Mopssturm - Martina Richter - E-Book

Mopssturm E-Book

Martina Richter

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  • Herausgeber: Midnight
  • Kategorie: Krimi
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2017
Beschreibung

Mopsdetektiv Holmes ermittelt in seinem persönlichsten Fall!  Aufregung im kleinen Örtchen Knieslingen auf der schwäbischen Alb: Der Lokaladel kehrt heim. Und zwar in Form des gutaussehenden jungen Grafen Falk von Knieslingen, der der alten Burg Hohenknieslingen wieder zu neuem Glanz verhelfen will und ein Hotel darin eröffnen möchte. Während die weiblichen Anwohnerinnen ganz hin und weg sind vom attraktiven Landadligen, schafft es das Herrchen von Mopsdedektiv Holmes den Architektenjob für das Projekt zu ergattern. Doch nicht alle sind von der Renovierung des alten Gemäuers begeistert und immer wieder wird der Umbau sabotiert. Holmes ahnt, dass etwas nicht mit rechten Dingen zugeht, aber wer steckt hinter den Anschlägen? Und als es dann noch einen Toten gibt, ist klar, dass das Ermittlerteam aus Kommissar Waterson und Mops Holmes den Spuren nachgehen muss… Von Martina Richter sind bei Midnight erschienen:  Mopshimmel Mopswinter Mopsfluch Mopsnacht Mopssturm

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Die AutorinGeboren wurde ich 1966 in Bielefeld, wuchs aber in Baden-Württemberg auf, wo meine Eltern eine Jugendherberge leiteten. Nach meinem Studium der Geographie in Tübingen begann ich ebenfalls in der Jugendherberge zu arbeiten. Bis heute lebe ich mit meinen beiden Töchtern und vielen Tieren in einem Bauernhaus in Sonnenbühl auf der Schwäbischen Alb. Nach dem Tod meines Sohnes im Jahre 2000 begann ich mit dem Schreiben. Mein erster Roman Die Schimmelreiterin wurde im Herbst 2015 veröffentlicht. Meine eigentliche Liebe gilt aber dem klassischen Kriminalroman. Mein Detektiv ist ein junger Mops namens Holmes.

Das Buch

Mopsdetektiv Holmes ermittelt in seinem persönlichsten Fall! 

Aufregung im kleinen Örtchen Knieslingen auf der schwäbischen Alb: Der Lokaladel kehrt heim. Und zwar in Form des gutaussehenden jungen Grafen Falk von Knieslingen, der der alten Burg Hohenknieslingen wieder zu neuem Glanz verhelfen will und ein Hotel darin eröffnen möchte. Während die weiblichen Anwohnerinnen ganz hin und weg sind vom attraktiven Landadligen, schafft es das Herrchen von Mopsdedektiv Holmes den Architektenjob für das Projekt zu ergattern. Doch nicht alle sind von der Renovierung des alten Gemäuers begeistert und immer wieder wird der Umbau sabotiert. Holmes ahnt, dass etwas nicht mit rechten Dingen zugeht, aber wer steckt hinter den Anschlägen? Und als es dann noch einen Toten gibt, ist klar, dass das Ermittlerteam aus Kommissar Waterson und Mops Holmes den Spuren nachgehen muss…Von Martina Richter sind bei Midnight erschienen: MopshimmelMopswinterMopsfluchMopsnachtMopssturm

Martina Richter

Mopssturm

Der nächste Fall für Holmes und Waterson

Midnight by Ullsteinmidnight.ullstein.de

Originalausgabe bei Midnight Midnight ist ein Digitalverlag der Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin November 2017 (1)  © Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin 2017 Umschlaggestaltung: zero-media.net, München Titelabbildung: © FinePic® Autorenfoto: © privat  ISBN 978-3-95819-112-9  Hinweis zu Urheberrechten Sämtliche Inhalte dieses E-Books sind urheberrechtlich geschützt. Der Käufer erwirbt lediglich eine Lizenz für den persönlichen Gebrauch auf eigenen Endgeräten. Urheberrechtsverstöße schaden den Autoren und ihren Werken, deshalb ist die Weiterverbreitung, Vervielfältigung oder öffentliche Wiedergabe ausdrücklich untersagt und kann zivil- und/oder strafrechtliche Folgen haben. In diesem E-Book befinden sich Verlinkungen zu Webseiten Dritter. Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass sich die Ullstein Buchverlage GmbH die Inhalte Dritter nicht zu eigen macht, für die Inhalte nicht verantwortlich ist und keine Haftung übernimmt.

Für meine wunderbare Familie, die auch in stürmischen Zeiten fest zusammensteht. Danke.

