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In den vorliegenden 12 Geschichten werden vier verschiedene Themenkreise behandelt: - Beim ersten geht es um die gesellschaftlichen Veränderungen, wie die Kommerzialisierung, die Techno-Dominanz und die Veränderungen im Menschenbild. - Der zweite Kreis befasst sich mit den Ängsten vor möglichen Krisen: Künstliche Intelligenz, Klimakatastrophe und Synthetische Biologie. - Im dritten Kreis steht 'Gott und die Welt' im Zentrum. - Im letzten Tripel geht es um 'Weisse alte Männer', die in der Nachspielzeit weiter kämpfen bis zum Schlusspfiff des Schiedsrichters.
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Seitenzahl: 121
Veröffentlichungsjahr: 2024
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Im vorliegenden Büchlein mit dem Titel ‘Nachspielzeit’ erzähle ich Geschichten, die ich gehört, gelesen oder frei erfunden habe. In diese Erzählungen habe ich einen Kommentar eingepackt. Man könnte so die einzelnen Erzählungen auch als Essays bezeichnen. Dabei geht es um meine persönliche Auseinandersetzung mit einem Thema.
In den vorliegenden 12 Geschichten werden vier verschiedene Themenkreise behandelt.
Beim ersten geht es um die gesellschaftlichen Veränderungen, wie die Kommerzialisierung aller Lebensbereiche, die Techno-Dominanz und die Veränderungen im Menschenbild.
Der zweite Kreis befasst sich mit den Ängsten vor möglichen Krisen: Künstliche Intelligenz, Klimakatastrophe und Synthetische Biologie.
Im dritten Kreis steht ‘Gott und die Welt’ im Zentrum.
Im letzten Tripel geht es um ‘Weisse alte Männer’, die in der Nachspielzeit weiter kämpfen bis zum Schlusspfiff des Schiedsrichters.
Für meine Familie
und
Für meinen Freundeskreis
Gute Nacht Freunde
Es wird Zeit für mich zu geh’n.
Was ich noch zu sagen hätte
Dauert eine Zigarette
Und ein letztes Glas im Steh’n.
(Reinhard Mey)
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Elf Freunde müsst ihr sein!
Sappho, Elvis und Co.
Pygmalion lebt immer noch!
Prometheus, Sännetuntschi und Co.
Wir sind noch einmal davongekommen
Homunculus und die schwarze Spinne
Vom Fischer und seiner Frau
Salomon, der Prahlhans!
Liebt der Samariter seinen Nächsten?
Der Mann, der zuviel wusste
Drei Männer und ihr Schicksal
Alte weis(s)e Männer
Anhang
Vorwort
Als ich mein Buch ‘Die Physiker und der Elfenbeinturm’ veröffentlicht hatte, wollte ich meine Feder hinlegen. Aber das Reflektieren über Gott und die Welt hörte nicht auf. Und mir wurde klar, dass ich über vieles, was mir wichtig war, noch nicht richtig nachgedacht hatte. Und so startete ich 2022 nochmals ein Buchprojekt mit dem Titel ‘Der erfundene Sinn.’ Darin wollte ich aufzeigen, wie sich Glaube und Wissen entwickelten und wie daraus abgeschlossene Systeme entstanden, die dann durch Revolutionen erschüttert wurden. Als ich das gedruckte Buch nach ein paar Monaten kritisch durchgesehen habe, war mir klar, dass ich – wie eine Kritikerin sagte – zu dicht und zu abstrakt meine Thesen formuliert hatte. Ich stehe zu meinen Aussagen, doch es war mir ein Anliegen, diese so zu formulieren, dass sie mehr Leute verstehen können. Zuerst wollte ich ein Nachwort oder eine Kurzfassung schreiben, die besser verständlich sein sollte. Aber beim Schreiben begann ein neuer Prozess, und so entstand ein eigenständiges Büchlein, wobei ich einige wenige Ausschnitte von früheren Büchern übernommen habe. Ich suchte nach einem neuen Buchtitel. Dabei gefiel mir ‘Nachspielzeit’ besonders gut. Mit meinen 85 Jahren bin ich älter, als ich aufgrund der Lebenserwartung für Männer hoffen konnte. Ich bin jetzt in der Nachspielzeit und warte – wie im Fussball – auf den Schlusspfiff des Schiedsrichters. Und der Schiedsrichter heisst Tod, der über alles den Schleier des Vergessens legt.
