Politische Umstürze der Neuzeit – Revolutionen der Massen - Oliver Kattner - E-Book

Politische Umstürze der Neuzeit – Revolutionen der Massen E-Book

Oliver Kattner

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Beschreibung

In diesem Buch finden Sie einen ausführlichen Überblick über acht große Revolutionen der Neuzeit. Die geschichtlichen Hintergründe, ihre Entstehung, ihre Umsetzung, ihre politischen Akteure, ihre Auswirkungen bis in die Gegenwart und vieles mehr. Genauer analysiert werden: Deutscher Bauernkrieg, Glorious Revolution, Französische Revolution, Haitianische Revolution, Revolutionen 1848/1849, Russische Revolution, Kubanische Revolution, Nicaraguanische Revolution.

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Veröffentlichungsjahr: 2022

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Inhaltsverzeichnis

Einleitung

Deutscher Bauernkrieg

Glorious Revolution

Französische Revolution

Haitianische Revolution

Revolutionen 1848/1849

Russische Revolution

Kubanische Revolution

Nicaraguanische Revolution

Impressum

Einleitung

In der deutschen Sprache werden laut Duden dem Wort Revolution zwei Bedeutungen zugeordnet.

Revolution als tief greifende Wandlung; umwälzende, bisher gültiges, bestehendes o.Ä. verdrängende, grundlegende Neuerung

Diese tief greifende Wandlung kann alle Fachbereiche und Themen einschließen. Zum Beispiel eine Revolution in einer technischen Anwendung, eine Revolution in einem Erziehungssystem, eine Revolution in der Mathematik, eine Revolution der Wissenschaft und vieles mehr. Beispielhaft können hier die Begriffe Neolithische Revolution als Übergang vom Jäger- und Sammlertum zu Ackerbau und Viehzucht oder die Industrielle Revolution als Übergang von der Agrargesellschaft zur Industriegesellschaft seit der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts genannt werden

Revolution als ein auf radikale Veränderung der bestehenden politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse ausgerichteter, gewaltsamer Umsturz[versuch] Diese politischen Änderungen können sowohl friedlich als auch unter Anwendung von Gewalt herbeigeführt werden. Sie können sowohl von einer breiten Masse befürwortet und herbeigeführt werden (Revolution von unten), als auch von einer kleinen Schicht der Herrschenden initiiert werden (Revolution von oben).

In diesem Buch finden Sie einen ausführlichen Überblick über acht große, das politische System verändernde, Revolutionen der Neuzeit. Alle geschichtlichen Hintergründe über ihren Verlauf, ihre Entstehung und ihre Auswirkungen bis in die Gegenwart.

Deutscher Bauernkrieg

Als Deutscher Bauernkrieg (oder Revolution des gemeinen Mannes) wird die Gesamtheit der Aufstände von Bauern, Städtern und Bergleuten bezeichnet, die 1524 aus ökonomischen und religiösen Gründen in weiten Teilen Thüringens, Sachsens und im süddeutschen Raum, speziell Franken, Tirol und der Schweiz ausbrachen. In deren Verlauf stellten die Bauern mit den Zwölf Artikeln von Memmingen erstmals Forderungen auf, die als frühe Formulierung von Menschenrechten gelten. In Schwaben, Franken, dem Elsass, Deutsch-Lothringen und Thüringen wurden die Aufstände 1525, im Kurfürstentum Sachsen und in Tirol 1526 von Grund- und Landesherren niedergeschlagen, wobei schätzungsweise zwischen 70.000 und 75.000 Menschen ums Leben kamen. Dem Bauernkrieg gingen Aufstände in Livland, Ungarn (Dózsa-Aufstand), England und der Schweiz voraus.

Begriffsdefinition

Die Ereignisse von 1525 wurden schon von Zeitgenossen als „Bauernkrieg“ bezeichnet. Doch fand der Begriff äußerst selten unter den Aufständischen selber Verwendung. Der Historiker Georg Friedrich Sartorius hatte 1795 die Reihe der einsetzenden Monografien mit dem Titel Versuch einer Geschichte des deutschen Bauernkrieges begonnen. Mit dem vom Historiker Wilhelm Zimmermann verfassten und 1841–1843 erschienenen äußerst erfolgreichen Werk Geschichte des großen Bauernkriegs waren die Ereignisse von 1524 bis 1526 dann endgültig zu einer rein deutschen Angelegenheit geworden, als deren Hauptakteure die Bauern angesehen wurden, deren Agieren als ein Krieg gegen die sie bedrückende Obrigkeit bezeichnet wurde. Die Ereignisse in den Alpenländern Schweiz und Österreich werden in Zimmermanns Werk nur beiläufig behandelt. Diesem Muster folgten auch alle weiteren Historiker, die sich mit den Erhebungen der Jahre 1524 bis 1526 beschäftigten, sodass sich der Begriff „(Deutscher) Bauernkrieg“ immer mehr verfestigte.

Die soziale Erhebung, die heute immer noch allgemein als Deutscher Bauernkrieg bezeichnet wird, blieb jedoch keinesfalls auf die Bauern allein beschränkt. Der inzwischen nachgewiesenen Beteiligung von Städtern und Bergleuten an dieser sozialen Erhebung versuchte Peter Blickle durch den Begriff der „Revolution des Gemeinen Mannes“ gerecht zu werden, wobei er den „Gemeinen Mann“ als den nicht herrschaftsfähigen Untertanen („… der gemeine Mann ist der Bauer, der Bürger der landsässigen Stadt, der von reichsstädtischen Ämtern ausgeschlossene Städter, der Bergknappe …“) verstanden wissen wollte, der im Gegensatz zur Obrigkeit stand. Der 1975 vorgetragene Begriff wurde anfangs in Ost und West wegen seiner vieldeutigen Quellengrundlage kritisiert. Inzwischen wird Blickles These von der „Revolution des gemeinen Mannes“ beziehungsweise der „Revolution von 1525“ aber weithin akzeptiert.

Vorgeschichte

Der Bauernkrieg von 1524 bis 1526 war nicht plötzlich über die deutschen Territorien hereingebrochen. Vielmehr gehört er in eine lange Reihe von europäischen Aufständen und Widerstandsaktionen, die sich vom Spätmittelalter bis in die Neuzeit zieht. Schon im 13. und 14. Jahrhundert waren Bauern in der Schweiz, in Flandern und England, im 15. Jahrhundert in Böhmen aufgestanden. Im Südharz und der Goldenen Aue erhoben sich 1412–1415 die Flegler. In der Schweiz erhoben sich die Bauern 1489 gegen die Städte Zürich und St. Gallen, 1513/14 gegen Luzern, Bern und Solothurn. Danach wurde der „Bundschuh“ gebildet (1460 im Hegau, 1493 im Elsaß, 1502 im Bistum Speyer, 1513 im Breisgau und 1517 am Oberrhein). Im Bistum Würzburg kam es 1476 im Gefolge des Paukers von Niklashausen zu Unruhen. In Oberschwaben provozierte der Zugriff der Grundherren Aktionen gegen das Fürststift Kempten (1491/92) und die Abtei Ochsenhausen (1502). In Württemberg stand 1514 der Arme Konrad auf.

Auch die zahlreichen Bürgererhebungen vor allem in südwestdeutschen Städten zwischen 1509 und 1514 waren zumeist von den ärmeren und unterprivilegierten Schichten getragen und gegen die ökonomischen und politischen Privilegien der Patrizier und des Klerus gerichtet.

Der Hochadel war an einer Änderung der Lebensumstände der Bauern nicht interessiert, weil dadurch zwangsläufig eigene Privilegien und Vorteile eingeschränkt worden wären. Der niedere Adel ging dem Niedergang entgegen und hatte mit einem dramatischen Machtverlust zu kämpfen, was zu eigenen Aufständen führte (Pfälzischer Ritteraufstand). Der Versuch vieler niederer Adliger, sich durch Raubrittertum über Wasser zu halten, ging größtenteils wiederum zu Lasten der Bauern.

Der Klerus war genauso gegen jede Veränderung: Der Katholizismus in der damals bestehenden Form stellte die Kernsäule des Feudalismus dar; die kirchlichen Einrichtungen waren in der Regel selbst feudal organisiert – kaum ein Kloster existierte ohne zugehörige Dörfer. Die Kirche bezog ihre Einnahmen vorwiegend aus Spenden, Ablasshandel sowie dem Zehnten. Letzterer war auch für den Adel eine wichtige Finanzquelle.

Die einzigen Reformbestrebungen, die auf die Abschaffung der alten Feudalstrukturen innerhalb der Städte zielten, gingen vom erstarkenden Bürgertum der Städte aus, blieben aber schwach ausgeprägt, da auch dieses von Adel und Klerus abhängig war.

