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Was, wenn alle irrtümlich glauben, du hättest einen One-Night-Stand mit dem übelsten Typen der Stadt gehabt? Und was, wenn du dabei bist, dich genau in DIESEN Typen zu verlieben? Einen Typen, der offensichtlich irgendetwas verbirgt? Als Kerry nach einer schmerzhaften Trennung in einer Kleinstadt am Meer einen Neuanfang wagen will, gestaltet sich ihr erster Tag dort ziemlich schwierig. Nach einigen Problemen in ihrer neuen Wohnung kommt sie notgedrungen für eine Nacht bei ihrem attraktiven und äußerst charmanten Nachbarn David unter. Doch so eine Tatsache bleibt in einer Kleinstadt nicht lange unentdeckt: Schon bald verbreitet sich das Gerücht, sie hätte gleich an ihrem ersten Tag einen One-Night-Stand mit dem größten Frauenhelden der Gegend gehabt, wie ein Lauffeuer. Als wäre ein Neuanfang nicht schon schwer genug, steht Kerry nun vor drei großen Herausforderungen: Erstens: Die Bewohner ihrer neuen Heimat davon zu überzeugen, dass sie nicht die Art von Frau ist, für die sie nun alle halten. Zweitens: Es vielleicht sogar irgendwie hinzubekommen, dass ihr das Getratsche der Leute völlig gleichgültig ist. Drittens: Sich um Himmelswillen nicht in David zu verlieben, der hier für alle nur der Weiberheld ist. Gar nicht so leicht, wenn er ihr ständig über den Weg läuft und ihr Herz zum Rasen bringt. Aber sind wirklich alle Bewohner dieser idyllischen Kleinstadt verlogene Lästermäuler? Was ist dran an dem, was man sich hier so über David erzählt? Und sollte Kerry besser auf die Gerüchte oder auf ihr Herz hören? Was verbirgt er? Dieser Roman ist in sich abgeschlossen, enthält heiße Szenen und lässt dich hoffentlich mit einem Lächeln zurück.
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Veröffentlichungsjahr: 2023
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Über das Buch
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 31
Kapitel 32
Kapitel 33
Kapitel 34
Kapitel 35
Kapitel 36
Kapitel 37
Kapitel 38
Epilog
Danksagung und Nachwort
Leseprobe »Das Boss-Geheimnis«
Zum Schluss noch
Impressum
Nancy Salchow
One Night, One Mistake
________________
Liebesroman
Meine lieben Leserinnen,
jeder von uns ist ihnen doch schon mal im Leben begegnet: Gerüchten.
Manchmal werden über uns selbst Gerüchte verbreitet, vielleicht aus Unwissenheit, weil der Absender dieser Halbwahrheit tatsächlich geglaubt hat, er könnte mit seiner Einschätzung richtig liegen. Vielleicht ist das ein oder andere Gerücht aber auch aus purer Boshaftigkeit entstanden, um dem anderen zu schaden. Aus Neid, aus Eifersucht oder aus purer Langeweile.
Manchmal sind wir aber auch selbst diejenigen, die Halbwahrheiten oder echte Lügen verbreiten, einfach, weil wir nicht über die Konsequenzen unserer Tratscherei nachdenken und gar nicht in Erwägung ziehen, wie schnell und wie weit sich das Gerücht verbreiten könnte.
Wie schnell sagt man was Unüberlegtes daher und denkt, mit dem Zusatz »Aber erzähle es nicht weiter!« ist es getan. Aber was, wenn auch hundert andere Leute dasselbe tun und ihr Gewissen einfach mit demselben Satz beruhigen: »Aber erzähle es nicht weiter!«?
In dieser Geschichte geht es um die Macht von Gerüchten und wie sehr sie ein Leben beeinflussen, ja, sogar verändern können.
