O Corona! - Günter Krieger - E-Book

O Corona! E-Book

Günter Krieger

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Beschreibung

Finstere Zeiten sind zu allen Zeiten auf eine andere Weise finster. Seit Monaten beherrscht vor allem ein Thema den öffentlichen wie politischen Diskurs: Corona. So sehr, dass selbst im Himmel die Gebetsserver abstürzen. Damit die Heiligen weiter ihre Arbeit machen können, scheint es unausweichlich, dass sie, deren Name in aller Munde ist, der Erde dringend einen Besuch abstattet: Die heilige Corona – und das am besten dort, wo das Virus am schlimmsten wütet, um herauszufinden, warum es ausgerechnet ihren Namen trägt. Ein schwerhöriger Transportmeister, eine wiedererweckte Heilige und ein Schutzengel, der zu allem bereit ist – was kann da schon schiefgehen? So ziemlich alles, wenn man in Köln statt in Kolumbien landet, die Heilige sich weigert zu lügen und auf einmal die ganze Stadt weiß, dass Corona nicht nur ein Virus ist. Und am Ende findet sich Corona auch noch neben Karl Lauterbach in Anne Wills Talkshow wieder.

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Seitenzahl: 116

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Günter Krieger

O Corona!

Eine Heilige macht Karriere

O CORONA!

Eine Heilige macht Karriere

Satirisches aus todernsten ZeitenEifeler Literaturverlag 2022

Günter Krieger

1. Auflage 2022

© Eifeler Literaturverlag

In der Verlagsgruppe Mainz

Alle Rechte vorbehalten

Printed in Germany

Eifeler Literaturverlag

Verlagsgruppe Mainz

Süsterfeldstraße 83

52072 Aachen

www.eifeler-literaturverlag.de

Gestaltung, Druck und Vertrieb:

Druck & Verlagshaus Mainz

Süsterfeldstraße 83

52072 Aachen

www.verlag-mainz.de

Umschlaggestaltung: Dietrich Betcher

Druckbuch:

ISBN-10: 3-96123-033-1

ISBN-13: 978-3-96123-033-4

E-Book:

ISBN-10: 3-96123-057-9

ISBN-13: 978-3-96123-057-0

»Die beste Waffe gegen das Coronavirus

ist der gesunde Menschenverstand.«

(Unbekannter Virologe)

Sind wir verloren?

I.

Wo soll ich beginnen? Am besten, indem ich mich vorstelle: Also, ich heiße Jacqueline und bin eine Schutzengelin. Früher hieß ich Jacoba, aber mein Chef meinte, man könne ruhig mit der Zeit gehen. Jacoba oder Jacqueline, mir persönlich ist das Latte. Okay, Jacoba klingt altmodisch. Genau wie Klara, so heißt eine Kollegin. Aber der Chef fand, Klara klinge zeitlos, deshalb heißt sie immer noch so. Oder meine Freundin Chantal: Wie die früher hieß, weiß ich nicht mehr, jedenfalls gibt es bei uns Schutzengeln Namensspielraum. Das hängt damit zusammen, dass wir in allen Epochen irdische Einsätze bewältigen und mit der Sprache unserer Klienten zurechtkommen müssen. Außerdem rufen Menschen uns im Normalfall nicht mit Namen an, weil alles erst an den Chef geht. Die Sprache der Menschen färbt unvermeidlich auf unsere eigene Sprechweise ab, aber es ist nun mal wichtig, dass wir verstehen, was gesprochen wird. Anderenfalls könnte uns das den Job schwermachen.