Die »Sturmgebeutelten«

Holmes, Mopsdetektiv, und seine FrauBena Hula, Mutter vonGuinness, Corona und EstrellaNelly und Marquez, Holmes´ Eltern

Maurice, Marlon und Murpsel, die Katzen des Hauses

Odin und seine Hühnerschar

Collino und Cooper, Marlenes Pferde

Marlene Schuster, Frauchen der ganzen BandeMiro Dobric, Marlenes LebensgefährteEmma und Hanna Schuster, Marlenes Töchter

Johannes Waterson, Kommissar und Holmes´ bester KumpelJackie Seger, Lebensgefährtin von J.Waterson und Mutter vonMara Seger

Ludwig Gerlach, Kollege von Waterson

Beate Schmieder, Wirtin vom BärenSabrina, Aushilfe im Bären

Falk von Knieslingen und seine ElternWaldemar und Bernadette von Knieslingen

Arthur Neuhaus, DenkmalschutzamtTobias Tobi Jurseck, Obergauner, und sein BruderRudolf Rudi JurseckThomas Tommi Schlüfer, der DickeHelmut Helle Haller, der Hässliche

Herr Schulzke, VorarbeiterSiegfried Franzen, BürgermeisterEdeltraut Schweigle, NachbarinVolker Fuchs, Rechtsanwalt

-1-

»Habt ihr schon das Neueste gehört?« Beate Schmieder, die Wirtin des Gasthofes Bären, ließ sich ein wenig erschöpft neben meinem Frauchen Marlene auf die Holzbank fallen. Es war heute, am Freitagmittag, richtig voll hier im Lieblingstreffpunkt der Knieslinger. Die Dorfbewohner läuteten gerne das Wochenende mit den weithin berühmten Bärenmaultaschen ein, einer schwäbischen Spezialität, deren Rezept schon lange in der Familie Schmieder gehütet wurde. Das Geheimnis wurde bereits seit Generationen weitergegeben und befand sich, Gerüchten zufolge, in einem kleinen Safe in Beates Wohnung unter Verschluss. Beate blies sich eine dunkle Haarsträhne aus der Stirn und scheuchte ihre Aushilfe Sabrina mit einer Handbewegung vom Tresen weg, an den die sich für einen Moment gelehnt hatte. »Tisch vier will zahlen. Du bist noch jung, du kannst dich heute Abend ausruhen!« Gehorsam setzte sich das junge Mädchen wieder in Bewegung. »So, ich brauch jetzt einfach kurz eine Apfelschorle und eine kleine Pause. Meine Füße bringen mich noch um. Ich glaub, ich werde langsam alt.«

»Was ist denn das Neueste? Spann uns doch nicht so auf die Folter!« Marlene beugte sich neugierig vor, und auch ich spitzte unter dem Tisch die Ohren.

Für alle, die mich nicht noch kennen, möchte ich mich kurz vorstellen: Mein Name ist Holmes, und ich bin ein beiger Mops mit einer hübschen schwarzen Maske und wundervollen krummen Hinterbeinen. Sie wundern sich, warum ich krumme Beine toll finde? Mein Frauchen Marlene züchtet uns Möpse schon seit vielen Jahren und wählt für ihre Mopswelpen immer die besten Familien aus. Sie verkauft allerdings auch nur perfekte Möpse. Durch einen für mich glücklichen Umstand habe ich im Bauch meiner wunderbaren Mama Nelly irgendwie falsch gelegen und dadurch krumme Hinterbeine gekriegt. Sie behindern mich überhaupt nicht, aber ich durfte als bisher einziger Nachkomme meiner Eltern in der Familie bleiben – der besten Familie der Welt. Schnell wurde klar, dass ich über ein besonderes Talent verfüge: Ich bin ein recht erfolgreicher Mopsdetektiv und arbeite meist mit meinem Kumpel Johannes Waterson von der Reutlinger Polizei zusammen.

»Ja, stellt euch vor, unser Graf ist wieder da!« Die erschöpfte Wirtin nahm einen großen Schluck ihrer Apfelschorle und rülpste dann ganz leise.

Miro, mein Herrchen, warf seiner Lebensgefährtin Marlene einen irritierten Blick zu. »Ihr habt einen Grafen? Ihr Knieslinger seid doch immer wieder für eine Überraschung gut.« Miro lebte zwar schon lange in unserem Dorf auf der Schwäbischen Alb, würde aber für immer ein Neigeschmeckter bleiben, ein Zuzügler. Nur die hiesige Geburt adelte einen zu einem echten Knieslinger. Nichtsdestotrotz fühlte sich Miro hier pudelwohl und lebte mit Marlene, ihren Töchtern und uns Möpsen, Katzen und Hühnern in unserem gemütlichen, alten Bauernhaus an einer steilen Straße am Ortsrand.

Beate seufzte und verdrehte die Augen sehnsuchtsvoll. »Ja, und noch dazu einen ganz schmucken. Es heißt, er will die Ruine Hohenknieslingen wieder herrichten und ein Hotel daraus machen.«

»Geht das denn so einfach? Steht das alte Gemäuer nicht unter Denkmalschutz?« Marlene zog verwundert die Augenbrauen hoch.

