Parker taucht die U-Boot-Fahrer - Günter Dönges - E-Book

Parker taucht die U-Boot-Fahrer E-Book

Günter Dönges

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Beschreibung

Butler Parker ist ein Detektiv mit Witz, Charme und Stil. Er wird von Verbrechern gerne unterschätzt und das hat meist unangenehme Folgen. Der Regenschirm ist sein Markenzeichen, mit dem auch seine Gegner öfters mal Bekanntschaft machen. Diese Krimis haben eine besondere Art ihre Leser zu unterhalten. Butler Parker ist seinen Gegnern, den übelsten Ganoven, auch geistig meilenweit überlegen. In seiner auffallend unscheinbaren Tarnung löst er jeden Fall. Bravourös, brillant, effektiv – spannendere und zugleich humorvollere Krimis gibt es nicht! Josuah Parker stand stocksteif und hochaufgerichtet auf den Teakholzplanken der schnittigen Yacht. Die Schräglage des Bootes und das stetige Heben und Senken des Rumpfes schien er nicht wahrzunehmen. »Mylady sind mit der Technik der sogenannten Wende vertraut?« erkundigte er sich. »Ich bitte Sie, Mister Parker! In meiner Jugend habe ich an Segelregatten teilgenommen und war damals recht gut. Meine Mitbewerber wurden schon nervös, wenn sie meinen Namen auf der Teilnehmerliste entdeckten.« »Eine durchaus verständliche Reaktion«, fand Parker. »Es geht eben nichts über einen netten kleinen Segeltörn. Allerdings ist es etwas kühl geworden, finde ich.« »In der Tat, Mylady.« Parker hatte den Hinweis verstanden und entfernte sich in Richtung des schmalen Schotts, das ins Innere der Yacht führte. Wenige Augenblicke später kam er zurück und hielt ein silbernes Tablett in Händen. »Wenn man Mylady etwas zum Aufwärmen anbieten darf?« wandte er sich an seine Herrin, die ein Fernglas an die Augen preßte und angestrengt aufs Meer blickte. »Ein Wal, Mister Parker, ein Riesenmonstrum«, rief sie plötzlich und nickte energisch. »Ich habe ihn genau gesehen.« »Dann wurde Mylady ein außergewöhnliches Erlebnis zuteil«

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Seitenzahl: 122

Veröffentlichungsjahr: 2023

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Butler Parker – 270 –Parker taucht die U-Boot-Fahrer

Günter Dönges

Josuah Parker stand stocksteif und hochaufgerichtet auf den Teakholzplanken der schnittigen Yacht. Die Schräglage des Bootes und das stetige Heben und Senken des Rumpfes schien er nicht wahrzunehmen.

»Mylady sind mit der Technik der sogenannten Wende vertraut?« erkundigte er sich.

»Ich bitte Sie, Mister Parker! In meiner Jugend habe ich an Segelregatten teilgenommen und war damals recht gut. Meine Mitbewerber wurden schon nervös, wenn sie meinen Namen auf der Teilnehmerliste entdeckten.«

»Eine durchaus verständliche Reaktion«, fand Parker.

»Es geht eben nichts über einen netten kleinen Segeltörn. Allerdings ist es etwas kühl geworden, finde ich.«

»In der Tat, Mylady.« Parker hatte den Hinweis verstanden und entfernte sich in Richtung des schmalen Schotts, das ins Innere der Yacht führte. Wenige Augenblicke später kam er zurück und hielt ein silbernes Tablett in Händen.

»Wenn man Mylady etwas zum Aufwärmen anbieten darf?« wandte er sich an seine Herrin, die ein Fernglas an die Augen preßte und angestrengt aufs Meer blickte.

»Ein Wal, Mister Parker, ein Riesenmonstrum«, rief sie plötzlich und nickte energisch. »Ich habe ihn genau gesehen.«

»Dann wurde Mylady ein außergewöhnliches Erlebnis zuteil«, gratulierte der Butler. »Diese Tiergattung kommt in der Regel in den hiesigen Gewässern nicht vor.«

Man befand sich in der Irischen See zwischen der Isle of Man und Irland. Lady Agatha hatte die Einladung eines ihr bekannten Industriellen angenommen und stattete ihm am Wochenende einen Besuch auf seinem Besitz ab.

