Plötzlich Groupie - Cat Corres - E-Book

Plötzlich Groupie E-Book

Cat Corres

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Beschreibung

Was passiert, wenn ein charismatischer Leadsänger auf eine doch eher unsichere Chaosqueen trifft? Richtig! Nichts Gutes und die anfänglichen kleinen Schwierigkeiten entpuppen sich als mittelgroßes Desaster. Eine muntere Story, ganz im Style der 90er. Lasst euch von den Vibes einfach mitreißen.

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EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2023

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-1-
Ferienlager!
-2-
Das kann ja heiter werden
-3-
Nächtliche Begegnungen
-4-
Hochmut kommt vor dem Fall
-5-
Sag mir nicht, du bist dieser … dieser CK!
-6-
Nach einer Niederlage folgt bekanntlich Sonnenschein!
-7-
Lasset die Spiele beginnen
-8-
Doch nicht etwa dieser Kamerum?
-9-
Ein Groupie kommt selten allein
-10-
Over the Rainbow
*
Zur selben Zeit im Hotel in Santa Monica.
-11-
Die Lüge meines Lebens 1. Teil
-12-
Die Lüge meines Lebens 2. Teil
-13-
Eine Woche voller Emotionen
-14-
Wahrheit oder Schein?
-15-
Sterne sind dazu da, um sie einzufangen
*
*
-16-
Und wieder gegen die Vernunft
*
*
-17-
Stay alive
-18-
My Home!
-19-
Meine Seifenblase
*
-20-
Ein Versprechen
*
*
-21-
Aufbruch
*
-22-
Das Beste zum Schluss
*
*
* Ende *
Danksagung
Warnung:

 

 

Plötzlich Groupie

 

Cat Corres

 

 

 

 

Impressum

© 2023 / Erstauflage

Autorin:

Cat Corres

C/o WirFinden.Es

Naß und Halle GbR

Kirchgasse 19

65817 Eppstein

Telefon: 01778167800

E-Mail: [email protected]

Instagram:@catrin_autorinmithangzumchaos

ISBN:978375963231

Covergestaltung: Cat Corres

Illustrationen Mia

 

Das Buch:

Was passiert, wenn ein charismatischer Leadsänger auf eine unsichere Chaosqueen trifft? Richtig. Nichts Gutes. Und die anfänglichen kleinen Schwierigkeiten entpuppen sich als mittelgroßes Desaster. Eine muntere Story, ganz im Style der 90er. Lasst euch von den Vibes einfach mitreißen.

*Für Lisa meine Soulsister*

Plötzlich Groupie

Cat Corres

-1-

Ferienlager!

Hollywood, der Song von Marina and The Diamonds, dröhnte aus meiner Stereoanlage auf höchster Stufe. Sommerferienbeginn! Yeah! Normalerweise würde ich jetzt die Schultasche in irgendeine Ecke meines Zimmers pfeffern, laut jubelnd durch die Gegend hüpfen und ausgelassene Strandpartys feiern. So, wie jedes Jahr. Doch dieser Sommer hatte etwas Melancholisches an sich. Es würden meine letzten Schulferien werden, ehe ich ins beschauliche Cleveland umziehen würde. Dort war ich an der Cleveland Institute of Art angenommen worden. Ganz schön aufregend, ich weiß. Kunst war schon immer mein Lieblingsfach, seit ich zur High-School ging, und so hatte ich mich für klassische Kunst und Geschichte eingeschrieben. Seufzend drehte ich mich auf dem Bett herum. „Eins, zwei, drei“, zählte ich leise, dabei wippte mein Fuß im Takt der Musik mit.

„Lilann!“ Es brauchte auch keine weitere Minute, ehe Mum in mein Zimmer gestürzt kam und gegen die Musik anrief: „Lilann!“

Ich hatte nicht wirklich etwas verstanden. Himmel, sie war nicht einmal wütend gewesen, weil ich die Musik laut gedreht hatte? Im Gegenteil, sie schien bester Laune. Daher musterte ich sie argwöhnisch. Sie hasste für gewöhnlich zu laute Musik im Haus. Egal! Aufgeregt faselte sie etwas von Sommercamp, Lagerfeuer und das wäre doch eine tolle Zeit für mich. Stopp! Bitte, was? Nein!

„Mum, bitte könntest du … Mum könntest du bitte etwas langsamer reden, ich verstehe kein WORT!“, brüllte ich dazwischen und drehte die Anlage leiser.

Cherry, wie ich meine Mum meistens nannte, beendete augenblicklich ihren Redeschwall. Ihre dunkel, blondroten Locken wirbelten herum, als sie mich pikiert von der Seite aus ansah.

„Oh, sorry, Kleines. Ich hatte die Idee, du könntest deine Sommerpause nutzen, um in ein Camp zu fahren. Das Leben ist zu kurz, genieße deine Jugend. Schatz und etwas Farbe würde dir auch guttun!“

Die hatte Nerven.

Sie nahm das Leben nicht Ernst, wie mir schien und ich glaubte, bei ihr piepste es gehörig im Oberstübchen! Mit neunzehn in ein Ferienlager? Alter!

„Warum fährst du nicht?“, zischte ich und diese Frau sollte zweiundvierzig Jahre alt sein? Kaum zu glauben. Sie war manchmal schlimmer als meine beste Freundin Mira.

„Und was hältst du davon?“, fragte sie mich noch einmal mit großen, leuchtenden Augen.

„Von was soll ich was halten?“, kam es skeptisch von mir, denn ich hoffte, mich verhört zu haben. Doch dem war leider nicht so. Wie sich herausstellte, hatte Cherry sich erlaubt, einen Platz für mich in einem Sommercamp zu buchen. Acht Stunden von hier entfernt, irgendwo in Sacramentos Wäldern. Wunderbar.

„Die Papiere und alles andere sind schon unterschrieben und bezahlt.“

Also war es längst beschlossene Sache. Ich spürte, dass ich kurz vor einer Explosion stand und ballte wütend meine Hände zu Fäusten. „Morgen früh um zehn geht es los, Lilann. Du wirst sehen, du wirst eine Menge Spaß haben, und etwas frische Luft und unter Gleichgesinnte zu kommen, tut dir sicherlich ganz gut“, redete sie einfach weiter und klatschte dabei euphorisch in die Hände. Die Euphorie teilte ich allerdings nicht. Gleichgesinnte. Ja, ne, ist klar!

„Ich will aber nich! Und außerdem, fühle ich mich hier in Brentwood sauwohl Mum, ich habe ganz andere Pläne!“ Großartig, Sommerferien mit anderen verkorksten Teenies. Gehts noch? Ich konnte gar nicht glauben, was Mum da völlig sinnfrei von sich gab. In meiner Wut schmiss ich sie laut fluchend aus dem Zimmer. „Raus! Das ist nicht dein Ernst, MUM!“m und ein Kissen flog mit Karacho gegen die Türe. „Ich bleibe hier!“, brüllte ich noch lauter und tigerte wutschnaubend durch den Raum. Mir eine rotbraune Haarsträhne aus dem Gesicht wischend, angelte ich nach einer Kippe, die ich in der Hintertasche meiner Jeans aufbewahrte, zündete diese zittrig an, und zog angestrengt den Rauch der Zigarette ein. „Fuuuu!“, schon besser und blies ihn hastig wieder aus. Fahrig entriegelte ich das Fenster zum Garten. Der kleine Spiegel, den ich in einer Mauerritze versteckte, fiel dabei auf die Fensterbank und zersprang in gefühlt tausend Einzelteile. Mist auch das noch. „Na fabelhaft!“, hatte ich nicht schon genug an der Backe? Mein Gesicht, mit den Sommersprossen blickte mir vorwurfsvoll aus unzähligen Splittern entgegen. Das war echt die Höhe. Was hatten sich meine Eltern nur dabei gedacht? Ich war doch keine zwölf mehr. Ich war sogar reifer als meine Mum selbst, na ja … manchmal, vielleicht. Ich konnte es auch ganz schön übertreiben. Die legendären Partys am Pier oder diverse Stadtfeste waren Beweis genug. Aber warum ausgerechnet in ein Sommercamp? Ich verstand, meine Mum einfach nicht. Hatte sie das alleine beschlossen oder wusste Dad auch davon? Nur ich wollte nicht mit meinem alten Herrn diskutieren, denn als Police Detektive hatte er genug um die Ohren. Ich zog noch einmal an der Zigarette, ehe ich sie auf dem Fensterbrett ausdrückte und in Mums Geranien schnippte. Ich sah beim Fensterschließen auf meine Katzenwanduhr, deren Augen sich in sekundenschnelle nach links und rechts bewegten und fluchte innerlich. Oh verdammt! Mira! Die hatte ich ja völlig vergessen! Sie wollte mich abholen kommen, um an den Strand von Santa Monica zu fahren. Dort stieg wie jedes Jahr die Abschlussfete. Und als hätte ich eine innere Eingebung, vibrierte auch mein Handy schon.

„Verflixt!“, schnell angelte ich es aus meiner Hosentasche und schob es auf. „Hi Mira, bin quasi schon draußen“, himmel, ich musste hier raus, bevor ich noch etwas kaputt machen konnte, und rannte die alte Wendeltreppe runter ins Erdgeschoß. „Bin zum Strand!“, und mit einem lauten Rums knallte ich die Haustüre hinter mir zu. Mum sollte ruhig wissen, dass ich angepisst war über diese blöde Verplanung meiner – MEINER – Sommerferien.

