Perspektiven zu Mensch und Gott - Ferdinand Steiner - E-Book

Perspektiven zu Mensch und Gott E-Book

Ferdinand Steiner

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Beschreibung

Die Lebensfrage: Woher kommen wir und wohin gehen wir? bleibt sicher keinem Menschen erspart. Sie hat mich von Jugend an begleitet, und vor etwa dreißig Jahren habe ich begonnen, meine Gedanken aufzuschreiben. So wie ich sie damals für mich beantwortet habe, so gebe ich sie hier wieder.

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Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Zur Theorie der Paralleluniversen (2018)

Zwei Welten? (2009)

Am Anfang war das Wort (2017)

Archaisches Denken (2012)

Alter Boden – neue Früchte (2018)

Die Einsamkeit des All-einen (2017)

Werte als Wegweiser (1988)

Mir graut vor dieser Welt (2018)

Warum gibt es Krieg unter den Menschen? (1993)

Macht im zwischenmenschlichen Bereich (1992)

Satan auf Erden (2011)

Abel ging ins Licht (2016)

Unser Verhältnis zu Sexualität und Moral (2008)

Drei Arten Liebe (2018)

Bewusstheit und Beziehung (2018/1999)

Innere Stabilisatoren (2017)

Der Erlöser vom Genezareth (2009)

Mysterien im Christentum (2018)

Warum will ich Christ sein? (2017)

Ich ist! (2012)

Vorwort

„Ich kann nicht mehr an Gott glauben, wenn er so viel Schlimmes und Grausames geschehen lässt!“ Wie oft hört man nicht diese Worte von zutiefst enttäuschten und verbitterten Menschen. Kann es sein, dass dieser Vorwurf den Falschen trifft? Es war auch meine Frage von Jugendtagen an und ich begann zuerst Gott und dann den Menschen zu hinterfragen.

Unsere moderne Welt ist zu einer wissenschaftlichen Welt geworden. Ich will hier nicht die so oft zitierte Wissenschaftsgläubigkeit zur Diskussion stellen, doch muss es erlaubt sein, neben der von ihr beherrschten materiellen Welt auch noch jene andere Welt zu sehen, die immaterielle, die unsichtbare Welt.

Seit dem Beginn der Neuzeit wird der Einfluss der Religion immer mehr zurück gedrängt, die bis dahin alle offenen Fragen mit der simplen Antwort versah, dass Gottes Ratschlüsse vom Menschen nicht erfasst werden könnten. Hielte ich diese Beantwortung allmächtiger Fragen für richtig, dann hätte ich mich in den letzten Jahrzehnten nicht wiederholt hingesetzt und Antworten versucht, die sowohl der materiellen wie auch der geistigen Welt gerecht werden können, ohne auf diese (christliche) Generalklausel zurück greifen zu müssen. Meine grenzenlose Neugier trieb mich immer wieder in Gefilde, wo andere Menschen bereits aufgehört haben nachzufragen.

Es sei offen bekannt, dass die Basis meiner Gedanken bei der menschlichen Grundausstattung beginnt, nämlich einem zweigeteilten Gehirn, das seine Erkenntnisse immer nur aus dem Verstehen von Gegensätzen gewinnen kann: Unser Gehirn ist bipolar angelegt! Und das ist zugleich auch schon die Grenze unserer Erkenntnisfähigkeit mit Mitteln des Verstandes.

Genauso offen will ich jedoch auch bekennen, dass ich an einen Gott glaube. Zwar nicht an den vom Menschen erschaffenen (Ludwig Feuerbach), sehr wohl aber jenen, von dem ich mir kein Bild erlaube. Am wichtigsten war mir beim Schreiben aber immer der Wunsch, mir selbst, ohne etwas nachzuplappern, ein Bild von der Welt zu machen, nicht nur von der irdischen sondern auch von der geistigen. Wenn es neben der materiellen nicht auch noch eine andere Welt gäbe, eine unsichtbare, dann wären meine Überlegungen sinnlos und überflüssig. Dann hätte ich wie Stephen Hawking den Schöpfergott ganz einfach durch die heilige Mathematik substituiert und erklärt, die Schöpfung sei mit ihrer Hilfe restlos erklärbar (auch wenn wir vielleicht noch nicht ganz so weit sind). Bei allem Respekt vor dem Wissen und dem Schicksal des kürzlich verstorbenen Physikers muss ich doch einwenden, dass es gedanklich möglich ist, sich ein Universum vorzustellen, in dem die 3 und die 7 keine Primzahlen sind oder auch ein Universum, das aus lauter Hundewelpen besteht.

In „Zur Theorie der Paralleluniversen“ habe ich diesen durchaus verwirrenden Gedanken Rechnung getragen.

Wer sagt mir aber, dass die sinnliche Wahrnehmung unserer Gehirne wirklich erschöpfend ist? Vielleicht entsteht unser Glaube an die Existenz einer materiellen und einer geistigen Welt nebeneinander wiederum nur aus den Grenzen unserer Denkapparate oder Sinne?

„Zwei Welten?“ geht dieser Überlegung nach.