In der ‘regulären Spielzeit’ bin ich vielen Menschen begegnet, die meine äussere und innere Entwicklung beeinflusst haben. Ich wuchs in einer Familie auf, die stark in der katholischen Tradition verwurzelt war. Schon früh musste ich Verantwortung übernehmen, sei es für meine Geschwister, sei es aber auch für meine Mutter und meinen Vater, die oft auf Hilfe angewiesen waren. Mit dreizehn Jahren kam ich ins Internat der Stiftsschule Einsiedeln. Unsere Lehrer waren Benediktinermönche, die den Stoff aus ihrer Sicht vermittelten. Hatten Mitschüler Schwierigkeiten, dann teilte der Präfekt sie mir zu, damit ich mich denen annehme, damit sie über die Runden kommen könnten. Danach habe ich Physik studiert und mir diese Denkweise angeeignet. Als Physiker muss man produktiv und kreativ sein und Resultate liefern. Mit Vierzig ist aber meistens die kreative Phase vorbei, und so musste ich auch andere Aufgaben in der Führung und Ausbildung übernehmen. Da kamen andere Wissensgebiete wie Betriebswirtschaft und Management hinzu. Im Ruhestand kehrte ich zur Physik zurück, war aber nicht mehr ein produktiver, sondern ein reflektierender Physiker. Dies war die äussere Entwicklung und ich bin allen Menschen dankbar, die dazu beigetragen haben: Meinen Lehrern, meinen Klassenkameraden und Kollegen, meinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, meinen Freunden und Gegnern. Die innere Entwicklung war und ist geprägt von der Entwicklung meiner Familie. Da steht an erster Stelle meine Frau Ingeborg, mit der ich seit 60 Jahre verheiratet bin. Unsere Wertvorstellungen haben sich von allem Dogmatischen gelöst, ohne dass wir vergessen haben, dass wir einer christlichen Grundhaltung verpflichtet sind. Zu diesem Reifeprozess haben auch unsere Söhne Thomas und Stephan beigetragen, die nun selber eine eigene Familie haben. Und unsere Enkelkinder haben nochmals einen wichtigen Impuls in unser Leben gebracht. Dafür bin ich jetzt in der Nachspielzeit dankbar.
Die Form der folgenden Beiträge ist die einer Erzählung. Ich erzähle eine Geschichte, die ich gehört, gelesen oder frei erfunden habe. In diese Erzählungen habe ich dann einen Kommentar eingepackt, der meine persönliche Sicht auf die in der Geschichte aufgeworfenen Probleme und Fragen wiedergibt. Man könnte so die einzelnen Erzählungen auch als Essays bezeichnen. Dabei geht es um meine persönliche Auseinandersetzung mit einem Thema. Sie erheben nicht den Anspruch auf wissenschaftliche Exaktheit. Wenn ich zum Beispiel im Essay ‘Elf Freunde müsst ihr sein’ die Geschichte des Fussballs während der letzten 70 Jahre beschreibe, dann ist das meine Sicht auf eine gesellschaftliche Entwicklung, die es nicht nur im Fussball gegeben hat.
Die zwölf Essays behandeln vier verschiedene Themenkreise. Beim ersten Themenkreis geht es um die gesellschaftlichen Veränderungen, wie die Kommerzialisierung aller Lebensbereiche (Elf Freunde), die Techno-Dominanz (Sappho, Elvis) und die Veränderung im Menschenbild (Pygmalion). Der zweite Kreis befasst sich mit den Ängsten vor möglichen Krisen: Künstliche Intelligenz (Prometheus), Klimakatastrophe (Wir sind noch einmal davongekommen) und die Synthetische Biologie (Homunculus). Im dritten Kreis steht ‘Gott und die Welt’ im Zentrum (Fischer, Salomon, Samariter). Im letzten Tripel geht es um ‘Weisse alte Männer’, wie ich einer bin (Der Mann, der zuviel wusste, Drei Männer, Alte weis(s)e Männer). Der besseren Lesbarkeit habe ich einige Aspekte, die nur abstrakt formulierbar sind, in den Anhang genommen. Leserinnen und Leser, die mit Physik und Philosophie nicht viel anfangen können, sollen den Anhang beiseitelassen. Die zentral Aussage ist die, dass wir immer in Modellen denken. Modelle sind zwar nützlich, aber sie dürfen nicht den Anspruch erheben, dass sie die letzte Wahrheit seien. Und so kommt es zur letzten Schlussbemerkung, die wohl die meisten Leserinnen und Leser dieses Buches1 unterschreiben könnten:
I am still confused, but on a higher level.
