Erhalten Sie Zugang zu diesem und mehr als 300000 Büchern ab EUR 5,99 monatlich.
Epikur beantwortet in seinen Schriften eine der größten Fragen der Menschheit: Wie kann ich ein glückliches Leben führen? Er schreibt ebenso verständlich wie tiefgründig – Epikur wollte von allen verstanden werden. Und für diejenigen, die es ganz eilig haben, fasste er seine Tipps für ein glückliches und erfülltes Leben zusammen in den "Hauptlehrsätzen". Das vorliegende Buch wurde sorgfältig editiert und enthält die Gesamtausgabe aller Werke Epikurs in deutscher Übersetzung. Zum Abschluss bietet das vorliegende Buch ein ausführliches Nachwort, das als Lektüreschlüssel der Werke Epikurs dienen soll. Im Mittelpunkt stehen die Biografie Epikurs, Vorurteile gegenüber seiner Philosophie und daran anknüpfend eine detaillierte Interpretation seiner Lehrsätze – kurzum, die zentrale Frage: Wie kann uns die Philosophie Epikurs zu einem glücklichen Leben verhelfen?
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Seitenzahl: 114
Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:
EPIKUR
PHILOSOPHIE DES GLÜCKS
Gesamtausgabe aller Werke von Epikur
in deutscher Übersetzung – plus Nachwort und Interpretation
EINLEITUNG
Epikur beantwortet in seinen Schriften eine der größten Fragen der Menschheit: Wie kann ich ein glückliches Leben führen? Er schreibt ebenso verständlich wie tiefgründig – Epikur wollte von allen verstanden werden. Und für diejenigen, die es ganz eilig haben, fasste er seine Tipps für ein glückliches und erfülltes Leben zusammen in den „Hauptlehrsätzen“.
Das vorliegende Buch wurde sorgfältig editiert und enthält die Gesamtausgabe aller Werke Epikurs in deutscher Übersetzung.
Zum Abschluss bietet das vorliegende Buch ein ausführliches Nachwort, das als Lektüreschlüssel der Werke Epikurs dienen soll. Im Mittelpunkt stehen die Biografie Epikurs, Vorurteile gegenüber seiner Philosophie und daran anknüpfend eine detaillierte Interpretation seiner Lehrsätze – kurzum, die zentrale Frage: Wie kann uns die Philosophie Epikurs zu einem glücklichen Leben verhelfen?
*
Brief an Herodot
Brief an Pythokles
Brief an Menoikeus
Die Hauptlehrsätze
Aussprüche Epikurs
Fragmente
Nachwort und Lektüreschlüssel:
Wie kann uns die Philosophie Epikurs zu einem glücklichen Leben verhelfen?
*
Epikur entbietet seinem lieben Herodotos Gruß und Heil.
Für die, mein lieber Herodotos, die nicht alles genau und vollständig zu studieren vermögen, was ich über die Natur niedergeschrieben habe, auch die größeren Bücher unter meinen Schriften nicht durchsehen können, habe ich selbst einen Auszug aus meinem gesamten Werk gemacht. Er soll ihnen ermöglichen, sich wenigstens die Grundlehren daraus hinlänglich einzuprägen, und ihnen zugleich in den wichtigsten Fragen jederzeit eine Hilfe sein, soweit sie sich überhaupt mit Naturwissenschaft befassen. Aber auch wer das gesamte System schon weitgehend übersieht, soll sich der elementaren Grundlinien meiner gesamten Arbeit erinnern; denn wir bedürfen häufig mehr des Gesamtüberblicks als der Kenntnis der Einzelheiten. Man muß jedoch auch auf diese dauernd sein Augenmerk richten und davon so viel im Gedächtnis festhalten, daß man imstande ist, den Zugang zur Erkenntnis des Naturgeschehens zu finden wie auch jede Einzeluntersuchung anzustellen. Dazu ist es nötig, vorher die hauptsächlichsten Gesichtspunkte zu erfassen und sie sich fest einzuprägen. Denn selbst wer volle Kenntnis besitzt, gelangt zu genauesten Ergebnissen nur, wenn er seine scharfsinnigen Beobachtungen auf einfache Grundbegriffe und Bezeichnungen zurückführen kann. Es ist ja unmöglich, das feste Gefüge der beobachteten Erscheinungen zu erkennen, wenn man nicht imstande ist, auch jede Einzelheit kurz zu bezeichnen.
