Parker sprengt die Yuppi-Bande - Günter Dönges - E-Book

Parker sprengt die Yuppi-Bande E-Book

Günter Dönges

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Beschreibung

Butler Parker ist ein Detektiv mit Witz, Charme und Stil. Er wird von Verbrechern gerne unterschätzt und das hat meist unangenehme Folgen. Der Regenschirm ist sein Markenzeichen, mit dem auch seine Gegner öfters mal Bekanntschaft machen. Diese Krimis haben eine besondere Art ihre Leser zu unterhalten. Butler Parker ist seinen Gegnern, den übelsten Ganoven, auch geistig meilenweit überlegen. In seiner auffallend unscheinbaren Tarnung löst er jeden Fall. Bravourös, brillant, effektiv – spannendere und zugleich humorvollere Krimis gibt es nicht! »Du hast den Jungen schon lange nicht mehr gesehen, nicht wahr?« fragte Lady Sarah Wessleton ihre Verwandte. »Ich glaube, du würdest ihn nicht wiedererkennen.« »Schon möglich«, erwiderte Lady Agatha einsilbig. Sie stand aufbruchbereit auf der Terrasse des großen landwirtschaftlichen Anwesens. Plötzlich erdröhnte ein hochtouriger Automotor. Ein Blick zum Tor zeigte, daß der junge Sir Walter nach Hause kam. Sein roter Triumph-Sportwagen schoß die Auffahrt herauf und stoppte mit quietschenden Bremsen vor der Freitreppe. Josuah Parker lud gerade Kartons mit spendierten Lebensmitteln ein, und Sir Walter konnte sich eine sarkastische Bemerkung nicht verkneifen. »Fassen Sie Nachschub für die Superdetektivin?« wurde er anzüglich und öffnete den Kofferraum seines Wagens. »In der Tat, Sir«, gab Parker gemessen zurück. »Lady Sarah war so freundlich, Mylady einige Frischwaren anzubieten.« »Na, das wird sie stärken für ihren Kampf gegen die Kriminellen«, lästerte der junge Mann weiter und entnahm seinem Gepäck eine Sporttasche. Bevor der Butler antworten konnte, passierte Sir Walter ein Mißgeschick. Parker hatte mit einem Blick bemerkt, daß die dünne Leinentasche einen schweren Inhalt haben mußte. Sie wurde durch die Trageriemen, die an den oberen Enden in keineswegs massiv wirkenden Messingösen befestigt waren, zu einem U-förmigen Bogen verformt.

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Seitenzahl: 119

Veröffentlichungsjahr: 2023

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Butler Parker – 264 –Parker sprengt die Yuppi-Bande

Unveröffentlichter Roman

Günter Dönges

»Du hast den Jungen schon lange nicht mehr gesehen, nicht wahr?« fragte Lady Sarah Wessleton ihre Verwandte. »Ich glaube, du würdest ihn nicht wiedererkennen.«

»Schon möglich«, erwiderte Lady Agatha einsilbig. Sie stand aufbruchbereit auf der Terrasse des großen landwirtschaftlichen Anwesens.

Plötzlich erdröhnte ein hochtouriger Automotor. Ein Blick zum Tor zeigte, daß der junge Sir Walter nach Hause kam. Sein roter Triumph-Sportwagen schoß die Auffahrt herauf und stoppte mit quietschenden Bremsen vor der Freitreppe.

Josuah Parker lud gerade Kartons mit spendierten Lebensmitteln ein, und Sir Walter konnte sich eine sarkastische Bemerkung nicht verkneifen.

»Fassen Sie Nachschub für die Superdetektivin?« wurde er anzüglich und öffnete den Kofferraum seines Wagens.

»In der Tat, Sir«, gab Parker gemessen zurück. »Lady Sarah war so freundlich, Mylady einige Frischwaren anzubieten.«

»Na, das wird sie stärken für ihren Kampf gegen die Kriminellen«, lästerte der junge Mann weiter und entnahm seinem Gepäck eine Sporttasche. Bevor der Butler antworten konnte, passierte Sir Walter ein Mißgeschick.

Parker hatte mit einem Blick bemerkt, daß die dünne Leinentasche einen schweren Inhalt haben mußte. Sie wurde durch die Trageriemen, die an den oberen Enden in keineswegs massiv wirkenden Messingösen befestigt waren, zu einem U-förmigen Bogen verformt.