Vor dem Haus wartete Mira. Schnell rannte ich auf den kleinen, zitronengelben Flitzer zu und hüpfte auf den Beifahrersitz. „Fahr schon, ich muss hier weg!“, kam es barscher als beabsichtigt aus mir geschossen. Doch Mira schien die ganze Situation sichtlich zu amüsieren.

„Wer oder was ist dir denn über die Leber gelaufen, Süße?“, fragte sie daher auch und lenkte den Wagen in Richtung Küstenstraße, die direkt hinunter zum Pier führte.

„Mum ist passiert, wer sonst!“, motze ich vor mich hin und war froh über die Ablenkung, als der Fahrtwind meine erhitzten Wangen abkühlte.

„Hey, so schlimm?“

„Schlimmer als schlimm“, und blies die angestaute Luft aus den Lungen und kramte nach Kippen. „Du kannst dir nicht vorstellen, was sich meine Mum diesmal ausgedacht hat“, fahrig steckte ich den Stängel zwischen die Lippen, zog die Stirn in Falten und ballte die Fäuste auf dem Schoß. Ich war so sauer! Um mir Luft zu machen, hämmerte ich ungehalten auf das Armaturenbrett ein. „Ahhhh, hast du irgendwo Feuer?“

„Hey, beruhig dich erst mal! Los, raus damit, was ist es diesmal?“

Mira war mein Anker, meine beste Freundin. Wir kannten uns schon seit dem Kindergarten. Sie wusste, wenn der Nagel schief hing. Dafür liebte ich sie. Sie war immer für mich da. Nach einigen Minuten des Sammelns und meine Zigarette anzündend berichtete ich ihr, wo ich morgen um diese Zeit sein würde. Miras Blick wurde seltsam und frustriert. „Sommercamp für pubertierende Teenies, oder was? Mensch Lila!“ Meine Freundin schnaubte und sah mich bemitleidend an. „Das ist echt fies.“

„Wenn ich es sage, Cherry ist völlig übergeschnappt. Dabei ist es längst aus mit Sawyer“, und vergrub mein Gesicht in den Händen.

Mira schürzte die Lippen.

„Na, das sah aber noch vor ein paar Tagen ganz anders aus, Lila.“

„Nein ehrlich, Mira. Es ist nichts passiert, außerdem wollte ich auch nicht im Schuppen von Emil Winter meine Unschuld verlieren und bin sozusagen getürmt bevor … du weißt schon“, luftholend verdrehte ich die Augen.

„Hey, und das erzählst du mir erst jetzt? Was hat der Scheißkerl gemacht? Los, sag es mir, ich ramm den Kerl ungespitzt in den Boden!“

„Mira! Nein, Sawyer hat nichts getan. Keine Ahnung, was mit mir los ist, aber ich bin einfach noch nicht bereit, für ...“, ich schluckte.

„Für Sex!“, endete sie und grinste, bevor sie sich auf die Lippen biss.

„Hey, du hast, ja gut  reden. Du und Jackson  … Sawyer wollte nicht mehr warten. Und ich will ihm nicht im Weg stehen, wenn er meint …“

„Na, jetzt verkauf dich nicht schlechter, als du bist, Lila! Sawyer weiß nicht, was er an dir hat, dieser Spinner, ich weiß sowieso nicht, was du an ihm gefunden hast?“

„Er ist eigentlich ganz ok. Nun, ja lassen wir das.“

„Mensch Lila, du bist genauso hirnverbrannt. Lass den Kerl laufen, er hat dich nicht verdient!“

„Vielleicht hast du ja recht. Aber ich hatte gehofft, diese Ferien würden etwas ganz Besonderes werden und das sollte heißen, dass ich endlich meine Unschuld verliere“, und ich zog eine Schnute.

„Aber doch nicht um jeden Preis, Süße!“

„Natürlich nicht, aber … Meinst du, es gibt ihn wirklich, diesen Mister Right, von dem immer alle reden?“, resigniert seufzte ich auf und schnippte den Rest der Zigarette aus dem Seitenfenster.

„Lila! Aschenbecher, hu?“

„Sorry!“

„Hey, ich denke, jeder findet schon seinen passenden Deckel. Die einen eher, die anderen halt später. Aber deshalb musst du dich nicht in irgendetwas verrennen, dass du später bereuen könntest. Auch wenn ich meinen schon gefunden hab, die Liebe kann man sich nicht einfach herbeiwünschen. Mit Jackson ist es auch nicht immer Honigschlecken, glaub mir“, endete sie und bog auf den Parkplatz zum Pier ab.

Frustriert blies ich die Luft aus den Lungen. Meine Stimmung stand auf dem Tiefpunkt. Erwachsen werden, fand ich absolut nicht leicht. Womöglich musste ich mich in meine eigene Rolle erst noch hineinfinden. Ich war ja auch noch jung und nicht über vierzig, wie Mum und Dad. War ich wirklich noch so unreif? Mira parkte, klopfte mir auf die Schulter und meinte: „Das wird der Sommer unseres Lebens, Lila. Was sollen schon die paar Wochen, die uns voneinander trennen, hu? Lassen wir es krachen, und zwar richtig und nicht mehr ärgern, ja? Hey, wir haben das Schuljahr gerockt, Baby, und jetzt wird gefeiert! Los, komm! Und schau nicht mehr so ernst!“

„Schon klar!“, kam es nur leicht hoffnungsvoll von mir. Wem spielte ich hier gerade etwas vor, hu? Doch Mira schien zufrieden mit meiner Antwort, denn auch sie lächelte jetzt breiter und zog mich mit sich. „Na, wollen wir die Jungs nicht länger warten lassen, das Bier wird sonst warm.“

Gedanklich parkte ich das Sommercamp an die hinterste Gehirnwand und lief mit Mira vollbeladen mit Getränken, runter ans Meer. Feiern. Das Leben genießen und Spaß haben, und das, bis der Arzt kommt, war die Devise heute Abend. Von unserem Standort aus konnte man hervorragend das Treiben am Wasser beobachten. Ein paar der Jungs hatten uns auch schon entdeckt und winkten. Laute Musik dröhnte aus den Boxen, als wir mit den Taschen und einen Kasten Bier im Sand einsanken. Das gigantische Lagerfeuer, welches gerade von Taylor und Sunny entfacht wurde, ließ mich eine Sekunde innehalten. Ich sog die Luft tief in meine Lungen ein und ließ die Tragetasche samt mir in den Sand plumpsen. Die Jungs sprinteten auf uns zu, um ein frischgekühltes Getränk zu ergattern.

„Hey, Chicas, Lila, Mira, Ihr seid die Besten!“, kam es jetzt von Jim und Sam gleichzeitig. Sie fielen zwischen uns auf die Knie in den Sand. Letzterer küsste mich auf die Wange, öffnete den Verschluss des Dosenbieres und stürzte das kühle Gesöff in einem Zug hinunter.

„Wir tun unser Bestes“, zwinkerte ich Sam frech von der Seite an. Er lachte und seine Zähne blitzten weiß auf und gaben einen krassen Kontrast zu seiner gutgebräunten Haut. Jim und er kamen aus Mexiko. Ihr Vater gehörte ein kleiner Taccoladen in der Stadt.

Am Feuer tummelte sich schon die halbe Stufe. Darunter Timothy Stone, Deputie meines Dads und der Aufpasser in dieser Nacht, damit es nicht zu sehr eskalierte. Kurz biss ich mir auf die Lippen. Er war mein persönlicher Schwarm seit der siebten Klasse. Seufzend glitt mein Blick über die Jugendlichen. Justin, Caleb und Tom. Teddy, Kristin, Lauren und ein paar andere aus unserer Schule waren schon da und tranken sich offensichtlich warm. Das Fleisch, das die Jungs organisiert hatten, brutzelte und der Alkohol floss in rauen Mengen. Sawyer war mir bis jetzt nicht aufgefallen und war froh, ihn heute nicht ertragen zu müssen. Ich wusste eh, dass er mit der nächstbesten in die Kiste steigen würde, wozu sollte ich ihm also nachtrauern? Never!

Mir ein Bier aufmachend, spülte ich Sawyer mitsamt dem Kummer einfach hinunter. Jungs sind Arschlöcher! Die Sonne hatte ihre letzten Strahlen Richtung Strand ausgefahren und ich genoss das Rauschen des Meeres. Die angenehm lauwarme Brise auf meiner Haut, gemischt mit den Geräuschen, die jetzt aus der Ferne von den Fahrgeschäften hinunter vom Pier schallten, machten das Bild nahezu perfekt. Oh, ich liebte Santa Monica einfach! Mira hatte Jackson entdeckt und war zu ihm geeilt. Leidenschaftlich küsste er meine Freundin. Mir entfloh ein weiterer Seufzer, zog an der Zigarette und sah meinen Mitschülern beim Tanzen zu. Taylor hatte sich zu mir in den Sand geflenzt und nahm mir neckisch die Zigarette ab, zog kess an ihr, und steckte sie zurück in meinen Mund.

„Hey, schönes Mädchen, so ganz alleine hier?“, fragte er dicht an meinem Ohr. Er hatte seine Gitarre mitgebracht und ließ ein paar Akkorde anklingen.

„Ja allein, offensichtlich, hu?“

„Hey, so schlimm?“, abwehrend hielt er die Hände dabei hoch, ich wollte ihn nicht verschrecken. Aber meine Laune war auf dem Tiefpunkt.