Manchmal können sie sogar dafür sorgen, dass man es nicht mehr wagt, auf seine eigenen Gefühle zu vertrauen. Und das, obwohl sich das Herz mit jeder Faser nach dieser einen Person sehnt. Diesem einen Menschen, der unser ganzes Leben verändern kann. Wäre da nur nicht dieses schlimme Gerücht, das über ebendiesen Menschen in Umlauf ist. Und irgendetwas muss an diesem Getratsche doch dran sein, oder? So etwas denkt sich doch niemand einfach so aus.
Eigentlich.
Aber stimmt es denn wirklich, dass in jedem Gerücht auch ein Funken Wahrheit liegt? Kann man das überhaupt so pauschal beantworten?
In »One Night, One Mistake” erlebt ihr die Geschichte von David und Kerry und könnt selbst mitverfolgen, wie mächtig gewisse Gerüchte am Ende wirklich sind.
Ich wünsche euch schöne Lesestunden und die Fähigkeit, für eine Weile in eine andere Welt einzutauchen.
Ach ja, und vergesst nicht, euch für meinen kostenlosen Newsletter anzumelden. Am Ende des Romans gibt es mehr Infos dazu – und falls Newsletter nicht so euer Ding sind, gibt es noch viele viele viele andere eBooks, die ihr unter meinem Namen im Shop aufgelistet seht.
Schaut einfach nach, ich bin nicht so schwer zu finden. ;-)
Alles Liebe
Eure Nancy Salchow
Was, wenn alle irrtümlich glauben, du hättest einen One-Night-Stand mit dem übelsten Typen der Stadt gehabt? Und was, wenn du dabei bist, dich genau in DIESEN Typen zu verlieben? Einen Typen, der offensichtlich irgendetwas verbirgt?
Als Kerry nach einer schmerzhaften Trennung in einer Kleinstadt am Meer einen Neuanfang wagen will, gestaltet sich ihr erster Tag dort ziemlich schwierig.
Nach einigen Problemen in ihrer neuen Wohnung kommt sie notgedrungen für eine Nacht bei ihrem attraktiven und äußerst charmanten Nachbarn David unter. Doch so eine Tatsache bleibt in einer Kleinstadt nicht lange unentdeckt: Schon bald verbreitet sich das Gerücht, sie hätte gleich an ihrem ersten Tag einen One-Night-Stand mit dem größten Frauenhelden der Gegend gehabt, wie ein Lauffeuer.
Als wäre ein Neuanfang nicht schon schwer genug, steht Kerry nun vor drei großen Herausforderungen:
Erstens: Die Bewohner ihrer neuen Heimat davon zu überzeugen, dass sie nicht die Art von Frau ist, für die sie nun alle halten.
Zweitens: Es vielleicht sogar irgendwie hinzubekommen, dass ihr das Getratsche der Leute völlig gleichgültig ist.
Drittens: Sich um Himmelswillen nicht in David zu verlieben, der hier für alle nur der Weiberheld ist. Gar nicht so leicht, wenn er ihr ständig über den Weg läuft und ihr Herz zum Rasen bringt.
Aber sind wirklich alle Bewohner dieser idyllischen Kleinstadt verlogene Lästermäuler? Was ist dran an dem, was man sich hier so über David erzählt? Und sollte Kerry besser auf die Gerüchte oder auf ihr Herz hören? Was verbirgt er?
Dieser Roman ist in sich abgeschlossen, enthält heiße Szenen und lässt dich hoffentlich mit einem Lächeln zurück.
Anmerkung:Fleesenow ist eine von der Autorin erfundene Kleinstadt an der Ostsee, die immer mal wieder in ihren Büchern vorkommt. Angesiedelt wäre Fleesenow, gäbe es den Ort wirklich, vermutlich irgendwo in der Nähe der Insel Poel oder Wismar, der Heimat der Autorin.
Kerry
____________
Das Autofenster ist einen Spalt offen, während ich bewusst im Schritttempo durch die Ortschaft fahre. An diesem idyllischen Morgen will ich wirklich jedes Detail meiner neuen Heimat aufsaugen und nichts verpassen.
