10,99 €
NLP kommt in vielen Bereichen zum Einsatz. Es hilft, Ziele zu erreichen, und sorgt für eine effektive und wertschätzende Kommunikation. Zudem bildet das Neuro-Linguistische Programmieren auch wirkungsvolle Techniken, um einen Wandel anzustoßen und neue Sichtweisen anzunehmen. Inhalte: - Grundannahmen und Techniken: Wie Sie Wahrnehmung und Sprache aktiv nutzen - Mehr Erfolg im Beruf und Privatleben: Welche Ziele sich mit NLP realisieren lassen - Neue Sicht- und Verhaltensweisen: So einfach gelingen Veränderungen mit NLP - Mit großem Trainingsteil: die Techniken des NLP einüben und in der Praxis trainieren
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 202
Veröffentlichungsjahr: 2020
Haufe Lexware GmbH & Co KG
[250]Impressum
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.
Print:
ISBN:978-3-648-14884-6
Bestell-Nr.:00354-0005
ePub:
ISBN:978-3-648-14885-3
Bestell-Nr.:00354-0103
ePDF:
ISBN:978-3-648-14886-0
Bestell-Nr.:00354-0154
Barbara Seidl
NLP – Mentale Ressourcen nutzen
5. Auflage 2021
© 2021, Haufe-Lexware GmbH & Co. KG, Munzinger Straße 9, 79111 Freiburg
Internet: www.haufe.de
E-Mail: [email protected]
Redaktion: Jürgen Fischer
Bildnachweis (Cover): JessicaFMoore/iStock by Getty Images;
Alle Angaben/Daten nach bestem Wissen, jedoch ohne Gewähr für Vollständigkeit und Richtigkeit.
Alle Rechte, auch die des auszugsweisen Nachdrucks, der fotomechanischen Wiedergabe (einschließlich Mikrokopie) sowie der Auswertung durch Datenbanken oder ähnliche Einrichtungen, vorbehalten.
Das Neuro-Linguistische Programmieren, kurz NLP, kommt in vielen Bereichen zum Einsatz: in Beratung, Therapie, Medizin, beim Lernen und immer häufiger im Businessbereich. Wo immer zwischenmenschliche Beziehungen und Prozesse stattfinden, greifen Menschen auf NLP-Techniken und -Modelle zurück, um eine wertschätzende Kommunikation zu erreichen.
Dieser TaschenGuide gibt Ihnen einen kurzen, verständlichen Überblick über NLP und beschreibt die wichtigsten, grundlegenden Techniken. Was umfasst der Begriff und welche Einsatzgebiete gibt es für das Neuro-Linguistische Programmieren? Welche Ziele verfolgen Menschen, die NLP anwenden? Welche Methoden stehen dahinter und wo liegen die Grenzen? Womöglich kommen Ihnen einige der Techniken bekannt vor oder Sie stellen fest, dass Sie diese in Ihrem Berufs- und Privatleben bereits unbewusst einsetzen? Teil 2 bietet Ihnen die Gelegenheit, die NLP-Techniken anhand zahlreicher Übungen zu trainieren und so noch stärker und vor allem bewusster in Ihren Alltag zu integrieren.
Vielleicht macht Ihnen dieser TaschenGuide Appetit auf mehr. Ich lade Sie ein, die Modelle – und damit die wertschätzende Kommunikation mit Ihrem Umfeld – kennenzulernen und bewusst zu nutzen.
Ihre Barbara Seidl
Was umfasst der Begriff NLP – Neuro-Linguistisches-Programmieren?
Im folgenden Kapitel lesen Sie,
wie NLP entstanden ist,wo seine Grenzen liegen,auf welchen Grundannahmen NLP beruht undwieso die Sprache eines Menschen viel über seine Sicht der Welt verrät.Pausenlos, zu jeder Zeit laufen kommunikative Prozesse ab: auf der sprachlichen Ebene über Worte und Sätze, aber auch auf der sogenannten nonverbalen Ebene mittels Bildern, Gesten und Bewegungen – man kann nicht nicht kommunizieren. Dabei geht es nicht nur um die Person, die die Signale und Botschaften aussendet. Vielmehr stellt sich die Frage, wie diese beim Empfänger ankommen: Wichtig ist nicht, was jemand sagt, sondern was der Gesprächspartner versteht, was er verstehen kann oder will. NLP, also das Neuro-Linguistische Programmieren, fragt, wie das Verständnis und damit die Kommunikation verbessert werden kann.
