Online-Journalismus - Henning Noske - E-Book

Online-Journalismus E-Book

Henning Noske

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Beschreibung

Online-Journalismus. Das ist die Zukunft des Journalismus: Schreiben, Recherchieren, Präsentieren im Netz, auf Computer, Tablet und Smartphone. Zur eigenen Marke werden, in den Medien, aber auch in sozialen Netzwerken und mit Blogs. Doch wie geht das? Wie macht man es richtig? Was ist online anders? Dieses Buch führt auf Basis eines gründlichen journalistischen Handwerks in den Online-Journalismus ein. Seine hohe Praxisorientierung mit vielen Tipps und Arbeitsbeispielen macht es gleichermaßen für angehende oder etablierte Journalisten sowie für Schüler, Volontäre und Studenten interessant. Henning Noskes Lese- und Lernbuch über den Online-Journalismus ist für alle, die wissen wollen, wie es mit dem schönsten, vielseitigsten, manchmal aber auch härtesten Beruf der Welt jetzt weitergeht. Und was man wissen und können muss, um im Journalismus künftig zu bestehen. In seiner Tour d’horizon durch die wichtigsten Themen kommt auch der Spaß am Erzählen nicht zu kurz. Das Wichtigste: • Wie sich der Journalismus verändert und treu bleibt • Teaser, Cliffhanger und Co. - so schreibt man richtig für das Web 2.0 • Multimedia, Crossmedia, Storytelling, Mobile Reporting • Verantwortung und Qualität im Online-Journalismus • Recherche, Blogs und soziale Netzwerke • Die wichtigsten Ausbildungswege

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Henning Noske

Online-Journalismus

BIBLIOTHEK DES JOURNALISMUS

Band 5

herausgegeben von Paul-Josef Rauein Zusammenarbeit mit derStiftung Presse-Haus NRZ

Henning Noske

Online-Journalismus

Was man wissen und können muss

Das neue Lese- und Lernbuch

Titelabbildung

© DragonImages | Fotolia.com

Fotos

Henning Noske

Foto Seite 185

Florian Kleinschmidt

 

 

1. Auflage Juli 2015

Satz und Gestaltung

Heike Amthor | Klartext Verlag

Umschlaggestaltung

Volker Pecher, Essen

ISBN 978-3-8375-1237-3

ISBN e-PUB 978-3-8375-1504-6

Alle Rechte vorbehalten

© Klartext Verlag, Essen 2015

www.klartext-verlag.de

Inhalt

Editorial von Paul-Josef Raue

Vorwort von Armin Maus

1 Einleitung

2 »Ding Dong the print is dead«

3 »Everything old is new again«

4 »Quick and dirty«

5 »To tease or not to be«

6 »Keep it simple and short«

7 »One story all media«

8 »Please tell me«

9 »Don’t trust«

10 »One brand all media«

11 »Shitstorm happens«

12 »Broadcast yourself«

13 Online-Journalismus – ein Werkstattgespräch mit Tessa Tanzau

14 »Blog me like a hurricane«

15 »What would Google do?«

16 »All business is social«

17 »Hyperlocal, Local hype«

18 Mein Ausblick X.0

19 Von A bis Z – Mein Online-Journalismus-Glossar

20 Mein Kompass – So wirst Du Journalist

21 Was wir zusammen tun können

22 Meine Online-Journalismus-Handbibliothek

23 Blogs, Blogs, Blogs

Editorial des Herausgebers

Ein Buch, das zum Widerspruch auffordert

Paul-Josef Raue

»Die BIBLIOTHEK DES JOURNALISMUS versammelt Lehr- und Lernbücher zu Handwerk und Ethik; Bücher zur Zukunft der Medien wie auch zu ihrer Geschichte; Studien zur Kommunikation sowie Reflexionen über die Wirkung von Medien.« So formulieren wir unser Programm. Henning Noskes Buch über den »Online-Journalismus«, das fünfte Buch unserer Bibliothek, ist all dies in einem – und noch einiges mehr:

Lehr-Buch. Noske schaut in die Labore der Wissenschaftler, die herausfinden wollen, wie wir die Medien der Zukunft organisieren müssen. Doch entwickelt Noske seine Lehre und Theorie stets aus der Praxis: Er ist Chef einer Großstadt-Lokalredaktion, ist mehrfach ausgezeichneter Wissenschafts-Redakteur und Lehrender für Journalismus an der Braunschweiger Universität. Sein Lehr-Buch ist eine Reise durch die oft geheimnisvollen Rituale der Redaktionen, die für Unkundige meist schwer durchschaubar sind.

Lern-Buch. Noske braucht keinen Service-Teil, sein Buch ist ein Service-Buch – auf jeder Seite voll mit Ratschlägen, wie ein Journalist gut wird und bleibt; mit Tipps, aus denen digitale Ureinwohner wie analoge Einwanderer ihren Nutzen ziehen können; mit Warnungen vor vermintem Gelände. Die Minen in den Redaktionen, auf die ein Anfänger leicht treten kann, erwähnt er eher nebenbei: Konferenzen zum Beispiel. Noske empfiehlt – zum Schrecken aller Redaktions-Beamten – »statt sieben- bis achtstündiger Sitzungen innerhalb der Redaktion sieben- bis achtstündige Exkursionen draußen mitten im Leben«. Der Lokalchef Noske ist, um im Jargon zu bleiben, ein alter Hase, der den Igel jagt.

Ethik-Buch. Noske entwickelt Qualitäts-Kriterien und schreibt den Pressekodex komplett um für das Online-Zeitalter. Das Internet der Journalisten ist eben keine moralfreie Zone, in der sich ein Journalist austoben kann jenseits aller grundsätzlichen Regeln der Fairness und Menschenwürde, wie sie für die gedruckte Welt festgeschrieben sind. (Kapitel 9)

Geschichts-Buch. Noske, Jahrgang 1959, erzählt – aus der Sicht des analogen Einwanderers – von der Schreibmaschine, der Dunkelkammer und vom Zeitungshaus alter Prägung. Weiß eigentlich ein junger Smartphone-Nutzer überhaupt noch, was eine Dunkelkammer ist? (Kapitel 10)

Erzähl-Buch. Noske leugnet nicht, dass er in erster Linie Journalist ist, dass er gerne und gut erzählt, dass er seinen Leser, auch wenn es theoretisch wird, ernst nimmt und fesseln will. Journalisten, wenn sie über ihre Profession nachdenken, sind oft so langweilend und trocken, dass es staubt, ohne wirklich Staub aufzuwirbeln. Noske entgeht der Langeweile, indem er wie ein Reporter schreibt – nicht nur in der Lagerfeuergeschichte »Mein Flug in die Schwerelosigkeit«. (Kapitel 8)

Wissenschafts-Buch. Noske wagt sich auf ein Gebiet, das Journalisten selten mögen: Wie wirken Medien? Er berichtet aus dem Labor eines Hirnforschers, der den Mythos vom Multitasking zerstört, er zeigt die Ergebnisse von Lesewert-Forschungen, die – ähnlich den TV-Einschaltquoten – herausfinden, was Leser lesen und wie lange sie lesen. (Kapitel 7)

Noskes Buch ist auch ein Debatten-Buch: Es fordert auf, Stellung zu beziehen und keinem zu vertrauen, der in der digitalen Welt einen funktionierenden Kompass kennt oder gar schon das Ziel. Es ist ein Vorzug und kein Nachteil, dass Noske zum Widerspruch herausfordert. So lässt Noske beispielsweise durchaus anonyme Kommentare zu, wenn die Redaktion die Identität hinter dem Pseudonym kennt. Einspruch, werter Redakteur! Eine »Mitmach-Demokratie« lebt von lebendigen Menschen, die Gesicht zeigen und im Zweifelsfall auch Zivilcourage.

