Erhalten Sie Zugang zu diesem und mehr als 300000 Büchern ab EUR 5,99 monatlich.
Im Sonnenwinkel ist eine Familienroman-Serie. Schauplätze sind der am Sternsee gelegene Sonnenwinkel und die Felsenburg, eine beachtliche Ruine von geschichtlicher Bedeutung. Mit Michaela Dornberg übernimmt eine sehr erfolgreiche Serienautorin, die Fortsetzung der beliebten Familienserie "Im Sonnenwinkel". Michaela Dornberg ist mit ganzem Herzen in die bezaubernde Welt des Sonnenwinkels eingedrungen. Sie kennt den idyllischen Flecken Erlenried und die sympathische Familie Auerbach mit dem Nesthäkchen Bambi. »Das glaube ich jetzt nicht …« Katja Diewald sprach es und sprang auf, kaum, dass sie Platz genommen hatte, dabei behielt sie das genau im Auge, was sie so erregt hatte. Es ging alles sehr schnell. »Frau Auerbach, bitte entschuldigen Sie. Aus dem gemeinsamen Kaffeetrinken wird nichts, vielleicht ein andermal!« Sie wartete nicht einmal eine Antwort ab, sondern stolperte völlig entgeistert davon. Unter anderen Umständen hätte sie Katja ganz gewiss nachgeschaut, doch genau in diesem Augenblick trat die nette Bedienung an den kleinen Tisch heran, um sich nach ihren Wünschen zu erkundigen. Das war auch neu, eine Bedienung hatte es bislang nicht gegeben, doch Inge war es nur recht. Sie bestellte sich einen großen Milchkaffee, weil der hier besonders lecker war, und dann konnte sie es nicht lassen. Sie hielt Ausschau nach Katja, doch in dem auf dem Marktplatz herrschenden Gewusel konnte sie sie nicht entdecken. Was war das gerade gewesen? Auf Katja Diewalds merkwürdiges Verhalten konnte sie sich keinen Rein machen. Das war es nicht allein. Sie stellte in sich so eine Art von Bedauern fest, dass aus dem gemeinsamen Kaffeetrinken nichts geworden war. Es wäre für sie schon beruhigend gewesen, dieser Frau ein wenig auf den Zahn fühlen zu können, nach der ihr Hannes so verrückt war. Hannes und diese Frau! Mochten Ricky und ihre Eltern es gut finden. Für sie war es nicht in Ordnung, auch nicht, dass Rosmarie es geradezu toll fand. Die konnte gut reden, Hannes war schließlich nicht ihr Sohn. Wäre es umgekehrt, sähe es gewiss für Rosemarie ganz anders aus.
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Seitenzahl: 134
Veröffentlichungsjahr: 2021
Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:
»Das glaube ich jetzt nicht …«
Katja Diewald sprach es und sprang auf, kaum, dass sie Platz genommen hatte, dabei behielt sie das genau im Auge, was sie so erregt hatte.
Es ging alles sehr schnell.
»Frau Auerbach, bitte entschuldigen Sie. Aus dem gemeinsamen Kaffeetrinken wird nichts, vielleicht ein andermal!« Sie wartete nicht einmal eine Antwort ab, sondern stolperte völlig entgeistert davon.
Unter anderen Umständen hätte sie Katja ganz gewiss nachgeschaut, doch genau in diesem Augenblick trat die nette Bedienung an den kleinen Tisch heran, um sich nach ihren Wünschen zu erkundigen.
Das war auch neu, eine Bedienung hatte es bislang nicht gegeben, doch Inge war es nur recht. Sie bestellte sich einen großen Milchkaffee, weil der hier besonders lecker war, und dann konnte sie es nicht lassen. Sie hielt Ausschau nach Katja, doch in dem auf dem Marktplatz herrschenden Gewusel konnte sie sie nicht entdecken.
Was war das gerade gewesen?
Auf Katja Diewalds merkwürdiges Verhalten konnte sie sich keinen Rein machen. Das war es nicht allein. Sie stellte in sich so eine Art von Bedauern fest, dass aus dem gemeinsamen Kaffeetrinken nichts geworden war. Es wäre für sie schon beruhigend gewesen, dieser Frau ein wenig auf den Zahn fühlen zu können, nach der ihr Hannes so verrückt war.
Hannes und diese Frau!
Mochten Ricky und ihre Eltern es gut finden. Für sie war es nicht in Ordnung, auch nicht, dass Rosmarie es geradezu toll fand.
