Natur und Wesen von Mittelerde - J.R.R. Tolkien - E-Book

Natur und Wesen von Mittelerde E-Book

J.R.R. Tolkien

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Beschreibung

Der endgültige Beweis, das Mittelerde existiert J.R.R. Tolkien, der unbestritten größte Fantasyautor aller Zeiten, hat sich bis zu seinem Tod im Jahr 1973 mit seinem eigenen Schaffen auseinandergesetzt und die Voraussetzungen und Entwicklungen seines Weltenbaus überdacht. In »Natur und Wesen von Mittelerde« zeigt sich die ganze Dimension von Mittelerde. Es gibt wohl keine andere Weltenschöpfung, die so viele Leser und Cineasten in ihren Bann gezogen hat wie Mittelerde. In diesem Buch sind zahlreiche späte Schriften Tolkiens zugänglich gemacht, die erhellen, was es mit ihr auf sich hat: mit ihren Geschöpfen, Tieren und Pflanzen, mit dem Entstehen und Vergehen ganzer Landschaften, bis hin zu der Frage, was Tote und Lebendige, Elben und Menschen verbindet und trennt. Und manch einzelne Geschichten aus dem Herr der Ringe, dem Silmarillion, den Nachrichten aus Mittelerde werden erst verständlich, wenn der Leser dem tiefen Nachdenken Tolkiens über seine Welt begegnet. Natur und Wesen von Mittelerde enthält ein eigenes Kapitel über die Insel Númenor und ihre Bewohner. Sie wird Schauplatz der neuen Tolkien-TV-Serie sein.

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EPUB

Seitenzahl: 968

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J.R.R. TOLKIEN

NATUR UND WESEN VON MITTELERDE

Späte Schriften zu den Ländern, Völkern und Geschöpfen und zur Metaphysik von Mittelerde

Herausgegeben von Carl F. Hostetter

Aus dem Englischenvon Helmut W. Peschund Susanne Held

KLETT-COTTA

Impressum

Dieses E-Book basiert auf der aktuellen Auflage der Printausgabe.

Hobbit Presse

www.hobbitpresse.de

Die Originalausgabe erschien unter dem Titel »The Nature of Middle-earth. Late Writings on the Lands, Inhabitants and Metaphysics of Middle-earth«

im Verlag HarperCollins Publishers, London 2021

Alle Texte und Materialien von J.R.R. Tolkien © The Tolkien Estate Limited and The Tolkien Trust 1980, 1993, 1998, 2000, 2001, 2005, 2007, 2009, 2011, 2014, 2021

Vorwort, Einleitungen, Fußnoten und Kommentare © Carl F. Hostetter 2021

® und Tolkien® sind eingetragene Markenzeichen des

Tolkien Estate Limited

Für die deutsche Ausgabe

© 2021 by J.G. Cotta’sche Buchhandlung

Nachfolger GmbH, gegr. 1659, Stuttgart

Alle deutschsprachigen Rechte vorbehalten

Cover: Birgit Gitschier, Augsburg

unter Verwendung der Daten des Originalverlags

Cover-Illustration © Ted Nasmith 2021; Layout © HarperCollins Publishers Ltd 2021

Gesetzt von Dörlemann Satz, Lemförde

Gedruckt und gebunden von CPI – Clausen & Bosse, Leck

ISBN 978-3-608-96478-3

E-Book ISBN 978-3-608-10087-7

Inhalt

Vorwort

Vorbemerkung des Herausgebers

Anmerkung der Übersetzer

Abkürzungen und Schreibweisen

Abkürzungen des Autors

Bibliografische Abkürzungen

Abkürzungen des Herausgebers

Sprachen

Linguistische Begriffe

Erster Teil

Zeit und Altern

Einleitung

Kapitel 1

Das Valische Jahr

Text 1

Text 2

Zeit

Anmerkungen

Kapitel 2

Valinorische Zeiteinteilungen

Anmerkung

Kapitel 3

Von der Zeit in Arda

VON DER ZEIT IN

ARDA

I Die

Quendi

im Vergleich mit den Menschen

Anmerkungen

Kapitel 4

Zeitmaßstäbe

Zeitmaßstäbe

Anmerkungen

Kapitel 5

Natürliche Jugend und Wachstum der Quendi

Die Jugend der Quendi

Anmerkungen

Kapitel 6

Das Erwachen der Quendi

Text B

I. Vorüberlegungen

II

. Anmerkung zu Angband und Utumn

o

Text A

Anmerkungen

Kapitel 7

Die Wanderung der Quendi

Quendi

Anmerkungen

Kapitel 8

Elbische Überlieferungen über das »Erwachen«

Zusammenfassung der elbischenÜberlieferungen über das »Erwachen« und die

Legende vom Cuivie (Cuivienyarna)

Anmerkungen

Kapitel 9

Zeitskalen und Wachstumsraten

Zeitskalen und »Wachstumsraten«

Einige Berechnungen

Anmerkungen

Kapitel 10

Probleme in der Chronologie

Anmerkungen

Kapitel 11

Das Altern der Elben

Das Altern der Elben

Anmerkungen

Kapitel 12

Über die Quendi und ihre Art des Lebens und des Wachstums

Über die Quendi

und ihre Art des Lebens und des Wachstums,besonders im

Vergleich mit den Menschen

I. Jugend und Alterungbei denQuendi

Anmerkungen

Kapitel 13

Eckdaten

Text 1

Vorschläge für Eckdaten

Text 2a

Neuer Zeitplan

Text 2b

Neuer Zeitplan

Text 3

Aufzählung der Jahre

Anmerkungen

Kapitel 14

Berechnung der Vermehrung der Quendi

Text 1

Berechnung

der Vermehrung der Quendivom

Erwachen

bis zum

Beginn der Großen Wanderung

Text 2

Anmerkungen

Kapitel 15

Ein Generationenmodell

Kapitel 16

Anmerkung zur Jugend und zum Wachstum der Quendi

Anmerkungen

Kapitel 17

Generationentabellen

Text 1

Text 2

Text 3

Tabelle 3

Anmerkungen

Kapitel 18

Elbische und númenórische Lebensalter

Elbische und númenórische Lebensalte

r

Beispiele für die Anwendung auf die Erzählung

Anmerkungen

Kapitel 19

Elbische Lebenszyklen

Text 1

Text 2

Anmerkung

Kapitel 20

Zeit und deren Wahrnehmung

Anmerkungen

Kapitel 21

Anmerkungen zur elbischen Zeitauffassung

Text 1

Elbische Zeit

Text 2

Text 3

Zeitbezug

Kapitel 22

Ein Fragment aus den

Annalen von Aman

Anmerkungen

Kapitel 23

Ein Fragment aus den

Grauen Annalen

Anmerkungen

Zweiter Teil

Körper, Verstand und Geist

Einleitung

Kapitel 1

Das Schöne und das Gute

Anmerkungen

Kapitel 2

Genus und Geschlecht

Genus und Geschlecht

Anmerkungen

Kapitel 3

Hände, Finger und Zahlwörter im Eldarin

Text 1

Die Wörter für

Hand

Links und rechts

Die Finger

Text 2

Text 3

Anmerkungen

Kapitel 4

Haar

Anmerkung

Kapitel 5

Bärte

Bärte

Anmerkungen

Kapitel 6

Beschreibung handelnder Personen

Gandalf

Legolas

Hobbits

Körpergrößen

Gollum

Die Schwarzen Reiter

Kankra

Anmerkungen

Kapitel 7

Innere Bilder

Kapitel 8

Wissen und Erinnerung

Text 1

Text 2

Notiz zu elbischer Erinnerung, vor allem bei den

Wiedergeborenen

, und ihrer Beziehung zu Sprache

Anmerkungen

Kapitel 9

Ó

sanwe-kenta

Ósanwe-kenta»Untersuchung über die Mitteilung von Gedanken« (Zusammenfassung der Erörterung Pengolodhs)

Anmerkungen

Kapitel 10

Notizen zu

Óre

Óre

Anmerkungen

Kapitel 11

Schicksal und freier Wille

Anmerkungen

Kapitel 12

Das Wissen der Valar

Das Wissen der Valaroder Elbische Vorstellungen und Theorien zu den Valar

Anmerkungen

Kapitel 13

Geist

Text 1

Text 2

Zum Thema »Geist«

Anmerkungen

Kapitel 14

Die sichtbaren Formen der Valar und Maiar

Anmerkungen

Kapitel 15

Reinkarnation der Elben

Text 1a

Die Unterredung Manwes mit Eruüber den Tod der Elben und wie Abhilfe zu schaffen wäre,mitsamt den hinzugefügten Kommentaren der Eldar

Kommentar

Text 1b

Anfang einer überarbeiteten und erweiterten Fassung von »Die Unterredung«

Text 2

Reinkarnation der Elben

Text 3

Über »Wiedergeburt«, Reinkarnation durch Wiederherstellung, bei den Elben. Mit einer Anmerkung über die Zwerge