„Schon ok, geht so“, und schluckte die Traurigkeit hinunter. „Spielst du was auf der Gitarre?“

„Dafür hab ich sie mitgebracht, du musst mich allerdings begleiten“, augenrollend sah ich Taylor an.

„Wenn du dir mein Gejaule wirklich antun willst, von mir aus“, lachte ich ein kleines bisschen und wartete darauf, dass er ein Lied anstimmte. „When, ...“, er spielte alte und neue Songs und es gesellten sich immer mehr Leute zu uns herüber. Zum Schluss hin sangen fast alle mit. Die Stimmung war ausgelassen und die Ablenkung somit gelungen. Zwischen den Gesangseinlagen gab es jede Menge Schnäpse, inzwischen war die vierte Flasche unterwegs.

„Wow, Lila, ich wusste ja gar nicht, dass du so eine tolle Singstimme hast“, klatschte Taylor zur Bestätigung in seine Hände und zündete sich eine Zigarette an. Mir schoss die Röte ins Gesicht.

„Hey, du weißt so einiges nicht, aber danke. Das hat echt gutgetan.“ Das Feuerholz wurde nachgelegt und auch die Partymusik wieder lauter.

„Bist du am Samstag mit dabei, wenn wir rausfahren?“, holte Taylor mich aus den Gedanken. Flirtete er etwa mit mir? Ich presste kurz die Lippen aufeinander.

„Glaub mir, da würde ich sehr gerne, aber daraus wird wohl nichts … Morgen beginnt das Grauen!“

„Wie? Es sind Ferien!“

„Ja, nur für mich beginnen morgen drei Wochen Höllencamp, irgendwo im Nirgendwo.“ Taylor war mir unauffällig näher gerückt und gab mir eine Dose Cola. Sich selbst zündete er eine neue Zigarette an. „Schade, aber vielleicht danach? Hu?“, kam es belegt aus seinem Mund.

Ich unterbrach ihn schnell, ehe er seine Lippen auf meine pressen konnte, und rutschte eine halbe Pobacke nach rechts und sah starr auf den Sand vor mir. Ich wollte mich jetzt nicht wieder in etwas stürzen, das sowieso nicht funktionieren würde. Taylor war echt ein dufter Typ, aber mehr auch nicht. Er räusperte sich und fragte stattdessen: „Hast du noch Zeit für einen Song?“

„Klar, für dich doch immer“, und nickte, nahm Taylor seine Kippe aus dem Mund und zog selber dran. Er quittierte es mit einem Grinsen, fuhr sich mit der Zunge über die Unterlippe und klopfte auf seine Gitarre.

„Eins, zwei, drei … Find me …“, stimmte er an.

Der Mond stand bald hoch am Himmel und strahlte auf unser kleines Lager herunter. Die Nacht war sternenklar und ich hätte noch Stunden am Feuer sitzen können, denn Sunny erzählte wenige später eines seiner berüchtigten Schauermärchen. Es war einfach zu lustig Sunny, dabei zu beobachten, wie er sich aufbäumte und Geräusche machte, um seine Geschichte zu untermalen. Dazu das Gekreische der anderen, wenn sie sich erschreckten, machte einfach Laune. Doch die Uhr schlug erbarmungslos weiter.

Mittlerweile war es schon zwei Uhr durch. Jetzt musste ich aber echt los. Ich verabschiedete mich überschwänglich und wehmütig bei allen meinen Freunden, vor allem bei Mira.

„Ich melde mich, sobald ich kann“, versprach ich ihr.

„Ich hab dich lieb und tu nichts, was ich nicht auch tun würde“, drückte meine beste Freundin mich fest an sich und ich torkelte hicksend in Richtung Pierparkplatz. „Und vergiss ja nicht, Lila, das wird unser Sommer!“, rief sie mir noch nach.

„Ich werde es versuchen. Bis bald“, rief ich zurück.

Mira lief zurück zu den anderen und ich schaukelte meinen Weg in Richtung Parkplatz weiter. War die Strecke schon immer so lang gewesen? „Wohl doch etwas mehr im Tee“, sprach ich zu mir selbst und kicherte.

„Warte, Lila, ich fahr dich heim.“ Die Stimme kam von keinem Geringeren als von Timothy Stone. Er war ja die Aufsichtsperson heute Nacht, aber seine Schicht war längst zu Ende.

Mit einer eleganten, halben Drehung, so dachte ich zumindest, hätte es ausgesehen, landete ich unsanft auf dem immer noch warmen Sand, unter mir.

„Autsch! Oh, das wäre echt lieb. Du musst das aber nicht tun!“, stammelte ich benommen und blinzelte ihn heimlich von der Seite an. Timothy Stone war über zwölf Jahre älter als ich und obendrein waren fast alle unter und über zwanzig in ihn verschossen. Ich im Übrigen auch. Unbeholfen grinste ich in mich hinein. Tim kannte mich, seitdem ich klein war, weil sich unsere Väter bis heute regelmäßig in Portland zum Angeln trafen. Dort hatte Tims Dad eine kleine Hütte, die an einem See stand. Oh, meine Gedanken schweiften ab und mein Mund fühlte sich auf einmal so trocken an. Der Deputy war mir bereits gefolgt und half mir, auf die Beine. Verflucht war das peinlich. Ich biss mir auf die Unterlippe.

„Du bist wahnsinnig sexy“, und schlug mir augenblicklich die Hand vor den Mund. Grundgütiger! Das habe ich jetzt nicht laut gesagt! Ich musste aufhören, so einen Stuss zu brabbeln. Hilfe, Mira, warum bist du nicht hier? Timothy schien allerdings von meinem Ausbruch nicht sonderlich beeindruckt zu sein. Er tat so, als hätte ich nichts gesagt. Stattdessen lächelte er jetzt kurz und schob mich sachte in Richtung seines Wagens.

„Na komm, ich bring dich nach Heim.“ Seine Mundwinkel zuckten. Er hatte mich ganz sicher doch verstanden. Verdammt und ich biss mir wieder auf die Unterlippe, unbeholfen stieg ich in Tims Auto ein. Doch mein Versuch, mich anzuschnallen, sah eher nach Erwürgen aus. Tim, der jetzt neben mir auf dem Fahrersitz platzgenommen hatte, beobachtete mein Scheitern mit grinsender Miene, dann beugte er sich vor, griff um mich herum und ließ den Gurt kopfschüttelnd einrasten. Er sah mich eine Sekunde länger als beabsichtigt an und mein Blick sank in seinen. Luft sammelte sich in meinen Lungen, verließ sie aber nicht. Ach herrje!

„Atmen Lila“, flüsterte er und ließ sich zurück in seinen Sitz fallen.

„Himmel!“, seufzte ich auf. Peinlicher ging es wohl echt nicht mehr. Ein ganzes Jahrzehnt lag zwischen uns und außerdem arbeitete er für meinen Dad. Tim war groß, muskulös und seine Haut zierte eine Haselnuss, ähnliche Farbe. Er trank so gut wie nie und spielte gern für uns den Chauffeur. Ich hatte mich bis heute nicht getraut, ihm in irgendeine Weise meine Gefühle zu gestehen. Umso peinlicher drangen mir meine eigenen Worte wieder ins Bewusstsein zurück. Mir wurde augenblicklich heiß um die Nase und hörte Miras Stimme in meinem Kopf: „Was sind denn die paar Jahre, Lila, also mal ehrlich, wo liegt dein Problem?“ Mein Problem hing damit zusammen, dass Tim für meinen Vater arbeitete. Mein Kopf glich einem einzigen Chaos. Zudem kümmerte er sich eher wie ein großer Bruder um mich.

„Na, was hast du in den Ferien vor? Lesen? Jungs? Partys? Abhängen?“

„Nicht du auch noch!“, stöhnte ich resigniert auf. „Schön wär’s.“ Tim fing an zu schmunzeln.

„Ich hab‘s schon gehört. Deine Mum will doch nur das Beste für dich. Glaub mir. Ich versichere dir, so ein Sommercamp kann eine ganz neue Erfahrung sein. Ich denke, du solltest es nicht so schwarz sehen. Nimm die Herausforderung an.“ Der Deputie zwinkerte mir zu und wackelte dabei albern mit seinen Augenbrauen. Sein Aufmunterungsversuch gelang und ich schenkte ihm ein leises Lächeln. „Schon viel besser! Und wenn es dir dort gar nicht gefallen sollte, hole ich dich persönlich wieder ab, das verspreche ich dir.“

Wie gut, dass es hier dunkel genug um mich war. Meine Wangen zierte ein spürbar dunkles Rot.

„Danke“, sagte ich viel zu leise und verschränkte die Arme vor der Brust. Männer. Und ich war auch noch zu blöd, um zu flirten. Nüchtern war ich jetzt auf alle Fälle wieder. Tim hatte es nur nett gemeint. Er war viel zu gut für diese Welt und eigentlich, passte der Job des Deputie, so überhaupt nicht zu ihm. Er wirkte trotz seiner Größe, als könne er keiner Fliege etwas zuleide tun. Er sah eher wie der freundliche Junge aus der Nachbarschaft aus und nicht wie jemand, der Verbrecher jagte. Glaubt mir, es war nicht immer leicht, Tochter eines Polizisten zu sein. Auch wenn ich genügend Freiheiten bekam, war Dad dennoch übervorsichtig. Denn ohne mein Pfefferspray durfte ich das Haus nicht verlassen. Als wäre Santa Monica gefährlicher als der Rest des Landes. Dass ich nicht lachte, aber gut, hier passierten genauso viele Verbrechen wie in Portland oder Ohio.