Ursachen und Umfeld

Zu den einzelnen Schauplätzen des Bauernkrieges von 1524 bis 1526 zählen das Oberrheingebiet, Württemberg, Oberschwaben, Franken, Thüringen, Rheinland, Tirol und Salzburg. Auch in zahlreichen Städten (Frankfurt am Main mit dem Frankfurter Zunftaufstand, Nürnberg, Mühlhausen, Würzburg) kam es zu Unruhen. Dabei war lokale Bindung eher die Regel als die Ausnahme. Die Aufstände spielten sich überwiegend in den eigenen Territorialgrenzen ab. Die Ursachen für die ländlichen Unruhen zu bestimmen, ist aufgrund der zeitlichen und regionalen Differenziertheit schwierig. Oftmals waren wohl mehrere Gründe entscheidend: wirtschaftliche Not und soziales Elend, Schwierigkeiten, gegenüber Grund-, Leib- und Gerichtsherren Recht zu erhalten, und nicht zuletzt Missstände in Adel und Klerus.

Die Bauern trugen die Hauptlast zur Aufrechterhaltung der Feudalgesellschaft: Fürsten, Adel, Beamte, Patrizier und der Klerus lebten von deren Arbeitskraft, und da die Zahl der Nutznießer immer weiter anstieg, stiegen auch die Abgaben, die die Bauern zu leisten hatten. Neben dem Großzehnt und dem Kleinzehnt auf die meisten ihrer erwirtschafteten Einkünfte und Erträge zahlten sie Steuern, Zölle und Zinsen und waren häufig ihren Grundherren zu Fron- und Spanndiensten verpflichtet. Dazu kam, dass in Oberschwaben, Württemberg, Franken, Sachsen (Obersachsen) und Thüringen die Realteilung angewandt wurde, die bei gleich bleibender Gesamtproduktionsfläche zu immer kleineren Höfen führte. Viele dieser Kleinstbauernhöfe waren angesichts der hohen Belastungen nicht mehr wirtschaftlich zu führen.

Wirtschaftliche Probleme, häufige Missernten und der große Druck der Grundherren führten immer mehr Bauern in die Hörigkeit und weiter in die Leibeigenschaft, woraus wiederum zusätzliche Pachten und Dienstverpflichtungen resultieren.

Auch das „Alte Recht“, ein mündlich überliefertes Recht, wurde von den Grundherren zunehmend frei interpretiert oder vollkommen ignoriert. Seit Jahrhunderten bestehende Allmenden wurden enteignet und gemeinschaftliche Weide-, Holzschlag-, Fischerei- oder Jagdrechte beschnitten oder abgeschafft.

Viele der einfachen Bauern trauten sich aufgrund ihrer vielfachen Abhängigkeitsverhältnisse nicht, gegen ihre Herren aufzubegehren. Vor allem die dörfliche Oberschicht wollte aber Veränderungen. Schultheißen, Bauernrichter, Dorfhandwerker und Ackerbürger aus den Kleinstädten trugen den Aufstand und drängten vielerorts die armen Bauern zum Anschluss an die Bauernhaufen.

Die Bauern selbst wollten vor allem ihre altüberlieferten Rechte wiederherstellen und ein menschenwürdiges und im Übrigen gottesfürchtiges Leben führen. Ihre Forderungen nach Milderung der Lasten und Aufhebung der Leibeigenschaft aber rüttelten an den Grundfesten der bestehenden Gesellschaftsordnung.

Bezug zur Reformation

In der Kirche herrschten erhebliche Missstände. Viele Geistliche führten ein ausschweifendes Leben und profitierten von Stiftungen und Erbschaften der reichen Bevölkerung sowie Abgaben und Spenden der Armen. In Rom gelangte man durch Vetternwirtschaft und Bestechung zu Amt und Würden; die Päpste taten sich als Kriegs- und Bauherren sowie als Förderer der schönen Künste hervor.

Diese Zustände wurden schon früh von Hans Böhm (dem „Pfeifer von Niklashausen“) in Tauberfranken, Girolamo Savonarola in Florenz und später auch von Martin Luther kritisiert. Als der Dominikaner Johann Tetzel 1517 im Auftrag des Erzbischofs von Mainz, Albrecht von Brandenburg und des Papstes Leo X. durch Deutschland zog, dort erfolgreich den Ablass predigte und seine Ablasszettel verkaufte, verfasste Luther seine 95 Thesen, die er der Überlieferung zufolge am 31. Oktober 1517 an die Kirchentür von Wittenberg nagelte.

Auch Ulrich Zwingli in Zürich und Thomas Müntzer in Allstedt vertraten öffentlich die Ansicht, dass jeder Mensch auch ohne die Vermittlung der hierarchischen Kirche seinen Weg zu Gott und seinem Seelenheil finden könne. Damit untergruben sie den Absolutheitsanspruch der katholischen Kirche und bestätigten den Bauern, wie weit sich der Klerus von seinen eigenen Lehren entfernt hatte und deshalb in großen Teilen überflüssig sei.

Die Argumentation Luthers in seiner Schrift Von der Freiheit eines Christenmenschen (1520), dass Ein Christenmensch […] ein Herr über alle Dinge und niemandem untertan sei, sowie seine Übersetzung des Neuen Testaments ins Deutsche 1522 waren weitere entscheidende Auslöser für das Aufbegehren der dörflichen Bevölkerung: Nun war es auch den einfachen Leuten möglich, die mit dem „Willen Gottes“ gerechtfertigten Ansprüche von Adel und Klerus zu hinterfragen. Für die eigene erbärmliche Lage „durch Erbteilung zerstückelte Höfe“ fanden sie keine biblische Begründung, und somit vermuteten viele Bauern, dass die Einschränkung des Alten Rechts durch die Grundherren dem tatsächlichen Göttlichen Recht widerspreche.

Martin Luther

Obwohl die Standpunkte der Reformation eine wesentliche Rechtfertigung für die aufständischen Bauern waren, distanzierte sich Martin Luther deutlich vom Bauernkrieg. Schon 1521 unterschied er genau zwischen weltlichem und geistlichem Bereich, da er mit der Reformation die Veränderung der Kirche und nicht – im Gegensatz zu Savonarola – Veränderung der weltlichen Ordnung erreichen wollte. Von der Obrigkeit wurde er trotzdem zunehmend für die Geschehnisse im Bauernkrieg verantwortlich gemacht, wohl auch deshalb, weil er sich nicht eindeutig von den Forderungen der Bauern distanzierte. Noch 1525 kritisierte Luther in seiner Ermahnung zum Frieden das „hochmütige“ Verhalten der Fürsten. Erst nach der Weinsberger Bluttat schlug er sich eindeutig auf die Seite der Fürsten und verurteilte die Aufständischen scharf:

„wider die mörderischen und räuberischen Rotten der Bauern […] man soll sie zerschmeißen, würgen, stechen, heimlich und öffentlich, wer da kann, wie man einen tollen Hund erschlagen muss.“

Seine Schrift Wider die Mordischen und Reubischen Rotten der Bawren veröffentlichte Luther allerdings erst zu einem Zeitpunkt, als die Niederlage der Bauern bereits absehbar war.

Nach 1525 verlor der Protestantismus seinen revolutionären Geist und zementierte auch von Luther unterstützt die herrschenden gesellschaftlichen Verhältnisse mit dem Glaubenssatz „Seid untertan der Obrigkeit“.

Philipp Melanchthon

Der Kurfürst Ludwig V. von der Pfalz schrieb am 18. Mai 1525 an den evangelischen Reformator Philipp Melanchthon in Wittenberg einen Brief mit der Bitte, u. a. das Verhalten der Bauern zu beurteilen. Melanchthon schrieb in seinem Antwortbrief:

„[…] daß dies ein wildes ungezogenes Bauernvolk sei und die Obrigkeit recht tue. Außerdem ist der Zehnte rechtens, die Leibeigenschaft und Zinsen seien nicht frevelhaft. Die Obrigkeit kann die Strafe setzen nach der Not im Lande und die Bauern haben nicht das Recht der Herrschaft ein Gesetz zu diktieren. Für solch ein ungezogenes, mutwilliges und blutgieriges Volk nennt Gott das Schwert.“

Diese Antwort entband den Kurfürsten von allen Abmachungen (Vertrag von Udenheim und Hilsbach). Er rüstete eine Streitmacht aus und zog am 22. Mai 1525 mit 4500 Landsknechten, 1800 Reitern und mehreren Geschützen von Heidelberg bis nach Bruchsal, wo er am 23. Mai 1525 siegreich einzog.

Thomas Müntzer

Thomas Müntzer war ein früherer Anhänger Luthers. Im Gegensatz zu diesem stand er aber für die gewaltsame Befreiung der Bauern und betätigte sich in Mühlhausen, wo er Pfarrer in der Marienkirche war, als Agitator und Förderer der Aufstände.

