpel Waterson gehen. Marlene und die Kinder hatten mir bereits gestern Abend Tschüss gesagt. Außer Miro wollte niemand so früh aufstehen. Aus dem Seitenfenster warf ich einen letzten Blick auf unser hübsches, altes Bauernhaus mit den grünen Fensterläden. Die beiden Männer schlugen sich noch kurz gegenseitig auf die Schulter, dann stieg Waterson ein.

»Ein blödes Gefühl, die Familie zu verlassen, oder?« Ich bellte einmal leise zustimmend, uns war wohl beiden ein wenig flau. »Gut, dass du mitkommst. Also los, Kumpel, zeigen wir den Franzosen mal, was wir können.« Er startete den Motor, und ich gähnte herzhaft. Autofahren macht mich immer sehr müde. Die nächsten Stunden verbrachte ich mit kurzen Unterbrechungen für unsere Pinkelpausen dösend und zum Glück von Albträumen verschont.

Die Sonne ging bereits wieder unter, als wir endlich an unserem Ziel ankamen. Ein Schwall warmer, würzig duftender Luft schlug mir entgegen, als Waterson mich aus der Box ließ. Ich musste erst einmal niesen. Die unbekannten Düfte kitzelten mich in der Nase. Dann trabte ich mit noch etwas steifen Beinen hinter Waterson auf das große Haus zu, vor dem wir unser Auto abgestellt hatten. Vor uns stand eine zweistöckige Villa in der Form eines Us. Der Mitteltrakt und die beiden Seitenflügel umrahmten einen geschotterten Platz, dessen Mittelpunkt ein fröhlich plätschernder Brunnen bildete. Ich blieb kurz stehen, um die ganze Schönheit dieses Ortes in mich aufzunehmen. Das Haus strahlte mit der Abendsonne in einem leuchtenden Orange um die Wette, die Sprossenfenster wurden von weißen Fensterläden mit schmalen Lamellen umrahmt. Hohe, dunkelgrüne Zypressen, die elegant und schlank zu beiden Seiten des prächtigen Hauses aufragten, ergänzten das harmonische Bild. Grillen zirpten, und Vögel zwitscherten in der lauen Abendluft.

»Holmes? Kommst du?« Waterson grinste mich an. Auch seine Laune hatte sich erheblich verbessert, seitdem wir dieses Paradies erreicht hatten.

Noch bevor er den Finger auf den silberfarbenen Klingelknopf gelegt hatte, öffnete sich die Haustür, und ein kleiner, flinker Mops wirbelte heraus. Ich hatte Estrella nicht mehr gesehen, seit sie im Alter von acht Wochen unser Dorf verlassen hatte. Ich hätte sie jedoch überall auf der Welt wiedererkannt, denn sie glich ihrer Mutter aufs Haar. Sie sprang aufgeregt kläffend um mich herum.

»Salut, Papa, ich freu mich so, dich zu sehen. Wir werden einen wunderbaren Sommer hier verbringen. Ich werde dir alles zeigen. Hier ist es total schön, und meine Familie ist ...«

Hier musste meine Tochter kurz Luft holen, und nun kam auch endlich unsere Gastgeberin zu Wort. Die Gräfin hatte selbst die Tür geöffnet und dann mit amüsiertem Blick den Begeisterungsausbruch ihres jungen Schützlings verfolgt. Als Estrella kurz still stand, schnappte sie sich ihre Möpsin und hob sie liebevoll auf ihren Arm. »Herzlich willkommen auf Les Heurtesbises! Kommt herein und fühlt euch wie zu Hause.« Sie trat zurück und ließ uns in die angenehme Kühle des Hauses eintreten.

»Vielen Dank für die Einladung! Das ist sehr freundlich von Ihnen.« Da die Gräfin keine Hand frei hatte, verbeugte sich Waterson ein wenig unbeholfen vor ihr.

»Das machen wir hier anders!«, lächelte sie, setzte die zappelnde Estrella auf den Boden und legte ihre Hände auf die Schultern meines Freundes. Dann gab sie ihm einen herzhaften Kuss auf jede Wange. »Bienvenue. Und ich mag keine Förmlichkeiten. Immerhin bist du ein Freund der Familie. Bitte nenn mich Bernadette, und das ist Waldemar.« Sie deutete auf den Grafen, der sich ein wenig im Hintergrund gehalten hatte.

»Grüß dich!« Zu Watersons sichtlicher Erleichterung gab ihm der Graf keine Küsschen, sondern streckte ihm zur Begrüßung die Hand entgegen. »Du wirst dich sicher erst einmal kurz frisch machen wollen, dein Zimmer ist bereit. In etwa einer halben Stunde essen wir hinten auf der Terrasse.«

»Wunderbar, ich danke euch. Ich hole nur schnell mein Gepäck.« Waterson wollte wieder zur Tür hinaus, aber Bernadette hielt ihn zurück.