Als der junge Mann in schwungvoller Art die Tasche hochriß, zeigten sich die Ösen dieser Belastung nicht gewachsen. Sie rissen aus dem Leinenstoff und ließen die Tasche hart auf den Boden schlagen. Der Reißverschluß platzte auf, ein Teil des Inhalts kollerte auf den Kies.

Sir Walter stand einen Augenblick wie erstarrt und blickte entsetzt auf die offene Tasche und das, was sich selbständig gemacht hatte und malerisch um seine Füße verstreut lag.

Seine Überheblichkeit wich einer gewissen Betroffenheit, die ihn geradezu lächerlich aussehen ließ.

Er wandte langsam den Kopf und sah zu Parker hinüber, der gerade seine Verladearbeit beendet hatte und den Kofferraum des einstigen Londoner Taxis schloß.

Sir Walter Ross erwachte aus seiner Erstarrung und bückte sich, um das Verstreute hastig zusammenzuraffen und in das dünne Leinengebilde zu schieben. Dann hob er die Tasche vorsichtig auf und preßte sie fest gegen seinen Körper. Er lächelte verzerrt und nickte in Richtung auf die Tasche unter seinem Arm.

»Man sollte eben nicht zuviel einpacken, die dünnen Dinger sind doch nicht so stabil, wie man immer meint«, stellte er fest und musterte Parker aus zusammengekniffenen Augen.

»In der Tat, Sir.« Der Butler nickte dem jungen Mann freundlich zu und wandte sich zur Terrasse, um seine Herrin davon zu verständigen, daß ihrer Abreise nichts mehr im Weg stand.

Er lüftete grüßend seine schwarze Melone und nutzte die Gelegenheit, um sich von dem jungen Mann zu verabschieden.

Er ließ einen sehr nachdenklichen Sir Walter zurück. Dieser fluchte insgeheim über sein Mißgeschick und fragte sich, ob der Butler den Inhalt seiner Tasche erkannt hatte.

Der junge Mann preßte die Lippen zusammen und beschloß, einige Bekannte anzurufen, die diese Frage gleichfalls interessieren würde.

*

Josuah Parker betrat die Terrasse, fand aber seine Herrin nicht. Irrte er sich und wähnte den Aufenthaltsort an anderer Stelle im Haus?

Der Butler ging über die Treppe, die in die oberen Etagen des Hauses führte. Er stieg zügig, doch ohne einen Augenblick die gewohnte Würde zu verlieren.

Er erreichte eine Empore, von der links und rechts ein breiter, mit schweren Teppichen belegter Gang abzweigte.

Er entschied sich für links und öffnete die erste Tür, die erfreulicherweise unverschlossen war. Parker blickte in einen sehr weiblich wirkenden Raum, schloß aber sofort die Tür wieder. Die ganze linke Seite schien der Hausherrin Vorbehalten zu sein.

Er ging zur Empore zurück und lauschte einen Moment angespannt nach unten. Der junge Sir Walter schien das Haus noch nicht betreten zu haben. Parker wandte sich ab und setzte seine Suche auf dieser Seite des Ganges fort. Hier wurde er fündig.

Dieser Teil des Hauses gehörte ohne jeden Zweifel Lady Sarahs Neffen, wie die Einrichtung, zahlreiche Computer, diverse Zeitschriften, Bücher und Sportgeräte bewiesen. Am Ende des Ganges befand sich eine Art Studio, das mit wuchtigen Ledermöbeln und einem passenden Schreibtisch ausgestattet war. Auf diesem fand Parker auch den Gegenstand, der ihn interessierte.

Er hob das Telefon an und befestigte an seiner Unterseite schnell und geschickt einen winzigen Gegenstand, den er kurz zuvor einem kleinen Koffer im Gepäckraum seines hochbeinigen Monstrums entnommen hatte. Spontan hatte er sich für den Einsatz dieses Gegenstandes entschieden, nachdem er einen kurzen, aber sehr informativen Blick auf den Tascheninhalt des jungen Sir Walter hatte werfen können.

Parker beendete seine Tätigkeit und blieb lauschend an der Tür stehen. Er hörte unten die schwere, getäfelte Haustür ins Schloß fallen und wußte, daß Sir Walter Ross soeben das Haus betreten hatte und mit Sicherheit auf dem Weg nach oben in seine Privaträume war.