Dort versuchte er seine Vorstellungen einer gerechten Gesellschaftsordnung umzusetzen: Privilegien wurden aufgehoben, Klöster aufgelöst, Räume für Obdachlose geschaffen, eine Armenspeisung eingerichtet. Er forderte die „Gemeinschaft aller Güter, die gleiche Verpflichtung aller zur Arbeit und die Abschaffung aller Obrigkeit“ (omnia sunt communia). Seine Bestrebungen, verschiedene Thüringer Bauernhaufen zu vereinigen, gelangen jedoch nicht. Im Mai 1525 wurde er gefangen genommen, gefoltert und schließlich hingerichtet.

Verlauf

Ausbruch der Konflikte

Die erste Erhebung im Bauernkrieg fand am 23. Juni 1524 im Wutachtal bei Stühlingen statt. Sie richtete sich gegen den im Schloss Hohenlupfen regierenden Grafen Sigmund II. von Lupfen. Die Bauern bildeten im Raum St. Blasien ein Fähnlein und wählten als ihren Anführer Hans Müller von Bulgenbach. 1524 kam es auch bei Forchheim in der Nähe von Nürnberg neuerlich zu Unruhen, kurz darauf auch in Mühlhausen bei Erfurt. Am 2. Oktober 1524 verbündeten sich die Bauern im westlichen Hegau. Wenig später zogen 3500 Bauern in Richtung Furtwangen. In Oberschwaben rund um den Bodensee gärte es schon länger und innerhalb kurzer Zeit bildeten sich im Februar und März 1525 drei bewaffnete so genannte Bauernhaufen: der Baltringer Haufen, der Seehaufen und der Allgäuer Haufen. Der größte der drei war der Baltringer Haufen: mehr als 12.000 Bauern, Bürger und Geistliche sammelten sich innerhalb weniger Tage im Baltringer Ried in der Nähe von Biberach. Auch der Seehaufen in der Nähe von Lindau bestand aus annähernd 12.000 Männern, darunter auch viele einfache Geistliche und Landsknechte. Die 7000 Allgäuer Bauern, die vor allem gegen den Fürstabt von Kempten aufbegehrten, lagerten bei Leubas.

Zwölf Artikel und Verhandlungen

Die drei oberschwäbischen Bauernhaufen wollten vor allem eine Verbesserung ihrer Lebensverhältnisse erreichen und keinen Krieg beginnen. Deshalb setzten sie auf Verhandlungen mit dem Schwäbischen Bund. 50 Vertreter der drei Bauernhaufen trafen sich dazu in der freien Reichsstadt Memmingen, deren Bürgerschaft mit den Bauern sympathisierte. Hier versuchten die Führer aller drei Haufen, die Forderungen der Bauern zu artikulieren und mit der Bibel argumentativ zu unterlegen. Im Februar/März 1525 wurden die Zwölf Artikel verfasst, deren Urheberschaft gewöhnlich Sebastian Lotzer und Christoph Schappeler, einem Kürschnergesellen und einem Prädikanten in Memmingen, zugesprochen wurde. Nach Peter Blickle waren die Zwölf Artikel „Beschwerdeschrift, Reformprogramm und politisches Manifest“ zugleich. Nach dem Vorbild der Schweizer Eidgenossenschaft gründeten die Bauern die Oberschwäbische Eidgenossenschaft, deren Grundlagen in der Bundesordnung niedergelegt wurden. So sollten die einzelnen Bauernhaufen, im Gegensatz zu vorhergehenden Erhebungen, zukünftig auch füreinander einstehen. Innerhalb kürzester Zeit wurden von beiden Schriften hohe Auflagen gedruckt und verteilt, die für eine außergewöhnlich schnelle Verbreitung der Aufstände in ganz Süddeutschland und Tirol sorgten. Die Gründung der Christlichen Vereinigung wurde nach der Verabschiedung der beiden Papiere dem Schwäbischen Bund in Augsburg in der Hoffnung angezeigt, als gleichwertiger Partner an Verhandlungen teilnehmen zu können. Angesichts verschiedener Plünderungen und der Weinsberger Bluttat (siehe weiter unten) hatten die im Schwäbischen Bund zusammengeschlossenen Adligen allerdings kein Interesse an Verhandlungen. Unterstützt durch die Augsburger Kaufmannsfamilie Fugger wurde Georg Truchsess von Waldburg-Zeil (genannt Bauernjörg) mit einer Armee von 9.000 Landsknechten und 1500 gepanzerten Reitern beauftragt, die meist mit Sensen und Dreschflegeln bewaffneten Bauern niederzuwerfen.

Die Verhandlung der Zwölf Artikel in Memmingen war Dreh- und Angelpunkt des Bauernkrieges: Hier wurden die Forderungen erstmals einheitlich formuliert sowie schriftlich fixiert. Die Bauern traten erstmals einheitlich gegenüber der Obrigkeit auf – die bisherigen Erhebungen scheiterten vor allem an der Zersplitterung der Aufstände und der mangelnden gegenseitigen Unterstützung. Mit den „12 Artikeln“ änderte sich dies.

Die Zwölf Artikel forderten die freie Pfarrerwahl (1), die Abschaffung des Kleinzehnten, kirchliche oder gemeinnützige Verwendung der Großzehnten (2), die Aufhebung der Leibeigenschaft (3), die freie Jagd und Fischerei (4), die Rückgabe der Wälder (5), die Reduzierung der Frondienste (6), Einhaltung bestehender Besitzbedingungen (7), Neufestsetzung der Abgaben an den Grundherren (8), feste statt willkürlicher Strafen (9). Rückgabe der Allmenden (10). Abschaffung des Todfalls (11). Der zwölfte Artikel nimmt den Gedanken der Präambel wieder auf und erklärt die grundsätzliche Bereitschaft, auf alle Forderungen zu verzichten, die dem Wort Gottes nicht gemäß sind.

Verlauf des Aufstands

Ende März 1525 sammelte sich das Heer von Waldburg-Zeil in Ulm. Ein Stück donauabwärts bei Leipheim hatten sich um den Prediger Jakob Wehe 5.000 Bauern versammelt, die im weiteren Umkreis Klöster und Adelssitze plünderten. Das Heer des Schwäbischen Bundes marschierte deshalb nach Leipheim und rieb schon auf dem Weg dorthin einzelne plündernde Bauerngruppen auf. Am 4. April 1525 kam es zur ersten großen Schlacht bei Leipheim, in der der Leipheimer Haufen besiegt wurde. Die Stadt Leipheim musste ein Strafgeld zahlen; Wehe und die anderen Führer des Haufens wurden hingerichtet. Zum Gedenken wurde oberhalb des Biberhackens westlich von Leipheim am Rand der Flur zu Echlishausen an der B10 ein Bauernkriegsdenkmal errichtet.

Ebenfalls Anfang April sammelten sich auch die Bauern aus dem Neckartal und dem Odenwald unter Jäcklein Rohrbach. Zu Ostern 1525 (16. April) lagerte der Neckartaler Haufen bei Weinsberg, wo der hitzköpfige Rohrbach den von den Bauern gehassten Grafen Ludwig von Helfenstein und seine Ritter Spießrutenlaufen ließ. Der schmerzvolle Tod der Adligen durch das Stechen und Prügeln der Bauern ging als die Weinsberger Bluttat in die Geschichte des Bauernkriegs ein. Sie prägte entscheidend das Bild vom mordenden und plündernden Bauern und war einer der Hauptgründe, weshalb sich viele Adlige gegen die Sache der Bauern stellten. Zur Strafe wurde die Stadt Weinsberg niedergebrannt und Jäcklein Rohrbach bei lebendigem Leib verbrannt. Nach der Bluttat von Weinsberg vereinigten sich die Neckartaler und Odenwälder mit dem von dem fränkischen Adligen Florian Geyer geführten Taubertaler Haufen (Schwarzer Haufen) zum starken Heller Lichter Haufen. Die annähernd 12.000 Männer wandten sich unter der Führung des Hauptmanns Götz von Berlichingen gegen die Bischöfe von Mainz und Würzburg und den Kurfürsten von der Pfalz.

Am 12. April stellte die Streitmacht des Schwäbischen Bundes den Baltringer Haufen, der schnell besiegt werden konnte. Die Bauern wurden entwaffnet, und jeder musste ein hohes Strafgeld zahlen.

