Parker geht dem Büffel ans Leder - Günter Dönges - E-Book

Parker geht dem Büffel ans Leder E-Book

Günter Dönges

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Beschreibung

Butler Parker ist ein Detektiv mit Witz, Charme und Stil. Er wird von Verbrechern gerne unterschätzt und das hat meist unangenehme Folgen. Der Regenschirm ist sein Markenzeichen, mit dem auch seine Gegner öfters mal Bekanntschaft machen. Diese Krimis haben eine besondere Art ihre Leser zu unterhalten. Butler Parker ist seinen Gegnern, den übelsten Ganoven, auch geistig meilenweit überlegen. In seiner auffallend unscheinbaren Tarnung löst er jeden Fall. Bravourös, brillant, effektiv – spannendere und zugleich humorvollere Krimis gibt es nicht! Lady Agatha zeigte weder Hemmungen noch Erbarmen. Beherzt verteilte sie Rippenstöße und trat gegen störende Schienbeine. Dabei ignorierte sie Schmerzenslaute ebenso souverän wie wütende Proteste. Spontan hatte sich die immens vermögende Dame entschlossen, an der Seite ihres Butlers über den sonntäglichen Flohmarkt in der Londoner Petticoat Lane zu bummeln. »Ich werde mir die Gemälde da drüben näher ansehen, Mister Parker«, teilte Agatha Simpson mit und arbeitete sich weiter vor. »Wie Mylady zu wünschen belieben«, antwortete Parker, der ihr in würdevoller Haltung folgte. »Wie hübsch!« schwärmte die ältere Dame gleich darauf. »In der Tat bemerkenswert«, ließ der Butler sich vernehmen. Seine Blicke waren allerdings auf ein Bild im Hintergrund gerichtet, das seine Herrin nicht weiter zu interessieren schien. Der junge Mann mit schulterlanger Hippiemähne, der die majestätische Dame und ihren schwarz gewandeten Begleiter mit lässigem Kopfnicken an seinem Stand begrüßte, hielt ein ausgesprochen vielseitiges Sortiment feil. Von wurmstichigen Kleinmöbeln über nostalgisches Gerümpel aller Art reichte das Angebot bis zu jenen Ölgemälden, die Agatha Simpsons Aufmerksamkeit erregt hatten. Mit einer Ausnahme handelte es sich um Kitsch der Jahrhundertwende. Man hätte darüber streiten können, was stilloser war – die süßlichen Darstellungen oder die protzigen Goldrahmen. Während Mylady mit entzückten Kommentaren nicht sparte, nahm Parker das Landschaftsbild näher in Augenschein, das der schwarzhaarige Verkäufer achtlos gegen einen Stuhl gelehnt hatte. Das Gemälde war in gedeckten, fast düsteren Farben gehalten und zeigte ein Stück Meeresküste. Im Vordergrund waren mehrere Menschen zu erkennen, in der Ferne Gebäude und eine Art Landungssteg, der weit in das stürmisch bewegte Wasser ragte.

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Seitenzahl: 108

Veröffentlichungsjahr: 2023

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Butler Parker – 269 –Parker geht dem Büffel ans Leder

Günter Dönges

Lady Agatha zeigte weder Hemmungen noch Erbarmen. Beherzt verteilte sie Rippenstöße und trat gegen störende Schienbeine. Dabei ignorierte sie Schmerzenslaute ebenso souverän wie wütende Proteste.

Spontan hatte sich die immens vermögende Dame entschlossen, an der Seite ihres Butlers über den sonntäglichen Flohmarkt in der Londoner Petticoat Lane zu bummeln.

»Ich werde mir die Gemälde da drüben näher ansehen, Mister Parker«, teilte Agatha Simpson mit und arbeitete sich weiter vor.

»Wie Mylady zu wünschen belieben«, antwortete Parker, der ihr in würdevoller Haltung folgte.

»Wie hübsch!« schwärmte die ältere Dame gleich darauf.

»In der Tat bemerkenswert«, ließ der Butler sich vernehmen.

Seine Blicke waren allerdings auf ein Bild im Hintergrund gerichtet, das seine Herrin nicht weiter zu interessieren schien.