Der Butler verließ das Zimmer und begab sich gemessen in den linken Teil des Flures zurück. Er betrat das erste Zimmer nach der Empore und zog die Tür sachte hinter sich zu – bis auf einen winzigen Spalt, durch den er den Gang im Auge behalten konnte.

Wenige Augenblicke später erschien Sir Walter und bog nach rechts ab. Er steuerte auf den Raum zu, in dem Parker kurz zuvor das Telefon präpariert hatte, und zog die Tür krachend hinter sich zu.

*

»Es war wieder mal furchtbar langweilig«, faßte die ältere Dame ihre Eindrücke von dem Besuch bei ihrer Verwandten zusammen. »Die Lobeshymnen auf ihren Neffen waren schlicht nervtötend.«

»Wenn Mylady gestatten, wird man vorübergehend eine Live-Übertragung einschalten«, kündigte Parker an und drückte bereits eine der zahlreichen Tasten auf dem Armaturenbrett des hochbeinigen Wagens.

»Live-Übertragung? Wollen Sie mir etwa Fußball zumuten?« mokierte sich die Detektivin, deren Laune ohnehin nicht die beste war. Sie haßte Langeweile und war der Ansicht, daß ihre Verwandte in dieser Hinsicht einiges auf dem Gewissen hatte.

»Es handelt sich um die Übertragung eines oder mehrerer Telefonate«, erläuterte Parker gemessen, während er den Lautstärkeregler aufdrehte.

Bevor sich seine Herrin dazu äußern konnte, drang eine männliche Stimme aus den Bordlautsprechern, in der eine gewisse Anspannung unüberhörbar mitschwang.

»Aber das ist ja der junge Sir Walter?« rief Agatha Simpson überrascht aus und setzte sich kerzengerade.

»...und ausgerechnet dann, als dieser komische Butler neben mir steht und ein paar Sachen in seinen Wagen verlädt«, berichtete Walter Ross seinem Gesprächsteilnehmer.

Eine kleine Pause trat ein, während der wohl der andere Teilnehmer sprach und Lady Sarahs Neffe zuhörte.

»Passiert ist passiert, Paul, es ist nun nicht mehr zu ändern«, antwortete Sir Walter. »Ich weiß allerdings nicht, ob er gesehen hat, was in der Tasche war. Es ging alles so schnell.«

»Was haben Sie gesehen, Mister Parker?« wollte die Detektivin wissen, während in der Übertragung wieder eine Pause eintrat.

»Man sah diverse Schmuckstücke, die einen beträchtlichen Wert darstellen dürften, Mylady«, gab Josuah Parker zum Erstaunen seiner Herrin zurück.

»Schmuck?« echote sie und schüttelte verwundert den Kopf.

»Sir Walters Tasche war mit Juwelen gefüllt, die mitnichten auf legalem Weg in seinen Besitz gelangt sein dürften«, stellte der Butler fest.

Lady Agatha verzichtete auf eine Antwort, denn erneut drang Sir Walters Stimme aus dem Lautsprecher. »Ihr müßt die Sachen sofort abholen, sicher ist sicher«, verlangte er von seinem Gesprächspartner. »Die Chefin des Butlers brüstet sich nämlich damit, eine Art weiblicher Sherlock Holmes zu sein, und ich möchte nicht, daß sie bei mir herumschnüffelt, weil der Butler ihr einen Tip gegeben hat, immer vorausgesetzt, er hat gesehen, was aus der Tasche gefallen ist.«

Wieder trat eine kurze Pause ein, dann drang wieder die Stimme des jungen Sir Walter durch. »Umlegen? Seid ihr verrückt? Wir wissen ja nicht mal, ob der Kerl überhaupt was mitbekommen hat. Wahrscheinlich hat er gar nichts gesehen. Also, das kommt nicht in Frage. So was haben wir nie im Auge gehabt, als wir die Sache aufzogen.«

In der Stimme Walter Ross’ schwang deutliches Entsetzen mit. Anscheinend wurde er von dem unbekannten Teilnehmer mit dem Vornamen Paul wieder beruhigt, denn anschließend klang seine Stimme wesentlich gelassener.