»Mit Geld geht alles«, grinste Beate. »Aber im Ernst. Das olle Ding ist in Privatbesitz, und er muss wahrscheinlich nur ein paar Auflagen erfüllen. Es heißt, er will die Außenmauern erhalten und in ein neues Gebäude integrieren. Viel mehr steht ja auch nicht mehr. Da wird er keine großen Probleme kriegen, oder was meinst du, Miro? Du bist doch vom Fach.« Miro arbeitete seit einiger Zeit als freier Architekt von zu Hause aus. Seine Stelle in einem renommierten Architekturbüro in Reutlingen hatte er gekündigt, und nun wartete er auf Aufträge.

Ein älterer Herr, der von uns bisher unbemerkt am Nachbartisch sein Mineralwasser trank, räusperte sich vernehmlich. Alles an ihm wirkte grau und unscheinbar. »Ob das so einfach geht, werden wir sehen. Auch ein Graf hat sich an unsere Denkmalschutzgesetze zu halten. Und mit Geld geht da gar nichts, verehrte Wirtin.«

»Und Sie sind …?«, wollte die so zurechtgewiesene Beate von ihrem Gast wissen.

»Verzeihung, mein Name ist Neuhaus vom Denkmalschutzamt. Ich habe nachher eine Besprechung mit dem Grafen bezüglich der gräflichen Bauvorhaben.« Irritiert starrte Herr Neuhaus auf mein kicherndes Frauchen. Miro hatte sich hinter der Speisekarte verschanzt, und ich konnte beobachten, dass er seiner Lebensgefährtin unter dem Tisch einen ermahnenden Stupser mit dem Fuß gab. Marlene riss sich zusammen. »Entschuldigung, Herr Neuhaus. Es ist nur Ihr Name … Althaus wäre ja passender. Sie haben sicher schon jeden blöden Witz darüber gehört.«

»In der Tat. Und seien Sie versichert: Ich bin völlig humorlos. Versuchen Sie also gar nicht erst, mich mit originellen Wortspielen zum Lachen zu bringen.«

Du meine Güte, der redete aber ganz schön geschwollen daher.

Ruckartig richtete sich Beate auf, und scheinbar war ihre Müdigkeit wie weggeblasen. »Da ist er. Wie sehe ich aus?« Ohne auf eine Antwort von uns zu warten, sprang die Wirtin des Bären auf und eilte zur Tür. Von einem Schwall herbstlich kühler Luft umgeben, betrat ein hochgewachsener, schlanker Mann die Gaststube. Seine dunklen Locken glänzten feucht. Draußen hatte es leicht zu regnen begonnen. Suchend sah er sich um und begrüßte dann mit einem strahlenden Lächeln die Wirtin. »Hallo, Beate, wir haben uns ja schon ewig nicht mehr gesehen. Du wirst ja immer hübscher.«

»Woher kennen die sich denn?«, wollte Miro von Marlene wissen.

»Wir sind alle zusammen hier im Dorf auf die Grundschule gegangen. Bei maximal 70 Schülern in der ganzen Schule kennt jeder jeden von Kindesbeinen an. Der Graf heißt eigentlich Falk und war ein ganz gewöhnlicher Mitschüler, drei Klassenstufen unter mir. Als Kinder haben wir uns da nichts draus gemacht, ob jemand adelig war oder nicht, und seine Eltern wollten, dass er keine Extrabehandlung erfährt. Nette Leute waren das.«

»Wieso waren? Sind die beiden gestorben?«

»Soviel ich weiß, geht es den beiden gut. Ich glaube, sie leben in Südfrankreich, dort bekommt ihnen das Klima besser. Ihr Landhaus hier steht seither leer und wird von einem Hausmeisterpaar in Schuss gehalten.«

»Aber nun kommt wieder Leben in die Bude.« Der Graf war an unseren Tisch getreten und begrüßte mein Frauchen herzlich. »Hallo, Marlene, schön, dich wieder zu sehen. Und wer ist der glückliche Mann an deiner Seite?« Er hielt Miro seine Hand zur Begrüßung hin. Miro schüttelte sie herzhaft. »Mein Name ist Miro Dobric. Es ist mir eine Ehre, Sie kennen zu lernen, Eure Hoheit. Und falls Sie mal einen Architekten benötigen, ich stehe gerne zur Verfügung.«

»Gut zu wissen. Ich heiße Falk, und auf den Quatsch mit der förmlichen Anrede würde ich lieber verzichten. Wir können uns gerne duzen. Darf ich mich kurz dazusetzen?«

Bereitwillig machten meine Besitzer Platz. Der Graf drückte sich durch den schmalen Spalt zwischen Tischkante und Eckbank und ließ sich neben Marlene auf die Holzbank fallen. »Bringst du mir ein Gläschen von deinem Roten, Beate?«

Beate war nicht wiederzuerkennen. Leichtfüßig und mit zart geröteten Wangen beeilte sie sich, ihrem neuesten Gast das Gewünschte zu servieren. »Maultaschen für dich, Falk?«

»Nein, danke. Ich weiß, dass sie einen phantastischen Ruf haben, aber ich bin allergisch gegen Spinat, und davon ist ja reichlich drin. Ich habe sowieso keine Zeit zum Essen.«

Marlene grinste die Wirtin frech an: »Na, die Alterserscheinungen sind ja schnell vergangen.«

Das trug ihr einen Rüffel von Beate ein: »Sei nicht so unverschämt. Noch ein Bier für euch?«

Miro und Marlene nickten einträchtig, und Beate huschte wieder davon. Falk streckte seine langen Beine unter dem Tisch aus und fuhr erschrocken zusammen, als er gegen meinen Bauch stieß. »Nanu? Wen haben wir denn da?« Sein Kopf tauchte unter der Tischplatte auf, und ich wedelte ihn freundlich an.