Der junge Mann mit schulterlanger Hippiemähne, der die majestätische Dame und ihren schwarz gewandeten Begleiter mit lässigem Kopfnicken an seinem Stand begrüßte, hielt ein ausgesprochen vielseitiges Sortiment feil. Von wurmstichigen Kleinmöbeln über nostalgisches Gerümpel aller Art reichte das Angebot bis zu jenen Ölgemälden, die Agatha Simpsons Aufmerksamkeit erregt hatten.

Mit einer Ausnahme handelte es sich um Kitsch der Jahrhundertwende. Man hätte darüber streiten können, was stilloser war – die süßlichen Darstellungen oder die protzigen Goldrahmen.

Während Mylady mit entzückten Kommentaren nicht sparte, nahm Parker das Landschaftsbild näher in Augenschein, das der schwarzhaarige Verkäufer achtlos gegen einen Stuhl gelehnt hatte. Das Gemälde war in gedeckten, fast düsteren Farben gehalten und zeigte ein Stück Meeresküste.

Im Vordergrund waren mehrere Menschen zu erkennen, in der Ferne Gebäude und eine Art Landungssteg, der weit in das stürmisch bewegte Wasser ragte.

Mit der grellen Buntheit der übrigen Exponate konnte dieses Bild nicht entfernt konkurrieren. Auch der Rahmen war wesentlich schlichter und an einer Ecke sichtbar beschädigt. Dennoch strahlte es einen eigentümlichen Reiz aus.

Zwei Minuten später war der Butler mit dem Inhaber des Standes handelseinig. Das Gemälde wurde in Packpapier eingeschlagen und wechselte zum Preis von dreißig Pfund den Besitzer.

»Und was wollen Sie für die anderen Bilder haben, junger Mann?« fragte Lady Agatha, die Parkers Einkauf mit mißbilligendem Kopfschütteln quittiert hatte.

»Hundert Pfund das Stück«, gab der Verkäufer Auskunft.

»Hundert Pfund?« wiederholte Mylady entrüstet. »Das kann doch nicht Ihr Ernst sein.«

»Klar ist das mein Ernst, Lady«, gab der Verkäufer zurück. »Die sind doch viel größer und schöner als das Bild, das Ihr Butler gekauft hat. Allein die Rahmen sind Stück für Stück einen Hunderter wert.«

»Mister Parker hat den Ladenhüter, den Sie ihm angedreht haben, ohnehin viel zu teuer bezahlt«, urteilte die füllige Dame, deren ausgeprägter Hang zur Sparsamkeit an schottische Vorfahren denken ließ. »Das könnte man mit einem anständigen Rabatt bei den übrigen Bildern verrechnen.«

»Hundert Pfund und keinen Penny weniger«, beharrte ihr Gegenüber. »Wenn Ihnen das zu teuer ist, müssen Sie ja nichts kaufen.«

»Ihre Preise sind reine Halsabschneiderei, junger Mann«, empörte sich Mylady. »Das können Sie mit einer alleinstehenden Dame, die jeden Penny dreimal umdrehen muß, nicht machen.«

»Daß ich nicht lache«, konterte der langhaarige Händler. »Einen Butler können Sie sich leisten ...«

Irritiert hielt er inne, weil Agatha Simpson in diesem Augenblick nach einem der Bilder griff.

»Zehn Pfund, junger Mann«, bot sie an. »Jeder Schilling mehr wäre unverschämt.«

»Bei dir piept’s wohl«, platzte dem Verkäufer unvermittelt der Kragen. »Scher dich weiter, fette Krähe, und laß die Finger von meinen Bildern!«

»Habe ich recht gehört, Mister Parker?« wandte sich Mylady hocherfreut an den Butler. »Was der Flegel da von sich gegeben hat, war eindeutig eine Beleidigung.«

»Ein Eindruck, dem sich auch meine bescheidene Wenigkeit nicht entziehen kann, Mylady«, pflichtete Josuah Parker ihr bei.

Aus Erfahrung wußte er, was unweigerlich folgen würde. Nur der langhaarige Verkäufer hatte keine Ahnung, wie spontan die resolute Dame sich Genugtuung zu verschaffen pflegte, wenn sie sich in ihrer Ehre verletzt fühlte.

Deshalb traf Agatha Simpsons Reaktion ihn wie der sprichwörtliche Blitz aus heiterem Himmel.

