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Musik in Deutschland ist ein weites Feld. Es gibt eine reiche Szene, in der "Klassik" immer noch eine besondere Rolle spielt. Nirgendwo auf der Welt gibt es so viele Orchester, Chöre und Opernhäuser wie hier. "Musikland Deutschland" warnt davor, diesen Reichtum zu verspielen. Als "Verteidigung" liefert das Buch Argumente dafür, warum musikalische Förderung für die Persönlichkeitsentwicklung ebenso wichtig ist wie Musik für diese Gesellschaft. Als Studie trägt es zusammen, was wir über die Produktion und das Publikum klassischer Musik wissen, und macht Vorschläge, wo man ansetzen könnte, um das Musikland nicht nur zu bewahren, sondern seine Potenziale zu nutzen. Der Autor, Kulturjournalist und Professor für Musik und Medien, legt eine aufrüttelnde Standortbestimmung vor.
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Seitenzahl: 132
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Holger Noltze
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet unter http://dnb.d-nb.de abrufbar.
© E-Book-Ausgabe 2013
© 2013 Verlag Bertelsmann Stiftung, Gütersloh
Verantwortlich: Judit Schweitzer
Lektorat: Heike Herrberg, Bielefeld
Herstellung: Christiane Raffel
Umschlaggestaltung: Elisabeth Menke
Umschlagabbildung: itestro/Fotolia.com
Satz und Druck: Hans Kock Buch- und Offsetdruck GmbH, Bielefeld
ISBN 978-3-86793-431-2
ISBN 978-3-86793-476-3 (PDF)
ISBN 978-3-86793-477-0 (EPUB)
www.bertelsmann-stiftung.de/verlag
Vorwort
1 Die Lage
Vogelflug über ein reiches Land
Das ABC der Probleme: Von Akzeptanz bis Zuwendungen
Das Publikum und seine Perspektiven
Von nun an bergab? – Anbieter in einem schrumpfenden Markt
2 Die Maßnahmen: Praxis und Theorie der musikalischen Förderung
Musikunterricht: Fehlt
Musikvermittlung: Ersatzhandlungen?
Der Sinn der Sache: Klassische Musik als Förderfall
3 Die Aussichten: Musik und Gesellschaft
Change Management im Musikland
Kulturelle Inklusion
Musik und Angst
Kreativität
Zerstreutheit
Komplexitätstoleranz
Improvisation
Agenda »Musik in der Gesellschaft«:
Was getan werden kann
4 Literatur
Der Autor
Summary
Der Reichtum des Musiklandes Deutschland ist gefährdet. Ein Unbehagen hat sich breitgemacht bei denen, die Musik, aus welchen Gründen immer, wichtig finden. Die folgenden Überlegungen möchten als Anregung verstanden sein, darüber nachzudenken, warum Musik nicht nur privates Vergnügen ist, sondern eine gesellschaftliche Größe, ein Energiepotenzial, das es in seinem ganzen Ausmaß vielleicht erst zu entdecken gilt. Es sollen Impulse gegeben werden, keine Rezepte. Trotzdem zielen sie auf die Praxis. Wer sich um die Musik in dieser Gesellschaft sorgt, muss Veränderungen wollen. Wer verändern will, muss sich darüber klar werden, wo ein solches Change Management überhaupt ansetzen kann. Davor liegt eine noch grundsätzlichere Frage: die nach dem Sinn der Unternehmung. Was sollen wir denn wollen und weshalb?
»Eine Verteidigung« – der Untertitel macht deutlich: Der Verfasser schätzt die Möglichkeit, dass wir die Reichtümer dieses Musiklandes verspielen könnten, als real ein und würde dies für ein Unglück halten. Weil die Zukunft der Musik stark von politischen – kultur- und gesellschaftspolitischen – Grundsatzentscheidungen abhängt, zielt das Folgende auf eine gesellschaftliche Auseinandersetzung um Legitimation und dabei geht es zunächst um Argumente. Gute Argumente sind das Ergebnis eines Nachdenkens. Der Autor findet, dass im musikalischen Betrieb zwar viel – gelegentlich verzweifelt – gehandelt, aber zu wenig nachgedacht wird. Doch gerade wenn die materiellen Spielräume enger werden, empfehlen sich Investitionen in Gedanken. Sie können nachhaltiger wirken als manche Leuchtturmprojekte, die der Betrieb liebt, weil sie schnelle Sichtbarkeit versprechen und weil mediale Aufmerksamkeit die gängige Währung des Betriebs geworden ist.
Teil 1 dieser Publikation dreht sich um die Fragen: Was haben wir, was haben wir zu verlieren, an welchen Stellen und wie ist das Musikland gefährdet? Teil 2 betrachtet die Maßnahmen, in denen sich musikalische Förderung darstellt, interessiert sich aber vor allem für die Begründungen solchen Engagements. Wenn die Beobachtung stimmt, dass die öffentlichen Aufwendungen für klassische Musik Gegenstand einer Legitimationsdebatte sind, die vernehmbar lauter, aber nicht eben differenzierter geführt wird – wofür etwa die Diskussion um die polemische Diagnose eines »Kulturinfarkts« ein Beispiel gibt (Haselbach et al. 2012) –, dann scheint es sinnvoll, die umlaufenden Legitimationsargumente auf ihre Stichhaltigkeit zu untersuchen.
In Teil 3 wird sortiert, wo man anknüpfen könnte, wenn man die Frage der klassischen Musik als grundsätzlich gesellschaftliche ansehen möchte. Dem kann man nicht ausweichen, wenn man die (unvermeidlich aufwendige) Pflege von Musik zur öffentlichen Aufgabe erklärt, die alle Steuerzahlenden in die Pflicht nimmt, nicht nur ihre Liebhaberinnen und Liebhaber. Und: Man sollte ihr gar nicht ausweichen wollen, denn gerade in ihren gesellschaftlichen, sozialen, kreativitätsstimulierenden Wirkungen liegt ein hoher Reiz – vieles, das nutzbar zu machen wäre, um diese komplizierte Welt ein wenig bewohnbarer zu machen.
Am Ende stehen sieben Thesen: Vorschläge, wo Veränderungsenergie ansetzen könnte. Daraus abgeleitet, schließen sich sieben Punkte einer möglichen Agenda an.
Dies ist ein dünnes Buch zu einem großen Thema. Es soll als Hinweisschild in einer unübersichtlichen Landschaft dienen, um zu zeigen, wo man weiterdenken und handeln könnte. Über Maßnahmen soll man streiten; vorher aber wäre es gut, sich über die Richtung zu verständigen.
Deutschland ist reich. Das ist nicht nur eine Aussage über sein Bruttosozialprodukt, seine Produktivität oder seine Exportbilanz. Es ist auch eine Aussage über seinen kulturellen Reichtum und dabei vor allem über seine musikalische Kultur. Nirgends auf der Welt gibt es so viele Orchester, Chöre, Opernhäuser. Deutschland ist ein Musikland. Damit ist im Rahmen dieser Untersuchung vor allem die sogenannte ernste (E-) oder »klassische« Musik gemeint. Beide Begriffe sind unglücklich, aber schwer zu ersetzen. Zum Musikland Deutschland gehören selbstverständlich die Popularmusik, Rock, Pop, Jazz, aber auch Volksmusik und Weltmusik, alle Genres und Szenen. Die Fokussierung auf klassische Musik versucht, die spezifischen Probleme, die aktuell gerade dieses Genre begleiten, in den Blick zu nehmen.
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
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