Opas Geburtstag - Karl-Reiner Schmidt - E-Book

Opas Geburtstag E-Book

Karl-Reiner Schmidt

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Beschreibung

Wie würde sein Schwiegervater die aktuelle Zeit rund um die Corona-Pandemie erleben und bewerten, wenn er heute noch leben würde? Mit diesem Ansatz hinterfragt Karl-Reiner Schmidt auf vielfältige Weise die Ursachen dieser Welt-Masseninfektion, ihre gesellschaftlichen Folgen und die Rechtmäßigkeit der politischen Reaktionen und der getroffenen Maßnahmen. Die Coronakrise hat viele Gesichter. Aus unterschiedlichen Perspektiven und genreübergreifend analysiert, beschreibt und verdichtet Schmidt diese besondere Herausforderung unserer Zeit.

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Seitenzahl: 150

Veröffentlichungsjahr: 2021

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Inhaltsverzeichnis

Brief an die Leserinnen und Leser

Wahrheit

Und noch eins vorab

„Reiner, was sagst denn du zu dem Lockdown?“

Erziehung

Medizin und Polarität

Danke, Sokrates!

Betreuung

Corona und Polarität

Senioren

Corona

Corona und die Elemente der Polarität

Der Herrgott, der Teufel und ich

Ich …

Tschernobyl

Zur Geburt

Es werde!

Ihr kennt ihn

Im Laufe der Zeit

„Macht euch die Erde untertan!“ (1. Mose 1,28)

Energie, -sparen, Klima, -wandel etc. etc.

Klimawandel

Klimawandel – 2

Klimawandel - 3

Corona-Schutz-Maßnahmen

Kontraproduktiv zur Evolution ist die Angst

„Reiner, wenn du infiziert wärst, hättest du nicht auch

Der Optimist

Umsonst

So ist es

Irgendwann

Grenzen

Ernst und Albert

Was ich oft sage …

Zum neuen Jahr

Update

Zum Thema dankbar und zufrieden sein

Kontraproduktiv zur Evolution ist die Angst

Kontraproduktiv zur Evolution ist die Quarantäne

Kontraproduktiv zur Evolution ist jeder Stillstand

Ferndiagnose

Grippezeit bzw. Heuschnupfen

FFP2-Masken alternativlos?

Märchenrealität

„Reiner, was sagst denn du heute zu unserer Politik,

wen würdest du wählen?“

Wer?

Futur

Erinnerung an die Kindheit

Wann endlich bewegt sich etwas?

Klagelied in Grün

„Bin ich denn blöd?“

Daher der Name

Eine gute Medizin

Alles Utopie?

… noch so eine utopische Idee von mir

Der Chef

Utopie, eine Vision und dann doch Realität?

Opas Geburtstag am 19.03.2022

Aus dem Paradies vertrieben?

Das Paradies

„Gut, dass wir darüber gesprochen haben, Reiner“

Nachwort: Plagiat?

Danke

Brief an die Leserinnen und Leser

Liebe, sehr geehrte Leserin,

lieber, sehr geehrter Leser,

die Bezeichnung Querdenker hat ja in letzter Zeit sehr gelitten; die Bezeichnung Klugscheißer und oder auch Besserwisser würde ich genauso zurückweisen. Wer mich so nennt, dem würde ich sagen, Sie haben mein Buch nicht gelesen oder Sie haben möglicherweise Ihr Hirn vor dem Lesen (oder vielleicht ja auch ständig) blockiert; dann kann es – also Ihr Hirn – nicht verstehen, was Sache ist.

Ich habe nicht die Wahrheit mit Löffeln gefressen, ich möchte mit meinem Buch dafür werben, dass man die Aussage, irgendetwas sei alternativlos, einmal unter die Lupe nimmt.

Wenn irgendwo der Begriff alternativlos zu hören oder zu lesen ist, dann bemühe ich mich sofort um größere Flexibilität. Ich suche nach den tatsächlich vorhandenen Alternativen, so auch in diesem Buch.

Gedanken kommen,

Gedanken gehen.

Wenn du sie aufschreibst,

bleiben sie stehen;

doch wenn sie gehen,

wer weiß, wohin?

Hab besser nur Gutes

in deinem Sinn.

Wir suchen doch ständig nach der Wahrheit. Wir denken, wenn alles der Wahrheit entspräche, wenn es keine Mogeleien, keine Betrügereien gäbe, dann wäre die Welt in Ordnung. Die reine Wahrheit gibt es aber im menschlichen Denken nicht.

