Mystische Wertungen - Adolf Martin Oppel - E-Book

Mystische Wertungen E-Book

Adolf Martin Oppel

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  • Herausgeber: epubli
  • Kategorie: Ratgeber
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2022
Beschreibung

Du wirst leben, auch wenn du – wofür die andern dich halten werden – bereits gestorben, also tot bist. Das Sterblichsein ist für die Vielen ein alltägliches, unzweifelhaftes Wissen; die Hergänge des Sterbens vollziehen sich ja vor ihren Augen. Unsichtbar bleibt ihnen, dass der Mensch außer feinem sterblichen Körper noch etwas ist. Dieses noch Etwas ist die Unsterblichkeit des Menschenwesens. Es hat erst einen Sinn, wenn man es weiß. Man weiß es erst, wenn man erkannt hat, dass das Menschenwesen in seiner Schöpfung nur eines ist: das Leben. Dann ist auch die Unsterblichkeit des Menschenwesens zu einem alltäglichen Wissen, einer selbstverständlichen Wirklichkeit geworden; denn etwas, was das Leben ist, kann nicht sterben. Es ist das Unsterbliche. Aus diese Wahrheit zu kommen, ist für das irdische Menschenkind nicht leicht; es verbaut sich selber den Weg zu ihr. Sie andern verständlich machen ist aber leicht und einfach für den, der schon sagen kann: Ich bin das Leben. Gehst du zur Erforschung der Sterblichkeit nur mit den irdischen Sinnen vor, so wird dein Wissen bis zum Abschied aus dem irdischen Dasein reichen. Im Besitze der Übersinne, als geistiger Geheimkönner, hat dein Erkennen die Unsterblichkeit in der Schöpfung angetreten. Um letztlich zu lernen, dass du das Leben bist und was die Unsterblichkeit wahrlich bedeutet, musst du zum göttlich-geistigen Wisser in die Schule gehen.

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Mystische Wertungen

 

 

 

Adolf Martin Oppel

(A. M. O.)

 

* * *

 

Göttlichgeistige Herzensfragem die

in Kreisen Gleichgefinnter aufgeworfen

werden, haben die nachfolgenden

Antworten veranlaßt

 

 

* * *

 

A.M.O. ist in der Nacht vom 18. auf den 19. März 1923 verschieden. Nummer 31 stammt aus seinen letzten Tagen und Stunden und hat sich nur in nicht ganz fertigen Stücken auf dem Schreibtisch vorgefunden.

Dr. H. B.

Inhaltsverzeichnis

Title Page

Impressum

1. Sterblich und unsterblich

2. Meditation

3. Dasein und Sein

4. Zum Verkehr mit den Geistern

5. Besuch?

6. Des Menschenwesens Daseinslust

7. Das vieldeutigste Wort der Vielheit

8. Nichtswisser und Alleswisser

9. Der Mystiker: der neue Mensch

10. Ahnen

11. Heimat

12. Wollen und Wünschen

13. Selbsteinweihung

14. Der Einheitsquell

15. Mystische Gewissheiten

16. Schöpfung und Neuschöpfung

17. Geist. Liebe

18. Übe!

19. Tatsache und Wirklichkeit

20. Theosoph

21. Unerlässliche Voraussetzungen

22. Gewissensanrufe

23. Brocken

24. Kunststück des Herzens

25. Du erfandest die Liebe

26. Das Sein

27. Zu „Flita“

28. Das Reich der Liebelosen

Die Dämonen und das Herz

Die Dämonen und das Tier

Die Dämonen und wir

Die Dämonen und Gott

29. Der Denker

30. Der göttlich-geistigen Herzensfragen letzte

31. Nachhilfstunden

 

 

Impressum

 

Verlag Heliakon

 

Titelbild: Pixabay (slatka60)

Umschlaggestaltung: Verlag Heliakon

©2022 Verlag Heliakon

 

Vertrieb: epubli – ein Service der neopubli GmbH, Berlin

 

www.verlag-heliakon.de

[email protected]

 

Das Werk, einschließlich aller seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verfassers unzulässig. Dies gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

1. Sterblich und unsterblich

 

Du wirst leben, auch wenn du – wofür die andern dich halten werden – bereits gestorben, also tot bist. Das Sterblichsein ist für die Vielen ein alltägliches, unzweifelhaftes Wissen; die Hergänge des Sterbens vollziehen sich ja vor ihren Augen. Unsichtbar bleibt ihnen, dass der Mensch außer feinem sterblichen Körper noch etwas ist.

