29,99 €
Der erste Katalog mit Paul Floras Karikaturen. Schlicht, aber bissig Seine politischen Karikaturen sind unverkennbar: reduziert, prägnant, auf den Punkt gebracht. Zu Tausenden wurden sie in der ZEIT, The Times, The Observer und anderen Zeitungen abgedruckt. Wie kein anderer beherrschte Paul Flora die Kunst, die bewegte politische Welt seiner Zeit in feinen Strichen auf Papier zu bannen. Mit Humor, Feingefühl, aber immer auch mit provokanter Schärfe - unverwechselbar Paul Flora! Flora will nicht mehr Karikaturist sein - Flammenmeer vor Bergkulisse Weit weniger schlicht als seine Zeichnungen war der Versuch, sich seines Rufs als Karikaturist zu entledigen: In einer spektakulären Aktion soll Flora 1980 den Großteil seiner politischen Karikaturen im Garten seiner Innsbrucker Villa verbrannt haben. Obwohl er bereits 1971 seine Mitarbeit im politischen Ressort gekündigt hatte, war ihm noch nicht ganz gelungen, die öffentliche Aufmerksamkeit auf seine freien Arbeiten umzulenken. Im vorliegenden Band wird das erhaltene Karikaturenwerk des großen und scharfen politischen Beobachters nun erstmals versammelt und gebührend präsentiert. Flora in all seiner Vielfältigkeit Die Autoren stellen Paul Flora selbst und sein Werk nicht nur in einen zeithistorischen, sondern auch in einen künstlerischen Kontext: Flora als politischer Kommentator der 1960er Jahre, als zeichnender Schriftsteller, als Buchliebhaber und Privatmensch. Mit Beiträgen von Rosanna Dematté, Philipp Gassert, Karl-Markus Gauß, Alois Hotschnig, Michael Klein, Haug von Kuenheim, Günther Moschig, Sybille Moser-Ernst, Markus Neuwirth, Helena Pereña, Sigurd Paul Scheichl, Roland Sila und Theo Sommer. Ausstellung im Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum 30.9.2016 bis 26.3.2017
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Veröffentlichungsjahr: 2016
PAULFLORA
KARIKATUREN
Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum
30. September 2016 – 26. März 2017
VORWORT
Wolfgang Meighörner
FLORA ZEICHNET POLITIK
Helena Pereña
BLICK AUS DER PROVINZ FÜR DIE WELTSTADTPRESSE: PAUL FLORA, DIE ZEIT UND DIE DEUTSCHE POLITIK IM INTERNATIONALEN RAHMEN (1957–1971)
Philipp Gassert
PAUL FLORA – EIN SATIRIKER?
Sigurd Paul Scheichl
DAS KONTURWESEN UND DAS KOMISCHE: UNTERSCHEIDENDE GEDANKEN BEIM BETRACHTEN DER ZEICHNUNGEN PAUL FLORAS
Sybille Moser-Ernst
DIE UNERTRÄGLICHE LEICHTIGKEIT DER LINIE: EINE ANNÄHERUNG AN PAUL FLORAS FORMEXPERIMENTE
Rosanna Dematté
IM CLUB DER BIBLIOMANEN: PAUL FLORA – NETZWERKER UND FÖRDERER
Günther Moschig
O WIE ORGIE: BILD- UND SPRACHSPIELE BEI PAUL FLORA
Markus Neuwirth
DER BIBLIOTHEKAR BETRACHTET DIE BIBLIOTHEK: GEDANKEN ZUR KÜNSTLERBIBLIOTHEK VON PAUL FLORA
Roland Sila
DIES UND DAS ÜBER PAUL FLORA UND DIE LITERATUR
Karl-Markus Gauß
DIE WEITERGABE DER KLUGHEIT
Alois Hotschnig
PAUL FLORA, DER MENSCH – WIE ICH IHN KANNTE
Michael Klein
PAUL FLORA: ZEIT-ZEICHEN (1957–1971)
Theo Sommer
EINMAL IM JAHR
Haug von Kuenheim
KATALOGTEIL
Karikaturen in der Klocker Stiftung
ANHANG
Karikaturen im Wilhelm Busch-Museum
Biografie
Bibliografie
AUTORINNEN UND AUTOREN
ZUR AUSSTELLUNG
DANK
BILDNACHWEIS
Als Karikaturist hat er sich selbst nicht verstanden und gesehen, nachdrücklich. Paul Flora soll 1980 sogar Tausende seiner Originalzeichnungen zu den in der deutschen Wochenzeitung DIE ZEIT abgedruckten Karikaturen gleichsam rituell verbrannt haben. Aus der Rückschau ist es daher sehr gut, dass damals bereits rund 500 dieser Originale in die Sammlung von Dr. Wolfgang Klocker übergegangen waren und so der Zerstörung entgangen sind.