»Aber nicht doch, es ist bereits alles hinaufgebracht worden. Du bist hier unser Gast und brauchst dich um gar nichts zu kümmern. Catherine hat das bereits erledigt.«

»Catherine ist toll«, wisperte mir meine Tochter zu, »sie ist hier die Haushälterin und hat immer Leckerlies in der Tasche. Und sie petzt nie, wenn ich aus Versehen was angestellt habe.«

»Gibt es noch mehr Leute, die hier arbeiten?«, wollte ich wissen.

»Ja klar. Es gibt hier noch Juliette, die Köchin. Sie tut immer so, als ob sie ganz streng wäre. Wenn ich es schaffe, mich in die Küche zu schleichen, fuchtelt sie jedes Mal mit dem Kochlöffel in der Luft herum, und wir spielen dann Fangen um den großen Herd. Sie schimpft dabei ganz fürchterlich, aber wenn sie mich erwischt, nimmt sie mich nur auf den Arm und knuddelt mich. Meistens hat sie auch noch ein kleines Stückchen Fleisch für mich. Für den Garten und alle Hausmeisterarbeiten ist Gaston zuständig. Der redet nicht viel und geht außer Juliette allen aus dem Weg, aber er macht seine Sache gut. Unser Garten gehört zu den schönsten weit und breit, sagen alle.«

Während Estrella mit mir plauderte, waren wir Hunde dem Grafen und der Gräfin zur Terrasse gefolgt, die auf der Rückseite der Villa lag. Estrella hatte nicht zu viel versprochen. Der Garten hatte eher die Ausmaße eines Parks. Eine geschwungene Treppe aus grauen Steinen führte von der Terrasse hinunter auf eine gepflegte Rasenfläche. Ich steckte den Kopf durch das steinerne Geländer, um mehr sehen zu können.

»Du darfst dich hier frei bewegen, Holmes. Lauf nur! Es wird dir guttun, nach der langen Fahrt. Estrella, zeig ihm alles, na los!« Bernadette gab ihrer Kleinen einen liebevollen Klaps, und wir sausten los.

-3-

»Wir sind gut angekommen.« Watersons erster Griff war nach seinem Handy gewesen, nachdem er sich auf das große Bett hatte fallen lassen. Er vermisste seine Verlobte und seine Tochter. Jackies fröhlich klingende Stimme tat ihm gut.

»Ist alles in Ordnung?«, wollte sie wissen.

»Ja, es ist wunderschön hier, es wäre aber noch schöner mit euch.«

»Es ist ja nur für sechs Wochen. Bis zum ersten Geburtstag von unserer Mara bist du wieder da. Und ganz ehrlich, bei den Vorbereitungen für die Hochzeit wärst du mir sowieso nur im Weg.«

»Fehle ich dir gar nicht?« Ein bisschen enttäuscht war er schon, dass er offensichtlich zu Hause nur im Weg wäre.

»Natürlich fehlst du mir, du Dummkopf, nur jammern macht die Zeit nicht kürzer. Ich habe genug zu tun, und du wirst die Zeit genießen. Denke daran, es sind deine letzten Wochen in Freiheit. Danach gehörst du mir.«

»Das tue ich jetzt schon. Was macht Mara?«

»Ich geb sie dir mal.«

Nun folgte eine etwas einseitige Unterhaltung, untermalt von Jackies Kichern. Waterson hörte auf jede seiner Fragen nur das Atmen seiner Tochter. Nach ein paar Minuten war Jackie wieder dran. »Das müssen wir noch ein bisschen üben. Sie hat einfach nur völlig verblüfft auf den Hörer gestarrt. Was macht unser Sorgenmops?«

Waterson sah aus dem Fenster, das ihm einen fantastischen Blick über den Garten gewährte. Übermütiges Gebell schallte von unten herauf. Die beiden Möpse jagten, so schnell sie konnten, zwischen ein paar mächtigen Bäumen herum. »Er spielt mit Estrella im Garten. Schön, dass Vater und Tochter sich so gut verstehen.« Erneut seufzte er ein wenig wehmütig.

Jackie kicherte wieder vergnügt. »Ihr werdet euch auch noch besser verstehen. Denk dran, dass sie noch gar nicht reden kann.«

»Natürlich, du hast ja recht. Ich muss jetzt zum Essen herunter. Ich melde mich morgen wieder. Gib der kleinen Maus einen Kuss.« Er hörte noch, wie Mara vor Vergnügen quietschte, als sie von Jackie lautstark abgeschmatzt wurde, dann trennte er die Verbindung. Er warf einen weiteren Blick auf den wunderschönen Garten. Ein paar Wochen sind schnell vorüber, sagte er sich. Am Geburtstag seiner Tochter würde Jackie endlich seine Frau werden, Sie hatte darauf bestanden, so lange zu warten, bis ihre Figur nach der Geburt wieder auf dem Vorschwangerschaftsstand war. Und wenn er schon irgendwo von seinen beiden Frauen getrennt sein musste, dann am liebsten hier.

