My Sugardaddy Life - Sophie Rode - E-Book

My Sugardaddy Life E-Book

Sophie Rode

4,0

Beschreibung

Drei, zwei, eins, mein Finger erstarrte über der Entertaste und mein Blick wanderte nach rechts, wo mein Mitbewohner Tim auf meinem Ohrensessel aufgeregt an seiner Zigarette zog und den Bildschirm meines Laptops mit einer Spannung anstarrte, wie sonst nur Mittwoch abends den Fernseher wenn der Bachelor verkündet wem er die letzte Rose überreicht. „Los, worauf wartest du? “ Nach einem Schluck meines Lieblingsmerlots, der uns schon durch viele Hochs und Tiefs begleitet hatte, war es soweit, ich drückte auf „Bestätigen“ und mein Profil bei MySugardaddy war online. Wie sehr sich mein Leben mit diesem Klick ändern würde, ahnte ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht mal ansatzweise. Bis jetzt betrachtete ich das alles eher als ein kleines Abenteuer, eine Möglichkeit meinem Alltag ein wenig zu entfliehen und endlich meine lange gut verborgene Träume auszuleben. Entstanden war diese Idee, da ich irgendwie schon immer etwas für reifere Männer übrig hatte. Allerdings meint „übrig haben“ hier eher eine Art heimliche Vorliebe, von der nur wenige meiner Freunde wussten bzw. etwas ahnten. Während meine Freundinnen seit ich denken kann immer eher dem jungen, sportlichen Typ mit glatter Haut und Trendfrisur hinterher schauten, faszinierten mich insgeheim schon immer diese unnahbar wirkenden, eleganten, etwas reiferen Männer im Anzug, die mit ihren Blackberrys am Ohr auf mich wirkten als könnten sie die Welt regieren. Da ich allerdings in meinem Umfeld die einzige zu sein schien, wurde das sowohl von meinen Freunden, als auch von mir selber nie so richtig ernst genommen und gern als harmlose Schwärmerei abgetan. Ich war seit der Schulzeit irgendwie von einer Beziehung in die nächste geschlittert, mit genau eben diesem eher unreifen Typ Mann in meinem Alter. Meine Fantasie hatte ich all die Jahre meist für mich behalten, daher konnte kaum jemand ahnen, dass hinter dieser harmlosen Schwärmerei doch mehr steckte, als ich mir eingestehen wollte. Das Bedürfnis, diesem Verlangen nachzugeben, war schon seit Langem in meinen Gedanken sehr präsent, aber seit meinem 30. Geburtstag Anfang des Jahres und sicherlich auch seit meiner Trennung wurde es immer stärker. Nach einer vierjährigen Beziehung, von der sich das letzte Jahr wie eine halbe Ewigkeit hingezogen hatte, weil wir zwar beide wussten, dass es eigentlich vorbei war, aber keiner es so richtig sagen wollte, fühlte sich die Trennung für mich an wie ein Befreiungsschlag. Unsere Vorstellungen hatten sich zu weit voneinander entfernt.

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Inhalt

Online Dating, warum eigentlich nicht?

Mein erstes Sugardaddy-Date: TheGentleman

Mailand mit MrBig4U

Galerie - Wiedersehen mit Mr.Big4U

Who is SouthAfricanDaddy?

SouthAfricanDaddy zum zweiten!

Willkommen in Kapstadt

DorianGray und der Umschlag

DirtyDiner4Us

Status: Es ist kompliziert!

Online-Dating, warum eigentlich nicht?!

Drei, zwei, eins - mein Finger erstarrte über der Enter-Taste und mein Blick wanderte nach rechts, wo mein Mitbewohner Tim in meinem Ohrensessel aufgeregt an seiner Zigarette zog und den Bildschirm meines Laptops mit einer Spannung anstarrte, wie sonst nur am Mittwochabend den Fernseher, wenn der Bachelor verkündet, wem er die letzte Rose überreicht: „Los, worauf wartest du?“

Nach einem Schluck von meinem Lieblings-Merlot, der uns schon durch viele Hochs und Tiefs begleitet hatte, war es soweit, ich drückte auf „Bestätigen“ und mein Profil bei MySugardaddy war online.