Diese Zeichnungen sind nun der Ausgangspunkt für eine Ausstellung, die zum einen das zeichnerische Schaffen Floras vorstellt, zum anderen dieses aber in den Kontext seiner Zeit einordnet. Und wie sich die Interessen des aus Glurns im Vinschgau stammenden Künstlers breit auffächern, so ist auch das Schaffen breit gestreut: politische Großereignisse finden ebenso ihren Niederschlag wie menschliche Petitessen, wirtschaftliche Ereignisse wie kirchliche Themen. Und so ist es eine passende Koinzidenz, dass nicht nur die genannten Zeichnungen von der „KR Dr. Hans und Dr. Wolfgang Klocker-Stiftung“ dankenswerterweise zur Verfügung gestellt werden, sondern dass auch der Bibliotheks-Nachlass des Künstlers vor geraumer Zeit in die Sammlungen des Ferdinandeums übergegangen ist. Deren Vielschichtigkeit hilft nun, das facettenreiche Schaffen des Künstlers adäquat zu verdeutlichen, und belegt zudem, dass Sammlungszuwächse auch der weiteren Vermittlungsarbeit dienen. Dass das Projekt auch ein gelungener erster sichtbarer Ausdruck einer schon seit langem gepflegten Zusammenarbeit zwischen den Tiroler Landesmuseen und der Klocker Stiftung ist, sei der Vollständigkeit halber erwähnt.
Ich danke daher der Klocker Stiftung unter Führung des Stiftungs-Vorstands Mag. Anton Klocker und Stiftungsrat Dr. Benedikt Erhard für die offene Kooperation von ganzem Herzen. Der Hauptkuratorin der TLM, Dr. Helena Pereña, danke ich für eine äußerst gelungene Ausstellungskonzeption und -durchführung, die dazu beitragen möge, dass das Schaffen des begnadeten Tiroler Künstlers auch in einer hierzulande eher unbekannten Facette seines Werks einer breitere Öffentlichkeit bekannt werde. Die Ausstellungsgestaltung hat einmal mehr Juliette Israël in vorbildlicher Form geleistet, der ich hierfür herzlich danke. Mag. Roland Sila, Dr. Ellen Hastaba und Mag. Astrid Flögel sowie den Autorinnen und Autoren des Begleitbandes danke ich stellvertretend für alle am Projekt Beteiligten für ihre vorzügliche Mitarbeit.
Abschließend darf ich Paul Floras Frau Ursula Ganahl-Flora und seiner Tochter Katharina Seywald sehr herzlich für die wohlwollende Begleitung des Projekts von Anbeginn an danken.
PD Dr. Wolfgang Meighörner
Direktor
Diese Fotografien könnten so entstanden sein (Abb. 1–3): Paul Floras Freund aus Hamburger Zeiten Norbert Denkel (* 1940), der als künstlerischer Leiter für die ZEIT tätig war, besucht den Zeichner 1980 in Innsbruck. Das Gespräch bringt Flora auf die Idee, eine ganze Kiste mit Originalkarikaturen, die er vor ca. zehn bis zwanzig Jahren für die berühmte Wochenzeitung gezeichnet hatte, zu verbrennen. Schließlich wird er noch meistens mit diesen politischen Karikaturen in Verbindung gebracht – obwohl er bereits 1971 beim politischen Ressort gekündigt hatte. Seitdem er nunmehr als freischaffender Zeichner tätig ist, stört ihn der alte Ruf zusehends. Denkel hat Flora bereits häufig fotografiert: zuhause, zeichnend, beim Wandern, im Schnee ... Warum soll er nicht auch die Verbrennung der politischen Karikaturen festhalten? Oder vielleicht war es doch anders: Nach dem Essen hört es zu regnen auf. Floras erste Frau Trude (1922–1989) ruft den beiden Männern zu, sie sollen die Kiste mit Altpapier endlich verbrennen. Jetzt sei der Wald schön nass. Flora und Denkel nutzen die Gelegenheit, um Fotos dieser Verbrennung zu inszenieren. Die Idee, in der brennenden Kiste seien die ZEIT-Karikaturen gewesen, kommt dem Künstler erst später.