»Also gut, ich werde versuchen, über meine Tante herauszubekommen, ob er was gesehen hat. Bis dahin werden die beiden aber in Ruhe gelassen, ist das klar?«

Ein Klicken zeigte an, daß Sir Walter aufgelegt hatte. Lady Agatha lehnte sich in ihrem Sitz zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. »Das war ja ein hochinteressantes Gespräch, Mister Parker«, fand sie. »Man will mich also wieder mal umbringen.«

Diese Aussicht schien die ältere Dame keinesfalls zu beunruhigen. Sie machte ganz im Gegenteil einen höchst zufriedenen Eindruck. Daß man ihr nach dem Leben trachtete, schmeichelte ihr. Schließlich zeigte es deutlich, wie sehr sie von den Angehörigen der sogenannten Unterwelt gefürchtet wurde.

Ein Punkt allerdings ärgerte sie doch. »Daß mich ein Verwandter umbringen will, finde ich reichlich geschmacklos«, stellte sie fest und schüttelte vorwurfsvoll den Kopf.

»Man lebt in einer Zeit zunehmender Verrohung der Sitten und Gebräuche«, gab Parker gemessen zurück. »Allerdings sprach sich Sir Walter gegen eine Aktion mit tödlichen Folgen aus, wenn man daran erinnern darf.«

»Das hat nichts zu sagen, Mister Parker. Später wird auch er ins Lager dieser Möchtegern-Killer überschwenken«, tat die ältere Dame den Hinweis ab. »Und wer weiß, wie lange er noch seine Komplicen zurückhalten kann, vorausgesetzt, er will es ernsthaft.«

»Ein durchaus berechtigter Einwand, Mylady«, räumte der Butler ein. »Sir Walter dürfte in der nächsten Zeit erheblich unter psychischen Druck geraten.«

»Und dann wird er auch meinem Todesurteil zustimmen«, wußte die resolute Lady und nickte grimmig.

Sie strich nachdenklich über ihr Kinn und stellte dann die Frage, die ihr schon seit einigen Minuten auf der Zunge brannte.

»Was bedeutet das eigentlich alles, Mister Parker?« erkundigte sie sich. »Sagen Sie mir, was ich davon halte. Ich bin gespannt, ob Sie mich verstanden haben.«

»Das ist doch wohl nicht Ihr Ernst, Mylady.« Die Bemerkung kam von Kathy Porter, die mit Mike Rander aus der nahen Curzon Street herübergekommen war. Mylady hatte direkt nach ihrer Rückkehr angerufen und um den Besuch gebeten, um über ihren neuesten Fall berichten zu können.

»Es ist wirklich unglaublich, Kindchen, aber genauso ist es«, stellte die Hausherrin fest und seufzte. »So weit ist es also schon gekommen, daß junge Leute aus besten Familien kriminelle Wege einschlagen.«

»Aber warum?« wunderte sich Mike Rander und schüttelte den Kopf. »Dieser Walter Ross hat nicht nur von Haus aus jede Menge Geld, er ist auch in seinem Job erfolgreich. Der Bursche ist einer der kommenden Leute an der Londoner Börse, wie ich hörte. Wie kommt ein erfolgreicher junger Börsenmakler also dazu, kriminelle Handlungen zu begehen?«

»Vielleicht als Ausgleich für seinen Job«, überlegte Kathy Porter. »Wer den ganzen Tag mit trockenen Zahlen umgeht, braucht vielleicht einen Nervenkitzel als Gegengewicht.«

»Also ehrlich gesagt, ich kann immer noch nicht feststellen, daß so ein Yuppie die Nerven haben soll für Überfälle«, bemerkte Mike Rander.

»Was stelle ich mir darunter vor?« Die Hausherrin sah den Anwalt mißtrauisch an.

»So nennt man heute erfolgreiche junge Leute in der Großstadt, Mylady«, erklärte Kathy Porter. »Die sogenannten Yuppies haben nicht nur Erfolg, sie zeigen ihn auch. Sie tragen teure Kleidung und Schmuck, gehen nur in die besten Restaurants und achten darauf, immer ›in‹ zu sein und sich in der richtigen Umgebung mit den richtigen Leuten zu zeigen.«

»Papperlapapp – ich werde diesen kriminellen Guppies klarmachen, daß Verbrechen keinesfalls ›in‹ sind«, grollte die ältere Dame.