Wahrheit

Die reine Wahrheit war absolut klar,

dass unsere Erde ’ne Scheibe war,

dass die Sonne sich um die Erde dreht

und dass diese Erde im Zentrum steht;

dass der Mensch die Krone der Schöpfung sei

und dass jeder Papst völlig fehlerfrei.

Kopernikus ist es dann zu verdanken,

die Wahrheiten kamen durch ihn ins Wanken.

Uns ist heute wiederum absolut klar,

dass alles von damals nur Fantasie war.

Nicht Zentrum, nicht Scheibe,

schau nach bei Google:

die Erde ist eine

nicht ganz runde Kugel.

Und Krone der Schöpfung, dass der Mensch das sei,

das kann man bezweifeln, ich bin so frei!

Ich geh sogar so weit

und sag freiheraus:

Die Welt käm ohne die Menschen

auch sehr gut aus;

und Wahrheit, beweist hier doch mein Gedicht,

die reine Wahrheit, die gibt es nicht.

Einspruch! Reine Wahrheit, Wahrheit pur?

Die gibt es wohl – in der Natur!

In meinen letzten beiden Büchern blühe deutsches Vaterland und All Days for Future habe ich bereits ausführlich darüber philosophiert, dass wir das Naturgesetz der Polarität erkennen und in der Konsequenz dann in unserem Denken und Handeln etablieren müssen. Ich habe die acht Zielvorgaben der Polarität erklärt und als Konsequenz habe ich geschrieben, wir bräuchten ein Ministerium für Polarität, das allen anderen Ministerien überstellt ist, das jedes Vorhaben der Regierenden auf die Einhaltung der Bedingungen des Naturgesetzes der Polarität überprüft und das dann das jeweilige Vorhaben nur bei Erfüllung bzw. Akzeptanz der Bedingungen dieses Naturgesetzes genehmigt.

Professor Dr. Hermann Häring aus Tübingen hat mir dazu ein Lob ausgesprochen. Er schrieb mir unter anderem:

„Ihre Zusammenfassung mit dem Vorschlag eines Ministeriums für Polarität finde ich im positiven Sinn originell. Gleich, wie man es nennt: Wir brauchen bei der offiziellen Politik endlich eine Instanz, die weiterfragt, zu innerer Distanz bzw. Gelassenheit mahnt und vor Schnellschüssen warnt. Sie muss erkunden, was die Megaprobleme der nächsten Jahrzehnte sein werden, und sie muss Visionen entwickeln, die über den Tellerrand hinausblicken. Wenn darauf nicht mehr Aufmerksamkeit verwendet wird, verflacht unsere Politik zu einem seichten Pragmatismus, der nur noch Macht verwaltet.“

Diese Antwort hat mir Mut gemacht, mich weiter zu äußern. Das ist es, was wir in der Politik brauchen. Und was brauchen wir in der Bevölkerung?

Zwei elementare Bedingungen müssen erfüllt werden, damit wir mit weiteren plötzlich auftretenden Problemen fertigwerden und damit wir den Planeten in der Gestalt erhalten, dass unsere Kinder und Enkel sowie weitere Generationen weiterhin darauf leben können.

Das ist es, was Sie in diesem Buch lesen können.

1. Die Pandemie hat deutlich gemacht, dass das Sterben bei uns tabuisiert wird. Bei allen Berichten, Diskussionen, Statistiken usw. ging es nur darum: Es darf keiner sterben. Es zeigte sich eine übergroße Angst vor dem Tod durch Corona. Schön und gut, aber das Leben jedes Einzelnen hat irgendwann sein Ende. Wir haben uns programmiert, dieses natürliche Ende zu ignorieren. Wir sind erschrocken und voller Trauer, wenn der Opa, die Oma stirbt, anstatt dankbar zu sein, dass wir sie haben durften, mit ihnen lachen und vielleicht auch weinen konnten; dass sie uns in unserem Leben begleitet haben.

Wenn wir nun schon den Tod verhindern bzw. hinauszögern wollen, dann sollten wir auch konsequent sein und jeden Tod, der durch Kriege, durch Waffen jeglicher Art betroffene und oder unschuldige, unbeteiligte Menschen trifft, vermeiden; will sagen: Es wird höchste Zeit, endlich einzusehen, was wir ja lange schon wissen, nämlich dass die immer präziseren Waffen unseren Planeten und damit die Grundlage für die menschliche Existenz auf diesem Planeten vernichten.