Die große Gefahr im Denken der Menschen entsteht jedoch immer aus der Verwendung von Worten, die sind nichts anderes als Bilder für eine Bedeutung oder einen Sinn. Die Menschheit ist verrückt nach ihren Worten und ist sich dabei meist nicht bewusst, dass sie selber der Schöpfer dieser Worte ist, sie will einfach glauben. Deren Vieldeutigkeit ist eine weitere Komplikation in der menschlichen Kommunikation:

„Am Anfang war das Wort“

Durch das Wort wird das Denken des Sprechers offenbar. Wollte man gemein sein, dann könnte man sogar Rückschlüsse auf seinen Charak-ter ziehen. Viele Menschen bevorzugen meiner Meinung nach „Archaisches Denken“

Ob wir es wollen oder nicht: ein Teil unseres Wesens ist immer mit der Vergangenheit beschäftigt. Sie ist als Erinnerung nicht nur in uns, sondern auch in allen Völkern. Erinnerungen steuern uns unbewusst:

„Alter Boden – neue Früchte“

Da Menschen die Neigung haben, ständig um sich selbst und ihr Ich zu kreisen, stach mich irgendwann der Hafer und ich fragte mich, wie es Gott wohl in der Zeit erging, als es noch keine Zeit gab, also vor dem Urknall. Über eins bin ich mir dabei klar: So kann ich nur mit ihm reden!

„Die Einsamkeit des All-einen“

Die Werte des christlichen Abendlandes werden heute sehr gerne zitiert, wenn es darum geht, Einstellungen aus anderen Kulturen und Religionen abzuwehren und zurückzuweisen. Die wenigsten wissen jedoch, wovon sie reden. Wie Werte entstehen und wie sie sich weiterentwickeln, beschäftigt mich seit drei Jahrzehnten:

„Werte als Wegweiser“

Wenn man allerdings genauer hinschaut, wie die Wertentwicklung in den letzten Jahrtausenden verlaufen ist, kommt einem das große Grauen:

„Mir graut vor dieser Welt“

Den Anstoß zu diesen Gedanken erhielt ich vor mehreren Jahrzehnten von meinem Reiki-Meister:

„Warum gibt es Krieg unter den Menschen“

Wenn man von Auslösern des Krieges spricht, stößt man zwangsläufig auf das Thema Machtausübung. Ist die Macht an sich böse oder gibt es auch andere Perspektiven?

„Macht im zwischenmenschlichen Bereich“

Wir Menschen haben uns mit unserer Wertentwicklung sichtbar in eine Sackgasse manövriert, doch warum haben wir so viele fehlerhafte Werte gefunden? Hat uns die Schlange dazu verführt oder ein Dämon oder gar der Satan selber?

„Satan auf Erden“

Auf einen gänzlich anderen Ansatz brachte mich die Frage einer alten Dame, die mittlerweile wohl mehr weiß, weil sie schon verstorben ist:

„Woher kommt das Böse in der Welt? Fragen wir das Alte Testament:

„Abel ging ins Licht“

Im Licht der Erkenntnisse über die neolithische Revolution kann auch die menschliche Sexualität ganz anders angeschaut werden.

„Sexualität und Moral“

Weit mehr als nur die Sexualität bewegt die Menschen das Grundbedürfnis nach Liebe. So weit es dabei nicht nur um rein körperliche Akte geht, kann man drei Arten unterscheiden:

„Drei Arten Liebe“

Diese Welt ist nicht gerade ein Ort des Friedens und der Freude. Ich sehe keinen Sinn darin, diese Tatsache zu verdrängen. Ich sehe aber Sinn darin, uns selber aufzurichten mit dem Essay:

„Innere Stabilisatoren“

Als Ergänzung dazu habe ich mich intensiv mit der Tätigkeit Jesu zu seinen Lebzeiten beschäftigt und mit seinem Versprechen von der Erlösung:

„Der Erlöser vom Genezareth“

Nichts kann das Interesse eines Menschen so herausfordern wie ein Geheimnis. Daraus kann man aber auch eine Taktik machen oder man ist so in Mysterien gefangen, dass man das nicht einmal merkt: Mysterien im Christentum

Aus äußerem Anlass wurde ich in die Frage gedrängt, warum ich bei aller Kritik an Kirche und Gesellschaft Christ bleiben will. Nach allen Arbeiten der letzten Jahrzehnte fiel mir etwas auf, nämlich die Kernbotschaft des Christentums, wie sie so nicht oft verstanden wird:

„Warum will ich Christ sein?“

„Bewusstheit“ ist das Um und Auf für aktive Lebensgestaltung und das nicht nur in der Beziehung

Ist diese Erde ein Tal der Tränen, wie uns die Kirche so lange gelehrt hat? Und wenn ja, wo ist dann der Sinn des uns auferlegten Leides? Mein persönliches Glaubensbekenntnis beschränkt sich nicht auf die Aufzählung von Lebensdaten Jesu. Ich glaube, dass wir, ohne es zu wissen, an einem Programm teilhaben, dessen Hergang wir nicht kennen und nicht wissen, dessen Hingang uns aber leicht verständlich ist: Wir sollen lernen bedingungslos zu lieben, wir sollen die universale Liebe erfahren, um zu Gott zurückkehren zu können. Das Tempo dazu geben wir selber vor, unser Schöpfer erwartet uns in bedingungsloser Liebe. Vor allem aber durfte ich erfahren, warum Gott so viel an Krieg, an Leid und Grausamkeit zulässt und warum er nichts dazu und nichts dagegen tut. Es stärkt meinen Glauben! Und das ist der Sinn, den ich für mich gefunden habe: „Ich ist“

Schon vor Jahren ist in mir ein Bild für seelische Gesundheit entstanden: Wenn sich ein klarer Verstand und geläuterte Gefühle zusammen fügen wie zwei betende Hände, dann entsteht Geist. Geist ist die höchste Form der menschlichen Entwicklung und das Ziel unserer Existenz.

