Omega auf der Flucht - Jane Perky - E-Book

Omega auf der Flucht E-Book

Jane Perky

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Beschreibung

Um sein Rudel zu schützen, wird der Omega-Wolf Gideon Willis von seiner eigenen Familie an einen gefährlichen Werbären ausgeliefert. Die Aussicht, den Rest seines Lebens mit einem Monster verbringen zu müssen, ist zu viel, und als sich die Gelegenheit bietet, läuft Gideon davon. Auf der Flucht erfährt er von der Stadt Blue Moon und dem Wolfsrudel, das dort lebt. In der Hoffnung, dass ihm dessen Ruf einen gewissen Schutz vor seinem Verfolger bietet, begibt sich Gideon dort hin, doch kann er sich wirklich ein neues Leben aufbauen? Der Werwolf Trent hält nichts von festen Beziehungen und glaubt auch nicht daran, dass es für ihn einen Gefährten geben könnte. Stattdessen lässt er sich das Bett von zufälligen Bekanntschaften wärmen. Doch dann begegnet er einem Neuankömmling in der Stadt. Der süße Omega Gideon spricht seinen Wolf auf eine Weise an, wie es noch nie jemand zuvor getan hat, und Trent kann gar nicht anders – er bietet ihm seine Hilfe an. Daraus wird schnell mehr, aber als Gideon von seiner Vergangenheit eingeholt wird, könnte es für ihre aufkeimende Liebe das Ende bedeuten. Ein homoerotischer Liebesroman für Erwachsene mit explizitem Inhalt. Jeder Band dieser Reihe geht auf die romantische Beziehung eines anderen Paares ein. Um die gesamte Handlung sowie die Geschichte aller Figuren zu erfahren, empfiehlt es sich, alle Bände in der Reihenfolge ihres Erscheinens zu lesen. Länge: rund 25.000 Wörter

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EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Inhaltsverzeichnis

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

ÜBER JANE PERKY

LESEPROBE:

Omega auf der Flucht

Um sein Rudel zu schützen, wird der Omega-Wolf Gideon Willis von seiner eigenen Familie an einen gefährlichen Werbären ausgeliefert. Die Aussicht, den Rest seines Lebens mit einem Monster verbringen zu müssen, ist zu viel, und als sich die Gelegenheit bietet, läuft Gideon davon. Auf der Flucht erfährt er von der Stadt Blue Moon und dem Wolfsrudel, das dort lebt. In der Hoffnung, dass ihm dessen Ruf einen gewissen Schutz vor seinem Verfolger bietet, begibt sich Gideon dort hin, doch kann er sich wirklich ein neues Leben aufbauen?

Der Werwolf Trent hält nichts von festen Beziehungen und glaubt auch nicht daran, dass es für ihn einen Gefährten geben könnte. Stattdessen lässt er sich das Bett von zufälligen Bekanntschaften wärmen. Doch dann begegnet er einem Neuankömmling in der Stadt. Der süße Omega Gideon spricht seinen Wolf auf eine Weise an, wie es noch nie jemand zuvor getan hat, und Trent kann gar nicht anders – er bietet ihm seine Hilfe an. Daraus wird schnell mehr, aber als Gideon von seiner Vergangenheit eingeholt wird, könnte es für ihre aufkeimende Liebe das Ende bedeuten.

Ein homoerotischer Liebesroman für Erwachsene mit explizitem Inhalt. Jeder Band dieser Reihe geht auf die romantische Beziehung eines anderen Paares ein. Um die gesamte Handlung sowie die Geschichte aller Figuren zu erfahren, empfiehlt es sich, alle Bände in der Reihenfolge ihres Erscheinens zu lesen.

Länge: rund 25.000 Wörter

JANE PERKY

Omega auf der Flucht

Die Blue Moon-Wölfe 4

Ein homoerotischer Liebesroman für Erwachsene

ME AND THE MUSE PUBLISHING

www.meandthemuse.com

Copyright © der englischen Originalausgabe „Runaway Omega“:

Jane Perky

Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe und veröffentlicht von:

Me and the Muse Publishing – Sage Marlowe

Hohenstaufenring 62, 50674 Köln, 2025

Übersetzt von: Sage Marlowe

Copyright © Cover Design: Sinfully Sweet Designs

URHEBERRECHTLICH GESCHÜTZT:

Dieses Buch darf ohne vorherige eindeutige schriftliche Zustimmung des Urheberrechtsinhabers in keinerlei Form, weder ganz noch auszugsweise, vervielfältigt und / oder vertrieben werden. Dies beinhaltet auch die elektronische und fotografische Vervielfältigung sowie zukünftig entwickelte Methoden. Ebenso ist die kostenlose Weitergabe dieses Buches, beispielsweise über sogenannte File-Sharing Sites ausdrücklich untersagt.