Allein die finanziellen Verluste zeigen doch den Irrsinn. Die Bilanz alleine reicht doch eigentlich für die Erkenntnis, dass teure Rohstoffe und intelligentes Ingenieurswissen nicht für die Herstellung von Waffen und die brutale Zerstörung von mühsam und mit viel Liebe aufgebauten Häusern eingesetzt werden darf, sondern dass wir intelligenter vorgehen sollten. Wir müssen über dieses Problem offen diskutieren. Wir dürfen generell, aber besonders angesichts einer auftretenden Pandemie bei aller Sorgfaltspflicht, bei allem Mitgefühl nicht kopflos, angstgelähmt agieren und es als unsere größte Aufgabe ansehen, ohne Rücksicht auf die Gesamtsituation das Leben eines jeden Einzelnen zu erhalten, auch dann, wenn es sichtbar dem Ende zuläuft. Die Natur hat ihre eigenen Gesetze und die gilt es generell zu akzeptieren. Zum Thema Todesstrafe und Polarität habe ich in meinen Büchern bereits ausführlich geschrieben.

2. Frieden und Freiheit gehören untrennbar zusammen, aber wir haben scheinbar den Schlüssel für den Erhalt dieser Einheit verloren. Wir werden keine wirkliche Freiheit und keinen wirklichen Frieden erreichen, solange wir uns am Misstrauen anderen Völkern gegenüber und mit Auslandseinsätzen an Kriegen beteiligen, und sei es aus noch so guter Gesinnung, als Hilfe gedacht. Ohne Frieden werden wir nie wirkliche Freiheit haben, denn die Angst vor dem nächsten Krieg blockiert geschickt unsere Herzen und zwingt uns zu unsinnigen Militärausgaben, die der Gestaltung von Freiheit und Wohlstand entgehen.

Albert Einstein hat gesagt: „Wir können die Probleme dieser Welt nicht mit derselben Denkweise lösen, mit der wir sie verursacht haben.“ Für mich heißt das, wir müssen uns von der Rechthaberei verabschieden – im Umgang miteinander auf allen Ebenen, auch auf der Ebene der Staatsführer. Hier bedeutet das, dass man sich gleichwertig gegenübertritt, dass der eine die Leistung des anderen anerkennt und dass man das Denanderen-erziehen-Wollen aufgibt. Kurz gesagt: Wir müssen aus der Hierarchie in die Harmonie wechseln.

Wenn ich in meinem Buch die Politik und die Kirchen kritisiere, dann weiß ich, dass auch hier das Gesetz der Polarität gilt; will sagen, dass es nicht nur Negatives, das ich ja anspreche, sondern auch viel Positives in Politik und Kirche gibt. Bei allem sind meine Ausführungen nicht, wie ich schon schrieb, die reine Wahrheit, sondern nur meine Beobachtung, aus der sie entstanden sind.

Und noch eins vorab

Wenn Sie als Leser*in es für alternativlos halten, dass wir alle in der Pandemie die Pflicht haben, FFP2-Masken zu tragen, wenn für Sie die Anordnung von Lockdowns absolut notwendig ist, also alternativlos, dann müssen sie dieses Buch ganz schnell wieder aus der Hand legen. Sollten Sie aber mit Ihrer bisher festen Überzeugung dennoch lesen, dann achten Sie bitte auf Ihren Blutdruck, es kann nämlich sein, dass Sie sich maßlos aufregen. Ich habe Sie hiermit gewarnt.

Sollten Sie aber auch nur ein klein wenig nachdenklich sein und nach den Ergebnissen der bisherigen Vorgehensweise in der Pandemie vielleicht sogar etwas an dieser Alternativlosigkeit zweifeln, dann ist der Inhalt dieses Buches genau das Richtige für Sie. Ich beschreibe Alternativen und begründe sie mit den Naturgesetzen der Evolution und der Polarität. Man sagt mir, meine Denkansätze seien nicht nur interessant, sie seien nützlich für kommende Zeiten.

Und ich bin ein wenig stolz, dass meine gegenläufigen, damals angefeindeten Aussagen, die ich im Buch All Days for Future niederschrieb, heute von immer mehr Fachleuten für richtig gehalten werden. Über Corona denken, nachdenken und dabei mitfühlen, mit den Betroffenen empfinden, das gehört zusammen. Wie bei allem haben wir stets zwei Seelen in der Brust. Denken alleine kann anstrengend, manchmal langweilig, wenn nicht sogar trocken sein. Gegen die Einsamkeit des Denkens beim Lesen meines Buches habe ich für das Fühlen, für das Empfinden, immer wieder meine passenden Gedichte mit überraschenden Pointen in den Text eingefügt. Vielleicht hilft so ein Gedicht auch das eine oder andere Mal zum besseren Verständnis. Lesen Sie jetzt in diesem Buch weitere Begründungen für meine These, die Schutzmaßnahmen gegen Corona, die die Politik verordnet hat, sind kontraproduktiv.