Also lasst uns lesen und streiten! Aber unbedingt in dieser Reihenfolge.

Vorwort

des Chefredakteurs der Braunschweiger Zeitung

Armin Maus

Der Lust-Macher

Henning Noske ist ein leidenschaftlicher Journalist. Oder sollte ich sagen: ein eigensinniger? Das eine geht ja kaum ohne das andere. Henning Noske ist Migrant, ein Einwanderer in die digitale Welt. Das klingt so mühelos und ist so schwer. Noske hat sich seinen Weg in die Welt der Blogs und Posts, der Algorithmen und der Aggregatoren erkämpft.

So ist das bei allen Journalisten seiner Generation, in deren Reihen es noch zu viele gibt, die glauben, Online sei ein böser Spuk, den man nur zu ignorieren brauche – während zeitgleich selbsternannte Heilsbringer von Kongress zu Kongress touren und aller Welt einzureden suchen, dass nur sie den Weg in die zeitgemäße Publizistik kennen. Es scheint kein schlechtes Geschäftsmodell zu sein, Anderen Ahnungslosigkeit vorzuwerfen.

Henning Noske ist anders. Lange Jahre war er der Wissenschaftsjournalist der Braunschweiger Zeitung. Er hat Forschern auf die Finger und in die Köpfe gesehen, die in Braunschweig an den Medikamenten der Zukunft, den weltweit letztgültigen Maßeinheiten, Raumsonden wie »Rosetta« oder an leistungsfähigeren Nutzpflanzen arbeiten. Dabei hat er etwas fürs eigene Arbeiten gelernt. Die Mehrung des Wissens ist für ihn der Normalfall.

In dieser Haltung hat sich Noske auf den Online-Journalismus geworfen. Nicht schüchtern tastend, sondern, Sie ahnen es, leidenschaftlich, eigensinnig und mit der Neugier eines Wissenssammlers. Ihn interessieren die neuen Möglichkeiten, die das Internet den Journalisten gibt. Er hat sie sich erarbeitet, in Babysteps und großen Sprüngen. Und deshalb weiß er: Der Online-Journalismus ist keine Geheimwissenschaft, kein Erbhof der Digital Natives.

Online-Journalismus ist anders, weil das Medium so grundlegend vom Papier verschieden ist. Aber wenn Online-Journalismus gut sein soll, muss er nicht nur bedingungslos transparent, interaktiv und schnell sein. Guter Online-Journalismus braucht tiefgehende Recherche, braucht Zuverlässigkeit, Integrität, exzellente Schreibe. Damit ist dann auch der Grund beschrieben, warum guter Papier-Journalismus und guter Online-Journalismus einander nahe sind.

Henning Noske arbeitet heute als erfolgreicher Lokalchef in einer Redaktion, die ihre Arbeit im intensivsten Dialog mit den Lesern macht. Das Konzept heißt Bürgerzeitung. Es ist mehrfach preisgekrönt, von Paul-Josef Raue erdacht, nirgends so intensiv im journalistischen Alltag umgesetzt. Die Bürgerzeitung verdankt Online ganz neue Möglichkeiten. Mithilfe der leicht gangbaren Kommunikationswege kann die Redaktion in ungeahnter Breite mit den Lesern gemeinsam Zeitung machen. Sie ist Partner und Dienstleister der Leser – und macht das tagtäglich für ihre Kunden erfahrbar. Das Beispiel der Bürgerzeitung zeigt: Online und Print ergänzen sich wunderbar, wenn Journalisten mit offenen Augen und wachem Verstand tun, was hier und heute möglich ist.

Immer mehr Journalisten und Verlage kümmern sich darum, Journalismus – nein, bezahlten Qualitäts-Journalismus! – für die digitale Welt zu produzieren. Sie wagen endlich den selbstbewussten, kompetenten Auftritt, stellen die Hatz nach ökonomisch unersprießlichen Reichweitenrekorden ein und setzen auf den Wert ihrer Inhalte. Henning Noske hat das Vademecum für eine Branche im Aufbruch geschrieben.

Dieses Buch ist ein Lust-Macher, ein Skepsis-Bändiger und Angst-Vertreiber. Wer keinen Sinn darin sieht, die Möglichkeiten des Online-Journalismus zu leugnen, wer keine Lust auf journalistische Endzeitstimmung hat, sondern verstehen und lernen will, wie Online-Journalismus geht – der ist bei diesem Buch goldrichtig. In diesem Sinn: Viel Freude im World Wide Web!

1 Einleitung

Dieses Buch ist radikal einfach – und vereinfacht radikal. Um es mit den Mechanismen zu sagen, die auf den folgenden Seiten noch näher beschrieben werden: Du musst es lesen! Fünf gute Gründe, dieses Buch zu lesen:

Hier erfährst du endlich, was Online-Journalismus ist.

Hier erfährst du wirklich , wie es mit dem schönsten Beruf der Welt weitergeht.

So wirst du Online-Journalist, wenn du es willst.

Das wolltest du schon immer über deine Zukunft als mobiler Reporter wissen.

Hier kriegst du auch noch raus, wer dieser Print-Gruftie ist, der es wagt, ein Online-Buch zu schreiben.

»Online-Journalismus – Was man wissen und können muss«: Es klingt selbstverständlich, aber für Viele ist es das ganz und gar nicht. In meinem ersten Journalismus-Buch (»Journalismus – Was man wissen und können muss«, ebenfalls im Klartext-Verlag, Essen), an das wir hier anknüpfen, war die Sache ziemlich einfach: Es gibt die ewigen Tugenden des schönsten Berufes der Welt, auf die wir uns besinnen und die wir hochhalten müssen. Online im Geiste immer mitgedacht. Wir haben zusammen an Texten gefeilt, Überschriften gebastelt und Fehlerquellen ausgemerzt. Wir haben uns dem guten Schreiben gewidmet und uns buchstäblich neben unseren Leser gesetzt. Und nicht nur behauptet, dass wir ihn lieben. Unser Glossar war ein Lexikon des Journalismus, aber mit Schwerpunkt Print – und nun muss die Fortsetzung folgen. Online! Auch das neue Buch ist indes kein wissenschaftliches Werk, sondern ein Journalismus-Schmöker, soll Lust auf den schönsten Beruf der Welt machen.

Von welchem Journalismus sprechen wir?

Online-Journalismus. Journalismus 2.0. Internet-Journalismus. Konvergenz-Journalismus. An Begriffen, über die auch noch kräftig diskutiert wird, ist kein Mangel. Bloß, was ist das alles? Ist es wirklich neu? Tatsächlich muss eine Revolution begreifen lernen, muss sich auch auf sie mit Haut und Haaren einlassen, wer mit dem schönsten Beruf der Welt in die Zukunft gehen will.