Mit dem Erwerb eines E-Books erhält der Käufer die Lizenz zur persönlichen Nutzung, ist jedoch nicht zur Weitergabe des Inhaltes an Dritte, weder gegen Entgelt noch kostenlos, berechtigt.

Alle in diesem Buch vorkommenden Personen und Handlungen sind frei erfunden. Jegliche Ähnlichkeit zu realen, lebenden oder verstorbenen Personen ist rein zufällig. Sofern Namen real existierender Personen, Orte und Marken verwendet werden, geschieht dies in einem rein fiktiven Zusammenhang.

Bitte beachten:

Einige unserer Titel enthalten Hinweise auf und Beschreibungen sexueller Handlungen, die möglicherweise eine Gefährdung körperlicher und geistiger Gesundheit darstellen können. Mit der Beschreibung solcher Praktiken erheben wir keinen Anspruch auf deren tatsächliche Durchführbarkeit und übernehmen keine Verantwortung für etwaige Verletzungen oder Schäden, die bei der Nachstellung solcher oder vergleichbarer Handlungen entstehen. Generell raten wir unseren Lesern davon ab, potenziell gefährliche Sexualpraktiken ohne entsprechende Sicherheitsvorkehrungen und Anleitung durch Personen mit ausreichender Sachkenntnis durchzuführen.

Kapitel 1

Gideon Willis grub seine Fersen in den Teppich unter dem Bett und umklammerte die Bettdecke. Seine Eltern sagten ihm, dass er den Luxus würdigen sollte, den sie nie gehabt hatten. Als er die Einrichtung der Fünf-Sterne-Suite betrachtete, war Gideon alles andere als dankbar. Ihm wurde übel. Die kalte Luft der Klimaanlage drang tief in seine Haut und seine Knochen ein.

„Beruhige dich“, flüsterte er und starrte in den Spiegel über dem Schminktisch gegenüber dem Bett.

Obwohl Gideon zweiundzwanzig war, wirkte der schlanke, blonde und grünäugige junge Mann, der ihn ansah, verängstigt und überhaupt nicht mutig, wie seine Mutter es gesagt hatte. Nein, Gideon sah nur einen Omega, der bereit war, seine Reinheit und Freiheit zu opfern, um sein Rudel zu retten. Gideons Blick glitt zur Tür des luxuriösen Badezimmers.

Die Dusche war an, doch er fürchtete sich vor dem Moment, in dem sie abgestellt wurde und er dem furchteinflößenden, dominanten Werbären, der sein Gefährte sein sollte, wieder gegenüberstehen würde. Alles an Joshua Kingsley jagte Gideon eine Heidenangst ein. Joshua war es egal, was er dachte oder sagte, der Bär betrachtete ihn wie ein Stück Fleisch, das nur zur Zucht geeignet war.

Joshua war kein richtiger Alpha, sondern führte eine Gruppe von Gestaltwandler-Schlägern auf Motorrädern an, die ihren Lebensunterhalt damit verdienten, schwache Gruppen zu bedrohen. Als Joshua und seine Kumpels in seine Heimatstadt fuhren, entdeckte Joshua Gideon und beschloss, dass er ihn haben wollte, egal was.

Gideon war sein Leben lang ein hoffnungsloser Romantiker gewesen. Er wusste, dass ein glückliches Leben für einen männlichen Omega, dessen Wert auf seiner Fähigkeit beruhte, natürlich gezeugte Nachkommen in seinem Bauch auszutragen, unmöglich war. Das hieß aber nicht, dass Gideon nicht träumen konnte. Nun ja, sein Leben würde sich in einen Albtraum verwandeln, sobald Joshua ihm seine Jungfräulichkeit nahm und ihn markierte. Gestaltwandler hatten nur eine Chance, und sobald Gideon sich von Joshua markieren ließ, war er für immer an einen arroganten Wichser gebunden.