Weil nun dieser Weg für alle nützlich ist, die sich mit der Erklärung der Naturerscheinungen befassen, so bin ich daran gegangen, für dich einen solchen Auszug und elementaren Grundriß meiner gesamten Lehrmeinungen niederzuschreiben. Ich fordere ja stets zu unablässigem Bemühen um die Erkenntnis der Natur auf, da ich selbst in einem solchen Leben die Ruhe finde.
Zuerst nun, mein lieber Herodotos, müssen wir erfaßt haben, was den Bezeichnungen zugrunde liegt, damit wir unsere Meinungen oder Probleme oder Schwierigkeiten darauf zurückführen und prüfen können, denn sonst entzieht sich uns, die wir etwas beweisen wollen, alles der Prüfung, verliert sich ins Grenzenlose, und wir gebrauchen leere Worte. Bei jeder Bezeichnung muß sich also die ursprüngliche Bedeutung erkennen lassen und keiner weiteren Erklärung bedürfen, wenn wir wirklich die Möglichkeit haben wollen, unsere Probleme, unsere Schwierigkeiten und Meinungen darauf zurückzuführen.
Wir müssen ferner bei allem unsere Sinneswahrnehmungen beobachten wie auch das prüfen, was in unserem Denken, in unserem Erkennen und Empfinden dabei vor sich geht, damit wir Anhaltspunkte haben für die Deutung des noch Unbekannten, das wir erwarten.
Wenn wir dies genau erfaßt haben, dürfen wir bereits Erwägungen über das Unbekannte anstellen.
Zuerst also: Nichts entsteht aus dem Nichts; denn dann könnte alles aus allem entstanden sein, ohne irgendwie der Samen zu bedürfen. Und wenn das, was im Schwinden ist, ins Nichts verginge, dann wären bereits alle Dinge zugrunde gegangen, und es wäre nichts vorhanden, wohinein sie sich aufgelöst hätten. Überdies: Das All war in seiner Beschaffenheit immer so, wie es gegenwärtig ist, und wird immer so sein; es gibt ja nichts, in das es sich verwandeln könnte. Denn neben dem All existiert nichts, was in das All eindringen und die Verwandlung bewirken könnte.
Weiter: Das All besteht aus Körpern und leerem Raum. Denn daß es Körper gibt, bezeugt bei allen Dingen schon die Sinneswahrnehmung, und aus der Sinneswahrnehmung müssen wir, wie ich vorhin schon gesagt habe, das Unbekannte durch Überlegung erschließen. Wenn es das nicht gäbe, was wir das Leere, den Raum, die unfaßbare Natur nennen, dann gäbe es nichts, wo die Körper wären und worin sie sich bewegten. Und es ist doch offensichtlich, daß sie sich bewegen. Außer diesen Körpern und dem leeren Raum können wir nicht einmal begrifflich etwas erschließen oder durch Analogie zu dem Begreifbaren als vorhanden erfassen; denn diese beiden werden als Teile der gesamten Natur angesehen und nicht als Eigenschaften oder Zufälligkeiten des Körperlichen und des Leeren bezeichnet.
Ferner: Von den Körpern sind die einen Zusammensetzungen, die anderen aber Urbestandteile, aus denen die Zusammensetzungen gebildet sind. Diese Urbestandteile sind nun unteilbar und unveränderlich, wenn anders nicht alle in das Nichtseiende vergehen sollen, sondern in voller Kraft bei den Auflösungen der Zusammensetzungen fortdauern sollen, vollständig in ihrer Beschaffenheit, da es nichts gibt, worin und wie sie sich auflösen könnten.
Daher müssen die Urwesenheiten der Körper ihrer Beschaffenheit nach unteilbar (Atome) sein.
