Pharmapolis: Geschichten aus der Apotheke des Lebens - Lena Sternfeld - E-Book

Pharmapolis: Geschichten aus der Apotheke des Lebens E-Book

Lena Sternfeld

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Beschreibung

Tauchen Sie ein in die Welt von "Pharmapolis – Geschichten aus der Apotheke des Lebens". In dieser faszinierenden Sammlung von Erzählungen nimmt Sie der Apotheker Herr Neumann mit auf eine Reise durch die Tiefen des Alltags und die Geheimnisse der Heilkunst. Jede Geschichte enthüllt das Zusammenspiel von modernen Medikamenten und traditionellen Heilmethoden, während die Kunden der Apotheke nicht nur körperliche, sondern auch seelische Heilung suchen. Von einem alten Mann, der seine Erinnerungen verliert, bis zu einer gestressten Managerin, die im Duft der Heilung neue Kraft findet – die Geschichten in "Pharmapolis" erzählen von menschlichen Schicksalen, die alle auf ihre Weise Heilung suchen und finden. Begleiten Sie Herr Neumann und seine Apotheke, wo nicht nur Medikamente, sondern auch Weisheit und Mitgefühl im Mittelpunkt stehen. Für Liebhaber von emotionalen, tiefgründigen Geschichten und solche, die an die heilende Kraft menschlicher Begegnungen glauben, ist dieses Buch eine wahre Fundgrube an Inspiration und Nachdenklichkeit. Leserstimmen: "Ein Buch, das nicht nur berührt, sondern zum Nachdenken anregt. Die Apotheke wird zum Symbol für Heilung und Gemeinschaft.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 197

Veröffentlichungsjahr: 2024

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Pharmapolis: Geschichten aus der Apotheke des Lebens

Chroniken der Heilkunst und menschlicher Schicksale – Band 1-2

Inhalt

Cover

Titelblatt

Prolog: Das Herz der Apotheke

Band 1

Kapitel 1: Der alte Mann und die verlorene Erinnerung

Kapitel 2: Die junge Mutter und das vergessene Rezept

Kapitel 3: Der Apotheker und das Geheimnis des fremden Medikaments

Kapitel 4: Die gestresste Managerin und der Duft der Heilung

Kapitel 5: Der Teenager und die erste Liebe

Kapitel 6: Die Nachbarin und das vergessene Heilmittel

Kapitel 7: Die einsame Frau und der Trost der Pflanzen

Kapitel 8: Der verlorene Hund und die ungewöhnliche Begegnung

Kapitel 10: Der letzte Kunde und das Versprechen der Zukunft

Band 2

Kapitel 1: Die Rückkehr des alten Freundes

Kapitel 2: Der junge Arzt und die verlorene Kunst

Kapitel 3: Die reisende Kräuterfrau

Kapitel 4: Das Waisenmädchen und das verborgene Wissen

Kapitel 5: Der Künstler und die heilende Berührung

Kapitel 6: Das Erbe der Kräuterkundigen

Kapitel 7: Die erschöpfte Krankenschwester

Kapitel 8: Der verwitwete Mann und der Duft der Erinnerung

Kapitel 9: Die geheimnisvolle Formel

Kapitel 10: Die Brücke zwischen Vergangenheit und Zukunft

Epilog: Das fortwährende Vermächtnis

Urheberrechte

Pharmapolis: Geschichten aus der Apotheke des Lebens

Cover

Titelblatt

Prolog: Das Herz der Apotheke

Epilog: Das fortwährende Vermächtnis

Urheberrechte

Pharmapolis: Geschichten aus der Apotheke des Lebens

Cover

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Prolog: Das Herz der Apotheke

Die kleine Apotheke in der Mitte der Stadt war mehr als nur ein Ort, an dem Medikamente ausgegeben wurden. Ihre alten Holztüren, die sich jeden Morgen pünktlich um acht Uhr öffneten, gaben den Weg frei zu einem Raum, der stets nach Kräutern, Seifen und Heilmitteln duftete. Hier, in diesen verwinkelten Gängen und Regalen voller Tinkturen, Salben und Pillen, spielte sich das wahre Leben ab. Nicht die schnellen, hektischen Momente des Alltags, sondern die leisen, tiefen Augenblicke, in denen Menschen nach Heilung suchten – manchmal für den Körper, manchmal für die Seele.