Die konnte gut reden, Hannes war schließlich nicht ihr Sohn. Wäre es umgekehrt, sähe es gewiss für Rosemarie ganz anders aus. Und dass ihre Eltern bislang mit ihr nicht darüber gesprochen hatten, obwohl es einige Gelegenheiten dazu gegeben hatte, wurmte Inge.
Sie merkte, wie es in ihr zu arbeiten begann, und es waren überhaupt keine guten Gedanken, die sich da plötzlich auftürmten. Irgendetwas geriet da gerade in eine gefährliche Schieflage.
Ihr Kaffee wurde gebracht, sie zuckte zusammen, weil sie so sehr in Gedanken gewesen war, und dann fasste sie einen Entschluss, sie bestellte sich kurz entschlossen ein Stück Mohnkuchen. Den bekam man nicht überall, und hier schmeckte er besonders gut. Sie hatte sich zwar geschworen, auf Kuchen und andere Köstlichkeiten erst einmal zu verzichten, um ein paar überflüssige Pfündchen wieder abzubauen. Doch derartige Entschlüsse waren bei ihr sehr schnell gefasst, doch es war unendlich schwierig, sie in die Tat umzusetzen, und solange ihr Werner jedes Pfund an ihr liebte, stand sie nicht unter Zugzwang.
Sehr schnell wurde der Mohnkuchen gebracht, und dann genoss Inge erst einmal Kaffee und Kuchen, dabei konnte sie allerdings nicht verhindern, dass ihre Gedanken wieder zu Katja Diewald gingen.
Dass sie noch hier war.
Hatte sich die Reise nach Tibet zerschlagen?
Dass es zwischen ihr und Hannes wieder aus war, das konnte Inge sich nicht vorstellen.
Wie schade, dass sich keine Gelegenheit dazu ergeben hatte, das herauszufinden.
Nun waren sie sich schon mal begegnet, sie hatte die Idee mit dem Kaffee gehabt, es war gerade ein Tisch frei geworden, es war geradezu perfekt gewesen, und dann hatte diese Frau das Weite gesucht.
Bei allen Vorbehalten gegen sie, glaubte Inge nicht einen Augenblick daran, dass Katja Diewald geflohen war. Nein, da war wirklich etwas gewesen, was sie irritiert, geradezu erschreckt hatte.
Doch was? Das wüsste sie wirklich gern!
Die Bedienung kam gerade vorbei, Inge bestellte sich noch einen Milchkaffee und dazu einen Zimtkringel, das war bei diesem Bäcker eine Spezialität.
Morgen, dachte sie, morgen würde sie mit einer richtigen Diät anfangen, aber heute …
Sie seufzte.
Was für ein Glück, dass ihre Pamela, das einzige ihrer Kinder, das noch daheim wohnte, sich mit Gewichtsproblemen nicht herumschlagen musste, sich auch niemals damit herumschlagen würde, weil sie rank und schlank war.
Ein Vorbild wäre sie nämlich in dieser Hinsicht für Pamela nicht.
Kaffee und Zimtkringel wurden erstaunlich schnell gebracht, und Inge lief das Wasser im Mund zusammen. Als sie sich genüsslich über den Zimtkringel hermachte, konzentrierte sie sich nur darauf, auf nichts sonst.
Selbst an Katja Diewald verschwendete sie nicht einen einzigen Gedanken.
*
An Inge Auerbach, die Mutter ihres Freundes, dachte Katja nicht einen Augenblick lang. Sie rannte auf den Mann zu, dessen Anblick sie geradezu erschreckt hatte und mit dem sie niemals gerechnet hätte.
»Arndt, was machst du denn hier?«, erkundigte sie sich, als sie ihn erreicht hatte.
Er drehte sich um, begann zu strahlen, ja, das tat er wirklich.
»Ich habe dich gesucht. Nachdem ich dich nirgendwo angetroffen habe, erinnerte ich mich daran, wie gern du diesen Bauernmarkt hier magst. Volltreffer, ich habe dich gefunden.«
Sie hätte ihn jetzt korrigieren können, ihm sagen, dass sie ihn gefunden hatte, weil sie ein Zusammentreffen mit Inge Auerbach um jeden Preis vermeiden wollte, was alles nur noch komplizierter gemacht hätte als es ohnehin schon war.
Sie ging darauf nicht ein, sondern erkundigte sich mit nicht gerade freundlicher Stimme: »Arndt, was willst du?« Er begann sich unbehaglich zu fühlen.
