Ökopreis - Matthes Müller - E-Book

Ökopreis E-Book

Matthes Müller

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Beschreibung

Der Klimawandel führt bei vielen zu Verhaltensänderung: Aus dem Bauch heraus wird nachhaltiger gereist, weniger Fleisch gegessen etc., aber nur mit wenig Gesamterfolg. Als dann steigt dieses Bauchgefühl zu Kopfe: Wäre doch gelacht, wenn man Emissionen nicht direkt reduzieren könnte, indem man Strom spart, langsamer Auto fährt und insgesamt nachhaltig agiert. Das aber verwirrt den Konsumenten letztlich nur, denn jedes Jahr werden die Klimaziele weltweit trotzdem verfehlt. Der Ökopreis stellt diese Konzepte auf den Kopf, er verknüpft sie mit den Tatsachen der Realität, er stellt sie quasi auf die Füße, was Voraussetzung für erfolgreicheres Vorgehen ist. Er ist ein ganzheitlicher Ansatz, der in die Rechnung auch die Vorlauf- und Folgekosten einbezieht, den gesamten CO2-Fußabdruck, der jeweils zu berücksichtigen ist, von der Herstellung bis zur Entsorgung inklusive aller Beteiligten, Transport, Lagerung etc. Das verschiebt die Verhältnisse und entlarvt vermeintlich emissionsarme Produkte und Dienstleistungen als schädlicher als so manche gescholtenen Umweltsünder.

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Seitenzahl: 113

Veröffentlichungsjahr: 2022

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Matthes Müller

Ökopreis
Wie errechnet sich ökologischer Fortschritt

Matthes Müller

Ökopreis

Copyright: © 2022 Matthes Müller

Wenn bei Grafiken keine Quellen angegeben sind, handelt es sich um Grafiken des Autors.

published by: epubli GmbH, Berlinwww.epubli.deEin Service der neopubli GmbH, Berlin

1. Einführung

Der Ökopreis ist zum einen eine Betrachtungsmethode, um unter Berücksichtigung von ökologischen Auswirkungen Kosten darzustellen. Zum anderen steckt in ihm auch eine Berechnungsmethode, um Ökokosten genauer zu beziffern. Da Preisberechnungen für nahezu alles, was es gibt, existieren, kann eine Unmenge an Dienstleistungen, Handlungen, Ausgaben im kleinen persönlichen Bereich bis hin zu Staats- und Wirtschaftsausgaben unter diesem Aspekt betrachtet werden. Und jeder Preis hat seinen Preis, führt sozusagen einen Emissionsrucksack mit sich herum. Damit können verschiedene Vorhaben einem Vergleich unterzogen werden, um sie in ihrer Sinnhaftigkeit und in ihren Auswirkungen zu bewerten, wodurch gesellschaftliche und ökologische Entwicklungen dargestellt und politische Konsequenzen gezogen werden können.

Ähnliche Begriffe, jedoch unterschiedlich in Ansatz, Gebrauch und Verwendungsmöglichkeit sind: ökologischer Fußabdruck (Wikipedia, 2020), Ecocost (TriaGnoSys, 2012), ökosoziale Marktwirtschaft (Wikipedia, 2020), ökologische Kostenwahrheit (Ökosoziales Forum Österreich, 2020), Nachhaltigkeit (Wikipedia, 2020), Ökobilanz (Ifu Hamburg, 2020).

Der Autor ist auf der einen Seite Umweltaktivist, er engagiert sich z. B. beim Radentscheid Frankfurt, auf der anderen Seite auch zeitlebens Hobbypilot, Segelflieger, und sieht sich damit allgemein der Luftfahrt verbunden. So kommt er z. B. bei einem Reisevergleich zu dem Ergebnis, dass das Fliegen in seiner Umweltschädlichkeit viel zu schlecht berechnet wird. Es fehlt bei den Vergleichsuntersuchungen zur Beurteilung des Luftverkehrs, dass die Strecken selbst kaum Kosten verursachen, sie finden ja in der Luft statt, außerdem ist der Spritverbrauch in der dünnen Luft der Reisehöhe relativ gering. Deswegen wurde der Frage nachgegangen, welche Zusatzkosten mit in die Vergleichsrechnungen gehören und wie man die realen Umweltkosten abstrakt benennen könnte. Gäbe es sogar einen Algorhythmus für diesen Ansatz?