Anmerkungen

Kapitel 16

Aus

Das Statut von Finwe und Míriel

Anmerkungen

Kapitel 17

Tod

I. Tod von Tieren und Pflanzen

II

. Der Tod inkarnierter Körper

Anmerkungen

Dritter Teil

Die Welt und ihre Länder und Bewohner

Einleitung

Kapitel 1

Dunkelheit und Licht

Text 1a

Text 1b

Text 1C

Text 2

Anmerkungen

Kapitel 2

Der Ur-Impuls

Ur-Impuls»Geist«

Text B

Text A

Anmerkungen

Kapitel 3

Die Kräfte der Valar

Die Kräfte der Valar

Anmerkungen

Kapitel 4

Die Herstellung von

Lembas

Text 1

Text 2

Anmerkungen

Kapitel 5

Über Elben-Ökonomie

Über Elben-Ökonomie

Anmerkungen

Kapitel 6

Wohnstätten in Mittelerde

Kapitel 7

Die Gründung von Nargothrond

Kapitel 8

Manwes Bannspruch

Anmerkungen

Kapitel 9

Elbische Reisen zu Pferd

Elbische Reisen zu Pferd

Anmerkungen

Kapitel 10

Einschub zu »Der Weiße Reiter«

Kommentar

Kapitel 11

Das Leben der Númenórer

Das Leben der Númenórer

Anmerkungen des Autors

Anmerkungen

Kapitel 12

Das Altern der Númenórer

Text

1

Text 2

Anmerkungen

Kapitel 13

Über das Land und die Tiere von Númenor

Über das Land und die Tiere von Númenor

Anmerkungen

Kapitel 14

Notiz über den Verzehr von Pilzen

Kapitel 15

Die númenórische Katastrophe und das Ende des »physischen« Aman

Die númenórische Katastropheund das Ende des »physischen« Aman

Anmerkungen

Kapitel 16

Galadriel und Celeborn

Text 1

Über Galadriel & Celeborn

Text 2

Die Namen

Galadriel

,

Celeborn

&

Lórien

Anmerkungen

Kapitel 17

Die Waldelben und ihre Sprache

Text 1

NomenklaturWaldelbisch (

WE

) und Namen, die nachweislich aus (Dialekten) dieser Sprache abgeleitet sind.

Text 2

Anmerkungen

Kapitel 18

Anmerkung zum Säumen Gil-galads und der Númenórer

Anmerkung zum Säumen Gil-galads und der Númenórer, Sauron anzugreifen,

bevor

er seine Streitkräfte zusammenziehen konnte.

Anmerkungen

Kapitel 19

Anmerkung zu Zwergenstimmen

Anmerkungen

Kapitel 20

Anmerkung zur Zwergenstraße

Anmerkungen

Kapitel 21

Aus

Die Jagd nach dem Ring

Anmerkungen

Kapitel 22

Die Flüsse und Leuchtfeuerberge von Gondor

Die Namen der Flüsse

Adorn

Gwathló

Erui

Serni

Sirith

Celos

Gilrain

Ciril, Kiril

Ringló

Morthond

Levnui

Die Namen der Leuchtfeuerberge

Amon Dîn

Eilenach und Eilenaer

Erelas

Calenhad

Halifirien

Anmerkungen

Anhänge

Anhang I

Metaphysische und theologische Themen

Das Böse (als Fehlen von Vollkommenheit)

Ehe

Evolution (theistisch gedacht)

Existenz, Kontingenz der

Geruch der Heiligkeit

Hylemorphismus

Körper und Geist

Der Sündenfall

Unverweslichkeit von Heiligen

Ur-Substanz

Zeitalter der Welt

Anhang 

II

Glossar und Register der Quenya-Begriffe

Literaturverzeichnis

Englische Ausgaben

Deutsche Ausgaben

Register

EnyalienCHRISTOPHER REUEL TOLKIEN21. Nov. 1924–16. Jan. 2020und fürAlex, Aidan, Collin und Caylee

Vorwort

In seinem Vorwort zu Morgoth’s Ring (Bd. 10 seiner History of Middle-earth) schreibt Christopher Tolkien über seinen Vater Ende der 1950er-Jahre und nach der Veröffentlichung von Der Herr der Ringe:

Lange hatte er über die Welt nachgesonnen, die er zum Leben erweckt hatte und die nun in Teilen enthüllt worden war, und sich dabei mit grundsätzlichen Fragen ihrer inneren Gesetzmäßigkeiten befasst. Bevor er ein neues und endgültiges Silmarillion ausarbeiten konnte, musste er den Anforderungen eines stimmigen theologischen und metaphysischen Systems gerecht werden, das nun durch die Annahme verborgener und widersprüchlicher Elemente in seinen Wurzeln und seiner Überlieferung noch komplexer wurde.

Zu den wichtigsten »strukturellen« Ideen der Mythologie, über die er in jenen Jahren nachdachte, gehörten der Mythos des Lichts, die Natur von Aman, die Unsterblichkeit (und der Tod) der Elben, die Art ihrer Reinkarnation, der Sündenfall der Menschen und die Dauer ihrer frühen Geschichte, die Herkunft der Orks und vor allem die Macht und Bedeutung von Melkor-Morgoth, die zum Grund und zur Quelle der Verderbnis von Arda ausgebaut wurde.

Christopher hat in Morgoth’s Ring und den beiden darauf folgenden Bänden von The History of Middle-earth eine größere Auswahl von Tolkiens langen Überlegungen über seine imaginäre Welt veröffentlicht, aber bei weitem nicht alles. Die in diesem Buch versammelten Texte stellen einen bedeutenden Teil und eine umfassendere Wiedergabe seiner Gedanken zu den »grundsätzlichen Fragen ihrer inneren Gesetzmäßigkeiten« dar. Sie enthalten auch jene »Schriften über Mittelerde und Aman, die vorwiegend philosophischer oder spekulativer Natur sind«, die nicht in die letzten Bände der History of Middle-earth aufgenommen wurden. Hinzu kommen Texte beschreibender und/oder historischer Art, hauptsächlich über die Länder und Völker von Mittelerde, die nicht in Nachrichten aus Mittelerde (Unfinished Tales) enthalten sind. Diese Texte und das vorliegende Buch stehen in engem Zusammenhang mit wesentlichen Teilen der oben genannten Bände und werden für diejenigen, die sich besonders für diese Themen interessieren, von größter Bedeutung sein.

Wie Der Herr der Ringe hat auch dieses Buch eine lange Geschichte. Ich habe in gewisser Weise seit fast 25 Jahren daran gearbeitet – auch wenn es mir lange Zeit nicht bewusst war. 1997 erhielt ich von Christopher Tolkien in meiner Eigenschaft als einer der autorisierten Herausgeber der Texte aus dem Nachlass seines Vaters zu dessen erfundenen Sprachen und Schriften ein Bündel von Fotokopien verschiedener hand- und maschinengeschriebener Materialien, die er als »späte philologische Schriften« bezeichnete. Wie diese Bezeichnung schon andeutet, befassen sich alle Texte in diesem Konvolut bis zu einem gewissen Grad mit sprachlichen Themen. Aber wie es oft in Tolkiens nicht-narrativen Schriften nach dem Herr der Ringe der Fall ist, führten die sprachlichen Themen, die den Anlass zu den einzelnen Erörterungen bildeten, Tolkien zu langen (scheinbaren) Abschweifungen, entweder weil sie die historischen, kulturellen, mythologischen und/oder metaphysischen Sachverhalte erklären, die verschiedene Wörter und Ausdrücke widerspiegeln, oder einfach, weil Tolkien einer Idee oder einer Frage nachgehen wollte, die ihm zu dieser Zeit in den Sinn kam. Ich habe drei Texte aus dieser Sammlung herausgegeben und in der Zeitschrift Vinyar Tengwar (VT) veröffentlicht: »Ósanwe-kenta«, ein weit ausholender Aufsatz über gedankliche Kommunikation, in VT 39 (Juli 1998); »Notes on Órë«, eine Betrachtung des »inneren Geistes« als Quelle von Warnung oder Rat, in VT 41 (Juli 2000), und »The Rivers and Beacon-hills of Gondor«, eine ausführliche Diskussion der Namen und Eigenschaften dieser geografischen Objekte, in VT 42 (Juli 2001). (Christopher hatte den letztgenannten Text ursprünglich für eine Aufnahme in The Peoples of Middle-earth, den letzten Band der History of Middle-earth, vorgesehen, aber der Platz war dafür zu knapp.) Ein vierter langer Aufsatz aus dieser Sammlung, ergänzt mit verwandten Materialien aus Tolkiens Papieren, wurde, herausgegeben von Patrick Wynne, in drei Teilen als »Eldarin Hands, Fingers, and Numerals« in VT 46–49 (Februar 2005 bis Juni 2007) veröffentlicht. (Die ersten drei Texte werden hier als Kapitel 9 und 10 des zweiten Teils bzw. als Kapitel 22 des dritten Teils wiedergegeben, der vierte in stark gekürzter Form als Kapitel 3 des zweiten Teils.)

Nach der Veröffentlichung meiner Ausgaben von »Ósanwe-kenta« und »The Rivers and Beacon-hills of Gondor« und im Wissen um mein großes Interesse an diesen und ähnlichen philosophischen, historischen und beschreibenden Texten Tolkiens, auch abgesehen von ihren sprachlichen Elementen, bat Christopher mich, den französischen Tolkien-Experten Michaël Devaux bei der Herausgabe der (größtenteils) unveröffentlichten Materialien zur elbischen Reinkarnation zu unterstützen, auf die Christopher an mehreren Stellen sowohl in Morgoths Ring als auch in The Peoples of Middle-earth anspielt und die er an Devaux geschickt hatte. Diese Ausgabe, zusammen mit Devaux’ französischer Übersetzung nebst Kommentar, wurde schließlich 2014 in Band 3 der Reihe La Feuille de la Compagnie veröffentlicht. (Die Texte werden hier als Kapitel 15 des zweiten Teils und Kapitel 15 des dritten Teils wiedergegeben.)