Am 13. April musste sich Truchsess Georg von Waldburg mit seinem Heer vor dem militärisch recht gut ausgebildeten Seehaufen wieder zurückziehen und traf einen Tag später, am 14. April bei Wurzach auf die eigenen Bauern des Allgäuer Haufens. Er verhandelte mit ihnen und konnte sie überzeugen, ihre Waffen niederzulegen. Im Vertrag von Weingarten vom 17. April machte er dem Seehaufen und dem Allgäuer Haufen mit dem Strategen Eitelhans Ziegelmüller Zugeständnisse und garantierte ihnen freien Abzug und ein unabhängiges Schiedsgericht zur Austragung ihrer Konflikte.

Am 16. April sammelten sich die Württemberger Bauern. Die 8.000 Mann starke Truppe rückte in die Stadt Stuttgart ein und zog im Mai weiter nach Böblingen.

Auch bei Hall und Gmünd bildeten sich kleinere Haufen, die 3.000 Anhänger plünderten die Klöster Lorch und Murrhardt und legten die Burg Hohenstaufen in Schutt und Asche. Auch im Kraichgau und Ortenau wurden Klöster geplündert und Burgen niedergebrannt.

Nach dem Erfolg von Weingarten zog das Heer Waldburg-Zeils ins Neckartal. Die Bauern wurden bei Balingen, Rottenburg, Herrenberg und am 12. Mai in der Schlacht bei Böblingen trotz großer Überzahl geschlagen. Anführer Matern Feuerbacher floh daraufhin nach Süden. Ähnlich erging es am 2. Juni den Neckartalern und Odenwäldern bei Königshofen.

Im April 1525 trafen sich in Gehren und Langewiesen die Vertreter von zehn Schwarzburger Gemeinden, die den Evangelischen Brüderlichen Bund geschlossen hatten. Sie forderten die übrigen Orte der Grafschaft durch Briefe und Gesandte auf, dem Bund beizutreten und sich den Forderungen der in Gehren versammelten Bauern des Waldhaufens anzuschließen. Am 23. April 1525 zog der Waldhaufen über Königsee und Paulinzella, wo die Bauern Amt und Kloster plünderten, nach Stadtilm. Die Stadtilmer Bürger setzten am 24. April 1525 den Rat und den Vogt des Schwarzburger Grafen ab und öffneten den aufständischen Bauern die Stadttore. Die Nachricht von diesem Sieg verbreitete sich rasch im Rudolstädter Gebiet, worauf weitere Bauern aus der Schwarzburger Oberherrschaft nach Stadtilm kamen und sich dem Waldhaufen anschlossen. Die vereinigten Schwarzburger Bauernhaufen aus Gehren und Stadtilm zogen vor die Tore Arnstadts und trugen dem Grafen ihre in Zwölf Artikel gefassten bäuerlichen und städtischen Forderungen vor. Angesichts der Streitmacht des auf 8000 Mann angewachsenen Bauernhaufens erkannte der Graf die Zwölf Artikel an, worauf die Hauptleute der Bauern den Abzug und die vorläufige Auflösung des Bauernhaufens veranlassten. Nach der Niederlage der Bauern bei Frankenhausen nahm Kurfürst Johann der Beständige die Zusagen an die Bauern und Stadtbürger zurück. Arnstadt erhielt eine harte Geldstrafe und verlor seine Privilegien. Die Anführer der vereinigten Schwarzburger Bauernhaufen wurden gefangen und am 17. Juni und 9. August 1525 in Arnstadt hingerichtet.

Die Schlacht bei Frankenhausen am 15. Mai 1525 war eine der bedeutendsten Schlachten während des Deutschen Bauernkriegs. In ihr wurden die von Müntzer geführten aufständischen Bauern Thüringens von einem Fürstenheer vollständig besiegt. Müntzer selbst wurde gefangen genommen und am 27. Mai in Mühlhausen enthauptet, nachdem er auf die Festung Heldrungen gebracht und gefoltert worden war.

Am 23. Mai nahm ein Haufen von 18.000 Breisgauer und Südschwarzwälder Bauern Freiburg im Breisgau ein. Nach dem Erfolg wollte der Anführer Hans Müller den Belagerern von Radolfzell zu Hilfe eilen, doch nur wenige Bauern zogen mit ihm; die meisten wollten sich wieder um ihre Felder kümmern. So war deren Streitmacht relativ klein, als sie von Erzherzog Ferdinand von Österreich kurz darauf geschlagen wurden. Waldburg-Zeil traf am 4. Juni bei Würzburg auf den Hellen Lichten Haufen der fränkischen Bauern, und da dieser am Vortag von Götz von Berlichingen unter einem Vorwand verlassen wurde, hatten die führerlosen Bauern keine Chance. In zwei Stunden wurden 8.000 Bauern getötet.

Nach diesem Sieg wandte sich die Truppe des Bauernjörg wieder nach Süden und besiegte im Allgäu Ende Juli die letzten Aufständischen. In vier Monaten hatte die Armee des Georg Truchsess von Waldburg-Zeil mehr als 1.000 km zurückgelegt.

Andere Aufstände wurden ebenso niedergeschlagen: Am 3. Juni 1525 wurde der Bildhäuser Haufen zusammen mit den Aufständischen aus Meiningen in der Schlacht zwischen Meiningen und Dreißigacker von einer vereinten Streitmacht der Fürsten unter der Führung von Kurfürst Johann von Sachsen besiegt, am 23./24. Juni 1525 wurden in der Schlacht bei Pfeddersheim die im pfälzischen Bauernkrieg aufständischen Haufen vernichtend geschlagen. Bis September 1525 waren alle Gefechte und Strafaktionen abgeschlossen. Kaiser Karl V. und Papst Clemens VII. dankten dem Schwäbischen Bund für sein Eingreifen.

Der im April und Mai 1525 in Thüringen unter der Führung von Hans Sippel operierende Werrahaufen löste sich auf, nachdem Graf Wilhelm IV. von Henneberg-Schleusingen die Zwölf Artikel unterschrieben hatte; Sippel und die anderen Anführer wurden gefangen genommen und in Eisenach hingerichtet.

Folgen

Einzelne Bauernbünde wie der des Tirolers Michael Gaismair hielten sich im Geheimen noch einige Jahre. Etliche geächtete Bauern lebten noch Jahrzehnte als Räuberbanden in Wäldern. Zu größeren Aufständen kam es aber nicht mehr. In den folgenden 300 Jahren begehrten die Bauern kaum noch auf. Dazu trug in der Folgezeit auch die Möglichkeit des Untertanenprozesses bei, der Bauern und Bürgern den Rechtsweg zu den Reichsgerichten öffnete. Damit erhielten sie ein Instrument zur friedlichen Konfliktbewältigung, mit dem sich obrigkeitliche Willkürakte beschränken ließen.

In der Frage nach der Zahl der nachweisbar mit dem Bauernkrieg in Zusammenhang stehenden Todesfälle enthält die Quellenüberlieferung nicht immer übereinstimmende Angaben. Die frühere Annahme, es habe infolge des Bauernkrieges einen demographischen Einbruch gegeben, hat die Forschung 1975 relativiert. In den Aufstandsgebieten habe der Verlust durch die direkten Folgen des Bauernkriegs 2,5 bis 3,0 Prozent der Gesamtbevölkerung betragen. Die Zahl der Todesopfer wird auf 70.000 bis 75.000 beziffert. Auf das gesamte Reich bezogen, wären dies 0,5 Prozent der damaligen Bevölkerung gewesen.

Die überlebenden Aufständischen fielen automatisch in Reichsacht und verloren damit alle Rechte und Privilegien und waren somit vogelfrei. Die Anführer wurden mit dem Tod bestraft. Teilnehmer und Unterstützer der Aufstände mussten die Strafgerichte der Landesherren fürchten, die erst jetzt begannen und zum Teil sehr grausam waren. Viele Berichte sprechen von Enthauptungen, Augenausstechen, Abschlagen von Fingern und weiteren Misshandlungen. Wer mit einem Bußgeld davonkam, hatte noch Glück, auch wenn viele Bauern die Strafgelder wegen der hohen Abgaben nicht bezahlen konnten. Ganzen Gemeinden wurden Rechte aberkannt, weil sie die Bauern unterstützt hatten. Teilweise ging die Gerichtsbarkeit verloren, Feste wurden verboten und Stadtbefestigungen geschleift. Alle Waffen mussten abgeliefert werden, und abends durften keine Dorfschenken mehr besucht werden.

Die Folgen für zahlreiche Burgen und Klöster waren verheerend. Insgesamt etwa 1000 wurden 1524/1525 teilweise oder vollständig zerstört. Allein im Bambergischen wurden Mitte Mai innerhalb von nur 10 Tagen fast 200 Burgen zerstört oder beschädigt. Im Thüringischen, Halberstädtischen und Wernigerodischen zählte man allein rund 300 zerstörte Klöster. Im Gegensatz zu den meisten Klöstern wurden aber viele Burgen nicht wiederaufgebaut, sondern verfielen. Die hohe Zeit der Burgen war vorbei, stattdessen wurden nun Schlösser bzw. Festungen errichtet. Daher gilt der Bauernkrieg als eine der nachhaltigsten Zerstörungswellen deutscher Burgen, was auch für die heutige Burgenforschung einen bedeutenden Verlust darstellt und nicht zuletzt auch das Landschaftsbild der betroffenen Regionen veränderte.