Ich denke, so viel Vorlauf war nötig.

„Reiner, was sagst denn du zu dem Lockdown?“

Im Jahr 1984 ist der Opa in Calw-Hirsau im Schwarzwald gestorben, nicht zu fassen, das ist jetzt schon siebenunddreißig Jahre her. Der Opa war achtundsiebzigeinhalb Jahre alt.

Es gab noch die Mauer, seine beiden Brüder, damals in der DDR, der Erich aus Cottbus und der Gustav aus Forst, waren auch schon verstorben, und von uns konnte damals keiner, ähnlich wie jetzt in Coronazeiten, zur Beerdigung fahren.

Am 19. März, an seinem Geburtstag, können wir den Opa nicht mehr besuchen, aber wir stoßen seit siebenunddreißig Jahren auf ihn an, und in der Erinnerung ist mir immer ganz klar vor Augen, wie mich der Opa bei jedem Besuch gefragt hat: „Reiner, was sagst denn du zu …?“ Das waren oft politische Themen, die den Opa interessierten, und er wollte einfach Unterstützung für seine Meinung oder Gegenargumente bekommen.

Wir konnten dann recht gut hin und her diskutieren. Ich hatte damals immer noch die strenge Mahnung aus meiner Kindheit und Jugend in meinem Kopf: „Du bist still, wenn du nicht gefragt wirst“; oder auch: „Du hältst den Mund, bis du gefragt wirst“; und noch schlimmer: „Du bist nichts, du kannst nichts, aus dir wird nie was!“ Das kam auch oft bei Kleinigkeiten, zum Beispiel wenn ich beim Putzen einen falschen Lappen genommen hatte. Auch Putzlappen waren damals in der Nachkriegszeit Mangelware, genauso wie Seife; wenn ein Kleidungsstück nach dritter oder vierter Generation nur noch in Teilstücken gebraucht werden konnte, dann dienten diese Stücke als wertvolle Putzlappen.

Familie und Kindererziehung im Dritten Reich und auch in der Nachkriegszeit sind mit heute nicht vergleichbar. Auf jeden Fall war es in meinem Umfeld so, dass der Vater, wenn denn einer den Krieg überlebt hatte, dafür zuständig war, das nötige Geld für den Familienbedarf zu beschaffen. Die Mutter, als Flüchtling, ohne Waschmaschine, ohne die heute selbstverständlichen Hilfsmittel im Haushalt bis hin zur exzellenten Tütensuppe, die man in Zeitnot einsetzen kann, die Mutter war für die Familie und damit auch für die Erziehung der Kinder verantwortlich. Als wir die Ostfront schon laut hörten, mit dem letzten Lazarettzug mit fünf Kindern auf der Flucht in den Westen, nur weg von den Russen, hatte die Mutter diese Last allein zu tragen. Hinzu kam die Ungewissheit, was wird aus dem Ehemann, dem Vater, an der Ostfront? Das zur Erinnerung bzw. zur Kenntnis.

Erziehung

Ihr wisst ja, man nennt sie Pantoffelhelden,

die haben zu Hause rein gar nichts zu melden;

und auch in der Firma – von früh bis spät –

egal, ob es auf- oder abwärts geht,

da wird gemunkelt, und das ziemlich barsch:

sie bliesen dem Chef den Zucker in ‘ Arsch.

Auch bei Politikern kann man das sehen,

ja, immer wenn sie auf Wahlkampf gehen,

von früh bis spät, die sind wirklich nicht faul,

sie sagen: sie schauen dem Volk aufs Maul;

das Blaue vom Himmel versprechen sie blind,

und hängen ihr Fähnchen stets in den Wind.

Fragst du: wer hat diese Menschen nur grad‘ so gemacht,

so, dass man sie hinter dem Rücken belacht?

Erinnere dich, wie ist es als Kind?

Was läuft, wenn die Kinder mal bockig sind?

Da werden sie in die Form gebogen,

man sagt dann dazu: sie werden erzogen.

Also, mir hat es gutgetan, dass der Opa offensichtlich an meinem Denken interessiert war. Ich nannte ihn auch nur dann Opa, wenn unsere Töchter dabei waren, sonst war er für mich immer der Papa. Für mich war es leicht, Papa zu sagen, ich hatte mit dem Start meiner eigenen Familie keinen zweiten Papa dazubekommen, denn bei uns zu Hause hieß der Vater, der sich in meiner Erinnerung stets in sein Arbeitszimmer zurückgezogen hatte, Vati.

