Mythos Weltumsegelung - Peter Foerthmann - E-Book

Mythos Weltumsegelung E-Book

Peter Foerthmann

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Beschreibung

In der Welt der Blauwassersegler wird Peter Foerthmann seit Jahrzehnten zurate gezogen, wenn es um Steuerfragen geht. Als Entwickler, Produzent sowie weltweiter Ansprechpartner in der komplexen Materie von Windsteuersystemen ist seine Expertise international gefragt. Sein Praxiswissen ist eine Schatztruhe von Erkenntnissen, die hier geöffnet wird. Dieses kleine Buch beschäftigt sich mit den mannigfaltigen Herausforderungen, die auf Schiff und Crew lauern, wenn die Leinen losgeworfen sind, benennt geografische, geopolitische Faktoren und rührt am sozialen Zusammenhalt einer Crew und der Frage, ob sie bis zur Ankunft als eingeschweißtes Team auf See den Herausforderungen standhalten oder nicht, denn Segeln ist wie kein zweiter Sport geeignet, Wahrheiten und Seelenlagen zutage zu fördern.

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Seitenzahl: 69

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PETER FOERTHMANN

MYTHOSWELTUMSEGELUNG

LEBENSZIEL ODER SACKGASSE?

Copyright: © 2020 Peter Foerthmann

Lektorat: Erik Kinting – www.buchlektorat.net

Umschlag & Satz: Sabine Abels – www.e-book-erstellung.de

Illustrationen & Coverbild: Inga Beitz–Svechtarov

Verlag und Druck:

tredition GmbH

Halenreie 4044

22359 Hamburg

ISBN 978-3-347-12708-1 (Paperback)

ISBN 978-3-347-12709-8 (Hardcover)

ISBN 978-3-347-12710-4 (e-Book)

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

INHALTSVERZEICHNIS

Lebenszenit oder Sackgasse?

MYTHEN UND IDOLE

Zenit und Alltag

Segelblogs

Eine Zahl, die keiner kennt

Der Lebensplan

Singlehander

Finanzierung

Das ideale Schiff

Kleine oder große Runde

LÖSUNGEN UND OPTIONEN

Die Sackgasse

Der Lebenstraum

Verantwortung

Gibt es ein Patentrezept?

Stand der Technik

Fazit

Flaschengeist

Heimkehr – und dann?

Aktion und Reaktion

Das soziale Netz

Das Band zur Heimat

Trennung als Katalysator

Freunde

Schlusswort

Epilog – Corona als Zeitenwende?

 

LEBENSZENITODER SACKGASSE?

Kaum ein zweites Wort im Leben eines Seglers vermag derart zu elektrisieren oder emotionalisieren wie das Wort Weltumsegelung. Es ist die sichtbare Spitze eines gewaltigen Eisbergs, der im Leben nahezu aller Segler genügend Treibstoff generiert, um Lebensläufe zu lenken, zu strukturieren, zu bezahlen oder zu finanzieren – um den Traum am Ende zu realisieren oder vielleicht auch nicht. Es handelt sich um einen Stand-alone-Traum, der in der Lage ist, Menschen bis in die tiefen persönlicher Strukturen zu prägen und sie für Beruf, Partner und soziale Umgebung kompatibel zu lassen – oder zu separieren. Erfolge oder Niederlagen gewinnen eine ganz eigene Bedeutung, weil die Zeit auf See zeigt, ob man durchhält oder nicht.

Der Kampf gegen innere Schweinehunde wird einsam ausgefochten oder partnerschaftlich durchgestanden bzw. gelöst. Am Ende zeigt sich, ob die Verbindung tragfähiger geworden ist oder in die Sackgasse geführt hat, weil man viel Lebensenergie verwendete – oder gar vergeudete? – um die Träume vom Abenteuer dereinst umzusetzen. Es gibt wenige vergleichbare Situationen in menschlichen Verbindungen, die den Bodensatz einer Beziehung ähnlich unbarmherzig offen legen, weil es an Bord, in einer feindlichen Umgebung, keine Notausgänge oder Mauselöcher gibt, durch die man unter notdürftiger Aufrechterhaltung der Rest-Ehre – oder eines unbedachten früheren Versprechens – das Schiff elegant verlassen kann. Manchmal werden dann besonders dreiste Lügen aufgetischt, anstatt authentisch das Kind beim Namen zu nennen, den der Partner ohnehin seit Langem ahnt.