Dieses „noch Etwas“ ist die Unsterblichkeit des Menschenwesens. Es hat erst einen Sinn, wenn man es weiß. Man weiß es erst, wenn man erkannt hat, dass das Menschenwesen in seiner Schöpfung nur eines ist: das Leben. Dann ist auch die Unsterblichkeit des Menschenwesens zu einem alltäglichen Wissen, einer selbstverständlichen Wirklichkeit geworden; denn etwas, was das Leben ist, kann nicht sterben. Es ist das Unsterbliche.

Aus diese Wahrheit zu kommen, ist für das irdische Menschenkind nicht leicht; es verbaut sich selber den Weg zu ihr. Sie andern verständlich machen ist aber leicht und einfach für den, der schon sagen kann: Ich bin das Leben.

Gehst du zur Erforschung der Sterblichkeit nur mit den irdischen Sinnen vor, so wird dein Wissen bis zum Abschied aus dem irdischen Dasein reichen.

Im Besitze der Übersinne, als geistiger Geheimkönner, hat dein Erkennen die Unsterblichkeit in der Schöpfung angetreten.

Um letztlich zu lernen, dass du das Leben bist und was die Unsterblichkeit wahrlich bedeutet, musst du zum göttlich-geistigen Wisser in die Schule gehen.

Nicht Streiten und Ablehnen, sondern der natürliche Weg des Austausches und der Einigung führt den Erdensohn immer am schnellesten auf die Höhen der Selbsterkenntnisse.

Und um unterwegs nicht zu straucheln und des Guten nie zu wenig zu tun, halt fest an deiner Tagesregel: Liebe deine Nächsten, jeden, auch deine Feinde, mehr als dich selbst. Das hebt vor deinem Blick ohne weiteres Geheimverfahren selbst die dichtesten Schleier der sinnlichen, der übersinnlichen und der geistig-göttlichen Welten und ihrer Lebensformen: eine alles umfassende Weite!

2. Meditation

 

Es gilt die Wahl – so oder so.

Dein Inneres ist dir stets offen. Alles was du Neues erfährst, sagt dir dein Inneres. Aber auswählen und holen aus deinem Inneren musst es du. In deinem Innern ist Niederes, Hohes und Allerhöchstes. Aus seinem Innern holen sollte dasselbe sein, was als Vertiefung geübt wird. Die wenigsten aber wissen das, die meisten vertiefen sich nicht in ihr Inneres, sie vertiefen sich in das Verstandeswissen. Dieses ist von Äußerlichkeiten aus der gegenständlichen Welt geschöpft.

Es könnte bei deinem Anklopfen an deine inneren Heiligtümer oft scheinen, als ob du gewisse Wahrheiten, die du empfängst, dir nicht habest holen wollen und eher das Innere wünschte, von seinen Schätzen gerade dieses oder jenes an den Mann zu bringen, und es anböte. Du merkst dann erst, wenn du etwas dergleichen empfangen hast, wie willkommen die Belehrungen ein dir Erwünschtes getroffen haben.

Das alles geht ganz natürlich zu. Dein Inneres, dein Äußeres, dieser beider Zusammenarbeiten, das so geschickt bei deinen Vertiefungen sich aneinanderreiht, bist alles du, ist alles Eines, und da du ohnedies vorzugsweise auf hohe geistwertige Erkenntnisse aus bist, erhältst du auch Eröffnungen aus der Einheit.

Wer das weiß und am Hochgeistigen seine Lust hat, wird sich ohne besondere Vorsätze an feine Vertiefungen hingeben. Sie werden dann selbstverständlich für ihn so verlaufen, wie sie von dir aus hier beschrieben worden sind.