Weiter: Das All ist unendlich; denn alles Begrenzte hat ein Äußerstes, doch kann ein Äußerstes nur im Vergleich zu einem anderen betrachtet werden. (Das All jedoch kann nicht in Vergleich zu etwas anderem gesetzt werden.) Das All hat also kein Äußerstes und daher auch keine Grenzen. Und da es nun keine Grenzen hat, wird es wohl unendlich und unbegrenzt sein.
Nach der Menge der Körper wie nach der Größe des leeren Raumes ist das All unendlich. Wenn nämlich der leere Raum unendlich wäre, die Körper aber (an Zahl) begrenzt, dann würden die Körper nirgendwo verharren, sondern zerstreut in dem leeren Raum umherfliegen und nichts haben, was sie stützen und bei den Zusammenprallungen einordnen könnte. Wäre dagegen der leere Raum begrenzt, dann hätten die unbegrenzt zahlreichen Körper keinen Ort, wo sie sich hinstellen könnten.
Dazu sind die unteilbaren und festen Urkörper, aus denen die Zusammensetzungen entstehen und in die sie sich auflösen, unbeschränkt in der Verschiedenheit ihrer Gestaltungen. Denn es ist unmöglich, daß so viele Verschiedenheiten aus denselben begrenzten Gestaltungen entstehen können. Und in jeder Gestalt sind die gleichen Urbestandteile schlechthin unendlich, aber in der Verschiedenheit nicht schlechthin unendlich, sondern nur unerfaßbar.
In ständiger Bewegung sind nun diese Atome durch alle Ewigkeit. Die einen fallen in weiten Abständen voneinander senkrecht hinab, andere wiederum vollführen eine schwingende Bewegung an Ort und Stelle, wenn sie gerade durch eine Verflechtung eingeschlossen sind oder umkreist werden von anderen, die im Begriff sind, sich zu verflechten.
Das bewirkt nämlich die Natur des leeren Raumes, die jedes einzelne Atom vom andern trennt, da sie nicht imstande ist, ihm eine Stütze zu bieten; andererseits bewirkt die den Atomen eigene Festigkeit beim Zusammenstoß ein Zurückprallen, soweit die Verflechtung die Rückkehr aus dem Zusammenstoß an die alte Stelle zuläßt. Einen Anfang für dieses Geschehen gibt es nicht; denn die Atome sind ewig, und ewig ist der leere Raum.
Diese wichtige Aussage schafft eine geeignete Grundlage für die Erkenntnis der Natur der Dinge, wenn wir dies alles fest im Gedächtnis behalten.
Doch weiter: Audi die Welten sind unbegrenzt an Zahl, sowohl die der unsern ähnlichen wie die ihr unähnlichen; denn da die Atome, wie ich eben gezeigt habe, unendlich an Zahl sind, bewegen sie sich auch in die fernsten Weiten. Die unendlich vielen Atome, aus denen eine Welt entstehen oder gebildet werden könnte, werden nämlich weder für eine einzige Welt noch für eine beschränkte Anzahl von Welten aufgebraucht, weder für solche, die der unsrigen ähnlich sind, noch für solche, die ihr unähnlich sind. Demnach steht nichts der Annahme einer unendlichen Anzahl von Welten im Wege.
Es gibt auch Erscheinungsformen von gleicher Gestalt wie die der festen Körper, die aber an Feinheit die Dinge weit hinter sich lassen, die wir wahrnehmen. Denn es ist weder unmöglich, daß in dem sie Umgebenden derartige Zusammenballungen vor sich gehen, noch daß für die Erzeugung von Höhlungen und Feinheiten geeignete Umstände entstehen; und es können auch Ausströmungen stattfinden, welche die dauernde Stellung und Lage bewahren, die sie in den festen Körpern hatten. Diese Erscheinungsformen nennen wir Bilder. Ihre Bewegung durch den leeren Raum legt, wenn ihr nichts begegnet, was sie hemmen könnte, jede erdenkliche Entfernung in unerdenklich kurzer Zeit zurück. Der Eindruck nämlich von Langsamkeit und Schnelligkeit hängt davon ab, ob ein Hindernis im Wege steht oder nicht.