Wie sehr sich mein Leben mit diesem Klick ändern würde, ahnte ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht mal ansatzweise. Bis jetzt betrachtete ich das alles eher als ein kleines Abenteuer, eine Möglichkeit meinem Alltag ein wenig zu entfliehen und endlich meine lange gut verborgenen Träume auszuleben.

Entstanden war diese Idee, da ich irgendwie schon immer etwas für reifere Männer übrig hatte. Allerdings meint „übrig haben“ hier eher eine Art heimliche Vorliebe, von der nur wenige meiner Freunde wussten bzw. etwas ahnten. Während meine Freundinnen seit ich denken kann immer eher dem jungen, sportlichen Typ mit glatter Haut und Trendfrisur hinterher schauten, faszinierten mich insgeheim schon immer diese unnahbar wirkenden, eleganten, etwas reiferen Männer im Anzug, die mit ihren Blackberrys am Ohr auf mich wirkten als könnten sie die Welt regieren. Da ich allerdings in meinem Umfeld die einzige zu sein schien, wurde das sowohl von meinen Freunden, als auch von mir selber nie so richtig ernst genommen und gern als harmlose Schwärmerei abgetan. Ich war seit der Schulzeit irgendwie von einer Beziehung in die nächste geschlittert, mit genau eben diesem eher unreifen Typ Mann in meinem Alter. Meine Fantasie hatte ich all die Jahre meist für mich behalten, daher konnte kaum jemand ahnen, dass hinter dieser harmlosen Schwärmerei doch mehr steckte, als ich mir eingestehen wollte.

Das Bedürfnis, diesem Verlangen nachzugeben war schon seit langem in meinen Gedanken sehr präsent, aber seit meinem 30. Geburtstag Anfang des Jahres und sicherlich auch seit meiner Trennung wurde es immer stärker. Nach einer vierjährigen Beziehung, von der sich das letzte Jahr wie eine halbe Ewigkeit hingezogen hatte, weil wir zwar beide wussten, dass es eigentlich vorbei war, aber keiner es so richtig sagen wollte, fühlte sich die Trennung für mich an wie ein Befreiungsschlag. Unsere Vorstellungen hatten sich zu weit voneinander entfernt und ich fühlte mich erleichtert, all die vielen Diskussionen und Kompromisse los zu sein. Ich freute mich darauf die Wochenenden endlich nicht mehr auf dem Fußballplatz und in verrauchten Vereinsheimen oder Kneipen verbringen zu müssen. Ich wollte meine neu gewonnene Freiheit genießen und meine Zeit mit jemandem verbringen, der mich aus meinem Alltagstrott herausholt, der mir die Welt zeigt, mich auf Händen trägt und den ich nicht ständig an die Hand nehmen musste, damit er sein Leben auf die Reihe bekommt. Nur hatte ich keine Ahnung, wo ich so jemand kennen lernen sollte. Wo lernte man überhaupt heute noch vernünftige Männer kennen? Meine Freunde waren alle seit Jahren in festen Beziehungen, waren verheiratet und hatten teilweise schon Nachwuchs, wodurch gemeinsame Abende, an denen man durch Bars und Clubs zieht und die Chance hätte jemanden auf herkömmliche Weise zu finden, viel zu selten geworden waren.

Obwohl ich mich lange dagegen gesträubt hatte, scheint das Internet heutzutage eine durchaus akzeptable und einfache Möglichkeit zu sein, um Männer zu treffen. Trotzdem stand ich dem Thema Onlinedating noch immer ziemlich skeptisch gegenüber.