Graz im August 2018

1. Zur Theorie der Paralleluniversen (2018)

Vielleicht geht es mir ja so wie einem römischen Kurienkardinal im 15. Jahrhundert. Vollkommen unglaubhaft, dass die Erde keine Scheibe sondern eine Kugel wäre! Heute sind wir natürlich weiter und blicken mit einer gewissen Verachtung auf die Ahnungslosen von damals.

Der große Albert Einstein hat uns vorgerechnet, dass die Zeit mit fortschreitender Geschwindigkeit eines Objektes im Universum immer langsamer vergeht. Ist die Lichtgeschwindigkeit erreicht, dann bleibt die Zeit überhaupt stehen, das heißt, alles im Universum geschieht gleichzeitig. Unser menschliches Gehirn ist jedoch für einen linearen Zeitablauf geschaffen und so kriegen wir kein Bild davon, was es heißen könnte, dass alles gleichzeitig passiert. Deshalb ist die erste Reaktion auf eine solche Behauptung so, wie sie wohl bei vielen Leuten eintritt: Das versteh ich nicht, das kann nichts Gescheites ein! Wie halt auch bei manchem Kurienkardinal.

Rein rechnerisch ist das Paralleluniversum aber gar nicht so unverständlich. Wenn Raum und Zeit unendlich sind, dann ist es nur logisch, dass es bei unendlicher Anzahl von Universen mehrere, wenn nicht viele geben muss, die in ihrer Gestaltung ident sind. Genauso ist es jedoch auch logisch denkbar, dass sich Materie zu einem Universum zusammenfügt, das aus lauter Hundewelpen besteht. Rein rechnerisch können wir ja auch die Schwerkraft aufheben!

Jetzt gibt es Kosmophilosophen, die behaupten, dass mit jeder Entscheidung eines Menschen die jeweils zweite Möglichkeit ausgeschieden wird. Weil aber alles gleichzeitig erfolgt, entsteht nicht nur auf der Basis der getroffenen Entscheidung ein neues Universum, sondern auch durch die im Entscheidungsprozess ausgeschiedene Variante. Begründet wird das mit einem Phänomen der Quantenphysik – für potentielle Kurienkardinäle wiederum völlig unverständlich – und deren Feststellung, dass ein subatomares Teilchen erst durch Messung zum Teilchen wird. Misst man es in seiner Eigenschaft als Welle, dann wird es eine Welle sein. Das heißt, wir Menschen beeinflussen die Entstehung von Teilchen oder Welle!

Schon in meinen jungen Jahren war ich mit einem bescheidenen Grad an Weisheit ausgestattet und habe meine Zuhörer gerne damit beeindruckt, ihnen die Relativität – merke: meine Relativität! von Entscheidungen vorzuführen. „Wenn du dich im Wald verlaufen hast, kannst du bis zur Weggabel zurückgehen, die du falsch gewählt hast und damit deinen Fehler korrigieren. Im Leben geht das nicht, denn während du eine falsche Entscheidung zu korrigieren versuchst, ist inzwischen Zeit vergangen und die Situation der Entscheidung ist nicht mehr die selbe. So weißt du im Leben meist nicht, welche Entscheidung falsch oder richtig war, vorher nicht und oft genug auch nachher nicht, weil es ja jederzeit auch noch viel schlimmer hätte kommen können.“

Unter der Grundannahme des Zeitverlaufes, so wie unser Gehirn das wahrnimmt, entsteht also mit jeder Entscheidung ein neues Universum in Gestalt der getroffenen Entscheidung sowie auch in Gestalt der verworfenen Entscheidung. Also erst die Entscheidung und dann als Folge die Entstehung! Dann hätte die unendliche Zahl von Universen einen Zuwachs von 2 erfahren. Wie viel ist ∞ + 2? Ich vermute gleich viel wie ∞- 2!

Ist jedoch ein Zeitablauf wie beschrieben nicht gegeben, dann kann eine Entscheidung, weil alles gleichzeitig geschieht, kein neues Paralleluniversum zur Folge haben, weil dieses zeitlich eine Entscheidung voraus–setzt.

Ich fürchte, irgendwie habe ich mich in das Universum der Hundewelpen verirrt und mein ganzer Kommentar zum Thema Paralleluniversum ist ein jämmerliches Winseln.

2. Zwei Welten? (2009)

Warum immer die Schöpfung so eingerichtet ist, sie besteht aus einer geistigen und einer materiellen Welt, für uns Menschen wahrnehmbar als Dualität. In diese Welt werden wir hineingeboren und es ist gewissermaßen unser Geburtsrecht, diese Welt so wahrzunehmen. So ist auch unser Gehirn beschaffen, es besteht aus zwei Hälften, die eine unterschiedliche Sicht der Welt wahrnehmen: analog und digital sind die beiden Pole.