»Muss ich dir das hier sagen, inmitten all der Menschen, Katja, mein Herz?«
Nicht das jetzt! Auf so ein Verhalten hatte sie jetzt gar keine Lust.
»Okay, Arndt, dann lass uns dort drüben zu der Bank gehen, die ist ein wenig ab vom Geschehen, außerdem denke ich, dass du mir nichts zu sagen hast, was nicht jeder hören kann. Wir sind schließlich geschieden, und zwischen uns ist alles geklärt.«
Er zuckte zusammen, das hätte sie jetzt wirklich nicht erwähnen müssen.
»Du siehst wunderschön aus, Katja, irgendwie verändert … jung, dynamisch. Wenn es nicht völlig ausgeschlossen wäre, könnte man vermuten, dass du verliebt bist.«
Es war unglaublich, aber so war er nun mal, der gute Arndt Diewald, fest von sich überzeugt, auch davon, dass es nach ihm nichts mehr geben könnte.
Sie hätte es jetzt in Abrede stellen können, ihn in seinem Glauben lassen. Katja staunte über sich selbst. Ihre Stimme klang ganz ruhig, als sie leise sagte: »Du hast ins Schwarze getroffen, mein lieber Arndt. Ich bin verliebt, nein«, korrigierte sie sich sofort, »das Wort reicht nicht aus, um das auszudrücken, was ich empfinde. Ich liebe einen Mann, und er liebt mich ebenso.«
Was für ein Glück, dass sie die Bank erreicht hatten und darauf Platz genommen hatten.
Arndt Diewald starrte seine Frau an, als habe sie sich gerade einer Geheimsprache bedient. Er schnappte nach Luft und kam Katja in diesem Augenblick ein wenig vor wie ein Fisch, den eine große Welle an Land bespült hatte. Es war grotesk, sie hatte Mühe, sich ein Lächeln zu verkneifen.
Für einen Augenblick herrschte Schweigen zwischen ihnen. »Katja, was hast du da gerade gesagt?«, ächzte er schließlich.
Katja hätte es auskosten, in diesem Augenblick den Triumph einer verlassenen Ehefrau genießen können, die es ihrem Ex so richtig heimzahlte. Es war nicht zu übersehen, wie sehr ihre Worte ihn getroffen hatten. Aber so war sie nicht gestrickt.
Außerdem hatte sie ihren Trennungsschmerz längst überwunden, das war bereits vor Hannes so gewesen. Und das war auch gut so, denn sonst wäre sie für eine neue Liebe noch nicht bereit gewesen.
»Arndt, was soll die Frage, du hast mich doch ganz genau verstanden.«
Sie bekam nicht sofort eine Antwort, also sagte auch sie zunächst nichts. Erst als es ihr zu lange dauerte, ging sie nicht auf ihre neue Liebe ein. Wozu auch. Sie war ihm keine Erklärung schuldig, sie waren geschieden, jeder konnte seine eigenen Wege gehen, sie wiederholte vielmehr die Frage, die bisher unbeantwortet geblieben war: »Arndt, weswegen bist du hier?« Ein Arndt Diewald tat niemals etwas ohne Grund.
Er schluckte, sie kannten sich halt, er konnte nicht länger ausweichen.
»Ich bin gekommen, um dir zu sagen, dass unsere Scheidung der größte Fehler meines Lebens war. Ich möchte alles rückgängig machen, ich möchte dich zurück.«
Nun war sie es, die erst einmal schlucken musste. Ja, Arndt hatte ihr nach der Scheidung bereits geradezu unmoralische Angebote gemacht, hatte sie als seine Mittwochsfrau, also seine Geliebte haben wollen, aber sie ganz zurück? Das war neu.
Sie hatten keine schlechte Ehe gehabt, sie hatten sie arrangiert, und gewiss wäre es gut gegangen, wenn er nicht die Scheidung gewollt hätte. Aber auch ohne Hannes hätte es keinen Weg zu ihm zurück gegeben.
Ihr Schweigen dauerte ihm entschieden zu lange.
»Es war der größte Fehler meines Lebens, Katja. Wir zwei gehören zusammen, wir fangen noch einmal von vorne an, irgendwo, wo immer du auch willst.«
Stopp!
Er sollte auf der Stelle aufhören.
»Arndt, es ist vorbei, kein Zug fährt zurück.«
»Weil du da einen anderen Typen hast?«, wollte er wissen.
Sie schüttelte entschieden den Kopf.