Wer das noch nicht weiß, aber ganz gerne nicht bloß gegenständliche Verstandesanschirrungen triebe, wie er es bisher gewohnt war, der hat es jetzt in seinem Belieben, die von dir eingeschlagenen Wege auch anzutreten. Ist es ihm wirklich ernst, und hat er wirklich hohe Wünsche, so ist es keine Frage, dass seine Vertiefungen denselben Erfolg haben werden wie die deinen. Er hat bei eigenen reinen Erkenntnisbedürfnissen von sich aus nur eines dabei zu beobachten und streng durchzusetzen: er muss imstande sein, seine Gedanken völlig beiseitezulassen und, wie nicht oft genug wiederholt werden kann, das Denken ausschließlich zu dem benützen, was allein seines Amtes ist, nämlich die Wahrheiten aus dem hohen Erkenntniswissen in Worte zu fassen. –

Sind das nun sehr wichtige Belehrungen, die du da mitzuteilen dich getrieben fühlst? – Je nachdem ja; je nachdem nein.

Nein: denn auch du hast sie von Beginn an ganz aus dir selber geholt, ohne dass du Anleitungen von außen her über die Vertiefungen erhalten hattest. So ernst es dir dabei war, musst du doch zugeben, dass du gut dabei weggekommen bist und von Anfang an den richtigen Schlüssel zu den allerhöchsten Erkenntnissen dir herzurichten verstandest.

Ja: denn manchen fehlt es gerade daran, dass sie einen Wink nötig haben, aufs Richtige zu kommen. Diese sind deshalb nicht minder veranlagt, sonst wären sie gar nicht an diese deine Winke geraten, sondern unvermerkt an ihnen vorübergegangen.

Außerdem gehört zu allem Höheren, das wir irdische Menschenkinder neu aufnehmen können, eine gewisse Reife, die der Mensch der Schöpfung sich in seinen Vorleben erworben hat. Sie erst befähigt ihn, sich auf der Leiter nach oben weitere Sprossen und Aussichten zugänglich zu machen.

Etwas, was jeder von sich aus zu dieser Reife beigetragen haben muss, ist, dass er nicht sich zulieb seine Vertiefungen abhält und nicht aus menschlichen Schwächen selbstisch s einen Eifer immer wieder erneut, sondern beseelt vom reinen Wunsche, das menschliche Wissen vom Schöpfungstrug zu befreien und es zu einer der Schöpfung nicht innewohnenden Geistigkeit und Göttlichkeit zu erheben.

Du hast nicht so rasch die Sicherheit des Wissens erlangt, ob und wie weit du deine Wahrheiten aus dir selbst schöpfst. Anfangs sah es täuschend so aus, als ob von außen her ein Geheimwisser, ein Eingeweihter sie dir zutrüge: mitunter auch ein Magier. Aber gerade hierbei unterstellt sich jeder gleichzeitig der Prüfung, ob er sich oder andern zuliebe sein Werk unternommen hat. Wer ausschließlich an göttlich-geistiger Erkenntnis wachsen möchte, der weiß schon im vornherein, dass sie keine niederweltlichen Vorteile einbringt; er ist unselbstisch, und was er tut, ist selbstlos. Wer überhaupt ständigen Austausch mit seinem Innern pflegt, lebt sozusagen fortwährend in einem Sichversenken. Er habe, so sollte man meinen, keinen Grund, sich zu einer schulrechten Vertiefung hinzusetzen.

3. Dasein und Sein

 

Das Vieh tollt, nicht der Mensch. Der Mensch ist Schöpfer, das Tier ist sein Geschöpf, deine Schöpfung.

Dich und die andern Tiere hat der Schöpfer, hast du geschaffen. Warum? Das weiß er nicht, denn das schuf er unwissend, schuf es nur wollend. Er fing an zu wollen, etwas zu wollen, aber was? Wusste er nicht. Dass er daseinslustig war – vor allem –, konnte er sich erst sagen, als er schon da war, und da auch erst, nachdem er sich das Dasein überlegen konnte und sich darüber ausfragen gelernt hatte. Er hat gelernt, sich das zu sagen, ohne noch zu wissen, ob es auch richtig war. Er glaubte zu wissen, dass er da war. Aber es scheint auch das zweifelhaft, denn hernach fragte er sich erst, ob sein Dasein nicht bloß eine Einbildung von ihm sei.

Und siehe da, er meinte dann zu erkennen, dass er gar nicht wirklich da sei, sondern dass er sich nur einbilde, er sei da.