Zollikon, 1. Februar 2024 Otto Sager
1 Das Buch wurde weder von einem Lektor oder einem Korrektor kritisch überprüft. Es enthält Fehler und ich bitte die die Leserinnen und Leser grosszügig darüber hinwegzuschauen.
Elf Freunde müsst ihr sein!
‘Elf Freunde müsst ihr sein’ ist zu einem geflügelten Wort geworden. Es stammt aus einem Jugendbuch und handelt von einer Klasse im Berlin der 1930er Jahre. Dieses Bonmot wird oft Sepp Herberger zugeschrieben, der als Bundestrainer der deutschen Mannschaft 1954 das ‘Wunder von Bern’ möglich machte. Seine Elf wurde Weltmeister.
Wenn man Menschen nach ihren Hobbies fragt, dann nennen viele ‘Sport’. Die einen betreiben Sport, die anderen konsumieren Sport. Und Sportübertragungen beanspruchen viel Sendezeit im Fernsehen. Sport ist nicht nur Ertüchtigung und Unterhaltung. Sport ist wie das Leben!
Es gibt drei Kategorien von Sportarten:
Kampf um den ersten Platz:
Leichtathletik, Ski, Rudern, Segeln, Radrennen.
Jeder und Jede will das Beste geben. Dazu muss alles perfektioniert werden: Training, Material, Gewicht, Ernährung. Nur Ausnahmekönner werden in diesen Sportarten Sieger. Dieser urmenschliche Wunsch, der Erste, der Grösste zu sein, findet in diesen Sportarten sein Spiegelbild.
Duelle:
Fechten, Boxen, Judo, Karate, Tennis. Schach.
Duelle kennen immer einen Sieger und einen Verlierer. Gewinner-Gewinner – Lösungen gehören nicht zu diesen Sportarten. Bei den Duellen ist es nicht nur wichtig, was der Kämpfer denkt oder tut. Er muss fähig sein, den Gegner zu verstehen, was dieser denkt und tun wird. Dies kann rational geschehen wie beim Schach, oder intuitiv bei Kämpfen mit Körperkontakt. Nebst den athletischen Voraussetzungen wie Körpergrösse, Kraft, Beweglichkeit braucht es mentale Stärke. Sie manifestiert sich in Entschlossenheit, Kampfwille und Selbstvertrauen. Dies sind Eigenschaften, die im harten täglichen Leben von grosser Wichtigkeit sind.
Mannschaftssport:
Fussball, Handball, Eishockey, Basketball, Rugby.
Beim Mannschaftssport gibt es Sieger und Verlierer. Dabei dominiert das ‘Wir-Gefühl’. Es ist das tief verwurzelte Gefühl, sich als Gruppe gegenüber Feinden durchsetzen zu müssen. Gruppen können nur schlecht verlieren. Entsprechend wird oft mit harten Bandagen gekämpft. Mannschaftssport findet vor Publikum statt. Die ‘Fans’ identifizieren sich mit ihrer Mannschaft. Damit hat insbesondere der Fussball eine gesellschaftliche Auswirkung.