Dieser letzte Gedanke ließ Gideon aufstehen. Scheiß drauf. Gideon hatte Besseres verdient. Er wünschte, sein Rudel und seine Familie würden ihn nicht wie Ware in einer Verhandlung behandeln, wünschte sich so vieles, aber die Vergangenheit konnte er nicht ändern. Die Gegenwart hingegen schon.

Eine Gänsehaut lief ihm über den Körper. Mit zitternden Fingern zog Gideon die Kleidung an, die Joshua ihm befohlen hatte, auszuziehen. Was für ein Mistkerl befahl seinem Gefährten, sich auszuziehen und wie ein gehorsames Fickspielzeug auf dem Bett zu warten?

Gideon nahm die Tasche mit all seinen wenigen Habseligkeiten. Er hörte, wie die Dusche abgestellt wurde. Mit klopfendem Herzen rannte Gideon zur Tür. Sein Blick blieb an Joshuas dicker Brieftasche neben der Obstschale bei der Tür hängen. Daneben lagen die Schlüssel zu Joshuas Motorrad.

Gideon hatte noch nie in seinem Leben etwas gestohlen. Er war ein unbeschriebenes Blatt und hatte keinerlei Vorstrafen. Jetzt war der beste Zeitpunkt, damit anzufangen. Gideon schnappte sich Brieftasche und Schlüssel und stopfte sie in seinen Rucksack.

„Hast du wie ein braver, geiler kleiner Wolf auf mich gewartet, Omega?“, rief Joshua, aber Gideon schloss leise die Tür hinter sich.

Er rannte zum Aufzug, überlegte es sich aber anders und benutzte stattdessen die Nottreppe. Gott. Was tat er da? Joshua würde ihn umbringen, buchstäblich. Ein Mann wie er, der durch Einschüchterung und Gewalt immer bekam, was er wollte, würde Demütigungen nicht so leicht hinnehmen können.

„Fick dich“, flüsterte Gideon.

Als er trotz seiner Angst nachdachte, erfüllte ihn Aufregung. So etwas hatte er sein ganzes Leben lang noch nie getan. Als braver Sohn und verantwortungsbewusster Omega hatte er sich sein Leben lang an die Regeln gehalten. Er tat alles, was seine Eltern und sein Rudel von ihm verlangten, was von ihm erwartet wurde, aber das ging zu weit. Es war auch sein Leben, und er sollte mitbestimmen dürfen.

Als er den ersten Stock erreichte, war sein Rücken schweißbedeckt, und er keuchte schwer. Er mied den Aufzugsvorraum und ging direkt in die Küche, den Kopf gesenkt. Miller’s Valley war eine kleine Stadt mit fünftausend Einwohnern. Jeder kannte jeden, besonders die Wandlergruppen in der Stadt.

Es spielte keine Rolle, dass das Grand Alpine das beste Hotel der Gegend war. Wenn ihn jemand sehen sollte, würde er es Joshua und seinen Kumpels erzählen. Gideon erinnerte sich an die wissenden Blicke der vernarbten und übergewichtigen Gestaltwandler, die Joshua seine Freunde nannte, und unterdrückte ein Schaudern.

Ab und zu warf Gideon einen verstohlenen Blick über die Schulter, in der Erwartung, Joshua würde auf ihn losgehen und ihn verprügeln. Er riss die Tür auf, durch die Lieferungen erfolgten, und fand sich in einer engen Gasse wieder. Schwer atmend zog Gideon den Schlüssel zu Joshuas Harley aus der Tasche.

Er schlich sich durch die Gasse und lugte hinaus. Hood und Skull, zwei von Joshuas besten – oder schlimmsten – Leuten, je nachdem, wie man es sah, lehnten rauchend und scherzend vor dem Grand Alpine an ihren Motorrädern. Joshuas Maschine war weniger als einen Meter von ihm entfernt. Sollte er losrennen und es versuchen? Skull und Hood hätten ihn aber leicht einholen und Gideon schreiend und strampelnd zu Joshua zerren können. Gideon konnte jedoch nicht länger warten, sonst riskierte er, erwischt zu werden.

Skull nahm sein Handy aus der Jeanstasche, brüllte Hood an und stürmte ins Gebäude.

Heute muss mein Glückstag sein.