Aber ist oder war das nicht auch wieder bloß eine Einbildung? – Das nicht, denn diesmal sprach er ja über seine Einbildung, nicht über die Wirklichkeit seines Daseins. Und hierbei täuschte er sich nicht. Der Mensch kann sich über Wirklichkeiten täuschen und sie sich weismachen, aber seine Einbildungen sind keine solche Täuschungen von ihm, sie sind tatsächlich. Er sagt da Wahrheiten, denn Wahrheit muss es sein, dass er das ist, was er selber tut und handelt und denkt. Nur ist es eine Frage der Stufenhöhe.

Seine Einbildung von Wirklichkeiten, die er außer sich erlebe, war ein Wahn, weil er meinte, er erlebe sie außerhalb seiner. Seine Erkenntnis erlebt er aber nicht außen, sondern rein innerlich. Innerlich erkennt er seine Täuschung und die seiner Nebenmenschen, und da ist nichts, was ihn hierüber täuschen könnte. Denn das, was ihn täuschen könnte, hat er als einen Trug, als ein Nichtwissen erkannt.

Nun war er beim wirklichen Wissen angelangt.

Der Beweis dafür ist er selber, aber nicht er als Geschaffener, Daseiender, sondern er als Schöpfer, als Seiender, als Gott. Kann man das der Wahrheit gemäß sagen, und demnach auch von sich sagen, man sei Gott, so weiß man damit freilich noch nicht, was das ist, denn der, der das sagt, ist da und sagt es in einem Dasein und lebt nicht im Sein. Was es heißt, im reinen Sein leben, weiß der Mensch erst, wenn er nichts weiter ist als das reine Sein. Das kann er sein wollen, aber als Mensch noch nicht sein.

Wolle du sein, ohne da zu sein, ohne etwas zu sein, so bist du Gott geworden und weißt es und bist es doch noch nicht.

4. Zum Verkehr mit den Geistern

 

Die Verbindungen der Menschen untereinander sind für uns mannigfaltig, in Wirklichkeit sind sie einfach. Sie zu erklären erfordert andere Kenntnisse, als wir heutzutage aufnehmen können.

Unsere Mittel müssen für gewöhnlich hierzu umgebildet werden. Das können einzelne bewerkstelligen. Es müsste aber besonders auf die Stofflichkeit selber ausgedehnt werden, und der Stoff lässt sich auf ein derartiges Bestreben nicht ein.

Wenn wir Menschen insgesamt unsre Verbindung untereinander aufzulichten wünschten, so ginge die nötige Umgestaltung der jetzigen Stofflichkeit rasch vor sich. Will es aber nur ein einzelner für sich erreichen, so müsste er zu diesem Erfolge ein so hervorragender geistiger Könner sein, wie es gegenwärtig unter uns lebenden Menschen so leicht keinen gibt. –

Welch spärliche Erkenntnisfähigkeit unsre Körperlichkeiten haben, zeigt sich deutlich beim üblichen Verkehr mit den Geistern des Jenseits. Da spielen sich für uns höchst merkwürdige, fremdartige Schaustücke ab. Wir sehen davon zunächst nur das, was stofflich schon so verdichtet ist, dass es unser gewöhnliches leibliches Auge aufnehmen und an das leibliche Bewusstsein weitergeben kann. Alle sonstigen Geschehnisse, so auch die für das Erscheinen der Wesen nötigen Handlungen, bleiben ungesehen.

Die sich für ein fachmännisches übersinnliches Sehen ausgebildet haben, erblicken mit den geschulten jenseitigen Sehwerkzeugen mehr als die zufälligen Liebhaber. Sie sehen Personen und Dinge, die dem gewöhnlichen Zuschauen unberechenbar bleiben. Wer die übersinnlichen Körper der Anwesenden sieht, wird für manche verblüffende Vorkommnisse eine einfache Lösung erhalten. Gegenstände, die sich scheinbar ohne Berührung bewegen, werden häufig von den unsichtbaren übersinnlichen Körpern Anwesender ohne deren Wissen mit deren eigenen übersinnlichen Armen und Händen in Bewegung gesetzt. Das sieht der erfahrene Seher. Aber derer sind wenige bei den Zusammenkünften und die Mehrzahl davon schweigt über das Gesehene aus den verschiedensten Gründen.

Unter den jenseits Bewanderten mögen wieder solche sein, die zudem die dortigen Körper, die von Magiern ausgesendet wurden, und jene unterscheiden können, die sich unwissentlich beteiligen, ob sie nun zu den Anwesenden gehören oder von irgendwoher sich einfinden.