In wenigen Regionen hatte der Bauernkrieg positive Auswirkungen. In einigen Gebieten wurden Missstände durch Verträge beseitigt, falls die Aufständischen aufgrund besonders schlimmer Umstände rebelliert hatten (z. B. die des Fürststifts Kempten, für die auf dem Reichstag zu Speyer 1526 der Memminger Vertrag geschlossen wurde). Auch waren die Verhältnisse der Bauern vielerorts besser überschaubar geworden, weil diese ihre Steuern nun nicht mehr alleine an die Grundherren, sondern auch direkt an die Fürsten abzuführen hatten.

Die Niederlagen der Bauern legten den Grundstein für Vermögenszuwächse bei den siegreichen adligen Heerführern. Georg Truchsess von Waldburg-Zeil fielen Ländereien in Oberschwaben zu. Der Feldhauptmann Sebastian Schertlin von Burtenbach hielt sich an den Besiegten schadlos, um seine von ihm eingestellten Landsknechte zu besolden.

Die sich 1525 etablierende reformatorische Täuferbewegung war vor allem über ihren Antiklerikalismus und ihre Ablehnung der Leibeigenschaft mit den aufständischen Bauern verbunden. Beide Bewegungen standen deutlich in Opposition zum Klerus. An vielen Orten wie unter der Führung Johannes Brötlis im schweizerischen Hallau kam es zu einem Zusammenschluss. Auch in Sachsen, Franken und Thüringen nahmen Täufer an Aufständen der Bauern teil. Hans Römer, der Führer der Thüringer Täufer, predigte vor der Versammlung des Bildhäuser Haufens. In Waldshut verfasste Balthasar Hubmaier den an die Zwölf Artikel angelehnten sogenannten Artikelbrief. Die Mehrheit der Täufer folgte jedoch entsprechend den Schleitheimer Artikeln aus dem Jahr 1527 einem gewaltfreien Weg, wie er noch heute für Mennoniten und Hutterer kennzeichnend ist.

Forschungsgeschichte

Der Chronist Lorenz Fries beschrieb die Ereignisse im Herrschaftsgebiet der Würzburger Fürstbischöfe in seinem Werk Die Geschichte des Bauernkriegs in Ostfranken. In der Historiographie erlosch das Interesse an den Ereignissen von 1525 jedoch bald. Die Chroniken der nachreformatorischen Zeit boten allenfalls einige dürftige Angaben. Wachgehalten wurde die Erinnerung an den Bauernkrieg in der Kontroversliteratur des 17. und 18. Jahrhunderts. Der Bauernkrieg galt dabei lange als peinlicher Fehltritt der Protestanten, der ihnen von den Katholiken vorgehalten wurde. Der Historiker Georg Friedrich Sartorius hatte 1795 die Reihe der einsetzenden Monografien mit dem Titel Versuch einer Geschichte des Deutschen Bauernkriegs begonnen und ihn in die Nähe der Französischen Revolution gerückt. Der Bauernkrieg wurde somit zwischen Tyrannei und Freiheit verrechnet. Leopold von Ranke bezeichnete ihn als „das größte Naturereignis des deutschen Staates“, indem elementare Volkskräfte den sinnvollen Gang der Reformation störten. Wilhelm Zimmermann verfasste zwischen 1841 und 1843 das dreibändige Geschichtswerk „Allgemeine Geschichte des großen Bauernkrieges“. Für Zimmermann war der Bauernkrieg „ein Kampf der Freiheit gegen unmenschliche Unterdrückung, des Lichts gegen die Finsternis“. Dabei bestanden für den Theologen, radikalen Demokraten und späteren linken Abgeordneten der Paulskirche deutliche Parallelen zwischen dem Kampf der Bauern von 1525 und dem aktuellen Ringen um Freiheit und Demokratie. Für Friedrich Engels war er der „großartigste Revolutionsversuch des deutschen Volkes“. Der Thüringer Aufstand war für Engels Höhepunkt des deutschen Bauernkrieges. Das hing mit dem Wirken Thomas Müntzers zusammen, dessen Programm die „antifeudalen“ Aufstandsziele am deutlichsten artikuliert und der es am ehesten verstanden habe, unterschiedliche „antifeudale“ Kräfte in seine Bewegung zu integrieren. Karl Marx apostrophierte ihn als „die radikalste Tatsache der deutschen Geschichte“. Marx sah im Bauernkrieg den konsequenten Aufstand eines unterdrückten Volkes im Übergang vom Feudalismus zum Kapitalismus.

Günther Franz veröffentlichte 1933 auf Grundlage von eigenen Archivstudien und in Kenntnis der gesamten lokal- und regionalgeschichtlichen Literatur eine detaillierte Schilderung zum Verlauf des Bauernkrieges. Franz verstand den Bauernkrieg als eine politische Auseinandersetzung zwischen den zur Landeshoheit drängenden Territorialherren und den um die Wahrung ihrer Autonomie kämpfenden bäuerlichen Gemeinden. In den 1970er Jahren hat Franz erneut seinen Standpunkt bekräftigt, „daß der Bauernkrieg nicht primär aus wirtschaftlichen und auch nicht aus religiösen Gründen begonnen wurde“. Vielmehr sah er die Ursache im Territorialstaat. Die umfassende Arbeit von Franz prägte die Bauernkriegsforschung für Jahrzehnte. Eine wissenschaftlichen Neubesinnung begann in den 1960er Jahren zunächst in der DDR und später in der Bundesrepublik.

Für das marxistische Geschichtsbild der DDR besaß der Bauernkrieg eine außerordentliche Bedeutung und gehörte zu den zentralen Gegenständen der Geschichtsforschung in der DDR. Geschichte war diesem Bild gemäß die gesetzmäßige Abfolge gesellschaftlicher Formationen. Unter Berufung auf Friedrich Engels wurde in der DDR das Konzept einer „frühbürgerlichen Revolution“ 1476 bis 1525 entwickelt, das Bauernkrieg und Reformation zu einer Bewegung zusammenfasste. Die westdeutsche Forschung nahm Anstoß, unter anderem an der „bürgerlichen Revolution“ ohne Bürger, setzte sich aber erst verspätet mit dem Konzept auseinander. Einen nachhaltigen Aufschwung erfuhr die Forschung 1975 durch das 450-jährige Jubiläum des deutschen Bauernkrieges. Knapp 500 Titel wurden in einem Jahr verfasst. Peter Blickle veröffentlichte 1975 in seinem Buch Die Revolution von 1525 die einzige auf die Gesamtproblematik zielende Bauernkriegsmonografie. Für Blickle war der Aufstand mehr als ein Bauernkrieg, er war eine Revolution. Träger war nicht allein der Bauer, sondern der „gemeine Mann“, das ist die gesamte nicht-privilegierte Bevölkerung (Bauern, Bürger der Landstädte und nicht-ratsfähige Bürger der Reichsstädte, Bergknappen).

Rezeption

Albrecht Dürer entwarf 1525 zum Gedenken an die geschlagenen Bauern eine Gedächtnissäule. In Mainz dagegen stiftete Erzbischof Albrecht von Brandenburg 1526 einen Marktbrunnen, der an den Sieg der kaiserlichen Söldner bei Pavia und an die Niederwerfung des „gemeinen Mannes“ erinnert.

Im Jahr 1952 veröffentlichte Hanns Eisler ein Opernlibretto Johann Faustus, das stark auf die Zeit nach der Niederschlagung des Bauernkriegs eingeht. Noch in den letzten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts wurde das Bauernkriegsthema künstlerisch verarbeitet. 1989 eröffnete auf dem Schlachtberg bei der thüringischen Kleinstadt Bad Frankenhausen das Panorama-Museum mit dem Monumentalgemälde „Frühbürgerliche Revolution in Deutschland“ des Leipziger Malers Werner Tübke. Das Mühlhäuser Bauernkriegsspektakel, ein Historienspiel mit Mittelaltermarkt, thematisiert die für Mühlhausen relevanten Abschnitte der Biografie des Reformators Thomas Müntzer und damit einen Ausschnitt der Geschichte des Bauernkriegs. Der Arbeitsgemeinschaft der deutschen Bauernkriegsmuseen gehören neun Städte mit zehn Museen an.