Doch wir müssen uns auch eingestehen, dass es nicht reicht, den vertrauten Print-Journalismus nun einfach online zu spielen und »ins Internet« zu stellen. Davon, wie sich der Journalismus in Zeiten von Web 2.0, Blogs und sozialen Netzwerken verändert und was man dazu wissen und können muss, handelt dieses Buch.

Jenseits aller Bezeichnungen ist der Autor davon überzeugt: Es ist der neue Journalismus. Er ist immer und überall. Er kann von jedem jederzeit produziert werden kann. Er verändert Redaktionen konsequent und beschert uns eine neue Pionierzeit.

Aber der neue muss auch den ewigen, wichtigen und wertigen Qualitätskriterien des alten Journalismus standhalten: Verantwortung, Aufrichtigkeit, Relevanz, Aktualität, Unterhaltung, Transparenz, Demokratie. Ohne das geht es nicht, darunter können wir es nicht machen. Und wir sehen: Der neue Journalismus bietet spannende neue Möglichkeiten. Und die neuen Journalisten können Pioniere sein, wie es auch jene in der Gründerzeit des Print-Journalismus und der Zeitungsverlage waren. Auch von ihnen handelt dieses Buch. Ihnen ist es gewidmet.

Es ist von einem geschrieben, der in seinem Journalismus-Weg aus dem Gutenberg-Zeitalter herkommt, sich mit klobigen Schreibmaschinen herumschlug und sich mittlerweile konsequent in den digitalen Journalismus einschaltet. Womit wir wieder bei der Begrifflichkeit wären. Sie ist letztlich egal – und das ist die Botschaft auch dieses neuen Lese- und Lernbuches: Erkennen wir, wo Handwerk notwendig ist, welche Werkzeuge wir benutzen und wie wir sie einsetzen. Sie sind letztlich nur Mittel zum Zweck für den schönsten Beruf der Welt und seine Anhänger, die von diesen neuen Möglichkeiten immer geträumt haben.

Online ist immer und überall

Überall unterwegs zu sein, immer die notwendigen technischen Mittel zur Verfügung zu haben, jederzeit schreiben und senden zu können – und das alles ohne Schwellen, ohne Barrieren, ohne Mauern, Möbel und Maschinen. Diesen Traum der Pioniere des Journalismus können wir uns heute tatsächlich verwirklichen.

Dieser Traum haucht auch den Journalisten selbst jenen Schuss Pioniergeist wieder ein, den sie so dringend nötig haben. Mehr noch: Echte Multimedialität reißt zwischen Text, Foto, Ton und Video jene Grenzen auf, die man auch früher in den besten Momenten nicht mehr spüren mochte. Jetzt kann man es selbst lernen und anwenden, hierfür gibt es Werkzeuge.

In einigen Passagen habe ich mich erzählend aufgemacht und selbst beobachtet: Wie ich mit einem einzigen Gerät – dem iPhone – zum Mojo werde, zum Mobilen Journalisten. Mobiler Journalismus wäre dann schon der nächste geeignete Titel. Mobil und fähig zum Aufbruch und zum Loslassen von Vertrautem, auch von Sicherheit – in jeder Beziehung.

Aber das wäre nicht alles, denn als Leiter einer Großstadt-Lokalredaktion ist der Autor zwangsläufig besonders dem Lokalen verhaftet. Und hier liegt passenderweise die eigentliche Revolution des neuen Journalismus: Endlich geht er wieder wirklich zu den Leuten, tatsächlich auf Augenhöhe, um die Hausecken und in die Quartiere. Davon haben wir mit »Planquadrat«-Konzepten schon am Anfang der 1980er-Jahre zu den Hochzeiten des Gutenberg-Zeitalters geträumt. Jetzt schließt sich der Kreis, kann es sich hyperlocal erfüllen, um den nächsten Schlüsselbegriff anzuführen – lokal ganz unten, ganz dicht dran, Journalismus direkt an Häuserecken, in Cafés, Jugendzentren, Kneipen, Stadien, in Parks und auf Bänken.

Online ist immer und überall.

2 »Ding Dong the print is dead«

Print-Journalismus versus Online-Journalismus – eine Bestandsaufnahme

Schon in Episode 10, Staffel 19, der Simpsons ist eigentlich alles klar. »Ha Ha! Your medium is dying!«, schleudert Rotzlöffel Nelson einem Top-Journalisten namens Ron entgegen. Ihn hat der TV-Moderator – auf dem Podium neben Kollegen von CNN und slate.com – eben mit weinerlich-triefender Stimme als »Print-Journalist von der Washington Post« vorgestellt, besser gesagt: entschuldigt.

»Ha Ha! Your medium is dying!« – der Clip ist natürlich längst Kult, das Wort geflügelt. Passt ja auch prima! Kindermund tut Wahrheit kund – und kriegt eins aufs Maul. Der Rotzlöffel tritt mit dem Fuß auf: »But it is!« Mit väterlicher Strenge wird er belehrt: »There’s beeing right and there’s beeing nice.«

Recht haben ist eben das eine. Nett sein das andere. Man kann, wenn man nett und diplomatisch ist, alles auch anders sagen. Vor allem, wenn man Teil ist. Angehöriger. So wie ich. Ich bin auch so ein Print-Journalist, den man mittlerweile milde-mitleidig vorstellt. Und mustert. Na, wie ist der drauf? Der lacht ja noch. Eigentlich fühle ich mich auch noch ganz wohl. »Ha Ha! Your medium is dying!« Ich will es nicht wahrhaben. Aber die Einschläge kommen näher.

Kondoliert wird schon kräftig. Wird es Zeit, die Terminkalender für die große Trauerfeier zu zücken? Lass mal stecken.

Einerseits geht das Print-Sterben schleichend vonstatten. Hier verschwindet ein Zeitungstitel, dort werden Redaktionen zusammengelegt. Es ist müßig, über die Ursachen zu spekulieren: Halbierung der Anzeigenerlöse, Verlust einer ganzen Abonnenten-Generation, Internet-Revolution mit Gratiskultur, sich selbst genügender Journalismus. Jede einzelne dieser real existierenden Ursachen würde für eine veritable Krise schon reichen. Ihre Summe mit komplexen Wechselwirkungen ist die Ursache einer Umwälzung.

Wir stecken mittendrin. Eine Konzentrationswelle schöpferisch-zerstörerischen Ausmaßes sorgt für Fokussierung.

Ebene 1: Hocheffiziente Journalismus-Zentralen bereiten wie schnelle Brüter das auf, was in die verschiedenen Medienkanäle eingespeist werden kann.

Ebene 2: Das Lokale bleibt mit Alleinstellung die Brutstätte des Journalismus, wo Talente aufgehen, Ideen entstehen, neue Produkte entwickelt werden. Doch darunter, daneben und darüber entsteht etwas völlig Neues.

Das ist Ebene 3: der klassenlose Journalismus. Er fegt das Alte fort. Seine Produktionsmittel sind cheap, smart, social – hochintelligent, hocheffizient, nahezu kostenlos (wenn nicht gratis), für jedermann verfügbar, mit einfachen Handgriffen bedienbar.

Von allen drei Ebenen wollen wir sprechen. Es geht aber in erster Linie darum, was professionelle Journalisten und diejenigen, die es werden wollen, mit Ebene 3 zu tun haben – dem klassenlosen Journalismus. Nennen wir es also Online-Journalismus. Digital journalism in England und USA. Achtung: Ihn zu ignorieren bleibt nicht länger folgenlos. Das ist das Neue.