Es ist ein sonniger Julitag, der alles um mich herum irgendwie magisch erscheinen lässt: Blauweiße Markisen an den Geschäften, eine kleine Menschentraube vor der Eisdiele, grölende Jungs, die auf dem Sportplatz Fußball spielen. Und über alldem eine wohlig-salzige Meeresbrise, der es selbst durch einen schmalen Fensterspalt gelingt, in jede meiner Poren zu dringen.
Ja, den Job in Fleesenow anzunehmen, war definitiv die richtige Entscheidung, denn ich fühle mich bereits jetzt wie zu Hause. Kaum zu glauben, dass dieses Paradies am Meer nur eine Stunde von meiner bisherigen Heimatstadt entfernt ist und ich nie zuvor hier war. Aber manchmal hat das Schicksal eben seinen ganz eigenen Plan.
Nein, du denkst jetzt nicht an Tim. Dieser Scheißkerl hat keinen einzigen deiner Gedanken verdient, klar?
Ich drehe die Musik lauter, als könnte allein das meine Vergangenheit übertönen. Von heute an zählt nur noch die Zukunft. Keine Gedanken mehr an untreue Ex-Verlobte. All der Schmerz ist ab jetzt Geschichte. Das rede ich mir zumindest voller Selbstbewusstsein ein.
»In dreihundert Metern liegt das Ziel auf der rechten Seite«, erklärt mir mein Navi-Gerät und bringt meinen Puls unweigerlich zum Rasen.
Gleich bin ich da. Gleich beginnt mein neues Leben.
Vielleicht ist es albern, sich wie ein kleines Kind auf diesen Neuanfang zu freuen, aber nach den letzten aufwühlenden Monaten ist es die erste Entscheidung, die sich wirklich auf ganzer Linie richtig anfühlt.
Ich sehe bereits das Ortsausgangsschild wenige Meter vor mir und befürchte schon, mich verfahren zu haben, als ich schließlich die kleine Einfahrt auf der rechten Seite entdecke.
Ich bremse und biege langsam ab.
Ja, das ist das alte Backsteingebäude im Schatten einer riesigen Kastanie, die dort schon seit Hunderten von Jahren stehen soll. Ihr beeindruckendes Alter sieht man ihr auf jeden Fall an.
Während ich neben einem alten Truck parke und zum Haus herüberschaue, frage ich mich für einen flüchtigen Moment, ob es sehr naiv von mir war, den Mietvertrag zu unterzeichnen, ohne die Wohnung überhaupt gesehen, geschweige denn betreten zu haben. Doch meine künftige Arbeitgeberin Lilly hatte mir angeboten, sich um eine bezahlbare Wohnung zu kümmern – und so gut, wie ich mich bereits seit unserem ersten Telefonat mit ihr verstehe, vertraue ich ihr gern auch in dieser Hinsicht.
Als ich aussteige, stelle ich fest, dass offenbar nur das untere Stockwerk des Hauses vermietet ist, zumindest sind nur in den Erdgeschossfenstern Vorhänge zu sehen. Genauer gesagt auf der rechten Haushälfte, die Fenster der linken Haushälfte warten ja noch auf meine Vorhänge.
Meine Möbel und Umzugskartons habe ich bereits letzte Woche hierher liefern lassen. Auch eine Angelegenheit, die Lilly in die Hände genommen hat. Aber wo steckt sie jetzt? Wollte sie nicht gegen halb zehn hier sein und auf mich warten? Oder habe ich irgendetwas falsch verstanden?
Ich öffne meinen Kofferraum, um meine Koffer und Taschen herauszuholen, als ich plötzlich eine Stimme hinter mir höre.
»Oh, da bist du ja!«, jubelt sie.
Als ich mich umdrehe, sehe ich Lilly aus der Tür meiner künftigen Wohnung kommen.
»Ja, endlich««, jubele ich mindestens ebenso euphorisch zurück.