Jedes Mal am 19. März, an Opas Geburtstag, erinnere ich mich intensiv an den Papa; ich überlege dann: Welche Frage hätte er mir denn heute gestellt. Nun, schon im letzten Jahr, also 2020, konnten wir nicht auf das Grab nach Hirsau fahren. Wir hatten den ersten Lockdown, und die Frage, die ich mir von Papa vorgestellt hatte, war die gleiche wie jetzt im Jahr 2021: „Reiner, was sagst denn du zu dem Lockdown?“ Wenn es nicht so ernst wäre, hätte ich dieses Jahr im Spaß gesagt: „Beginnt jetzt bei dir die Demenz? Du hast mir doch im letzten Jahr genau die gleiche Frage gestellt.“

Der Opa schenkte uns dann ein Glas Spätburgunder ein, den er sich alle Jahre von seinem Freund Collofong aus Lambrecht bei Neustadt an der Weinstraße kommen ließ. Die Winzerei Collofong mit der Weinstube am Speyerbach, die wir auch manchmal besuchten, gibt es lange nicht mehr, auch die Häuser rechts und links sind abgerissen. Jetzt steht dort ein großes Seniorenheim. Es ändert sich eben alles im Laufe der Zeit; einen Spätburgunder trinken wir aber weiterhin, zumal wenn wir am 19. März an den Opa und auch die Oma denken. Das hat sich bis heute nicht geändert.

Ich erinnere mich, wir müssen unsere Diskussion unterbrechen, die Oma ruft zum Essen; sie hat wieder ganz nebenbei eine ihrer Spezialitäten gezaubert. Ihre Koteletts oder ihre Rouladen und ganz besonders ihre Fleischküchle, die waren immer außergewöhnlich. Auch diese Erinnerung ist bei uns fest verankert. Der Opa war der Fachmann beim Fleischeinkauf. Wenn ich mal dabei war, hatte ich den Eindruck, es gibt mehr Metzgereien als Bäckereien in Calw und Hirsau, und ich hatte den Eindruck, jede Metzgerei war, wenn ich im Laden war, besser als all die anderen. Wenn der Opa Koteletts kaufte, dann mussten sie eine ganz bestimmte Stärke haben. Auch hat er abgelehnt, wenn – wie damals und zum Teil ja noch heute – der Fettrand fehlte. Die Oma verstand es dann, und das ist jetzt nicht nur so dahingesagt, die Koteletts in der richtigen Pfanne mit der richtigen Temperatur, der richtigen Zeitdauer und der richtigen Panade zu braten; angebräunte Buttersoße, mhmm!

Vor einem Jahr, also im Jahr 2020, war ich am 19. März gerade mit der Fertigstellung meines Buches All Days for Future beschäftigt, und ich hatte schnell noch, weil ich mir dachte, der Opa hätte sicher gefragt: „Reiner, was sagst denn du zu Corona?“, und weil dieses Covid-19 die Welt bewegte, ein Kapitel über Corona eingefügt, das auch sehr zum Kapitel „Medizin und Polarität“ passte. Meine Bücher All Days for Future und blühe deutsches Vaterland sind meine Antwort auf Albert Einsteins Satz „Wir brauchen eine andere Denkweise, um die Probleme zu lösen, die wir uns selbst geschaffen haben“. An etlichen Beispielen habe ich gezeigt, dass wir „die Probleme, die wir uns selbst geschaffen haben“, lösen können, wenn wir unserem Denken und Handeln das Naturgesetz der Polarität voranstellen. Meine Analyse zeigt, dass Polarität acht Facetten hat, nämlich Kontrast, Ausgewogenheit, Distanz, Verbindung, Begrenzung, Einbettung, Wiederholung und Zusammengehörigkeit.

Ausführlich beschreibe ich den Weg von der Hierarchie in die Harmonie; kurz: die Hierarchie, das System, nach dem wir unser Leben gestalten, ist durch eine Pyramide darstellbar. Es geht immer darum, den eigenen Weg nach oben in die Spitze zu gestalten (oft mit Ellenbogen). Die Harmonie, das System, nach dem wir unser Leben gestalten sollten, ist durch den Globus darstellbar. Es gibt nicht eine Spitze, es gibt immer und bei allem einen Gegenpol, ein konträres, notwendiges, also berechtigtes Gegenüber. Es gibt auf jedem Gebiet, in Politik, Wirtschaft, Religion oder auch in der Ehe und der Familie, diese Polarität. Die eine oder andere Hälfte einer Polarität kann ich mir in keinem Fall ohne die dazugehörige andere Hälfte vorstellen.