An einem Samstagabend kurz nach meiner Trennung erwartete ich meine Freundin Lisa, die gerade in einer Krise mit ihrem Mann steckte, mit dem sie nun schon unfassbare 15 Jahre zusammen war. Außerdem hatte Eva sich angekündigt, mit der ich schon die Schulbank gedrückt hatte und die damals bei meinem ersten Kuss hinter der Turnhalle Schmiere gestanden hatte. Auch sie war mittlerweile verheiratet und hatte sich der spießigen Gegend in die sie mit ihrem Mann und ihrer kleinen Tochter gezogen war, teilweise mehr angepasst als ihr selbst lieb war.

Nach einigem Hin und Her, hatten wir an diesem feucht-fröhlichen Abend in unserer WG kollektiv beschlossen, dass Online-Dating mittlerweile durchaus salonfähig sei und ich dem Ganzen auf jeden Fall eine Chance geben solle. Bei der Flut von Dating-Websites, die Google uns vorschlug, entschieden wir uns erstmal für eine Seite namens Lovoo, von der Eva zumindest schon mal gehört hatte und über die sich angeblich ihre Arbeitskollegin und deren Freund kennengelernt hatten. Die Männer dort wirkten auf den ersten Blick ganz akzeptabel, was sich allerdings später noch als Trugschluss heraus stellen sollte.

Also brauchte es nur noch einige Tequila und etwas gutes Zureden, bis wir die Suche nach einem passenden Foto in Angriff nahmen, die Textfelder auszufüllten und es dann zu später Stunde soweit war und mein erstes Profil online war. Wir schauten alle gespannt auf meinen Laptop und es dauerte tatsächlich nicht lange bis sich mein Postfach füllte. Ich öffnete die erste Nachricht und dachte ich les nicht richtig. „Hey Süße, ich steh auf reife Frauen. Wenn du Lust hast einfach whatsappen.“ Dahinter direkt seine Handynummer. Reife Frau? Ich war empört, zwar hatte ich dieses Jahr tapfer meinen 30. Geburtstag hinter mich gebracht, aber von einer reifen Frau fühlte ich mich doch noch weit entfernt und mich auch noch so zu nennen empfand ich als bodenlose Frechheit.

Auch die nächsten Nachrichten kamen hauptsächlich von Jungs in den Zwanzigern, die sich hier offensichtlich die Hörner abstoßen wollten und das auch gern mit erfahrenen Frauen, zu denen ich mittlerweile zu gehören schien. Viele schickten einfach nur ihre Handynummer, ein plumpes „Hey Süße“ oder etwas wie „Geiles Foto, will dich kennenlernen.“ Andere schrieben geraderaus, dass es ihnen nur um Sex geht und das am besten noch am selben Abend. So richtig anfangen konnte ich damit nicht wirklich was. Manche Profile und Nachrichten waren zwar durchaus amüsant, aber hier waren für meinen Geschmack definitiv zu viele Jungs und zu wenig richtige Männer unterwegs.

Am Ende des Abends hatten wir zwar über die teilweise sehr schrägen Profile und geistigen Ergüsse mancher User Tränen gelacht, mussten allerdings auch feststellen, dass das auf jeden Fall nicht die richtige Seite für mich war und ich hier sicherlich nicht fündig werden würde.

Aber eigentlich hatte mich diese Erfahrung nur nochmal bestätigt. Es wurde Zeit meinen Freundinnen endlich reinen Wein einzuschenken. Viel zu lange hatte ich für mich behalten, dass ich mich insgeheim von einem ganz anderen Typ Mann angezogen fühlte, als sie dachten. Dass ich eigentlich schon seit ich denken kann eher von einem Mann mit grauen Schläfen und tiefen Lachfalten um die Augen träumte, als von dem jungen Sportlertyp mit Waschbrettbauch.