2. Wichtiges und Theoretisches

2.1. Allgemeines

In jedem Preis, ob z. B. einem Flug- oder Bahnticket, aber auch Lebensmitteln, stecken bereits Ökokosten, da die Energie inklusive CO2-Produktion etwas kostet. Auch der Preis einer Dienstleistung, die vordergründig nicht auf Energiekosten beruht, besteht zum Teil aus Kosten mit Ökorelevanz, muss ein Dienstleister ja meist wie auch immer zum Arbeitsplatz fahren oder verbraucht bei seiner Arbeit Bau-, Beleuchtungs- und Heizkosten. In Dienstleistungen stecken auch Ausbildungskosten, die wiederum Dienstleistungen mit ökologischem Verbrauch an Ressourcen darstellen. Jeder bezahlte Dienstleister verbraucht im Durchschnitt in Deutschland 11 Tonnen CO2 pro Jahr (Atmosfair, 2020), das sollte nicht unter den Tisch fallen. Durch den Kauf seiner Leistung ermöglicht ihm der Käufer, dass er seinen CO2-Hunger stillen kann. Jeder ausgegebene Euro hat demnach CO2- und Klimaauswirkungen. Sollten wir eines entfernten Tages klimaneutral leben, dann verringert sich der anzusetzende CO2 Preis für Dienstleistungen und weiteres extrem. Ein Ökopreis ist dann nicht mehr so wichtig und erübrigt sich.

Ein Flug nach Mallorca kostet etwa 160 €, im Sonderangebot manchmal nur 10 €. Die gleiche Reise per Bahn (Trainline, 2020) und Schiff (Ferryhopper, 2020) kostet etwa 180 €. Nun soll der Flug auf die Insel aber ökologisch problematisch und die gleiche Reise per Bahn und Schiff in der Ökobilanz so viel besser sein? Was ist denn faul bei dem vorhandenem Bewertungsansatz? Auch wenn man das Kerosin mit einer CO2- und einer Mehrwertsteuer belegen und den Preis für den Mallorca-Flug ökowahr sagen wir mal auf etwa 200 € (im Sonderangebot 40 €) erhöhen würden, bliebe kaum ein Ökopreisunterschied zur alternativen Reiseart, auch wenn man zusätzlich die direkten und indirekten staatlichen Subventionen als geschenkte Dienstleistungen mitberechnen würde. Die Bahn wird aber nur zu einem Drittel über den Fahrpreis finanziert (Zukunft-Mobilität, 2020). Das eingepreist, ist die Ökobilanz der Bahn deutlich schlechter, wenn man der Logik des Ökopreisansatzes folgt.

Wie kommt es zu der Schlechtrechnung der Flugreise, was sind die Fehler? Einer ist die Nichtberechnung der Auslastung der Verkehrsmittel: Die Bahn arbeitet mit etwa 25 % Auslastung (der öffentliche Nahverkehr in Frankfurt mit unökologischer Auslastung von nur 15 %!). Die Airlines dagegen arbeiten mit 50–99 % Auslastung, was die Pro-Kopf-Produktion an CO2 deutlich verringert. Zudem wird reiner Spritverbrauch gegenseitig aufgerechnet, ohne dass mitberechnet wird, dass die anfallenden Begleitkosten ebenso CO2 entstehen lassen, wenn z. B. Streckenarbeiten bei der Bahn mit Dieselbaugeräten erledigt werden. (Diesel und Kerosin sind nebenbei fast identische Treibstoffe und CO2 Erzeuger.) Da alle Begleitkosten eine Ökoproblematik in sich tragen und zur CO2-Mehrproduktion führen, gehören sie als negativ für die Ökobilanz einberechnet. Nur der relative Anteil daran braucht die Korrektur, wenn das Ganze als Ökopreis ausgewiesen wird.

Allgemein kann man sagen: Je teurer etwas ist, desto CO2-problematischer ist es. Nicht umsonst sind die reichen Länder das Umweltproblem, nicht die armen. Die Mehrverdiener sind oft Mehrausgeber und belasten die Umwelt und unsere Ressourcen mehr. Im ökologischen Fußabdruck werden solche Grundsätze wenig beachtet, ist er ja ein Maß für den Flächen- und Ressourcenverbrauch, also dessen, was man einer intakten Umwelt wegnimmt. Ein Australier oder ein Kanadier, die unendlich Naturraum um sich haben und relativ wenig von diesen Ressourcen vernichten, kann in dieser Ökobilanz viel mehr fliegen als ein Europäer. Ein Ureinwohner im Regenwald könnte ein Ökodesaster verursachen, ohne dass er einen schlechten Fußabdruck hinterlässt. Der Ökopreis bemisst dagegen das wichtige individuelle Verhalten. EU-weit überlegt man, bei jeder Ware die Ecocosts (TriaGnoSys, 2012) auszuweisen, dass also auf dem Kassenzettel nicht nur die Steuern, sondern auch ein Wert ausgedruckt wird, der vom Unternehmer festgelegt wird, mit dem er den Energieverbrauch an der produzierten Ware beziffert.