*

Mylady plazierte das goldgerahmte Ölgemälde treffsicher auf dem Haupt des völlig verdutzten Händlers. Er zeigte sich dieser Behandlung ebenso wenig gewachsen wie die schon etwas morsche Leinwand.

So kam es, daß sich der ungalante Standinhaber unversehens auf dem Boden wiederfand. Aus dem nostalgischen Wandschmuck war eine nicht sehr dekorative Halskrause geworden, die ihrem Träger ausgesprochen unbequem zu sein schien.

Für Lady Agatha war der Fall damit erledigt. Sie machte auf dem Absatz kehrt und bahnte sich weiter ihren Weg durch die Menge.

Mit einer höflichen Geste half Parker dem sichtlich beeindruckten Verkäufer auf und drückte ihm diskret eine ansehnliche Banknote in die Hand.

Der junge Mann wußte nicht, wie ihm geschah. Abwechselnd starrte er auf die davoneilende Lady und den Geldschein in seiner Hand.

»Sofern Ihnen Unkosten durch ärztliche Behandlung entstehen, darf man Sie höflich bitten, sich unter Vorlage entsprechender Rechnung an diese Anschrift zu wenden«, sagte der Butler und übergab dem Mann eine Visitenkarte.

Parker deutete eine Verbeugung an, lüftete höflich die schwarze Melone und folgte gemessenen Schrittes seiner Herrin. Vorher hatte er sich Namen und Anschrift des Händlers, die auf einem Schild am Stand vermerkt waren, fest eingeprägt.

Kopfschüttelnd sah der Trödler dem skurrilen Paar nach und betastete vorsichtig die wachsende Schwellung an seiner Stirn.

Es lag nicht nur an der Körperfülle, daß Agatha Simpson so majestätisch wirkte. Hinzu kam, daß sie sich mit dem Pathos einer Bühnenheroine in Szene setzte.

Obwohl Mylady die Sechzig überschritten hatte, war sie gegen weibliche Eitelkeit keineswegs gefeit. Besondere Sorgfalt verwandte sie auf die Auswahl ihrer Hüte. Zwei martialische Nadeln vom Format mittlerer Grillspieße sorgten dafür, daß die Kreuzung zwischen Napfkuchen und Südwester der temperamentvollen Lady nicht vom ergrauten Haupt rutschte.

Ein Tweedkostüm, das ausufernde Körperpartien nur mit Mühe zu bändigen vermochte, rustikale Schnürstiefel und ein perlenbestickter Pompadour am Handgelenk vervollständigten den Aufzug der resoluten Dame.

Dieser Pompadour hatte es in sich: Er barg Myladys sogenannten Glücksbringer, ein massives Hufeisen, das von einem stämmigen Brauereigaul stammte.

Den Glücksbringer, den sie aus humanitären Gründen in eine dünne Lage Schaumstoff gewickelt hatte, wußte Lady Agatha ebenso beherzt wie treffsicher einzusetzen. Daß er den Adressaten jemals Glück gebracht hätte, ist allerdings nicht überliefert.

Josuah Parker, ein Mann von etwas über mittelgroßer Statur und schwer bestimmbarem Alter, stellte in jeder Hinsicht das Urbild eines hochherrschaftlichen Butlers dar. Er trug einen konservativ geschnittenen Zweireiher mit weißem Eckkragen, dazu die steife Melone und den unvermeidlichen Regenschirm am angewinkelten Unterarm.

Seine stets würdevolle Haltung wirkte manchmal so steif, als hätte er einen Ladestock verschluckt. Das glatte, alterslos wirkende Gesicht zeigte nur selten den Widerschein einer Gefühlsregung. Die Umgangsformen des Butlers entsprachen seinem peinlich korrektem Äußeren.

Umsichtig geleitete er seine Herrin zu der Straßenecke, an der sein hochbeiniges Monstrum parkte, öffnete den hinteren Wagenschlag und half diskret beim Einsteigen. Anschließend nahm er am Lenkrad Platz und ließ das altertümlich wirkende Gefährt anrollen.