Die Apotheke war für viele eine Zuflucht. Ein Ort, an dem Zeit keine Rolle spielte und wo Menschen mit ihren Sorgen und Fragen willkommen waren. Es war eine Art stiller Puls der Gemeinschaft, ein Herz, das beständig schlug und doch kaum wahrgenommen wurde, bis jemand es brauchte. In einer Welt, die sich immer schneller drehte, blieb die Apotheke ein Ankerpunkt. Hier ging es nicht nur um das richtige Medikament, sondern oft um die richtigen Worte, einen Augenblick der Fürsorge oder das beruhigende Lächeln des Apothekers hinter dem Tresen.

Der Apotheker selbst, Herr Neumann, war ein Mann mittleren Alters, dessen graues Haar und ruhiger Blick Weisheit und Gelassenheit ausstrahlten. Er hatte die Apotheke von seinem Vater geerbt, der sie wiederum von seinem Großvater übernommen hatte. Die Neumanns waren seit drei Generationen Apotheker, und mit jedem neuen Jahr waren sie ein fester Bestandteil des Stadtbildes geworden. Herr Neumann verstand seine Rolle nicht nur als die eines Verkäufers von Medikamenten, sondern als die eines Hüters der Heilkunst, als jemand, der das Gleichgewicht zwischen moderner Medizin und jahrhundertealter Tradition aufrechterhielt.

Für Herrn Neumann war die Apotheke ein lebender Organismus, der von der Energie der Menschen, die durch seine Türen traten, genährt wurde. Jeder Kunde brachte eine Geschichte mit sich – manche erzählten sie offen, andere versteckten sie hinter einem nervösen Lächeln oder einer kurzen Frage nach einem Medikament. Doch Herr Neumann hörte zu, immer. Oft war das, was nicht gesagt wurde, ebenso wichtig wie das, was ausgesprochen wurde.

Manchmal kamen Menschen mit kleinen Wehwehchen – einer Erkältung, einem Insektenstich, einer schlaflosen Nacht. Aber immer häufiger bemerkte Herr Neumann, dass die Probleme tiefer gingen. Da war die ältere Dame, die jedes Mal länger im Geschäft verweilte, als sie eigentlich musste, nur um ein wenig Gesellschaft zu haben. Der junge Vater, der erschöpft und überfordert aussah, aber nie um Hilfe bat. Oder der Teenager, der nervös zwischen den Regalen umherirrte, als ob er nicht wusste, was er suchte.

Herr Neumann wusste, dass Heilung nicht immer in einer Flasche oder Pille zu finden war. Manchmal brauchte es nur ein offenes Ohr oder einen sanften Rat. Deshalb nahm er sich Zeit. Die Apotheke mochte klein sein, aber sie war reich an Geschichten, Erfahrungen und Verbindungen. Für Herrn Neumann war sie ein Ort, an dem die Seele zur Ruhe kommen konnte – selbst wenn nur für einen Moment.

Die Gemeinschaft vertraute Herrn Neumann und seiner Apotheke. Sie wussten, dass sie hier nicht nur Medikamente erhielten, sondern auch Verständnis, Freundlichkeit und manchmal sogar ein Stück Weisheit, das sie in keinem Lehrbuch finden würden. Die Apotheke war nicht einfach nur ein Geschäft – sie war das Herz der Stadt, das beständig und zuverlässig schlug, ganz gleich, wie chaotisch das Leben außerhalb ihrer Türen war.

