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"Laut. Wild. Unvergessen." Die New Wave of British Heavy Metal - erzählt mit Herz, Haltung und Verstärker auf 11. Iron Maiden, Diamond Head, Saxon - sie waren der Aufschrei einer Generation, der Gegenentwurf zur Kompliziert-Rock-Realität der späten 70er. Dieses Buch ist eine Hommage an eine Bewegung, die nicht nur Metal formte, sondern Musikgeschichte schrieb. Vom industriellen England bis in die besetzten Proberäume der DDR: Hier begegnen sich Legenden, Underdogs und vergessene Helden auf Augenhöhe. Ein Buch für Metalheads, Nostalgiker und alle, die wissen: Wahre Musik ist nicht totzukriegen.
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Seitenzahl: 262
Veröffentlichungsjahr: 2025
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Intro
Teil 1 – Der Weg zum Heavy Metal
Blues
Rock´n´Roll
Bluesrock
Country
Rockabilly
Psychobilly
Hardrock
Punk
NWoBHM – Die New Wave of British Heavy Metal
Die wichtigsten Alben der NWoBHM
DDR-Metal
Teil 2 – Die wichtigsten Bands
Die Vorreiter
Black Sabbath
Deep Purple
Led Zeppelin
Motörhead
Thin Lizzy
Die Bands der NWoBHM
Angel Witch
Def Leppard
Diamond Head
Girlschool
Iron Maiden
Judas Priest
Rock Goddess
Saxon
Tygers of Pan Tang
Venom
Im Fahrwasser des Erfolgs
Accept
Grave Digger
Helloween
Manowar
Running Wild
Die Erben der NWoBHM
Kreator
Metallica
Slayer
Sodom
DDR-Bands
Berluc
Formel 1
Hardholz
Macbeth (Caiman)
MCB
Quellen
NWoBHM? Was soll das heißen? Wie spricht man das aus? Welche Sprache ist das?
NWoBHM ist eine englische Abkürzung und steht für: New Wave of British Heavy Metal. In diesem Buch geht es also um die Musikrichtung Heavy Metal, kurz auch nur Metal genannt. Und ganz im Speziellen um die Zeit und Musik, die der Musikrichtung den Namen gab und wo sich die Metalkultur und Szene herausgebildet hat. Einer Zeit und Bands die dem Metal eine Hochzeit brachte, eine nie dagewesene und nie mehr erreichte Popularität. Es geht um Combos, die heute noch aktuelle Gruppen beeinflussen. Um eine Zeit und Bands, ohne die es den heutigen Metal gar nicht gäbe.
Dabei Blicken wir auf den Urschleim. Auf die Entwicklung der Rockmusik bis zum Heavy Metal. Ebenso werden Bands des NWoBHM hier vorgestellt.
Doch beginnen möchte ich mit einer kleinen Anekdote:
Ein Wintertag im Februar. Ich war auf dem Weg zur Arbeit. Wie jeden Tag bekleidet mit einer schwarzen Hose, einer schwarzen Jacke, meinen Kampfstiefeln und natürlich mit meiner Metal-Kutte. Auf dem S-Bahnsteig wartete ich auf meine S-Bahn. Ein Typ in Lederjacke mit Metalpins an dieser sprach mich mit den Worten „Schöne Kutte“ an und ich antwortete mit „Schöne Pins“. So kamen wir ins Gespräch und da wir die gleiche Bahn nehmen mussten hatten wir gut 30 Minuten Zeit zum Schwatzen. Und worüber haben wir geratscht? Natürlich über Heavy Metal! Ich musste an ein Ausspruch denken, der dem Musikjournalisten und ehemaligen Redakteur der Musikzeitschrift „RockHard“ Götz Kühnemund zugeschrieben wird: „Wenn zwei Leute ü50 sich wie 15jährige über Musik unterhalten, dann müssen es Metaller sein“.
So kam ich auf die Idee zu diesem Buch.
Um sich der NWoBHM zu näher und zu verstehen, müssen wir weit zurück. Bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts. Ja das sind Jahreszahlen, die noch mit einer 19 beginnen! Wir müssen uns die Geschichte der Rockmusik ansehen und dabei werde ich auch (und gerne) abschweifen. Obwohl dieses Buch als NWoBHM heißt und sich diesem widmet wird es im gesamten Inhalt des Buches eher den kleinsten Abschnitt beinhalten. Verwirrt? Enttäuscht? Erst lesen, dann meckern. ;)
Das Buch hat zwei große Teile. Im ersten Teil geht es um die Entwicklung der Musikgenres hin zum NOWBHM und im zweiten werden Bands etwas genauer vorgestellt. Die Auswahl der Bands ist dabei natürlich völlig subjektiv. ;)
Machen wir uns auf den Weg zum Heavy Metal. Es wird eine interessante Wanderung durch die Musikgeschichte. Eine kleine Wanderkarte seht ihr hier:
Machen wir uns auf den Weg – eine Reise durch Jahrzehnte, durch Klanglandschaften, durch Umbrüche.
Bevor die New Wave of British Heavy Metal Ende der 1970er losbrach, musste etwas entstehen, das sie möglich machte. Die Ursprünge des Heavy Metal liegen nicht an einem Ort und nicht in einem Song – sie liegen in vielen kleinen Umwegen, in Entwicklungen, Brüchen und Explosionen.