Doch es machte sich sehr wohl etwas breit im Land, auch wenn es nicht mit potenzieller Gefahr zu tun hatte. Nun ja, das konnte man jetzt sehen, wie man wollte. Denn diese relativ neueste Attraktion, in Form einer Teenieband, zog Scharen von Groupies, hinter sich her. Diese ominöse Band nannte sich The Underpeacemakers und durchseuchte seit ein paar Monaten mit ihrer Musik den Bundesstaat Kalifornien. Wie auch immer, ich stand nicht auf diesen ganzen Hype. Und dann dieser beknackte Name. The Underpeacemakers! The Troublemarkers fand ich passender. So What! Obwohl, ein Groupiegirl hatte die Band auf alle Fälle aus meinem Umfeld angesteckt. Lori Brandon, die kleine Schwester von Mira. Ich kannte die Band nicht mal und war auch nicht sonderlich versessen darauf, dies zu ändern. Von Lori wusste ich lediglich, dass der Frontmann heiß aussehen musste. Seit neuesten trug sie ein Lederarmband, das mit einem fetten CK bestickt war, um ihr Handgelenk. Calvin Klein, oder was? Ich fand es so megaalbern, aber gut, jedem das seine. Lori hatte ihr gesamten Zimmerwände mit dieser Band zugekleistert, das hatte Mira mir erzählt. Ich vermisste die beiden jetzt schon. Völlig in Gedanken versunken keuchte ich laut auf, als Tim mich an der Schulter rüttelte.

„Geht’s dir nicht gut, Lila? Öhm, wir sind da“, amüsiert, sah er mich an und kratzte sich am Hinterkopf. Doch nicht so uninteressiert?

„Öhm, ja mir geht’s gut … Danke dir fürs Fahren“, und versuchte, den Gurt zu lösen, was mir nicht auf Anhieb gelingen wollte. Fluchend zerrte ich am Verschluss herum.

„Warte, ich helf dir, das Ding klemmt manchmal“, kam es lässig von Tim, der sich mit einem leisen Lächeln, sich nun das zweite Mal in einer Nacht, über mich beugte, diesmal, um mich zu befreien.

„Himmel!“,kam es seufzend leise und ich wurde wieder rot. Sein Gesicht so nah an meiner Brust zu spüren, ließ mich erstarren. „Öhm, danke. Mach’s gut, und ärger meinen Dad nicht, solang ich nicht hier bin, also bis dann, hu?“, versuchte ich der Situation noch Herrin zu werden. Gott war das peinlich?

„Ich werde mich bemühen, Lilann. Schlaf gut“, erwiderte Timothy Stone ruhig und seine Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. Ich stieg aus und warf die Tür zu. Hach, Mann. Kurz schaute ich seinen Wagen hinterher, ehe ich die Stufen hinauf eilte und die Haustür aufschloss. Mein Herz raste, doch mir war klar, dass es nichts zu bedeuten hatte. Was sollte ich auch mit Timothy Stone? Vor mir lag die Männerwelt oder nicht? Kopfschüttelnd stolperte ich die Treppe hinauf in mein Zimmer. Dort wurde ich endgültig in die Realität zurückgerissen. Auf dem Bett lag mein Koffer. Alt, abgeranzt und bereit, um mit Abenteuern gefüllt zu werden. Daneben ein Stapel Klamotten, sowie ein Zettel von Mum.

Hi Lilann, ich hoffe, du hast einen schönen Abend mit deinen Freunden gehabt. Pack den Koffer bitte fertig, ja? Ein paar Oberteile hab ich dir schon parat gelegt, darunter auch die bunte Bluse von mir, die du so gerne magst. Hab dich lieb.

Mum:)

Der Bestechungsversuch funktionierte. Ich liebte diese Bluse abgöttisch. Schnell packte ich die Sachen ein, die ich mitnehmen wollte. Hundemüde war, ich durchaus zufrieden mit dem Ergebnis, denn keine halbe Stunde später befand sich mein Kram, für drei geschlagene Wochen in einem Koffer wieder. Mächtig stolz wuchtete ich das Teil neben mein Bett und ließ mich auf die Laken fallen. Mit ausgestreckten Armen lag ich einen Moment lang ganz still auf der Matratze und sah starr an die Holzdecke meines Zimmers. Ich hoffte, dass ich nichts vergessen hatte, und blies deprimiert die Luft aus den Lungen, weil ich die unweigerliche Lust nach etwas zu trinken verspürte. „Nix mit einschlafen. Dann muss ich wohl noch mal runter“, unbeholfen rappelte ich mich wieder auf und lief die Wendeltreppe hinunter in die Küche.

Als ich in den großräumigen Raum betrat, brannte dort noch Licht. Im Türrahmen blieb ich einen Moment lang stehen und betrachtete das Bild, das sich mir bot. Meine Mum saß in ihrem Morgenmantel am Küchentisch und ihr Kopf ruhte auf ihren gekreuzten Armen auf der Tischplatte. Ganz leise schlich ich um den Tisch herum, um an den Kühlschrank zu gelangen. Anscheinend hatte sie auf mich warten wollen und war dabei eingeschlafen. Dabei wusste sie so gut wie ich, dass sie ab halb zwölf keine Chance mehr hatte, ihre Augen offen zu halten. Und da Dad Nachtschicht hatte, war sie wohl Wartende weise hier eingeschlafen, anstatt in ihrem Bett. Ich öffnete den Kühlschrank. Himmel, was hatte ich einen Durst! Ich hätte einen Brunnen austrinken können! Wischte mir den Milchbart von der Oberlippe, stellte den Kanister zurück in den Kühlschrank und umrundete den Tisch. Ich musste gähnen und rüttelte sachte an Mums, Arm. Erschrocken fuhr Cherry von ihrem Stuhl hoch, sie brauchte ein paar Sekunden, um zu registrieren, wo sie sich befand.

„Lila, da bist du ja endlich!“, kam es sichtlich erleichtert von ihr. Hatte sie geglaubt, ich würde nicht mehr wiederkommen, oder was? Na, so ein Unmenschenkind war ich auch wieder nicht und eine schlechte Tochter wollte ich auch nicht mehr sein.

„Ja, Mum, tut mir leid, dass ich so ein Drama gemacht hab, aber … Na egal … Es geht doch morgen los. Um zehn war richtig, oder?“, fragte ich nüchtern und kniff die Augen zusammen. Sie setzte sich im Stuhl aufrecht hin, nickte und klopfte sich auf ihre Oberschenkel.

„Na komm, eine Runde Kuscheln, so wie früher?“, nur zu gerne, kam ihrer Aufforderung nach und setzte mich auf ihren Schoß.

„Ich liebe dich, Mum“, nuschelte ich an ihrer Halsbeuge und presste mich noch etwas enger an sie.

„Ich hab dich auch lieb, meine, Kleine. Du bist schon so erwachsen, doch ich dachte, du verpasst vielleicht etwas. Ich bin in letzter Zeit nicht immer eine gute Mum gewesen. Das tut mir leid“, leise seufzte sie. „Du wirst sehen, die drei Wochen gehen schneller rum, als dir lieb ist.“

Mum hatte recht, sie war nicht sehr viel zu Hause gewesen, aber es machte mir nicht wirklich etwas aus. Ich glaubte, in dieser Beziehung, kam ich nach meinem Dad. Cherry schaukelte uns leicht vor und zurück. Das hatten wir schon sehr lange nicht mehr getan. Umso mehr genoss ich das gerade hier. Als Dreikäsehoch war es für mich immer selbstverständlich gewesen, mich in die Arme meiner Mum zu stürzen, wenn es mir nicht gut ging. Doch jetzt, fiel es mir irgendwie schwerer. Wir sagten nichts, lauschten nur den Geräuschen der Nacht und hingen unseren Gedanken nach. Erst nach einer gefühlten Ewigkeit gähnte ich müde auf.

„Ich glaub, ich muss schlafen“, murmelte ich noch müder.

„Gute Idee. Mein Bett ist auch viel gemütlicher als der olle Tisch hier. Na rauf mit dir. Gute Nacht, mein Engel.“

„Nacht, Mum“, und schlurfte wieder gähnend hinauf in mein Zimmer. Die Uhr verriet, dass es schon drei Uhr durch war. Ich spähte aus dem Fenster. Das die Treppe rauf in den Garten zeigte. Der Morgennebel stieg bereits vom nah, angrenzenden Wald, über die Wiese und vor unserem Haus empor. Diese Zeit des Tages erschreckte mich immer wieder. Schuld waren nur die Geistergeschichten, die mir als kleines Mädchen immer erzählt worden waren. Als ich noch klein war, hatte ich mir immer eingebildet, dass ein Elfenkönig dort im Nebel kleine Kinder klauen würde. Auch jetzt kroch die Gänsehaut, an mir rauf. Schnell rannte ich die letzten Meter und krabbelte in mein Bett. Genauso schnell driftete ich in einen mehr oder weniger erholsamen Schlaf. Wenig später hörte ich den Wagen meines Dads die Auffahrt rauffahren und kurz darauf knarrte die alte Treppe.

„Gute Nacht, Sommersprosse“, drang sein Flüstern noch zu mir durch, als er mir einen Kuss auf meine Stirn drückte.