In den 1970ern musste ich mal einen alten Hippie beschützen, der viele Sachen ziemlich dufte fand. Bis ich dahinter kam, dass »dufte« eigentlich nichts mit angenehmen Gerüchen zu tun hat, wäre es fast zu spät gewesen. Gerade noch rechtzeitig konnte ich verhindern, dass er sich ein duftes Zeugs in die Ader spritze, womit er sich auf einen duften Trip schicken wollte. Mit seiner duften Hippiegefährtin hatte er es sich an einem duften Seeufer behaglich machen wollen, aber ich ließ ihn über eine Wurzel stolpern, und die Spritze versank Tschüssikowski im Wasser. Nun hatte der Hippie zwar einen verstauchten Knöchel, aber hey, das war ja wohl das kleinere Übel. Gestorben ist er hinterher leider trotzdem, aber das an einem Herzinfarkt, da bist du als Schutzengel machtlos.

Ups, ich schweife ab, denn nicht von meinen früheren Jobs soll hier die Rede sein.

*

Ich stehe mit Chantal für eine Runde Kickboxen im Ring, als eine Durchsage über den Lautsprecher kommt.

»Angelus Jacqueline, bitte ins Chefbüro! Angelus Jacqueline ins Chefbüro!«

Ich halte inne. Prompt trifft Chantal mich hinterlistig mit der Ferse im Gesicht.

»Autsch! Sag mal, bist du noch ganz dicht, Chantal? Du hörst doch, dass nach mir verlangt wird.«

»Sorry«, murmelt sie. »Hab dich immer noch unter Jacoba abgespeichert.«

Ich reibe mir die schmerzende Wange. »Was er wohl von mir will?«

»Bestimmt wieder ein Spezialauftrag für dich«, vermutet Chantal. Ein bisschen neidisch ist sie schon, die Chantal, weil man die Spezialaufträge immer mir gibt und nicht ihr.

So wie der letzte, als ich den US-Präsidenten vor einem vergifteten Donut rettete, den ein verärgerter Lakai ihm heimtückisch auf den Schreibtisch gestellt hatte. Ich ließ den Donut schnell verschwinden, bevor der Präsident das Oval Office betrat.

»Where the hell is my donut?«, schrie er, und seine orange Haartolle zappelte vor Wut. Jemand vom Dienstpersonal eilte herbei und tischte ihm schnell einen neuen auf. Fürs Erste besänftigt nahm die Nummer 41 Platz, legte die Beine hoch und mampfte genüsslich, nicht ahnend, dass er um ein Haar über den Jordan gegangen wäre.

»And I want a hamburger too!«, schrie er dann. Der Typ war sehr anstrengend, das muss ich schon sagen, und zum Glück musste ich ihn nur vertretungsweise drei Tage lang beschützen. Der Kollege, der vier Jahre für ihn zuständig war, macht derzeit eine Psychotherapie, Ende offen. Aber jetzt schweife ich schon wieder ab.

Mein Chef ist der Erzengel Michael, der ändert seinen Namen niemals. Er hat mich also zu sich zitiert, und so streife ich mir nach beendetem Sport wieder mein weißes Gewand über und mache mich auf den Weg.

Die Kaserne von uns Schutzengeln muss man sich etwa vorstellen wie ein riesiges Center Parcs in Holland, mit anderen Worten: Nicht der allerschlechteste Ort, um chillend auf seinen nächsten Einsatz zu warten. Okay, auf Dauer ist’s eintönig, irgendwann fallen einem die Wolken auf den Kopf, dann ist man happy über jeden Auftrag, den man kriegt, selbst wenn der Klient ein Arsch ist.

»Auf dem Weg zum Chef, wie?«, begrüßt mich Kollege Esel unterwegs. Eigentlich heißt er Esau, aber seitdem er im Juli 1944 nichts von seinem Abberufsbescheid mitbekam und sein Klient deshalb ein Attentat überlebte, nennen wir ihn Esel.

»Genial kombiniert«, bescheinige ich ihm.

»Auf der Erde scheint was im Busch zu sein«, flüstert er geheimnistuerisch.