Vor diesem Hintergrund beschäftigt sich NLP damit, auf welche Weise das menschliche Gehirn Impulse der Außenwelt verarbeitet, Sinnesreize wahrnimmt, bewertet und verknüpft. Jeder Mensch hat seine eigene, subjektive Wahrheit und individuelle Art der Verarbeitung – auch in Bezug auf die Kommunikation mit anderen Menschen.
Weiter hat NLP die Fähigkeiten von Menschen und das Lernen dieser Fähigkeiten zum Gegenstand. Wer sich erfolgreiche Personen zum Vorbild nimmt, sie modelliert (sie also zum Modell macht) und ihr Verhalten kopiert, wendet bereits eine wirkungsvolle NLP-Technik an. NLP bietet Erklärungsmodelle und Strategien, um
erfolgreich mit sich selbst und mit anderen zu kommunizieren,mit Sprache richtig umzugehen,[9] die eigenen Wahrnehmungsfähigkeiten zu trainieren und zu verfeinern,Ziele zu formulieren und diese durch effizientes Denken und Handeln zu verwirklichen,alle persönlichen Fähigkeiten einzusetzen,flexibel auf Veränderungen zu reagieren,durch eine veränderte Sicht- und Denkweise neue, effizientere Handlungs- und Beurteilungsmodelle zu erhalten.Das »N« in NLP steht für »Neuro«. Alle Wahrnehmung kommt bei Menschen über die fünf Sinne an. Bilder, Farben und Formen lösen visuelle Reize in den Augen aus, Geräusche, Klänge, Lärm stimulieren als akustische Reize die Ohren. Die Zunge leitet Geschmacksinformationen an das Gehirn weiter, die Nase liefert Botschaften über Gerüche und die Haut Mitteilungen mithilfe des Tastsinns.
Das Gehirn verarbeitet diese äußeren sensorischen Informationen in neuronalen Prozessen und Regelkreisen, speichert sie ab und verknüpft sie mit schon vorhandenen Daten. Die laufend eintreffenden Botschaften werden gefiltert mit bereits gemachten Wahrnehmungen und Erfahrungen verglichen und bewertet. All dies geschieht unbewusst und in Bruchteilen von Sekunden.
Das Auge übermittelt an das Gehirn: längliche, weiße »Fäden« umgeben mit einer roten Soße auf einem Teller. Die Nase fügt hinzu: Geruch von Tomaten, Basilikum und Nudeln. Die Haut sendet das Empfinden von Hitze weiter und die Zunge sagt: Geschmack von Tomaten, Basilikum und Nudeln, etwas fad. Das Gehirn fügt nun alle Botschaften zur Information zusammen: frische Spaghetti mit Tomatensoße, an denen Salz fehlt.
Die inneren neuronalen Vorgänge haben Auswirkungen auf den Menschen. Sie beziehen sich auf den gesamten Lebensprozess: auf Sinneswahrnehmungen, Gefühle, das Denken, das Verhalten, die Handlungen, Bewegungen, physische und biologische sowie alle psychischen Vorgänge.
Durch die Information »Essen« läuft dem Menschen das Wasser im Mund zusammen. Im Beispiel greift er eventuell zum Salzstreuer. Handelt es sich um seine Lieblingsspeise, verbessert sich womöglich seine Laune.
»L« ist die Abkürzung für »Linguistisch«. Diese NLP-Komponente meint die Verarbeitung und den Einsatz von Sprache, die in gesprochener oder geschriebener Form als Reiz bei Ohren oder Augen ankommt. Die Fülle der im Gehirn ankommenden Botschaften wird gefiltert und verkürzt. Auch wenn verschiede[11]ne Personen Gleiches wahrnehmen, verarbeiten sie es unterschiedlich.
Das Auge nimmt noch mehr wahr: etwa die Krümel auf dem Tisch und den Kellner, der Weingläser holt. Das Gehirn blendet dies aus, weil es für die Information »Spaghetti« nicht relevant ist. Jemand, der auf seine Getränke wartet, wird stattdessen vielleicht auf den Kellner achten.