-2-

Das kann ja heiter werden

Keine vier Stunden später wurde ich durch meinen schreienden Wecker aus dem Schlaf gerissen. „Fuck! Was für eine scheiß, kurze Nacht!“, stöhnend erhob ich mich aus dem Bett. Das war definitiv zu wenig Schlaf. Das Wetter wollte mich anscheinend auch verhöhnen, denn als mein Blick aus dem Fenster ging. Scheinte dort mit voller Vorfreude die Sonne in mein Zimmer. Normalerweise mochte ich das Wetter, ehrlich, und am liebsten war ich um diese Zeit bereits am Strand, doch mit der Tatsache im Nacken, dass man mich in ein paar Stunden auf den Weg ins Nirgendwo verfrachten würde, war mir nicht nach Sonne. Da wäre jetzt Regen durchaus angebrachter gewesen.

Wie gerädert schleppte ich mich zu meinem Kleiderschrank. Die alles entscheidende Frage ließ sich nicht, vermeiden! „Was zum Teufel soll ich bloß anziehen?“, schon fast verzweifelt stand ich vor meinen Klamotten und wühlte nach etwas Brauchbarem. So ein Mist! Organisation war noch nie meine Stärke gewesen und meine Lieblingssachen hatte ich schon im Koffer verstaut. Grummelnd griff ich nach den mintfarbigen Chucks, die am Boden lagen. Und bewaffnet mit den Schuhen, einem ärmellosen Shirt, das den Aufdruck Bitch trug, und meiner ausgewaschensten Jeans – die mit den vielen kleinen Löchern am unteren Hintern – verschwand ich im Bad. Ich wollte weiß Gott niemanden provozieren, aber die Sachen passten ausgezeichnet zu meinem Gemütszustand. Schnell schlüpfte ich unter die Dusche, seifte mich gründlich ein, und genoss das heiße Wasser auf meiner Haut. Meine Befürchtung: Dass ich für die nächsten Wochen auf jeglichen Luxus verzichten musste, und erst als meine aufgeregte Mum an die Tür klopfte, drehte ich das Wasser wieder ab. „Bin in fünf Minuten unten!“ Hey es war gerade mal kurz nach acht! Also noch genügend Zeit, um zu frühstücken und sich von meinen Eltern zu verabschieden. Frisch geduscht, die Haare zu einem lässigen Pferdeschwanz zusammengebunden, schleppte ich den schweren Koffer hinter mir die Treppe hinunter.

Einen Augenblick später, stand ich, auf meiner Unterlippe kauend, im Küchendurchbruch, der ins geräumige Wohnzimmer führte, und staunte nicht schlecht. Weil sich auf der Anrichte und dem halben Küchentisch, eine Menge an Pancakes und French Toast tümmelten.

„Öhm, Mum! Wer soll denn das alles essen?“, fragte ich stirnrunzelnd, während ich auf einem der vier Stühle Platz nahm.

„Uh, ich hab mich wohl etwas verkalkuliert, Süße“, kam es glucksend von Cherry. Jenkins, mein Dad, hockte hinter seiner Morgenzeitung und war offenbar in die Nachrichten vertieft, denn er schnaubte und grummelte gelegentlich. Auf seinem Teller lag ein halb aufgegessenes Brötchen mit Marmelade. Als ich den Stuhl zum Tisch heranzog, blickte er kurz über den Rand seiner Zeitung und nuschelte etwas, das sich nach einem: „Morgen, Liln!“, anhörte. Zwei Tassen Kaffee später brach Jenkins als Erster auf und gab mir einen flüchtigen Kuss auf den Kopf. Als sein Blick mein Shirt streifte, kam es leicht überfordert aus seinem Mund: „Was, ist denn mit dem Hübschen rotweiß, gestreiften Kleid passiert?“

„Dad, da war ich fünf!“, gab ich genervt von mir, was mir einen bösen Blick meiner Mum einheimste, doch es war mir heute egal. Ich hatte meine Scheiß-egal-Einstellung. Schnell verabschiedete sich Dad von Cherry. Als er an mir vorbei kam, küsste er erneut meine Stirn und eilte mit den Worten: „Viel Spaß, Sommersprosse!“, aus dem Haus.

„Ich geb mein Bestes!“ Wie ich diese morgendlichen Rituale doch vermissen werde, dachte ich noch, als ich meinen Pancake mit der Gabel zerpflückte. Eigentlich hatte ich überhaupt keinen Hunger, also schob ich den Teller von mir weg und stand auf. „Ich gehe mir noch etwas die Beine vertreten“, teilte ich Mum mit und rannte auch schon aus der Verandatüre ins Freie.

„Nicht zu weit weggehen, Liebes. In einer halben Stunde müssen wir los“, rief Mum mir noch nach, doch ich antwortete nur mit einem seufzenden Kopfnicken.

Am Rande des Willi-Rogers-Historic-Park lag unser Haus. Es war nicht besonders groß, aber für uns drei reichte es vollkommen aus. Um das ganze Gebäude, einschließlich der hinteren Front, zog sich eine breite Veranda. Die beige Farbe blätterte an vielen Stellen bereits ab. Der Farbton der Außenwände war einst karminrot gewesen, jetzt war das Rot eher einem verwaschenen Rosa gewichen und das graue Dach mit Moosen überwuchert. Es war gemütlich und einladend. Draußen setzte ich mich auf die alte Holzbank, holte meine Zigaretten hervor und schaute in den angrenzenden Wald. Sie wissen definitiv nicht, was sie mir damit antun. Sommercamp!, sinnierte ich vor mich hin. Doch eine halbe Stunde später saß ich in dem roten Käfer Cabrio, den Cherry von ihrer Mum geerbt hatte. Leise Musik kam aus den Boxen und mein Koffer verhöhnte mich gut verstaut von der Hinterbank aus. Meine Laune wurde immer schlechter, je näher wir Westwood kamen. Von dort aus sollte meine ’Reise’ beginnen. Oder sollte ich lieber sagen: Mein Höllentrip?

„Muss das sein?“, fragte Mum, als ich mir eine Kippe anzündete. „Ich dachte, du hättest aufgehört?“, tadelnd sah sie mir in die Augen und wieder auf die Fahrbahn. Mürrisch schnippte ich die Zigarette aus dem Wagen.

„Dann eben nicht“, erwiderte ich ebenso mürrisch und verschränkte die Arme vor der Brust.

„Sei froh, dass dein Vater davon nichts weiß. Er hätte dir schon lange Hausarrest erteilt, junge Dame“, augenrollend sah ich meine Mum von der Seite aus an.

„Na klar. Mit neunzehn, Mum? Als ob“, seufzend rutschte ich noch etwas tiefer in den Sitz und lauschte der Musik aus dem Radio.

Die Fahrt verging für meine Verhältnisse viel zu schnell. Von Weitem konnte man den Bus, der uns in das Sommercamp bringen würde schon sehen. Es war ein alter Schulbus in quietschend, gelber Optik. Auf der Seite prangte ein fettes, schwarzes CAMP KAMERUM. Himmel, ich war seit einer halben Ewigkeit nicht mehr mit so einem gelben Teil gefahren. Meine Mum neben mir wurde immer hibbeliger. So wie sie strahlte, wäre sie wohl am liebsten selbst mitgefahren. Cherry benahm sich wie das Duracell-Häschen aus der Batterienwerbung. Laut bremsend kam sie genau neben dem Bus zum Stehen. Und da sollte ich mich gleich hineinsetzen? Never! Mein Magen zog sich unangenehm zusammen, doch ich machte gute Miene zum bösen Spiel, und lächelte Cherry liebevoll an. Dann stieg ich aus dem Auto, was leider nicht besonders elegant aussah. Da das Gefährt schon so alt war, ließen sich die Türen nämlich nur noch von außen öffnen. Das hieß: Ich kletterte über die Türe ins Freie. Peinlicher ging es echt nicht! Ich versuchte, mir jedoch nichts anmerken zu lassen, und hievte, immer noch zwanghaft, lächelnd, meinen Koffer von der Rückbank. Ich hatte die Türen des Schulbusses fast erreicht, als Mum mich noch einmal zu sich zurückrief: „Na, so verabschiedest du dich von mir?“, und nervlich eh schon am Boden, drehte ich mich wieder um, ließ den Koffer an Ort und Stelle auf den Asphalt rutschen, und schlenderte zurück zum Käfer.

„Mum, bitte! Muss das sein? Ich komm doch bald wieder“, hoffe ich zumindest, fügte ich in Gedanken an und kam an der Fahrerseite zum Stehen. Unbeholfen schlang ich Cherry meine Arme um den Hals. Na, ja, eher hatte sie mich schon zu sich heruntergezogen und platzierte kleine Küsschen links und rechts meiner Wangen.