»Aha? Weißt du mehr?«

»Nur, dass da unten Chaos herrschen soll.«

»Sagt wer? Luzifer?«

»He, he. Du willst mir doch etwa keine Verbindungen zur Unterwelt unterstellen?«

»Entspann dich, das war ein Witz. Hoffentlich ist’s kein neuer Weltkrieg. Den letzten hast du ja ziemlich unnötig in die Länge gezogen.«

Auf diesen Vorwurf reagiert Esel empfindlich. »Hör mal, wenn Gott gewollt hätte, dass der Krieg damals schon endete, dann hätte er wohl kaum die Verantwortung mir allein übertragen.«

Zugegeben, da ist was dran. Auch für uns Engel sind Gottes Wege unergründlich.

»Schon gut, Esel. Wir alle machen Fehler.«

»Ich heiße Esau«, brummt er.

Ich klopfe ihm tröstend auf die Schulter und setzte meinen Weg fort. Den Erzengel lässt man besser nicht warten. Sein Büro liegt im Zentrum der Kaserne, umgeben von einem Park, der dem Garten Eden nachgestaltet wurde. Darin gibt es einen Apfelbaum, aus dessen Krone sich eine Schlange windet. Allerdings keine echte, sondern aus Stein gemeißelt. Die hat Michelangelo angefertigt, im Fegefeuer, mit Sondererlaubnis von ganz oben.

Im Vorzimmer des Erzengels begrüßt mich sein Sekretär, ein gutmütiger Seraph mit sage und schreibe sechs stattlichen Flügeln. (Uns Schutzengel hat der Schöpfer ohne diese Dinger ausgestattet. Zum Glück, die wären im Dienst nur lästig. Und ehrlich gesagt bin ich froh, dass mir die aufwändige Flügelpflege erspart bleibt.)

»Ah, Jacqueline, nicht wahr?«

»Exakt. Was geht ab?«

»Wie bitte?«

Manchmal vergisst man einfach umzuswitchen.

»Verzeiht, ich meinte: Seid gegrüßt, edler Seraph. Es wurde nach mir verlangt.«

»Wahrlich, der Erzengel benötigt deine Dienste, Jacqueline.« Er drückt einen Kopf. »Herr, der Schutzengel ist da.«

Engelin, korrigiere ich ihn gedanklich.

»So möge er eintreten«, klingt es durch die Sprechanlage.

Möge sie eintreten, denke ich. In der Kaserne ist das irgendwie noch nicht angekommen. Egal. Der Einfachheit halber werde ich künftig auch drauf verzichten.

Unser Chef, der Erzengel, ist eine Legende. Wir alle haben einen Riesenrespekt vor ihm. Alter Schwede, was hat der damals dem Satan eingeheizt! In seinem Büro hängt das berühmte Flammenschwert an der Wand und wartet auf seinen nächsten Einsatz am Jüngsten Tag. Immer, wenn ich das Teil ansehe, juckt es mir in den Händen. Muss ein geiles Gefühl sein, damit dem Leibhaftigen eins überzubraten.

Der Erzengel ahnt wohl, was mir durch den Kopf geht. »Du darfst es gerne einmal halten, Jacqueline.« Wo ist der Haken? »Aber zuerst musst du etwas für mich auf der Erde erledigen.« Da ist er.

Majestätisch thront er hinter seinem Pult und sieht mich eindringlich an. »Bitte, setz dich!«

Irgendwas sagt mir, dass die Aufgabe, die er mir zugedacht hat, ungewöhnlicher sein wird als sonst.

»Kennst du die heilige Corona?«, beginnt er.

»Jawohl, Herr. Die Berichte über ihr Schicksal haben mich sehr berührt.«

»Vergessen ist nun ihr Leid. Ihr Martyrium hat ihr das ewige Leben beschert. Über Jahrhunderte hinweg wurde sie von vielen Gläubigen verehrt. Neuerdings jedoch – nun, sie hat ein paar Probleme bekommen.«

Probleme? Was für Probleme könnten Heilige bekommen, die ihre Schäfchen im Trockenen haben? Die Frage brennt mir auf der Zunge, aber ich schweige, denn der Erzengel mag nicht unterbrochen werden.