»Ein Mops! Da sitzt ein Mops unter dem Tisch!«

»Oh mein Gott, wo kommt der denn her?« Marlene schaute nun ebenfalls unter den Tisch und grinste mich an. »Der ist aber süß!«

»Du vereimerst mich doch, Marlene. Das ist deiner, oder? Ich habe schon von deinen Berühmtheiten gehört.« Sein Kopf verschwand wieder nach oben, und auch mein Frauchen richtete sich auf. Schade, irgendwie fand ich es nett, ein bisschen Gesellschaft hier unten zu haben. Ich stellte mich auf die Hinterbeine und sprang an Frauchens Beinen hoch. Sie kraulte mich liebevoll am Kopf und schaute sich nach Beate um. »Ich glaube, wir können es wagen, mein Dicker«, murmelte sie. Ich möchte an dieser Stelle anmerken, dass ich keineswegs dick bin. Frauchen nennt mich so, und sie ist auch die Einzige, die das darf. Frauchen packte mein Fell im Nacken, und ich drückte mich kräftig mit den Hinterbeinen ab. Schon saß ich zufrieden zwischen Marlene und Falk auf der Holzbank. Der Graf hielt mir die Hand hin, und ich legte artig meine rechte Vorderpfote hinein. »Der kleine Kerl ist ja wirklich gut erzogen. Meine Eltern haben sich immer einen Mops gewünscht. Ist er vielleicht zu verkaufen?«

Einträchtig schüttelten meine Menschen die Köpfe. »Nein«, lachte Marlene. »Im Leben nicht. Er gehört zur Familie. Aber …«, sie wechselte einen Blick mit Miro, und der nickte leicht. »Wir haben gerade einen schönen Wurf, allerdings ohne Papiere. Holmes ist Vater geworden, und das war nicht ganz beabsichtigt. Er hat zwar eine Abstammungsurkunde, aber über die Mutter wissen wir nichts. Wir haben sie sozusagen geerbt. Wenn das deine Eltern nicht stört …«

»Was macht denn Holmes auf der Bank? Du weißt doch genau, dass er das nicht darf, und ich weiß genau, dass er nicht alleine da raufspringt!« Beate war wieder neben unserem Tisch aufgetaucht und schaute streng auf Marlene und Holmes.

»Das war ich, ich wusste das nicht, und er war so alleine da unten. Tut mir leid, Bea. Ich setze ihn gleich wieder unter den Tisch.« Falk schaute mit einem unschuldigen Blick zur Wirtin hinauf, die sofort dahinschmolz. »Na ja, ausnahmsweise darf er das mal. Aber nicht auf den Tisch, bitte.« Sie errötete leicht und lächelte den Grafen an, bevor sie sich wieder um die anderen Gäste kümmerte.

Marlene und Miro prusteten los, kaum dass sie außer Hörweite war. »Na, bei der hast du aber einen Stein im Brett. Also, wenn deine Eltern es möchten, können wir ihnen ja mal ein paar Fotos schicken. Miro hat schon welche für die Annonce gemacht.«

»Das wird nicht nötig sein.« Falk schüttelte den Kopf, und ich war ein bisschen von ihm enttäuscht. Ich hatte gedacht, dass er nicht so ein Typ war, der etwas auf Papiere gibt. Bena Hula und ich waren sehr stolz auf unsere Kinder. Abstammung hin oder her, sie waren einfach perfekt. Nur Menschen achten auf so ein Zeug. Aber Falk redete noch weiter.

»Meine Eltern kommen morgen für ein paar Tage her, dann kommen wir einfach mal vorbei, wenn es euch recht ist.«

Ich wedelte ihn begeistert an. Da war ich wohl zu voreilig gewesen. Falk schaute mich ein wenig verblüfft an. »Versteht er eigentlich, was ich sage?«

Marlene und Miro nickten einträchtig. »Jedes Wort!«, sagten beide im Chor.

»Wenn sie dann so weit wären, Graf. Wir haben einen Termin!« Herr Neuhaus war an unseren Tisch getreten und tippte mit dem Finger auf das Ziffernblatt seiner Armbanduhr. Falk seufzte. »Ich muss dann los. Ich melde mich bald bei euch.« Elegant schob er sich wieder hinter dem Tisch hervor und winkte Beate noch freundlich zu. »Setz alles vom Tisch hier auf meine Rechnung. Ich komme später zum Bezahlen vorbei.«

Wieder wehte ein kalter Windstoß durch den Dorfgasthof, als er die Tür öffnete, um höflich Herrn Neuhaus den Vortritt zu lassen.