An meinem Wagen angekommen nimmt sie mich in die Arme, als wären wir alte Freundinnen. Und tatsächlich haben wir in den letzten Wochen, seitdem ich ihre Stellenanzeige gelesen haben, so oft miteinander gesprochen, dass ich mich ihr so nahe fühle, als würden wir uns schon ein Leben lang kennen.
»Willkommen in Fleesenow.« Sie drückt mich fest an sich. »Ich hoffe, du wirst dich bei uns wohlfühlen. Wer einmal herkommt, will nie wieder gehen.«
»Danke«, antworte ich. »Fühlt sich echt gut an, hier zu sein.«
Lilly stemmt die Hände in die Hüften und lächelt. In diesen wenigen Sekunden sehe ich sie zum ersten Mal und muss mir eingestehen, dass sie ganz anders aussieht, als ich sie mir vorgestellt habe. Fast könnte man schon sagen, dass wir uns optisch recht ähnlich sehen.
Wir beide haben schulterlanges kaffeebraunes Haar, sind recht schlank, aber nicht zu zierlich und kratzen offensichtlich beide gerade so an der Ein-Meter-Sechzig-Marke.
Klein, aber oho, wie man so schön sagt.
Also bei Lilly stimmt das auf jeden Fall, denn sie hat sich vor über zehn Jahren, damals war sie Anfang zwanzig, als Tagesmutter selbstständig gemacht. Damit ist sie mittlerweile so erfolgreich, dass sie sich mit mir nun tatkräftige Unterstützung in Form einer Teilzeit-Betreuungskraft ins Boot holt. Ich selbst bin gerade 27 geworden, somit ist also auch unser Altersunterschied nicht allzu groß.
Ja, ich glaube, sie wäre die perfekte beste Freundin für mich, hier in meiner neuen Heimat.
Doch ich versuche, meine Erwartungen nicht allzu hoch zu schrauben, immerhin hat sie hier sicher schon mehr als genügend Freunde, zumal sie schon ihr ganzes Leben lang in Fleesenow wohnt.
»Ich habe drinnen noch mal nach dem Rechten geschaut«, sagt Lilly. »Deine Kartons nehmen natürlich noch eine Menge Platz weg, aber zu deinem Bett kommst du ohne Probleme. Auch in die Küche und ins Bad. Der Rest ergibt sich dann schon von selbst, je nachdem, wie lange du zum Auspacken und Umräumen brauchst.«
»Ach, ich weiß gar nicht, wie ich dir danken soll«, seufze ich glücklich. »Ich kann kaum glauben, dass die Wohnung so günstig ist. Ist ja sonst als Alleinstehende gar nicht so leicht, was Bezahlbares zu finden. Auch wenn deine Bezahlung natürlich sehr fair ist, aber es ist nun mal nur eine Teilzeitstelle und …«
»Du musst nicht weiterreden«, sie nimmt meine Hände, »ich weiß genau, was du meinst. Deshalb ist diese Bude echt ein Glücksfall, da gebe ich dir völlig recht. Es war wohl so etwas wie Schicksal, dass die Vormieter gerade ausgezogen sind. Perfektes Timing, würde ich sagen.«
»Ja, das trifft den Nagel wohl auf den Kopf.«
»Also?« Lilly nimmt einen meiner Koffer aus dem Kofferraum. »Wollen wir mal reingehen?«
»Oh, mein Gepäck schleppen musst du nun wirklich nicht. Du hast doch schon so viel für mich getan.«
»Ach, nun bleib mal auf dem Teppich. Ist doch nur ein Koffer.«
Bevor ich etwas sagen kann, geht sie schon zurück in die Wohnung, während ich schließlich auch den zweiten Koffer aus dem Wagen hole. Neugierig folge ich ihr zur offenen Wohnungstür.
Als ich hineingehe, fühle ich mich sofort wohl. Der erste Raum der Wohnung ist das Wohnzimmer, davor eine große Fläche, die offenbar vorher als Garderobenbereich genutzt wurde, wie an den Kleiderhaken zu erkennen ist, die noch an der Wand befestigt sind.