»Auf der Erde wütet derzeit eine Seuche«, fährt er fort. »Sie trägt den Namen Corona.«

»Ups«, entfährt es mir. Die untadelige Corona mit einer garstigen Seuche in Verbindung zu bringen, das erscheint mir unlogisch.

»Nun ist es so, dass die Menschen ihr Myriaden von Gebetsanliegen zutragen. Die gute Corona ist damit hoffnungslos überfordert. Nach Rücksprache mit ganz oben habe ich beschlossen, sie in ihrer leiblichen Gestalt auf die Erde zu schicken, damit sie sich selbst ein Bild von der Lage machen kann. Ich möchte dich bitten, sie zu begleiten, um da unten für ihren Schutz Sorge zu tragen, Jacqueline.«

Wow! Eine Heilige zurück zur Erde zu schicken – wann bitte schön hatte es das je gegeben? Ich bin stolz, dass der Erzengel sie vertrauensvoll meinem Schutz überlassen will.

»Traust du dir das zu?«, hakt er nach. »Eine Heilige aus Fleisch und Blut zu beschützen?«

»Ich werde Euch nicht enttäuschen, Herr«, verspreche ich. Für die Aussicht, das Flammenschwert schwingen zu dürfen, würde ich auch Jesus vom Kreuz retten. Obwohl – das wäre wahrscheinlich nicht im Sinne des Erfinders.

»Nun gut«, sagt der Erzengel. »Triff dich alsbald mit Corona und mach dich mit ihrem Problem vertraut. Dann lasst euch von Angelus Scotty auf die Erde beamen, sagen wir nach ...«, er blickt seinen Monitor und klickt mehrmals mit der Maus, »... nach Kolumbien! Dort grassiert die Seuche derzeit besonders. Vier irdische Wochen sollten reichen, um euch einen Überblick zu verschaffen. Gott sei mit euch!«

Ich bin happy, dem Center Parcs für eine Weile entfliehen zu können. Kolumbien! Kein ungefährliches Pflaster, selbst ohne die verdammte Seuche. Bleibt zu hoffen, dass die heilige Corona mir den Job in einem ihr fernen Jahrhundert nicht allzu schwermachen wird.

*

Corona! Die Ärmste hat vor mehr als 1800 Erdenjahren Furchtbares durchgemacht. Ich selbst war zu jener Zeit woanders im Einsatz und weiß alles nur vom Hörensagen.

Corona lebte in Ägypten, ihr Gefährte Victor war römischer Soldat. Es war die Zeit, in der das Christentum überall Fuß zu fassen begann, obwohl Christen als ziemlich crazy galten. Corona und Victor waren auch in diesem Sinne crazy. Als es wieder mal eine Christenverfolgung gab, waren sie plötzlich mitten drin statt nur dabei. Der gute Victor bekam tierischen Ärger mit seinen Vorgesetzten, und weil er eisern an seinen Verschwörungsmythen festhielt, fand er sich in der Folterkammer wieder. Die haben ihn malträtiert bis zum Abwinken, aber Victor blieb tapfer und standhaft. Weil Corona darauf bestand, ihn im Kerker zu besuchen, geriet auch sie ins Fadenkreuz der Ermittler und landete letztlich auf der Streckbank. Die Folterknechte gaben sich alle erdenkliche Mühe, aber wie ihr Gefährte erwies sie sich als harte Nuss. Der Fall der beiden ging bis vor den Statthalter, der persönlich vorbeischneite, um die Sache zu regeln. Er hatte ein Faible für hübsche Mädchen, deshalb sagte er zu Corona, sie müsse nur den römischen Göttinnen und Göttern ein Opfer bringen, dann würde er sie freilassen. Was sie ihm darauf genau erwiderte, weiß ich nicht, ein Zitat wie das von Götz von Berlichingen war’s vermutlich nicht, dafür war sie viel zu anständig. Trotzdem war der Statthalter hinterher dermaßen angepisst, dass er befahl, sie auf der Stelle hinzurichten. Nicht etwa mit dem Schwert oder so, es musste schon was Spezielles sein, so sauer war der Typ. Also wurde Corona an zwei herangezogene Palmbäume gefesselt und schwupps – los die Leinen! Ein unappetitlicher Tod. Okay, das ging zügig, aber den Heiligenstatus hatte sie sich damit redlich verdient. Victor übrigens auch, dem hackten sie die Rübe ab. Seitdem teilen sich die beiden ein Appartement im Heiligenhaus.