Und so begann ein neuer Tag. Die Tür der Apotheke öffnete sich, und mit ihr kamen die Menschen. Jeder brachte seine eigene Last, seine eigene Geschichte. Und Herr Neumann stand bereit – wie immer. Bereit, zuzuhören, zu helfen und, wenn nötig, Heilung zu schenken.

Band 1

Kapitel 1: Der alte Mann und die verlorene Erinnerung

Es war ein grauer Novembermorgen, als Herr Neumann den alten Herrn Becker in die Apotheke schlurfen sah. Herr Becker war seit Jahrzehnten Stammkunde. Er lebte nur ein paar Straßen weiter und kam fast täglich vorbei, auch wenn er nichts brauchte. Sein Lächeln war stets freundlich, doch in letzter Zeit hatte Herr Neumann bemerkt, dass der alte Mann weniger gesprächig war als früher. Statt der lebhaften Anekdoten aus seiner Vergangenheit, die er gerne zum Besten gab, wirkte er nun öfter abwesend und verloren.

„Guten Morgen, Herr Becker!“, rief Herr Neumann mit seiner gewohnt warmen Stimme, als der alte Mann durch die Tür trat.

Herr Becker hob den Kopf und runzelte die Stirn. Einen Moment lang sah er Herrn Neumann an, als würde er ihn nicht wiedererkennen. Dann erhellte sich sein Gesicht, und ein schwaches Lächeln breitete sich über seine Lippen aus. „Guten Morgen, Herr…“, er stockte kurz, „Herr Neumann, nicht wahr?“

„Ganz genau! Was kann ich heute für Sie tun?“ Herr Neumann gab sich Mühe, die Unsicherheit in Herrn Beckers Stimme nicht zu kommentieren. Es war nicht das erste Mal in den letzten Wochen, dass er bemerkte, wie Herr Becker Schwierigkeiten mit Namen oder Details hatte.

„Ach, ich bin mir nicht sicher“, murmelte der alte Mann, während er sich an die Theke lehnte. „Ich wollte einfach ein wenig spazieren gehen, glaube ich. Oder… war da etwas, das ich besorgen musste?“

Herr Neumann betrachtete Herrn Becker aufmerksam. Seine Hände zitterten leicht, und seine Augen wirkten verwirrt. Die Lebhaftigkeit, die einst seine Erzählungen und Bewegungen begleitete, war beinahe erloschen.

„Vielleicht wollten Sie einen Blick auf die neuen Tees werfen?“ Herr Neumann führte Herrn Becker freundlich zu einem Regal, das verschiedene Teesorten enthielt. Er wusste, dass Herr Becker früher ein großer Teeliebhaber gewesen war, und hoffte, ihn so ein wenig abzulenken.

„Ja, Tee…“, sagte Herr Becker langsam, während er die Packungen musterte. Doch seine Augen blieben leer. „Ich erinnere mich an die Zeit, als meine Frau und ich jeden Abend gemeinsam Tee tranken“, murmelte er plötzlich und griff nach einer Packung Kamillentee. „Das war vor so vielen Jahren.“

Herr Neumann nickte. „Ihre Frau war sicher eine wundervolle Dame.“

„Oh, ja“, sagte Herr Becker, sein Blick wanderte ins Leere, als versuche er, ein verschwommenes Bild in seinem Gedächtnis zu fokussieren. „Aber…“, er zögerte, „ich kann mich kaum noch an ihr Gesicht erinnern. Ist das nicht seltsam? Nach all den Jahren…“

Herr Neumann spürte das Gewicht dieser Worte. Er hatte schon oft ältere Menschen gesehen, die mit dem Verlust von Erinnerungen kämpften, aber es war immer schmerzhaft, Zeuge davon zu werden. Herr Becker, der immer so stolz auf seine Erinnerungen an die Vergangenheit gewesen war, verlor nun langsam den Zugriff auf das, was ihm am meisten bedeutete.