Aber, ach: Viele gestandene Redaktionsprofis sind digital verstockt und bocken statt zu bloggen. Sie meinen, dieser Kelch gehe doch noch irgendwie an ihnen vorbei. Mehr noch: Auch sogenannte digital natives erweisen sich paradoxerweise als Muffel, wenn sie an die Türen der Redaktionen und Journalismus-Studiengänge klopfen. Kaum einer bloggt freiwillig oder broadcastet sich schon als eigene Marke, verblüffend viele fremdeln sogar mit Facebook, Twitter und Co. Und wenn du mal einen oder eine triffst, der oder die bereits crossover mit verschiedenen Medien spielt, dann kannst du dich wirklich freuen.

Im Labor – Der neue Journalismus entsteht gerade

Die Wahrheit ist: Der neue Journalismus entsteht gerade, er ist noch nicht fertig. Und wir mittendrin. Basteln, kleben, kitten, modellieren, hämmern, schleifen wir also mit. Es staubt und riecht wie in einer Garage, trotzdem machen wir da schon mal die Nacht durch. Für den Zusammenbau des neuen Journalismus stehen bemerkenswerte Werkzeuge bereit.

Mit mobilen Computern, Tablets, Smartphones und digitalen Aufnahmegeräten und Kameras:

überall, jederzeit recherchieren

überall, jederzeit speichern

überall, jederzeit schreiben

überall, jederzeit fotografieren

überall, jederzeit aufnehmen

überall, jederzeit filmen

Mit Software, digitalen Assistenzsystemen, Apps:

überall, jederzeit gestalten

überall, jederzeit korrigieren

überall, jederzeit produzieren

überall, jederzeit druck- und sendefähig machen

Mit Mobilfunk und drahtlosem Netz:

überall, jederzeit kommunizieren

überall, jederzeit senden

überall, jederzeit veröffentlichen

Mit sozialen Netzwerken:

überall, jederzeit Schnittstellen

überall, jederzeit Präsenz

überall, jederzeit Publikum

überall, jederzeit Resonanz

überall, jederzeit Dialog

Und mit dem WWW:

Das Universal-Medium, in dem dies alles zusammenfließt und überall und von jedem abrufbar und jederzeit aktualisierbar aufbereitet wird, ist das World Wide Web. Das eigentlich Revolutionäre aber ist seine (Programmier-)Sprache, der Hypertext.

Was die Hypertext-Revolution wirklich bedeutet

World Wide Web bedeutet, dass der Journalismus keine Druckerei und keinen Sender mehr braucht. Dies bricht das Monopol der bisherigen Vertriebswege. Praktisch jeder hat einen Computer, ein Tablet oder ein Smartphone. 80 Prozent der Deutschen sind online. Sie sind es an sechs Tagen in der Woche. Sie sind es für drei und mehr Stunden am Tag.

World Wide Web bedeutet, dass der Journalismus keine Druck- und Sendezeiten mehr braucht. Das pulverisiert die bisherigen Redaktionsabläufe. Aktualisierung ist jederzeit möglich, das Produkt erneuert sich in beliebiger Frequenz.

World Wide Web bedeutet, dass der Journalismus keinen Verlag und keine Company mehr braucht. Das heißt, dass niemand mehr den Journalismus exklusiv für sich gepachtet hat. Er ist freigegeben.

Hypertext bedeutet, dass der Journalismus-Kunde nicht mehr auf einer einzigen Ebene liest, hört oder sieht. Nicht mehr linear, das heißt: Zeile für Zeile, Artikel für Artikel, Beitrag für Beitrag, Sendung für Sendung.

Hypertext bedeutet, dass der Journalismus-Kunde sich in einer Art Modul-Baukasten auf eine mehrdimensionale Reise begeben kann, in der er fakultativ zu weiteren Ausflügen, Nachforschungen, Perspektivwechseln und Zeitsprüngen angeregt wird. Links lotsen ihn. Hypertext wird zu Hypermedia und bedeutet, dass auch die bislang hermetisch getrennten Ausgabekanäle des Journalismus – Print/Fotografie, Ton, Bewegtbild – durch Links miteinander verbunden werden. Welchen Verlauf die Reise nimmt, bestimmt der Journalismus-Kunde durch eigene Navigation selbst.

Hypertext bedeutet (auch in Kombination mit Foren), dass dem Journalismus alle Hin- und Rückwege der Interaktion und des Dialogs zur Verfügung stehen. Der Kunde ist nicht nur Nutzer, sondern wird auch Kritiker, Partner, Rat- und Tippgeber.

Es ist also wahr: No limits – doch was machen wir daraus?

Zunächst ein Gedankenexperiment. Wenn uns das alles jemand noch vor wenigen Jahren – zum Beispiel vor Smartphone und iPad in heutiger Güte – vorhergesagt hätte, wäre er nicht ernstgenommen worden. Wir sind mittendrin und wissen nicht, wo wir herauskommen. Geht die Reise nur annähernd in diesem Tempo weiter, werden sich auch heutige Gewissheiten innerhalb weniger Jahre atomisiert haben.

Ist der Print-Journalismus also schon tot? »Ha Ha! Your medium is dying!« Wir wehren uns tapfer. Aber die Fakten muss man zur Kenntnis nehmen. Bei den 14- bis 49-Jährigen ist das Internet heute schon wichtiger als die gedruckte Zeitung. Das Durchschnittsalter des täglichen Zeitungs-Abonnenten liegt mittlerweile bei 60 Jahren. Es wird also vermutlich nicht mehr lange dauern, bis man vom Buchtitel »Online-Journalismus« das »Online« getrost streichen kann. Aber Print wird es immer geben, so oder so. Ich hänge halt dran.

3 »Everything old is new again«

Die Metamorphosen des Journalismus

Ich entsinne mich noch, dass das Auftauchen im eigenen Blatt eine Art Betriebsunfall war. Wenn der Redakteur mit aufs Foto geriet, musste wohl etwas schief gegangen sein. Denn wer im Blatt ist, musste einen ausgeben. Die Mentalität, die dahintersteckt, ist klar: Du bist eine Art graue Eminenz, die alles steuert und aus dem Hintergrund agiert, vor allem die Zugänge kontrolliert. Was reinkommt, bestimmst du. Dein Gesicht interessiert keinen. Dein Name verbirgt sich bestenfalls hinter einem kryptischen Kürzel. Das muss reichen.

Das hat sich gründlich geändert. Mittlerweile sind in den meisten gedruckten Zeitungen nicht einmal mehr Autorenzeilen und Porträtbilder etwas Besonderes. Es reizt eben zu wissen, wer dahintersteckt – und wie er oder sie aussieht. Für den Online-Journalismus reicht freilich auch das nicht mehr aus.

Die Definition der Tätigkeiten und Tugenden im Journalismus muss erweitert werden. Bislang waren dies die Hauptbestandteile, ging es darum:

Informieren:

Teil es mit!

Recherchieren:

Krieg es raus!

Reizen:

Sieh mal hier!

Bewegen:

Mach es besser!

Unterhalten:

Tu es gern!

Jetzt kommt etwas Neues dazu:

Präsentieren:

Schalt mich ein!