Polarität

Polarität als Folge der Dualität besteht somit primär zwischen Fühlen und Denken, zwischen rechter und linker Hirnhemisphäre, zwischen Herz und Kopf. Polarität kann jedoch auch innerhalb dieser beiden menschlichen Bereiche entstehen, wenn sich Gefühle widersprechen oder ebenso Gedanken in sich widersprüchlich sind. Das zwingt uns, einzuhalten und eine Reflexion unser Gefühle oder Gedanken vorzunehmen, sofern wir die Widersprüchlichkeit wahrgenommen haben, wenn wir also über die nötige Bewusstheit verfügen. Konnten wir den Widerspruch auflösen, dann sagen wir: Ich bin einen Schritt weitergekommen! Wir empfinden das so, als hätten wir uns entwickelt, weil wir – je nachdem – unser Fühlen oder Denken differenzieren konnten. Das allerdings spielt sich nur in unserer, mit unseren Sinnen erfassbaren Welt ab. Es ist die Welt des menschlichen Geistes, ohne den Selbstreflexion nicht vorstellbar ist. Menschen, die zur Selbstreflexion nicht fähig sind, empfinden wir dementsprechend oft als geistlos.

In einem einzigen großen Schritt kann dieser menschliche Geist das Universum bis an dessen Grenzen durchmessen, um dort seine eigenen Grenzen zu erkennen: Was nun? Wo ist das Ende des Univer-sums und was kommt dahinter? Die Bipolarität unseres Gehirns lässt eine Beantwortung dieser Fragen nicht mehr zu; vom Begriff „Unendlichkeit“ (räumlich wie auch zeitlich) haben unsere Denkstrukturen ebenso wenig eine Vorstellung wie vom Begriff des „Nichts“.

Sichtbar ist der menschliche Geist somit begrenzt! Er kann aus der Polarität nicht ausbrechen, weil er in sich so konzipiert ist: er ist bipolar.

An dieser Stelle müssen wir halt machen, hier geht es mit menschlichen Sinnen nicht mehr weiter. Versuchen wir es also aus einer anderen Perspektive.

Die Hintereinanderschaltung von Lupen und die Erfindung von Fernrohren zum Beginn der Neuzeit haben den menschlichen Geist an die Grenzen des Universums geführt. Mit der Erfindung des Mikroskops ging der Geist in die Gegenrichtung und entdeckte nach einiger Zeit die Analogie zwischen Makrokosmos und Mikrokosmos. In beiden gelten dieselben Gesetze. So weit ist das auch wissenschaftlich für lange Zeit unbestritten ebenso wie die mit unseren Sinnen wahrnehmbare Kontinuität von Raum und Zeit.

Bis Albert Einstein. Ab jetzt und für viele bis heute nicht verständlich sind Raum und Zeit nicht linear und nicht absolut. Ist der menschliche Geist nach einigem Zögern noch in der Lage zu glauben, dass die Erde eine Kugel und keine Scheibe und nicht das Zentrum des Universums ist, so verweigert er sich entschieden der Vorstellung von einem gekrümmten Raum oder von einer Zeit, die rückwärts laufen könnte. Alle Erfahrung spricht dagegen. In Wahrheit aber ist unser Gehirn nicht so beschaffen, dass es von selbst aus dem Käfig der Dualität ausbrechen könnte: Alles hat für uns einen Anfang und wenn es einen Anfang hat, dann hat es auch ein Ende. Alles Gegenständliche hat eine Ausdehnung und ist irgendwie im Raum angeordnet.

Alle Gegenstände, die ich sehen und angreifen kann, bestehen aus einer Materie und sei sie noch so unterschiedlich gestaltet. Diese Begrenzungen sind ein Teil unserer Denkstrukturen, in denen unsere Wahrnehmung gefangen ist.

Es ist für den Durchschnittsmenschen einfach nicht vorstellbar, dass sein Schreibtisch materiell in Wahrheit nicht da sei. Ebenso kann er nicht „begreifen“, dass alle Materie dieses Universums zusammen in seinem Wohnzimmer Platz fände. Und doch hat Heisenberg mit seiner Quantenphysik diesen Nachweis erbracht, für den uns die Vorstellung fehlt. Ein einfaches Bild kann uns jedoch weiterhelfen:

Der kleinste Baustein der Materie, das Atom, besteht aus einem Atomkern und einer Elektronenhülle, die um diesen Kern kreist. Hätte der Atomkern die Größe eines Fußballs und läge in Wien, so kreiste das Elektron mit der Größe einer Erbse im Abstand der griechischen Hauptstadt Athen um den Atomkern. Und dazwischen ist – nichts! Außer der mächtigen Energie, die bei der Kernspaltung frei würde. Diese ungeheure Energie ist gebunden in der Umlaufgeschwindigkeit der Elektronen.

Dazu eine Analogie: Ein Kleinflugzeug hat einen Propeller mit zwei oder drei Blättern, die im Ruhezustand nicht nur sichtbar sondern auch völlig harmlos sind. Wird jedoch der Motor gestartet, so ist in Kürze von diesen Rotorblättern nichts mehr zu sehen als bestenfalls ein durchsichtiger Kreis und jeder vernünftige Mensch würde sich hüten, in diesen Kreis zu greifen.