Zu diesem gehörten auch ein eigener kleiner Hafen und die Yacht, auf der sie sich gerade aufhielt. Lady Agatha hatte ihrem Bekannten angeboten, ihm die wahre Segelkunst zu zeigen, aber der Mann hatte abgelehnt und sich auf wichtige unaufschiebbare Arbeiten berufen. Deshalb hatte Agatha Simpson beschlossen, ohne ihn in See zu stechen und Butler Parker in den Genuß ihrer Segelkünste kommen zu lassen.

»Er wird sich verirrt haben, Mister Parker«, überlegte die ältere Dame und zog die Stirn kraus. »So was soll gar nicht so selten vorkommen. Erst kürzlich las ich in der ›Times‹ von einem ähnlichen Fall. Ich werde dem Tier helfen und es in seine heimatlichen Gewässer zurückgeleiten.«

»Ein außerordentlich löbliches Unterfangen, Mylady«, lobte Parker, ohne eine Miene zu verziehen. »Meine Wenigkeit fürchtet allerdings, daß die an Bord befindlichen Vorräte keinesfalls für eine längere Reise reichen dürften.«

»Dann fahre ich noch mal zu Sir Basils Anwesen zurück und ergänze sie«, überlegte die passionierte Detektivin. »Dann komme ich zurück und kümmere mich um den Wal. Ich werde ihn in seiner Not nicht allein lassen.«

»Mylady denken sicher auch an entsprechende Kleidung«, erinnerte Josuah Parker sie gemessen. »Wale pflegen bisweilen recht kalte Orte aufzusuchen.«

»Zum Beispiel, Mister Parker?« Die ältere Dame sah den Butler forschend an und hob belehrend den Zeigefinger. »Natürlich weiß ich, wo diese Tiere zu Hause sind«, fuhr sie hastig fort. »Aber was wissen Sie darüber?«

»Es könnte sich zum Beispiel um die Antarktis handeln, Mylady«, vermutete Parker. »Dort soll es dem Vernehmen nach sehr kalt sein.«

»Brauche ich lange bis dorthin, Mister Parker?« erkundigte sie sich nachdenklich. »In diesem Fall sollte ich vielleicht doch besser vorher in London anrufen und die Kinder verständigen.«

Mit den Kindern meinte Mylady Kathy Porter, ihre Gesellschafterin und Sekretärin, sowie Mike Rander, ihren Anwalt und Vermögensverwalter. Es war Lady Agathas sehnlichster Wunsch, die beiden miteinander zu verheiraten und den losen Bund zu legalisieren.

»Mylady könnten in Ausübung ihrer noblen Mission durchaus einige Wochen unterwegs sein«, gab Josuah Parker zu bedenken. »Zumal in jenen Breiten jetzt heftige Stürme zu erwarten sind, die Myladys Vorwärtskommen stark behindern dürften. Vielleicht sollte man auch überprüfen, ob diverse Karten des Zielgebiets sich an Bord befinden.«

»Ich brauche keine Karten, Mister Parker«, winkte Lady Agatha ab und schüttelte den Kopf. »Ich weiß genau, wo die Antarktis liegt.«

»Daran zu zweifeln, würde sich meine bescheidene Wenigkeit nie und nimmer erlauben, Mylady«, versicherte Parker höflich. »Allerdings möchte man auf die Eisberge verweisen, die die dortigen Gewässer durchwandern. Auch diese könnten Myladys Reise mit Verlaub behindern.«

»Eisberge, Mister Parker?« Lady Agatha drehte sich um und blickte über die graue See. »Vielleicht reicht es auch, wenn ich das Tier aus den hiesigen Gewässern hinausgeleite«, überlegte sie. »Den Rest des Weges wird der Wal dann schon allein finden.«

Sie griff nach dem Fernglas und hob es an die Augen. »Vielleicht hat der Wal inzwischen seinen Irrtum bemerkt und ist umgekehrt«, fuhr sie fort, während sie das Wasser absuchte.

»Wenn Mylady gestatten, wird man sich unter Deck begeben und die Zubereitung einer Erfrischung vornehmen«, bemerkte Josuah Parker und steuerte den Durchgang zu den Räumlichkeiten der Yacht an.