»Yuppies heißen die Leute«, korrigierte Kathy Porter lächelnd.

»Keine Haarspaltereien, Kindchen«, wehrte die Detektivin ab. »Namen sind Schall und Rauch. Wer sich mit mir anlegt, zieht immer den kürzeren.«

»Eine Feststellung, der man unbedenklich zustimmen kann, Mylady«, bemerkte Josuah Parker höflich und deutete eine Verbeugung an.

»Mister McWarden?« fragte die ältere Dame und blickte erschrocken auf den Butler, der ihr den frühen Besucher meldete. Agatha Simpson saß beim Frühstück im kleinen Salon und unterzog das Angebot einer ersten Bestandsaufnahme. Da sie strenge Diät hielt, war ihre Tafel nur mit dem Notwendigsten bestückt.

Neben Lachs aus schottischen Gewässern gab es kalten Braten, kross gebratene Speckscheiben und Würstchen, eine Käseplatte, Honig und verschiedene Fruchtmarmeladen, dazu Toast und Baguette-Brot. Abgerundet wurde das Ganze mit gesalzener Butter und Rührei mit Schinken. An Getränken standen nach kontinentaler Art zubereiteter Kaffee, Mineralwasser sowie als Abschluß Sherry zur Verfügung.

»In der Tat, Mylady«, gab Josuah Parker zurück und nickte dem Besucher zu, der sich vor der Hausherrin verneigte und lächelnd ihren Tisch musterte.

»Ihr Diät-Frühstück, Mylady?« fragte er anzüglich, nachdem er sich niedergelassen hatte.

»Stimmt, McWarden, und ich möchte es auch allein zu mir nehmen«, erwiderte Lady Agatha und angelte nach einem Würstchen. »Sie haben sicher schon gefrühstückt, nicht wahr?« vergewisserte sie sich.

»Leider nein, Mylady«, seufzte der Gast und nickte Parker dankend zu. Der Butler legte dem Mann vom Yard ein Gedeck vor und schenkte ihm Kaffee ein, was ihm einen mißbilligenden Blick seiner Herrin eintrug.

»Vielleicht möchte Mister McWarden ausnahmsweise mal nichts«, bemerkte sie spitz. »Zumal er allen Grund hätte, sich ein bißchen zurückzuhalten im Essen und Trinken.« Sie warf einen Blick auf die etwas korpulente Figur des Gastes und lächelte mokant.

»Da ich davon ausgehen darf, daß Sie nach wie vor Diät leben und Ihre Menüs entsprechend zusammengestellt sind, kann ich ruhig mithalten«, sagte McWarden spitz und setzte seine Ankündigung in die Tat um. Er griff nach der Pfanne mit dem Rührei und tat sich eine Portion auf den Teller. Dann legte er etwas Speck und ein Würstchen dazu, rundete das Ganze mit einer Bratenscheibe ab und bestrich sich ein Toastbrot mit gesalzener Butter.

Die Hausherrin, die gerade ihre Gabel zum Mund führen wollte, erstarrte in der Bewegung. Die Hand hing wie versteinert in der Luft. Myladys Augen blieben am Teller des frühen Besuchers haften. Ihr Mund stand leicht offen, während sie um Worte rang.

»Ausgezeichnet, wirklich sehr gut«, lobte McWarden und nickte der Detektivin freundlich zu.

»Diese Menge hätte mir eine ganze Woche gereicht«, stieß sie hervor und deutete anklagend mit ihrer Gabel auf McWardens Teller.

»Wer viel arbeitet, muß auch essen«, stellte der Gast fest und kaute genüßlich.

»Mister Parker, ich fürchte, mein Kreislauf bricht zusammen«, klagte die Hausherrin. Sie griff mit beiden Händen an ihr Herz und ließ sich in ihrem Sessel zurücksinken.

»Man wird sofort die Medizin reichen, Mylady«, tröstete sie der Butler und servierte den bewährten Kreislaufbeschleuniger. Es handelte sich dabei um einen Schwenker mit altem französischem Cognac, der sich schon immer als hochwirksames Mittel gegen Myladys Beschwerden erwiesen hatte.

Lady Agatha nahm das Glas entgegen und genoß die »Medizin«. Ihre Wangen bekamen wieder Farbe, ihre Stimme klang kräftiger.