Nachdem die Bombe geplatzt war, war ich mehr als erleichtert, dass die beiden mein Geständnis so locker aufgenommen hatten und konnte mir selbst nicht mehr erklären, warum ich mich so angestellt hatte offen dazu zu stehen. Leider war es mir oft viel zu wichtig, was andere von mir denken. Aber ich war fest entschlossen mich endlich davon zu lösen. Ich wollte mich für neue Erfahrungen öffnen, mutig genug sein, zu meinen Vorlieben zu stehen und endlich meine Fantasien ausleben.

Nachdem die Mädels weg waren ließen Tim und ich den Abend noch gemütlich in unserer Küche bei einem Glas Wein ausklingen. Das hatte sich über die Jahre fast schon zur Tradition entwickelt und gehörte zu solchen Abenden eigentlich dazu. Tim blätterte in dem Stapel Zeitschriften auf der Fensterbank neben ihm und las irgendwann laut die Überschrift „Geschäftspartner statt Liebespaar - Sugar Daddys haben keine Zeit für eine Beziehung und suchen stressfreien Ersatz“ vor und legte den Artikel auf den Tisch. “Wie wär`s denn damit?“ grinste er mich an.

Anfangs etwas skeptisch, begann ich zu lesen und musste recht schnell zugeben, dass Tim nicht ganz Unrecht hatte. Als Sugardaddys beschrieben wurden hier reife, wohlhabende und kultivierte Männer, meist in Führungspositionen, Unternehmer oder Berater, die auf unkomplizierte Weise, meist online mit Hilfe von Seiten wie MySugardaddy.eu eine genauso unkomplizierte Frau suchten, ohne den stressigen Beziehungsalltag. Dafür seien sie auch gern bereit, etwas auszugeben und ihre sogenannten Sugarbabes an ihrem luxuriösen Lebensstil teilhaben zu lassen.

Entgegen dem Vorurteil, von dem auch ich mich beim Gedanken an eine solche Art der Beziehung nicht ganz frei machen konnte, ging es dabei nicht nur um den bloßen Austausch von Geld gegen Sex, viel mehr stand die Suche nach niveauvoller und attraktiver Gesellschaft, als Begleitung für Geschäftsreisen, Events oder Abend-essen im Focus. Sugarbabes wurden hier nicht, wie vielleicht zu erwarten, als geldgeile, naive und gefügige Mäuschen ohne eigene Meinung dargestellt, sondern als selbstbewusste junge Frauen, die wissen was sie wollen, Luxus lieben und sich gern verwöhnen lassen.

Ich hatte darüber zwar schon einiges gehört, so eine Art der Beziehung für mich aber nie ernsthaft in Betracht gezogen. Allerdings musste ich zugeben, dass das was dort beschrieben wurde nicht nur reizvoll klang, es kam auch ziemlich nah an das heran, was mir seit meiner letzten Trennung insgeheim vorschwebte.

Die letzten Jahre war mein Leben vor sich hin geplätschert. Ich arbeitete halbtags bei einem Kinderarzt, der kurz vor der Rente stand und im Bezirk besser als Doc Holiday bekannt war, weil er bei jeder sich bietenden Möglichkeit die Koffer packte und die Vertretung an seinen jüngeren Kollegen in der Nachbarschaft abgab. Das hatte für mich zwar den Vorteil, dass ich sehr viel mehr Freizeit hatte, als fast jeder den ich kannte, dafür aber auch meist knapp bei Kasse war und diese dann nicht so gestalten konnte, wie ich es gerne würde. Ich wünschte mir schon lange mehr Abwechslung und Spannung, vielleicht auch ein Stück weit mehr Luxus in meinem Leben, also warum sollte ich da nicht direkt nach jemandem Ausschau halten, der das Leben, das ich mir vorstellte schon führte?

Tim war da ganz meiner Meinung, er fand schon immer, es sei eine Schande mit was für Loosern ich meine Zeit vergeudet hatte und jemand wie ich hätte definitiv einen besseren Lifestyle verdient, als ich ihn mit meinen Exfreunden gelebt hatte. Während ich las, hatte er schon den Laptop aus dem Wohnzimmer geholt und eine weitere Flasche Merlot geöffnet.