Hätten wir die Technologie, diesen Propeller nicht 3000 Mal in der Minute rotieren zu lassen, sondern 300.000 Mal in der Sekunde, dann würde das Material der Rotorflügel in jeder Sekunde 300.000 Mal an der selben Stelle stehen und der Kreis des Propellers erschiene uns als feste Scheibe, die wir angreifen können.

Ein Elektron bewegt sich aber nicht 300.000 Mal um den Atomkern sondern mit Lichtgeschwindigkeit, also mit 300.000 km in der Sekunde! Um wie viel mehr muss uns also Materie als fest und starr erscheinen, die in Wahrheit aus fast keiner Materie und anstatt dessen nur aus höchster Geschwindigkeit besteht.

Das wiederum ist auch dem einfachen menschlichen Geist zugänglich. Doch er stellt sofort die embryonale Frage: Warum ist das so? Wer hat diese enormen Rotationen in Gang gesetzt? Interessanterweise kommen nun manche Quantenphysiker mit derselben Antwort, die sich die Menschen schon in frühesten Zeiten gaben, wenn sie etwas nicht erklären konnten: Die Götter haben es so eingerichtet. In monotheistischen Religionen war es eben der eine Gott, der das alles kraft seiner Allmacht in Gang gesetzt hat. Auf einfachste Weise wird das Unerklärliche verständlich gemacht. Was menschlicher Geist nicht erfassen kann, wird mit göttlich erklärt.

Aus einer Vielzahl von Göttern, für gewöhnlich in Gestalt eines Standbildes sichtbar und angreifbar gemacht, entwickelt sich geschichtlich die menschliche Vorstellung hin zu einem einzigen Gott, der ein reines Geist- oder Energiewesen sei, unsichtbar und unbe-greifbar.

Juden, Christen und Moslems war dieser eine Gott gemeinsam, in seinen unterschiedlichen Ausgestaltungen aber natürlich auch das exklusive Besitztum der jeweiligen Religion. Gemeinsam ist ihnen aber auch die Vorstellung eines Gottes außerhalb von der menschlichen Person, also ein DU zum Gesamtindividuum Menschheit. Unser Gegenstück Gott ist daher wiederum nichts anderes als die begrenzte Einsicht unseres bipolaren Gehirns: Alle Entwicklungen des menschlichen Geistes führen wiederum in die Dualität: Gott und Menschheit.

Wie sich in der Naturwissenschaft aber die fest gefügten Wahrheiten aufzulösen begannen, so begab sich auch in der Geisteswissenschaft ein Gesinnungswandel. Joel Goldsmith stieg radikal aus der Polarität aus und verkündete, dass es nur eine Kraft gäbe und alle anderen Erscheinungen hätten in Wahrheit keine Kraft, außer wir Menschen weisen ihnen eine solche zu. Alles was der zweiten Kraft zugeordnet sei, könne nur als Schatten, als Gespenst und Erfindung des menschlichen Geistes existieren und habe keine Realität neben der göttlichen Einheit. Diese – als nicht personaler Geist – sei die einzige Realität in der Gesamtheit der Universen. In ihrem Namen habe Jesus Christus den Sündern vergeben, Kranke geheilt, Tote erweckt und die Hungrigen gesättigt, weil er aus der Fülle der göttlichen Einheit schöpfte. Wenn er und der Vater eins waren und er schon ist, ehe Abraham ward, dann ist er der Ausdruck Gottes in dieser Welt.

Nichts läge näher, als diese Ausnahmeerscheinung Jesus von Nazareth nun als Gott der göttlichen Einheit zuzuschlagen und ergänzt um einen schwer begreiflichen Heiligen Geist der Menschheit gegenüber zu stellen. Die alte Polarität ist wieder hergestellt in Gestalt der christlichen Religionen mit ihrem Exklusivanspruch auf ihren alleinigen Gott. Genau diesem Anspruch aber verweigert sich J. Goldsmith. Für ihn ist Gott die einzige Realität und alle Phänomene des Universums sind Teil dieser Realität. Alles, was nicht in die Vorstellung von diesem universalen Gott passt, wird nicht als Realität anerkannt.

Wenn der menschliche Geist Phänomene erschaffen kann, was Goldsmith gar nicht bestreitet, dann kann dieser Geist auch Phänomene unwirksam machen. Menschliche Verirrungen können daher sehr wohl mit menschlichem Geist korrigiert werden, siehe Mentaltraining. Das konzediert auch Goldsmith, sieht seine zahlreichen Heilungen jedoch nicht als Folge seiner eigenen Heil- oder Suggestivkraft, sondern ausschließlich als das Wirken der göttlichen Einheit wie seinerzeit bei den Aposteln nach dem Pfingstwunder.

Ich kann ihm nicht widersprechen, wer könnte einer solchen Behauptung überhaupt widersprechen? Ich habe nur den störenden Verdacht, dass nicht nur mein bipolares Gehirn ein Problem damit hat, sich eine Einheit ohne ein zweites überhaupt vorstellen zu können. Offen oder versteckt schleicht sich immer wieder eine Polarität in unsere Wahrnehmung. Buddha erkannte sein Nirwana und Laotse sprach von der Gesetzmäßigkeit. Ich kenne den Gefühlszu-stand des „Ich bin“ und nicht so wenige kennen die „ozeanischen Gefühle“. Ist es die göttliche Einheit, die Göttlichkeit im Menschen, wenn sich über kurze oder längere Zeit ein Zustand ohne alle innere Widersprüche einstellt? Der Zustand absoluter Seelenruhe? Dann wäre es ein Ziel, mehr davon zu haben oder zu lernen.