»Oh, wollten die Vormieter die nicht mitnehmen?«, frage ich verwirrt.
»Sie haben einiges hiergelassen«, seufzt Lilly. »Wirst du mit der Zeit merken.«
»Och na ja«, ich berühre einen der geschwungenen Eisenhaken, »ich finde die ganz hübsch, ehrlich gesagt.«
»Umso besser.« Lilly bleibt mit den Händen in der Hüfte zwischen meinen Kartons stehen. »Tja, groß rumführen muss ich dich wohl nicht. Ist ja keine allzu große Wohnung und ich bin ja auch nicht die Vermieterin. Aber Frau Claaßen ist echt froh, dass sie nicht extra herkommen musste für die Übergabe. Sie ist schon über achtzig, weißt du.«
»Also, ich finde die Wohnung perfekt.« Neugierig gehe ich zur Badezimmertür. »Dusche und Wanne. Was will man mehr?«
Ich gehe weiter zum Schlafzimmer und bleibe erst am Fenster stehen, nur um begeistert festzustellen, dass ich von hier aus rüber zur Ostsee schauen kann.
»Oh mein Gott«, jubele ich, »Meerblick. Ich bin im Paradies gelandet.«
Lilly folgt mir lachend ins Schlafzimmer, wo bereits mein altes Metallbett steht. »Du bist wirklich leicht zu begeistern.«
»Leicht zu begeistern?« Ich schaue sie mit offenem Mund an. »Ist das dein Ernst? Wem würde das denn nicht gefallen? Ich glaube, du wohnst schon zu lange hier.«
»Nein nein«, sie macht eine flüchtige Handbewegung, »ich liebe Fleesenow, keine Frage. Aber du hast recht, man verliert mit der Zeit tatsächlich ein wenig den Blick für die besonders faszinierenden Details dieser Kleinstadt. Umso schöner, wenn du etwas frischen Wind mitbringst.«
Sie steht hinter mir am Fenster, als mir plötzlich ein Geistesblitz kommt.
»Ähm«, ich drehe mich zu ihr um, »sag mal, wer ist denn jetzt eigentlich bei deinen Tageskindern, wenn du hier bei mir bist? Bringe ich nicht deinen ganzen Ablauf durcheinander?«
»Nein, alles gut.« Sie lacht. »Sonst wäre ich nicht gekommen. Die Kinder stehen immer an erster Stelle. Meine Mama ist doch auch gelernte Erzieherin, aber schon seit zwei Jahren in Frührente. Sie unterstützt mich sehr viel, wenn bei mir mal was ansteht. Nur auf Dauer brauchte ich halt jemanden, der permanent mitmacht.« Sie legt die Hand auf meine Schulter. »Deshalb bist du ja auch ein Segen. Dank dir können wir bald noch mehr Kinder betreuen als bisher. Die Warteliste ist nämlich sehr lang, weißt du?«
»Das freut mich total.« Ich gerate ins Schwärmen. »Ach, ich kann es kaum erwarten, die Kleinen kennenzulernen.«
»Wir freuen uns auch alle auf dich.« Lilly lächelt liebevoll. »Aber bis morgen hast du sicher noch eine Menge zu tun, oder?«
»Du meinst hier in der Wohnung?« Ich lasse meinen Blick schweifen. »Ach, das sehe ich ganz entspannt. Hauptsache ich habe ein Bett und ein Badezimmer und eine Möglichkeit, Kaffee zu kochen. Um den Rest kümmere ich mich nach und nach, ganz easy.«
»Ganz easy«, wiederholt Lilly lachend und klopft mir gegen den Oberarm. »Na dann brauchst du mich ja jetzt nicht mehr. Wollte nämlich noch ein paar Besorgungen machen.«
»Nur zu«, antworte ich. »Lass dich von mir nicht aufhalten. Du hast schon mehr als genug für mich getan.«
»Okay. Meine Nummer hast du, wenn was ist. Und wo ich wohne, weißt du auch.«
»Ja, ich hab schon bei Google Maps nachgeschaut. Außerdem hast du es mir ja super erklärt. Direkt neben dem Sportplatz den kleinen Weg rein und dann das zweite Haus auf der rechten Seite. Gelbe Fassade und außerdem ein Riesenschild mit Marienkäfern darauf.«
»Ja genau«, sie zwinkert mir zu, »dann weißt du ja Bescheid.«
»Ich freue mich schon.«
»Oh, fast vergessen.« Sie zieht ein Schlüsselbund aus der Hosentasche. »Ein Schlüssel steckt schon draußen in der Tür, die zwei hier gehören auch noch dazu.«
»Danke.« Ich nehme ihr die Schlüssel ab. »Jetzt fühlt sich das Ganze noch offizieller an. Habe das alles echt noch nicht so wirklich realisiert.«
»Das kommt noch.« Sie umarmt mich noch einmal flüchtig, dann scheint sie es plötzlich recht eilig zu haben.