Es können auch Personen unter den Teilnehmern sein, die ohne ihre Kenntnis magisch stark veranlagt sind. Diese stillen Wünscher genügen – ohne sich selber klar darüber zu sein –, Kräften und Urwesen zu befehlen, dies und das zu veranstalten. So geschehen die reinsten Wunder ohne beabsichtigtes Zutun irgendeines Menschen. Gerade derartige Schaustücke ereignen sich häufig und in großer Abwechslung zum Staunen der Anwesenden.

Ob sich Verstorbene beteiligen, ist bekanntlich für die Teilnehmer auch nach langen Übungszeiten schwer zu bejahen oder zu verneinen, wenn dies nicht leichtfertig geschieht. Teilnehmen können Verstorbene. Zunächst kann sich das leibliche Überbleibsel Dahingeschiedener einmischen, das, selber fast ohne alles Bewusstsein, durch die Mitmachenden ganz erheblich mit Bewusstsein ausgestattet ist. Seine Eigenleistung dabei ist sehr gering, denn ein solches Gebilde hat keine Eigenkraft mehr zu verausgaben. Es ist alles entlehnt. Deshalb sind diese Schattenbilder ohne eigenen Betätigungsdrang am leichtesten von kundigen Magiern und den sonstigen magisch Veranlagten zu benützen. Solches Überbleibsel als den Dahingeschiedenen anzusprechen ist unrichtig; es haften ihm so gut wie keine Eigenschaften der Person mehr an, der es im Leben angehörte. Es ist eine Larve, so gut wie tot, weil es so gut, wie keine Eigenkraft mehr hat. Wenn es noch einen Drang hat, sich zu betätigen, so ist er äußerst schwach, und gegen magische Einwirkung ist es widerstandslos. Es ist eine jener Figuren, die im Jenseitigen vorhanden bleiben, oder genauer gesagt stets wieder hervorrufungsfähig sind. Mit diesen Schatten lässt sich vieles ins Werk setzen und auch viele Verwirrung anstiften.

Verstorbene, die noch einen hohen Grad von Sehnsucht nach ihrer früheren irdischen Wirkungsstätte haben und Anhänglichkeit an ihre einstige Rolle und ihre Mitschauspieler, tauchen ebenfalls auf. Sie können sich auf der kurzen übersinnlichen Wanderung vor ihrer Auflösung befinden oder sich auch schon lange im Übersinnlichen aufgehalten haben und dort fast schon sesshaft erscheinen. Unter andern gehören hierzu derb stofflich veranlagte Menschenwesen, aber auch, was besonders beachtenswert ist, viele Schüler der Geheimkünste. Es ist für sie nicht schwer, das zu erreichen, aber eine fragliche Errungenschaft.

Die Kräfte und Wesenheiten, die sich im Übersinnlichen und von dort aus im Irdischen in eigener Rührigkeit oder auf Befehl und Wunsch der lebenden Menschen betätigen können, sind zahllos und ergeben die reichsten Möglichkeiten. Aber diese Erzeugnisse der Vielheit können in sehr einfache Gruppen gebracht werden. Mannigfaltig sind sie für uns, die Vielheitsmenschen, einfach in Wirklichkeit und für den Wissenden.

5. Besuch?

 

Am besten schilderst du die Gesellschaft, die du gelegentlich in deinem Zimmer auftauchen siehst, in ihren einzelnen Bildern.

Sie treten ein und bleiben da, kürzer oder länger. Einige schreiten durchs Zimmer oder auch darin hin und her. Andere tragen ein Buch, ein Schriftstück, eine Mappe, setzen sich an einen Tisch wie auf ihren gewohnten Platz. Die Weiblichen machen sich, etwa mit einer leichten Handarbeit, in deine Nähe und dicht an deine Seite, aber ohne dich sonst zu beachten. Sie führen ersichtlich nichts durch, nichts zu einem Ziele. Sie stellen einander keine Fragen, leiten keine Auskünfte und Zusammenhänge unter sich ein, sie scheinen im Gegenteil unbemerkt voneinander da zu sein, und jeder sieht so aus, als ob er von sich allein aus sein Nichts triebe.