Neben dieser absoluten Einheit jedoch steht für mich sichtbar und unwiderlegbar eine zerrissene, widersprüchliche und unglückliche Menschheit und sie ist nicht nur die Wahrnehmung meines bipolaren Gehirns. In dieser Menschheit gibt es Glück und Unglück, hoch und tief, laut und leise; eine Zeit des Friedens und eine Zeit des Krieges, eine Zeit, Steine zu sammeln und eine Zeit, Steine wegzuwerfen. Mitten durch diese Menschheit geht der Riss der Polarität.

Welchen Sinn ergibt das Vorhandensein eines unendlich göttlichen Geistes und daneben eines gar so begrenzten menschlichen Geistes?

Welchen Sinn hat Polarität? Da sind zwei Welten in voller Polarität nebeneinander, jedoch zwei Welten, die sich in der menschlichen Sphäre genauso darstellen: Es gibt die Leuchtkraft menschlicher Liebe und ihrer Großtaten ebenso wie den Abgrund des Hasses. In der Existenz des Menschen wird die göttliche Einheit sichtbar mit all ihrer Fülle und wird die menschliche Schwäche sichtbar mit all ihrer Not. Polarität ist für mich das Wesen der Menschheit, beginnend bei ihrer Gehirnstruktur und über ihre polaren Liebesbeziehungen bis hin zur spirituellen Auseinandersetzung über ihre Vorstellungen zur Rückverbindung – zur Religio.

Man könnte das einfach so hinnehmen und die meisten Menschen tun das wohl auch. Ich kann nicht! Mir fehlt die Brücke zwischen den beiden Welten, mir fehlt die Sinnhaftigkeit ihrer Trennung voneinander. Auch die härteste Auseinandersetzung in Gegensätzen verfolgt ein Ziel: Den Ausgleich der Polaritäten. Der Sturm eines Tiefdruckgebietes bezweckt den Druckausgleich mit dem Hochdruckgebiet. Heißes und Kaltes gleichen sich aus, das Hohe fällt tief. Das negative Potenzial wandert zum positiven. Welcher Potenzialausgleich ist zwischen der göttlichen Einheit und der Menschheit fällig? Wer sich dieser Frage nicht stellt, begeht meines Erachtens Realitätsverweigerung. Denn wir sind nach meiner Annahme wohl nicht zufällig wie wir sind.

Wissen Mystiker mehr? Sind sie in der Lage, hinter die Polarität zu schauen und wissen sie etwas über deren Sinn? Ich fürchte, auch diese Frage muss in dieser Arbeit unbeantwortet bleiben. Allerdings ist meines Wissens allen Mystikern gemeinsam, dass sie über eine Wahrnehmung verfügen, die über das Maß des durchschnittlichen Menschen hinausreicht. Sie geraten daher meist in Widerspruch zur herrschenden Meinung und sind auch nicht selten der Verfolgung ausgesetzt.

Wenn unser Geist bipolar und dort die Ursache für unsere Leiden zu finden ist, dann wird verständlich, warum die wichtigste Forderung der Mystiker immer wieder lautet, den Stillstand der Gedanken herbeizuführen. Wenn es mir gelingt, das Denken abzuschalten, dann ist auch die Polarität beseitigt, da sie ja gerade zwischen Denken und Fühlen pendelt. Aber ist damit dann nicht auch jene Eigenschaft des Menschen aufgehoben, die ihn vor allen Lebewesen auszeichnet? Regrediert er nicht auf die Stufe eines Tieres, wenn er nur noch seinem Fühlen unterliegt?

Das ist sicher ein Fehlschluss! Die Mystiker fordern nicht die Abschaltung des Verstandes für alle Zeit, sondern nur für die Zeit der Meditation! Gerade hier aber können Einsichten entstehen, die bei klarem Tagesbewusstsein unmöglich wären. Sofort würde sich der Verstand mit seinen Erfahrungen und Einschränkungen zu Wort melden und die unbeschränkte Grenzenlosigkeit der Gefühle in seinen ihm vertrauten Rahmen zwingen. Möchten also unsere Gefühle die Freiheit des Fliegens erleben, was uns im Traum unbedenklich möglich ist, so wird der Verstand sofort einwenden: „Du Idiot, du hast keine Flügel!“ Doch dem menschlichen Geist können im Zustand der Meditation durchaus Flügel wachsen.

Wenn man in diesem Zustand die Enge des Verstandes hinter sich lässt, kann man zu Erkenntnissen finden, die auch dem Verstand nachher (widerstrebend aber doch) zugänglich werden. Wir finden dazu sichtbar Parallelen in der menschlichen Entwicklungsgeschichte: hätte vor fünf Generationen jemand behauptet, dass wir in nicht allzu ferner Zukunft 22 Männern, die in Südamerika einem Ball nachlaufen, praktisch im selben Augenblick zuschauen können, er wäre umgehend in der Klapsmühle gelandet. Heute ist Satellitenfernsehen bereits Alltag! Doch dazu musste erst mal jemand aus seinem Geist die Idee entwickeln, dass so etwas möglich sei. Er musste die Grenzen seines Verstandes überschritten haben, um so etwas überhaupt denken zu können.