»Wir sehen uns«, ruft sie mir auf dem Weg nach draußen zu. »Ich lasse die Wohnungstür offen. Du musst ja bestimmt noch zum Auto, oder?«
»Ja, alles klar«, rufe ich ihr nach, während ich feststelle, dass ich die Küche noch gar nicht inspiziert habe.
Voller Neugier gehe ich durch das Wohnzimmer und entdecke die offene Küchentür direkt neben dem Eck-Teil meines Sofas, das die Möbelpacker vor das Fenster gestellt haben.
Als ich den kleinen Raum mit dem dunklen Parkett und den cremefarbenen Tapeten erreiche, bin ich sofort verliebt. Er ist zwar sehr schmal, aber gerade groß genug, dass mein kleiner Küchentisch direkt vors Fenster passt, ebenso meine zwei Rattanstühle.
Der Tisch? Wo ist er bloß? Sicher irgendwo zwischen den Kartons und eingeschweißten Möbeln im Wohnzimmer.
Mein Blick fällt auf die alten Küchenmöbel im weißen Landhausstil, die ebenfalls von den Vorbesitzern hiergelassen wurden.
Toll gepflegt wurden die Schränke ja, wie ich beim Berühren der offenen Türen und dem Blick ins Innere feststelle. Merkwürdig, dass die Vormieter sie nicht mitgenommen haben. Aber mir persönlich gefallen sie sogar besser als die Küche, die ich mir online ausgeguckt hatte und in den nächsten Tagen bestellen wollte, sobald mein Konto wieder etwas besser gefüllt ist.
Wo habe ich eigentlich meine Kaffeemaschine gelassen?
Ach ja, die ist ja noch im Auto, zusammen mit einigem anderen Kleinkram, den ich erst heute früh aus der Wohnung mitgenommen habe.
Schon wieder muss ich an Tims dämliches Gesicht denken, als ich vorhin einfach die Maschine mitgenommen habe. Dass ich sie damals mit in die Beziehung gebracht habe, hat er mittlerweile wohl vergessen. Ebenso wie die Tatsache, dass er mir vor nicht allzu langer Zeit ewige Liebe geschworen hat.
Aber wen kümmert das jetzt noch? Von heute an zählt nur noch die Zukunft. Und in der haben weder mein altes Leben noch mein untreuer Ex-Verlobter Platz.
David
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»Nein, keine Sorge, Herr Heister, ich werde den Tisch wie vereinbart liefern. Mit etwas Glück wird er sogar früher fertig. Ich melde mich bei Ihnen, okay?«
Genervt lege ich auf und schiebe das Handy zurück in meine Hosentasche. Unfassbar, wie oft dieser Typ in den letzten Tagen angerufen hat, um zu fragen, wie weit ich mit seinem Schreibtisch bin. Klar, er ist ein ziemlich vermögender Kunde und ich sollte ihn mir auf jeden Fall warmhalten. Doch wann immer er mich anruft, regt sich der Instinkt in mir, ihm zu sagen, dass er endlich aufhören soll zu nerven.