Gideon zählte im Kopf bis zehn, beruhigte sein rasendes Herz und eilte los. Er war noch nie eine Harley gefahren, aber in der Highschool hatte ihm sein älterer Bruder Pat das Motorradfahren beigebracht. Er schnappte sich den Helm von hinten und schnallte ihn fest. Ein Helm würde ihm ein wenig Anonymität gewähren. Gideon steckte den Schlüssel ins Zündschloss und erschrak über das Dröhnen des Motors.

„Scheiße“, zischte er durch die Zähne, überrascht vom Klang seiner Stimme.

Gideon hatte noch nie geflucht und war seinem Rudel auch nie ungehorsam gewesen, aber heute war offenbar eine Zeit für viele erste Male.

Es war schwer. Was hatte ihn nur dazu gebracht, Joshuas Motorrad zu nehmen? Doch zum Wechseln blieb keine Zeit. Bald würde Joshua den Rest seiner Crew herbeirufen und sie in ganz Miller’s Valley suchen lassen. Mit einem lauten Jubelruf nahm Gideon Fahrt auf. Er raste an vertrauten Straßen und Sehenswürdigkeiten vorbei.

Gideon war in Miller’s Valley aufgewachsen. Als geborener Omega lernte er, sich zu verwandeln und zusammen mit den anderen Welpen des Rudels in den Wäldern rund um die Stadt zu jagen. Der Anblick des Vertrauten erfüllte ihn mit Nostalgie, doch Gideon konnte nicht hierbleiben.

Joshua war nicht dumm. Der Werbär würde seiner Familie nichts antun, denn Gideons Vater war immer noch der Alpha des Rudels, so schwach es auch war. Nein, die beste Lösung war, die Stadt zu verlassen, damit Joshua und seine Kumpels ihn verfolgen konnten. Gideon bog von den kleineren Straßen ab und nahm die größere Straße, die ihn zur Autobahn führen würde. Sein Ziel kannte Gideon nicht.

Weitere kleine Städte lagen in der Nähe von Miller’s Valley, doch sie wurden von Menschen geführt oder von kleinen Gestaltwandlergruppen bewohnt. Gideon fuhr weiter nach Norden, und seine anfängliche Hochstimmung wich Angst. Was würde nun mit ihm geschehen? Die Flucht vor Joshua bedeutete keine Freiheit, sondern Feigheit.

* * * *

Gideon bezahlte mit den Scheinen aus Joshuas Brieftasche Übernachtungen in heruntergekommenen Motels, achtete aber darauf, Joshuas Kreditkarten nicht zu benutzen. Eines Tages aß er in einem Rasthaus zu Mittag, als er hörte, wie sich zwei Trucker über eine Stadt ein paar Kilometer weiter unterhielten.

„Ich würde Blue Moon komplett meiden, wenn du mich fragst. Die dort dominierende Tiergruppe, das örtliche Wolfsrudel, mag keine Fremden. Ich habe gehört, es gibt auch Ärger mit anderen Wandlergruppen.“

„Ich habe das auch schon gehört. Ein sehr abgelegener Ort in den Bergen mit einem schlechten Ruf, aber es heißt, es sei der sicherste Ort für schwächere Gestaltwandler, um sich zu verstecken.“

Ausgestattet mit Gerüchten und der Wegbeschreibung des Motelbesitzers fuhr Gideon am nächsten Tag nach Blue Moon. Der Ort war nicht leicht zu finden. Gideon bog ein paar Mal falsch ab, bevor er endlich das Willkommensschild fand. Dann versagte der Motor der Maschine. Fluchend schwang Gideon sein Bein von dem Motorrad und trat dagegen. Nichts. Gideon brach am Straßenrand zusammen und lehnte sich gegen die Maschine.

„Du hast genug getan. Du hast mich so weit gebracht“, murmelte Gideon schließlich.

Gideon blickte auf und holte tief Luft. Der Nachthimmel breitete sich über ihm aus, wunderschön und atemberaubend. Es fühlte sich an, als wäre er schon so lange unterwegs gewesen, aber es waren nur zwei Wochen. Vierzehn Tage voller Angst, und in all der Zeit hatte Gideon keine Gelegenheit gehabt, seine Umgebung und seine neu gewonnene Unabhängigkeit zu genießen.