»Tun Sie das, Mister Parker«, murmelte Agatha Simpson und schwenkte das Fernglas herum. »Und denken Sie daran, etwas mehr Rum zu nehmen, ich möchte kein heißes Wasser trinken.«

»Sehr wohl, Mylady.« Parker öffnete das Schott, als ihn ein Aufschrei seiner Herrin stoppte. »Da ist er wieder, Mister Parker, kommen Sie mal und sehen Sie selbst!«

Josuah Parker begab sich gemessenen Schrittes zu Mylady hinüber und sah in die angegebene Richtung. Er spähte am ausgestreckten Arm der älteren Dame vorbei und erkannte voraus an der Steuerbordseite einen großen dunklen Schatten dicht unter der Wasseroberfläche.

»Dürfte man Mylady um das Fernglas bitten?« wandte sich Parker an seine Herrin.

Agatha Simpson reichte ihm schweigend das Glas. Parker setzte es an die Augen und regulierte die Okulareinstellung. Er richtete es auf den dunklen Schatten und musterte ihn aufmerksam. Dann setzte er das Glas wieder ab und reichte es zurück.

»Na, was sagen Sie jetzt?« Die Detektivin sah ihn triumphierend an. »Ist das ein Brocken, Mister Parker?«

»In der Tat, Mylady«, bestätigte der Butler. »Man fragt sich allerdings, ob es sich nicht auch um etwas anderes handeln könnte. Auch Mylady dürften sicher Überlegungen dieser Art angestellt haben.«

»Nun ja, Mister Parker, das stimmt natürlich«, räumte sie zögernd ein und richtete das Fernglas wieder auf den Schatten. »Natürlich könnte es auch zum Beispiel ein U-Boot sein.«

»Sehr richtig, Mylady«, bestätigte Parker gemessen.

Agatha Simpson ließ das Fernglas sinken und wandte sich überrascht an ihren Butler. Sie sah ihn nachdenklich an und runzelte die Stirn.

»Ich meine also, es ist ein U-Boot?« vergewisserte sie sich mit zweifelnder Stimme.

»Davon sollte man in der Tat ausgehen, Mylady«, antwortete Parker ruhig.

*

»Man hat ein Sehrohr ausgefahren, Mister Parker«, sagte die ältere Dame, als der Butler den Grog servierte.

Parker nahm das Fernglas entgegen und setzte es an die Augen. Er hatte umgehend den dunklen Schatten im Blickfeld und bemerkte das Periskop des Bootes, das aus dem Wasser ragte und in ihre Richtung zu blicken schien. Darüber hinaus gewann der Butler den Eindruck, daß der Schatten inzwischen erheblich gewachsen war, was nur bedeuten konnte, daß er sich der Yacht näherte.

Nachdenklich setzte er das Glas ab und sah seine Herrin an. »Nun, haben Sie es gesehen?« erkundigte sich die ältere Dame.

»Man scheint Myladys Schiff in Augenschein zu nehmen«, gab Parker gemessen zurück. »Eine gewisse Annäherung dürfte nicht abzustreiten sein.«

»Sicher wird man mich begrüßen wollen«, vermutete Agatha Simpson und nickte nachdrücklich. »Das Boot taucht jeden Moment auf, und der Kommandant bittet mich zum Tee. Ich werde natürlich annehmen, Mister Parker. Ich bin noch nie auf einem U-Boot gewesen. Vielleicht lädt man mich sogar zu einer Tauchfahrt ein.«

»Mylady gehen davon aus, daß die Besatzung weiß, daß sich Mylady an Bord dieser Yacht befinden?« fragte Josuah Parker höflich und machte damit auf eine Schwachstelle in der Theorie aufmerksam.

»Papperlapapp, Mister Parker«, gab sie unwirsch zurück. »Entscheidend ist, daß man mich zur Besichtigung bittet und mir vielleicht sogar für eine kleine Fahrt das Kommando anbietet. Wundern würde es mich jedenfalls nicht.«

Josuah Parker wurde einer Antwort enthoben. Auch ohne Glas war zu erkennen, daß das Boot auftauchte. Lady Agatha hatte ihr Glas mit dem Grog auf das Tablett zurückgestellt, das Parker ihr entgegenhielt, und starrte gebannt in Richtung des auftauchenden U-Bootes.

»Sehr interessant«, fand sie und räusperte sich lautstark. »Irgendwie faszinierend, nicht wahr, Mister Parker?«

»Durchaus, Mylady«, pflichtete Parker ihr bei, dessen innere Alarmanlage sich gerade deutlich zu Wort meldete. Sie signalisierte Gefahr, und dies konnte sich nur auf das jetzt fast völlig aufgetauchte U-Boot beziehen. Ein rascher Rundblick hatte Parker überzeugt, daß auf der Yacht alles in Ordnung war und von dieser Seite keine Gefahr drohte.