Egal, wie effizient Menschen mit Sprache umgehen, sie können damit aufgrund der Informationsfülle nicht alles ausdrücken. Deshalb kann Sprache nur einen kleinen Teil dessen wiedergeben, was an Emotionen, Denk- und Verarbeitungsprozessen zur Verfügung steht. Blendet das Gehirn bestimmte Fakten aus, spiegelt sich dies in der Sprache wider. Allerdings gehört zum Ausdruck nicht nur die gesprochene oder geschriebene Sprache, sondern auch die Körpersprache – also Gestik, Mimik, Körperhaltung und Botschaften, die der menschliche Körper sendet (s. Abschnitt »Auf zwei Ebenen kommunizieren« im Kapitel »NLP-Technik 1«).
Sprache hat mit Denken, Vorstellung und Logik zu tun. Sie spiegelt, welche Reize jemand wie verarbeitet und welche Bewertungsspielräume er ausnutzt. Ziel von NLP ist u. a., diese subjektiven Vorgänge bewusst zu machen.
Das Nervensystem und die in Sprache übertragenen Erfahrungen und Bewertungen beeinflussen sich wechselseitig. »P« für »Programmieren« steht für eben diese Wechselwirkung. »Programme« sind Denkmodelle, Muster und individuelle Konzepte, wie ein Mensch Sinnesreize verarbeitet und sein individuelles Modell der Welt konstruiert. Sind die aktuell genutzten Programme und Muster hilfreich und unterstützend, gibt es keinen Anlass, sie zu verändern. Erlebt und erkennt der Mensch jedoch durch die Muster Einschränkungen, ist ein »Neuprogrammieren« wichtig, z. B., indem die Filterprozesse offen gelegt werden. Mithilfe von NLP-Techniken wollen Anwender
bessere, nützlichere neue Programme und Lernprozesse kennenlernen und einsetzen,Erleichterung schaffen undAufgaben erfolgreich bewältigen und zu ihrer Lösung beitragen.Neuro-Linguistisches Programmieren ist eine vergleichsweise junge Disziplin. Die Gründer, Richard Bandler (*1950), ein Mathematikstudent, und Dr. John Grinder (*1939), Professor der Linguistik, erkannten Anfang der 70er-Jahre in den USA ihr gemeinsames Interesse an Sprache, den dahinterliegenden Prozessen und an der Art und Weise, wie hervorragende Ergeb[13]nisse in der menschlichen Kommunikation erzielt werden. Sie studierten und analysierten das Kommunikationsverhalten von drei besonders erfolgreichen Therapeuten: des deutschen Psychiaters Fritz Perls, der Familientherapeutin Virginia Satir und des Psychiaters und Hypnosetherapeuten Milton H. Erickson. Dabei stellten sie bei allen ähnliche herausragende Fähigkeiten fest und modellierten die menschliche Exzellenz dieser drei Personen, d. h., sie nahmen sie und ihr Verhalten zum Modell. NLP verbindet viele Einflüsse, z. B. die Systemtheorie von Gregory Bateson und die Kommunikationstheorie von Paul Watzlawick. Es ist kein fertiges, abgeschlossenes System, sondern entwickelt sich ständig weiter.
Auch wenn es zunächst einmal keine Beschränkungen für eine wertschätzende Kommunikation mit dem Gegenüber gibt, ist manchmal doch Vorsicht geboten.
NLP arbeitet in vielen Fällen auf der unbewussten Ebene und bringt in der Regel schnelle Veränderungen und Lösungen. Wenn das Wissen darüber jedoch ausschließlich aus Büchern oder Ein-Tages-Seminaren stammt, sind die persönlichen Grenzen schnell erreicht. Viele Anliegen und Themen erweisen sich bei genauerer Betrachtung als tiefes Persönlichkeitsproblem oder psychische Erkrankung. Solche Fälle gehören in die Hände von Psychologen oder Psychotherapeuten.
In einigen Fällen ist in der Öffentlichkeit ein schiefes Bild von NLP entstanden, weil es als allein selig machende Methode nach dem Motto »alles ist machbar« angepriesen wurde. Solche reißerischen Äußerungen schaden NLP und sind weit mehr verkaufsfördernde Werbeslogans als zutreffende Aussagen. Seriösen Trainer, Coaches und Berater sind umfassend ausgebildet und setzen NLP als eine von mehreren Methoden und Wahlmöglichkeiten ein.
Wer sich mit NLP beschäftigt, sieht sich schnell mit dem Vorwurf der Manipulation konfrontiert. Kritische Stimmen werfen NLP vor, es sei egoistisch, manipulativ und unethisch, denn es stelle persönliche Interessen in den Vordergrund.