„Vielleicht kann ich Ihnen etwas zur Beruhigung geben“, schlug Herr Neumann vor. „Ein Kräutertee für den Abend, um den Geist ein wenig zu entspannen?“

Herr Becker nickte schwach und ließ sich von Herrn Neumann eine Mischung aus Baldrian und Melisse zusammenstellen. Doch als er die Apotheke verließ, wusste Herr Neumann, dass die wahren Sorgen des alten Mannes tiefer gingen als Schlaflosigkeit.

Einige Wochen später

Die Begegnungen mit Herrn Becker wiederholten sich. Immer öfter kam er in die Apotheke und schien dabei etwas zu suchen, das er selbst nicht benennen konnte. Mal war es ein Medikament, mal ein einfacher Tee, doch immer schwang eine gewisse Verlorenheit mit. Herr Neumann hatte inzwischen gemerkt, dass Herr Becker zunehmend verwirrter wurde, und er sorgte sich.

An einem besonders kalten Wintertag kam Herr Becker in die Apotheke, aber dieses Mal war etwas anders. Er schien noch verwirrter als sonst, und als er Herrn Neumann ansah, fragte er: „Wissen Sie, wo meine Frau ist? Ich glaube, sie wollte nur kurz in den Laden, aber sie ist nicht zurückgekommen.“

Herr Neumann atmete tief durch. Er wusste, dass Herr Beckers Frau vor fast zehn Jahren verstorben war. Doch wie konnte er dem alten Mann diese Realität sanft beibringen, ohne ihn zu verletzen?

„Herr Becker“, begann Herr Neumann vorsichtig, „ich denke, Sie haben sich da vielleicht vertan. Ihre Frau… ist sie nicht vor einigen Jahren von uns gegangen?“

Herr Becker sah ihn an, als hätte er ihn gerade auf einer völlig fremden Sprache angesprochen. „Nein, das kann nicht sein“, sagte er, seine Stimme zitterte. „Ich erinnere mich, dass sie hier war. Sie war hier, das weiß ich!“

Herr Neumann spürte das tiefe Leid hinter diesen Worten und entschied sich, Herrn Becker nicht weiter mit der Realität zu konfrontieren. Stattdessen führte er ihn sanft zu einem Stuhl und setzte sich neben ihn.

„Wissen Sie, Herr Becker“, sagte Herr Neumann leise, „manchmal sind unsere Erinnerungen wie alte Bücher. Manche Seiten verblassen mit der Zeit, und manchmal vertauschen wir Kapitel. Aber das heißt nicht, dass die Geschichten, die wir erlebt haben, weniger wertvoll sind.“

Herr Becker sah ihn lange an, als würde er diese Worte abwägen. „Aber was, wenn ich die Geschichten vergesse? Was bleibt dann?“

Herr Neumann lächelte sanft. „Das Herz erinnert sich oft besser als der Kopf, Herr Becker. Ihre Erinnerungen sind nicht verloren, sie leben in Ihnen weiter. Und manchmal helfen uns die Menschen um uns herum, uns an das zu erinnern, was wirklich wichtig ist.“

Die unerwartete Hilfe

In den folgenden Wochen begann Herr Neumann eine kleine Geste einzuführen, die für Herrn Becker eine große Bedeutung hatte. Er begann, eine Sammlung alter Fotos und Postkarten in die Apotheke zu bringen. Manche stammten aus seiner eigenen Familie, andere hatte er von einem örtlichen Antiquariat besorgt. Jedes Mal, wenn Herr Becker kam, zeigte ihm Herr Neumann ein Bild oder eine Postkarte und fragte ihn, ob es ihm bekannt vorkam.

„Erinnern Sie sich an diesen Marktplatz, Herr Becker?“, fragte er eines Tages und hielt ein verblasstes Foto hoch, das den Marktplatz der Stadt vor vielen Jahrzehnten zeigte.