-2-

Kurze Zeit später machten auch wir uns auf den Heimweg. Der Wind blies uns kräftig entgegen, als wir die steile Straße zu unserem alten Bauernhaus hinaufstapften. Entgegen ihrer normalen Position wurden meine Ohren durch den Wind nach oben gehoben, so dass ich vermutlich wie eine französische Bulldogge aussah. Trockene Blätter tanzten auf dem Gehweg, und die Wolken jagten über den Himmel, als ob sie es eilig hätten, von hier fort zu kommen. Ich freute mich auf unser warmes, gemütliches Zuhause. Wind mochte ich nicht so sehr, ganz im Gegensatz zu unseren Katzen Marlon, Maurice und der kleinen Murpsel. Die drei sprangen vergnügt den wirbelnden Blättern hinterher, und als sie uns kommen sahen, liefen sie uns mit steil aufgerichteten Schwänzen entgegen. Gemeinsam legten wir die letzten Meter nach Hause zurück. Miro hatte den Arm um Marlenes Schulter gelegt und sie ihren Kopf an seine Schulter gebettet. Dieses einträchtige Bild tat mir gut. Es war noch gar nicht lange her, dass sich die beiden so richtig in der Wolle hatten. Beide waren den Intrigen des früheren Frauchens von meiner Gefährtin Bena Hula aufgesessen. Ganz anders als Bena, war sie hinterhältig gewesen und hatte durch ihre Spielchen das ganze Dorf in Aufruhr gebracht. Schließlich hatte sie sich vor unseren Augen in einem Anfall von geistiger Umnachtung selbst verbrannt. Eine schreckliche Erinnerung, die uns alle hin und wieder in unseren Alpträumen heimsuchte. Bena Hula ist seither bei uns und mittlerweile ein fester Bestandteil unserer immer größer werdenden Familie. Nun war es aber bald an der Zeit, sich von unseren gemeinsamen Kindern zu verabschieden. Ein gräfliches Landhaus schien mir ein angemessenes Heim für eines meiner bildhübschen Kinder zu sein. Menschen wundern sich oft darüber, dass wir Hunde unseren Kindern nicht hinterhertrauern, wenn sie das Haus verlassen. Natürlich sind wir traurig, aber das Leben geht für uns sofort weiter, und unser Mopskodex gebietet es uns, möglichst vielen Menschen Freude zu machen und die Füße zu wärmen. Das geht natürlich nicht, wenn alle bei uns zu Hause bleiben. Sie müssen hinaus in die weite Welt und dort ihre Aufgabe erfüllen. Corona und Estrella hatten noch keinen neuen Besitzer. Guinness, mein erstgeborener Sohn und mein Ebenbild, würde demnächst zu unseren engsten Freunden Johannes Waterson, Jackie und deren süßen Tochter Mara umziehen. Das machte mich besonders stolz und glücklich, denn die beiden wohnten nur ein paar Minuten von uns entfernt.

Inzwischen war unser Hund-Katze-Mensch-Zug fast vor unserer Haustür angekommen. Marlene blieb stehen. »Geht ihr schon mal vor. Ich hole noch schnell die Pferde von der Koppel. Es wird schon dunkel. Ich komme gleich nach.« Offensichtlich hatten die beiden Pferde Frauchens Stimme erkannt, denn wir hörten schon ein lautes Wiehern. Den Stall hatten wir im Sommer gekauft und umgebaut. Seither wohnten nur zwei Häuser unterhalb von unserem Zuhause die beiden herrlichen Tiere namens Collino und Cooper. Miro gab Marlene einen Kuss und ging mit den Katzen im Schlepptau weiter. Ich blieb bei meinem Frauchen und trabte vor ihm her zur Koppel, die direkt hinter dem Stall lag. Die beiden warteten schon am Tor.

»Das wurde aber auch Zeit, mir knurrt schon ganz schön der Magen«, grummelte der dunkelbraune Cooper. »Das Gras ist nichts mehr zum Sattwerden.« Zustimmend nickte Collino, ein mächtiger mausgrauer Wallach: »Genau, aber immerhin sind wir draußen. Also stell dich nicht so an. Bisher sind wir ja noch nicht verhungert.«

Da Frauchen natürlich im Gegensatz zu mir kein Wort von alledem verstand, nahm es die beiden kommentarlos am Halfter und brachte sie in ihre Boxen. Dort senkten beide sofort zufrieden ihre riesigen Köpfe in die gutgefüllten Futternäpfe. Frauchen lief noch einmal mit der Schubkarre und einer Mistschaufel nach draußen, um die Koppel sauberzumachen, aber ich blieb lieber drin. »Stellt euch vor. Es gibt hier einen Grafen, der die Ruine oben auf dem Tobel in ein Hotel umbauen will.« Ich hielt die Pferde stets auf dem Laufenden, denn sie kriegten beim Reiten und auf der Koppel ja nicht so viel mit wie ich. »Wasn fürn Hotel?«, wollte Cooper wissen. Er klang ein wenig undeutlich, weil er sein Maul voller Futter hatte und lautstark darauf herumkaute.