Dieser erste Teil ist wie eine Wanderkarte: Er zeigt die Routen auf, die Musiker einschlugen – vom Bluesrock über den Psychedelic Rock hin zum Hard Rock. Er erzählt von Bands, die den Boden auflockerten, den Verstärker aufdrehten, die Texte verdunkelten.
Manche Wege führen über Umleitungen, andere direkt zur Quelle. Doch alle münden in jenem Strom, der später unter dem Namen Heavy Metal ins Rollen kam.
Wer sich darauf einlässt, wird verstehen, warum der Weg dorthin genauso spannend ist wie das Ziel selbst.
Der Blues ist unbestritten die grundlegende Wurzel der populären Musik und kann als das Fundament von Genres wie Jazz, Rock ’n’ Roll und Soul betrachtet werden. Seine Präsenz ist jedoch nicht auf diese offensichtlichen Nachkommen beschränkt. Selbst in zeitgenössischen Genres wie Hip-Hop, dessen musikalische Sprache sich deutlich vom Blues unterscheidet, lassen sich bei genauerem Hinhören Elemente dieser ursprünglichen Form erkennen. Der Einfluss auf die moderne Pop- und Rockmusik des Blues ist weit mehr als musikalische Elemente für den Rock ’n’ Roll breitzustellen. Über den Rock ’n’ Roll ist der Blues der Grundstein der Beat- und Rockmusik und somit von entscheidender Bedeutung. Ohne die Elemente des Blues, wie die Gitarre im Vordergrund, der typische Rhythmus und den emotionalen Gesang, die charakteristisch für den Blues sind, wären die verzerrten Gitarrenriffs, das kraftvollen Schlagzeug und die markanten Gesangsstile, die den Heavy Metal ausmachen, kaum denkbar. Darum ist der Blues der Urvater unserer Lieblingsmusik. Sein Einfluss reicht bis in die heutige Zeit. Seine Vorleistung für die heutige Rockmusik und damit für den Heavy Metal ist offensichtlich und nicht bestreitbar. So ist der Blues ein unverzichtbarer Bestandteil der Musikgeschichte und wird deshalb hier als erstes beschrieben.
Im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert, in den Südstaaten der USA, liegen die Anfänge des Blues. In den Minstrel- und den Vaudeville-Blues-Shows am Ende des 19. Jahrhunderts entdecken wir bereits Teile des Blues. Als eigenständige Musik afroamerikanischer Kultur bedient sich der Blues nicht nur beim Gospel, Negro Spiritual und Work Songs (einschließlich Field Hollers), sondern nimmt auch Elemente afrikanischer, europäischer und karibischer Musik in sich auf. Anzeichen des Blues finden wir bereits in den Vaudeville- und Minstrel-Shows am Ende 19. Jahrhunderts. Die frühen Musiker waren noch mehr „Songster“ (spezielle Form eines Wandermusikers in den Südstaaten die hauptsächlichen Balladen, Spirituals und beliebte Melodien vortragen), statt „Blueser“. Sie spielten als Unterhalter auf Partys und öffentlichen Veranstaltungen und sorgten für Stimmung. Der frühe Blues war damit sehr vielseitig. Spezielle Blues-Songs kamen in den 1920er und 1930er Jahren auf.. Das ist eine Folge der durch Plattenlabels. Der Begriff „Blues“ festigte sich in der Umgangssprache ca. 1910. In dieser Zeit sorgten zu einem großen Teil Sängerinnen wie Bessie Smith und Ma Rainey und der Komponist W.C. Handy dafür, das der Blues populär wurde. Die Kompositionen „Memphis Blues“ und „St. Louis Blues“ von W.C. Handy weckten breites Interesse. Er schrieb als einer der ersten Bluesstücke für Musiker und Sänger und arrangierte diese. Hervorzuheben ist auch die afroamerikanische Sängerin Mamie Smith. Bei Okeh Records nahm sie 1920 den Song „That Thing Called Love“ auf. Was als die erste Bluesaufnahme eines afroamerikanischen Interpreten. Der Song „Crazy Blues“ von ihr wurde zum Millionenseller und machte den Begriff „Blues“ weithin bekannt. So legte sie den Grundstein für die Karriere vieler weiterer Künstler wie Bessie Smith oder Ma Rainey. In derselben Zeit kamen Gitarrenvirtuosen wie Blind Lemon Jefferson und Big Bill Broonzy und schufen so den sogenannten Folk Blues. Als Vater des sogenannten Delta Blues wird Charley Patton angesehen. Robert Johnson, ein Musiker, der dem Delta Blues zugeordnet werden kann, wurde erst lange nach seinem Tod einem breiten Publikum bekannt, als weiße Musikliebhaber seine Musik in den 1950er und 1960er Jahre für sich entdeckten.