Herr Becker betrachtete das Bild aufmerksam. Ein Lächeln breitete sich langsam über sein Gesicht aus. „Ja, daran erinnere ich mich“, sagte er leise. „Das war, bevor sie den großen Brunnen abgerissen haben. Ich war noch ein Junge.“

Herr Neumann spürte, wie der alte Mann sich für einen Moment wieder in seine Erinnerungen einfinden konnte. Jedes Bild, jede Postkarte wurde zu einem kleinen Schlüssel, der eine verschlossene Tür in Herrn Beckers Gedächtnis öffnete. Und mit jedem Besuch wurde Herr Becker ein wenig lebendiger, auch wenn die Momente des Erinnerns oft nur von kurzer Dauer waren.

Ein letzter Gruß

Eines Morgens, kurz vor Weihnachten, kam Herr Becker nicht wie gewohnt in die Apotheke. Herr Neumann bemerkte es sofort und konnte ein ungutes Gefühl nicht abschütteln. Am nächsten Tag erfuhr er von einem Nachbarn, dass Herr Becker friedlich in seinem Schlaf gestorben war. Die Nachricht traf ihn hart, obwohl er es vielleicht schon geahnt hatte. Herr Becker war in den letzten Monaten immer schwächer geworden.

Doch als Herr Neumann in der Stille der Apotheke stand, fühlte er sich auch irgendwie getröstet. In den letzten Wochen hatte er das Gefühl gehabt, dass Herr Becker einen Teil seiner Erinnerungen wiedergefunden hatte.

Vielleicht nicht alle, aber genug, um ihn in seinen letzten Tagen zu beruhigen.

Kurz darauf fand Herr Neumann auf der Theke einen kleinen Umschlag. Er war von Herrn Becker. Darin lag eine Postkarte, auf der ein altes Bild des Marktplatzes zu sehen war. Auf der Rückseite stand in zittriger Handschrift: „Danke, dass Sie mir geholfen haben, mich zu erinnern. – Ihr Freund, Herr Becker.“

Herr Neumann lächelte traurig, aber dankbar. Er wusste, dass die Apotheke für Herrn Becker mehr gewesen war als nur ein Ort, an dem er Medikamente erhielt. Es war ein Ort der Erinnerung, der Heilung und letztlich auch ein Ort des Friedens geworden.

Kapitel 2: Die junge Mutter und das vergessene Rezept

Es war ein hektischer Morgen, als Lena Bauer, eine junge Mutter von zwei kleinen Kindern, mit einem rasenden Herzen die Wohnungstür hinter sich ins Schloss zog. Ihre Augenringe erzählten von einer weiteren schlaflosen Nacht mit ihrem Neugeborenen, Emma, die sich entschlossen hatte, alle zwei Stunden aufzuwachen. Ihr älterer Sohn, Tim, war gerade drei Jahre alt geworden und steckte mitten in der Trotzphase. Jede Kleinigkeit konnte ihn zu einem Wutanfall treiben, und Lena fühlte sich, als balanciere sie auf einem dünnen Seil, das jeden Moment reißen könnte.

Lena hatte immer gedacht, dass sie gut vorbereitet auf das Muttersein war. Doch nichts konnte sie auf die ständige Erschöpfung und die überwältigende Verantwortung vorbereiten, die sie nun Tag für Tag spürte. Seit Emma geboren war, hatte sie das Gefühl, dass alles über ihr zusammenbrach. Ihr Mann, Tom, war beruflich viel unterwegs und konnte ihr nur selten wirklich zur Hand gehen. Die Tage schienen ineinander überzugehen, und jede Stunde schien endlos, während die Zeit gleichzeitig verflog.

An diesem Morgen musste sie unbedingt in die Apotheke. Die Kinderärztin hatte ein Rezept für Emma ausgestellt – eine spezielle Salbe gegen den wunden Po, der sich in den letzten Tagen entzündet hatte. Lena wusste, dass sie die Salbe so schnell wie möglich besorgen musste, aber der Morgen hatte sie völlig überfordert. Zwischen dem Packen der Wickeltasche, dem Füttern der Kinder und dem Versuch, sich selbst halbwegs präsentabel zu machen, hatte sie das Rezept irgendwo in der Wohnung verlegt.