»Nur weil heute Sonntag ist, habe ich den dreisten Lümmel noch mal glimpflich davonkommen lassen«, machte Agatha Simpson ihrem Ärger über die Sprechanlage Luft, die den schußsicher verglasten Fond mit dem Fahrerplatz verband. »Eigentlich hätte er noch eine zweite Lektion verdient gehabt.«

»Mister Reed zeigte Manieren, die man nur als beklagenswert bezeichnen kann, Mylady«, pflichtete Parker ihr bei.

»Seine Manieren sind das eine, Mister Parker«, nickte die ältere Dame. »Aber seine Preise sind genauso unverschämt.«

»Falls man nicht gründlich irrt, dürften Mylady an Mister Reeds Stand einen Kauf getätigt haben, der sich als sensationell günstig erweisen könnte«, entgegnete der Butler, während er seinen Privatwagen vor einer roten Ampel zum Stehen brachte.

»Sie meinen doch nicht etwa dieses komische Bild mit dem kaputten Rahmen, Mister Parker?«

»Auf nichts anderes gedachte man Myladys Aufmerksamkeit zu lenken.«

»Diesen Schrott dürfen Sie aus Ihrer Tasche bezahlen, Mister Parker. Damit habe ich nichts zu tun.«

»Nach Meinung meiner bescheidenen Wenigkeit könnte es sich unter Umständen um ein Werk des englischen Malers John Constable handeln, Mylady.«

»Ron Gable? Was sagt mir dieser Name, Mister Parker?«

»John Constable, den Mylady zweifellos zu meinen geruhen, lebte von 1776 bis 1837, sofern man sich korrekt erinnert. Er gilt als einer der größten Künstler, den die britische Insel hervorgebracht hat.«

»Richtig«, nickte Mylady. »Natürlich ist mir der Name ein Begriff, Mister Parker. Dann sind aber Bilder, die dieser Monstrable gemalt hat, bestimmt nicht ganz billig«, mutmaßte Lady Agatha.

»Bei Auktionen wurden in einzelnen Fällen Millionenbeträge erzielt, falls der Hinweis erlaubt ist, Mylady.«

Die ältere Dame schnappte hörbar nach Luft. »Millionen, Mister Parker?«

»In der Tat, Mylady.«

»Das sehen Sie mal, daß nicht nur mein kriminalistischer Instinkt unfehlbar ist, sondern auch mein künstlerischer, Mister Parker. Mir war selbstverständlich auf den ersten Blick klar, daß es sich um ein Werk von diesem... Wie hieß der Maler noch?«

»John Constable, Mylady«, half der Butler dem manchmal etwas störrischen Gedächtnis seiner Herrin nach.

»Jedenfalls habe ich scharfsichtig erkannt, welchen Wert dieses Bild hat. Sonst hätte ich Sie nie beauftragt, es für mich zu erwerben, Mister Parker.«

»Nicht mal im Traum würde man Mylady widersprechen«, versicherte Parker, dessen Höflichkeit keine Grenzen kannte. »Andererseits dürfte nicht auszuschließen sein, daß es sich um eine Fälschung handelt.«

»Eine Fälschung?« Agatha Simpsons Miene verfinsterte sich schlagartig. »Dann gnade Gott dem skrupellosen Betrüger.«

»Gewißheit dürfte durch das Gutachten eines kunsthistorischen Sachverständigen zu erlangen sein, Mylady.«

»Und mein Geld will ich natürlich auch zurück, falls der Schurke Ihnen eine wertlose Kopie aufgeschwatzt hat, Mister Parker«, fuhr die Detektivin grimmig fort.

»Sofern es sich tatsächlich um eine Fälschung handeln sollte, dürfte der Kopf ein Meister seines Fachs gewesen sein, Mylady. Insofern wäre ein Preis von dreißig Pfund nicht unbedingt überhöht zu nennen.«

»Wie auch immer. Ich werde der Sache kritisch auf den Grund gehen, Mister Parker.«

»Ein Vorhaben, das man keinesfalls auf die sprichwörtliche lange Bank schieben sollte, Mylady.«

»Außerdem würde mich interessieren, wie der gerissene Bursche an ein derart wertvolles Bild gekommen ist. Vermutlich hat er es geerbt oder beim, Entrümpeln gefunden.«

»Auch einen kriminellen Hintergrund dürften Mylady nicht grundsätzlich ausschließen, sofern man eine Vermutung äußern darf.«