»Da können viele Menschen schlafen und bezahlen dafür«, erklärte ich. Collino lachte und schüttelte sich. »Man muss doch nichts fürs Schlafen bezahlen. Da macht man einfach nur die Augen zu.« Es blieb mir aber keine Zeit mehr, den beiden alles zu erklären, denn Frauchen war schon fertig. »Komm, Holmes. Miro hat sicher schon ein schönes Feuerchen angezündet.«

Das war wohl auch sein Plan gewesen, aber als Marlene die Tür von unserem Haus aufmachte, kam uns eine dicke, stinkende Rauchwolke entgegen. Miro wedelte mit der Hand in der Luft herum und hustete heftig. »Dieser verdammte Wind drückt den Rauch wieder ins Haus. Der Schornstein zieht nicht.« Mir tränten auch schon die Augen. Besorgt sprang ich die Treppe hinauf, um nach meinen Kindern, Bena Hula und meinen Eltern zu sehen, Frauchen war dicht hinter mir. Da brach ein ohrenbetäubender Lärm aus. Überall im Haus kreischten Sirenen so laut, dass mir die Ohren schmerzten. Miro hielt sich die Ohren zu und blieb wie erstarrt in der Küche stehen. Unbeirrt stürmte Marlene an ihm vorbei und riss die Fenster in der Küche und im Esszimmer auf, dann sauste sie ins Wohnzimmer, in dem die restlichen Möpse der Familie auf und hinter dem Sofa kauerten und ihre Köpfe, so gut es ging, in die Kissen drückten, um den Lärm ein wenig zu dämpfen. Endlich nahm auch Miro die Hände von den Ohren und begann gemeinsam mit Marlene die laut heulenden Rauchmelder auszuschalten. Ruhe kehrte wieder ein, und die drei Welpen kamen vorsichtig hinter dem Sofa hervorgekrabbelt, um mich zu begrüßen. Bena Hula schüttelte mehrfach ihren hübschen Kopf. »Ich hör fast nichts mehr. Was war denn das?«

Frauchen enthob mich einer Antwort. »Immerhin wissen wir nun, dass unsere Rauchmelder funktionieren. Miro, ist alles in Ordnung mit dir?« Unser Herrchen war auf einen unserer Holzstühle gesunken und ganz blass um die Nase. »Ja, mir geht’s gut. Aber warum weißt du immer, was zu tun ist, und ich stehe wie ein Idiot in der Küche und presse mir die Hände auf die Ohren? Ich komme mir echt blöd vor.« Marlene gab ihm einen herzhaften Schmatzer auf die Nasenspitze. »Das war doch nur der Schreck. Mach dir keine Gedanken.« Miro nickte stumm, doch er schien immer noch sehr bedrückt zu sein. Es klingelte, und wie immer schoss meine Mutter Nelly mit ohrenbetäubendem Gekläff die Treppe herunter. »Es ist jemand an der Tür! Es hat geklingelt!«, bellte sie. Nicht dass meine Mutter geistig nicht auf der Höhe wäre. Ganz im Gegenteil. Sonst war sie eine kluge und sehr besonnene Hündin. Es ging ihr einfach nur nicht in den Kopf, dass ALLE die Klingel hören konnten, nicht nur sie. »Hier geht’s ja zu wie im Irrenhaus.« Marlene rief Nelly zur Ruhe und ging die Treppe wieder herunter, um nachzusehen, wer uns besuchen wollte.

Unsere Nachbarin Edeltraut stand vor der Tür. »Brennt’s bei euch? Ich hab eine Rauchwolke über eurem Haus gesehen und dann den Alarm gehört.« Edeltraut wohnte gegenüber und war immer sehr hilfsbereit, dazu noch Mitglied der freiwilligen Feuerwehr. Eine ideale Nachbarin, nicht nur im Brandfall. »Alles gut. Unser Ofen zieht nicht wegen des Sturms.« Marlene hielt die Tür ein Stück weiter auf. »Komm doch rein. Ich mache uns erst einmal eine Tasse Tee nach der ganzen Aufregung.« Das ließ sich Edeltraut nicht zweimal sagen und folgte Marlene in die Küche. Dort saß immer noch Miro mit einem mürrischen Gesichtsausdruck. Als sich Edeltraut zu ihm setzte, nickte er ihr nur wortlos zu, stand auf und ging in sein Arbeitszimmer. »Nanu? Was ist denn mit dem los?« Edeltraut schaute verwundert hinter Miro her. Marlene zuckte mit den Schultern. »Er ärgert sich wohl, dass er das Feuer nicht angekriegt hat. Earl Grey oder Waldfruchttee?«

Nach kurzer Zeit hatte Marlene dann doch noch ein Feuer in Gang gebracht, Tee gekocht, ein paar Kekse auf den Tisch gestellt, und nun saßen die beiden Damen plappernd am Esstisch. Thema war natürlich wieder der Graf. Da fiel mir ein, dass ich bei der ganzen Aufregung vergessen hatte, Bena Hula über den neuesten Stand der Zukunftspläne unserer Kinder zu unterrichten.