Als afroamerikanische Musiker in die großen Städte des US-amerikanischen Norden Chicago und Detroit zogen, entstand dort der sogenannte Urban Blues durch die Verschmelzung von Blues und Jazz. Ein wichtiger Schritt zum Rock ´n´ Roll vollzog sich in den 1940er und 1950er Jahren, als Künstler wie Muddy Waters und Howlin’ Wolf anfingen durch den Einsatz elektrischer Verstärker und elektrischer Gitarren den Country Blues mehr oder weniger zu verfeinern. Die akustische Bluesmusik, besonders der akustische Country Blues, fand in den 1950er Jahren trotz "Elektrisierung" ein Revival in der Folkbewegung. Bluesgrößen wie John Lee Hooker wurden in Europa bekannt. Gleichzeitig trugen Radiomoderatoren wie Alan Freed zur Popularität des elektrischen Blues bei weißen Jugendlichen bei. Weiße Musiker entdeckten in den 1960er Jahren auch auf Grund massiver gesellschaftlicher Umbrüche und vor allem in Großbritannien, den Blues für sich. Eines der berühmtesten Beispiele dafür dürfte die britische Band The Yardbirds sein. Eric Clapton, Jeff Beck und Jimmy Page begannen ihre Karriere bei den Yardbirds. Letzterer gründete nach den Yardbirds die Band Led Zeppelin, welche auf die Entstehung des Metal noch großen Einfluss nehmen sollte. Bands wie Led Zeppelin und die Rolling Stones trugen den Blues in seiner veränderten Form des Blues Rock zurück nach Amerika.
Ganz einfach gesagt ist der Rock´N´Roll nichts weiter, als ein schnelle gespielter Blues und entstand in den 1950er Jahren. Der Rock´N´Roll ist die Urform, der Startschuss, der Rockmusik und einer von Musik geprägten Jugendkultur. Die Entstehung des Rock´N´Roll geht einher mit der Entstehung und dem Lebensgefühl einer rebellischen Jugendkultur. Mit dem Rock´N´Roll bilden sich auch die typischen Besetzungen einer Rockband: Charismatischer Sänger oder charismatische Sängerin, Gitarre, Bass und Schlagzeug. Beim Rock´N´Roll kam oft noch ein Klavier und gelegentlich ein Saxophon dazu. Ein treibender Beat und eingängige Gitarrenriffs mit einem rauen Gesang waren die Merkmale des Rock´N´Roll und sind es in der Rockmusik, vor allem aber im Metal, bis heute noch.
Zunächst noch in Literatur und Filmen zu erkennen, entstand in den späten Jahren des 4. Jahrzehnt im 20. Jahrhunderts eine Jugendkultur die sich von der Generation ihrer Eltern distanzierte. Eine rebellische Jugendkultur die sich mit Freiheit, Underdog-Dasein, Rastlosigkeit und auch Drogen identifizierte. Doch bald schon wurde die Musik, der Rock´N´Roll, zum Sprachrohr dieser Jugend. Den Durchbruch des Rock ´N´ Roll verschaffte Bill Haley durch den Song „Rock Around the Clock“ 1954/55. Sein Song traf den Nerv der Zeit. Er füllte das damals herrschende gesellschaftliches Vakuum. Weltweit erfolgreich wurde der Rock´N´Roll 1955. Der Grund dafür war der in diesem Jahr herausgekommene Film „Die Saat der Gewalt“ (Originaltitel: „Blackboard Jungle“). Die neue Jugendkultur Rock-’n’-Roll war sehr umstritten und wurden von den älteren Generationen als Bedrohung empfunden. Die damaligen Stars des Rock´N´Roll, z.B. Chuck Berry, Little Richard, Jerry Lee Lewis oder Elvis Presley, brachen mit gesellschaftlichen Konventionen, indem sie mit ihrer Musik, ihren Frisuren und (angeblichen) sexuelle Gesten provozierten. Zusätzlich erhöhten Skandale, Drogenkonsum und kriminelle Machenschaften Druck von Öffentlichkeit und Staat. Das führte am Ende der 1950er Jahre zur rigorosen Missbilligung Rock´N´Roll. Als dann noch Buddy Holly, Ritchie Valens und Big Bopper 1959 durch einen Flugzeugabsturz starben, war das Ende der ersten Rock-’n’-Roll-Ära endgültig. Doch die Büchse der Pandora war geöffnet und ließ sich nicht mehr versließen. Von Großbritannien aus lebte diese Jugendkultur in den 1960er Jahren wieder auf, begünstigt von der Industrie, die die Jugend als Konsumenten entdeckte. Todgesagte leben länger. So ein Sprichwort. Neben der Beatmusik erlebte der Rock´N´Roll in den späten 1960er und frühen 1970er Jahren ein Revival. Musiker wie Shakin’ Stevens & The Sunsets, später Crazy Cavan und Matchbox belebten den Stil neu. Auch in Deutschland feierten Künstler wie Ted Herold und die Spider Murphy Gang Erfolge.
Im Laufe der Zeit änderte sich der Begriff "Rock´N´Roll". Ab den 1970er Jahre bezeichnete er nicht mehr den Musikstil aus den 50er, sondern steht seitdem eher für eine Spielart des Rock, die sich durch Einfachheit und Ursprünglichkeit auszeichnet. Das bekannteste Beispiel dafür dürfte Motörhead sein. Lemmy, Frontmann von Motörhead begann Konzerte (fast) immer mit den Worten: "We are Motörhead and we play Rock´N´Roll!" Heute wird, außer für die Musik aus den 50er, aber eher der verkürzte Begriff "Rock" benutzt.