Ein solcher Wert muss auch in den Ökopreis einfließen, er reicht aber bei weitem nicht aus. Ressourcenverbrauch und der ökologische Fußabdruck sollen berücksichtigt werden, ebenso die Nachhaltigkeit und die versteckten Subventionen. Alles was die Öffentlichkeit ausgibt, sollte aufgeteilt werden und in die jeweiligen Güter als Verteuerungsfaktor einberechnet werden. Im Nachhaltigkeitsfaktor bekommen u. a. das Wegwerfverhalten und die Langlebigkeit eines Produktes oder einer Dienstleistung ihren Korrekturwert. Auch eine Umweltschädigung gehört quantifiziert. Der Ökopreis selbst ist etwas Dynamisches, er unterliegt Wertvorstellungen, die sich verändern. Er gehört entwickelt, kritisch korrigiert und der Zeit angepasst.

Hier ein erster Versuch, ein Beispiel:

Flugkosten, Ryanair, Frankfurt–Mailand, angenommen mit 80 €. Die Öffentlichkeit hat am Frankfurter Flughafen extreme Ausgaben gehabt: das Mediationsverfahren, den teuren Ausbau, ohne dass die Flugbewegungen entscheidend zunahmen, das jetzt notwendige Anlocken von Billigairlines, um die Ausbaukosten zu amortisieren, die längeren Rollwege, die zusätzliche Lärmbelästigung … all das braucht einen Negativaufschlag. Mehr noch, wenn der Flughafen Hahn mit den irren Subventionen aus Rheinlandpfalz noch weniger kostendeckend ist, gehört das auf einen Ryanair-Flug in Frankfurt draufberechnet. Der Anteil des Kerosins, der in großer Höhe verbrannt wird, ist schädlicher für die Erderwärmung und benötigt ebenfalls einen zusätzlichen Aufschlag. Der CO2 -Aufschlag fürs Kerosin, also eine CO2-Steuer, und die fehlende Mehrwertsteuer müssen ebenso eingerechnet werden. Grob geschätzt könnte ein Ökopreis dieses Fluges dann bei 400 € liegen.

Nächstes Beispiel:

Ökopreis Bahnfahrt Frankfurt–Mailand, Preis 200 €. Dazugerechnet staatl. Subventionen inklusive Streckenausbau mit mindestens weiteren 200 €, Lärmkosten auch hier etwa 20 €, CO2-Steuer etwas weniger, da teils aus regenerierbaren Energien, abgezogen ein positiver Nachhaltigkeitsfaktor, die Schienenstrecken sind schon lange amortisiert, also etwa 20 €. Wir kämen bei diesem Überschlag auf rund 380 €.

Der Bund hat gerade beschlossen, 26 Milliarden in die Bahnstrecken zu investieren. Auch wenn später die Bahn nur mit erneuerbaren Energien fährt, belastet eine solche Ausgabe später jeden gefahrenen Bahnkilometer. Obwohl der Flug deutlich mehr CO2 produziert, ist durch die bessere Amortisation, das Fehlen an Kosten des Streckennetzes – die Luftstraße kostet nichts – und das Weniger an Begleitkosten, ein ähnlicher Ökopreis zu verzeichnen.

Vergleichbare Rechnungen sind für ein Kilo Lammfleisch aus Neuseeland versus ein Kilo aus der Rhön gemacht worden: die Ökopreise unterscheiden sich auch da wenig, da in Neuseeland keine Winterställe gebaut werden müssen und ein Schiffstransport pro Kilo Ware relativ wenig kostet – trotz einer eingerechneten Umweltschädigung mit dem verbrannten Schweröl!