Dieses Interesse erklärt auch, warum Christopher mir ab dem Spätsommer 2008 nach und nach Fotokopien eines großen Konvoluts an späten (hauptsächlich) handschriftlichen Texten schickte, die von ihm unter dem Obertitel »Zeit und Altern« zusammengetragen worden waren, mit der Bitte, sie zu prüfen und mir Gedanken über ihre mögliche Verwendung zu machen. Wie man sehen wird, sind viele dieser Schriften ganz anders als der Großteil von Tolkiens Werken. Sie beinhalten unter anderem lange Tabellen und Berechnungen über die Alterungsrate und das Bevölkerungswachstum der Eldar von der Zeit ihres Erwachens über die Zeit der Großen Wanderung bis hin zu ihrer Ankunft in Beleriand und darüber hinaus. Trotz ihres eher technischen Charakters enthalten diese unbestreitbar trockenen Statistiken dennoch viele interessante Details von historischer und kultureller Bedeutung – z.B. die Tatsache, dass Tolkien in Erwägung zog, den Elben in Cuiviénen nicht nur den Schutz und die Unterweisung des Vala Orome angedeihen zu lassen, sondern auch den der Maia Melian und jener anderen Maiar, die später, im Dritten Zeitalter, in inkarnierter Gestalt als die Istari (wieder?) nach Mittelerde kommen würden: jene fünf Zauberer, welche von den Valar entsandt wurden, um den Widerstand gegen Sauron zu unterstützen. Diese Materialien als Ganzes veranschaulichen nicht nur Tolkiens (zumindest was mich betrifft) ungeahnte mathematische Befähigung und Präzision (in einer Zeit, lange bevor elektronische Taschenrechner erschwinglich wurden), sondern auch seine große Sorge um eine stimmige und glaubhafte Darstellung, die sich durch seine späteren Schriften zieht.

Nach langen Überlegungen zu den »Zeit-und-Altern«-Materialien und in Anbetracht der (teils veröffentlichten, teils unveröffentlichten) Ausführungen in den »späten philologischen Schriften« sowie ferner gewisser ebenfalls philosophischer und kultureller Passagen (wiederum teils veröffentlicht und teils nicht) in Tolkiens linguistischen Texten, die sich in ähnlicher Weise aus etymologischen Überlegungen ergeben hatten – z.B. der Aufsatz »Fate and Free Will«, den ich 2009 in Tolkien Studies 6 herausgebracht habe (Kapitel 11 des zweiten Teils), und eine lange Diskussion über die Natur der Geister im elbischen Denken, die Christopher Gilson 2007 in Ausgabe 17 der Zeitschrift Parma Eldalamberon abgedruckt und kommentiert hat (siehe Kapitel 13 des zweiten Teils) –, begann ich zu überlegen, wie sich all das zu einem in sich stimmigen Buch zusammenfügen ließe. Dies würde es mir nicht nur ermöglichen, eine solch beträchtliche Menge an Material zu veröffentlichen, wie sie sich in einer Zeitschrift nicht unterbringen ließe, sondern auch, das Ganze dem breiteren Publikum zugänglich zu machen, das meiner Meinung nach verdient hat, es zu kennen. Nachdem ich zu diesem Schluss gekommen war, entschied ich mich kurzerhand, dem geplanten Buch den Titel The Nature of Middle-earth zu geben, da es die genannten Materialien unter den beiden Hauptbedeutungen des Begriffs zusammenfasst: einerseits »Natur« als die sichtbaren und fühlbaren Phänomene der physischen Welt einschließlich ihrer Länder, Flora und Fauna und andererseits »Wesen« als die metaphysischen, immanenten und grundlegenden Eigenschaften der Schöpfung und ihrer Bewohner. [Im Deutschen daher Natur und Wesen von Mittelerde. Anm. d. Übers.]

Dieses Buch ist in drei große Teile gegliedert. Der erste Teil, »Zeit und Altern«, besteht fast vollständig aus Materialien aus der oben beschriebenen gleichnamigen Sammlung, hier und da ergänzt durch Material aus Tolkiens linguistischen Arbeiten. Im zweiten Teil, »Körper, Verstand und Geist«, und im dritten Teil, »Die Welt und ihre Länder und Bewohner«, sind Texte aus drei Hauptquellen versammelt: a) dem Konvolut von »späten philologischen Schriften«, das mir 1997 zugesandt wurde; b) Material aus Tolkiens Arbeiten zu seinen erfundenen Sprachen; und c) besonders im dritten Teil Material, das ich im Laufe der Jahre in den beiden Hauptarchiven für Tolkien-Manuskripte in den Bodleian Libraries in Oxford und an der Marquette University in Milwaukee zusammengetragen habe. Die Texte, die zuvor in Fachzeitschriften veröffentlicht wurden, sind von mir noch einmal überarbeitet worden, um sie einem allgemeinen Publikum besser zugänglich zu machen, wobei ich vor allem Passagen und Kommentare entfernt oder auf ein Minimum reduziert habe, die sich vorwiegend mit linguistischen Details befassen. Natürlich gibt es zwangsläufig einige Überschneidungen zwischen den einzelnen Kapiteln dieser drei Hauptteile, aber die Zuordnung der Texte zu den jeweiligen Oberbegriffen und die Anordnung innerhalb jedes Teils erschienen mir so am sinnvollsten.

An dieser Stelle möchte ich mich herzlich für die Unterstützung vieler Personen bei der Entstehung und Fertigstellung dieses Buchs bedanken. Catherine McIlwaine, die Tolkien-Archivarin an den Bodleian Libraries in Oxford, und William Fliss, Archivar der Special Collections and University Archives in den Raynor Memorial Libraries der Marquette University in Milwaukee, waren äußerst hilfreich und haben das Entstehen dieses Buchs tatkräftig unterstützt. Ich bin auch Cathleen Blackburn und dem gesamten Tolkien Estate sowie Chris Smith, Tolkiens Lektor bei HarperCollins, sehr dankbar, dass sie die Veröffentlichung dieses Buchs möglich gemacht haben. Wie alle Tolkien-Gelehrten und -Forscher stehe ich in der Schuld von Wayne Hammond und Christina Scull für ihre anspruchsvollen und erschöpfenden Nachschlagewerke, insbesondere das unentbehrliche dreibändige The J.R.R. Tolkien Companion and Guide. Ich hatte das Glück, auf John Garths umfangreiches Wissen über Tolkiens Soldatenzeit zurückgreifen zu können und auf seine umsichtige Hilfe beim Auffinden bestimmter Texte in den Bodleian-Archiven, insbesondere des númenórischen Materials in diesem Buch. Arden Smith und Charles Noad haben beide ihre hervorragenden Fähigkeiten beim Korrekturlesen und Überprüfen der Fakten auf den Text angewandt (wobei natürlich alle verbliebenen Fehler allein mir zuzuschreiben sind). Ich bin auch dankbar für die Unterstützung, Freundschaft und Ermutigung zahlreicher Tolkien-Experten und Freunde aus aller Welt, die mich im Laufe der Jahre aus einigen der Materialien in diesem Buch haben lesen hören, darunter David Bratman, Marjorie Burns, Michelle Markey Butler, Chip Crane, Jason Fisher, Matt Fisher, Verlyn Flieger, Christopher Gilson, Melody Green, Peter Grybauskas, Wayne Hammond, Yoko Hemmi, Gary Hunnewell, John Rateliff, Christina Scull, Eleanor Simpson, Arden Smith, Valah Steffen-Wittwer, Paul Thomas, Patrick Wynne sowie die verstorbenen und schmerzlich vermissten Vaughn Howland und Richard West.

Schließlich gilt meine größte Dankbarkeit natürlich Christopher Tolkien, der mir die meisten Materialien, die in dieses Buch eingeflossen sind, zur Verfügung gestellt und meine Idee, sie auf diese Weise zu veröffentlichen, unterstützt hat. Er konnte meinen Buchvorschlag mit einer repräsentativen Auswahl an Beispielen für meine Bearbeitung und Präsentation der Texte sowie meinen Plan für das Buch als Ganzes noch im Jahr vor seinem Tod sehen und gutheißen. Ich bin vor allem dankbar für die Freundlichkeit, Ermutigung und Sympathie, die er mir im Laufe unserer jahrzehntelangen Korrespondenz entgegenbrachte. Ich hatte das große Glück, ihn als Freund betrachten zu dürfen, und ich widme dieses Buch seinem Andenken.