»Kri...kriminell?« Fast hätte die passionierte Amateurdetektivin sich verschluckt. »Ich gehe also davon aus, daß der Lümmel das Bild gestohlen hat, Mister Parker?«

»Mister Reed könnte durch Zufall in den Besitz des Bildes gekommen sein, ohne dessen Wert und Herkunft zu kennen, Mylady.«

»Papperlapapp, Mister Parker. Wenn der Lümmel ein gestohlenes Bild verkauft, ist er entweder selbst der Dieb, oder er hat es als Hehler von einem Komplicen bekommen.«

»Unter diesen Umständen dürfte Mister Reed das Gemälde wohl kaum zum Preis von dreißig Pfund angeboten haben«, wandte Parker ein.

»Das sage ich doch schon die ganze Zeit, Mister Parker«, stellte Mylady sich mühelos auf neue Erkenntnisse ein. »Er wird es irgendwo gefunden haben.«

Diese Vermutung kam der Wahrheit schon recht nahe. Daß das Bild sie trotzdem in einen brisanten Kriminalfall verwickeln würde, ahnte Lady Simpson zu diesem Zeitpunkt allerdings nicht.

*

»Eine Handbreit weiter rechts, Mister Parker«, dirigierte Agatha Simpson vom Teetisch aus. »So ... ja, so ist es richtig.«

»Myladys Wünsche sind meiner Wenigkeit Befehl«, versicherte der Butler mit einer höflichen Verbeugung und klopfte diskret einen Nagel in die Wand.

»So wirkt es trotz der düsteren Farben eigentlich recht hübsch«, befand die Hausherrin, nachdem Parker das auf dem Flohmarkt erworbene Ölgemälde aufgehängt hatte. »Wenn nur die Farben nicht so düster wären. Aber wenn ich daran denke, was ich mit diesem Kauf erreicht habe ...«

»Mylady erzielten einen Preis, der weit unter dem tatsächlichen Wert des Bildes liegen dürfte«, bemerkte der Butler und legte seiner Herrin ein Stück Nougattorte vor.

»Wenn es mir nicht mehr gefällt, kann ich es ja auch verkaufen«, fuhr Lady Agatha fort.

»Kann und muß man Myladys Äußerung entnehmen, daß Mylady sich bereits als rechtmäßige Besitzerin fühlen?« erkundigte sich Parker.

»Wollen Sie etwa bestreiten, daß ich das Bild gekauft und bezahlt habe, Mister Parker?« fragte die Detektivin mit gefurchter Stirn.

»Keineswegs und mitnichten, Mylady«, erwiderte der Butler. »Andererseits dürften Mylady es für zweckmäßig erachten, zunächst Herkunft und Echtheit des fraglichen Objektes zu klären.«

»Die Echtheit ist in der Tat ein entscheidender Punkt, Mister Parker«, nickte Agatha Simpson. »Aber bei der Herkunft gibt es nichts zu klären. Ich habe es gekauft und damit basta.«

»Es könnte sich um Diebesgut handeln, falls dieser Hinweis genehm ist, Mylady«, gab der Butler zu bedenken.

»Absolut unwahrscheinlich, Mister Parker«, urteilte die passionierte Detektivin. »Der Flegel mit den langen Haaren wird das Bild auf einem Speicher gefunden haben. Oder auf dem Sperrmüll.«

»Möglichkeiten, die man nicht unbedingt ausschließen sollte, Mylady.«

»Wenn das Bild gestohlen wäre, hätte mein kriminalistischer Instinkt schon längst Alarm geschlagen«, fügte Mylady hinzu. »Da bin ich mir völlig sicher, Mister Parker.«

»Was man keineswegs in Zweifel ziehen möchte, Mylady.«

»Ich werde jetzt ein Gläschen auf meine Neuerwerbung trinken, Mister Parker«, tat die ältere Dame kund, während sie die letzten Tortenkrümmel aufpickte. »Ein echter Gable für dreißig Pfund ...«

»Mylady neigen der Ansicht zu, daß das Bild tatsächlich von John Constable gemalt wurde?«

»Keine Frage, Mister Parker.«

»Eine Mitteilung, die man mit einer gewissen Überraschung zur Kenntnis nimmt, Mylady.«

»Nun«, zögerte die Detektivin. »Wenn es nicht echt wäre, hätte ich es schon gar nicht gekauft.«