Dank Google war MySugardaddy schnell gefunden und auf den ersten Blick schien diese Seite für meine Wünsche wirklich wie geschaffen. Hier trugen die Männer auf ihren Profilfotos gut sitzende Hemden oder Anzüge, statt Kapuzenpulli, wie die meisten der Jungs, die mir bei meinem ersten Versuch online begegnet waren. Auch die Texte, die ich anfangs nur überflog, klangen so als bestände hier tatsächlich die Hoffnung, gut situierte Männer mit Niveau zu finden, die noch die Bedeutung des Wortes Gentleman kennen, die einem noch selbstverständlich die Tür aufhalten oder in die Jacke helfen ohne dafür einen Applaus zu erwarten. Also überlegte ich nicht lange und begann mein Profil auszufüllen. So hatte ich also zu sehr später Stunde unter dem Einfluss einer beachtlichen Menge Alkohol den ersten Schritt gemacht und war nun erstmal gespannt was mich hier wirklich erwartete.

Abends in einer Bar hätte ich mich wahrscheinlich niemals getraut, diese Männer, die definitiv in einer anderen Liga spielten als die Jungs die ich bisher gedatet hatte, anzuflirten. Aber mit der Sicherheit meiner eigenen vier Wände war die Hemmschwelle doch deutlicher geringer. Und so klickte ich mich den Rest der Nacht durch die interessanten und vielversprechenden Profile. Ich war fasziniert und fühlte mich ein bisschen wie nachts allein in einer Süßwarenabteilung, während ich millionenschwere Unternehmer und Manager an-zwinkerte. Ich chattete mit einem Anwalt, der beruflich in der ganzen Welt unterwegs war und mich spontan für das nächste Wochenende zum Shoppen nach Mailand einlud, als sei es das selbstverständlichste der Welt. Nach einigem charmanten Hin und Her sagte ich erstmal zu, ohne wirklich daran zu glauben, dass er sein Versprechen wirklich wahr machen würde.

Ich konnte nicht genug bekommen und fragte mich immer wieder warum ich so lange damit gewartet hatte, auf meine innere Stimme zu hören und mich nicht schon viel eher in diesen Kreisen umgeschaut hatte. Davon, wie sehr sich nicht nur der Inhalt meines Terminkalenders, sondern auch der meines Kleider-und Schuhschrankes, eigentlich mein ganzes Leben verändern sollte, ahnte ich zu diesem Zeitpunkt noch nichts.

Mein erstes Sugardaddy-Date: TheGentleman

Mein erstes Mysugardaddy-Date war für einen Samstagabend geplant. Ich hatte fast den gesamten Tag damit verbracht, im Fünf-Minuten-Takt auf mein Handy zu schauen und auf die Bestätigung für die Verabredung mit TheGentleman zu warten. Ich konnte mich nicht erinnern wann ich das letzte Mal so sehnsüchtig und aufgeregt auf eine Nachricht gewartet hatte.

Es war jetzt ungefähr eine Woche her, dass ich die erste Nachricht von ihm in meinem Postfach gefunden hatte und er war mir von Anfang an sympathisch. Seitdem hatten wir uns jeden Tag geschrieben. Heute sollte es nun endlich soweit sein, dass wir uns beim Dinner live beschnuppern wollten, um zu schauen ob die Chemie zwischen uns auch von Angesicht zu Angesicht stimmte.

Der Vibrationsalarm meines Handys, das über die Arbeitsplatte neben dem Kühlschrank hüpfte, riss mich aus meinen Gedanken. Endlich! Ich sprang von meinem Stuhl auf und eilte auf die andere Seite der Küche und konnte es kaum erwarten bis mein Handy die Nachricht öffnete. Es kam mir vor wie eine halbe Ewigkeit. Und ja, es war eine Nachricht von TheGentleman. Er schrieb freundlich, aber kurz und bündig, so wie ich es schon aus dem Chat von ihm gewohnt war, ohne viel Schnick-schnack:

„Sei um 19 Uhr im Hotel Waldorf Astoria, in der Nähe des Ku`Damms und frage dort nach der Reservierung für Albrecht.“ In freudiger Erwartung, TheGentleman.