Segler besitzen nun mal ein besonderes Verständnis zu Freiheit und Natur, der sie sich anvertrauen, in der sie sich gern bewegen und die sie als Gegenpol zu einem hektischen Leben an Land als Lebensform ansehen – ein idealer Humus für Träume der besonderen Art, die schnell ein ungeahntes Eigenleben entwickeln können.

Der Traum der Träume wird schnell geboren, wer wollte sich auch dagegen wehren, solange der Traum eine angenehme Lebensbegleiterscheinung ist, der frustrierende Alltage vergessen hilft? Wie viel Realitätsbezug ist erlaubt? Wie viel wird zugestanden? Wo ziehen wir die Grenze, die uns selber schützt? Es zeugt von Lebenserfahrung, wenn wir in der Lage sind, unsere Träume den realen Gegebenheiten stillschweigend anzupassen, ohne dadurch in Erklärungsnot uns selbst und anderen gegenüber zu geraten. Soziale Zwänge sind nicht geeignet, ein Abenteuer zu beginnen, weil das Scheitern bereits um die Ecke grinst.

Das Wort Weltumsegelung, einmal ausgesprochen, verbindet oder entzweit langjährige Partnerschaften, birgt eine Tellermine mit Langzeitwirkung und entwickelt Eigendynamik, die meist nicht mehr aufzuhalten ist. Der Tag der Abreise gerät leicht zum Katalysator einer Beziehung, weil dies die Stunde der Wahrheit ist.

Es soll hier untersucht werden, welche Aspekte, welche Facetten zu berücksichtigen sind, um Menschen, bei denen der Bazilllus vom Plan einer Weltumsegelung latent oder bereits viral vorhanden ist, zu zeigen, welche Unterschiede zwischen Traum und Realität zu bedenken sind, weil Blauäugigkeit nicht immer die beste aller Verhaltensweisen ist.

 

MYTHENUND IDOLE

Der Grundstein jeder Weltumsegelung ist in der Regel literarischer Natur. Nahezu jeder Segler hütet die dicken Wälzer der Männer oder Frauen, die ihre Träume bereits real erlebt – oder durchlitten? – und sich entschlossen haben, ihre Erfahrung und ihr Wissen niederzuschreiben, um von ihren Reisen zu berichten – und damit Geld zu verdienen. Männer wie Wilfried Erdmann, Rollo Gebhard und Bobby Schenk halten in deutschen Buchregalen einen Logenplatz, zudem ihr Verlag es flankierend verstanden hat, ihnen diesen Platz zu garantieren, zu polstern bzw. sie nicht zu stören oder gar neue Helden vorzustellen, deren Erfahrungen dann jüngeren Datums sind. Diese Maßnahme ist für die beteiligten Parteien von Vorteil, weil allseits Pfründe gesichert werden, wobei Bobby Schenk mir gegenüber sinngemäß einmal humorvoll offenbarte, dass man einen guten Verleger wohl am besten daran erkennen könne, dass er aus den Totenschädeln seiner Autoren dereinst Champagner schlürft.

Aber es gibt auch eine Reihe ganz anderer Idole, die durch besonders authentische oder humorvolle Segelbeichten die Herzen ihrer Leser im Sturm erobert und fortan eigene Träume befeuert haben: Tania Aebi, Wolfgang Hausner, Hugo Wehner oder Burghard Pieske haben unvergessliche Lesestunden beschert und ihren Teil zu Traumszenarien alltagsgeplagter Menschen beigetragen. Allen Büchern gemein ist, dass sie Träume erzeugt haben, indem sie den Lesern Einblicke in eine andere Welt verschafften und den Wunsch wachsen ließen, einer langjährig gehegten Fiktion dereinst selbst hinterher – oder entgegen? – zu segeln.