Solche Kühnheit ist dem menschlichen Verstand nicht oft zu eigen, das sieht man auch an manchen hochgebildeten Menschen, deren Engstirnigkeit uns zu schaffen machen kann. Zu sehr sind sie dem Wenn-Dann des Denkens und ihren vorgegebenen Denkkonzepten verhaftet. Gäbe es nicht Menschen, die aus dem Käfig des konservierenden Denkens wiederholt ausgebrochen sind, wir würden heute noch auf den Bäumen hocken.

Der Geist allerdings kann fliegen. Seinen Anstoß erhält er nicht selten aus der embryonalen, ja geradezu aufsässigen Frage: „Warum soll das nicht gehen?“ Meist bemüht er dazu nicht die kausalen Gesetzmäßigkeiten, die unseren Alltag bestimmen, sondern Analogien. Diese fordern ihn heraus, Dinge zu denken, die dem Verstand nicht erlaubt sind zu denken. Der Beweis dafür – also die Wissenschaft – folgt später nach. Nebenbei ist die Wissenschaft jene Disziplin, die heute mit absoluter Sicherheit zu beweisen in der Lage, dass das, was sie gestern behauptet hat, falsch ist. Und morgen wird das nicht anders sein!

In einem solchen meditativen Zustand kam mir (unter dem Einfluss von Olaf Jacobsen) eine häretische Idee: Was ist, wenn unsere materielle Welt ein perfektes Abbild der geistigen Welt wäre? Das einzige, was mich daran hindern kann, das zu glauben, ist meine menschlich begrenzte Wahrnehmung. Also die sichtbare Welt sehe ich mit meinen Augen. Ich sehe sie nur bei Licht und meine Augen beschränken meine Wahrnehmung auf die Wellenlängen zwischen etwa 350 und 700 Nanometer. Die anderen Spektren des Lichts kann ich nicht mehr sehen, ich kann sie bestenfalls noch in ihren Auswirkungen wahrnehmen, etwa durch einen Schweißausbruch über 700 (Infrarotwelle) oder einen Sonnenbrand unter 350 Nanometer (Ultraviolett).

Die Lichtrezeptoren meiner Augen sind also auf einen sehr engen Bereich begrenzt. Ich sehe keine Radiowellen und ich sehe keine Röntgenstrahlen. Sind die einen unter der Lichtfrequenz angesiedelt, so liegen die anderen darüber. Ich habe dafür keine Sensoren, ich nehme sie nicht wahr. Aber die übrigen Spektren der elektromagnetischen Strahlung existieren trotzdem!

Das bedeutet für mich eine zwingende Schlussfolgerung: Wir nehmen vom Ganzen nur einen Bruchteil wahr! Wir sind eingeengt auf unsere körperlichen Rezeptoren (unsere Sinne) und auf unsere geistigen Rezeptoren (Gefühle, Erleuchtung und Intuition) und nicht zu vergessen unseren Verstand. Mit keinem Wort aber ist dabei behauptet, dass eine Dualität zwischen der geistigen Welt und der materiellen überhaupt existiert. Der Schlüssel für alle scheinbaren Diskrepanzen zwischen Gott und der Welt liegt ganz offenbar nur in unserer menschlichen Wahrnehmung.

Die materielle Welt ist folglich nur jener Teil der unsichtbaren Energiewelt, der sich auf unserer menschlichen Schwingungsebene manifestiert. Und so eng dieses Spektrum auch sein mag, es ist immer noch breit neben vielen anderen Lebewesen. Ein Fisch wird kaum Luft wahrnehmen und eine Katze analog dazu Wasser nur als Bedrohung. Ich war als Kind bettelarm, habe aber meine Armut höchstens dann wahrgenommen, wenn andere Kinder schöneres Spielzeug hatten, ich hatte keinen Sensor für Armut.

Die materielle Welt ist die von uns Menschen wahrgenommene Analogie der geistigen Welt auf niedrigerer Schwingungsebene. Irdische Tatsachen sind also meine subjektiv vorgenommenen Interpretationen der geistigen Welt auf der materiellen Ebene.

Geistige und materielle Welt sind keine Polaritäten, sie sind eine einzige Welt. Was uns als Polarität erscheint, ist die Auswirkung unserer eingeschränkten Wahrnehmung der materiellen Welt.

Das führt uns zu einem totalen Paradigmenwechsel in Geist und Materie: Unsere Wahrnehmung ist nur unsere Perspektive, mit Hilfe unserer selektiven Wahrnehmung gestalten wir unsere Realität durch Akzeptanz oder Nichtakzeptanz. Damit ist alles perfekt, außer ich will es nicht so sehen!

Diese wahrhaft kühne Behauptung über das Zusammenspiel von sichtbarer und unsichtbarer Welt bedarf nun natürlich noch einer Darstellung, der auch unser Verstand folgen kann. Ich greife dazu auf das oben beschriebene Modell des Atoms zurück.

Die ungeheure Energie, die Atomkern und Elektronenhülle zusammenhält, ist für uns nicht sichtbar und auch nicht mit anderen Sinnen erfassbar. Aber seit der ersten Atombombe wissen wir definitiv, dass sie existiert. Sie ist das Energiefeld des Mikrokosmos. Analog dazu ist die Schwerkraft das Energiefeld im Makrokosmos. Diese unsichtbaren Kräfte bestimmen den Zusammenhalt des gesamten Universums, das ist eine Binsenweisheit.