Wertneutral betrachtet ist jede Handlung und Kommunikation »Manipulation«. Das ist ja der Grund, etwas zu tun oder zu sagen: mit jemandem in Kontakt zu treten, etwas beim anderen zu veranlassen. Vielmehr stellt sich die Frage, auf wessen Kosten etwas getan wird. Wer sein Gegenüber täuscht, agiert zu dessen Lasten. Wenn Nutzen, Vor- und Nachteile für den Kommunikationspartner nicht beachtet werden, ist jede Aktion negativ manipulierend. NLP dagegen will sogenannte Win-win-Situationen schaffen: bewusste Einflussnahme, hilfreiche Handlungen im Sinne einer gelungenen Kommunikation zu beiderseitigem Nutzen.
Die sogenannten Grundannahmen beschreiben grundlegende und nützliche Theorien, wie hervorragende Kommunikation funktionieren kann.
Menschen unterscheiden sich, jeder ist für sich genommen einmalig. Allerdings neigen Menschen dazu, sich selbst als Maßstab zu sehen, von ihrer eigenen Welt auszugehen.
Herr Meier, ein technikbegeisterter Verkäufer, denkt, seine Kunden wollten so beraten werden, wie er selbst es schätzt. Kunden, für die Emotionen eine Rolle spielen, kann er allerdings durch seine Beratung nur schwer gewinnen.
Die Einzigartigkeit des anderen zu akzeptieren heißt, seinen Wert anzuerkennen, ihm und seiner Individualität Respekt entgegenzubringen. Es gilt, Unterschiedlichkeit zuzulassen, zu würdigen und »anders sein« nicht mit »besser« oder »schlechter« zu bewerten. Zudem bedeutet es auch, dass jeder Mensch seine Umgebung anders aufnimmt und aus den vielen Reizen nach eigenen Kriterien auswählt. Das Resultat sind individuelle Bilder, Prioritäten und Schlussfolgerungen, die respektvoll nebeneinanderstehen können.
Die geistige Einstellung des Menschen beeinflusst sein psychisches und physisches Wohlbefinden, sein Verhalten wirkt auf sein Denken. Variiert man in diesem System einen Teil, ändert sich das ganze System, vergleichbar einem Mobile.
Ein Mensch, der beginnt, sich intensiv mit dem Umweltschutz auseinanderzusetzen, nimmt in seiner Umgebung andere Dinge wahr als zuvor. Ihm fallen z. B. bauliche Maßnahmen an Flüssen auf. Seine Gedanken und Emotionen spiegeln sich dann in seinem unzufriedenen Gesichtsausdruck und seiner Haltung (Einfluss auf den Körper) und er engagiert sich künftig in einer entsprechenden Bürgerbewegung (Einfluss auf die Umwelt).
Jedes Verhalten enthält Botschaften an das Gegenüber – gleichgültig, ob es sich um sichtbare Bewegungen, Gesprochenes, Körperhaltungen oder um »Nicht-Verhalten« wie z. B. Schweigen handelt. Die Handlungsweise einer Person ist der einzige sichtbare, hörbare und erlebbare Hinweis auf die neurologischen, innerlich ablaufenden Verarbeitungsprozesse. Fähigkeiten und Werte eines Menschen sind nicht direkt wahrnehmbar, sondern nur durch seine spezifischen Handlungen erkennbar und erfahrbar. Alles andere ist Vermutung, Wertung und Interpretation.
Hier geht um eine entscheidende Frage, nämlich: Wer ist der Verursacher guter, gelungener oder schlechter Kommunikation – der Sender einer Nachricht oder derjenige, der eine Nachricht aufnimmt? »Das hast du falsch verstanden« und »Ich habe mich ungenau ausgedrückt« spiegeln als Aussagen die beiden gegensätzlichen Pole wider. Treten in der Kommunikation z. B. unerwünschte Reaktionen auf, bringt es wenig, dem Empfänger die Schuld zuzuweisen. Vielmehr muss der Sender Aussagen und Formulierungen so übermitteln, dass der Adressat sie in seinem Sinne versteht.
Wichtig ist der Empfänger, nicht der Sender. Es geht nicht um die Absicht des Letzteren, nicht darum, was er sagen will, sondern darum, was beim Gesprächspartner ankommt, was dieser verstehen kann und will. Der Sender muss Verantwortung für seine Kommunikation übernehmen.