Die Aufnahmefähigkeit des Buchmarktes für Idole ist indes durch Faktoren wie den Kaufpreis, die Anzahl segelnder Deutsch sprechender Segler und Träumer sowie die Anzahl von Ereignissen im Laufe eines Jahres wie Geburtstag, Weihnachten etc. begrenzt. Zudem verkaufen Bücher vornehmlich positive Botschaften, weil in deren Kielwasser Segeln in positivem Licht erscheint, also angenehm verbrämt. Wer würde schon zugestehen, dass Segeln auch viele Schattenseiten mit sich bringt oder dass die Strapazen sich nicht lohnen?

Zudem: Die bewusste Verknappung von Segelhelden begünstigt eine Überhöhung der Autoren, wobei Druckwerke bei Neuauflage häufig nur geringfügig aktualisiert werden. Auch liegt es in der menschlichen Natur, dass das Erlebte stets subjektive Farbe erhält, die nicht unbedingt die wahre Gemengelage reflektiert.

So kann es nicht ausbleiben, dass in Seglerköpfen ein Bild entsteht, das mit der Wirklichkeit nicht harmoniert. Hier liegen ganze Hasenfamilien begraben, weshalb man jedem aufmerksamen Leser nur empfehlen kann, sein Bild möglichst umfassend auch anderweitig zu ergänzen, was in der heutigen Welt ja keine Herausforderung mehr ist. Je mehr Wahrheiten in Köpfen mit großen Plänen reflektiert werden, desto besser die Chancen, die Realitäten später besser zu verkraften. Wenn Blauäugigkeit der alleinige Entscheider ist, entscheidet am Ende nur das pure Glück.

Blauwasserseminare sind ein idealer Nährboden, die Distanz zweier Welten zu verringern, weil dort der physische Abstand zwischen Chronist und Auditorium am geringsten ist und Kommunikation auf Augenhöhe erfolgen kann, falls der Dozent nicht auf einer Bühne steht.

Zusammenfassend ist zu sagen, dass Deutschland recht arm an segelnden Heroen ist, was durchaus der Bedeutung des Segelsports im Land entspricht, weil bei uns das runde Leder immer so viel wichtiger ist. Bobby Schenk belegt in seinem Who is who der Weltumsegler1, dass die Liste vollzogener Weltumsegelungen im Laufe der Jahrzehnte rührend klein geblieben ist: 74 Namen finden sich dort. Die Antworten auf dezidierte, stets identische Fragen lassen Rückschlüsse zu, die auszuwerten sind. Interessanterweise zeigt bereits die Überschrift, dass der Vollendung einer Weltumsegelung ein elitärer Charakter eingeräumt zu sein scheint. Ohne hier den Hauch eines Zweifels an den individuellen Leistungen – oder den durchlittenen Qualen – aufkommen zu lassen, so scheint doch dem Vollzug einer Weltumsegelung immer noch etwas Magisches innezuwohnen. Handelt es sich hier um einen Klub der Erlauchten? Oder wird im Nachhinein ein Heldenepos bewusst stilisiert, der nicht unbedingt im Sinne der Befragten ist? Diese Frage sollte sich jeder vor dem eigenen Spiegel beantworten.

Außerhalb Deutschlands jedenfalls sieht diese Welt ein wenig anders aus, was sich denjenigen Seglern sehr schnell erschließt, die der englischen Sprache mächtig sind. Der Buchmarkt in den USA ist vergleichsweise ungemein ergiebig, weil dort die Autoren in viel größerem Masse ihre Bücher und Elogen selbst verlegen und vertreiben. Schlecht für dortige Verlage, besser für Autoren, am besten jedoch für eine Leserschaft, die sich ein umfangreiches Bild verschaffen kann, bevor sie eigene Pläne schmiedet und realisiert.

 

1 http://www.yacht.de/schenk/who/who00.html

ZENITUND ALLTAG