Dazu ergänzende Betrachtungen: Sollte es gelingen, den Zugverkehr statt 25  % Auslastung auf 80 % (Flixtrain) zu bringen, würde sich der Ökopreis grob geschätzt vielleicht halbieren! Im Flugverkehr fallen fast 10 % der Spritkosten auf den Verbrauch beim Rollen: ein Elektroschlepper, energiegespeist mit Solaranlagen am Flugplatz, könnte den Ökopreis etwa um 5 % reduzieren. Eine Fahrradfahrt in der Stadt, die eine Autofahrt ersetzt, könnte den Ökopreis dieser Strecke etwa um 95 % reduzieren.

Starten wir doch mal mit genaueren Berechnungen, eventuell sogar mit einem Algorhythmus.

2.2. Berechnungsschritte und Algorithmus

Der Ökopreis berechnet sich mittels verschiedener Schritte. Jeder dieser Schritte verändert den resultierenden Preis. Die einzelnen Schritte werden bezeichnet, zueinander geordnet und einzeln in ihrer Verrechnung definiert. Die meisten Berechnungsschritte bestehen aus korrigierenden Faktoren, die oft variabel in ihrem Ausmaß sind und subjektiv angepasst werden sollen. Vorteil dabei ist, das Ergebnis in gewissem Rahmen korrigieren zu können. Einige Schritte sind Auf- oder Abschläge, also das Zurechnen von äußeren Gegebenheiten, die wiederum subjektiv angepasst werden sollen. Starre Formeln, die nie genau sein können, sind vermieden. Dynamik, Flexibilität und das Einflechten eigener Einsichten prägen die Berechnung.

Schritt

eins

und Ausgangswert: der

Produktpreis

der Ware oder der Dienstleistung oder die Kosten des Objektes oder Projektes.

Schritt

zwei

ist die Einberechnung der

Nachhaltigkeit

mittels eines Faktors: Nachhaltigkeitsfaktor (0,8-1,2): Hoch>1: bei Einwegartikeln, unnötigen Image- und Schönheitsartikeln (Alufelgen), Verschwendungsprodukten (hoher Fleischkonsum), Wegwerfmentalität. Niedrig <1: Langlebigkeit, Reparaturfähigkeit, Produktweiterverwendung, Sparsamkeit.

Schritt

drei

ist die Einberechnung der

Entsorgungskosten

als Faktor: Entsorgungskostenfaktor (0,8-1,2) inkl. Langzeitproble-men und Schädigungspotenzial (Atomstrom verursacht 50.000 Jahre Entsorgungskosten, da könnte eventuell der Korrektur-bereich erhöht werden auf z. B. 1,5).

Schritt

vier

sind sekundäre

Folgekosten

als Faktor (0,8-1,2). Darin Berücksichtigung z. B. des ökologischen Footprints, Artenrückgang bei Pestiziden, Unfallfolgekosten für die Allgemeinheit etc.

Schritt

fünf

rechnet die

Allgemeinkosten

ein. (Quersubventionen, Dienstleistungsverbrauch, staatl. versteckte und offene Subventionen). Der Versteuerungsanteil wird dabei gegengerechnet, denn der dient dazu, staatliche Unkosten wie Ausbildungsinvestitionen oder Erhaltungsaufwendungen abzugelten. Dieser Anteil wird draufgeschlagen, eine Plusrechnung.

Schritt

sechs

dient der subjektiven Korrektur, ein

privater Faktor

(0,8–1,2). Die Notwendigkeit für etwas (wer reif ist für die Insel, kann auch dorthin fliegen), das Ausmaß, wie weit nützlich etwas ist, auch die Rationalität und Effektivität einer Maßnahme kann hier einberechnet werden.

Schritt

sieben

wird langfristig einberechnet. Ein Reduktionsfaktor für die

Emissionsreduzierung

: Wenn z. B. die Treibhausemissionen in Deutschland um 10 % zurückgehen würden, könnte man den Abschlusspreis ebenfalls um 10 % reduzieren. Wenn die relevanten Treibhausgase sich um 80 % reduzierten, könnte man getrost nur noch 20 % der Kosten ansetzten. Sowohl Dienstleistungen als auch Produktionsleistungen sind ökologisch gesehen, also nach dem Ökopreis berechnet, äußerst kostengünstig.