Schließlich vergeht der ganze Spuk wieder, wie er erschienen, wie Dunst in der Luft oder wie Dampf, spurlos, lautlos …

Die meisten, namentlich die abenteuerlustigen Neulinge, werden, dem Reize eines jenseitigen Wunders folgend, diesen deinen Bericht ohne viel Besinnens so aufnehmen und auch dabei bleiben, dass das, was da los war, tatsächlich übersinnliche Wesen seien, schwach bewusste und schwach beseelte Jenseitige, die mit oder ohne ihr eigenes beabsichtigtes Zutun deine Aufmerksamkeit in Anspruch nahmen.

Du ließest die Bilder gewähren und beeinflusstest wissentlich ihr Gebaren nicht. Dein Verhalten hat keinen Antrieb auf sie ausgeübt. Und doch sah es so aus, als ob etwas von dir ausginge, was ihr Erscheinen nach sich zog, demnach etwa so, wie wenn sie etwas spürten, in deiner Nähe wenigstens etwas spürten. Aber was? Ihr eigenes Scheindasein?

6. Des Menschenwesens Daseinslust

 

Der Schöpfungsbeginn war streng genommen kein Erschaffen, sondern ein Verpflanzen eines Etwas, das schon war, aus einem Irgendwo, das kein Ort war, herein in einen Ort, in den unsres Daseins, herüber in das All, in den Raum.

Das sind die Worte des Denkers, womit er in unserem Auftrag ein Wissen beschreibt, das älter als er selbst ist. Ehe vom Menschen gedacht wurde, waren diese Worte nicht da, keine Worte. Sie wurden auch nicht herübergeholt aus dem Reiche des Dings an sich, sie sind vom Menschen in seinem Reich des Daseins erschaffen worden. Das Reich des Daseins und im Reiche des Daseins wurde tatsächlich erschaffen: vom Menschen. Zur eigenen Erklärung seiner Zustände und des Verhaltens seines Ichs erfand der Mensch späterhin das Denken und zum Denken die Sprache. Er tat dies, um sich in dieser Art von allem, was da war und noch hinzukam, eine Vorstellung machen zu können. So wollte er es; er war ja Wille, er konnte vorgehen und schaffen, wie und was er wollte. Und so schuf er sich die Welt seiner Vorstellung und verschaffte sich eine Vorstellung von dieser seiner Welt des Daseins, indem er die betreffenden Mittel und Werkzeuge entstehen ließ.

Wie aber können wir davon wissen, die Geschichte alter und erster Zeiten der Schöpfung? – Durch das Heute. Wer das Heute und sich im Heute wahrhaft kennt, und wer die wahre Vorstellung des Heute sich hat machen lernen, weiß hieraus ganz von selbst das Gestern. Hernach kann er, soweit es das Denken gestattet, sein Wissen in die zutreffenden Gedanken und Worte fassen.

Ehe vom Menschen gedacht und in Worten gewusst wurde, und ehe er noch ein dieser Errungenschaft entsprechendes Gedächtnis besaß, musste er ein andres Wissen, ein seelisches, der Empfindung entsprungenes gehabt haben. Er hatte es in der Tat. Die seelischen Mittel und Werkzeuge des Menschen sind älter als die, die er sich zum Denken heranbildete. Sie sind so alt wie die Seele des Alls, und diese ist so alt wie die Schöpfung, nicht älter und nicht jünger. Die Seele als das empfindende Mittel des Alls, der Schöpfung und ihrer Wesen, ist gleichzeitig mit der Schöpfung entstanden, mag der Denker dazu sagen, was er will. Der Denker sagt übrigens nicht, was er will, sondern überdenkt immer nur das, was ihm von seinem Schöpfer, dem Menschen, zu verarbeiten angewiesen wird.

Die Vorstellung des Menschen von der Welt beruhte ursprünglich auf einem Erfinden und gleichzeitigen Empfinden der Welt und des Alls. Beide sind dem darüber Denken vorangegangen. Sie haben dem Denken den Stoff geliefert. Das Denken entstand ja, um dem Menschen sein empfundenes Wissen in Begriffswissen zu übertragen und ihm diese Art Vorstellung über seine Schöpfungen zu besorgen. Diese Wissensart schien dem Menschen äußerst passend zur Ausnützung seiner Schöpfung und zur Bemeisterung seiner Zwecke darin.