„Pass auf dich auf mein, Spatz. Hab Spaß und lass dich nicht ärgern“, sagte meine Mum wie ein glorreicher Glückskäfer auf Pillen. Na fabelhaft! „Ich werde mich bemühen“, stieß ich hervor und verkniff mir einen spitzen Kommentar. „Du kannst mich jetzt wieder loslassen, bitte. Die gaffen doch alle schon … MUM!“

„Sorry, Liebes. Auf Wiedersehen, Lilann, hab Spaß“, schnell, hatte ich mich von ihr entfernt und schnappte mir meinen Koffer. Wenn ihr der Abschied doch so schwerfiel, warum hatte sie mich dann überhaupt zu diesem Schwachsinn angemeldet? Ich schüttelte verärgert den Kopf und lief auf die lange Reihe von Jugendlichen zu, die offenbar alle die zweifelhafte Ehre hatten, mit dem gelben Ungetüm ins Sommercamp zu fahren. Vor der Türe stand ein großer, blonder Mann mit Stift und einem Block in der Hand. War das unser Betreuer? Es hatte den Eindruck, als wäre er einer Modezeitschrift entsprungen. Die Haare waren stark aufgestylt, doch bei den Klamotten, die er trug, handelte es sich eindeutig um Camp-Kleidung und diese stand ihm definitiv nicht. Sie wirkte an ihm wie ein billiges Halloween-Kostüm. Diese kurzen Shorts und das beigefarbene Shirt mit einer halben Tanne und einer kleinen Hütte darauf abgebildet, sahen zum Fürchten aus. Darüber prangte der Schriftzug: Camp Kamerum. „Und ich dachte, sowas gibt es nur im Kino!“, flüsterte ich zu mir selbst. Erst jetzt fiel mir bei genauerer Betrachtung auf, dass ein paar dieser Teenies auch so ein Oberteil trugen. Es gab sie in drei Versionen. Gelb, Lila und Rot. Es konnte also doch noch schlimmer kommen. Obwohl Lila meine absolute Lieblingsfarbe war, gefiel mir mein schwarzes Oberteil gerade umso mehr. Ich nestelte an meinem Shirtbund herum und stellte mich schweigend an. Stylisch! Abschätzend beobachtete ich die blonde Schönheit vor mir, die dabei war, sich ihre Fingernägel zu feilen. Ein Modepüppchen, resigniert schloss ich kurz die Augen. Gut ihre Figur sah nicht schlecht aus und ihre Klamotten hatten echt Stil, wenn man das Shirt außen vor ließ. Sie unterhielt sich mit zwei weiteren Modehäschen. Die Damen hatten jede ein rotes Camp-Shirt an und schienen allesamt in einen Schminktopf gefallen zu sein. Ich verbuchte sie gedanklich unter Lipgloss-Clique. In ihrem Gespräch ging es natürlich um Jungs. Um ganz bestimmte Jungs, wie ich den Wortfetzen entnahm. ’The Underpeacemakers’ hörte ich immer wieder heraus. Hier war ich demnach also auch nicht sicher! Na, fabelhaft. Erst jetzt fiel mir auch auf, dass sie fast dieselben Armbänder und Ketten trugen, so wie Lori zu Hause. Ein fettes CK grinste mir entgegen und angestrengt stieß ich die Luft aus. Das konnte ja was werden. Ich blendete die Schicki-Micki-Fangirls vorerst aus und versuchte, unauffällig zu warten. Doch dafür hatte ich wohl kein Talent. Denn es dauerte, keine zwei Minuten, da wurde ich schon angesprochen.

„Hey, du, hast du einen Namen?“, sprach mich ein kaugummikauendes Mädchen mit dunklen Haaren an. „Ich heiße Charlien Evvens. Und das hier ist Sun, meine kleine Schwester“, dabei zeigte sie auf eine kleinere Gestalt neben sich, die eher einer Elfe als einem Menschen ähnelte.

Die beiden schienen so wie ich, ’neu’ zu sein, denn sie trugen keine dieser freakigen T-Shirts. Beide lächelten mich freundlich an und warteten offenbar auf eine Antwort. Sun räusperte sich. „Also?“

„Äh, ja, sorry. Lila Walsh“, und reichte ihnen meine Hand. „Schön, euch kennen zu lernen“, ergänzte ich schnell. Sie konnten ja schließlich nichts für meine miese Laune und ich sah wieder nach vorn. Die Reihe bestand aus unterschiedlichen Altersgruppen. Ich schätzte, ab neun bis zwanzig war hier alles vertreten. Jungs sah ich hier nur leider keine. Na toll. Ein Mädchencamp?!MUM, schrie ich innerlich. Ich würde hier mit Sicherheit vor Langeweile eingehen. Augenblicklich vermisste ich meine Freunde, Sunny, Taylor und Mira, aber ich hatte den Verdacht, dass diese Charlien ähnlich gestrickt zu sein schien, wie meine beste Freundin daheim. Vielleicht gab es doch so etwas wie Hoffnung, und diese Wochen nicht ganz so schlimm und den Rudern laufen würden. Die Reihe bewegte sich weiter bis ich vor dem blonden Modelmann zum Stehen kam und er mit Blick auf seine Liste, meinen Namen abfragte: „Lilann Walsh?“

„Yes, aber Lila reicht.“

„Bitte einsteigen, das Gepäck wird gleich eingeladen.“ Er machte einen Haken hinter meinen Namen und rief schon die nächsten auf der Liste auf. Sein Blick huschte abermals, seltsam, über meine Person, als würde ihn etwas irritieren, und zuckte nur mit den Schultern, komischer Vogel!

„Melanie Shown… Rosi Mandes … Tina York …“ Die nächsten Namen bekam ich nicht mehr mit. Ich zückte meine Zigaretten, die ich vorsichtshalber in die Gesäßtasche gestopft hatte hervor und zog mir eine aus dem Päckchen. Auf einer freien Bank zündete ich mir den Glimmstängel an und spürte, wie ich ruhiger wurde. Hinter mir hustete Sun vernehmlich los und wollte mir zu verstehen geben, dass es nicht gestattet sei, im Bus zu rauchen. Das wusste ich auch, aber fein, was sollte es? Ich gönnte mir noch zwei weitere Züge, dann wanderte die Kippe durch den offenen Fensterschlitz.

„Zufrieden?“, kam es ungehalten aus mir geschossen. Ich hatte eigentlich nicht vor gehabt, zu provozieren, doch das alles hier zerrte an meinen Nerven. Sun jedoch nahm meinen Ausbruch gelassen hin, lächelte mich breit an und kramte in ihrer Umhängetasche. Mit einem Blick, der keine Widerrede duldete, hielt sie mir eine Mini-Pille unter die Nase. Was ging denn jetzt ab? Wollte sie mir etwa Drogen verkaufen?

„Die sind harmlos“, beantwortete Charlien neben ihr meinen fragenden Blick. Ich musterte sie dennoch argwöhnisch.

„Das ist Ginseng, beruhigt die Nerven“, bestätigte Sun lächelnd.

„Ginseng, nah schön, wenn ihr meint?“ Ich nahm ihr die Pille ab und schluckte sie.

„Du wirst sehen, das hilft ungemein. Meine Mum hat damit aufgehört, zu rauchen“, sagte Sun. Von sich überzeugt.

„Ist nicht dein Ernst!“ Was für ein Quatsch. Innerlich lachte ich auf, aber gut, wenn sie das glauben wollte. Es dauerte ziemlich lange, bis auch das letzte Mädchen seinen Platz eingenommen hatte und der große Blonde dem Busfahrer das Zeichen gab, loszufahren. Es war laut und man konnte zeitweise sein eigenes Wort kaum verstehen. Ein schriller Pfiff durchbrach den Tumult und sofort war es still.

„Mädels, bitte, kann ich eure Aufmerksamkeit für einen kurzen Augenblick noch ein Mal auf mich lenken? Danke!“, sprach der Blondschopf Schrägstrich Model-Typ weiter. „Ihr da hinten in der letzten Reihe, bitte auch“, und räusperte sich. „Zunächst möchte ich mich vorstellen. Mein Name ist Ted Kamerum und ich werde für die nächsten drei Wochen euer Betreuer sein. Das Camp liegt ungefähr acht Stunden vor uns. Wir werden genügend Pausen machen und werden, wenn alles gut geht, heute Abend mit den anderen am Lagerfeuer sitzen und Lieder singen. Na, wie klingt das? Bis dahin wünsche ich euch viel Spaß!“

Er setzte sich auf einen Platz neben der Tür und das Getuschel ging wieder los. Ich kam mir vor wie auf einer dämlichen Klassenfahrt. Na wunderbar. Singen am Lagerfeuer? What the Fuck! Aber er hatte von anderen gesprochen. Vielleicht waren das die fehlenden Jungs? Versteht mich nicht falsch, aber drei Wochen nur mit Mädchen würden mit Sicherheit Mord und Totschlag bedeuten und da ich keine Lust mehr auf weitere Schwärmereien über CK und The Underpeacemakers hatte, steckte ich mir die Stöpsel meines Walkmans in die Ohren und versuchte so, für einen kurzen Moment, in eine andere Welt zu fliehen. Höllenschlund ich komme! Denn von den immer wiederkehrenden Kleinmädchengesprächen hatte ich die Nase voll.

„The Underpeacemakers sind geil und habt ihr den Liedsänger CK schon live gesehen? Oh, der ist so was von hot, sag ich euch. Co ...“ Bla, bla, bla. Ich schaltete ab. Das war einfach nicht zum Aushalten! Die Musik wummerte laut in meinen Ohren, was für eine Wohltat und ich schloss die Augen. Nach drei Stopps und etliche Meilen später, wurde die Fahrbahn holpriger und ich konzentrierte mich widerwillig auf das Geplapper meiner Mitgefangenen. Die Reifen kamen zum Stehen und die Türen öffneten sich mit einem lauten Zischen. Ted Kamerum pfiff wieder in seine blöde Pfeife und ordnete an, ruhig und zivilisiert den Bus zu verlassen. Alle waren sichtlich genervt von der langen Busfahrt. Aufstöhnend stellten wir uns wie im Kindergarten in einer Reihe auf.

„Und was jetzt? Werden wir wieder aufgezählt?“, sprach ich zu mir. Ja, wurden wir.