»Nein, Arndt, ich wäre auch ohne diesen neuen Mann in meinem Leben nicht zu dir zurückgekehrt.«
»Hat er mehr Geld als ich?«, erkundigte er sich, und diese Frage machte Katja wütend und traurig zugleich.
»Arndt, nicht alles auf der Welt lässt sich mit Geld aufrechnen. Es geht dich zwar nichts an, weil wir geschieden sind. Aber wenn es dich beruhigt, dieser Mann hat kein Geld.«
»Na klar, muss er ja auch nicht haben«, er wurde jetzt richtig bösartig, »du hast ja genug davon, das reicht für zwei.«
Sie wollte aufspringen, davonlaufen, doch das war keine Lösung, weil Flucht niemals ein Ausweg war.
»Arndt, auf diesem Niveau möchte ich nicht mit dir sprechen, und ich möchte dich auch nicht für immer aus meinem Leben streichen, weil deine Bösartigkeiten unerträglich sind und ich so etwas nicht haben will. Wir haben die Scheidung ohne einen Rosenkrieg hinter uns gebracht, und ehe du jetzt wieder von Geld anfängst, ich wollte nicht mehr als das, was mir zustand, du hast mir mehr gegeben, und dafür danke ich dir. Aber fange jetzt bitte nicht so an. Du hast dich auch manchmal mit deinen Gechäften verzockt und hast es sportlich genommen. Nun ist es halt privat passiert. Das tut mir leid für dich, aber ich bin aus dem Spiel heraus und das für immer.«
Sie wollte noch mehr sagen, doch in diesem Augenblick klingelte ihr Handy, sie wollte nachsehen, wer sie da anrief, doch als sie bemerkte, dass Hannes der Anrufer war, konnte sie nicht anders. Sie musste ihm wenigstens Hallo sagen. Sie begann zu strahlen, meldete sich, sagte: »Ich kann gerade nicht sprechen, aber ich melde mich bei dir, sobald es möglich ist.«
Er erwiderte: »Darauf freue ich mich, ich kann es kaum erwarten, deine Stimme zu hören … ich liebe dich.«
Ihr Strahlen verstärkte sich, sie murmelte: »Ich dich auch«, dann beendete sie das Telefonat.
Man sah, wie es in Arndts Gesicht arbeitete und dass er Mühe hatte, die Beherrschung zu behalten.
Gut, der Anruf von Hannes hätte jetzt nicht kommen dürfen, aber geschehen war geschehen, und sie hatte nichts zu verbergen. Allein seine Stimme zu hören, machte sie glücklich, und sie musste wirklich keine Rücksicht auf Arndt nehmen, dessen Gespielinnen sogar bei ihnen daheim angerufen hatten, als die Welt scheinbar noch in Ordnung gewesen war.
Hannes liebte sie, das war nicht einfach nur so dahergesagt gewesen, sie hatte die Liebe gespürt, die zu ihr herübergeschwappt war, und eigentlich hätte es die Worte nicht gebraucht.
Hannes …
Für einen Augenblick vergaß sie ganz, dass Arndt noch immer an ihrer Seite war, sie zuckte zusammen, als er sich mit schneidender Stimme erkundigte: »Dein neuer Typ?«
Schon wollte sie antworten, ja, es war Hannes. Das ließ sie im letzten Augenblick bleiben. Sie hatte keine Ahnung, wozu Arndt in seinem verletzten Stolz fähig sein könnte. Und sie wollte alles, nur nicht, dass Arndt dazwischengrätschte.
Sie nickte. »Tut mir leid, dass er gerade jetzt angerufen hat. Aber er wusste ja nicht, dass wir uns treffen würden.«
»Du bist ganz schön verknallt, Katja. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass du mal so gestrahlt hast wie ein Honigkuchenpferd, wenn ich dich angerufen habe.«
»Arndt, du redest Unsinn. Du konntest nicht sehen, wie ich ausgesehen habe, wenn du mich angerufen hast. Mein Gott, ich habe keine Lust, auf einem derartigen Niveau mit dir zu kommunizieren.«
»Das sagtest du bereits, wirst du ihn heiraten?«
»Arndt, dazu kann ich dir heute nichts sagen, und das ist überhaupt nicht wichtig, jemanden zu lieben ist nicht gleichbedeutend damit, unbedingt mit ihm verheiratet zu sein. Und ich möchte auch nicht mehr darüber reden. Es tut mir leid, dass ich deine Erwartungshaltung nicht erfüllen kann, und wie gesagt, mit uns, das wäre auch nichts mehr geworden, wenn ich mich nicht neu verliebt hätte. Wir müssen keine Freunde werden, aber bitte, Arndt, lass uns respektvoll miteinander umgehen.«
Unvermittelt sprang er auf.