Fazit: Als unmittelbares Kind der Blues und erste Musikrichtung die "nebenbei" auch eine ganze Jugendkultur und dessen Lebensgefühl darstellt hat der Rock´N´Roll die Musikwelt mehr als nachhaltig geprägt. Kann der (frühe) Blues noch als "Folklore" angesehen werden, so ist der Rock´N´Roll endgültig der Startschuss aller moderner Pop- und Rockmusik. Ein Synonym für Rebellion, Unangepasstheit und vor allem auch für Freiheit.
Die Beatmusik führte das Lebensgefühl und das rebellische des Rock´N´Roll weiter und das erste Revival des Rock´N´Roll ließ noch auf sich warten. Doch Beat ist für viele Rockfans kein "echter" Rock. Mitte der 1960er Jahre vermischten Bands, wie z.B. die 1962 gegründeten Rolling Stones, die Musik ihrer Idole, Blues-Größen wie Elmore James, Howlin’ Wolf und Muddy Waters, mit ihrer Rockmusik. Diese aufregende Mischung wird Bluesrock genannt. Eine Vorreiterrolle für den Bluesrock spielte Link Wray. Mit seiner Band Link Wray & His Wray Men erschuf er das kraftvolle instrumentale Bluesstück "Rumble", das 1958 Platz 16 in den Billboard Hot 100 erreichte. In Großbritannien und Amerika entwickelte sich der Bluesrock unterschiedlich weiter. Anfang der 1970er Jahre wurde der Bluesrock härter. In Britannien ging die Entwicklung zum Hardrock, während in Amerika sich der Southern Rock entwickelte.
Die typische Bandbesetzung bei den Bluesrockbands schafft durch Verschlankung die typische Besetzung in der Rockmusik. E-Gitarre, E-Bass und Schlagzeug. Piano und Bläser fallen weg. Den Gesang übernimmt meist der Gitarrist. Der Bluesrock hat gegenüber dem Blues einen härten und rifforientierten Sound mit prägnanten Gitarrensoli und einem Songschema aus improvisierte Blues- und Boogie-Woogie-Schemata.
Musiker wie Alexis Korner und John Mayall können als die führenden Künstler der britischen Szene angesehen werden. Aber sie sind nicht die einzigen die den Bluesrock von der Insel prägten. Soundtechnisch setzten Bands wie Cream, die Yardbirds und Fleetwood Mac Maßstäbe für den Bluesrock. Weitere Größen des Bluesrock aus Britannien sind Namen, die jeder Rockfan mit Ehrfurcht erfüllen wird: Eric Clapton, Jeff Beck und Jimmy Page. Sie trugen zu einem großen Teil zur Popularisierung des Bluesrock bei. In den USA beeinflussten und trieben Künstler wie Johnny Winter, Paul Butterfield, Mike Bloomfield und Jimi Hendrix. Vor allem das virtuose Gitarrenspiel von Jimi Hendrix trieb den Bluesrock in Amerika voran. Die Verschmelzung des Bluesrock mit dem Countryrock zum Southernrock brachte Bands wie die sehr genialen ZZ Top oder Lynyrd Skynyrd hervor.
Eine Wiederbelebung erfuhr der Bluesrock in den 1990er Jahren durch Musiker wie den Gitarristen Joe Bonamassa. Bands The Black Keys und The White Stripes halten nicht nur die Tradition des Bluesrock am Leben, sondern frischen ihn damit auf, das er zusammen mit Garage Rock, Indie-Rock, Crossover und Low Fidelity gespielt und vermischt wird. In der argentinischen Rock-Nacional-Szene ist der Bluesrock ebenfalls sehr populär. Der Bluesrock entwickelt sich immer noch weiter, ohne seine Wurzeln zu verlieren. Er ist fester und wichtiger Bestandteil der Geschichte der Rockmusik und eine sehr prägende Station für die Entwicklung des Metal. Und es überrascht nicht, dass sich der Bluesrock einer anhaltenden Popularität erfreut.
Ja, nun schweifen wir etwas ab. Aber die Country-Musik verschmolz mit dem Blues zum Rockabilly, welcher sich mit dem Punk zum Psychobilly vermischte. Da der Punk in seiner Verschmelzung mit dem Hardrock zum Metal führte, finde ich, dass wir uns diesen "Nebenarm" der Entwicklung der Rockmusik auch ansehen sollten. (Wer sich für diesen „Nebenarm“ nicht interessiert, der kann ja gleich zum Hard Rock springen.)
Wie der Blues ist auch die Country-Musik tief in der amerikanischen Kultur verwurzelt. Die faszinierende Entwicklung geht bis in das frühe 20. Jahrhundert zurück. Die europäischen Einwanderer, vor allem aus Irland und England, brachten ihre Volksmusik mit. Es setzte ein Prozess ein, wo sich Old-Time Music der südlichen Appalachen, der Blues (ja auch hier hat der Blues seine Finger im Spiel) und die urbane Musik aus den Städten sich zur Country-Musik verschmolzen. Die Bezeichnung "Country & Western" ist so nicht wirklich korrekt. Die Westernmusik ist zwar sehr stark vom Country beeinflusst, aber die Westernmusik ist eigentlich kein Untergenre des Country. Zu der Bezeichnung "Country & Western" ist es gekommen, weil das amerikanische Billboard-Magazine Titel aus den Genres Country- und Western-Musik in den 1940er Jahren gemeinsam in einer Charts-Liste aufgelistet hat. Dabei ist die Country-Musik sehr vielschichtig und lässt sich in drei Hauptströmungen aufteilen:
Die Traditionalisten halten die Ursprünge des Country lebendig, indem sie die musikalischen und textlichen Traditionen bewahren.