Belletristische Darstellungen (Auswahl)

Walter Laufenberg: Stolz und Sturm – Ein Bodensee-Roman über die Zeit der Bauernkriege. Verlag für Regionalkultur, Heidelberg, Ubstadt-Weiher 2005, ISBN 3-89735-448-9.

Gerhart Hauptmanns Drama Florian Geyer. Die Tragödie des Bauernkrieges in fünf Akten, mit einem Vorspiel. (1896) beschäftigt sich mit den Vorgängen des Deutschen Bauernkrieges.

Mathis der Maler, Oper (über das Leben des Malers Matthias Grünewald vor dem Hintergrund des Deutschen Bauernkrieges), Libretto und Komposition von Paul Hindemith, UA Zürich 1938

Die Bauernoper. 1973, Szenen aus dem deutschen Bauernkrieg (1525) von Yaak Karsunke und Peter Janssens

Luther Blissett: Q (1999) – Roman über Bauernkriege, Thomas Müntzer und die Täuferbewegung

Ludwig Ganghofer: Das neue Wesen (1902) – Roman über Joß Fritz und die Verfolgung der Protestanten im Berchtesgadener Land.

Manfred Eichhorn: Das Feuer von Frankenhofen. Klemm & Oelschlaeger, Ulm 2014, ISBN 978-3-86281-069-7.

Quellen

Günther Franz (Hrsg.): Quellen zur Geschichte des Bauernkrieges. (= Ausgewählte Quellen zur deutschen Geschichte der Neuzeit – Freiherr-vom-Stein-Gedächtnisausgabe. Bd. 2). Neuausgabe. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1963.

Literatur

Peter Blickle: Der Bauernjörg. Feldherr im Bauernkrieg. C. H. Beck, München 2015, ISBN 978-3-406-67501-0.

Peter Blickle: Der Bauernkrieg. Die Revolution des Gemeinen Mannes (= Beck’sche Reihe – C. H. Beck Wissen Bd. 2103). 4., aktualisierte und überarbeitete Auflage, C.H. Beck, München 2012, ISBN 978-3-406-43313-9.

Peter Blickle: Die Revolution von 1525. 4. durchgesehene und bibliografisch erweiterte Auflage. Oldenbourg, München 2004, ISBN 3-486-44264-3.

Peter Blickle (Hrsg.): Revolte und Revolution in Europa. Referate und Protokolle des Internationalen Symposiums zur Erinnerung an den Bauernkrieg 1525 (Memmingen, 24.–27. März 1975) (= Historische Zeitschrift. Beiheft. Neue Folge, Bd. 4). Oldenbourg, München 1975, ISBN 3-486-44331-3.

Horst Buszello, Peter Blickle, Rudolf Endres (Hrsg.): Der deutsche Bauernkrieg (= UTB Bd. 1275). 3. bibliografisch ergänzte Auflage. Schöningh, Paderborn u. a. 1995, ISBN 3-8252-1275-0.

Günther Franz: Der deutsche Bauernkrieg. 12., gegenüber der 11. unveränderte Auflage. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1984, ISBN 3-534-00202-4.

Benjamin Heidenreich: Ein Ereignis ohne Namen? Zu den Vorstellungen des „Bauernkriegs“ von 1525 in den Schriften der „Aufständischen“ und in der zeitgenössischen Geschichtsschreibung. De Gruyter Oldenbourg, Berlin 2019, ISBN 978-3-11-060130-5.

Günter Vogler (Hrsg.): Bauernkrieg zwischen Harz und Thüringer Wald (= Historische Mitteilungen. Beihefte 69). Steiner, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-515-09175-6.

Adolf Waas: Die Bauern im Kampf um Gerechtigkeit 1300–1525. Callwey München, 1964.(2. Auflage 1976, ISBN 3-7667-0069-3; weitere Neuauflage unter dem Titel: Der Bauernkrieg. Panorama-Verlag, Wiesbaden o. J. [1998?], ISBN 3-926642-11-4).

Rainer Wohlfeil: Der Bauernkrieg 1524–26. Bauernkrieg und Reformation. Neun Beiträge (= Nymphenburger Texte zur Wissenschaft. Bd. 21). Nymphenburger Verlagshandlung, München 1975, ISBN 3-485-03221-2.

Wilhelm Zimmermann: Der große deutsche Bauernkrieg. Köhler, Stuttgart 1841–1843; Dietz, Stuttgart 1891; Dietz, Berlin 1952; deb, Berlin 1980 und 1982 (7. Auflage ISBN 3-920303-26-1); Berlin 1993, ISBN 3-320-01829-9.

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Glorious Revolution

In der Glorious Revolution – der Glorreichen Revolution – von 1688/1689 entschieden die Gegner des königlichen Absolutismus in England den seit Beginn des 17. Jahrhunderts geführten Machtkampf mit dem Stuartkönigtum endgültig zu ihren Gunsten. Sie schufen mit der Durchsetzung der Bill of Rights die Grundlage für das heutige parlamentarische Regierungssystem im Vereinigten Königreich. Seit der Revolution ist dort der König nicht mehr allein, sondern nur in Verbindung mit dem Parlament (King-in-parliament) Träger der Staatssouveränität.

Mit der Revolution endete die Politik religiöser Toleranz, die König Jakob II. von England, der selbst zum Katholizismus konvertiert war, gegenüber Katholiken betrieben hatte. Während die protestantischen Dissenters mit der Toleranzakte Glaubensfreiheit zugesichert bekamen, galten für die Katholiken nach der Revolution für über ein Jahrhundert diskriminierende Regelungen. Nach dem Sturz des katholischen Monarchen bestieg Wilhelm III. von Oranien, Jakobs Neffe und Schwiegersohn, gemeinsam mit Jakobs protestantischer Tochter Maria II. den Thron.

Bereits die Zeitgenossen verwendeten die Bezeichnung Glorreiche Revolution in bewusstem Gegensatz zu den Wirren des Englischen Bürgerkriegs, der mit der Hinrichtung König Karls I. und der Errichtung einer Republik unter Oliver Cromwell geendet hatte. Man war der Auffassung, dass der vergleichsweise unblutige Umsturz von 1688/1689 auch deshalb von Erfolg gekrönt war, weil ihn die „Gloriole“ eines neuen Königtums umstrahlt habe.

Überblick

Bereits Jakobs Bruder Karl II., der England von 1660 bis 1685 regierte, stand in seinen persönlichen Glaubensüberzeugungen dem Katholizismus nahe. Um seine erst 1660 restaurierte Herrschaft nicht zu gefährden, schützte er jedoch die verfassungsmäßigen Rechte der anglikanischen Staatskirche und erließ Gesetze gegen Katholiken und Nonkonformisten. Diese Politik wurde von großen Teilen der Bevölkerung, der Gentry und des Hochadels sowie von Parlament und Kirche unterstützt. Erst auf dem Sterbebett konvertierte Karl II. zum Katholizismus.

Jakob hatte diesen Schritt bereits Ende der 1660er Jahre getan. So entstand 1685 die Situation, dass ein Katholik König von England und Oberhaupt der Anglikanischen Kirche wurde. Zudem war er Befürworter einer absolutistischen Monarchie nach französischem und spanischem Vorbild. Bald nach seiner Thronbesteigung am 23. April 1685 ging Jakob auf Konfrontationskurs mit den Whigs. Jakob betraute auch Katholiken mit Ämtern am Hof, in der Verwaltung und in der Armee, womit er sich über Gesetze wie die Testakte hinwegsetzte. Dazu glaubte er sich aufgrund seines absolutistischen Herrschaftsverständnisses berechtigt. Gleichzeitig übte er aber auch Toleranz gegenüber protestantischen Nonkonformisten wie den Quäkern.

Da Jakob keinen männlichen Erben hatte und seine beiden aus erster Ehe stammenden erbberechtigten Töchter Maria und Anne protestantisch erzogen waren, nahmen große Teile der englischen Bevölkerung und Teile der anglikanischen Kirche seine Politik zunächst hin. Es bestand die begründete Aussicht, dass die Politik des bereits über 50-jährigen Königs nach seinem Tod rasch revidiert werden könnte. Insbesondere die anglikanische Hochkirche, die seit jeher das gottgegebene Herrschaftsrecht der Könige (Divine Right) verteidigt hatte, argumentierte, man dürfe auch einer katholischen Obrigkeit nicht den Gehorsam verweigern oder ihr gar Widerstand entgegensetzen. Dies änderte sich erst, als Jakob die anglikanischen Bischöfe zwingen wollte, eine Toleranzerklärung gegenüber dem Katholizismus von den Kanzeln verlesen zu lassen. Mit der Weigerung der Bischöfe gaben sie das Prinzip der non resistance auf, das sie von jeher zur stärksten Stütze des Königtums gemacht hatte.