P.S. Ich habe eine Vorliebe für das klassisch kleine Schwarze. Also, wenn du mir eine Freude machen möchtest …..;-).“

Oh mein Gott jetzt wird es ernst. Bis vor fünf Minuten hatte ich noch nicht daran geglaubt, dass ich mich heute Abend wirklich das erste Mal mit einem Mann jenseits der 40, der schon die ganze Welt gesehen zu haben schien und den ich, auf einer Seite mit dem im ersten Moment doch erstmal ziemlich anrüchig klingenden Namen MySugardaddy.eu kennengelernt hatte, treffen würde. Mein Blick schnellte zur Uhr über der Tür und ich konnte nicht glauben, dass es echt schon 16.30 Uhr war. Das war nicht die Zeit, die ich zu sehen gehofft hatte.

Mein Zeitmanagement war schon immer, sagen wir, verbesserungsfähig. Aus irgendeinem Grund schien mein Gehirn auch nach 30 Jahren nicht wahr haben zu wollen, dass es schlicht weg unmöglich ist zwei Stunden in nur eine zu quetschen. So oft man es auch versucht, es funktioniert einfach nicht und endet meist im absoluten Chaos. Trotzdem schaffe ich es erstaunlicherweise fast immer pünktlich zu sein und mir den Stress, den es gemacht hat gut auszusehen, nicht anmerken zu lassen. Meine Nervosität stieg ins Unermessliche und ich wählte sofort Tim‘s Nummer. So viel Zeit musste sein und eines war klar, alleine würde ich es nicht schaffen, nicht durchzudrehen und dann doch noch panisch in letzter Minute abzusagen. Gerade heute hatte ich mir eigentlich die besten Voraussetzungen geschaffen, um mal nicht auf den allerletzten Drücker aus dem Haus eilen zu müssen.

Ich hatte mir den Tag frei genommen, um mich in aller Ruhe auf den Abend vorzubereiten. Eigentlich war auch alles gut durchgeplant gewesen, aber jetzt hatte ich das Gefühl, dass ich es niemals schaffen würde pünktlich um 19 Uhr fertig zu sein. Vormittags hatte ich schon einen Termin bei Tim‘s momentanen Lebenspartner, der glücklicherweise zu den derzeit besten Visagisten Berlins gehörte. Er hatte sich bereit erklärt, die Herausforderung anzunehmen, aus mir mal wieder eine richtige Lady zu machen, die man, wie er am Telefon meinte, danach auch an der Seite von George Clooney über den roten Teppich schicken könne. Ganz so optimistisch war ich vorher zwar nicht gewesen, aber vom Ergebnis war ich danach selbst positiv überrascht.

Dank Pedro und seinem Team brauchte ich mir für heute Abend jedenfalls um mein Gesicht schon mal keine Sorgen machen. Für mein Outfit und Haare hatte ich mit meinem Mitbewohner den besten Berater an der Seite, den sich eine Frau nur wünschen konnte und ich hoffte, dass er bald wieder nach Hause kommen würde, bevor ich die Nerven verlor. Außerdem mussten wir natürlich noch einen Notfallplan erarbeiten, falls der Abend widererwarten doch in einem Desaster enden würde. Davon abgesehen hatte ich heute keine Termine oder Verpflichtungen auf dem Plan und trotzdem versetzte mich nun die Nachricht, ich müsse in knapp zweieinhalb Stunden startklar sein, um zu meinem Date aufzubrechen, in völlige Hektik. Für mich war es schließlich mehr als einfach nur eine Verabredung, es war der erste Schritt meine Fantasien auszuleben, einen Ausflug in eine andere neue Welt zu wagen. Nach meiner letzten Beziehung mit jemanden, der mit Ende zwanzig immer noch mit dem Skateboard zur Arbeit fuhr, war es auf jeden Fall ein Gegensatz der größer nicht hätte sein können.