Eine Landkarte ist nie die tatsächliche Landschaft, ebenso wie die Speisekarte nicht das Essen ist oder die Partitur nicht die Musik. Sie ist ein Abbild der Wirklichkeit, ein Modell der Wirklichkeit. Die Landkarte zeigt dem Benutzer, wo er sich befindet, welche Gebiete wo liegen und wie weit es z. B. bis zum Ziel ist. Dies gilt nicht nur für Straßenkarten, sondern auch für das Zurechtfinden in der Welt allgemein.
[18]In geistigen Landkarten und Modellen werden die Sinneseindrücke gespeichert. Sie sind nicht die reale Welt, ermöglichen aber, sich darin zurechtzufinden. Jeder verfügt über andere geistige Landkarten, die nicht besser oder schlechter sind als die anderer Personen. Menschen haben z. B. sogenannte Wahrnehmungspräferenzen, d. h., sie benutzen ihre Sinnesorgane und bewerten die Reize verschieden (s. den folgenden Abschnitt »So funktioniert unsere Wahrnehmung«). Diese Unterschiede sind oft der Grund für Konflikte und Missverständnisse. Der erste Schritt zur Verständigung und zur erfolgreichen Kommunikation ist, die Landkarte des Gegenübers kennenzulernen und zu verstehen. Verschiedene Landkarten zeigen sich in der Sprache: Wörter werden unterschiedlich benutzt bzw. mit anderen Inhalten verknüpft.
Die Brauchbarkeit geistiger Landkarten richtet sich danach, für welchen Zweck sie benutzt werden. Menschen richten bewusst oder unbewusst ihr individuelles Handeln nach diesen Landkarten aus. Sie können die Realität nicht verändern, wohl aber ihr geistiges Abbild: Maßstäbe, Bewertungen, der Einsatz verschiedener Karten für verschiedene Ziele – gelingt es dem Anwender, hier zu variieren, steigt der Nutzen der Karten. Das Potenzial der Landkarten steckt in den nicht genutzten individuellen Wahlmöglichkeiten.
Herr Keller hat deutliches Übergewicht. Schon als Kind haben ihn seine Eltern mit Süßigkeiten getröstet. Immer wenn er unter Druck gerät, greift er zur Schokolade – seine geistige Landkarte zeigt diesen Weg aus Stresssituationen. Gelingt es ihm, seine Landkarte so zu verändern, dass sie andere Wege zeigt, kann er sich viele Kalorien sparen.
Egal, ob es sich um die Wahl aus einem großen Warenangebot oder zwischen verschiedenen Reaktionsmöglichkeiten handelt: Es ist gut, wenn man die Wahl hat. Mit NLP-Methoden sollen neue Spielräume und Alternativen geschaffen werden. Eine echte Wahl besteht aber erst bei mindestens drei unterschiedlichen Möglichkeiten:
Steht nur ein Weg zur Verfügung, bedeutet dies einen Zwang, ein Muss.Zwei Möglichkeiten sind zwar besser als ein Zwang, aber es entsteht ein Dilemma: die Entscheidung für etwas oder dagegen, ein Entweder-oder.Erst ab drei und mehr Alternativen besteht eine wirkliche Wahl, eine freie Entscheidung.Herr Keller schafft sich Handlungsalternativen: Außer auf Schokolade setzt er in Stresssituationen nun auch auf Entspannungsübungen oder Bewegung. Von Fall zu Fall kann er neu entscheiden.
Jeder Mensch hat seinen persönlichen Lebensweg. Dabei hat er gelernt, was er tun kann und wie er aktuell bestmöglich vorgeht. Das, was den größten Nutzen stiftet, kommt zur Anwendung. Bewertet der Mensch den Nutzen als nicht ausreichend [20]oder stößt er auf Probleme, muss er neue, bessere und für die Aufgabe geeignetere Handlungsalternativen erarbeiten.
Das heißt, Menschen funktionieren in ihrer individuellen Welt und Landkarte stets richtig. Vielleicht erschließt sich einem Betrachter der Sinn nicht immer, aber aus der Sicht des Handelnden ist er vorhanden.
Diese NLP-Grundannahme stößt oft auf Skepsis. Wie kann ein Verhalten positiv sein, das für andere Menschen negative Auswirkungen hat, z. B., wenn eine Mitarbeiterin ihre Kollegin absichtlich nicht informiert? Diese Grundannahme trennt das Verhalten einer Person von ihrer Absicht. D. h., vor dem Hintergrund der individuellen Landkarte des Handelnden ist das Verhalten richtig und nutzbringend. Den – oft unbewussten – Nutzen, der hinter einem unproduktiven Verhalten steht, bezeichnet man als Sekundärgewinn.