Auf diesen Feldern sind Online-Journalisten unterwegs

Das bedeutet: Online-Journalisten bespielen nicht mehr nur einen Kanal und ein Medium, auf dem sie sich dann auch noch wegducken, um nicht gesehen zu werden. Sie entwickeln sich zur Marke, vermarkten sich buchstäblich selbst. Das macht den Journalismus persönlicher und damit attraktiver.

Dazu gehört ein Blog mit einem zugkräftigen Namen und vielen Besuchern.

Dazu gehört Präsenz in sozialen Netzwerken wie Facebook, Xing, Kress, Twitter oder Instagram.

Und dazu gehört ein sichtbares aussagekräftiges persönliches Profil mit klaren Themen, Projekten und Schwerpunkten, möglichst eindrucksvollen Perlen des Schaffens – und einer möglichst großen Anzahl von Followern, Menschen, die genau das verfolgen.

An der Flare-Bar – dem Balken mit diesen Aktivitäten – sollst du sie erkennen. Am Kloutscore – den exakten Zahlen der »Gefolgschaft« – sollst du sie messen. Davon profitiert der freie Online-Journalist, der zeigen kann, was er drauf hat. Davon profitiert die Redaktion. Ihr werden mit solchen Kollegen Kundschaft, Themen, Ideen und Verbindungen ins Haus gespielt.

Im Kern bedeutet das: Du musst dich als Marke modellieren, du musst dich präsentieren, damit du auch eingeschaltet wirst.

Vermutlich ist es diese Betrachtungsweise, die für so viel Skepsis verantwortlich ist, wie sie dem Online-Journalismus in vielen konventionellen Redaktionen immer noch entgegenschlägt. Das ist verständlich und nachvollziehbar, denn einen radikaleren Mentalitätswandel kann man sich kaum vorstellen. Eben noch entschieden wir selbst und nahezu uneingeschränkt, was reinkommt und was nicht. Und wie es reinkommt und wie eben nicht. Jetzt klicken sie dich weg. Oder gar nicht erst an. Tu was!

Wir haben gesehen, dass dies vor allem eine Konsequenz aus Hypertext und Hypermedia im World Wide Web ist, das uns die Konkurrenz nicht nur an den Kiosk und an den Bildschirm holt, sondern direkt in den eigenen Artikel oder Beitrag hinein. Entschieden, ob wir drin- oder dranbleiben, wird binnen Sekunden.

Das muss Konsequenzen haben. Andererseits ist noch nichts passiert, wenn wir es nicht zulassen: Attraktiver, guter Journalismus findet immer sein Publikum, denn im Gegensatz zur Technik muss er nicht neu erfunden werden.

Das sind die Grundbedürfnisse, die der gute Journalismus befriedigt (oder er geht wirklich unter):

Neugier:

Ist ein Evolutionsvorsprung als Vorstufe zu schöpferischer Veränderung. Wer nicht mehr neugierig ist, ist tot.

Aufklärung/Transparenz:

Das Neue löst das Alte erst dann ab, wenn es sichtbar macht und aufdeckt.

Unterhaltung:

Im Spiel und in der Zerstreuung werden Bedürfnisse befriedigt und neue schöpferische Kräfte geweckt.

Anspruch/Kultur:

Zivilisation und Mäßigung, Ethik und Qualität. Abgrenzung von der Bedienung niederer Instinkte, Verzicht auf Diskriminierung.

Für Inhalte nach solchen Maßstäben ist es also unerheblich, ob sie auf Papier gedruckt oder per iPad oder Smartphone verbreitet werden. Journalismus bleibt Journalismus. Für die Produktions-, Verwertungs- und Rezeptionsbedingungen des Journalismus gilt dies nicht.

Die Zeitenwende – Turing versus Gutenberg

Johannes Gutenberg (1400–1468) kannte noch keine gedruckte Schrift, aber er stellte sie sich vor. Wenn der Mensch Buchstaben für Buchstaben mit der Hand schreiben konnte, musste es auch einen Weg geben, diese in feste Form zu gießen, wie gewünscht zusammenzusetzen und schließlich damit Schrift zu drucken und Content beliebig zu reproduzieren. So hatte Gutenberg in Deutschland in der Mitte des 15. Jahrhunderts mit der Erfindung des Buchdrucks mit beweglichen Lettern und der Druckerpresse nicht nur eine technische Revolution ausgelöst und die Druckindustrie begründet. Bedrucktes Papier und Bücher machten Bildung und Wissen vom Herrschaftswissen zum Allgemeingut. Druckschriften, Flugblätter und Zeitungen wurden Massenmedien. Folgen: Allgemeine Bildung, Reformation, Revolution, Demokratie. Die Gutenberg-Revolution (»Gutenberg-Galaxis«) ist in ihren Umwälzungen für die Menschheit gleichzusetzen mit der Entwicklung der Sprache und der (Hand-)Schrift.

Alan Turing (1912–1954) kannte noch keinen Computer, aber er stellte ihn sich vor. Wenn das menschliche Gehirn Rechenoperationen ausübte, die schließlich zu gewünschten Handlungen führten, dann musste es auch Maschinen geben können, die nach ähnlichen Rechenoperationen Befehle ausführen konnten. So weit das Gedankenexperiment. Turing nahm weiterhin an, dass solche Maschinen mit zunehmendem technischen Fortschritt intelligent sein könnten. Dies alles vorausgesetzt, skizzierte der Brite 1937 – alles immer noch in der Theorie – die Komponenten einer Denk-Maschine auf der Basis des Binärsystems von 0 und 1: Arbeitsband mit Transportmechanismus, Schreib-, Lese-, Löschkopf, Arbeitsspeicher, Steuertafel. Genau so macht es der Computer. Turings Maschine hatte ihn vorausgedacht. Die Turing-Revolution macht wieder alles platt: Nach Sprache, Schrift und Print kommt jetzt Online.

Wenn man selbst den Übergang von der einen in die andere Galaxis erlebt und die vollständige Umkrempelung des eigenen Berufs über mehr als drei Jahrzehnte erlebt und überlebt hat, dann kann man was erzählen.

Erzählung (1):Mein Weg aus der Museumsredaktion in den Newsroomund ins soziale Netzwerk

Autor Henning Noske 1982 mit seiner »Olympia« in der Lokalredaktion der »Wolfsburger Nachrichten«.

Als ich 1982 in der Lokalredaktion der Wolfsburger Nachrichten im niedersächsischen Zonengrenzgebiet als Redakteur einstieg, hackten wir mit Typenhebeln über Farbbänder auf Manuskriptpapier.

Wenn das Zeilenende gefühlt erreicht war, ratschte man mit einem Hebel die Gummiwalze um einen Zeilenabstand weiter. Es war auch möglich, falls man in voller Konzentration beim Schreiben das Klingeln überhört hatte oder die Glocke kaputt war, ins Nirvana jenseits des Manuskriptpapiers zu hämmern. Immerhin hatte jeder seine eigene Schreibmaschine. Nicht ganz. In der Fachzeitschrift »Journalist« konnte man lesen, dass eine junge, aufstrebende Journalistin mit ihrem Verlag in Streit geraten war. Man hatte ihr nach dem Ende des Volontariats verboten, die vertraute Schreibmaschine mitzunehmen.

Die derart bearbeiteten Manuskriptseiten wurden am späten Nachmittag im dicken Umschlag und stets auf den allerletzten Drücker per Bundesbahnlore und Express nach Braunschweig befördert.