Vorbemerkung des Herausgebers

Um diese Texte mit minimalen Eingriffen des Herausgebers so lesbar wie möglich zu machen, habe ich oft stillschweigend Abkürzungen erweitert, wo ihre Bedeutung außer Zweifel steht, sowie Satzzeichen, Konjunktionen und andere kleinere Verbindungswörter hinzugefügt, wo Tolkien sie in der Eile weggelassen hat, und die Rechtschreibung vereinheitlicht, wo solche Änderungen für den Text, dessen Datierung und seine Deutung unmaßgeblich sind. Ich habe jedoch vermieden, die Rechtschreibung zu vereinheitlichen oder, außer wenn es aus Gründen der Klarheit erforderlich war, Satzzeichen oder andere Ergänzungen hinzuzufügen, wenn Texte in den Anmerkungen des Herausgebers zitiert werden. Ich habe auch an keiner Stelle festgehalten oder vermerkt, wo oder wann Tolkien einen Rechenfehler begangen und anschließend korrigiert hat.

Mit Ausnahme von mehr oder weniger kurzen Einleitungen, die das Manuskript oder Typoskript jedes Textes beschreiben und dessen Entstehungszeit (so weit wie möglich) und andere wichtige Zusammenhänge angeben, wurden alle redaktionellen Kommentare – vor allem nähere Angaben zu Änderungen des Autors und/oder des Herausgebers, die von Bedeutung sind, und Querverweise auf Tolkiens andere Schriften – in nummerierte Endnoten gefasst und dem jeweiligen Text (oder einer Gruppe von verwandten Texten) beigegeben. Sie brauchen von Lesern, die nicht an solchen Feinheiten interessiert sind, nicht beachtet zu werden. Wo Anmerkungen des Herausgebers innerhalb Tolkiens eigener Texte eingefügt werden mussten, habe ich diese durch eine verringerte Schriftgröße und einen eingerückten Satzspiegel deutlich gemacht.

Tolkiens Texte sind uneinheitlich in der Verwendung von einfachen und doppelten Anführungszeichen. Ich habe die Praxis übernommen, doppelte Anführungszeichen für alle Zitate und Ausdrücke zu verwenden (außer innerhalb von Anführungszeichen, wo hierfür einfache Anführungen verwendet werden) und einfache Anführungszeichen für alle Worterklärungen und Übersetzungen, z.B. hroa ›Körper‹, fea ›Geist‹.

Wo immer es möglich war, habe ich Tolkiens eigene Fußnoten und eingefügte Notizen (die in seinen späteren Schriften häufig vorkommen) als Fußnoten auf der Seite angegeben, auf die sich die Notiz bezieht. Sofern sich eine Anmerkung von meiner Seite auf den Text in einer Fußnote bezieht, setze ich die Nummer meiner Endnote in eckige Klammern neben die Fußnotenmarkierung: z.B. *[1], und gebe in der Endnote an, auf welches Wort oder welche Passage in der Fußnote ich mich beziehe.

Eine kurze Erörterung verschiedener theologischer und metaphysischer Ideen und Themen, die in diesen Texten vorkommen, habe ich als Anhang I beigefügt, verbunden mit entsprechenden Stellen aus den Texten. Ein Glossar von Wörtern aus Tolkiens erfundenen Sprachen, die für die Klärung der Bedeutung verschiedener nicht spezifisch sprachlicher Passagen in den Texten dieses Buchs wichtig sind, mit Seitenangaben, die als weitere thematische Querverweise dienen können, sind im »Glossar und Register der Quenya-Begriffe« als Anhang II enthalten.

Vertrautheit mit Tolkiens Hauptwerken über Mittelerde, insbesondere Der Herr der Ringe und Das Silmarillion, und zumindest Interesse an Nachrichten aus Mittelerde werden vorausgesetzt. Eine Kenntnis der Bände Morgoth’s Ring und The War of the Jewels ist auf jeden Fall von Vorteil.

Anmerkung der Übersetzer

In den Originaltexten, einschließlich der zitierten Texte von Christopher Tolkien, wird der Verweis auf die verwendeten Ausgaben in der englischen Form beibehalten und ein möglicher Querverweis auf die jeweiligen deutschen Ausgaben in eckigen Klammern im Text hinzugefügt. In den Kommentaren des Herausgebers werden dagegen, soweit vorhanden, die deutschen Ausgaben als Beleg herangezogen. Bei Titeln, die bislang nicht auf Deutsch vorliegen, wird beim ersten Vorkommen im Haupttext des Buchs eine Übersetzung in eckigen Klammern angefügt.

Mitunter stellen die hier wiedergegebenen Texte Vorstufen oder Grundlagen von bereits in deutscher Sprache vorliegenden Texten dar. In diesen Fällen wird deren Wortlaut, soweit möglich, berücksichtigt.

Tolkien verwendet bei seinen Verweisen auf The Lord of the Rings bis 1965 die Erstausgabe von 1954/55, danach die Revised Second Edition von 1966. Bei den deutschen Ausgaben wird im Fall von Der Herr der Ringe die dreibändige Ausgabe letzter Hand von 2019 in der revidierten Übersetzung von Margaret Carroux und E.-M. von Freymann zugrunde gelegt. Im Fall von Der Hobbit wird die Neuausgabe von 1998, übersetzt von Wolfgang Krege, zitiert. In allen anderen Fällen wird die jeweilige Erstausgabe herangezogen. Abweichungen von dieser Vorgehensweise sind gesondert vermerkt.

Tolkiens Elbensprachen kennen kein grammatisches Geschlecht, nur eine Unterscheidung zwischen belebt und unbelebt (siehe hierzu Kap. 2 »Genus und Geschlecht« im zweiten Teil des Buchs). In der Regel wird bei der Übernahme von Begriffen aus Fremdsprachen in solchen Fällen das Genus der Übersetzung verwendet. Im Falle von Wörtern wie fea ›Geist/Seele‹, bei denen der Begriff nicht eindeutig zuzuordnen ist, haben wir uns auf das grammatische Geschlecht der überwiegenden Bedeutung festgelegt, ohne damit eine inhaltliche oder sonstige Wertung zu verbinden.

Im Englischen heißt der zweite Teil »Body, Mind and Spirit«. Die Wörter mind und spirit sind in ihrer Bedeutungsvielfalt auch bei Tolkien nicht deckungsgleich mit den deutschen Ausdrücken ›Verstand‹ und ›Geist‹. Sowohl mind als auch spirit kann mit ›Geist‹ übersetzt werden, wenn es zum Beispiel um die Gegensatzbestimmung von Körper und Geist geht und das Organ geistiger Tätigkeit gemeint ist. Sofern es um die Abgrenzung von mind und spirit geht, lag es für die Übersetzer nahe, ›Sinn‹ oder ›Verstand‹ für mind und ›Geist‹ für spirit zu verwenden, und für mind pictures die Formulierung ›innere Bilder‹ zu wählen.

Abkürzungen und Schreibweisen

Abkürzungen des Autors

D.Z.

Drittes Zeitalter

E.Z.

Erstes Zeitalter

Gen.

Generation(en)

Hob

The Hobbit (Der Hobbit)

JB

Jahr(e) der Bäume (ca. 10 loar)

JBel

Jahr(e) von Beleriand (d.h. nach der Ankunft der Verbannten in Mittelerde)

JE

Jahr(e) des Erwachens (d.h. loar nach dem Erwachen der Elben)

JM

Jahr(e) von Mittelerde / Jahr(e) der Menschen (= 1 loa)

JS

Jahr(e) der Sonne, Sonnen-Jahr(e)

LJ

Lebens-Jahr(e)

LR

The Lord of the Rings (Der Herr der Ringe)

Nb.

Notabene (Anmerkung)

SJ

Sonnen-Jahr (d.h. loa)

TG

Tage des Glücks

TY

»The Tale of Years« (›Die Aufzählung der Jahre‹) (vgl. MR 49)

UT

Unfinished Tales (Nachrichten aus Mittelerde)

V.Z.

Viertes Zeitalter

VJ

Valische(s) Jahr(e) (unterschiedlich = 100 oder 144 loar)

WJ

Wachstums-Jahr(e) (d.h. Vielfaches von 12 loar zwischen der Geburt und der Reife der Elben)

Z.Z.

Zweites Zeitalter

I

The Fellowship of the Ring (Die Gefährten)

II

The Two Towers (Die zwei Türme)

III

The Return of the King (Die Rückkehr des Königs)

Bibliografische Abkürzungen

AAm

»The Annals of Aman« (›Die Annalen von Aman‹) in Morgoth’s Ring, S. 47–138; datiert ca. 1951–52, mit Überarbeitungen von 1958

Briefe

Briefe (The Letters of J.R.R. Tolkien)

DH

Der Hobbit (The Hobbit)

DS

Das Silmarillion (The Silmarillion)

GA

»The Grey Annals« (›Die Grauen Annalen‹) in The War of the Jewels, S. 3–170; datiert ca. 1951–52, mit Überarbeitungen von 1958

HMe

The History of Middle-earth

LB

The Lays of Beleriand (HMe 3)

SMe

The Shaping of Middle-earth (HMe 4)

LRow

The Lost Road and other writings (HMe 5)

RS

The Return of the Shadow (HMe 6)

TI

The Treason of Isengard (HMe 7)

WR

The War of the Ring (HMe 8)

SD

Sauron Defeated (HMe 9)

MR

Morgoth’s Ring (HMe 10)

WJ

The War of the Jewels (HMe 11)

PMe

The Peoples of Middle-earth (HMe 12)

HR

Der Herr der Ringe (The Lord of the Rings)

I

Die Gefährten (The Fellowship of the Ring)

II

Die zwei Türme (The Two Towers)

III

Die Rückkehr des Königs (The Return of the King)

LC

»Laws and Customs Among the Eldar« (›Gesetze und Bräuche bei den Eldar‹) in Morgoth’s Ring, S. 207–53, datiert ca. 1959

LRRC

The Lord of the Rings: A Reader’s Companion von Hammond und Scull, 2014.