Die Grundlagen unsres Daseins sind Leben, Bewegung, Berührung und die Empfindung von all dem Dieses Empfinden vermittelt den Wesen ein Wissen ihres Daseins und ihrer gegenseitigen Zustände im Dasein. Empfindung ist Seele. Ohne Seele kein Erleben des Daseins und kein Verhältnis der Lebewesen zueinander. Sämtliche Wesen, ausgenommen der Mensch, ließen sich bisher an diesen empfindenden Wissenszuständen genügen. Nur der Mensch gab sich nicht damit zufrieden, ein Beweis, dass der Mensch über ein weiteres, höheres Empfindungsvermögen verfügte als sämtliche andre Lebewesen. Er war das Leben selbst, die andern Wesen waren von ihm belebt. Er war der Schöpfer, die anderen waren Geschöpfe. Er empfand außer dem gegenseitigen Zustande der Wesen untereinander noch den weitern, dass er das Leben, dass er der Schöpfer dieser Verhältnisse war. Er war Schöpfer, in ihm erhielt auch die Seele ihr schöpferisches Bewusstsein.

Soweit die Seele im Menschenwesen zum Bewusstsein gekommen ist, ist sie etwas Selbstständiges und ebenfalls Schöpferisches geworden. Eine Kraft war sie immer und wirkte auch so. Sie bewirkte die Empfindung, das Wissen der Schöpfung, das heißt ihrer Wesen. Deshalb kann gesagt werden, die Seele sei gleichzeitig mit der Schöpfung erschaffen worden, sie sei aus einer nicht daseienden eine daseiende Kraft geworden. Sie war das erste, das ins Dasein trat, aber nicht so, dass sie zuvor schon als Seele vorhanden gewesen wäre. Erst als der Mensch sie zu seiner Schöpfung bedurfte und ihr durchs Erschaffen der Schöpfung ein bestimmtes Wirkungsfeld gab, trat sie auf den Plan.

Getauft auf einen Namen wurde die Seelenkraft nicht bei ihrem ersten Wirken schon. Anfangs trat sie als ein X in Wirkung, unerkannt, denn damals erkannte noch kein Wesen etwas Erschaffenes, außer eben indem es das Erschaffene empfand. Erst als das Denken kam, gab es einzelne Unterscheidungen, die, von den andern getrennt, anerkannt und benannt wurden. Der Geist erschuf, die Seele brachte die Empfindung des vom Geist Erschaffenen in die Schöpfung. Der Geist war vor der Schöpfung schon da und war das erste, das ins Dasein trat, jedoch nicht als Geist, sondern als eine Leistung des Geistes, die der Beachtung unterstellt war, sobald ein beobachtendes Wesen vorhanden war. Die entstandenen Wesen, vor allem das menschliche, waren beobachtungsfähig. Der erste Mensch, wie beschaffen er damals gewesen sein mochte, war das erste Wesen im Dasein, das etwas empfand, empfand bevor noch ein weiteres Wesen da war: er empfand sich, damals nur sich. Als Kraft und selber Geist empfand er sich, und wenn die Seele die einzige Empfindung des Alls ist, so muss sie die seelische Kraft geworden sein in demselben Augenblick, als das Menschenwesen sich empfand. Und empfinden musste sich dieses erste Wesen der Schöpfung, wenn es schon einmal da war. Dasein heißt eben sich wo empfinden, zunächst nicht als etwas, sondern einfach als daseiend. Daseiend empfand sich das erste Wesen, weiter ging sein Empfinden noch nicht. Ein sich empfindendes daseiendes Wesen ist ein lebendes Wesen. Wäre es nicht lebend im Dasein, so wäre es noch weniger empfindend, es wäre empfindungslos, hätte keine Spur von Daseinsbewusstsein, wäre also nicht da, wäre unbeseelt, würde von uns tot genannt.

Der Mensch empfand sich als das erste erschienene Wesen. Weiter ist bisher durchs Denken sein Wissen in der langen Zeit nicht mehr gekommen. Nur hat er jetzt durchs Nachdenken über seine empfundenen Zustände Namen und sprachlichen Ausdruck für alle diese Angelegenheiten erfunden. Wenn er nicht noch andre Befähigungen hätte als das Denken, so käme er auch nie darüber hinaus.