Auf welchem Weg auch immer sind die Karikaturen, die 1980 noch im Besitz des Künstlers waren, verschwunden. Dadurch wird die Verbrennung (nachträglich) zu einer Art symbolischem Exorzismus einer Tätigkeit, die Floras Selbstverständnis als freischaffendem Zeichner im Wege stand. Der junge Sammler und Floras Freund Wolfgang Klocker (1945–1974) hatte einige dieser Blätter zur Entstehungszeit erworben, andere schenkte bzw. verkaufte Flora in den 1960er und 1970er Jahren an das Wilhelm Busch-Museum in Hannover. Deshalb sind etwa 800 Originale von 3500 erhalten.1 Erhalten ist aber auch die Erinnerung vieler Anhänger der politischen Karikaturen Floras, die zahlreiche Sammleralben mit Zeitungsausschnitten hinterlassen haben2 – und natürlich auch die Zeitungen.
Die Fotografien sind ein schöner Beweis für die Verbrennung, obwohl sie leider wenig über den Inhalt der Kiste verraten: Zeitungs- oder Zeitschriftenschnipsel sind unten links auszumachen (Abb. 3), von Zeichnungen ist nichts zu sehen. Da auch keine Zeugen Floras Behauptung bestätigen können, bleibt uns nur das Rätseln übrig – und die Freude an einer offenen Geschichte, deren Deutung dem Betrachter überlassen wird. So gesehen ist diese Fotoserie samt Erzählung eine typische Flora-Arbeit, bei der verfrühte Annahmen anhand scheinbarer Beweise sogleich in Frage gestellt werden. Immer wieder spielt er mit mehreren Bild- oder Erzählebenen, die sich gegenseitig „kommentieren“. Auch wenn er Politik zeichnet.
Zwischen 1957 und 1971 hat Paul Flora jede Woche mehrere Karikaturen mit der Bahnpost nach Hamburg geschickt. Freitags hat er mehrere Tageszeitungen gelesen, vor allem „Die Welt“, die „Neue Zürcher Zeitung“ und die „Süddeutsche Zeitung“. Samstags hat er gezeichnet. Zuerst entwickelte er mehrere Ideen in Schrift und Bild auf Skizzenblättern (Abb. 4), die mehr (Kat. 378, S. 450) oder weniger (Kat. 353, S. 436) wörtlich umgesetzt wurden. Sollten die Karikaturen der strengen Jurierung der Familie Flora standhalten, war er fertig. Die Zeichnungen, die Flora immer sonntags in Innsbruck zum Zug brachte, waren spätestens Dienstag morgens in der Redaktion.3 Am Montag standen so gut wie alle Beiträge fest, wobei die Karikaturen und die Leitartikel als Letztes hinzukamen. Dienstagabend war Redaktionsschluss. Bis Mittwochmittag war der Andruck fertig. Die Redakteure bestimmten die Größe und Platzierung der Beiträge und Karikaturen, während sich der künstlerische Leiter um das finale Layout kümmerte. Die erhaltenen Originalzeichnungen Floras tragen viele Spuren des vielstufigen Arbeitsprozesses vom Atelier bis zum Druck. Diese Spuren verdeutlichen einerseits die Zeitnot, unter der Flora stand, andererseits aber auch die Mittlerfunktion der Zeichnungen als reine Reproduktionsvorlage. Flora verwendete immer ein saugfähiges, sehr hochwertiges Papier für seine Tuschezeichnungen. Unterhalb der Darstellung schrieb er den Titel in Bleistift – immer Abstand zur Zeichnung haltend. Vorsichtig notierte er in Einzelfällen Hinweise wie „Bitte Platz geben“, die der Komposition genug freien Raum garantieren (, ). Aufgeklebte Ausschnitte zeugen von der Eile im Arbeitsprozess: Manchmal verdecken die ausgeschnittenen Zeichnungselemente verworfene Bildteile (, ), während andere Ausschnitte zweckmäßiger sind, wie die Schilder in russischem und chinesischem Alphabet in „Proletarier aller Länder, orientiert euch!“ (, ). Häufig findet sich wiederum nichts unter dem Ausschnitt: Möglicherweise schnitt Flora gelungene Teile einer verworfenen Zeichnung aus, um sie auf einem weißen Blatt wiederzuverwenden. Das würde die fließenden Linien erklären, die ohne zu stocken vom bereits aufgeklebten Ausschnitt in das noch freie Blatt gleiten (, ). Manchmal hat zu viel Klebemittel aber auch das Blatt etwas beschädigt (, ). Auf der gedruckten Zeitung sind die Verklebungen natürlich unsichtbar. Auf den Blättern finden sich auch einige Reste von Tipp-Ex, die oft im Bereich der Signatur wieder entfernt wurden (, ; , ). Zumindest zum Teil lassen sie sich darauf zurückführen, dass sie später in Publikationen nachgedruckt wurden. Die Wiederholung der Signatur auf jeder Buchseite wäre wohl etwas aufdringlich, weshalb sie wegretuschiert wurde. Das gedruckte Ergebnis verschleiert diese Veränderungen auch.
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!