NM

Nachrichten aus Mittelerde (Unfinished Tales)

OED

The Oxford English Dictionary

PE

Parma Eldalamberon (Zeitschrift)

ST

Summa Theologica

TCG

The J.R.R. Tolkien Companion and Guide: I, Chronology, II, Reader’s Guide, hg. Scull und Hammond, 2017.

TY

»The Tale of Years« (›Die Aufzählung der-Jahre‹) in The War of the Jewels, S. 342–56; datiert ca. 1951–52

VT

Vinyar Tengwar (Zeitschrift)

Abkürzungen des Herausgebers

[…]

redaktionelle Einfügung/Ergänzung (sofern nicht anders vermerkt)

[? …]

unsichere Lesung

{…}

von Tolkien gelöscht

>>

von Tolkien geändert in

Anh.

Anhang

Anm.

Anmerkung

Fn.

Fußnote

Kap.

Kapitel

Ms(s).

Manuskript(e)

s.v.

sub voce, unter dem Stichwort

Ts.

Typoskript

Sprachen

AE.

Altenglisch

AQ.

Alt-Quenya

AS.

Alt-Sindarin

GE.

Gemeines Eldarin (Common Eldarin)

PE.

Primitives Eldarin, Ur-Elbisch

Q.

Quenya

S.

Sindarin

T.

Telerin

WE.

Waldelbisch

Linguistische Begriffe

Wurzel-/Stamm-Form

*

primitive oder rekonstruierte Form

<

phonologisch entstanden aus

>

phonologisch geworden zu

poetisch

intr.

intransitiv

N.

Nomen, Substantiv

Pl.

Plural

Prät.

Präteritum, Vergangenheitsform

tr.

transitiv

Erster Teil

Zeit und Altern

Einleitung

Innerhalb der großen Sammlung von (meist) handgeschriebenen Texten, der (1)Christopher Tolkien den Titel »Zeit und Altern« gab, befinden sich zwei Halbseiten Papier mit dem Briefkopf des (1)Merton College, auf denen zwei verwandte, aber unterschiedliche Texte – hier aufgeführt als Kap. 1 »Das Valische Jahr« – mit einem Abstand von etwa sechs (1)Jahren niedergeschrieben sind. Diese beiden Texte zeigen deutlich, dass Tolkien irgendwann zwischen 1951 und 1957 zwei Entscheidungen traf, die weitreichende Auswirkungen auf sein Legendarium haben sollten. Die erste dieser Entscheidungen, nämlich (1)Sonne und (1)Mond zugleich mit der Schaffung von (1)Arda(1), der bewohnten (1)Welt, entstehen zu lassen, und deren Auswirkungen auf Tolkiens spätere Schriften und Überarbeitungen wurden bereits von (2)Christopher Tolkien in den letzten drei Bänden seiner monumentalen History of Middle-earth (und insbesondere in dem Abschnitt »Myths Transformed« [›Umgestaltete Mythen‹] in Band 10, (1)Morgoth’s Ring) dokumentiert und berücksichtigt. Die zweite umwälzende Entscheidung und deren Auswirkungen wurden bisher nicht vorgestellt.

Wie der zweite dieser beiden Texte zeigt, hatte Tolkien 1957 entschieden, dass die Zahl der (2)Sonnen-(2)Jahre (SJ) in einem Jahr der Bäume oder Valischen Jahr (VJ) stark erhöht werden sollte, von der vorherigen Rate von 10 SJ = 1 VJ zu einer neuen Rate von 144 SJ = 1 VJ. Somit wurde der Zeitraum der Ereignisse, die in den »(1)Annals of (1)Valinor« [›Annalen von (2)Valinor‹] und den nachfolgenden, in Valischen (3)Jahren datierten Chronologien aufgezeichnet sind, enorm erweitert. Ein großer Teil der Sammlung »Zeit und Altern«, deren Texte im Folgenden wiedergegeben werden, beschäftigt sich mit der Ausarbeitung der vielschichtigen Auswirkungen dieser Entscheidung nicht nur auf die Chronologie des (1)Ersten Zeitalters – insbesondere auf das (1)Erwachen der Elben (einschließlich der Frage, wer die (1)ersten Elben waren), die (1)Große Wanderung(1) und die Rückkehr sowohl (2)Morgoths als auch der (1)Verbannten nach (1)Mittelerde –, sondern auch auf die Zeitspannen, die von der Zeugung, dem Wachstum, der Reife und dem Altern der (1)Elben eingenommen werden.

Tolkiens Beschäftigung mit einigen dieser Themen in den späten 1950er-(4)Jahren, insbesondere mit der elbischen Zeugung, Reifung und Alterung im Vergleich zu den (1)Menschen, kam bereits in der Einleitung des um 1958 entstandenen Textes mit dem Titel »(1)Laws and Customs Among the (1)Eldar« [›Gesetze und Bräuche bei den (2)Eldar‹] zur (1)Sprache (MR 209f.):

Das körperliche Wachstum der (3)Eldar verlief langsamer als das der (2)Menschen, ihr geistiges dagegen schneller. Sie lernten sprechen, bevor sie ein Jahr alt waren, und in derselben Zeit lernten sie laufen und tanzen, denn ihr (1)Wille wurde bald Herr über ihren Körper. Dennoch gab es in der frühen Jugend keinen großen Unterschied zwischen den beiden verwandten Arten, den Elben und den (3)Menschen, und ein (4)Mensch, der Elbenkinder beim Spielen beobachtete, hätte wohl glauben können, dass sie (5)Menschenkinder aus einem schönen und glücklichen Volk seien …

Derselbe Beobachter mag sich freilich über die kleinen Gliedmaßen und die Statur dieser (1)Kinder gewundert haben, wenn er ihr Alter aufgrund ihres geschickten Umgangs mit Worten und der Anmut in der Bewegung einschätzte. Denn gegen Ende des dritten (5)Lebensjahres begannen die menschlichen Kinder die (2)Elben zu überflügeln, und sie erreichten dann rasch ihre volle Größe, während die (1)Elben noch im ersten Frühling der Kindheit verharrten. (6)Menschenkinder waren in einem Alter bereits voll ausgewachsen, in dem (4)Eldar körperlich noch wie Siebenjährige aussahen. Erst mit fünfzig (6)Lebensjahren erreichten die (5)Eldar die Statur und Gestalt, in der ihr Leben danach weitergehen sollte, und für manche vergingen hundert (7)Jahre, bevor sie zu voller Größe herangewachsen waren.

Die (6)Eldar heirateten(1) zumeist in ihrer Jugend und bald nach ihrem fünfzigsten Lebensjahr. Sie hatten nur wenige Kinder, aber diese waren ihnen lieb und teuer. Ihre Familien oder Häuser wurden durch Liebe und ein tiefes Gefühl für geistige und körperliche Verwandtschaft zusammengehalten, und die Kinder brauchten nur wenig Anleitung oder Unterricht. Selten gab es mehr als vier Kinder in einer Familie, und die Zahl wurde im Laufe der Zeit immer geringer; aber selbst in den alten Tagen, als die (7)Eldar noch wenige waren und sich eifrig um die Vermehrung ihrer Art bemühten, war (1)Feanor als Vater von sieben (1)Söhnen weithin bekannt, und die Geschichten berichten von niemandem, der ihn darin übertraf. (MR 209f.)

Und weiter heißt es (MR 212f.):

Was das (1)(1)Zeugen und Gebären von Kindern betrifft, so vergeht zwischen der Zeugung und der Geburt eines (2)Elbenkindes ein Jahr, sodass die (8)Jahrestage von beiden gleich oder fast gleich sind, und es ist der Tag der Zeugung, an den man sich Jahr für Jahr erinnert. Meistens fallen diese Tage in den Frühling. Man könnte meinen, dass die (8)Eldar, da sie (wie die (7)Menschen(1) glauben) körperlich nicht altern, zu jeder Zeit in ihrem Leben Kinder(1) gebären können. Aber dem ist nicht so. Denn die (9)Eldar werden in der Tat älter, wenn auch langsam: (3)Die Grenze ihres Lebens ist das Leben von (2)Arda, das zwar länger sein mag, als ein (8)Mensch ermessen kann, aber dennoch nicht endlos ist und auch einem Alterungsprozess unterworfen. Außerdem sind ihr Körper und ihr Geist(1) nicht getrennt, sondern in Einheit verbunden. So wie die Zahl der (9)Jahre mit all ihren Veränderungen der Wünsche und Gedanken auf dem Geist der (10)Eldar lastet, so verändern sich auch die Regungen und Stimmungen ihres Körpers. Dies meinen die (11)Eldar, wenn sie davon sprechen, dass ihre Geister sie verzehren; und es heißt, dass sie auf der (1)Erde zu Geistern werden, die für sterbliche Augen unsichtbar sind, es sei denn, sie wollen von bestimmten (9)Menschen gesehen werden, in deren Geist sie direkt eintreten können.