Im Ökopreis sind Sekundär-, Tertiär- und Quartärkosten enthalten. Primärökokosten sind direkt erzeugte Emissionen, z. B. der Spritverbrauch von Autos. Sekundärökokosten sind die Emissionen, die durch die begleitenden Dienstleistungen zustande kommen. Tertiärökokosten sind die, die die Allgemeinheit zusätzlich trägt, inklusive Schuldenaufnahme. Quartärökokosten sind Folgekosten für Klima, Umwelt und Gesundheit. All diese Faktoren sind einzuberechnen und in den einzelnen Berechnungsschritten des Ökopreises enthalten.

Die verkürzte Formel der Ökopreisberechnung, eine Art Algorithmus, lautet:

Preis x Nachhaltigkeitsfaktor x Entsorgungskostenfaktor x Folgekostenfaktor + Allgemeinkosten x privater Faktor.

2.3. Anwendungen

Auf diese Weise kann zum Beispiel das private Handeln berechnet werden wie die Ökokosten einer Reise oder die eines eigenen Autos im Vergleich zu einem Elektrofahrrad etc. Auch der Sinn von eigenen Ökomaßnahmen wie Solarpanele oder Isolierungen können berechnet werden, aber auch staatliche Maßnahmen wie neue Gebäude, Investitionen, Auflagen (z. B. die neuen Datenschutzbestimmungen mit dem enormen Papierverbrauch). Alle Politikeraktionen, die oft gut gemeint aber meist ins Leere laufen oder kontraproduktiv sind, können relativiert werden.

20 % unseres gesamten Energieverbrauchs stecken wir in die Gebäudeheizungen. Zu glauben, mit Isolierungen würden wir die CO 2-Wende schaffen, ist aber ein Irrglaube, da in der Gesamtbilanz am Ende nur ein Teil als positiver Effekt übrigbleibt. Die Isoliermaterialien (Styropor z. B.) haben ihre Probleme, sind schlecht zu recyclen, brennen zu schnell und sind nach zehn Jahren geringer effektiv, da kleine Lücken der Dichtigkeit den Isoliereffekt verringern. Unterm Strich sind Isoliermaßnahmen also kein Heilmittel, sondern bessern die Gesamtbilanz nur geringfügig auf. Gerade bei solchen CO2-Reduzieraktionen, die oft staatlich gefördert werden, bringt die Berechnung des Ökopreises Genauigkeit und eine Art Ehrlichkeit in die politische Diskussion.

Gerade will das Bundeskabinett den Zweck der Bahn ändern: nicht mehr die Wirtschaftlichkeit soll das Ziel ihres Betreibens sein, sondern die Ausrichtung zur Klimabesserung. Und das Ganze wird dann teurer! Aus dem Blickwinkel der Ökopreisbetrachtung wäre das sehr problematisch, denn alles was teurer wird, verschlechtert die Klimabilanz. Es wird durch einen hohen Preis auch mehr CO2-Verbrauch erzeugt. Gerade bei solchen Maßnahmen zeigt sich die Notwendigkeit, mit spitzer Feder genauere Berechnungen anzustellen. Die Energiewende schafft man nur mit Ehrlichkeit und Offenheit.

2.4. Nutzen

Da in dem Ökopreis auch der Nutzen von etwas einberechnet wird, lassen sich eventuell sogar globale Aussagen machen wie über den CO2-Verbrauch in hochentwickelten Ländern, die für andere Länder Produkte herstellen. Damit könnten Wirtschaft und Ökonomie von Staaten miteinander verglichen werden. Wo Schlöte rauchen, wird viel produziert und verbrannt. Die Konsumenten der Produkte, die in anderen Regionen produzieren lassen, sind keine Umweltengel, nur weil sie am eigenen Standort wenig produzieren und dadurch eine bessere CO2-Bilanz haben.

Die kapitalistische Wirtschaft achtet auf Kosteneffizienz, was ökopositiv ist. Gleichzeitig funktioniert sie nicht ohne Gewinnmaximierung und Konsumerhöhung mit all den negativen Auswirkungen. Der Ökopreis versucht, beide Seiten der Medaille zu berücksichtigen. Nehmen wir den Faire-Trade-Handel: Er bekommt im Ökopreis positive Aufschläge. Wenn er jedoch unverhältnismäßig teuer bleibt, dann rutscht er im Vergleich zu Alternativen ins Negative.

Eine entscheidende Frage sollte an den Ökopreis gerichtet werden: Ist es korrekt, als Ausgangswert den normalen Kaufpreis oder die nackten Kosten zu nehmen? Diese berücksichtigen schließlich nie die ökologischen Auswirkungen. Die Antwort ist ein entschiedenes Ja