Weltmeisterschaft 1954
Bei dieser Weltmeisterschaft war die Nationalmannschaft der jungen Bundesrepublik Deutschland wieder spielberechtigt und siegte im Endspiel gegen die favorisierte Nationalmannschaft von Ungarn mit 3:2. Der Titelgewinn löste in ganz Deutschland einen Freudentaumel aus. Neun Jahre waren seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs vergangen. Deutschland und sein Nazi-Regime waren die Verlierer. Jetzt war Deutschland Sieger und es entwickelte sich ein neues Selbstwertgefühl. Dies war das ‘Wunder von Bern’. Tugenden wie Kameradschaft, Fleiss, Disziplin, Teamgeist und Ausdauer waren ausschlaggebend. Die ‘Elf Freunde’ hatten alle den Weltkrieg aktiv miterlebt. Wahrscheinlich waren alle in Einheiten, die mit dem Mut der Verzweiflung die Niederlage abwenden und selber als Gruppe überleben wollten. Da brauchte es die oben genannten Tugenden. Wie die Spieler zum Nazi-Regime und dessen Gräuel standen, weiss man nicht. Einzig beim Bundestrainer Sepp Herberger weiss man, dass er dieses Amt auch von 1936 bis 1942 innehatte. – Die Tugenden der ‘Elf Freunde’ waren für die Deutschen die Basis für den Wiederaufbau und das darauffolgende Wirtschaftswunder. Fussball hat gesellschaftliche Auswirkungen!
Nebst dem Bundestrainer sollen hier drei Persönlichkeiten und ihre Rollen besonders erwähnt werden:
Der Kapitän Fitz Walter. Er war auf dem Platz das Alpha-Tier, der die Elf zusammenhielt und in kritischen Situationen Anweisungen traf.
Der Schiedsrichter William Ling, der als Unparteiischer Entscheide traf. Was war Foul, was war Nicht-Foul, wie lang soll nachgespielt werden? Mit seinem Schlusspfiff endete das Spiel. Ein Spiel das für viele das Leben bedeutet, und das Leben endet mit dem Schlusspfiff des unparteiischen Schiedsrichters ‘Tod’.
Der Radioreporter Herbert Zimmermann, der mit seinen Kommentaren ganz Deutschland mitfiebern liess. Radio war das Medium, mit dem man die Massen mobilisieren konnte.
„Es kann nur noch ein Nachspielen von einer Minute sein….– Aus! Aus! Aus! Aus! – Das Spiel ist aus! – Deutschland ist Weltmeister – schlägt Ungarn mit drei zu zwo Toren im Finale in Bern!“
Schon damals wurde mit harten Bandagen gekämpft und auch eine Frühform des Dopings soll es gegeben haben. Die Spieler erhielten eine Dosis Vitamin C verabreicht. Die Spieler mussten neben dem Sport einem Beruf nachgehen, um den Lebensunterhalt zu verdienen. Sie waren dadurch Identifikationsfiguren, die zum überwiegenden Teil dem Arbeitermilieu entstammten. Das deutsche Nationalteam war so ein Spiegelbild der damaligen Gesellschaft.
Weltmeisterschaft 1974
Die Weltmeisterschaft 1974 fand in Deutschland statt und stand vor dem Hintergrund terroristischer Bedrohungen. Die Marktwirtschaft hatte zu einem nie gekannten Wohlstand geführt und die Spieler der grossen Mannschaften verdienten üppige Saläre. Die Kritik an dieser Wirtschaftsordnung hatte in den Terror der Roten Armee Fraktion (RAF) umgeschlagen. In ihrem Selbstverständnis war die RAF eine kommunistische, antiimperialistische Stadtguerilla, die vor Morden nicht zurückschreckte. Der Terror dauerte bis Ende Oktober 1977 und endete mit dem Suizid der RAF-Spitze im Gefängnis, nachdem sich die Bundesregierung unter Bundeskanzler Helmut Schmidt nicht erpressen liess und die Geiseln in dem nach Mogadischu entführte Flugzeug durch eine Sondereinheit befreit worden waren. Im Endspiel gewann die bundesdeutsche Nationalmannschaft gegen die Niederlande mit 2:1. Bekannte Spieler dieser Mannschaft waren Franz Beckenbauer, Paul Breitner, Günter Netzer und Uli Hoeness. Für den Gewinn des Weltmeistertitels erhielt jeder der ‘Elf Freunde’ 60’000 Mark. Beinahe wäre es zur Abreise einiger Spieler gekommen, da der Deutsche Fussballbund nur 30’ 000 Mark bezahlen wollte. Beim abschliessenden Festbankett kam es zum Eklat, da die Frauen der Spieler, im Gegensatz zu denen der Funktionäre, keinen Zutritt erhielten. Einige Spieler erklärten empört darauf ihren Rücktritt aus der Nationalelf. – Der Zusammenhalt der ‘Elf Freunde’ hatte nun einen anderen Grund: Geld ist der wichtigste Motivator! Die Spieler sind seither Konkurrenten ihrer Mitspieler, müssen sich aber gegenseitig unterstützen, damit die Mannschaft gewinnt. Nur so steigt ihr Marktwert und damit ihr Einkommen.