Kräfte und Energien sind nicht materiell, oder besser gesagt, sie sind mit unseren Sinnen nicht als materiell erfassbar. Doch sie bewegen Atome, Planeten und Sterne im kleinsten wie im größten. Materie – so weit überhaupt vorhanden – steht in einem reaktiven Verhältnis zur Energie, denn Energie kann Materie beliebig „überspringen“. Ich glaube, von Isaac Newton stammt der Versuch mit den fünf Metallkugeln, die hintereinander an Schnüren so aufgehängt werden, sodass sie sich berühren. Zieht man an einem Ende eine Kugel weg und lässt sie wie ein Pendel auf die ganze Reihe schlagen, dann bewegen sich die mittleren drei Kugeln nicht. Erst in der letzten wird die Stoßenergie durch einen seitlichen Ausschlag sichtbar. Die Energie pflanzt sich unsichtbar durch die mittleren Kugeln fort. Ähnlich stellt man sich auch die Ausbreitung von elektrischem Strom in einem Leiter vor. Es rasen also keine Elektronen durch den Draht ….

Beobachtungen der Quantenphysik zeigen das gleiche Bild noch viel drastischer: Jedes Teilchen, das einmal mit einem anderen in Berührung kam, reagiert mit diesem ohne Verzögerung, auch wenn sie mittlerweile Lichtjahre voneinander getrennt sind. Und wenn man weiters ein Teilchen messtechnisch frägt: Bist du ein Teilchen? Dann wird es antworten: Ich bin ein Teilchen! Frägt man es aber, ob es eine Welle sei, dann antwortet es mit: Ich bin eine Welle. Ob diese subatomaren Teilchen nun beide Eigenschaften besitzen, da sie exakt an der Grenze zwischen materieller und energetischer Welt angesiedelt sind, oder ob sie unter dem Einfluss der Beobachtung ihren „Aggregatzustand“ ändern, ist für mich letztlich ziemlich unerheblich.

Wenn Materie also nichts anderes sein sollte als Energie auf niedrigerer Schwingungsebene, dann wird daraus deutlich, dass die Energie den Vorrang hat vor der Materie, dass Materie von der Energie gesteuert wird. Somit gibt es im Raum im Grunde nur noch Schwingungen im Energiefeld. Das Energiefeld des Atoms genau so wie das Energiefeld eines Sonnensystems. Ein Unterschied zwischen Materie und Nichtmaterie ist nicht mehr erkennbar, er existiert nur in unserer beschränkten Wahrnehmung!

Auch wenn wir Menschen in der unsichtbaren Welt bei weitem nicht alles wahrnehmen können, so muss es doch Verlagerungen der Energien geben, die sich etwa ausdrücken durch die Supernova eines explodierten Sterns. Verschiebungen von Energien führen daher zu Veränderungen in der Materie. Die Kontinentaldrift führt zu Staubildungen in den Kollisionszonen der Kontinente. Wird die Energie (der Druck) zu hoch, dann verschieben sich die Kontinentalplatten und die Menschen an der Oberfläche erleben ein Erdbeben. Sind die Druckunterschiede in der Luft zu hoch angestiegen, dann erleben die Menschen einen Sturm. Für die zivilisierte Menschheit können solche energetischen Vorkommnisse zu einer großen Bedrohung werden, weshalb sie als Negativenergie wahrgenommen werden.

Wenn die sichtbare und die unsichtbare Welt tatsächlich eine untrennbare Einheit darstellen, dann müssen energetische Verschiebungen jedoch auch von unten nach oben wirksam sein. Spannungen in der Materie müssen sich dann ebenso in energetischen Ungleichgewichten äußern, so wie sich Spannungen in der Nichtmaterie auf die sichtbare Welt auswirken. Vor einigen Jahren begab sich auf unserer Welt ein schreckliches Unglück, das diesen Zusammenhang aufzeigen kann. Ein Zusammenstoß der Kontinentalplatten hatte eine Seebeben ausgelöst, das in Indonesien und Thailand annähernd eine Viertelmillion Menschen das Leben kostete.

Auf der vom Tsunami am stärksten betroffenen Insel Sumatra hatte zuvor 30 Jahre lang ein schrecklicher Bürgerkrieg gewütet und es braucht nicht viel an Phantasie, um sich auszumalen wie viel Hass und Gewalttätigkeit diese Region beherrschten, wie viele verzweifelte Flüche hier in den Himmel aufstiegen. Das schuf offenbar in der unsichtbaren Welt dieser Zone ein energetisches Spannungspotenzial von ungeheuren Ausmaßen, das sich in der brechenden Gesteinsschicht unter dem Meer befreite.

Und ein allgemein bekanntes Beispiel liefert uns auch der Alltag: Herrschen Spannungen in der Familie, dann geht noch bald mal ein Stück Geschirr oder ein Glas zu Bruch. Scherben bringen in diesem Fall dann Glück, wenn sich die Spannungen damit ausreichend abreagiert haben, signalisiert durch ein befreites Gelächter. Menschen in unseren Breiten haben da allerdings eher die Neigung zu schimpfen, wodurch sich neuerdings Spannungen aufstauen und der nächste Crash ist damit programmiert.