Die Erneuerer experimentieren mit neuen Klängen. Mit für den Country neuen Instrumenten und Ausdrucksformen erweitern sie das Spektrum der Country-Musik.
Die Kommerzorientierten wollen den finanziellen Gewinn maximieren. Dazu bringen sie den Country in die Nähe zur Popmusik und versuchen so ein breiteres Publikum zu erreichen.
"three chords and the truth" (drei Akkorde und die Wahrheit), ein Ausspruch, der dem Country-Musiker und Komponist Harlan Howard zugesprochen wird beschreibt das Wesen der Country-Musik sehr, sehr genau. Aber so einfach wollen wir es uns nicht machen und einen etwas genaueren Blick auf die Musik werfen. Saiteninstrumente wie Gitarre, Banjo, Mandoline, Kontrabass und Fiddle werden traditionell und oft im Country verwendet. In der weiteren Entwicklung des Country erweiterte sich das Spektrum der Instrumente um Akkordeon, Klavier und Mundharmonika. Zeitgenössische Musiker integrieren Elemente und Instrumente der Rockmusik, wie E-Gitarre, E-Bass und Schlagzeug, in den Country und schufen so den Countryrock. Musikalisch sind Country-Songs oft von einer harmonischen Einfachheit und haben eine eingängige Melodie. Textlich kann man Country-Musik mit der volks- und volkstümlichen Musik gleichsetzen. Themen wie Liebe, Verlust, Familie und Heimat stehen im Vordergrund. Es werden Geschichten aus einem ländlichen und/oder kleinbürgerlichem Kontext oft mit einer Prise Moral und Patriotismus serviert.
Country ist heute ein milliardenschweres Geschäft. Der größte Markt ist die USA. Auch hier können wir einen Vergleich zum deutschsprachigen Markt für volkstümliche Musik (z.B. auch Schlager) und Volksmusik anstellen. Der sogenannte New Country, der sich an die Pop- und Rockmusik annähert, breitet sich seit den 1990er Jahren auch international stark aus. 1920 nahm in den USA, in Pittsburgh, der erste kommerzielle Radiosender seinen regelmäßigen Sendebetrieb auf. Ab 1925 gab es elektrische Aufnahmeverfahren was die Kosten der Schallplattenaufnahme dramatisch reduzierten und die Klangqualität enorm verbesserte. Mit dem Radio und der kostengünstigen Schallplatte begann auch die Kommerzialisierung der Country-Musik. Der dadurch hervorgerufene Erfolg der Country-Musik führte dazu, dass diese einen tiefgreifenden Einfluss auf die amerikanische Musiklandschaft und Kultur hatte. Durch die Vermischung von Country und Rock ´N´ Roll zum Rockabilly und durch den Einfluss des Punks und damit zur Entstehung des Psychobilly hat der Country auch einen starken Einfluss auf die europäische Rockmusik ausgeübt, denn die Psychobilly-Welle ging von England aus und verfestigte sich auf dem europäischen Festland, da vor allem in Frankreich, Dänemark, den Niederlanden und Deutschland. Einen weiteren starken weltweiten Einfluss hatte der Country auch durch seine Verschmelzung mit dem Bluesrock zum Southernrock und dem weltweiten Erfolg von Bands wie ZZ Top und Lynyrd Skynyrd.
Weiter geht es auf unserem kleinen Umweg auf dem Nebenarm. Eine Spielart des Rock ’N’ Roll ist der Rockabilly. Er entstand kurz nach dem Rock ’N’ Roll in der Mitte der 1950er Jahre in den Südstaaten der USA. Ein Grund dafür ist auch die damals gängige Trennung von afroamerikanischen Menschen und Weißen. Da der Rock ’N’ Roll eine Musik der Afroamerikaner war, spielten die Radiostationen von Weißen diese nicht. So begangen vor allem junge weiße Musiker in den Südstaaten den Rhythm & Blues mit "ihrer" Country-Musik zu kombinieren und schufen so den einzigartigen und dem Rock ’N’ Roll sehr ähnlichen (Hörer die nicht in der Materie bewandert sind dürfte es schwer fallen Rockabilly und Rock ’N’ Roll auseinander zu halten) Sound. Anfangs wurde der Begriff Rockabilly nicht gerne verwendet, weil er sehr ähnlich dem Begriff "Hillbilly" war. Hillbilly (etwa „Hinterwäldler“ oder „Landei“) ist eine oft abfällig verwendete Bezeichnung für Bewohner der ländlichen Gegenden der USA. Im Laufe der Zeit setzte sich der Begriff Rockabilly dann aber durch.