Ein Schüler, der den Unterricht stört, will vordergründig die unbeliebte Lehrerin ärgern, tatsächlich aber vor seinen Schulkameraden besonders »cool« wirken und von ihnen anerkannt werden.
Es gilt, die positive Absicht und den Sekundärgewinn hinter einem Verhalten zu erkennen. Dadurch eröffnen sich Möglichkeiten, wie diese auf einfachere, positivere Weise erreicht werden können. Das ist der Ansatz, um aus negativem oder zerstöreri[21]schem Verhalten und unproduktiven Beziehungen Veränderungen herbeizuführen.
Ein Verhalten wird in einer bestimmten Situation gelernt und angewendet. Dann ist es angemessen und hilfreich. Häufig werden Verhaltensweisen allerdings auf andere Zusammenhänge, Orte und Zeiten übertragen, in denen sie nicht mehr angemessen sind und zu negativen Konsequenzen führen. Ziel ist es, in jedem Kontext die dazu angemessene, passende Handlung auszuführen.
Ein Angriff kann in einigen Situationen sinnvoll sein, etwa wenn Gefahr für Leib und Leben droht. In anderen Fällen kann er eine Straftat darstellen.
Jeder besitzt eine Vielzahl an Fähigkeiten und Ressourcen, die er nicht voll ausschöpft. Kern dieser sehr positiven Annahme ist, dass Menschen lernen, wachsen und ihre Potenziale voll nutzen können.
Beate ist eine gute Schülerin. Nur im Fach Deutsch gibt es Schwierigkeiten, da die Rechtschreibung nicht passt. Beate bevorzugt beim Lernen den Wahrnehmungskanal »Ohr«. Sie spricht sich die Sätze im Geist vor, lässt sich von dem Klang leiten und schreibt einige Wörter so, wie sie sie hört. Ein Rechtschreibtrai[22]ning setzt bei ihr bei der Entwicklung der anderen, weniger häufig eingesetzten Sinnesorgane an. Sie lernt, sich Bilder und Formen vorzustellen, Bewegungen, Schwungübungen zum Worttraining zu verwenden.
NLP geht davon aus, dass alles, was jemals ein Mensch gelernt und exzellent beherrscht hat, auch jeder andere lernen kann. Exzellentes Verhalten kann sozusagen von anderen abgeschaut, nachempfunden werden. Motivation, Dynamik, Entscheidungsfähigkeit, Kreativität, Selbstvertrauen und andere Fähigkeiten sind erlernbar. Die ersten Schritte im NLP basieren auf dieser Grundannahme. Es geht darum, von einem Modell zu lernen und im Verlauf des Lernvorgangs die gleichen neurologischen Prozesse zu durchlaufen, die gleichen geistigen Landkarten zu benutzen wie das Modell. Erfolg und Exzellenz haben eine Struktur – und diese ist erlernbar.
Ein Fehler ist eine Rückmeldung, er benennt die Abweichung vom gewünschten Ziel. Wenn Menschen ihn als Chance begreifen, verändert sich die Perspektive. Aus diesem Blickwinkel sind Fehler die Grundlage für Lösungen. Denn sie definieren den Grad der weiteren Nachbesserungen, zeigen den Weg zum Ziel auf.
Checkliste: Wie aus Fehlern Chancen werdenFragen, die Sie sich stellen solltenWas wurde bis jetzt erreicht?Was kann ich daraus lernen?[23]Was klappt schon gut?Was gibt es noch zu tun?Was kann ich anstelle der bisherigen Lösung tun?Welche Spielräume sind noch vorhanden?Welche Alternativen auf dem Weg zum Ziel gibt es?Wofür ist der jetzige Zustand eine Chance?Diese Grundannahme gilt natürlich nur dann, wenn jemand Wahlmöglichkeiten hat. Viele Menschen wenden bei Problemen weiter ihr bisheriges Verhalten an und verstärken es sogar, sie werden z. B. in einem Gespräch noch lauter, wenn Verständnisschwierigkeiten bestehen. Meist bringt ein solches Vorgehen wenig. Flexibilität – also etwas ganz anderes tun – bringt häufig die Lösung. Die persönliche Entwicklungschance liegt darin, eben jene zusätzlichen Spielräume zu schaffen.