-3-

Bena Hula, meine ungewöhnlich hübsche Frau, nieste immer noch, allerdings nicht auf so spektakuläre Weise wie mein Papa Marquez. Der nieste immer so kräftig, dass er richtiggehend hochgeschleudert wurde und mit allen vier Pfoten vom Boden abhob. Bena ließ dagegen nur ein zartes »Tschi« verlauten und schüttelte sich dann elegant. »Das roch ja erbärmlich. Wir haben fast keine Luft mehr bekommen.«

»Ist alles in Ordnung mit euch? Geht’s euch gut?« Zärtlich stupste ich mit meiner Schnauze Bena Hula in die Seite.

»Ja klar. Nix passiert. Wie war dein Nachmittag?« Sie rieb ihren feinen schwarzbraun gestromten Kopf liebevoll an meinem. Uns blieb aber nur wenig Zeit für Zweisamkeit. Unsere temperamentvolle Brut hatte sich bereits von dem Schrecken erholt und tollte fröhlich um uns herum.

»Mama, Guinness hat mich gebissen!« Estrella jammerte gerne ein wenig herum. Sie erinnerte mich immer ein bisschen an meine Schwester. Bena Hula wusste aber souverän damit umzugehen, sie ignorierte es einfach. »Euer Vater hat eine Neuigkeit, hört zu!«

Mit großen Augen setzten sich meine Kinder brav hin und spitzten die Ohren. Ich erzählte ihnen vom Grafen, seinen Eltern und dem Landhaus in Südfrankreich, einem Land, in dem viel öfter die Sonne schien und es viel wärmer als bei uns war. »Das klingt toll. Ich mag warm und trocken.« Estrella war begeistert. Corona dagegen schüttelte sich. »Für mich ist das nichts. Ich mag Regen und Matsch.« Bena Hula und ich grinsten uns an. Das wussten wir bereits aus leidvoller Erfahrung. Keine Pfütze, kein Maulwurfshügel im Garten war vor unserer jüngsten Tochter sicher. Estrella dagegen achtete stets darauf, fein und sauber auszusehen. Sie war auch schon beinahe stubenrein, denn sie hasste es, wenn es nach unseren Hinterlassenschaften roch.

Ich nickte zustimmend. »Ihr wisst ja, wie ihr es anstellt, dass die Richtige ausgesucht wird?« Meine Töchter nickten einhellig. »Klar, Papa. Ich renne zu den Leuten hin und bin so süß, wie ich kann, und Corona läuft weg.« Estrella wandte sich an ihre Schwester. »Du kannst ja vielleicht noch reinpinkeln oder pupsen oder sowas.« Bena Hula war empört über diesen Vorschlag, aber ich nickte zustimmend. Menschen denken immer wieder, dass sie uns aussuchen würden, aber in Wahrheit sucht sich meist der Hund den Menschen aus. Das war also geklärt, und ich konnte wieder zu Frauchen zurück, um meiner Mopspflicht nachzukommen und ihre Füße zu wärmen.

Sie saß immer noch mit unserer Nachbarin am Tisch in der Küche. Das Kinn hatte sie in ihre Hände gestützt, in den Augen einen leicht glasigen Blick. Den bekam sie manchmal, wenn Edeltraut oder auch Freundin Jackie sich richtig in Fahrt geredet hatten und sie nicht mehr zu Wort kam. Sie schrak zusammen, als ich mich auf ihre Füße plumpsen ließ. »Holmes, ich hab dich schon vermisst.« Edeltraut unterbrach ihre Ausführungen über den Blumenschmuck für das Erntedankfest im vergangenen Jahr im Vergleich zu dem diesjährigen und schaute erschrocken auf die Küchenuhr. »Oh Gott, schon so spät. Markus wartet sicher schon auf mich. Danke für den Tee und die Kekse. Ich revanchiere mich mal, wenn du den Weg über die Straße findest. Sag aber vorher Bescheid, ich habe von meiner Cousine, du weißt schon, die aus Reutlingen, die erst vor kurzen geheiratet hat, also von der habe ich ein Rezept für einen Gewürzkuchen …« Ich fürchte, auch mein Blick wurde bereits glasig, während unsere liebenswerte Nachbarin fröhlich plappernd unser Haus verließ und sich gegen den Wind stemmte. Frauchen schloss die Tür und ließ sich mit dem Rücken dagegenfallen.