Rockabilly-Bands hatten meist eine sehr minimalistische Besetzung. Hier begegnen wir wieder der klassischen und typischen Rockformation aus Gitarre (E-Gitarre), Bass, Schlagzeug und Gesang. Ein besonderes Merkmal des Rockabilly ist der sogenannte Slap-Bass. Das ist eine Spieltechnik für den Kontrabass bei der entweder auf die Seiten am unteren Ende des Griffbrettes geschlagen wird (slap) oder die Seiten so angerissen werden das sie auf das Griffbrett zurückschlagen („pop“ oder auch „pluck“). So wird der Rhythmus zusätzlich hervorgehoben, weil diese Spielweisen einen perkussiven Ton erzeugen. Ein weiteres charakteristisches Merkmal war der Echo-Groove, also ein Halleffekt der auf den Gesang angewendet wurde. So wurde eine Atmosphäre geschaffen die man "slapback" bezeichnet und verstärkt noch einmal die rhythmische Wirkung. Als Vorreiter des Rockabilly gilt der Country Boogie, der auch als Hillbilly Boogie bezeichnet wurde. Darum ist es auch nicht verwunderlich, das Bill Haley (William John Clifton „Bill“ Haley, Jr.), ein Countrymusiker durch die Vermischung des Hillbilly Boogie und Rhythm & Blues mit dem Song „Rock the Joint“ den ersten Rockabilly-Song schuf.
Legendär für den Rockabilly war das Independent-Plattenlabels Sun Records in Memphis, Tennessee. 1952 vom Hobbymusiker Sam Phillips gegründet war es war trendsetzend für die Entwicklung des Rhythm and Blues, der Rockabilly- und der Rock-’n’-Roll-Musik. Zunächst war es nur ein Musikstudio, das Aufnahmen für andere Plattenlabels vornahm. Bei Sun waren viele kleinere Rockabilly-Bands / -künstler wie Sonny Burgess, Warren Smith, Charlie Feathers, Billy Lee Riley oder Malcolm Yelvington unter Vertrag. . Das Label galt deswegen als „Katalysator des Rockabilly“. Zusätzlich entfachten das Rockabilly-Fieber die wilden Live-Shows von Elvis, ja auch er fing mit Rockabilly und sogar bei Sun an, und der anderen Rockabilly-Bands. Was wiederum dazu führte, das sich weitere Künstler und Bands dem Rockabilly zuwendeten. Nur um einige Namen zu nennen seien hier Buddy Holly, Eddie Cochran und Gene Vincent erwähnt. Die regionale Note und der starke Südstaatenakzent vieler Sänger verhinderten aber, das sich der Rockabilly (vorerst) über die Südstaaten hinaus verbreitete. Das führte dazu, das bereits am Ende der 1950er die (erste) Rockabillywelle ein Ende fand. Elvis schaffte den Absprung in den Mainstream während viele andere zur Country-Musik zurückkehrten. Ende der 1970er, vor allem aber in den 1980er, fing eine zweite Welle des Rockabilly an. Bands aus Amerika wie die Stray Cats oder The Blasters oder aus Großbritannien wie Matchbox verschrieben sich dem Sound der Rockabillybands aus den 1950er. Daraus erwuchsen lebendige Rockabillyszenen in Amerika, Europa, aber auch in Japan mit großen jährlichen Festivals.
Wir schauen uns hier den Rockabilly zwar als "Umweg" oder "Nebenarm" der musikalischen Entwicklung zum Heavy Metal, aber der Einfluss des Rockabilly auf die Rockmusik, ja auf den Hardrock ist enorm. Also ist es gar nicht so abwegig, das wir auf den Rockabilly geschaut haben. Die Beatles, Rolling Stones, The Clash oder Led Zeppelin haben Rockabilly-Songs gecovert. Jeff Beck nahm ein Album auf wo ausschließlich Coverversionen von Songs von Gene Vincent drauf sind. Jimmy Page gründete mit seinem ehemaligen Led-Zeppelin-Kollegen Robert Plant die Band The Honeydrippers, die stark vom Sound der 1950er beeinflusst war und live sogar einige Rockabilly-Klassiker coverte.
Die dritte Station unseres "Umweges" ist der Psychobilly. Hier führt unser "Umweg", unser "Nebenarm" auch wieder zurück, denn der Psychobilly entstand durch die starke Beeinflussung des Punk auf die zweite Welle des Rockabilly, denn Psychobilly ist die Verschmelzung von Rockabilly und Punk. Und das ist auch beim Metal so. Der britische Punk führte zur New Wave of Britsih Heavy Metal. Psychobilly vereint die Aggressivität und Energie des Punk mit dem Sound, vor allem des Rhythmus und der Instrumentierung und Besetzung des Rockabilly. So entstand eine extrem energiegeladene Musikrichtung.
Der Psychobilly entstand als Reaktion auf die zweite Rockabilly-Welle im England der frühen 1980er. Doch die Wurzeln liegen noch einige Jahre früher in den späten 70er Jahren. Die 1976 von Erick Purkhiser, alias Lux Interior und seiner Ehefrau Kristy Wallace, alias Poison Ivy, gegründete Punk-Rock-Band The Cramps mischten viele Musikgenres, so auch Rockabilly-Elemente in ihre Musik und schufen so die Grundlagen für den Psychobilly, aber auch für den Death-Rock oder Horrorpunk. Der Geburtsort des Psychobilly ist England und einer der Geburtshelfer, aka eine Band die als Mitbegründer und Paniere gist sind The Metors. 1979 noch unter dem Namen „The Legendary Raw Deal“ gegründet waren Sänger und Gitarrist P. Paul Fenech und seine Mannen mit die ersten die den Punk mit dem Rockabilly verbanden. Es entwickelte sich eine sehr lebendige Szene wobei das Label Nervous Records ein Katalysator darstellte, weil es viele Psychobilly-Bands veröffentlichte. Von der Insel breitete sich der Psychobilly dann auch recht schnell auf das europäische Festland aus wobei dort die Hotspots in Holland, Belgien, Frankreich, Deutschland und der Schweiz lagen.