*

Das Heiligenhaus ist ein riesiges turmartiges Himmelgebäude, nicht weit von unserer Kaserne entfernt. Neulich musste sogar aufgestockt und angebaut werden. Das Dings in Dubai ist dagegen ein Fliegenschiss.

Ich bin bisher noch nie im Heiligenhaus gewesen, denn nach ihrem Ableben brauchen Heilige für gewöhnlich keinen Schutzengel. Corona und Victor findet man im zweiten Stock, also relativ weit unten, das hat chronologische Gründe. Sowieso ist die Aussicht überall gleich: Seligkeit soweit das Auge reicht.

Der heilige Victor öffnet mir.

»Bitte tritt ein, wir haben dich schon erwartet.«

Nicht von schlechten Eltern, die Suites für Heilige, denke ich, als ich mich umschaue. Himmlisches Design vom Feinsten, Sessel im Wolkenlook und der Fußboden aus kostbarstem Marmor. Corona sitzt am Schreibtisch, starrt auf den Bildschirm ihres PCs und wirkt verwirrt. Als sie mich sieht, steht sie auf.

»Jacqueline, nehme ich an. Gut, dass du hier bist.«

Ich verbeuge mich. »Sei gegrüßt, heilige Corona.«

»Nur Corona«, wehrt sie bescheiden ab. »Sonst denke ich noch, auch du hättest ein Gebetsanliegen.«

»Der Erzengel deutete ein Problem an«, komme ich gleich zur Sache.

»Sieh selbst.« Sie lässt mich einen Blick auf ihr Mailprogramm werfen. Quasi im Sekundentakt trudeln neue Nachrichten ein.

»Der PC ist bereits mehrmals abgestürzt«, erklärt Victor seufzend.

»Welches Betriebssystem?«

»›Apple from Eden‹.«

»Oh ja, die sind anfällig. Und das sind alles Gebetsanliegen an dich, Corona?«

»Ja, aus der ganzen Welt. Sogar Protestanten sind darunter.«

Heilige Corona, mach dem Sterben ein Ende!, kann ich lesen. Oder: Auf die Fürsprache der heiligen Corona bewahre euch der Herr vor Krankheit und Ansteckung! Oder: Hallo Corona, mein Opa hat Influenza, bist du auch dafür zuständig?

»Die Menschen beten also zu dir, weil auf der Erde eine Seuche grassiert, die – warum auch immer – nach dir benannt wurde. Das wächst dir mittlerweile über den Kopf, und hey, das kann ich gut verstehen. Da würde ich auch irre werden«, fasse ich zusammen.

»Früher waren es nur Metzger oder Schatzgräber, die zu mir beteten, aber jetzt – ich weiß wirklich nicht, was diese Seuche mit mir zu tun hat.«

»Wir werden es herausfinden.«

»Ein wenig bange ist mir schon zumute«, gibt Corona offen zu. »Ich kenne die Welt von heute doch gar nicht.«

»Keine Sorge, genau deshalb begleite und beschütze ich dich.«

»Ich sollte sie ebenfalls begleiten«, lamentiert Victor, »aber der Erzengel erlaubt es nicht.«

Mit Recht. Unsere Mission wird schließlich kein lustiger Familienausflug.

»Gib gut auf sie acht, Jacqueline«, fleht Victor mich an.

»Logisch. Aber soweit ich weiß, ist noch keine Heilige zweimal gestorben. Wir müssen dir nur zeitgemäße Kleidung beschaffen, Corona. In diesem antiken Gewand kannst du unmöglich auf die Erde. Und den Schleier musst du abnehmen.«