Parker brachte das Tablett in die kleine Kombüse und kehrte sofort wieder zurück.

Er nahm das Fernglas, das neben Mylady auf den Planken lag, und richtete es auf das noch etwa eine halbe Seemeile entfernte U-Boot.

»Mylady haben es natürlich sofort entdeckt«, wandte sich der Butler nach einer eingehenden Musterung an die ältere Dame und reichte ihr das Glas.

»Selbstverständlich, Mister Parker«, erwiderte sie und hob indigniert die Brauen. »Das sieht man doch auf den ersten Blick.«

Sie hob das Glas an die Augen, starrte einen Augenblick hindurch und nickte energisch. »Wie ich schon sagte, Mister Parker, es fällt sofort ins Auge. Sie wissen ja, wovon ich spreche«, drehte sie den Spieß um und sah den Butler prüfend an.

»Mylady meinen ohne Zweifel die fehlenden Kennzeichen«, vermutete Josuah Parker gemessen. »Das Boot trägt keinerlei Hinweise auf seine Identität, wie Mylady sofort bemerkten.«

»Richtig, Mister Parker, und das gibt mir zu denken.« Lady Agatha nickte erneut und schien nachdenklich. »Wahrscheinlich ist das da draußen eine geheime Mission, das Boot ist in einer politisch brisanten Sache unterwegs.« Die ältere Dame war in diesem Punkt sicher. Sie hatte erst kürzlich einen interessanten Videofilm gesehen, in dem ein U-Boot unterwegs war, um den Weltfrieden zu retten.

Parker verzichtete darauf, auf Myladys Vermutung näher einzugehen. Statt dessen nahm er erneut das Glas zur Hand und richtete es auf das Boot, das immer näher kam. Am abgerundeten Bug des Unterwasserfahrzeugs war deutlich eine weiße Schaumspur zu erkennen, die darauf schließen ließ, daß sich das Boot mit erheblicher Fahrt bewegte.

»Dürfte man Mylady eventuell eine Kursänderung vorschlagen?« wandte sich Parker an seine Herrin. »Das U-Boot befindet sich unübersehbar auf Kollisionskurs, wenn man Mylady darauf hinweisen darf.«

»Papperlapapp, Mister Parker, die Leute haben uns doch längst gesehen und werden rechtzeitig ausweichen«, war Mylady sicher und warf einen neuerlichen Blick durch das Glas, das Parker zurückgegeben hatte. Agatha Simpson sah angestrengt hindurch und räusperte sich. »Nun ja, sie kommen auf uns zu, aber sie werden wohl jeden Augenblick beidrehen.« Lady Agathas Stimme klang bei dieser Feststellung ein wenig belegt, wie Parker hörte.

»Bei der vermutlich hohen Geschwindigkeit, die das Boot läuft, und der inzwischen erheblich geschmolzenen Entfernung käme ein solches Manöver unter Umständen ein wenig zu spät«, kommentierte Parker. »Wenn man Mylady bitten darf, sich auf den Boden zu setzen und einen Halt zu suchen?«

Lady Agatha folgte verwirrt Parkers Wunsch, ließ sich auf den geschrubbten Planken nieder und umklammerte ein solides Stahlrohr, das sich an den Deckaufbauten entlangzog.

Josuah Parker war bereits dabei, eine Wende einzuleiten. Mit der Sicherheit des erfahrenen Skippers erledigte er schnell die erforderlichen Handgriffe und hatte das Boot innerhalb weniger Minuten auf Gegenkurs gebracht.

Lady Agatha fühlte, wie sich die Yacht zur anderen Seite neigte und sie in Richtung Bordwand gezogen wurde. Sie wollte sich nach Parker umsehen, um sich zu beschweren, als ihr Blick über das Heck schweifte und dabei etwas zu sehen bekam, das ihr unwillkürlich einen Schauer über den Rücken jagte.