Wie schon mehrfach geschrieben ist Psychobilly eine Verschmelzung des Punk mit dem Rockabilly. Die Bandbesetzung ist daher oft auch E-Gitarre, Kontrabass und Schlagzeug. (Es gibt Bands die einen E-Bass spielen, aber unter den Fans gilt der Kontrabass als authentisch.) Der Kontrabass wird auch im Psychobilly als Slap-Bass gespielt, was das für den Psychobilly typische "klappern" des Bass erzeugt. Melodisch und rhythmisch basiert der Psychobilly auf dem Rockabilly. Vom Punk kommt die Schnelligkeit und die Härte. Textlich befassen sich viele Bands mit Themen aus dem Bereich Horrorfilme, B-Movies, Geschichten über Psychopathen und Monster. Aber auch der Psychobilly entwickelt sich weiter. Bands wie die dänischen Nekromantix nähern sich stilistisch auch dem Metal an, ohne die Wurzeln des Rockabilly ganz aufzugeben.
Eine weitere Parallel zum Metal (und zum Punk) ist, das sich eine "komplette" Subkultur herausgebildet hat. Psychobilly ist wie der Metal nicht nur eine Musikrichtung. Am ausfälligsten an dieser Subkultur, genau wie beim Metal, ist das Outfit. Es vereint Elemente aus dem Rockabilly, dem Punk, Rockern, den Skinheads und von den Teddy Boys. Nietengürtel, Lederjacke mit Nieten und Schriftzügen, Creeper-Schuhe, Drape-Jacke, Creeper-Schuhe, Drape-Jacke, mit Chlorreinigern gebleichte Hosen, Bomberjacke, DocMartens-Stiefel, Fred-Perry-Hemd sind Kleidungsstücke aus denen sich das Outfit zusammen setzt. Sehr ausfällig ist auch die typische Frisur, Flattop oder nur Flat genannt. Hierbei sind die Haare an den Seiten und zumeist auch am Hinterkopf abrasiert. Die Haare auf dem Oberkopf sind von hinten nach vorne flach ansteigend geschnitten. Wenn sie hochgestellt werden (top), bilden sie eine von der Stirn zum Hinterkopf abfallende Ebene (flat). Sie werden unter Einsatz von Haarspray und Haarwachs bewusst zu einer großen Tolle oder nach oben und vorne gestylt. In der Symbolik sehr beliebt ist der Kontrabass, der in allen möglichen Formen und Zusammenhängen immer wieder auftaucht. Beliebt sind auch eine Mischung aus der Symbolik des Okkulten/Horror wie Totenschädel, Knochen, Särge, Kreuze, etc. und die 50er Rock ’n’ Roll Symbolik mit Würfel, Pin-Ups, Flammen, Billardkugel (8-Ball), Hot-Rods, usw. Vielen Psychos haben auch Vorlieben für bestimmte Medienformen wie B-Movies, Horrorfilme und -bücher, Comics.
Jetzt kommen wir zur Musikrichtung, die die ersten Anzeichen für den Heavy Metal in sich trägt, nicht ganz umsonst ist der Hardrock früher auch als Heavyrock bezeichnet worden. Der Hardrock ist im Bereich der Rockmusik eine relativ kraftvolle und schnelle Variante, auch wenn es sehr gute Balladen im Hardrock gibt. Vom Blues über den Rock ´N´ Roll und Bluesrock reichen die Wurzeln des Hardrock. Vereinfacht gesagt ist der Hardrock eine schnellere und härtere Variante des Bluesrock mit Einflüssen des Psychedelic Rock und entstand in den späten Jahren der 1960er. Bereits Mitte der 60er fingen die "großen" Bands des Bluesrock wie The Rolling Stones und The Yardbirds oder Rockbands wie The Who und The Kinks an zu experimentieren in dem sie den Rock ´N´ Roll und Bluesrock modifizierten. Sie wurden basslastiger, die Gitarrenriffs wurden treibender und das Schlagzeug dominanter. Auch der charismatische Frontmann bildete sich heraus. Man denke an Mick Jagger oder Pete Townshend, der oft am Ende von Lifeauftritten mit dem The-Who-Schlagzeuger Keith Moon das Instrumentarium der Band zerstörte.
Bands wie Led Zeppelin, Deep Purple, Black Sabbath und weitere schufen am Ende der 1960er Jahre eine lebendige Hardrock-Szene. Sie prägten den Sound des frühen Hardrock maßgeblich. Während Led Zeppelin noch hörbar aus dem Bluesrock kamen und diesen durch entsprechende Gitarrenriffs mehr Kraft verliehen integrierten Deep Purple Elemente der klassischen Musik in den Rock. Black Sabbath setzten auf einen düsteren Sound mit entsprechend düsteren Texten. So mancher Song, wie "Iron Man" oder "War pigs" nahmen vieles vom Doom-Metal vorweg und gelten nicht umsonst als die unmittelbaren Vorläufer, bei einigen sogar als Start, des Heavy Metal. Typisch für den Hardrock ist der 4/4 Takt und ein Liedschema, welches aus der Popmusik, also Strophe, Refrain, Strophe, Bridge, Strophe, Refrain, bekannt ist. Gitarrensoli dürfen nicht fehlen und sind fester Bestandteil. Die Gitarristen verwenden sehr oft die Bluestonleiter oder die Pentatonik (Tonleitern und Tonsysteme, die aus fünf verschiedenen Tönen bestehen), gerne auch mit Elementen aus der Klassik angereichert (siehe Deep Purple).