Der letzte Anstoß zur Einigung aller politischen und religiösen Gegner des Königs aus Parlament, Adel und Kirche erfolgte jedoch aus dynastischen Gründen: Als dem König und seiner zweiten Frau, der streng katholischen Maria Beatrix von Modena, im Sommer 1688 ein Sohn geboren wurde, drohte die dauerhafte Etablierung einer katholischen Dynastie. Auch die anglikanischen Bischöfe stimmten nun mehrheitlich zu, die protestantische Tochter des Königs, Maria, und ihren calvinistischen Ehemann, Wilhelm von Oranien, den Generalstatthalter der Niederlande, ins Land zu rufen und ihnen gemeinsam die Krone anzutragen. Dieser folgte dem Ruf vor allem aus bündnispolitischen Erwägungen. Wilhelm sah die Chance, England für das Lager der Gegner König Ludwigs XIV. von Frankreich zu gewinnen.

Nach der Einladung durch eine Gruppe von Adligen, die Immortal Seven, setzte Wilhelm von Oranien im Herbst 1688 mit einer starken Söldnerarmee nach England über, um dem „bedrängten englischen Volk“ zu Hilfe zu eilen. Francisco Lopes Suasso, Bankier in der Republik der Sieben Vereinigten Provinzen, finanzierte die Expedition nach England mit 2 Millionen Gulden.

Wilhelms Landung war die einzige erfolgreiche Invasion Englands seit 1066. Jakob II. sah sich aufgrund des Überlaufens zahlreicher Adliger zu Wilhelm außerstande, diesem militärisch zu begegnen, und floh nach Frankreich. Das Staatssiegel warf er auf seiner Flucht in die Themse. Dies wurde von seinen Gegnern als Abdankung interpretiert, so dass seine Tochter und sein Schwiegersohn als Maria II. und Wilhelm III. den vakanten Thron besteigen konnten.

Trotz mehrerer Versuche einer gewaltsamen Rückeroberung gelang es Jakob II. und seinen Erben nicht, ihre Ansprüche auf die Krone erneut geltend zu machen. Jakob starb am 16. September 1701 im französischen Exil. Bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts kam es zu einigen Aufständen ihrer Anhänger, der Jakobiten. Doch Wilhelm gelang es, seine Herrschaft in England zu stabilisieren. Er stärkte durch seine Gesetzgebung maßgeblich den englischen Parlamentarismus, übte religiöse Toleranz nur gegenüber den protestantischen Dissenters und konnte sicherstellen, dass auch nach seinem Tod im Jahr 1702 und der Thronbesteigung Annes, einer weiteren Tochter Jakobs II., keine Annäherung Englands an Frankreich mehr stattfand.

Vorgeschichte

Die Glorreiche Revolution war ein vor allem auf religiösen Motiven basierender Vorgang, der durch politische Erwägungen aller Beteiligten zusätzlich verschärft wurde. Eine wichtige Rolle spielte hierbei die Church of England, die durch Heinrich VIII. von Rom abgespalten worden war. In den seiner Entstehung folgenden Jahren stabilisierte sich der zwar „katholisch“ (episkopal) verfasste, aber in der Lehre vorherrschend calvinistische Anglikanismus, und auch die Versuche Maria Tudors, England wieder zu katholisieren, blieben erfolglos.

Durch das Elizabethan Settlement von 1559 wurde der König von England zugleich auch zum „Supreme Governor of the Church“ ernannt und somit die Trennung von Rom untermauert. Die Einführung des Book of Common Prayer wiederum spaltete die Reformationsbewegung und führte zur Gründung der puritanischen Bewegung, die in den folgenden Jahren immer stärkeren Zulauf erhielt und neben einer strengen Sittenlehre die Unabhängigkeit der Kirche vom Königtum forderte. Gleichzeitig radikalisierten sich die Bevölkerung und die Geistlichkeit zu einem strikten Antikatholizismus, verstärkt durch die Exkommunikation Königin Elisabeths 1570, das Vorgehen der spanischen Armada gegen England 1588, den Gunpowder Plot von 1605 (eine katholische Verschwörung gegen Jakob I. und das Parlament), die Furcht vor einer katholischen Invasion in den 1620er Jahren und den Ausbruch der Irischen Rebellion von 1641. Antipapismus (Anti-Popery) wurde so zu einem unabdingbaren Grundfaktor der englischen Gesellschaft des 17. Jahrhunderts, und zwar nicht nur auf nationaler, sondern auch auf lokaler Ebene.

Im starken Gegensatz dazu stand die Politik der Krone, die mit einer Annäherung erst an das katholische Spanien und später an das ebenfalls katholische Frankreich im diametralen Gegensatz zu den Erwartungen des Volkes und eines großen Teils des Adels handelte. Auch die von Karl I. maßgeblich geförderte arminianische Kirchenpolitik, die eine stärkere Formalisierung der Kirchenliturgie vorsah und zentrale Elemente der calvinistischen Kirchenreformen rückgängig zu machen suchte (z. B. in der Kleiderordnung, der Rolle des Presbyteriums und der Abendmahlsliturgie), schürte das Misstrauen gegen die Krone. Immer stärker begann sich die Überzeugung durchzusetzen, dass ein „in katholische Verschwörungen verwickelter König das Anrecht auf Gehorsam verwirkt“ hatte. 1637 kam es über diesen Konflikt zum organisierten Widerstand in Schottland, den Karl im Jahr 1640 mit einem Einmarsch seiner Truppen (Bischofskriege) beantwortete. Ein Parlament, welches er hierzu hatte einberufen lassen, das seine finanziellen Forderungen jedoch nicht unterstützte, wurde von ihm bereits nach drei Wochen wieder entlassen (Kurzes Parlament). Nachdem die englische Armee Ende August jedoch von schottischen Truppen geschlagen worden war und sich diese in Nordengland festsetzten, sah sich der König gezwungen, ein neues Parlament (Langes Parlament) einzuberufen und einen Waffenstillstandsvertrag zu unterschreiben.

Das Lange Parlament konnte von Beginn an einen Teil der königlichen Souveränität an sich reißen, indem es die Friedensverhandlungen mit Schottland und die Bezahlung der Armee zu handhaben verlangte. Gleichzeitig richtete sich sein Handeln gegen die unmittelbare Umgebung des Königs, vor allem gegen den königlichen Berater und Katholiken Thomas Wentworth, 1. Earl of Strafford, gegen den ein Amtsenthebungsverfahren eingeleitet wurde. Ebenfalls angeklagt wurde Erzbischof Laud, was die faktische Entmachtung der kirchlichen Gerichte und damit den Kollaps der staatlich-kirchlichen Zensur zur Folge hatte.

Verschärft wurde der Konflikt zwischen Parlament und König im Mai 1641, als ruchbar wurde, dass Karl ernsthaft erwog, die Reste seiner Armee für eine Befreiung Straffords aus dem Tower einzusetzen (Army Plot). Das Unterhaus sprach daraufhin ein Todesurteil gegen Strafford aus. Öffentliche Proteste und Demonstrationen vor dem Oberhaus und dem königlichen Palast sorgten schließlich dafür, dass der König seinen früheren engen Berater fallen ließ. Das Parlament verschärfte in der Folge seinen Kurs gegen den König, beschnitt dessen Recht zur Auflösung des Parlaments, schaffte wesentliche durch den König eingeführte Steuern und Abgaben ab und löste besondere Regierungsorgane (Gerichtshöfe) auf, die dem König direkt unterstanden. Auch die Grand Remonstrance war als Angriff auf den König zu verstehen, listete sie doch alle Fehlleistungen und Rechtsverstöße der königlichen Politik seit den 1620er Jahren auf und forderte, die Verantwortlichen zu bestrafen und aus dem Umfeld des Königs zu entfernen.

Durch den Aufstand der Iren, den die Gegner Karls als erneute Verschwörung des Königs gegen das Parlament verurteilten, eskalierte die Lage vollends: Nachdem das Parlament angesichts der prekären Lage eine Kontrolle über die zur Niederschlagung des Aufstandes benötigte Armee forderte (Militia Ordinance), reagierte der König mit einer Hochverratsklage gegen mehrere Mitglieder des Unterhauses und versuchte einen Tag später, die Angeklagten unter Verletzung ihrer Immunität verhaften zu lassen. Dies scheiterte jedoch und Karl I wurde am 30. Januar 1649 hingerichtet.