Sie hatte überall gesucht – in der Küche, im Kinderzimmer, in der Wickeltasche – aber es war nirgends zu finden. Der Druck stieg in ihr auf, als Tim anfing, quengelig zu werden und Emma plötzlich zu weinen begann. Ihre eigene Geduld hing an einem seidenen Faden, und die Tränen stiegen ihr in die Augen, als sie versuchte, alles zusammenzuhalten.

Schließlich entschied sie, trotzdem zur Apotheke zu gehen, in der Hoffnung, dass sie das Problem dort irgendwie lösen könnte. Sie wusste, dass die Apotheke ihre letzte Rettung war. Vielleicht könnte Herr Neumann, der freundliche Apotheker, ihr irgendwie helfen.

Der erste Besuch in der Apotheke

Als Lena schließlich die Apotheke erreichte, fühlte sie sich erschöpft und überwältigt. Sie schob den Kinderwagen mit Emma hinein, während Tim an ihrer Seite mürrisch herumlief. Die Apotheke war angenehm warm und ruhig, ein Ort, der im Gegensatz zu dem Chaos stand, das in ihrem Kopf tobte. Der vertraute Geruch von Kräutern und Medikamenten erfüllte den Raum, und für einen kurzen Moment spürte Lena, wie sich die Anspannung in ihr löste.

Herr Neumann, der hinter der Theke stand und gerade ein paar Medikamente sortierte, sah auf, als die Tür sich öffnete. Er erkannte Lena sofort, obwohl sie in letzter Zeit selten in die Apotheke gekommen war.

„Guten Morgen, Frau Bauer“, begrüßte er sie freundlich. „Wie kann ich Ihnen helfen?“

Lena brachte nur ein erschöpftes Lächeln zustande. „Guten Morgen, Herr Neumann. Ich habe ein Problem. Ich hatte ein Rezept von der Kinderärztin für Emma, aber… ich habe es verloren. Ich weiß nicht, wo ich es hingelegt habe, und ich brauche die Salbe dringend.“

Herr Neumann nickte verständnisvoll. „Das passiert den Besten von uns, vor allem mit zwei kleinen Kindern im Schlepptau. Keine Sorge, wir kriegen das hin.“

„Ich weiß, dass die Salbe irgendwie… Speziell war“, murmelte Lena. „Ich erinnere mich an den Namen nicht genau. Aber sie hat gesagt, es sei wichtig, weil Emmas Haut so empfindlich ist.“

Herr Neumann dachte einen Moment nach, während er überlegte, welche Salbe die Kinderärztin möglicherweise verschrieben haben könnte. Er kannte die örtliche Kinderärztin gut, da sie oft Rezepte für Babys mit Hautproblemen ausstellte.

„Ich vermute, dass es sich um eine spezielle Zinksalbe handelt“, sagte er schließlich und begann, eine Packung aus einem Regal zu nehmen. „Es gibt da eine, die sie gerne verschreibt, weil sie besonders mild und dennoch wirksam ist.“

Lena atmete erleichtert auf. „Ja, das könnte sie sein. Danke!“

„Kein Problem“, sagte Herr Neumann, während er die Salbe über die Theke reichte. „Falls es doch die falsche sein sollte, kommen Sie einfach wieder her. Wir finden eine Lösung.“

Lena fühlte eine Welle der Dankbarkeit gegenüber Herrn Neumann. In einer Welt, die oft so unbarmherzig und hektisch war, war es eine Erleichterung, jemanden zu finden, der bereit war, zu helfen, ohne sie unter Druck zu setzen.