Wieder klang wildes Gekläff von unten herauf. Die kleine, dunkle Estrella jagte in enormem Tempo hinter ihrem beigen Vater her. Lächelnd schüttelte er den Kopf. Es gab eine gute Chance, dass Holmes heute Nacht endlich einmal gut schlafen würde. Wenn er sich doch hier wieder einmal richtig entspannen könnte. Dann wäre zumindest ein Teil seiner Mission, die ihn nach Frankreich verschlagen hatte, von Erfolg gekrönt. Holmes sollte nicht erfahren, dass er der eigentliche Grund für diese Reise war. Wie er ihn kannte, würde der kleine Hund sich Vorwürfe machen, dass er ihn von Jackie und Mara getrennt hatte, und das würde sein Trauma sicher verschlimmern.

Als das Angebot eines Beamtenaustausches mit der französischen Partnerstadt von Reutlingen auf seinem Schreibtisch gelandet war, hatte der Plan schnell Gestalt angenommen, denn er fühlte sich dafür verantwortlich, dass sein vierbeiniger Freund so schwer verletzt wurde. Nie wieder durfte er so leichtsinnig sein wie bei seinem letzten Fall. Diese Reise war sein Beitrag zur Wiedergutmachung für seinen Patzer, der Holmes beinahe das Leben gekostet hatte in jener schrecklichen Nacht auf der Baustelle.

Er schauderte, als er an den Moment dachte, in dem sein Handy geklingelt hatte, wodurch der für die Überführung des Täters so wichtige Überraschungsmoment verpufft war. Erneut schüttelte er den Kopf, um die trüben Erinnerungen zu vertreiben, straffte seine Schultern und atmete tief durch. Er wollte nicht zu spät kommen und hatte nur noch ein paar Minuten Zeit. Sein Zimmer verfügte über ein eigenes, schickes Bad, geschmackvoll in Schwarz und Grau gehalten. Nachdem er schnell eine Dusche genommen hatte, überlegte er kurz, was die angemessene Kleidung für ein Abendessen wäre. »Fühlt euch wie zu Hause«, hatte Bernadette zur Begrüßung gesagt. Also entschied er sich für Jeans und ein weißes T-Shirt. Nach einem Blick in den Spiegel fuhr er sich mit der Hand kurz durch die dunklen Locken und nickte sich zu. »Auf geht’s!«

Seine Gastgeber saßen bereits in bequemen Korbsesseln auf der Terrasse, jeder ein zierliches Glas mit kühlem Weißwein in der Hand. »Auch einen?« Ohne auf eine Antwort zu warten, stemmte sich der Graf aus seinem Sessel hoch und schenkte Waterson ebenfalls ein Gläschen aus der eisgekühlten Flasche ein. Erleichtert stellte dieser fest, dass auch die beiden anderen sehr leger gekleidet waren, und nahm dankend den Aperitif entgegen.

»Es ist traumhaft schön hier, danke noch einmal, dass ich hier wohnen darf.«

»Wir freuen uns auf die Zeit mit dir. Hoffentlich macht dir die Arbeit im Revier hier auch Freude. Die Menschen sind hier manchmal – hm, wie soll ich sagen? – etwas speziell. Nicht so gastfreundlich wie an der Küste, eher zurückhaltend, zumindest am Anfang.« Waldemar hob sein Glas und prostete Waterson zu. »Aber du wirst das schon machen. Auf die nächsten sechs Wochen!«

-4-

Ich fühlte mich wunderbar. Nach der langen Fahrt tat es unfassbar gut, sich so richtig auszutoben. Der Garten bot dafür jede Möglichkeit, sogar einen eigenen Hundeteich, in dem wir uns an heißen Tagen abkühlen konnten, gab es hier. Ich wünschte, Bena wäre bei mir, aber ich würde ihr auf jeden Fall alles ganz genau beschreiben. Nachdem wir so lange gerannt waren, bis uns die Zungen weit aus dem Maul hingen, trabten wir erschöpft, aber glücklich zu unseren Menschen auf die Terrasse. Das Essen duftete herrlich, mir lief das Wasser im Mund zusammen.

»Wir kriegen auch gleich was, Juliette vergisst das nie.« Estrella hatte offensichtlich meine Gedanken gelesen, und tatsächlich erschien eine hübsche dunkelhaarige Frau mit einem strengen Gesichtsausdruck. Sie winkte uns zu einem kleinen Deckchen, das sie auf dem Boden ausgebreitet hatte, und stellte je einen Napf, gefüllt mit frischem Fleisch und Gemüsestückchen, vor uns hin.

»Bon appétit«, murmelte sie.