Der Englische Bürgerkrieg

Der Englische Bürgerkrieg begann am 23. Oktober 1642 und dauerte, mit einigen Unterbrechungen, bis 1649. Anfangs gelang es den königstreuen Truppen, die Armee des Parlaments zurückzudrängen; von 1645 an konnte diese sich jedoch reorganisieren und mit Unterstützung der schottischen Armee, die durch religiöse Konzessionen erneut den Norden Englands besetzte, einen Umschwung im Konflikt erreichen. 1646 ergab sich Karl I. der schottischen Armee, die ihn jedoch binnen Jahresfrist an die Parlamentsarmee auslieferte. Im Juni 1646 wurden die Kampfhandlungen daraufhin eingestellt, und eine starke Gruppierung im Parlament (Friedenspartei) versuchte, getrieben von der Angst vor einem zu starken Einfluss radikaler Kräfte in Parlament und Armee, die stehende Truppe schnellstmöglich aufzulösen. Diese wiederum sahen darin einen Versuch, die Interessen des Volkes einem billigen Kompromiss mit dem König zu opfern, und Ende Mai und Anfang Juni 1647 kam es zu Meutereien gegen das Parlament. Am 3. Juni übernahm die so in Opposition zur Friedenspartei getretene und religiös radikalisierte Armee endgültig die Bewachung des gefangenen Königs und wurde somit zur politisch dominierenden Macht im Staate.

Die Friedensverhandlungen fanden mit der Flucht Karls I. an Weihnachten 1647 und dessen militärischer Allianz mit den schottischen Streitkräften (im Gegenzug für die Einführung einer presbyterialen Kirchenverfassung in England für die Dauer von vorerst drei Jahren) ein abruptes Ende; im April brach der Zweite Bürgerkrieg aus. Er war, abgesehen von der Invasion einer schottisch-royalistischen Armee im Nordwesten, vor allem ein Aufstand einzelner Grafschaften und Regionen (insbesondere Wales, Kent, Essex) gegen die verhasste Revolutionsregierung. Militärisch dominierte die Parlamentsarmee jedoch das Geschehen und setzte den König schon im Herbst 1648 mit der Eroberung Schottlands wieder gefangen. Erneut wurden Verhandlungen mit Karl aufgenommen, und eine Einigung und die Wiedereinsetzung des Königs schien in den folgenden Monaten denkbar, denn ein nicht unerheblicher Teil der Abgeordneten schien eine Restauration des Monarchen als geringeres Übel im Vergleich zu einer weiteren Militärherrschaft zu betrachten. Da verweigerte die Armee, die einen Ausverkauf ihrer Interessen fürchtete, den gemäßigten Abgeordneten den Zutritt zum Unterhaus und erzwang das sogenannte Rumpfparlament. Weitere Verhandlungen mit dem König wurden somit unterbunden, und am 30. Januar 1649 wurde Karl gemäß dem Willen der führenden Offiziere nach einem kurzen Prozess hingerichtet: England wurde zur Republik.

Die Herrschaft Cromwells

Die folgende Dekade brachte England eine republikanische Grundordnung: Bereits im Februar beschloss das verbliebene Rumpfparlament die Auflösung des Oberhauses und nur kurze Zeit später die Abschaffung der Monarchie. Auf Frieden wartete das englische Volk jedoch vorerst vergebens. Nach dem Tod Karls I. folgte ihm sein Sohn Karl II. auf den schottischen Thron. Mit der Anerkennung der schottischen Kirchenverfassung sicherte er sich die Loyalität der Bevölkerung und stieß mit einer Armee nach England vor. Oliver Cromwell gelang es jedoch, die Truppen des Königs zu besiegen, so dass dieser ins französische Exil fliehen musste (Schottland wurde als Folge in eine Union mit England gezwungen). Auch in Irland setzte Cromwell die englischen Interessen mit Gewalt durch und unterwarf das Land mit großer Brutalität. Unmittelbar daran schloss sich der Englisch-Niederländische Seekrieg (1652–1654) an, mit dem die Niederlande auf die Versuche des Rumpfparlaments reagierten, sie aus dem englischen Seehandel zu vertreiben.

1653 wurde das Rumpfparlament selbst aufgelöst und Cromwell das quasi-monarchische Amt eines Lordprotektors angetragen, das dieser zögernd annahm. Die unter ihm gewährte Religionsfreiheit wiederum sollte sich als erneuter Stein des Anstoßes in der englischen Geschichte erweisen. Mit dem Aufkommen und dem Wachstum neuer religiöser Richtungen wuchs die Angst in der englischen Gesellschaft vor Sekten und vor einer kirchlichen und gesellschaftlichen Desintegration. Der Tod Cromwells am 3. September 1658 führte binnen kurzer Zeit zu einer Rückkehr des Königs am 25. Mai 1660.

Restauration und Herrschaft Karls II.

Karls Regentschaft erwies sich als durchaus wechselhaft. Zum einen versuchte er sich in einem Bündnis mit der französischen Krone, gipfelnd im Jahr 1670 im geheimen Vertrag von Dover (in dem der König im Gegenzug für französische Zahlungen sogar zusagte, zum katholischen Glauben zu konvertieren, wenn ihm dies innenpolitisch möglich werde), andererseits musste Karl der antifranzösischen Stimmung im eigenen Land Rechnung tragen und ließ die Verheiratung Maria Stuarts, der ältesten Tochter seines Bruders Jakob, Herzog von York, mit Wilhelm III. von Oranien und somit einem Feind Frankreichs zu. Eine erneute Spaltung der Bevölkerung und der politischen Akteure verstand es Karl indes zu vermeiden, indem er 1660 mit dem Act of Indemnity and Oblivion Republikanern und Anhängern Cromwells Straffreiheit und königliche Gnade zusicherte. Auch eine versprochene (jedoch nie eingelöste) Religionsfreiheit für „tender consciences“ tat ihren Teil dazu, den Übergang zum restaurierten System zu erleichtern. Trotzdem traten Konflikte mit früheren Republikanern und religiösen Minderheiten (vor allem die Quäker (Quaker Act) und die Presbyterianer (Uniformitätsakte)) in der Praxis durchaus auf und schließlich führte das großzügige Vorgehen des Königs in religiösen Fragen zu einer erneuten Furcht vor Sekten und Papisten, die 1673 auch zum Erlass der Testakte führte, die Katholiken von sämtlichen zivilen und militärischen Staatsämtern ausschloss.

Genährt wurde die antikatholische Stimmung 1678 durch die Aufdeckung einer angeblichen „Papisten-Verschwörung“, die eine Einführung des Katholizismus in England plane, um anschließend den König zu ermorden und London niederzubrennen. Obwohl frei erfunden, sorgte diese Geschichte von Titus Oates für eine Hysterie unter der Bevölkerung und trug zum Ausbruch der sogenannten Exklusionskrise bei. In ihr versuchte die politische Opposition der Whigs, den sich offen zum Katholizismus bekennenden Jakob per Gesetz von der Thronfolge auszuschließen (Exclusion Bill). Er war auch bereits vorher das wohl prominenteste Opfer der Testakte geworden, bei deren Verabschiedung er das Amt des Lord High Admiral hatte abgeben müssen.

Die Reaktion des Königs erfolgte in Form der Auflösung des Parlaments und einer scharfen Verfolgung der Nonkonformisten, die durch die Aufdeckung der Rye House Plots, einer nach dem Leben des Königs und des Herzog von York trachtenden Verschwörung, zusätzlich verschärft wurde. Das Verhältnis zwischen Hof/Regierung und den Dissenters blieb auch über den Tod Karls II. hinaus gespannt, und als der Herzog von Monmouth, ein illegitimer, im Volk aber sehr populärer Sohn Karls II., Jakob II. mit einer Invasion und einem militärischen Aufstand im Jahr 1685 den Thron streitig machen wollte, befanden sich unter den Rebellen auch viele Whigs. Karl II. starb am 6. Februar 1685, nachdem er noch auf dem Sterbebett zum Katholizismus übergetreten war.

Der Kampf um die Krone

Die Herrschaft Jakobs II.

Anders als sein Bruder hielt Jakob II. nichts von Zurückhaltung im Konfessionsstreit. Der überzeugte Katholik setzte sich von Beginn seiner Amtszeit für eine weitgehende Toleranz gegenüber dem Katholizismus in England ein. Dabei dominierte ihn die Vorstellung, dass sich die katholische Kirche bei einer solchen Tolerierung ganz natürlich gegen die anglikanische Kirche und die zahlreichen sektiererischen Abspaltungen durchsetzen werde und auf diesem Wege eine vollständige Restauration im Land erreicht werden könnte. Jakobs Toleranzpolitik erstreckte sich aber auch auf radikale protestantische Denominationen wie die Quäker.

Zuerst einmal galt es jedoch, die Monmouth-Rebellion niederzuschlagen. Dies fiel dem durch Adel und Parlament gestützten Monarchen zu diesem Zeitpunkt indes nicht schwer, und obwohl Monmouth beliebt war und seine Invasionstruppen Verstärkung durch zahlreiche Dissenters aus dem Volk erhielten, konnte ihn Jakob am 5.

---ENDE DER LESEPROBE---