Wenn ich später den Einlieferungsschein vorlegte, bekam ich vom Lokalchef 5,80 D-Mark zurückerstattet. In Braunschweig wurde der Content dann von einem Fahrer des Verlages, Herrn Osterholt, am Hauptbahnhof abgeholt, anschließend von Heerscharen von Fachkräften im Pressehaus erfasst, korrigiert, über die Lochstreifen-Setzmaschine in Lettern gesetzt und zu Druckformen zusammengebaut. Daraus wurden Pappmatern gepresst, aus denen endlich halbrunde Druckzylinder für die Druckerei produziert werden konnten.

Wenn man am frühen Morgen das frische Blatt aufgeregt aus dem Briefkasten nahm, dann staunte man über dieses Wunderwerk ebenso wie die ersten Leser.

Es dauerte nicht lange, bis Lichtsatz und Datensichtgeräte im Einsatz waren. Die Kästen waren jedoch überaus beschränkt, auch in ihren Möglichkeiten. Die Datenleitung – immerhin eine Standleitung nach Braunschweig – hatte leider allzu oft Aussetzer. »SAN« blinkte dann – was nur »Siemens antwortet nicht« heißen konnte. Immerhin konnte man Texte jetzt direkt eingeben, mit einfachen Satzbefehlen für Text (mager, 12 p) oder Überschriften (holsatia, 28 p) oder Fettdruck (halbfett) ausstatten, über Nadeldrucker auf Endlospapier ausdrucken – und sogar Korrektur lesen. Mit dem Erscheinungsbild des Gedruckten und des Schriftsatzes – WYSIWYG – hatten die primitiven Buchstaben allerdings noch rein gar nichts zu tun.

Henning Noske 1990 mit einem Datensichtgerät der Firma Siemens im »mobilen Einsatz«.

Als Reporter bei den Leichtathletik-Europameisterschaften 1988 in Stuttgart, inzwischen Mitglied der Sportredaktion, war ich indes stolz auf meine revolutionäre Technik.

Ich hatte einen Olivetti-Kleincomputer, der immerhin das Erfassen mittlerer Textmengen und das Markieren von Überschriften ermöglichte. Wenn ich im Hotel einen sogenannten Akustikkoppler anstöpselte, wurden meine Berichte in Pfeiftöne übersetzt. Diese konnten ins Pressehaus übertragen werden, wenn die richtige Nummer dort tatsächlich geschaltet war und man den Telefonhörer richtig in die Kopplerschalen gepresst oder geschnallt hatte und fest zudrückte.

Wenn man den Flow beim Schreiben hatte, das zeitlose Gefühl, jetzt endlich wirklich gut zu sein, war das jedoch alles egal.

Die Technik, welche auch immer, hatte nichts damit zu tun, dass man gut recherchiert haben musste. Hatte man es nicht, war die Sache aussichtslos. Namen, Zahlen, Fakten, Zitate, Hintergründe, Lebensläufe, Daten, Jahreszahlen, Zusatzinformationen, Bilder – wer das nicht griffbereit hat, kommt auch nicht in den Flow.

Es gab kein Internet, kein WWW, kein Google, kein Wikipedia, keine Mail, kein Smartphone. Ach ja, die Kollegen von den Nachrichtenagenturen hatten Satellitentelefone. Sie hockten wie Marsmenschen draußen vor dem Hotel auf der Wiese neben einem riesigen Koffer und funkten ins Universum. Mit meinem ersten Nokia mit ausziehbarer Antenne, das ich mir privat beschaffen musste, weil es vom Verlag noch längst kein Handy gab, arbeitete ich stolz wie Richard Gere in »Pretty Woman« in der Mittagspause draußen unterm Baum.

Internet? Als das in den 1990er Jahren in die Redaktion kam, selbstverständlich nach gewaltigen Kämpfen, kriegte man es natürlich nicht an jedem Arbeitsplatz. Internet-Anschluss zu haben galt als ganz besonderes Privileg für einige wenige. Und besonders vertrauenswürdig mussten sie natürlich auch sein, denn was konnte man während der Arbeitszeit im Internet alles anrichten. Falls man es also schon ernst genommen hatte, dieses Internet, dann hatte man es noch lange nicht.

Machte aber irgendwie gar nichts, denn man nahm es schließlich nicht ernst. Noch nicht. Vor allem schien diese sonderbare Manie einiger Freaks, jetzt alles in einem komplizierten Netz finden zu wollen, mit Journalismus und schon gar nicht mit seiner Zukunft in irgendeiner Weise etwas zu tun zu haben. Sie nervten einfach, diese Typen, die das Internet verherrlichten und sich über die Print-Veteranen lustig zu machen begannen. Doch wenn sie mit wissendem Blick davon berichteten, sie hätten »im Internet« eine wichtige Quelle gefunden, ja, dort wisse man schon mehr, dann spürten wir zum ersten Mal den Sog des Neuen, den wir mit Verachtung zu kompensieren trachteten.

Natürlich dauerte es nicht lange, bis die einleitende oder ergänzende Recherche »im Internet« und »bei Google« Standard wurde. Ehrlich gesagt kann man es sich heute nicht mehr wirklich vorstellen, wie es war, ganz allein auf Archive, Pressestellen und das Telefon angewiesen zu sein. Andererseits, nur mal nebenbei bemerkt, konnte man so auch nicht der Täuschung erliegen, durch Internetrecherche bereits richtig und vollständig recherchiert zu haben. Heute besteht tatsächlich die Gefahr, dass die Google-Suche bereits mit Recherche verwechselt wird. Und dennoch ist dieses Instrument unverzichtbar geworden.

Ähnlich ist es mit Facebook. Ich erinnere mich noch daran, dass ich dieses Netzwerk nicht verstand, strikt ablehnte – und es in keinem Fall mit Journalismus in Zusammenhang brachte.

Zunächst teilte ich die Skepsis der Vielen. Ganz ehrlich: Warum sollte man sich der finsteren Welt da draußen mit all seinen persönlichen Informationen, Geschichten und Bildern freiwillig ausliefern? Der Datenkrake wollte mich ja doch nur aushorchen, um anschließend mein Innerstes und Bestes an finstere Mächte auszuliefern. Die Fülle der Informationen erschien mir zudem allzu banal. Hier setzte ich mich also tatsächlich der Zumutung aus, allen möglichen Vergnügungen, Ausgeburten der Langeweile und des Zeittotschlagens und der gnadenlosen Parteilichkeit und Einseitigkeit auch noch freiwillig beiwohnen zu müssen. Abgelehnt.

Es war indes eine bemerkenswerte Konstellation und Koalition aus Chef und Familie, die mich von dieser Einstellung tatsächlich abrücken ließ.

Da war einerseits Chefredakteur Armin Maus, ein Pionier der Online-Tugenden in der Redaktion, der mich sanft in die richtige Richtung drängte. Man muss sich das so vorstellen: Da sitzt der Chefredakteur einer großen deutschen Regionalzeitung bei einer Jahrestagung vor seinen leitenden Redakteuren – und das Misstrauen gegenüber diesen seltsamen sozialen Netzwerken ist mit Händen zu greifen. Und dann sagt der Chefredakteur: Ich mach das auch und erwarte von meinen Redakteuren, dass sie sich bei Facebook tummeln. Offen gesprochen, blickte ich genauso skeptisch drein wie die meisten anderen. Jetzt fing der auch noch mit diesem Quatsch an.