Auch sagen die (12)Eldar, dass sie bei der Zeugung und noch mehr beim Gebären von Kindern einen größeren Anteil an Geist und Körper und eine größere Kraft ihres Wesens hergeben, als es bei der Entstehung von sterblichen Kindern geschieht. Aus diesen Gründen kam es, dass die (13)Eldar nur wenige Kinder zur (2)Welt brachten; und auch, dass ihre Zeit der Zeugung in ihrer Jugend oder in ihrem frühen Leben lag, es sei denn, ungewöhnliche und schwere (1)Schicksale ereilten sie. Aber unabhängig vom Alter, in dem sie heirateten, wurden ihre Kinder innerhalb eines kurzen Zeitraums von (10)Jahren nach ihrer Hochzeit geboren. (Kurz, wie die (14)Eldar(1) die Zeit rechneten. Bei den Sterblichen lag oft eine lange Zeitspanne zwischen der Heirat und der Geburt des ersten Kindes und eine noch längere zwischen einem Kind und dem nächsten.) Denn in Bezug auf die Zeugung sind Kraft und (2)Wille bei den (15)Eldar nicht unterscheidbar. Zweifellos könnten sie die Kraft der Zeugung für viele Zeitalter beibehalten, wenn der (3)Wille und das Verlangen nicht befriedigt wurden; aber mit der Ausübung der Kraft hört das Verlangen bald auf, und der Geist wendet sich anderen Dingen zu. Die Vereinigung der Liebe ist in der Tat für sie eine große Wonne und Freude, und die »Kinder-Zeit«, wie sie diesen Lebensabschnitt nennen, bleibt ihnen als die fröhlichste Zeit ihres Lebens in Erinnerung; aber sie haben noch viele andere Kräfte des Körpers und des Geistes, zu deren Erfüllung ihre Natur sie drängt.

Kapitel 1

Das Valische Jahr

Diese beiden kurzen Texte wurden mit Feder in schwarzer Tinte auf zwei herausgerissene Halbseiten zweier (unterschiedlicher) Verpflegungsrechnungen des (2)Merton College geschrieben. Tolkien war dort von 1945 bis zu seiner Emeritierung im Jahr 1959 Professor für (1)Englische Sprache und Literatur. Der Teil der Rechnung mit dem ersten Text trägt kein Datum, der mit dem zweiten Text ist auf den 27. Juni 1957 datiert.

Der erste (sehr hastig geschriebene) Text zeigt, dass Tolkien zu diesem Zeitpunkt entschieden hatte, die (3)Welt müsse (1)rund und zugleich mit (5)Sonne und (2)Mond geschaffen worden sein, und so muss er nach der »(2)Runde-(4)Welt«-Fassung (C*) der (1)Ainulindale(1) entstanden sein, die Tolkien 1948 verfasste (MR 3). Sie geht jedoch höchstwahrscheinlich den Überarbeitungen der »(1)Annals of (1)Aman« [›Annalen von (2)Aman‹] von ca. 1951 voraus, in denen die Länge eines Valischen (14)Jahres von genau 10 (6)Sonnen-(15)Jahren (wie im ersten Text) auf 9,582 (7)Sonnen-(16)Jahre verkürzt wurde (MR 50; siehe auch MR 57f. Anm. 17 und 59f. §§ 5–10).

Text 1

Das yên, das lediglich eine Art der Berechnung ist, hat nichts mit dem Leben der (3)Elben zu tun. In (3)Aman hing die Zeitrechnung von den (17)Jahren der Bäume ab oder eigentlich von den (1)Tagen der Bäume; in (2)Mittelerde von den Zyklen des Wachstums, von Frühling zu Frühling, (7)loar genannt. In (3)Mittelerde ließ ein (8)loa einen (4)Elben so altern wie ein Jahr der Bäume, aber dieses war in Wirklichkeit zehnmal so lang.

Ein Jahr der Bäume hatte 1000 Tage zu 12 Stunden = 12 000 [Baum-]Stunden. Ein Jahr von 365,25 Tagen zu 24 Stunden hat 8766 Stunden. Baum-(18)Jahre haben 87 660. Wenn 12 000 [Baum-]Stunden = 10 (4)Mittelerde-(19)Jahre sind, ist jede Baum-Stunde = etwa 7,3 (8)Sonnen-Stunden = 7 Stunden 18 Sekunden.[1]

Wie sollen wir nun mit (9)Sonne und (3)Mond verfahren?

Die Elben wissen nicht, wie (3)Arda errichtet wurde oder die Begleiter von (1)Anar erschaffen wurden oder deren [?Begleitung]. Denn es ist das Leben von (4)Arda (nicht(1)Ea), an das sie gebunden sind, und ihre ganze Liebe gilt (5)Arda. Freilich können sie sich [?mit Gelehrsamkeit] der [?Sache] widmen und vermögen aufgrund ihrer erstaunlichen Sehkraft am (1)Himmel Dinge zu erkennen, die wir [?ohne Hilfe von] Instrumenten nicht sehen können.

Text 2

Zeit

Es gibt zwölf Baum-Stunden(1) an jedem (1)Valischen Tag, 144 Tage in jedem Valischen Jahr. Aber jedes Valische Jahr(1) = 144 (20)Jahre der (10)Menschen; daher ist 1 (2)Valischer Tag = 1 Jahr der (11)Menschen, und 1 Baumstunde = ungefähr 1 Monat der (12)Menschen. Die Zeit wird (für die Zwecke der (13)Menschen) während der (2)Tage der Bäume also folgendermaßen aufgezeichnet: VJ 100 VTag 136 VStunde 9 = der 9. Monat des 136. [(10)Sonnen-](21)Jahres des 100. Valischen (22)Jahres.

In (5)Mittelerde empfanden und alterten die (1)Quendi ursprünglich in 144 JM (oder einem yên) wie [Sterbliche] in 1 JM. Als sie nach (4)Aman gingen, spürten sie daher keine Veränderung – aber bei denjenigen, die zurückblieben, beschleunigte sich innerhalb kurzer Zeit die »Alterungsrate«. Nach dem Tod der Bäume und dem Untergang von (1)Beleriand betrug sie etwa 12 (23)Jahre = 1 JM.

Die (5)Elben erwachten im VJ 1050 und erreichten (5)Aman im Jahr 1133, nach 83 VJ, was sich für sie wie 83 (24)Jahre anfühlte, aber 11 952 JM umfasste. Die (14)Menschen erwachten im VJ 1150 oder 100 VJ später = 14 400 JM.[2]

Man sieht also, dass Tolkien um ca. 1957 eine neue Entsprechung von 1 Valischen Jahr = 144 (11)Sonnen-(25)Jahren (die Länge des elbischen yên, das zuvor als 10 (12)Sonnen-(26)Jahre definiert worden war) eingeführt hatte und damit die Zeitdauer in (13)Sonnen-(27)Jahren der in den »(2)Annals of (3)Valinor« aufgezeichneten Ereignisse und der nachfolgenden Chronologien, die in Valischen (28)Jahren datiert sind, erheblich erweiterte.

Anmerkungen

[1]

In den »(3)Annals of (4)Valinor« von ca. 1937 wird angedeutet, dass das Valische Jahr(2) wie hier genau 10 (14)Sonnen-(29)Jahren entspricht: »Die (1)ersten Zeitalter werden als 30  000 [(15)Sonnen-](30)Jahre gerechnet, oder 3000 (31)Jahre der (1)Valar« (LRow 118). Dies war auch in der ersten Fassung der »(2)Annals of (6)Aman« von ca. 1951 der Fall (MR 50, und siehe MR 57f. Anm.17).

[2]

In den »(3)Annals of (7)Aman« von ca. 1951 erwachten die Elben (wie hier) im VJ 1050 und kamen im VJ 1132 in (8)Aman an (MR 71, 84). Im VJ 1500 wurden die (16)Sonne und der (4)Mond gebildet und gingen zum ersten Mal auf (MR 131), und mit diesem ersten (17)Sonnenaufgang erwachten die (15)Menschen (MR 30). Zu der Zeit, als Tolkien (erstmals?) an den AAm arbeitete, war das Valische Jahr noch genau 10 (18)Sonnen-(32)Jahre lang, und so erwachten die (16)Menschen 1500 – 1050 = 450 × 10 = 4500 (33)Jahre nach den Elben. Hier, bei 1 VJ = 144 SJ, erwachten die (17)Menschen 1150 – 1050 = 100 × 144 = 14 400 (34)Jahre danach: eine mehr als dreimal so lange Zeitspanne.

Da Tolkien zu der Zeit, als er Text 2 schrieb, entschieden hatte, dass (19)Sonne und (5)Mond mit (6)Arda zugleich geschaffen wurden, kann das Erwachen der (18)Menschen weder mit der Rückkehr der (2)Verbannten nach (6)Mittelerde noch mit dem ersten Aufgang der (20)Sonne chronologisch übereinstimmen, und so wird beides hier nicht mehr erwähnt.

Kapitel 2

Valinorische Zeiteinteilungen

Dieser Text umfasst die Vorder- und Rückseiten von vier Blättern unlinierten Papiers. Er ist in sauberer Schrift mit breiter Schreibfeder in schwarzer Tinte geschrieben, mit Ergänzungen und einigen Überarbeitungen in blauer Kugelschreiberschrift. Die Rückseiten der meisten Blätter sind mit begleitenden Berechnungen gefüllt, die hier nicht wiedergegeben sind. Der Text stammt aus der Zeit um 1959.