Mitte der 1970er füllten Bands wie Led Zeppelin, Deep Purple oder Kiss ganze Stadien. Auch Bands die nicht aus GB oder den USA kamen, wie AC/DC aus Australien, Scorpions aus Deutschland oder Thin Lizzy aus Irland, wurden international bekannt und erfolgreich. Der Hardrock erreichte seinen ersten Höhepunkt. Denn der Hardrock war in dieser Zeit vielseitig und sprach so sehr viele Menschen an. Einige Bands zogen einen tighten und schnörkellosen Hardrock durch (z.B. AC/DC), andere integrierten Folk-Rock in ihre Musik (Thin Lizzy) und die ganz experimentierfreudigen (wie Deep Purple) integrierten Elemente aus dem Progressive Rock und sogar der Oper. Am Ende des Jahrzehnts sank der Stern des Hardrock. Bands wie Black Sabbath, Led Zeppelin oder Deep Purple ist der Erfolg zu Kopf gestiegen. Sie ergaben sich den Drogen und der Skandale. Zudem setzte der aufkommende Punk dem britischen Hardrock unter Druck. Bei den Amis war es der Disco-Boom der den Hardrock-Bands zu schaffen machte. Das trieb durchaus auch komische Blüten. Einer der bekanntesten Songs von Kiss, I Was Made for Lovin’ You, ist weniger ein (Hard-)rock-Song denn mehr ein Disco-Song. Aber es kamen auch neue Bands. So z.B. die Band Van Halen um den genialen Gitarristen Eddie Van Halen modernisierten und revolutionierten das Gitarrenspiel und legten so den Grundstein für ein Genre das dem Hardrock zwar zugeordnet wird, aber trotzdem einen eigenen Namen bekam: dem Glam Rock.
Am Ende der 1970er legte Eddie Van Halen einen von zwei Grundsteinen für den Glam Rock, manchmal auch Glam Metal genannt. Der zweite Grundstein wird weiter hinten im Buch noch erklärt. Aber ab der frühen Mitte der 1980er wurde der Glam Rock durch Bands wie Mötley Crüe, Twisted Sister oder Bon Jovi sehr erfolgreich. Van Halen haben sich etabliert und Deep Purple feierten ein Comeback. Rockmusik und Hardrock waren in den 1980er die dominierenden Musikgenres. Doch dann kamen am Anfang der 1990er der Grunge und Alternative Rock und setzten dem Hardrock wieder enorm zu. Die zweite Ära des Hardrock ging zu ende. Doch wie heißt es so schön? Tot gesagte leben länger! Bereits Ende der 1990er Jahre belebten Bands wie Wolfmother oder Airbourne den Hardrock wieder.
Übrigens: Hardrock und Heavy Metal sind durchaus enge Verwandte in der großen Familie der Musikgenres. Bei vielen Gemeinsamkeiten gibt es aber auch mehr oder weniger stark ausgeprägte Unterschiede. Während der Hardrock sich stärker am Blues und Bluesrock orientiert weist der Heavy Metal einen härterem Sound und tiefer gestimmte Saiteninstrumente aus. Doch die Grenzen sind fließend. Gerade Bands aus der Anfangsphase des Hardrock wie Led Zeppelin, Deep Purple oder Black Sabbath werden von vielen zu beiden Musikrichtungen zugeordnet. Viele Metalheads hören auch Hardrock-Bands gerne. AC/DC, Guns N’ Roses, Motörhead oder Airbourne sind nur einige als Beispiel genannte Vertreter des Hardrock die auch viel Erfolg bei Fans des Heavy Metal haben.
Wenn der Hardrock das erste Elternteil des Heavy Metal ist, dann ist der Punk das zweite Elternteil. Darum auch ein Blick auf den Punk: was der Hardrock noch nicht ganz schaffte, das schaffte der Punk. Diese explosive und einflussreiche Stilrichtung der Rockmusik brachte eine ganze, bis heute lebendige, Subkultur hervor. Die Geburtsorte des Punk sind, mehr oder weniger unabhängig, New York und London. Der Zeitpunkt: Mitte der 1970er Jahre. (Ja, gerade die 1970er waren musikalisch eine extrem spannende Zeit.) Die Musik brachte von Anfang an zum Ausdruck, was der Kern, das Wesen der kompletten Subkultur werden sollte und immer noch ist: Ablehnung bürgerlicher Werte und gesellschaftlicher Normen.
Auch der Punk entstand nicht aus dem Nichts. Es gab Vorläufer, Wegbereiter, musikalische Ursprünge. Die Ursprünge des Punk liegen, welchen Leser wundert es noch(?), im Rock ’N’ Roll der 1950er-Jahre, im Garagenrock der 1960er-Jahre, auf amerikanischer Seite im sogenannten Protopunk der frühen 1970er und auf britischer Seite im Glam Rock und Pub Rock der frühen 1970er-Jahre.