Sein ganzes Leben lang hatte er sich auf die Unterstützung seiner Eltern und seines Rudels verlassen. Endlich selbst Entscheidungen treffen zu können, war befreiend und beängstigend zugleich. Einen Moment lang überwältigten ihn die Möglichkeiten der Zukunft. Er könnte sich einen Job suchen, ein normales Leben führen und vielleicht auch Liebe finden.

„Ich schaffe das“, sagte er. „Ich mache einen Schritt nach dem anderen.“

Er rollte das Motorrad weiter, versteckte es hinter einem Gebüsch und beschloss, den Rest des Weges zu Fuß zurückzulegen. Er warf sich seinen Rucksack über die Schulter und ging los. Mit nichts als seinen Kleidern am Leib zitterte Gideon, doch die Kälte konnte seiner Entschlossenheit, ein neues Leben zu beginnen, nichts anhaben.

Nach allem, was er gehört hatte, war Blue Moon kein Ort, an dem Joshua und seine Crew Chaos anrichten konnten. Sie würden auf der Hut sein müssen, und das örtliche Wolfsrudel würde aggressive Fremde misstrauisch behandeln.

Gideon hatte noch ein paar Scheine in Joshuas Brieftasche. Mit seinem restlichen Bargeld checkte er im Pine and Nut ein, einem kleinen Gasthaus am Stadtrand. Wie das Motorrad war auch dieses Geld die letzte Erinnerung an seine Vergangenheit. Gideon konnte endlich alles hinter sich lassen und sich seiner Gegenwart und Zukunft widmen.

Als Gideon das Gasthaus betrat, befürchtete er, die Stadtbewohner würden ihm gegenüber misstrauischer sein, doch er erkannte, dass dieser Gedanke irrelevant war. Als er in den Spiegel blickte, sah er einen verängstigten jungen Mann, der in seinem ganzen Leben noch nie eine Regel gebrochen hatte.

Ein Schnuppern würde genügen, um anderen Gestaltwandlern zu verraten, was er war – ein harmloser, jungfräulicher Omega, der mit niemandem verpaart war. Gideon musste also vorsichtig sein. Er stellte für niemanden eine Bedrohung dar und würde sein Bestes tun, um hier unauffällig zu bleiben.

„Besuchen Sie Freunde, Schätzchen, oder sind Sie im Urlaub?“, fragte die ältere Dame hinter der Theke, nachdem sie seine Zahlung entgegengenommen hatte.

Gideon hatte keinen Grund zu lügen. „Ich hoffe darauf, hier ein neues Leben zu beginnen.“

Sie rückte ihre Brille zurecht, um ihn von oben bis unten zu mustern. Gideon hielt den Atem an. Er hatte das Gefühl, als würde er gemustert. Warum die Meinung einer alten Frau wichtig war, verstand er nicht. Sie nickte, als würde sie etwas sehen, das ihr gefiel.

„Sie sehen aus, als wären Sie schon eine Weile unterwegs. Ich hoffe, Sie finden, wonach Sie suchen, Schätzchen.“

Gideon zögerte. „Woher wissen Sie, dass ich etwas suche?“

„Sie haben diesen gewissen Ausdruck in den Augen. Machen Sie sich keine Sorgen.“ Sie tätschelte seine Hand. „Sie werden hier gut aufgehoben sein.“

„Das hoffe ich“, murmelte Gideon. Offenbar war es die richtige Entscheidung gewesen, nach Blue Moon zu fahren.

Sie schob einen altmodischen Schlüssel über die Theke und warf einen Blick auf den Namen, den er ins Gästebuch gekritzelt hatte. Er hatte den Nachnamen geändert, aber seinen Vornamen behalten. Schließlich hieß er immer noch Gideon.

„Sagen Sie mir Bescheid, wenn Sie noch etwas brauchen, Gideon.“

„Das werde ich tun, Ma’am.“

„Die meisten Leute hier nennen mich Mrs. Jarvis, aber Sie können mich Lorraine nennen“, bot sie an.

Gideon strahlte sie an, nickte und ging in sein Zimmer. Lorraine erinnerte ihn an die Großmutter, die er nie gehabt hatte, obwohl er vermutete, dass sich hinter ihrem freundlichen Wesen ein Rückgrat aus Stahl verbarg.

---ENDE DER LESEPROBE---