In einem revidierten Modell – in dem die (21)Sonne und der (6)Mond von Anfang an ein Teil (7)Ardas sind, entstanden, ehe (8)Arda bewohnbar war – muss die Grundzeiteinheit, auch in (9)Aman, das (22)Sonnen-Jahr sein, da dies alles Wachstum bestimmt, sei es langsam, normal oder schnell. Aber der (23)Sonnentag muss nicht eingehalten werden, da (5)Valinor überkuppelt wurde.[1]

Daher gilt das grundlegende Verhältnis von Valischer Zeit(1) und (7)Mittelerde-Zeit (VT und MT):

1 (3)Valischer Tag (oder Baum-Tag) = 1 (24)Sonnen-Jahr.

Alle Multiplikationen oder Divisionen davon waren mal bzw. geteilt durch 12. Daher hatte der Valische Monat 12 (4)Valische Tage = 12 (35)Jahre, das Valische Jahr(3) (ein yén) hatte 12 Valische Monate(1) = 144 (36)Jahre.

Diese Entsprechungen sind exakt, denn der (5)Valische Tag entsprach in der Länge immer dem elbischen (9)loa oder (25)Sonnen-Jahr (ganz gleich ob dessen Länge nun wechselte oder größer wurde).1

In den (3)Tagen der Bäume: Der (6)Valische Tag war in 12 Valische Stunden(2) unterteilt, die jeweils genau der Länge des (28)Sonnen-(38)Jahres ausmachten. (Dabei ist davon auszugehen, dass dieses variierte und mit der Zeit(2) länger wurde.) Bei der gegenwärtigen Länge des (29)Sonnen-(39)Jahres entspricht eine Valische Stunde daher ungefähr 1 Monat mit 30 (oder knapp 30 ½) Tagen.2

Da die (2)Valar und (18)Eldar nur langsam wachsen oder altern, aber nicht langsam leben, handeln, gehen oder wahrnehmen (im Gegenteil), wurde für den praktischen Gebrauch in (10)Aman die Valische Stunde weiter in sich wiederholende 12tel unterteilt.

Ein (30)Sonnen-Jahr dauert 365 Tage, 5 Std., 48 Min., 46 Sek. = 365 Tage, 20 926 Sek. oder 365,242199074 Tage.

1 Tag hat 86 400 Sek., ¼ Tag hat also 21 600 Sek. Das Jahr ist also 674 Sek. (11 Min. 14 Sek.) kürzer als 365 ¼ Tage.

(7)(31)Sonnen-Jahr

12

Stunden(3)

144

Primen

1 728

Sekunden

20 736

Terzen

Das (32)Sonnen-Jahr hat 31 586 926 Sek.

248 832

Quarten

2 985 984

Quinten

35 831 808

Minimen

Daher ist die Valische Minime 0,88069589 einer Sekunde

Oder zumindest sehr nahe dran. Der wahre Wert betrüge 35 831 807,9581… Minimen in einem Jahr.

Tolkien schrieb dann »tatsächlicher Wert« und berechnete den Bruchteil des Verhältnisses einer Minime zu (33)Sonnensekunden auf etwa 360 Dezimalstellen, wobei er notierte, wo sich die Werte zu wiederholen begannen. Auf der nächsten Seite fügte er eine Sexte vor der Minime ein und verkürzte so die Minime um ein weiteres Zwölftel.

1 (8)Valischer Tag entsprach genau 1 (10)loa oder (34)Sonnen-Jahr. Dieser wurde in 12 Stunden(4) der Bäume unterteilt. Jede dieser Stunden entsprach also Jahr. Alle nachfolgenden Untereinheiten der Valischen Stunde ergaben sich ebenfalls aus Teilungen durch 12 und liefen von der Prim über die Sekunde, Terz, Quarte, Quinte und Sexte (oder erste, zweite, etc. Unterteilung der Stunde) bis zur Minime, die der 7. Teil der Valischen Stunde(5) war und ungefähr unserer Sekunden entsprach.

Bei der derzeitigen Rate von 365 Tagen, 5 Std., 48 Min., 46 Sek. gleich 1 Jahr:

Valische

Einheiten

Tage

Stunden

Minuten

Sekunden

Minimen

[60stel einer Sekunde]

Stunde

30

10

29

3

50

Prim

2

12

52

25

19

Sekunde

5

4

22

ca. 6

Terz

25

21

ca. 50

Quarte

2

6

ca. 49

Quinte

10

ca. 38

Sexte

ca. 53

Minime

ca. 4

Die genauesten ungefähren Entsprechungen sind:

Valische Einheit

Entsprechung

Stunde

1 Monat(2) (30 Tage)

Prim

2 ½ Tage

Sekunde

5 Stunden

Terz

25 Minuten

Quarte

2 Min. (2 )

Quinte

10 Sekunden

Sexte

1 Sek. ()

Minime

Sek.

In der Erzählung werden Zeitlängen(3) von weniger als der Valischen Sekunde selten erwähnt und weniger als der Valischen Quarte (2 Min.) praktisch nie.

Anmerkung

[1]

Zu den »(1)Kuppeln (1)Vardas« in der »(3)Runde-(5)Welt«-Version der Mythologie siehe MR 369–72, 375f., 385–90.

Kapitel 3

Von der Zeit in (9)Arda

Obwohl ich mich nicht verpflichtet gefühlt habe, die genaue Reihenfolge der Texte, wie sie in der Sammlung »Zeit und Altern« zu finden ist, beizubehalten, habe ich dies für die ersten fünf Texte, die hier folgen, getan. Tolkien hat sie nämlich, wie es scheint, ausgewählt, umbenannt und (im Falle der ersten drei) mit römischen Ziffern versehen, und zwar in einer Art und Weise, die auf einen (1)Plan hindeutet, aus ihnen ein größeres Werk zusammenzustellen, das den Titel »Von der Zeit in (10)Arda« tragen sollte.

Dem ersten Text, der ursprünglich »Zeitskalen« hieß, wies Tolkien eine Nummer und einen neuen Titel zu:

I. Die (2)Quendi im Vergleich mit den (19)Menschen

Dem zweiten Text, der ursprünglich »Die Jugend der (3)Quendi« hieß, wurde ebenfalls eine Nummer und ein neuer Titel zugewiesen:

III. Natürliche Jugend und Wachstum der (4)Quendi

(Falls es jemals einen Text II gab, scheint er in der Sammlung »Zeit und Altern« nicht mehr enthalten zu sein.)

Der dritte Text erhielt lediglich eine Nummer, behielt aber ansonsten seinen ursprünglichen Titel bei:

IV. Zusammenfassung der Eldarin(1)-Überlieferungen zum »(1)(2)Erwachen(1)« und zur (1)Legende vom (1)Cuivie ((1)Cuivienyarna(1))

Zusätzlich wurden dann alle Seiten dieser Texte (die vorher nicht durchgestrichen waren) durchgehend von 1–15 neu nummeriert.

Alle diese Änderungen wurden mit Kugelschreiber in Rot vorgenommen, was für die Titel am oberen Rand der Seiten der beiden folgenden Texte von Bedeutung sein könnte, die ebenfalls mit Kugelschreiber in Rot geschrieben wurden (obwohl sie weder eine Nummer erhielten noch ihre Seiten mit den ersten drei Texten fortlaufend neu nummeriert wurden). So steht an den oberen Seitenrändern der beiden Fassungen des vierten Textes geschrieben:

Das Erwachen der (5)Quendi

Und an den oberen Seitenrändern beider Fassungen des fünften Textes, der ursprünglich nur den Titel »(6)Quendi« trug, steht:

(1)Wanderung

Offensichtlich begann Tolkien im Anschluss an die Auswahl und Änderung der ersten drei Texte mit einer neuen Schreibmaschinenfassung der gesammelten Texte (wobei er allerdings nur bis zu einem Teil des umbenannten ersten Textes vordrang), die nun als eine Art Deckblatt dient. Dieses Typoskript umfasst zwei Blätter, wobei der Text am unteren Ende des zweiten Blattes endet. Alle elbischen Begriffe sind mit rotem Farbband getippt, ebenso wie die umfangreiche Fußnote zu (5)Quenya-Begriffen für »Liebe«. So weit das Ts. reicht, lehnt es sich eng an die Ms.-Fassung an, die hier als Kap. 4 »Zeitmaßstäbe« wiedergegeben ist, aber mit zahlreichen Unterschieden im Detail, sodass ich es für sinnvoll halte, den Text hier vollständig wiederzugeben.

VON DER ZEIT IN(11)ARDA

I Die (7)Quendi im Vergleich mit den (20)Menschen

Nachdem die (3)Valar in (12)Arda eingetreten und daher an das Leben der (6)Welt(1) gebunden waren, mussten sie auch deren langsames Altern erleiden und empfanden es als eine wachsende Last, da sie sich in vielerlei Hinsicht zu der gesamten (1)erma von (13)Arda verhalten wie der (3)fea zum physischen (7)hroa bei den (1)Inkarnierten (hroambari).[1]

Die (8)Quendi, die innerhalb von (14)Arda unsterblich waren, alterten auch mit (15)Arda, was ihre (8)hroar betraf; aber da die Natur der (9)Quendi als (2)Inkarnierte – anders als bei den (4)Valar, deren wahres Sein nicht körperlich war und die nach ihrem eigenen (4)Willen äußere Gestalten als Gewand anlegten – aus der Vereinigung eines (4)fea und eines (9)hroa bestand, machte sich das Altern bei ihnen hauptsächlich im (10)hroa bemerkbar.