Ein sich bewegender Körper kommt allerdings gemäß der mit der Vernunft erfaßbaren Zeit nicht an mehreren Orten zugleich an - denn das ist unausdenkbar -, wenn er auch in der von uns wahrnehmbaren Zeit gleichzeitig anzukommen scheint, von welcher Stelle des Unendlichen, nicht von einem Ort, den wir erkannt haben, er auch immer seinen Flug angetreten haben mag. Denn etwas einem Widerstand Ähnliches wird es geben, selbst wenn wir bis dahin die Schnelligkeit der Bewegung als unbehindert haben gelten lassen. Es ist nützlich, auch diesen Grundsatz festzuhalten.
Des weiteren: Die Bilder sind von einer unübertreffbaren Feinheit; dieser Annahme widerspricht nichts aus der Erscheinungswelt. Daher besitzen sie auch unübertreffbare Geschwindigkeiten; sie finden überall einen ihnen passenden Durchgang, so daß ihre Bewegung nichts oder nur wenig hemmt, während den vielen unzähligen Atomen sofort etwas im Wege steht.
Hierzu kommt, daß die Entstehung der Bilder mit der Schnelligkeit eines Gedankens geschieht; denn das Ausströmen der Bilder von der Oberfläche der Körper findet, unserer Wahrnehmung allerdings nicht erkennbar, ununterbrochen statt, da immer wieder Ergänzung erfolgt. Das Ausströmen bewahrt dabei lange Zeit die Lage und Ordnung der Atome am festen Körper, mag sie sich auch bisweilen verwirren. Zusammensetzungen solcher Bilder entstehen in dem Umgebenden blitzschnell, da ja eine körperliche Tiefe nicht ausgefüllt zu werden braucht. Schließlich können solche Wesenheiten noch auf andere Art und Weise ihren Ursprung nehmen. Dies alles wird durch unsere Sinneswahrnehmungen nicht widerlegt, wenn man nur irgendwie darauf achtet, in welcher Weise die Sinneswahrnehmung Eindrücke und Empfindungen in uns entstehen läßt.
Wir müssen aber auch als Grundsatz anerkennen, daß wir nur darum sehen und über das Gesehene nachdenken, weil etwas von den Außendingen in uns eingeht. Denn die Außendinge dürften uns wohl ihre Beschaffenheit an Farbe und Gestalt nicht durch die zwischen, ihnen und uns vorhandene Luft wie ein Siegel aufprägen, ebensowenig wie durch Strahlen oder Ausströmungen, die von uns zu ihnen gelangen. Das geschieht so, als ob von den Dingen irgendwelche Abdrücke in uns eingingen, die von gleicher Farbe und Gestalt sind wie sie und in der passenden Größe in unseren Blick und in unser Denken eintreten, und zwar mit großer Schnelligkeit. Das erzeugt in uns die Vorstellung des einen und einheitlichen Gegenstandes und läßt uns den ihnen zugrundeliegenden Gegenstand empfinden je nach dem von dort ausgehenden Eindruck, der durch das Schwingen der Atome in der Tiefe des festen Körpers entsteht. Und die Vorstellung, die wir von einer Gestalt oder von ihren Eigenschaften durch unser Denken oder durch unsere Sinneswerkzeuge erhalten - sie ist wirklich gestalteter fester Körper, der entsteht, weil das Bild sich in dichter Folge wiederholt oder seinen Eindruck zurückläßt. Täuschung und Irrtum aber hängen von dem ab, was hinzugedacht wird; das Zugedachte aber erwartet die Bestätigung oder das Fehlen einer Widerlegung und wird dann bestätigt oder widerlegt.