»Ich bin nicht gekommen, um mit dir befreundet zu sein, ich bin gekommen, weil ich dich wieder an meiner Seite haben will.«
»Und mich bekommst du nicht, weil es vorbei ist, und das muss ich nicht immer wieder wiederholen. Begreife endlich, dass du mit deinem Geld nicht alles kaufen kannst. Doch das habe ich dir ebenfalls gesagt. Ich wünsche dir, dass du bald eine Frau findest, die dich um deiner selbst willen liebt, nicht wegen deines Geldes, und mehr noch wünsche ich dir, dass du endlich begreifst, dass eine Frau ein Wesen aus Fleisch und Blut ist, mit Gefühlen und kein Gegenstand, mit dem man sich schmückt.«
Er lief einfach los.
»Erspar es mir, mir deine Kochrezepte anhören zu müssen und erwarte nicht, dass ich dir jetzt Glück wünsche. Es ist ein großer Fehler, mein Angebot auszuschlagen.«
Er sagte noch etwas, doch das konnte sie schon nicht mehr verstehen, weil er es plötzlich ziemlich eilig hatte. Das musste sie auch nicht, es reichte, was sie gehört hatte, und Katja war traurig wegen seiner letzten Worte, mit denen er von einem Angebot gesprochen hatte. Angebot! Als gelte es, eine Firma, ein Haus, sonst was zu kaufen. Und mit diesem Mann war sie verheiratet gewesen. Sie konnte ja froh sein, dass er sie verlassen hatte, sonst hätte sie niemals erfahren, was Liebe wirklich bedeutete.
Hannes … Sie hätte ihn jetzt anrufen können, ihm etwas schreiben, doch dazu war Katja gerade nicht in der Lage, aber sie nahm dennoch ihr Handy aus der Tasche, um sich sein Bild anzusehen.
Sie konnte Gott, dem Schicksal oder auch der ganzen Welt nur unendlich dankbar dafür sein, dass Hannes auf ihren Weg gekommen war.
Sie blieb sitzen, begann zu träumen und versuchte alles, um nicht mehr an Arndt denken zu müssen.
Und als sie an Tibet dachte, das sie gemeinsam mit Hannes bereisen würde, war sie nur noch voller Freude.
*
Inge hätte ganz gern noch an diesem kleinen Tisch gesessen, doch das wäre egoistisch gewesen, weil diese Plätze heiß begehrt waren, und, auch wenn es gegangen wäre, hätte sie unmöglich noch einen Kaffee trinken oder ein weiteres Stück Kuchen oder etwas anderes Süßes, wovon, es eine ganze Menge gab, essen können.
Einmal musste Schluss sein!
Sie erledigte ihre restlichen Einkäufe, erstand einen wunderschönen Blumenstrauß, dann ging sie nach Hause in die wunderschöne Auerbach-Villa.
Sie dachte an vieles, aber wenn sie ehrlich war, an Katja Diewald dachte sie im Augenblick nicht mehr. Es hatte nicht sollen sein, und wer weiß, wofür es gut war, dass das Treffen nicht geklappt hatte, das sie eigentlich nur wegen Hannes vorgeschlagen hatte. Und wer weiß, vielleicht wären sie ja auch aneinandergeraten. Inge Auerbach war eine ausgezeichnete Verdrängerin. Das war etwas, was ihr so manches Mal schon zum Verhängnis geworden war oder was ihr, weil sie es nicht ausgesprochen hatte, viel Kummer und Schmerz bereitet hatte. Wenn sie vorhin Katja Diewald eine peinliche Szene gemacht hätte, wäre ihr Hannes am Ende ziemlich sauer geworden. Mit unabsehbaren familiären Folgen …
Sie traf hier und da Leute, die sie kannte, was nicht ausblieb, wenn man so lange an einem Ort lebte und wenn man, wie die Auerbachs, ziemlich bekannt war, plauderte ein wenig, grüßte.
Ihr Herz wurde weit, als sie die schöne alte Villa erblickte, die hier bereits gestanden hatte, ehe die preisgekrönte Siedlung erbaut worden war.
Was für ein Glückspilz sie doch war!
Sie hatte einen Ehemann, den sie liebte, von dem sie geliebt wurde, wundervolle Kinder, Schwiegerkinder und Enkelkinder, wenn sie an die dachte, dann ging die Sonne auf.