Ein riesiger, dunkler Schatten schoß nur wenige Meter von der Yacht entfernt an deren Heck vorbei und überschüttete es mit einer wahren Sturzflut. Eine gewaltige Welle ergoß sich über Deck und überspülte Mylady, die sich krampfhaft an ihrem Stahlrohr festklammerte. Hinter ihr war Parker in die Hocke gegangen und schlang ein Seil um Myladys füllige Hüften, das auf der einen Seite in einer schweren Metallöse, auf der anderen in einem Karabinerhaken endete.

Parker führte das Ende mit der Öse unter einem anderen Stahlrohr durch und ließ den Karabinerhaken einschnappen. Auf diese Weise wurde die ältere Dame an den Deckaufbauten festgehalten und konnte selbst dann, wenn sie den Griff um das andere Rohr lösen sollte, nicht über Bord gehen.

Agatha Simpson prustete und schnappte nach Luft, als die Welle abgelaufen war und sie wieder frei atmen konnte. Sie schüttelte den Kopf und blinzelte heftig, um die Augen vom Salzwasser zu befreien.

»Darf man sich nach Myladys Befinden erkundigen?« ließ sich Parker hinter ihr vernehmen. Der Butler stand mittlerweile wieder stocksteif und hochaufgerichtet da und sah makellos aus wie immer.

»Wo haben Sie gesteckt, Mister Parker?« beklagte sich die ältere Dame und setzte sich etwas bequemer. »Ich wäre fast über Bord gegangen.« Sie maß ihn mit unwirschem Blick und wollte sich erheben, als sie entdeckte, daß sie mit einem soliden Tau an einem zweiten Stahlrohr angebunden war. »Was soll das, Mister Parker?« mokierte sie sich und blickte auf das Seil um ihre Hüften.

»Eine rein prophylaktische Maßnahme, um Mylady vor möglichen Folgen eines gescheiterten Rammversuches zu schützen«, klärte Parker sie höflich auf.

»Rammversuch? Was soll das heißen?« Lady Agatha wußte nicht, wovon Parker sprach. Sie sah an ihm vorbei und hielt Ausschau nach dem U-Boot. Dann kam ihr erst richtig zu Bewußtsein, was der Butler gesagt hatte.

»Man wollte mich rammen?« erkundigte sie sich ungläubig. »Ich bitte Sie, Mister Parker, das ist doch unmöglich.«

»Keineswegs und mitnichten, wie Mylady soeben miterlebten«, korrigierte Parker höflich.

»Das war nur ein Versehen«, wiegelte sie ab. »Sie haben vorhin selbst gesagt, daß das Boot kaum in der Lage ist, uns auszuweichen.«

»In der Tat, Mylady. Allerdings schienen gewisse Herren auch nicht die Absicht zu haben, eine Kollision zu vermeiden.«

»Das ergibt alles keinen Sinn, Mister Parker«, wehrte die ältere Dame ab und schüttelte den Kopf. Dann änderte sie zu Parkers Überraschung ihre Meinung und stimmte ihm zu. »Nun ja, Mister Parker, vielleicht haben Sie recht«, gab sie zu und deutete mit der Hand an Parker vorbei. »Sie kommen zurück. Ich erwarte, daß mir dazu etwas einfällt.«

*

Sir Basil Pemberton konnte es nicht fassen. Seine Gäste waren wenige Minuten zuvor von einem Wachboot des britischen Zolls bei ihm abgeliefert worden. Der rundliche, kleinwüchsige Industrielle saß Lady Agatha in seinem Salon gegenüber und starrte sie trübsinnig an.

»Ich weiß nicht, ob ich Sie da richtig verstanden habe«, murmelte er und schüttelte den Kopf. »Sie sagen, Sie wären von einem U-Boot gerammt worden?«

»Sie haben mich schon richtig verstanden, lieber Basil«, reagierte die ältere Dame grimmig. Sie saß in einem Ledersessel und kostete einen alten Cognac, den Sir Basils Butler serviert hatte. Josuah Parker stand hochaufgerichtet hinter dem Sitz seiner Herrin und folgte der Unterhaltung mit unbewegter Miene.

»Aber das gibt es doch nicht, meine Liebe.« Sir Basil wollte es immer noch nicht glauben. »In diesen Gewässern gibt es keine U-Boote. Die Navy ist hier so gut wie gar nicht vertreten. Die einzigen Schiffe, denen man hier begegnet, sind die Fähren nach Irland rüber und ein paar Fischkutter. Aber ein U-Boot? Also wirklich, meine Liebe, ich weiß nicht...«