Die Ähnlichkeit nämlich der Vorstellungen, die wir zum Beispiel von einem Gemälde erhalten oder die in Träumen oder bei anderen Betätigungen des Denkens und des Prüfern der Kennzeichen zustande kommen, mit den tatsächlich vorhandenen und als wahr bezeichneten Dingen wäre nicht gegeben, wenn nicht etwas, und zwar Ähnliches, existierte, mit dem wir es vergleichen. Es gäbe andererseits keinen Irrtum, wenn wir nicht auch noch eine andere Bewegung in uns selbst erführen, die zwar mit dem Objekt, das zur Vorstellung kommt, verknüpft ist, aber eine ganz persönliche Meinung darstellt; wenn diese Meinung nicht bestätigt oder gar widerlegt wird, dann handelt es sich um eine Täuschung, wird sie aber bestätigt oder nicht widerlegt, dann handelt es sich um die Wahrheit.
Diesen Lehrsatz müssen wir uns besonders gut einprägen, damit die durch den Augenschein gewonnenen Kriterien nicht unbeachtet bleiben und der Irrtum, wenn er für Wahrheit gehalten wird, nicht alles in Verwirrung bringt.
Audi das Hören kommt dadurch zustande, daß eine Strömung von etwas Tönendem oder Hallendem oder Lärmendem ausgeht oder von sonst irgend etwas, das eine Hörempfindung hervorruft. Und diese Strömung zerstreut sich in gleichmäßig gestaltete Körperchen; sie bewahren zugleich eine gewisse verwandtschaftliche Übereinstimmung miteinander wie eine eigenartige Einmaligkeit, die bis zu dem Gegenstand zurückreicht, der sie ausgesandt hat, und meistenteils die entsprechende Wahrnehmung hervorruft oder wenigstens deutlich macht, daß in der Außenwelt etwas vor sich geht. Denn ohne daß von dorther etwas übertragen wird, das Mitempfindung erzeugt, dürfte wohl keine derartige Wahrnehmung entstehen.
Man darf also nicht glauben, die Luft selbst werde von dem ausgesandten Ton oder von Gleichartigem geformt - denn es fehlt viel dazu, daß sie eine derartige Wirkung durch den Ton erleide -, sondern man muß vielmehr als Grundwahrheit ansehen, daß der Impuls, der in uns entsteht, wenn wir einen Ton aussenden, sofort eine entsprechende Ausstoßung von hauchartig strömenden Körperchen hervorruft, die bei uns die Empfindung des Hörens entstehen läßt.
Desgleichen muß man auch überzeugt sein, daß der Geruch wie das Gehörte keinesfalls eine Empfindung in uns entstehen ließen, wenn es nicht gewisse kleine Körperchen gäbe, die von dem Gegenstand ausgehen und so geartet sind, daß sie in dem entsprechenden Sinneswerkzeug einen Eindruck hervorrufen, die einen in verwirrter und fremdartiger Weise, die anderen unverwirrt und angenehm.
Sodann muß man festhalten: Die Atome besitzen sonst keine Eigenschaft der uns erscheinenden Dinge außer Gestalt, Gewicht, Größe und allem, was mit Gestalt notwendig verbunden ist. Denn jede Beschaffenheit verändert sich; die Atome aber verändern sich keinesfalls. Bei der Auflösung der Zusammensetzungen muß ja etwas Festes und Unlösbares zurückbleiben, das eine Veränderung in das Nichtseiende oder ein Auftauchen aus dem Nichtseienden nicht gestattet. Die Veränderungen erfolgen im Gegenteil durch Umlagerungen, bisweilen auch durch Zugang und Abgang von Atomen. Daher muß das, was sich umlagert, unzerstörbar sein und nicht die Natur des Veränderlichen an sich haben, dagegen eigene Masse und Gestalt; und auch diese müssen unverändert bleiben.
Denn bei den Umgestaltungen, die sich vor unseren Augen durch Verminderung vollziehen, treffen wir noch die Gestalt als das dem Dinge Innewohnende an; die Eigenschaften aber, da sie dem sich verändernden Ding nicht innewohnen, bleiben nicht zurück wie die Gestalt, sondern entweichen aus dem ganzen Körper und gehen zugrunde. Das Übrigbleibende ist also hinreichend, die Verschiedenheiten der Zusammensetzungen zu erzeugen; denn es ist notwendig, daß etwas übrigbleibt, was nicht in das Nichtseiende verlorengeht.