Die Herausforderungen des Alltags

Zuhause angekommen, bereitete Lena alles vor, um Emma die Salbe aufzutragen. Doch kaum hatte sie angefangen, schrie Tim aufgeregt: „Mama, Mama, ich will einen Snack!“ Emma begann gleichzeitig zu weinen, und Lena fühlte, wie der Stress erneut über sie hereinbrach.

Die folgenden Tage waren nicht besser. Es schien, als ob sie von einem Chaos ins nächste stolperte. Das Stillen von Emma ließ ihr kaum Zeit, sich um Tim zu kümmern, und die ständige Müdigkeit zerrte an ihren Nerven. Lena konnte kaum glauben, wie anstrengend das Leben als Mutter sein konnte, obwohl sie es sich immer so gewünscht hatte.

Dann, eines Nachmittags, als die Kinder endlich schliefen und das Haus für einen Moment still war, sank Lena erschöpft auf das Sofa. Sie schloss die Augen und spürte, wie die Tränen über ihre Wangen rollten. Sie hatte das Gefühl, dass sie scheiterte. Ihre Gedanken kreisten um all die Dinge, die sie nicht richtig machte – das verlorene Rezept war nur eines von vielen Beispielen.

In diesem Moment kam ihr eine Erinnerung in den Sinn. Vor einigen Jahren, bevor die Kinder geboren wurden, hatte sie eine enge Freundin namens Sophie, die ihr immer gesagt hatte, dass es in Ordnung sei, nicht perfekt zu sein. „Du wirst als Mutter nicht immer alles richtig machen können“, hatte Sophie gesagt, „aber du wirst immer dein Bestes geben, und das reicht.“

Doch diese Worte fühlten sich jetzt so fern an. Lena fühlte sich verloren – und allein.

Der zweite Besuch in der Apotheke

Einige Tage später musste Lena erneut in die Apotheke. Dieses Mal ging es nicht um ein Rezept, sondern um ein paar andere Kleinigkeiten: Fieberzäpfchen für Emma, Nasenspray für Tim und ein Beruhigungstee für sich selbst. Sie spürte, dass sie dringend etwas brauchte, um ihre Nerven zu beruhigen, denn die Nächte wurden nicht besser und ihre Energie schwand von Tag zu Tag.

Als sie die Apotheke betrat, war Herr Neumann wieder an der Theke. Er lächelte sie an, aber diesmal sah er auch die Erschöpfung in ihrem Gesicht.

„Guten Tag, Frau Bauer. Wie läuft es mit der kleinen Emma?“

Lena zuckte mit den Schultern und versuchte ein Lächeln. „Es geht ihr besser, denke ich. Aber ehrlich gesagt, bin ich am Ende meiner Kräfte. Ich habe das Gefühl, dass ich nichts richtig mache.“

Herr Neumann musterte sie einen Moment, bevor er nickte. „Das höre ich oft von jungen Müttern“, sagte er sanft. „Es ist eine unglaublich schwere Zeit, besonders wenn man das Gefühl hat, dass man alles allein stemmen muss.“

Lena spürte, wie sich ein Kloß in ihrem Hals bildete. Sie hatte nicht erwartet, dass sie hier in der Apotheke jemand verstehen würde. „Ich weiß“, sagte sie leise. „Aber es fühlt sich so an, als ob ich ständig hinterherhinke. Als ob ich keine gute Mutter bin.“

Herr Neumann trat um die Theke herum und holte eine kleine Teedose aus dem Regal. „Ich habe hier einen speziellen Tee, der Ihnen vielleicht helfen kann, etwas zur Ruhe zu kommen“, sagte er. „Es sind beruhigende Kräuter drin, die den Geist entspannen und Ihnen vielleicht ein wenig Schlaf ermöglichen. Und was den Rest angeht – ich bin mir sicher, dass Sie eine großartige Mutter sind. Manchmal vergessen wir, dass das Wichtigste ist, dass wir da sind. Perfektion ist überbewertet.“

Lena nahm die Teedose entgegen, und ein unerwartetes Lächeln erschien auf ihrem