Diese Sichtweise führt heraus aus dem Schuldprinzip: Nicht der andere ist schuld an meiner Situation. Ich erwarte nicht, dass sich meine Umwelt ändert, damit etwas Positives geschieht. Ich übernehme selbst die Verantwortung und verändere mein Verhalten.
Das Verhalten einer Mitarbeiterin bereitet dem Abteilungsleiter Thomas Hoch Kopfschmerzen. Anweisungen, die er seiner Meinung nach klar formuliert hat, hält diese Kraft nicht ein. Häufig denkt Hoch: »Das habe ich ihr schon hundert Mal erklärt« – doch hundert Mal gleich und so erzielt er immer gleiche Ergebnis[24]se. Die Lösung des Problems liegt in der Veränderung seines eigenen Verhaltens. Er kann z. B. die Anleitung jemand anderem übertragen, Abläufe verändern oder die Kollegin auf eine entsprechende Fortbildung schicken.
Der flexible Umgang mit Handlungsalternativen gilt auch für die NLP-Grundannahmen selbst: Hilft eine Annahme in der vorliegenden Situation nicht mehr weiter, ist es sinnvoll, etwas anderes, Nützlicheres anzunehmen. NLP-Grundannahmen sind nicht die Wahrheit, sondern müssen durch persönliche Erfahrungen und die eigenen Sinne überprüft werden.
Flexibel sein heißt, über zahlreiche Wahlmöglichkeiten zu verfügen. Diejenige Person, die die höchste Flexibilität beweist, die neue Vorschläge einbringt, ist am ehesten in der Lage, einen festgefahrenen, lähmenden Zustand zu beenden. Je mehr Handlungsalternativen jemand parat hat, desto einfacher wird er die gewünschte Reaktion beim Kommunikationspartner erlangen.
In einem Meeting hat sich eine Diskussion festgefahren, keiner der Teilnehmer ist bereit nachzugeben. Eine Person aus der Runde ergreift die Chance, neue Denkweisen, Methoden oder Veränderungen vorzuschlagen. Das kann eine kurze kreative Pause sein, die Veränderung der Sitzpositionen, das Hinzuziehen eines Moderators o. Ä. Dieser Kollege erweist sich als das flexibelste Element der Gruppe und ermöglicht durch seine Vorschläge, die Situation zu entwirren. Damit beeinflusst er das System maßgeblich.
Theorien darüber, wie der Mensch denkt, gibt es viele. NLP nimmt an, dass er dafür innerlich die Sinne nutzt, d. h., wenn wir denken oder uns erinnern, sehen wir Bilder, hören Klänge, riechen und schmecken und spüren Berührungen. Das bedeutet, dass alle mentalen Prozesse mit sinnlichen Elementen erfahrbar und gestaltbar sind. Vorbedingung ist, dass Inhalte über die Sinne aufgenommen, verarbeitet und dadurch zu sogenannten Repräsentationssystemen werden: Die Repräsentation im Gehirn dessen, was wir über die Sinne wahrgenommen haben, bildet die Grundlage des Denkens.
Alles, was wir von der Welt erfassen, nehmen wir über die fünf Sinne wahr. Sie befähigen uns, unterschiedliche Impulse, Informationen und Reize aufzunehmen.
BezeichnungWahrnehmungGegenstandVVisuellAugen – sehenBilder, Farben, Bewegungen, Muster, SymboleAAuditivOhren – hörenGeräusche, Töne, KlangfarbeKKinästhetischHaut – fühlenGefühl, Druck, TemperaturOOlfaktorischNase – riechenGerücheGGustatorischZunge – schmeckenGeschmacksrichtungen (bitter, süß, sauer, salzig)Das Bewusstsein ist nicht in der Lage, alle Reize, die bei den Sinnesorganen ankommen, auch aufzunehmen und zu verarbeiten. Ähnlich wie bei einem Trichter werden die Eindrücke verengt und gefiltert, eine subjektive (meist unbewusste) Selektion findet statt. Nur die ausgewählten Informationen gelangen zur Verarbeitung an das Gehirn, das sie bewertet, mit bisher gemachten Erfahrungen vergleicht, mit bereits vorhandenen Inhalten verknüpft und so in das persönliche mentale Repräsentationssystem einsortiert und speichert.