»Puh, mir schwirrt schon der Kopf. Danke für die Unterbrechung, mein Dicker. Ich hab sie so gern, aber manchmal fühle ich mich wirklich überfordert damit, alles aufzunehmen, was sie erzählt. Lass uns mal nach Miro sehen.«

Miro telefonierte gerade, als wir einen Blick in sein Arbeitszimmer warfen. Er wirkte deutlich vergnügter und winkte uns, hereinzukommen. »Ja, Falk, das ist ein wunderbarer Vorschlag. Ich mache mich so bald wie möglich an die Arbeit.« Er lauschte einen Moment. »Da gebe ich dir am besten Marlene. Sie macht gerne einen Termin für deine Eltern aus.« Er reichte den Hörer an seine Freundin weiter und nahm mich auf seinen Schoß. Als Marlene das Gespräch beendet hatte, sah sie ihn neugierig an. »Jetzt erzähl schon. Was wollte Falk von dir?«

»Stell dir vor, Falk möchte, dass ich einen neuen Entwurf für sein Hotel mache. Der erste Entwurf von einem anderen Architekten ist bei Herrn Neuhaus vom Denkmalschutzamt komplett durchgefallen. Falk ist mit Herrn Neuhaus so verblieben, dass er so schnell wie möglich einen neuen Architekten sucht, am besten gleich morgen. Herr Neuhaus drängt ihn da sehr, er will die neuen Entwürfe möglichst schon übermorgen sehen. Dem ersten Architekten hat Falk die Zusammenarbeit aufgekündigt, es hat ihm wohl auch nicht so richtig gefallen, was der vorgeschlagen hat. Das ist meine ganz große Chance! Ich treffe mich morgen Vormittag mit Falk draußen an der Ruine.«

Marlene umarmte ihren Miro und gab ihm einen lauten Schmatzer auf den Mund. »Ich freu mich für dich. Du wirst berühmt, und vielleicht, nein, ganz sicher ist das deine berufliche Nische: Du spezialisierst dich auf alte Gemäuer und lässt sie in neuem Glanz erstrahlen. Die alten Adeligen und Neureichen werden dir die Bude einrennen.«

Miro lachte. »Mach mal langsam, Marlene. Eins nach dem anderen. Ich schaue mir morgen alles an, und dann werden wir sehen, ob ich den Auftrag überhaupt bekomme.«

Marlene nahm mich hoch und drehte sich singend im Kreis. »Miro, der Ruinenheld, aus Alt macht Neu, verdient viel Geld!«

»Was ist denn los?« Emma, Marlenes jüngere Tochter aus ihrer inzwischen lange geschiedenen Ehe, stand in der Tür und rieb sich verschlafen die Augen.

»Na auch schon wach? Du kommst ja fast pünktlich zum Abendessen«, neckte Frauchen ihre Jüngste.

»Mann, Mama. Ich hab Herbstferien. Lass mich in Ruhe.« Emma drehte sich um und trottete maulend in die Küche. »Was gibt’s zu essen? Ich seh gar nix.«

Marlene schnitt eine Grimasse und rief zurück. »Es gibt das, was du uns kochst. Ich hab Herbstferien.«

»Du arbeitest doch gar nichts. Wieso brauchst du dann Ferien?«

»Wieso sollte ich dann heute anfangen, was zu arbeiten?« Marlene stemmte ihre Fäuste in die Hüften. »Hausarbeit ist auch Arbeit, merk dir das fürs Leben, meine Süße. Denn sonst rackerst du dich irgendwann nach deinem Job abends für einen Ehemann ab, der von seiner Arbeit nach Hause kommt und sein Essen auf dem Tisch will, egal wie viel Stunden du vorher im Büro oder sonst wo geschuftet hast. Wie wäre es mal mit ein bisschen Respekt?«

»Ich hab Hunger. Da hab ich keinen Bock auf Respekt.« Emma wollte gerade wütend die Küchentür mit Schwung zuknallen, da trabte Murpsel aus der Küche und wurde beinahe eingeklemmt. Erst im letzten Moment bemerkte Emma die kleine schwarze Katze und stoppte die Tür. Murpsel quietschte vor Schreck laut auf. Sofort bückte sich Emma und nahm die zitternde Katze auf den Arm. Sie drückte ihr Gesicht in das weiche Fell. »Das tut mir leid, Murpsel. Ich hab dich gar nicht gesehen. Komm, wir suchen uns was Leckeres.« Sie drehte sich nach uns um. »Wollt ihr auch was? Ich mach Rühreier mit Kräutern und Käse, dazu Salat.«

Marlene und Miro grinsten sich an. »Gerne.«

»Sie sind einfach zuckersüß mit fünfzehn. Ich ruf mal Hanna, sie soll den Tisch decken.« Marlene setze mich wieder auf den Boden und ging in den oberen Stock, um ihre ältere Tochter zu rufen. Hanna war nur selten bei uns im Haus. Sie war schon zwanzig Jahre alt und studierte seit dem letzten Herbst in Heidelberg. Marlene war sehr stolz auf ihre beiden Mädchen.