Doch es war ein zweites Erlebnis, das mich bekehrte. Als Vater von drei Kindern, der seinen Erziehungsauftrag sehr ernst nahm, blickte ich im trauten Heim streng auf den Computer-Konsum. Andererseits war ich jedoch immer auch irgendwie der Meinung, man könne das nicht ganz ausblenden. Vermutlich sei das die Zukunft, um die die nächste Generation wohl nicht herumkommen werde. Also haben wir vorsorglich beim Bau des Hauses eine Leitung in jedes Kinderzimmer legen lassen. Natürlich hatten sie dann auch Computer. Und natürlich waren sie dort zunächst bei Schüler-VZ und dann bei Facebook.

Um sie zu kontrollieren, also in Sorge, das muss ich zugeben, meldete ich mich auch an und schickte ihnen eine Freundschaftsanfrage. Besser ist es. Man will ja schließlich wissen, was die Kinder so machen. Doch die Brut zeigte mir die kalte Schulter. Papa, das geht dich nichts an.

Ziemlich ärgerliche Sache. Indes hatte ich als Lehrbeauftragter für Print-Journalismus in den Medienwissenschaften von TU und HBK Braunschweig natürlich gute Kontakte in die Studentenszene. Gleichzeitig startete ich ein Projekt, begabte Oberstufenschüler in mein Uni-Projekt mit einzubauen. Und natürlich ergab es sich so, dass ich mich mit den Schüler und Studenten auch bei Facebook anfreundete. Schließlich mussten wir Informationen austauschen ...

Klar, dass meine Kids bei Facebook Wind davon bekamen, dass ich mich doch tatsächlich mit ihren Freunden anfreundete. Echt ärgerlich. Als sie mir ihre Freundschaftsanfragen übermittelten, huschte ein Lächeln über mein Gesicht. Dieses Erfolgserlebnis und der sanfte Druck des Chefredakteurs brachten meinen Widerstand endgültig zum Erliegen.

Und wenn ich erst einmal irgendwo einsteige, dann mache ich dort auch kräftig mit.

Ich hoffe, dass sich diese unglaubliche Mischung der Facebook-Gründerzeit, wo sich praktisch alles trifft, von der Familie bis zum Chef, beibehalten lässt. Es bröckelt bereits merklich. Natürlich ist es eine Überfrachtung, die vermutlich nicht zu halten sein wird. Was irgendwann einmal nach Facebook kommen wird, wird diesen Charme der Anfangszeit sicherlich niemals wieder ausstrahlen können.

Doch das Prinzip der sozialen Netzwerke, wo jeder jeden treffen kann und alle nur möglichen Informationen ausgetauscht werden, wird haltbar sein. Es setzt zudem die traditionellen Nachrichtenmedien unter Druck, weil die User sehr viel Zeit dort verbringen und ihre wesentlichen Informationen des Tages aus den sozialen Netzwerken beziehen. Insofern hat sich die Philosophie von Armin Maus als richtig erwiesen, einen derart mächtigen Kanal auch konsequent für Journalismus zu nutzen.

4 »Quick and dirty«

Hypotheken des Online-Journalismus

Es ist heute kaum noch festzustellen, woher der Spruch stammt: »Quick and dirty«, schnell und schmutzig. Ich kann mich jedoch genau daran erinnern, wie giftig dieser Ausdruck für das Image des Online-Journalismus gewesen ist, in einer Zeit, als ich noch verächtlich auf ihn blickte. Ich wollte das nicht, verstand das nicht, hatte auch berechtigte Einwände – also suchte ich händeringend nach Argumenten. Und ich fand sie.

Quick and dirty, hieß es, mitunter in abschätzigem Ton, müsse man nun arbeiten.

Gemeint war, dass man eben nicht bis morgen früh wartet, sondern gleich online geht. Und wie stets: Um etwas durchzusetzen, wird es übertrieben oder überspitzt. Quick and dirty. Schnell und schmutzig. Schmutzig aber wollten und würden wir niemals sein im Journalismus. Denn dort herrschen Akkuratesse, Qualität, Recherche, Transparenz. Und im Zweifelsfall wartet man eben noch mit der Veröffentlichung. Davon sind wir bis heute zutiefst überzeugt.

Warum aber dennoch Quick and dirty? Einerseits musste man vermutlich unsere Mentalität brechen, bis zum Andruck zu warten und im Zweifelsfall auch noch einen Tag länger zu recherchieren. Online, das bedeutet eben strikte Aktualität, das bedeutet Stunden-, vielleicht sogar Minutentakt. Also muss man das, was man hat, herausbringen. Selbst, wenn die Geschichte damit noch nicht vollständig, also rund ist. Das ist Journalismus im Prozess.

Entscheidender Grundsatz: Online first

Wichtig ist der Grundsatz: Online first. Vermutlich wurde auch er geprägt, um in der Hauptsache Print-Journalisten auf den rechten Weg zu bringen. Schließlich muss ihnen klar sein, dass sie nicht erst eine Fassung für den Druck fertigstellen – und anschließend online denken können. Was ich hier indes analysiere, sind im Grunde genommen nichts anderes als Rückzugsgefechte und Auslegungsdiskussionen eines Print-Mannes, der ins Grübeln geraten ist. Es hilft nichts.

Denn Digital Natives, Einsteiger, Leute, die heute Journalist werden und die Zukunft des Journalismus aufbauen wollen, dürfen sich mit derartigen Grübeleien nicht mehr herumschlagen. Für sie, mit Verlaub, muss man sprachliche Krücken wie Quick and dirty und besser: Online first auch gar nicht mehr erfinden. Es ist selbstverständlich. Denn es bedeutet, dass die Aktualität des Mediums ausgespielt wird.

Es bedeutet indes nicht, auch nicht bei der frühestmöglichen Veröffentlichung, Nachrichten zu unterdrücken und Qualitätsmaßstäbe fahren zu lassen.

Selbstverständlich gilt die Sorgfaltsflicht auch für Quick and dirty. Die Formel bedeutet nicht, etwas zu veröffentlichen, das nach Qualitäts-Maßstäben nicht veröffentlicht werden darf. Wie verhält es sich aber mit der Strategie, im Zuge der Recherche schon einmal einen Ballon online loszuschicken und dort gewissermaßen einen Stein ins Wasser zu werfen – und dann zu beobachten und abzuwarten, was sich tut? Wenn Fehler aufgedeckt, wenn wichtige noch fehlende Recherche-Hinweise gegeben werden, kann man jederzeit korrigieren, ergänzen, aktualisieren. Die finale Fassung, sei es für Print, aber mit Sicherheit auch für Online, enthält dann den neuesten und besten Stand. Und keine Fehler mehr. Ist das legitim?

Ja, das ist es, wenn in jedem Stadium dieses Prozesses mit der zu diesem Zeitpunkt größtmöglichen Sorgfalt die Veröffentlichung geprüft wird. Ein Werkstattbericht aus dem Prozess Journalismus, transparente Einblicke in seine Arbeitsweise.