Dieser Leib wurde, wie die (19)Eldar sagen, langsam vom (5)fea »verzehrt«, bis er, statt zu sterben und der Auflösung preisgegeben zu werden, darin aufging und schließlich nicht mehr war als die Erinnerung an seine alte (1)Behausung, die der (6)fea bewahrte. So sind die Elben(1) nun gewöhnlich für menschliche Augen unsichtbar geworden. Aber dies hat sich erst im Laufe der Zeitalter herausgebildet. Am Anfang waren die (11)hroar der (6)Elben(1), gestützt und genährt von der großen Kraft ihrer (7)fear, voller Lebenskraft, widerstanden Verletzungen und heilten, wenn sie welche erlitten, rasch von innen. Ihr (1)Alterungsprozess(7) verlief daher nach den Maßstäben der Sterblichen extrem langsam, obwohl sie in ihren früheren Tagen genauso »physisch« wie die (21)Menschen waren oder sogar noch mehr: körperlich stärker, vitaler und schneller und mit größerem Vergnügen an allen leiblichen Freuden und Übungen.

Wenn wir die tatsächliche Zeit, gemessen in den (35)Sonnen-(40)Jahren von (9)Mittelerde, außer Acht lassen und »(41)Jahre« lediglich als Maßeinheiten für das Wachstum von der Geburt bis zur Reife verwenden, die jeder Art eigen sind, dann wird man feststellen, dass die (8)Elben den (22)Menschen in diesem Prozess sehr ähnlich waren. Sie erreichten die (physische) Reife etwa im Alter von 20 (42)Jahren und blieben bis etwa zum Alter von 60 (43)Jahren bei voller körperlicher Vitalität. Danach begannen der (8)fea und dessen Belange die Oberhand zu gewinnen. Im Alter von etwa 100 (44)Jahren hatte ein (4)Elb ein Stadium erreicht, das dem eines Sterblichen auf der Höhe seines Lebens und seiner geistigen Kräfte ähnelte. Die normale Zeitspanne für die (2)Heirat(3) und die (2)Zeugung und Erziehung von Kindern (die zu den größten Freuden der (10)Quendi in (16)Arda gehörten) war daher das Alter von ungefähr 20 bis 60 (45)Jahren.

Betrachten wir jedoch nur die (1)frühen (46)Jahre ihres Lebens in (17)Arda, so unterschieden sich die (11)Quendi in mehreren wichtigen Punkten von den (23)Menschen.

1. Ihre (9)fear erreichten nie einen Zustand des (5)Alters in dem Sinne, dass sie die Fähigkeit verloren, weiter an Wissen und Weisheit zuzunehmen. Aber sie kamen irgendwann in ein Stadium, in dem die Erinnerung (an Gedanken und Mühen und an die Ereignisse der Geschichte, allgemein und für jeden Einzelnen) zu einer Bürde zu werden oder zumindest ihr Denken und ihre Gefühle immer stärker in Anspruch zu nehmen begann. Diese Entwicklung, die das wahre »Altern« der (9)Elben bezeichnet, betraf jedoch nicht die (1)Ältesten Tage, sondern wurde erst im (1)Zweiten Zeitalter deutlich und beschleunigte sich zunehmend im (1)Dritten Zeitalter, als die (1)Herrschaft der (24)Menschen endgültig besiegelt war.

2. Die Wesensmerkmale einzelner Individuen waren noch ausgeprägter als bei den (25)Menschen. Dies kann auf die große Bandbreite der elbischen (10)fear (größer als alle Unterschiede bei den (26)Menschen) an angeborenen Kräften und Fähigkeiten zurückgeführt werden und auf den stärkeren Einfluss, den diese (11)fear auf ihre Körper ausübten. Die oben genannten Altersangaben – 20, 60, 100 – sind daher nur allgemeine Näherungswerte. Nach Erreichen der Reife hatten ihr Geist und ihr (5)Wille weit mehr Kontrolle über körperliche Vorgänge und über die Ausübung und den Hergang der körperlichen Kräfte als bei den (27)Menschen. Zum Beispiel konnten die (12)Quendi dann heiraten(4) und sofort in die (1)onnarie oder »Kinder-Zeit(2)« eintreten. Aber sie konnten die Heirat aufschieben oder innerhalb der Ehe(5) die onnarie(2) verschieben (durch Abwesenheit oder Enthaltsamkeit). Entweder, weil sie mit anderen Dingen beschäftigt waren, die ihre Aufmerksamkeit in Anspruch nahmen, oder weil sie noch niemanden gefunden hatten, den sie heiraten wollten, oder, wie die (28)Menschen sagen, noch nicht »ihr Herz verloren« hatten3[[2]] oder aus Gründen der (1)Vernunft oder Notwendigkeit heraus wie in Zeiten der Not, der Wanderschaft oder der (1)Verbannung(1).

Der Aufschub der ehelichen Erfüllung wirkte sich auf die Zeit aus, in der der (13)hroa bei vollen Kräften blieb. Denn der Einsatz dieser körperlichen Kräfte verbrauchte im Vergleich zu den (31)Menschen mehr von der Lebenskraft der (14)Quendi und auch (wenngleich in geringerem Maße) mehr von der Jugend des (14)fea. So kam es, dass in bestimmten Fällen eine Heirat(9) zwischen (15)Quendi erst im Alter von 60 oder sogar noch mehr (47)Jahren stattfand.

Anmerkungen

[1]

Die volle Bedeutung dieser Aussage wird im zweiten Teil dieses Buchs deutlicher werden, besonders in Kap. 15 »(1)Reinkarnation der Elben«; siehe auch meine Einleitung zum zweiten Teil. Kurz gesagt bedeutet es, dass die (6)Valar der grundlegenden, undifferenzierten (1)Ur-Substanz (Q. (2)erma) von (18)Arda materielle Form geben, im Einklang mit der (1)Musik(1) der (1)Ainulindale und dem (1)Gesicht von (19)Arda, das ihnen von (1)Eru(1) vor deren physischer Erschaffung gezeigt wurde; und so sind sie in gewissem Sinne ihr Geist.

[2]

»(2)Elendil (< eled-ndil)«: Im Ts. steht hier eigentlich: »(< eld-ndil)«, aber das ist wohl ein Tippfehler; vgl. die Herleitung der Form »Eled-ndil > (3)Elendil« in der vorangehenden Ms.-Fassung. Zu den hier zitierten (7)Quenya /(1)Altenglisch-Paarungen der Namen (2)Valandil/(2)Oswine (›(7)Vala-Liebender‹ bzw. ›Gott-Freund‹) und (4)Elendil/(1)Ælfwine (›Elb-Liebender‹ bzw. ›(1)Elbenfreund‹) siehe die bezeichnende paarweise Verwendung derselben Namen in dem ca. 1937 entstandenen »The Lost Road« (LRow 7ff.), »The (1)Notion Club Papers« (insb. Teil II, SD 222ff.) und dem späteren »The Drowning of Anadûnê« (SD 331ff.).

Das Typoskript endet mit dieser langen Notiz am unteren Ende einer Seite, wobei nur »√ndur« folgt (was auf die Absicht hindeutet, eine Erörterung über den Stamm √ndur- zu beginnen, wie in der Manuskriptfassung; das wurde aber offenbar nie aufgegriffen).

Kapitel 4

Zeitmaßstäbe

Dieser Text ist ein (größtenteils) sauberes Manuskript, geschrieben in einer meist sorgfältigen Handschrift mit Feder in schwarzer Tinte auf den Vorder- und Rückseiten von fünf Blättern unlinierten Papiers. Tolkiens oft ausufernde eingeschobene Notizen (hier als Fußnoten wiedergegeben) sind in einer kleineren kursiven Handschrift, aber ebenfalls sorgfältig ausgeführt. Der Text wurde später mit einigen Randnotizen (hier gleichfalls als Fußnoten wiedergegeben) und Ergänzungen mit rotem Kugelschreiber versehen. Er datiert um das Jahr 1959.

Zeitmaßstäbe

Nachdem die (8)Valar in (20)Arda eingetreten und damit an das Leben der (7)Welt gebunden waren, mussten sie auch (solange sie darin waren und gewissermaßen deren Geist bildeten, vergleichbar dem Verhältnis des (15)fea zum (14)hroa bei den (4)Inkarnierten) deren langsames Altern erleiden.[1] Die (16)Quendi, die innerhalb von (21)Arda unsterblich waren, alterten auch mit (22)Arda, was ihre (15)hroar betraf; aber da ihr Wesen – anders als bei den (9)Valar, deren wahres Leben nicht körperlich war und die nach Belieben körperliche Gestalten als Gewand anlegten – von Natur aus der Vereinigung eines (16)fea und eines (16)hroa bestand, machte sich das Altern bei ihnen hauptsächlich im (17)hroa bemerkbar.[2] Dieser Leib wurde, wie die (22)Eldar sagen, langsam vom (17)fea »(2)verzehrt«, bis er, statt zu sterben und der Auflösung anheimzufallen, darin aufging und schließlich nur noch die Erinnerung an seine alte (2)