Beckenbauer und Hoeness realisierten, dass man aus Fussball ein Geschäft machen kann. Und sie machten aus Bayern München ein Unternehmen, das Gewinne abwerfen und international mit den Grossen in anderen Ländern mithalten konnte. Aus den ‘Elf Freunden’ sind tüchtige Geschäftsleute geworden. Fussball widerspiegelt die gesellschaftliche Entwicklung!
Weltmeisterschaft 1990
Die Weltmeisterschaft 1990 fand in Italien statt und Deutschland siegte im Endspiel gegen Argentinien mit 1:0. Dieser Sieg war insofern von Bedeutung, dass er nach dem Fall der Berliner Mauer stattfand. Das wiedervereinigte Deutschland war auch wirtschaftlich das Mass aller Dinge in Europa.
Nach 1990 setzte auch im Fussball die Globalisierung ein. Spieler hatten nun keine grössere Bindung mehr zu einem Verein oder zu einer Stadt, die dem Verein ihren Namen gab. Die Spieler sind zur Handelsware geworden und der Transfermarkt ist das Wichtigste im Fussballgeschehen. – Erstaunlicherweise hatte diese Entwicklung keinen Einfluss auf die Fans, die ihren Verein unterstützen. Der Match ist der Ort, wo man sich mit Kollegen trifft und sich im Gruppenverband gross fühlt. Aus Fans sind vielerorts Hooligans geworden. Sie fallen durch aggressives Verhalten und Gewalt auf. Nach dem Match machen sie sich Luft durch Sachbeschädigungen und Schlägereien mit gegnerischen Gruppen oder der Polizei. Die Hooligans suchen den Nervenkitzel und die kämpferischen Ausschreitungen sind für sie ein ‘Wettstreit unter harten Männern’. Für sie ist der Alltag langweilig und der Job ohne Herausforderung. Auch da zeigt sich die gesellschaftliche Dimension des Sports. Die Vereine und Funktionäre verurteilen zwar die Gewalttaten, sind aber bei der Umsetzung von Massnahmen oft sehr large. Die Fans bringen Geld in die Kasse, und das ist das Wichtigste.
Weltmeisterschaften 2022/2023
Ich schreibe dieses Essay im September 2023 und zeige im Folgenden auf, welche Rolle der Fussball bei der gesellschaftlichen Umwandlung spielt, in der wir gerade drinstecken. Ich tue dies stichwortartig.
Männer-WM:
Korruption: Die Vergabe der Weltmeisterschaft an Katar war von Anfang an von Bestechungsvorwürfen begleitet. Stimmen von FIFA-Funktionäre für die Vergabe der WM an Katar waren gekauft.
Menschenrechte: Beim Bau der Stadien sollen viele Arbeitsmigranten gestorben sein, da sie unter schlechten und menschenunwürdigen Bedingungen arbeiten mussten.
Homosexualität: In Katar, einem muslimischen Land, stehen homosexuelle Handlungen unter Strafe.
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Die deutsche Nationalmannschaft plante bei der Weltmeisterschaft mit Armbinden in bunten Farben und der Aufschrift ‘One Love’ zu spielen, um sich gegen Ausgrenzung von LGBTQ-Menschen zu wenden. Auf dem Mannschaftsfoto vor dem ersten Gruppenspiel hielten sich die Spieler der deutschen Mannschaft die Münder zu, was europaweit als klares Statement gegen das FIFA-Verbot der One-Love-Binde Beachtung fand.
Polarisierung der Mannschaft: Der Grossteil der Mannschaft soll gegen diese Geste beim Mannschaftsfoto gewesen sein. Die Intoleranten, die sich für ‘Toleranz’ einsetzen, konnten sich durchsetzen. Die ‘Elf Freunde’ überstanden die Vorrunde nicht. Die alten Tugenden der deutschen Mannschaft kamen nicht zum Tragen.