Darin liegt Sinn: Im Zusammenspiel, im Ping-Pong zwischen Online und Print, auch im Team, ergänzt durch das Wissen der Vielen da draußen (Crowdsourcing), entsteht eine neue Kraft. Es ist ein Journalismus, der Synergien nutzt, sich in die Karten schauen lässt, also mit größtmöglicher Transparenz arbeitet und letztlich zeigt, dass es ihm mit allen Mitteln und Möglichkeiten um ein größtmögliches Maß an Information geht. Und dabei nehmen wir unseren Leser/User gerne mit.

Dennoch hat der Ausdruck »Quick and dirty« Schaden angerichtet. Und er tut es noch, wo man ihn nicht reflektiert. Denn er steht für Unzuverlässigkeit und Unglaubwürdigkeit. Nachforschungen ergeben nicht eindeutig, wie er entstanden ist. Eine exakte Quelle ist nicht auszumachen. In meinem Blog henningnoske.wordpress.com frage ich, wer mehr darüber weiß.

Ein erster Befund: Quick and dirty klingt zum Beispiel in den USA gar nicht so schmutzig. Denn dort steht es oft für eine unbürokratische Praxis-Lösung, die nicht viel Zeit kostet. Auch im Jargon der Programmierer ist es eine schnelle Lösung, die durchaus auch ihren Charme haben kann. Denn sie bietet die Möglichkeit, effektiv zu arbeiten und ohne großes Abwarten zu pragmatischen Lösungen zu kommen. Das hat Vorteile, denn wenn es Schlag auf Schlag geht, kann man im Lichte der Entwicklung weiter aufbauen.

Die schnelle temporäre Problemlösung ist also durchaus auch eine Lösung für unsere Werkstatt. Zwar ist es wohl zunächst noch eine Bastellösung (»kludge«), aber auf jeden Fall sind wir bereits kräftig unterwegs, ohne nochmal umkehren zu wollen. Und dabei machen wir noch die eine oder andere interessante Entdeckung.

Second hour statt Nachdrehen am nächsten Tag

Auf Online first folgt das Prinzip Second hour. Es bedeutet die konsequente Fortsetzung des Prozesses und ersetzt das im Print-Journalismus angesiedelte Nachdrehen am nächsten Tag.

Second hour: Nach der ersten schnellen Meldung folgen in der nächsten Stunde Ergänzung und Präzisierung, anschließend idealerweise im Stundentakt weitere Aktualisierungen, Nachdrehen und Zusatzrecherchen.

Damit sind vertraute Zeitgesetze und Abläufe außer Kraft gesetzt. Und dies hat Konsequenzen für den Journalismus und die Organisation der redaktionellen Abläufe. Die personellen Ressourcen, Recherchen und Recherche-Fortschritte werden im Prozess permanent und transparent sichtbar.

Das bedeutet jedoch auch: Nichts ist so alt wie die Meldung von vor einer Stunde.

5 »To tease or not to be«

Hypertext

Beim Journalismus online, beim Publizieren im Netz, bewegen wir uns gewissermaßen im dreidimensionalen Raum. Unser Leser, der User, kann jederzeit abschweifen, zurückgehen, wegwischen, einen Link nutzen, wegklicken, herunterscrollen. Schlicht gesagt: Er oder sie kann machen, was er will.

Dies hat erhebliche Konsequenzen für den Journalismus. Viel mehr als in der gedruckten Zeitung kommt es online darauf an, in jedem Moment, buchstäblich in jeder Sekunde klarzumachen, dass es wichtig ist, jetzt am Ball zu bleiben.

Im Print hat der Leser die Möglichkeit, schnell einen Eindruck zu scannen. Wie groß ist der Beitrag? Wie ist die Hierarchie auf der Seite angeordnet? Und vor allem: Wie viel Zeit wird erforderlich sein, dies alles zu bewältigen? Wir wollen uns deshalb den Werkzeugen zuwenden, die der Online-Journalist benötigt, um seinem Leser im Netz klarzumachen, warum er gerade jetzt hier richtig ist und am Ball bleiben sollte. Dies sind die strategischen Werkzeuge, die dieses erleichtern.

Der Teaser

Das wichtigste Werkzeug ist der Teaser in Verbindung mit der Überschrift. Häufig werden Teaser und Überschrift als eigene Genres behandelt. Ich werde jedoch im Folgenden ganz bewusst den Teaser gemeinsam mit der Überschrift behandeln. Denn beide kann man nicht trennen. Im besten Falle funktioniert eine Überschrift als Teaser – und ein Teaser als Überschrift.

Idealerweise wiederholen sich in Überschrift und Teaser die Schlüsselbegriffe und Reizwörter nicht. Sie bauen vielmehr aufeinander auf, bilden eine Einheit, die zum Weiterlesen anreizt. Doch eine Wiederholung ist nicht das Problem. Problematischer ist es, wenn Schlüsselbegriffe eines Beitrags weder in der Überschrift noch im Teaser auftauchen.

»Teasen« – das bedeutet in der Hauptsache Reizen. Inzwischen können Lehrbücher allein über Teaser geschrieben werden. Es gibt sie in den unterschiedlichsten Formen und Variationen. Deshalb wollen wir uns jetzt mit den wichtigsten Strukturen und Funktionen des Teasers beschäftigen und vor allem fragen: Wie schreibt man ihn richtig?

Schreiben online – Meine Teaser-Werkstatt

Was unterscheidet den Teaser eigentlich von der klassischen Nachricht? Zunächst einmal nicht viel. Wie diese orientiert sich auch der Teaser ganz schlicht am Wichtigsten. Und dies sind die W-Fragen. Was passiert? Wer tut es? Wo ist es geschehen? Wann ist es geschehen? Warum ist es geschehen?

Die Funktion des Teasers ist jedoch nicht nur eine inhaltliche, sondern in ganz entscheidender Weise auch eine optische, orientierende. Letztlich eine Entscheidungshilfe. Der Online-Leser ist, wie gesehen, ein flüchtiger Kunde. Mit der Qualität eines Teasers entscheidet sich, ob er bei uns bleibt. Besser gesagt: ob er oder sie sich für unseren Beitrag entscheidet. Das ist der entscheidende Unterschied. Im Print reichen ein Blick oder eine Drehung des Kopfes. Online ist der bewusste Klick erforderlich.

Ein Teaser ist extrem kurz. Die Überschrift hat sechs bis zehn Wörter. Es folgen zwei oder maximal drei Sätze.

Das muss reichen. Um den ultimativen Klick, um den es geht, zu generieren, muss der Teaser funktionieren. Die Spannbreite reicht dabei von einer gut gemachten Schlagzeile über eine aussagekräftige Unter- oder Vorzeile bis hin zu einem möglichst kompakten, eingängigen Kurz-Text, den man im Print vielleicht als Vorspann bezeichnen würde. Die Länge des Teasers ist dabei von Fall zu Fall und von Redaktionssystem zu Redaktionssystem unterschiedlich, aber klar ist immer: Ein Teaser ist wie ein Lasso, knackig kurz, es knallt und fesselt! Diese Regel gilt immer.

In Content-Management-Systemen der Redaktionen gibt es zudem feste Vorgaben für Teaser. Reporter und Redakteure schreiben sie bis zu der vorgeschriebenen Anzahl von Wörtern oder Anschlägen in die vorgegebenen Boxen. Das ist komfortabel, befreit aber nicht von der Verpflichtung, sich intensiv mit dem Teaser-Schreiben auseinanderzusetzen. Es ist und bleibt der Schlüssel, online gelesen zu werden.