Ich ziehe die Befestigungsgurte von der Ladefläche meines Trucks und entferne die Plane, um an das Holz zu kommen, das ich vorhin geholt habe. Als ich gerade dabei bin, die ersten Platten herunterzuziehen, höre ich eine freundliche Frauenstimme neben mir.
»Guten Morgen.«
Ich schaue zur Seite und blicke in zwei tiefdunkle Augen und ein strahlendes Lächeln.
»Morgen«, murmele ich leicht verwirrt.
»Ich bin Kerry«, sie reicht mir die Hand, »deine neue Nachbarin, wie es aussieht.« Sie schaut zu meiner Wohnungstür. »Du wohnst doch hier, oder?«
»Ähm, ja.« Ich stelle die erste Platte gegen den Truck. »Ich wohne und arbeite hier. Meine Tischlerei ist gleich da vorn.« Ich nicke zum ehemaligen Garagenkomplex neben dem Haus, den ich vor einigen Jahren zur Tischlerei umgebaut habe.
»Okay, dann weiß ich schon mal, was du beruflich machst«, antwortet sie. »Und verrätst du mir auch deinen Namen?«
Sie grinst frech dabei und versetzt meinem Herzen einen kleinen Stoß.
Wow, die ist ja echt süß und offenbar nicht auf den Kopf gefallen.
»David«, sage ich. »Ich bin David.«
»Freut mich, David.«
Die Art, wie sie meinen Namen wiederholt und dabei den Kopf leicht schief legt, macht sie nur noch interessanter.
Ob sie wohl Single ist?
»Ziehst du allein hier ein?«, frage ich und merke im selben Moment, dass sie vermutlich mühelos durchschauen wird, warum ich ihr diese Frage stelle.
Doch das »Ja«, mit dem sie mir antwortet, wirkt so unbeschwert und fröhlich, dass ich mir gar nicht so sicher bin, ob sie meine Absicht dahinter wirklich erkannt hat.
»Na dann«, ich ziehe eine weitere Platte von der Ladefläche, »herzlich willkommen in Fleesenow. Ich hoffe, dass du hier … ähm … zurechtkommen wirst.«
Habe ich gerade zurechtkommen gesagt?
Oh je, ich sollte echt an meiner positiven Einstellung arbeiten. Zurechtkommen klingt nicht gerade optimistisch, andererseits fühlt es sich falsch an, so zu tun, als wäre dies der Ort, an dem alles total leicht und ungezwungen ist. Auch wenn viele Einwohner das gerne behaupten.
»Das hoffe ich auch«, antwortet sie euphorisch. »Ich fange schon morgen in meinem neuen Job an.«
»Echt? Wo denn?«
»Bei Lillys kleinen Käfern, der Tagespflegeeinrichtung.«
»Ach so«, antworte ich gedankenverloren.
Deshalb habe ich Lilly also in den letzten Tagen öfter hier am Haus gesehen. Dann hat sie dieser Kerry also die Wohnung besorgt.
Kerry öffnet den Kofferraum ihres Wagens und holt eine Klappbox mit einer Kaffeemaschine und dazugehöriger Kaffeedose heraus.
»Kaffee«, sage ich grinsend, »ohne Kaffee läuft nichts.«
»Du sagst es.« Sie lacht. »Die Kartons und Kisten werden wohl noch eine Weile unausgepackt herumstehen, aber die Kaffeemaschine muss definitiv schon an ihrem festen Platz stehen. Sonst wohne ich nicht wirklich hier.«
»Verstehe ich gut.« Ich ziehe eine weitere Platte von der Ladefläche. »Na dann, viel Spaß beim Einziehen und Kaffeekochen.«
Sie lacht. »Danke.«
»Und wenn du bei irgendwas Hilfe brauchst«, ich werfe ihr einen flüchtigen Blick zu, »du weißt ja, wo du mich findest.«
Kerry
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Wow, was für ein Typ!