„Herzlich willkommen im Camp Kamerum.“ Eine um die 40-jährige, schlanke und braungebrannte Frau trat vor uns und stellte sich vor. „Ich freue mich, dass ihr den Weg hierher gefunden habt. Wir werden euch gleich in drei Gruppen einteilen. Ach, ich Dummerchen! Ich bin Sue Berrymoure, eure Betreuerin für das Mädchenhaus A.“ Ihre Haare waren pechschwarz und zu Zöpfen geflochten. Auch sie trug das gleiche, dämliche T-Shirt wie Ted. Beherzt klatschte Sue in die Hände und forderte die Mädels mit den roten Shirts auf, ihr zu folgen. Ted rief noch ein paar weitere Namen auf, darunter auch Charliens und meiner. Haus A also, na Prost Mahlzeit! Die gelben Mädels und die lilafarbigen T-Shirt-Trägerinnen reihten sich ebenfalls auf und folgten einer Miss Watson und Sonja Kamerum, Teds Frau, wie ich annahm, in die nächsten Hütten.

Augenrollend folgte ich der Schar. Sun tat mir jetzt schon leid. Sie hatte ein Haus mit den Kleinen bekommen. Das Gelände war sehr weitläufig. Der ganze Komplex bestand aus elf Blockhütten, einer Gemeinschaftshütte und zwei Duschhütten, die jeweils an den gegenüberliegenden Enden, des Grundstücks, lagen. Ich fand das zunächst merkwürdig, aber wie sich herausstellte, gab es dafür einen Grund. Denn hinter uns kamen gerade zwei weitere Schulbusse an. Lautes Gebrüll durchbrach augenblicklich die Natur, als sich die Türen öffneten. „Boa, die Weiber sind ja schon da!“, hörte ich einen der Insassen rufen. Großartig! Auch das noch. „Hirnamputierte, halbstarke, schwanzgesteuerte, kleine Arschlöcher“, fluchte ich, als mich Charlien in unsere neue Alptraumhütte zog.

„Warten wir´s mal ab.“

Was gibt es da abzuwarten?

Sue wies jedem ihr Bett zu und verschwand mit den Worten: „Ihr wollt euch sicherlich erst etwas beschnuppern. Die Mädchen unter euch, die sich hier schon auskennen, zeigen den Neuen bitte das Grundstück. In einer Stunde finden sich alle vor dem Gemeinschaftshaus ein“, grummelnd ließ ich mich auf mein Bett sinken. Mein Koffer und ein ‘Willkommensgeschenk‘ in Form eines, na dreimal dürft ihr raten, lag in Scharlachrot oben drauf. Fehlte nur noch die Willkommensschokolade. Charlien schien sich damit offensichtlich nicht so schwerzutun. Sie zog sich das T-Shirt voller Ehrfurcht über den Kopf. Ich wollte dieses dämliche Teil nicht! Nur widerwillig hob ich mein Exemplar mit den Fingern an und schüttelte es kurz auf. Dann hielt ich es auf Armlänge von mir, um es zu begutachten.

„Fuck, wie dämlich, aber schön, folgen wir dem Gruppenzwang.“ Hinter mir hörte ich leises Getuschel.

„Wer ist denn die? Die glaubt wohl, sie sei etwas Besseres?“, ungehalten fuhr ich herum und funkelte die drei Grazien an. Na klasse! Die Lipgloss-Clique! „Habt ihr ein Problem? Ich schlag euch vor, ihr lasst mich in Ruhe, falls ihr keine Schwierigkeiten haben wollt. Ich bin eh schon quasi verschwunden“, kam es schnaubend von mir. Charlien versuchte, mich wieder zu beruhigen.

„Komm, lass die doch, was hältst du von einer Erkundungstour?“

„Na, meinetwegen“, und ohne einen weiteren Kommentar abzuwarten, verschwanden wir aus Blockhütte A. Einige Meter liefen wir stillschweigend nebeneinander her. Ich stieß den staubigen Waldboden von mir weg, bis Charlien abrupt stoppte und sich zu mir umdrehte. Fast wäre ich in sie hinein gerannt.

„Hey, lass die, das sind doch nur irgendwelche Dahergelaufenen, die glauben, die hätten das Allwissen über jeden gepachtet. Kleine, reiche Mädchen halt, die es nicht besser wissen. Was auch immer, hu?“

„Du hast wohl recht. Aber ich hatte echt keinen Bock auf dieses bekloppte Camp hier. Ich gehöre hier einfach nicht hin. Und ich frag mich halt, was drei Modepüppchen in einem Sommercamp zu suchen haben. Deren Freizeit besteht doch eh nur aus Schminken und Maniküre“, spie ich wütend aus. Was für eine geistreiche Idee das doch war, mich hierher zu schicken, MUM! Am liebsten wäre ich explodiert, doch ich beherrschte mich und lief weiter neben Charlien her, die sich wieder in Bewegung gesetzt hatte.

„Mach dir nichts draus, ich bin auch nur zum Gefallen meiner kleinen Schwester mitgefahren.“

„Aufpasserin, was?“

„Mmm, ja das kann man so stehen lassen.“ Sie richtete ihren Blick in Richtung des großen Sees, der sich am Waldrand weit vom Camp erstreckte. Ein langer Holzsteg führte direkt ins Wasser. Er rief uns förmlich zu, sich etwas Abkühlung zu verschaffen. Denn obgleich es bereits Abend war, fühlte sich die Luft noch immer durchaus warm an. Wir sahen uns grinsend in die Augen und rannten los. Die schlechte Laune war wie weggeblasen. Wir streiften unsere Schuhe von den Füßen und ohne weiter darüber nachzudenken, sprangen wir in voller Montur ins kalte Wasser.

„Das war genau das, was ich jetzt brauchte“, rief ich Charlien lachend zu. Sie fiel in mein Lachen ein und gemeinsam schwammen wir ein paar Kreise.

„Pffffffffffffffffff, hey ihr Hübschen. Schon was vor, heute Nacht?“, wurden wir beide in unserer heiteren Stimmung unterbrochen. „Hey, das hier ist unser Bereich. Ihr Mädels habt den Strand an der anderen Seite“, brüllte der Halbwüchsige mit kurz geschorenen Haaren immer noch.

„Wir schwimmen da, wo es uns passt. Kannst uns ja rausholen, wenn du die Kraft dazu hast“, lachte ich spöttisch. Unser Gegenüber gab etwas Fluchendes von sich und verschwand grummelnd in der Dämmerung.

„Blödmann!“, entfuhr es Charlien und mir gleichzeitig und wir schwammen lachend zurück ans Ufer.

„Ich hab keine Grenze oder etwas Ähnliches gesehen, du?“, rief ich meiner neuen Leidensgenossin zu. Diese zuckte nur mit ihren Schultern.

„Nö, ist mir nicht wirklich aufgefallen.“ Na, wie auch immer, jetzt konnte es uns eh egal sein. Die nassen Oberteile auswringend machten wir uns wenig später zurück zur ‘Basis‘. Durch die frische Brise, die aufkam, konnten, die Klamotten ein wenig von selbst trocknen. Auf der Suche nach dem Duschhaus statteten wir erst Sun einen Besuch in Blockhütte C ab.

Als wir bei ihr ankamen, machte sie keinen glücklichen Eindruck, was Charlien direkt bemerkte.

„Hey, was machst du denn für ein Gesicht?“

„Das ist nicht zum Aushalten. Ich bin zusammen mit ‘nem Haufen Kinder da drinnen eingesperrt. Wisst ihr, was die da gerade veranstalten? Die sitzen alle in einem Kreis und erzählen sich irgendwelche, dämlichen Gutenachtgeschichten.“

O je, die Arme, aber noch war es nicht Zeit zum Schlafen, gehen, oder? Es war halb gerade mal neun und ein lauter GONG klang über das Gelände. Das Geräusch erschreckte sogar die Vögel in der naheliegenden Umgebung. Von überall her hörte man urplötzlich Schritte, Rufen und lautes Gelächter.

„Warum seid ihr, so nass?“ Sun blickte erst mich dann ihre Schwester an.

„Baden!“, kam es Brauen hochziehend aus mir geschossen.

„Ah, verstehe.“ Sie setzte eine breit lächelnde Miene auf. „Na dann. Kommt, lasst uns Essen fassen“, redete Sun weiter und schleifte uns mit sich in Richtung des Haupthauses. Das Duschen musste somit halt warten.

Erst jetzt verspürte ich auch selbst, ein Hungergefühl, nur irgendetwas war komisch. Wo war eigentlich die Horde Jungs abgeblieben? Seitdem sie aus ihrem Bus gestiegen waren, hatte ich keinen mehr von ihnen gesehen, geschweige denn gehört – außer diesen Spinner am See vermutlich waren sie auf der anderen Seite, das hoffte ich zumindest. Denn von dort hörte man just in diesem Moment einen ebenso lauten, bleiernen GONG herüberschallen.