Obwohl ich ihn noch nicht persönlich kannte, war mir TheGentleman schon jetzt mehr als sympathisch. Er hatte eine höfliche und sehr unkomplizierte Art und man merkte sofort, dass er es gewohnt war den Ton anzugeben und in Sachen Planung nichts von mir erwartete. Allein schon, dass er in der Lage war seine Wünsche klar und deutlich zu äußern, wusste ich schon jetzt zu schätzen. Er hatte mir sogar, ohne dass wir uns kennen, die Kleiderfrage, die für eine Frau durchaus stressauslösend werden kann, abgenommen. Ich hatte diese ständige Unentschlossenheit und Unsicherheit jüngerer Männer, wie auch meines Ex-Freundes, schon immer als anstrengend empfunden. Mit der Aussage „ Ich habe eine Schwäche für das kleine Schwarze“ hatte sich die Auswahl an Kleidern aus meinem Bestand ziemlich reduziert. Wie enorm sich diese Auswahl in den folgenden Monaten vergrößern würde, ahnte ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht, das hätte meine Aufregung wahrscheinlich noch mehr als ohnehin schon gesteigert.

So waren Tim und ich uns recht schnell einig welches Kleid für diesen Abend in Frage kam und entschieden uns für ein kurzes Schwarzes, das ich in unserem letzten Italienurlaub erstanden hatte und was durch den dezenten Ausschnitt und die dezente Spitze am Saum sowohl verführerisch, als auch elegant wirkte. Dieses Kleid verlieh mir das nötige Selbstbewusstsein, es einfach durchzuziehen und mich auf das Abenteuer MySugardaddy und TheGentleman einzulassen. Ich war bereit mich für diese neue, aufregende Welt zu öffnen. Ich wollte meinen Horizont erweitern, wertvolle Erfahrungen machen, interessante Menschen kennenlernen und noch so vieles mehr, von dem ich bei der Anmeldung auf der Seite noch nicht einmal zu träumen gewagt hätte.

Obwohl ich mich normalerweise ständig, wie die meisten Frauen, darüber beklagte, dass ich zu wenig Schuhe habe, so war es doch an diesem Abend ein Segen, dass die Auswahl meiner High Heels im Schrank aus Mangel an passenden Anlässen zu diesem Zeitpunkt doch eher begrenzt war. So waren die zum restlichen Outfit passenden 10-Zentimeter-Heels, die zwar offensichtlich schon mehr als eine Saison hinter sich hatten, aber immer noch zu meinen absoluten Lieblingen gehörten, schnell gefunden. „Die sind perfekt. Darin sind deine Beine der absolute Hammer“, jauchzte Tim, der mittler-weile genauso aufgeregt und überdreht war, als hätte er gleich ein Date, während er in den Flur huschte, um seine Spezialschuhcreme zu holen und die Spuren der letzten Clubnacht zu kaschieren. Als Überlebenskünstler hatte Tim das Motto „Aus alt macht neu“ voll und ganz verinnerlicht und für sich perfektioniert, was für mich als seine Mitbewohnerin und beste Freundin oft von Vorteil war. Von meinem Gehalt als Arzthelferin konnte ich keine großen Sprünge machen und war über alles, was doch noch gerettet oder aufpoliert werden konnte dankbar.

In erster Linie ging es mir bei meiner Anmeldung darum, endlich meine Fantasien, die ich nun schon so lange für mich behalten hatte, auszuleben und etwas mehr Abwechslung und Spannung für mein Leben. Hätte ich geahnt, dass sich nicht nur mein Kleider- und Schuhschrank, sondern eigentlich mein ganzes Leben ändern würde, wäre ich wahrscheinlich in Erwartung auf diesen Abend vor Aufregung geplatzt.