Ich schaue ihm unauffällig hinterher, während er gleich drei große Holzplatten auf einmal zu seiner Tischlerei trägt. Selbst jetzt, wo er mir den Rücken zugekehrt hat, habe ich sein eindrucksvolles Gesicht noch immer vor Augen: Sinnliche Lippen, dichte dunkle Augenbrauen und ein Blick so dunkel und eindringlich wie die Nacht. Und dann dieses wuschelige Haar, das leicht zerzaust und doch irgendwie lässig und cool wirkt, erst recht zusammen mit seinem Zehn-Tage-Bart.
Sein Oberkörper ist ziemlich durchtrainiert, was man unter dem Achselshirt, das er zur Arbeit trägt, ganz deutlich sehen kann. Etwas Staub auf dem Shirt – sicher von der Arbeit – macht ihn umso interessanter.
Hilfe! Und dieser Mann soll von jetzt an mein Nachbar sein? Na, hoffentlich kriege ich es hin, ihn nicht zu offensichtlich anzustarren, wenn er mir über den Weg läuft.
Ich muss über mich selbst grinsen, während ich zurück in meine Wohnung gehe und direkt die Küche ansteuere, um die Kaffeemaschine in Gang zu bringen.
Gedankenverloren suche ich nach einer Steckdose, während ich im Augenwinkel plötzlich etwas wahrnehme.
Nein, jemanden.
Als ich nämlich aufblicke und durch das Küchenfenster schaue, sehe ich David, der schon wieder auf dem Weg zu seinem Truck ist, um das restliche Material zu holen. Doch als er sich gerade ans Abladen machen will, bekommt er offenbar einen Anruf.
Ich kann nicht verstehen, was er sagt, schaue ihm einfach nur beim Telefonieren zu und wie er währenddessen neben seinem Truck auf und ab geht. Zum ersten Mal seit Langem ertappe ich mich dabei, die Attraktivität eines Mannes überhaupt wieder bewusst wahrzunehmen. Die letzten Monate mit Tim haben mich einfach blind für den Rest der (Männer-)Welt gemacht. Scheint fast so, als würde der Neuanfang in Fleesenow auch meine Augen für das andere Geschlecht wieder öffnen.
Gut so!
Auch wenn ich natürlich weit davon entfernt bin, einen Flirt mit meinem neuen Nachbarn anzufangen. Immerhin will ich auch in Zukunft stressfrei mit ihm im selben Haus wohnen, da kann ich keinerlei negative Energie gebrauchen. Und jeder weiß doch, dass ein Flirt auch mal schieflaufen kann – das perfekte Pulverfass für negative Energie also.
Als ich die Kaffeedose aus der Klappbox nehme, fällt mir plötzlich ein Umschlag in die Hände. Ein Umschlag mit meinem Namen darauf.
Während ich den Blick darauf senke, erkenne ich Tims Handschrift sofort.
Wann hat er ihn in die Box gesteckt? Ich habe nichts davon mitbekommen. In den letzten Wochen haben wir notgedrungen noch in derselben Wohnung gewohnt, aber bereits in getrennten Zimmern geschlafen. Die meiste Zeit über war ich aber unterwegs, nur um ihm nicht begegnen zu müssen – vor allem, wenn er wieder mal das Gespräch mit mir gesucht und mich dann unweigerlich der Fluchtinstinkt gepackt hat.
Und nun dieser Brief? Was soll das?
Am liebsten würde ich ihn ungelesen zerreißen, aber ein Teil von mir sträubt sich dagegen. Der Teil, der immer noch den Mann vor Augen hat, in den ich mich damals verliebt habe. Der Mann, den ich heiraten wollte.
Seufzend halte ich den Umschlag eine Weile in den Händen, dann öffne ich ihn schließlich.
*
Liebe Kerry,
wie es aussieht, ziehst du nun wirklich aus. Nach fast zwei Jahren, die wir zusammengelebt und von einer gemeinsamen Zukunft geträumt haben. Aber all unsere Pläne scheinen in deinem Leben nun keine Rolle mehr zu spielen.