„Doch getrennte Camps“, stellte ich nüchtern fest. Auch wenn die Anlage zusammenzulaufen schien, sah ich erst jetzt den hohen Bretterzaun, der sich hinter dem Gemeinschaftshaus und dem angrenzenden Waldstück erstreckte. Erleichtert seufzte ich dennoch auf. Vielleicht war eine räumliche Trennung gar nicht so verkehrt. Diese Hoffnung wurde mir in wenigen Sekunden nur wieder zunichtegemacht, denn wie sich herausstellte, war Ted Kamerum auch der Leiter dieses Camps, das er zusammen mit seiner Frau Sonja vor einigen Jahren gegründet hatte. Es hätte mir Einleuchten sollen, weil auf den Bussen ja auch fett Kamerum geschrieben stand. So What! Jede Seite hatte seine eigenen Betreuer. Unser Lager hatte demnach also überwiegend weibliches Personal, das entsprechende galt, für die Jungenseite. Zwischen sieben und acht war Weckzeit. Frühstück begann um Viertel nach acht und die Zeit zwischen elf und halb eins stand zur freien Verfügung. Küchendienst wurde immer einen Tag vorher ausgewürfelt. Läuft ja Prima. Doch damit konnte ich leben, bis Ted sagte, dass jeden zweiten Tag Wettkämpfe, in Form von Spielen, die gegen die jeweiligen Seiten veranstaltet werden sollten. Außerdem stand jeden Samstag und Sonntag gemeinsames Wandern auf dem Programm. Aus war es aus mit meiner Hoffnung, eine erholsame Zeit hier haben zu können. Ich hätte abhauen sollen, als ich die Chance dazu hatte. Verdammt! Dochder Gipfel des Eisberges war jedoch noch etwas völlig anderes. Unsere Handys wurden einkassiert, mit den Worten: „Ihr sollt euch hier erholen, zudem ist hier draußen eh kein wirklich, guter Empfang.“ Geschissen! „Genießt die Natur und lasst eure Seelen baumeln.“

Bei denen piepste es aber gewaltig im Oberstübchen, wie ich fand.

„Ich hab eh nur einen Balken, was solls?“, kam es ärgerlich vom Nachbartisch.

„Ja, aber für den Notfall?“, versuchte Charlien zu kontern.

„Für den Notfall gibt es ein Haustelefon“, machte jetzt Sun, den Gedanken zu Nichte.

„Funkgerät trifft es wohl eher, hu? Hey Lila, machen wir das Beste draus und wer weiß, vielleicht sind doch ein paar nette Jungs darunter“, versuchte mich Charlien aufzumuntern.

„Oh, das ist es nicht. Ich hatte gehofft, mich zu erholen und keine Sportveranstaltung zu besuchen. Mein Handy ist eh alle. Hab mein Ladekabel vergessen“, schnaubte ich leise.

„Es sind ja nur drei Wochen“, flüsterte sie in meine Richtung.

„Hey, machen wir was draus. Das ist schließlich unser Sommer, oder?“, schlug Sun jetzt vor. Unser Sommer. Kopfschüttelnd sah ich in die Runde.

„Schlag ein, Lila!“, und wir klatschten uns gegenseitig mit mehr oder weniger Elan ab.

„Auf drei abgefuckte, verdammt, lange Wochen“, stieß ich die Luft aus und folgte den Gesprächen, eher halbherzig.

„Darf ich nochmal um eure Aufmerksamkeit bitten!“, rief Ted eine halbe Stunde später in unsere Richtung und präsentierte stolz den Rest der Camp-Regeln: „Da heute die erste Nacht im Camp ist, essen wir heute allein. In den nächsten Wochen werden wir diese jedoch gemeinsam, mit den Jungs einnehmen. Nach dem Essen findet sich jeder und ich meine wirklich jeder und jede, in seiner eigenen Seite und Hütte ein. Wer erwischt werden sollte, der wird ohne große Diskussion nach Hause geschickt!“ Das war ja mal ‘ne Ansage. Lautes Klopfen auf den Tischen folgte und jeder begann zu essen.

Die Regeln waren simpel, was sollte da schon schief groß gehen? Zum Abendbrot gab es Spaghetti Bolognese. Es war jetzt nicht das Beste, was ich bisweilen gegessen hatte, aber ich hatte mit weiß Gott schlimmeren gerechnet. Nach der Mahlzeit erklang ein weiteres Mal die Stimme von Ted Kamerum: „Mädels, ich hoffe, ihr habt einen schönen Aufenthalt. Befolgt die Regeln, dann werden wir eine angenehme Zeit hier haben. Ich schlage vor, wir setzen uns noch etwas nach draußen und lassen den Abend ausklingen. Um elf ist Zapfenstreich“, endete er.

Na, wie er meint.„Regeln sind dazu da, um sie zu brechen, findet ihr nicht auch? Kommt, lasst uns hier verschwinden“, flüsterte ich unter vorgehaltener Hand. Sollten die ihre Lieder doch allein singen.

-3-

Nächtliche Begegnungen

Ein reges Treiben war um die Feuerstelle ausgebrochen. Das nutzten Charlien, Sun und ich aus. Und liefen schnell davon. Da es unter den Tannen wesentlich dunkler war, konnten wir unentdeckt verschwinden. Mit den Schwestern im Schlepptau entfernten wir uns auf leisen Sohlen. Wir beschlossen hinunter zum See zu laufen.

„Als wir dort schwimmen waren, haben wir ein paar Kanus am Ufer liegen sehen“, flüsterte Charlien. Eine kleine Bootstour warum nicht, dachte ich. Doch sie sah mich etwas unschlüssig an, ehe sie weitersprach: „Du, wir lassen das lieber. Ich will keinen Ärger“, kam es zähneknirschend, von meiner neuen Freundin. Ihr war allerdings anzusehen, dass sie eigentlich Lust auf ein kleines Abenteuer gehabt hätte und nur wegen ihrer Schwester den Moralapostel raushingen, ließ.

„Kein Problem“, flüsterte ich. „Ich erkunde auf eigene Faust die Umgebung.“

„Du bist uns nicht böse?“, erleichtert sahen mich beide an.

„Ach, wieso? Bis später“, zwinkerte ich bester Laune und bewegte auch schon das Boot ins Wasser. Beherzt sprang ich hinein. Die Regelliste schob sich in meine Gedanken. Was für ein Schwachsinn! Ich war fast zwanzig und sollte um elf im Bett liegen? Na, gewiss nicht. „Um elf ist Nachtruhe. Ab 18.00 Uhr ist das Gelände hinter dem Lattenzaun Sperrzone“, äffte ich Ted nach. „Ted, was ist für ein bescheuerter Name überhaupt?“ Ich wollt nur etwas Ruhe. „Verdammt nochmal!“, war es mir zu verdenken? Charlien hatte ihre Schwester. Doch ich? Stand allein auf weiter Flur. Auf die ‘Hüttenparty mit Melanie, Tina und Rosi hatte ich nicht sonderlich Lust und das Bedürfnis ihnen bei ‘The-Underpeacemakers-sind-heilig-und-müssen-verehrt-werden-Tanz zuzuschauen erst recht nicht.

Das Wasser war still. Nur ein paar Grillen hörte man in der Ferne zirpen. Und den Gitarrensingsang aus dem Camp nicht zu vergessen. Frustriert holte ich mir meine Packung Zigaretten hervor. Seitdem wir hier in der Wildnis angekommen waren, hatte ich noch keine Zeit gehabt, mir eine Kippe anzuzünden. Genüsslich zog ich den Qualm in meine Lungen. Himmel, tat das gut! Augenblicklich beruhigte ich mich wieder. Und zum Glück, dass die Glimmstängel trocken geblieben waren, denn bei dem Sprung ins Wasser, am frühen Abend, hatte ich an die Packung gar nicht mehr gedacht. Ichschnaubte leise auf und paddelte noch ein Stückchen weiter durchs Wasser. Etwas abseits, in der Ferne, schlich jemand mit einer Taschenlampe durch das Unterholz.

Auch wenn mein Herz plötzlich anfing zu rasen, wurde ich neugierig. So leise wie möglich dirigierte ich das Kanu in Richtung Ufer zurück. Ich war schon längst nicht mehr auf dem Campgelände, so dachte ich zumindest, denn die Lichter des Feuers und der Partybeleuchtung, lagen friedlich hinter mir, am anderen Ufer. Leise drückte ich den Zigarettenstummel am Holz aus und versuchte mich daran, zurück an Land zu gelangen. Doch das letzte Stück musste ich wohl oder übel doch ins Wasser. Langsam ließ ich mich ins kühle Nass gleiten. Warum hatte ich mir eigentlich keine Lampe mitgenommen? Ach ja, richtig, ich wollte ja nur etwas Ruhe in einem Kanu verbringen und hatte nicht vor, im dunklen Wald eine Jagd zu veranstalten. Zumal ich nicht mal wusste, wer dieser Jemand überhaupt war, der abends und im Stockdunkeln mit einer Taschenlampe durch die Wälder umherstreifte. Er könnte auch ein Psychopath sein, der nur darauf lauerte, dass sich das Camp zu Ruhe betten würde, kam mir der Gedanke und schüttelte das mulmige Gefühl schnell wieder ab und machte mich daran, ans Trockene zu gelangen.

Auf der Sandbank zog ich wieder meine Schuhe an und versuchte, diesen Unbekannten weiter zu verfolgen. Ich war noch nie wirklich ein Angsthase gewesen und würde mit Sicherheit jetzt nicht damit anfangen. Von irgendwoher hörte ich Stimmen, eine Eule heulen und das Rascheln von Blättern.

Jetzt erfasste mich doch eine Gänsehaut. Sie streifte meine Knöchel bis hin zu meinem Nacken empor, doch das zittrige Gefühl kam mit Sicherheit nur von meinen nassen Hosenbeinen. Mein Herz pochte noch aufgeregter in meiner Brust.