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"Wahre Liebe gibt es nur unter Männern" - so heißt es oft am Stammtisch. Man mag schmunzeln darüber und milde lächeln, doch sie gibt es wahrlich - diese Liebe. Nicht nur unter Männern des gemeinen Menschenvolkes, sondern auch unter den testosterongeladenen Wesen der stattlichen Zwerge. Dass dies nicht ohne Sorgen, Ängste oder Missverständnisse einhergeht, ist selbstverständlich. Liebe richtet sich nicht nach Geschlecht, sondern entsteht durch Emotionen, die allen Wesen, welchem Volke auch immer zugehörig, gegeben und oftmals nicht zu kontrollieren sind. Nicht nur Aki gerät dieses Mal in den Strudel von Lust, Leidenschaft und tiefer Zuneigung. Bhrun und Ido kämpfen gleichermaßen gegen ihre Gefühle an. Und Grond? Wird er nach Jahrzehnten des Wartens endlich seinen eigenen Lieblingszwerg bekommen?
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Seitenzahl: 320
Veröffentlichungsjahr: 2023
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Buchbeschreibung:
"Wahre Liebe gibt es nur unter Männern" - so heißt es oft am Stammtisch. Man mag schmunzeln darüber und milde lächeln, doch sie gibt es wahrlich - diese Liebe. Nicht nur unter Männern des gemeinen Menschenvolkes, sondern auch unter den testosterongeladenen Wesen der stattlichen Zwerge. Dass dies nicht ohne Sorgen, Ängste oder Missverständnisse einhergeht, ist selbstverständlich. Liebe richtet sich nicht nach Geschlecht, sondern entsteht durch Emotionen, die alle Wesen, welchem Volke auch immer zugehörig, gegeben und oftmals nicht zu kontrollieren sind.
Nicht nur Aki gerät dieses Mal in den Strudel von Lust, Leidenschaft und tiefer Zuneigung.
Bhrun und Ido kämpfen gleichermaßen gegen ihre Gefühle an. Und Grond? Wird er nach Jahrzehnten des Wartens endlich seinen eigenen Lieblingszwerg bekommen?
Über den Autor:
Nach "Sturm der Gedanken" (2018), "Zwergenherz - Die Wächterin" (2020) und "Zwergenherz - Die Schmiedin" (2022) startet die Autorin einen neuen Ausflug in das Reich ihrer geliebten Zwerge. Ein Zwischenruf, der die Zwergenmänner in einem ganz anderen Licht erscheinen lässt.
www.kat-endres.de
Kapitel 1
Erste Berührungen
Gedanken
Bhruns Entscheidung
Freunde
Aufklärung
Kapitel 2
Wirr im Kopf
Unvollendet
Gespräch unter Freunden
Entschieden
Gedanken und Wünsche
Bangen und Hoffen
Erleichterung
Wut und Leidenschaft
Entschuldigung
Der Ratschlag des Alten
Altzwerge
Die Erfüllung eines Wunsches
Angst
Kapitel 3
Guten Morgen, Freund!
Gronds Gedanken
Wut
Zweifel
Hilflos
Ido
Flucht
Lauf!
Erziehungsgespräch
In Aufruhr
Aussprache
Kapitel 4
Die Waschung des Zwerges
Fragen und Antworten
Zarte Bande
Heimkehr
Kapitel 5
Anweisungen
Stur
Zwischenstopp
Ein Gefallen
Schuld?
Die Belohnung
Des Königs Ring
Die Bedingung
Nähe
Raus hier!
Kälte
Die Auslöse
Heimwärts
Kapitel 6
Geborgenheit
Die Überraschung
Vertrauter Freund
Fandir
Trennung
Rumoren im Berg
Dunkle Glut
Liebe und Zweifel
Das Ritual
Die kleine Jagdhütte lag mitten in den Bergen und nicht weit entfernt von einem See, dessen glasklares Wasser selbst jetzt im Hochsommer eiskalt war. An vielen Tagen lag er spiegelglatt da, doch im Augenblick tummelten sich zwei junge Zwergenmänner in ihm und schwammen um die Wette. Lachend trieben sie ihre Späße miteinander. Bhrun stand nicht weit entfernt von ihnen zwischen Hütte und See und schaute schmunzelnd dem heiteren Vergnügen zu. Er hörte das Lachen seiner Mündel und bewunderte deren Ausdauer und Geschick. Ein Schimmern lag in seinen Augen beim Anblick der strammen Krieger, die vor Kraft nur so strotzten, doch gegen die körperliche Stärke des Älteren kamen sie selbst zu zweit nicht an. Dieser hatte den See eher verlassen, um in der Hütte einige Vorbereitungen zu treffen.
“Aki!”, rief Bhrun mit dunkler Stimme den Dunkelblonden zu sich.
“Was will er von dir?”, fragte Ido unwirsch und stoppte abrupt sein Vorhaben, den Freund unter Wasser zu tauchen.
“Das werde ich gleich erfahren. Ich weiß nur, dass der Spaß jetzt vorbei ist”, antwortete der Krieger brummend. Langsam watete er dem Ufer entgegen und murmelte schnell über die Schulter hinweg: “Kümmere du dich derweil schon um die Fallen. Ich komme später nach.”
Ido knurrte grimmig. Er hatte keine Lust, seinen Pflichten nachzukommen, dennoch stieg er unwillig dem Mann hinterher. Nass schlüpfte er in seine Beinkleider und Stiefel, zog die Tunika über die breiten Schultern und wandte sich seiner Arbeit zu.
Bhrun sah den Dunkelblonden auf sich zukommen, der sich in Bewegung die Hosen überzog. Tunika und Stiefel behielt er in den Händen. Feinste Wassertropfen hingen in den gekräuselten Haaren auf seiner Brust und schimmerten in der Sonne.
Stählerne Muskeln strafften sich unter seidiger Haut und wirr hingen ihm einzelne Locken im Gesicht.
“Bhrun?”, sah Aki den Älteren fragend an.
“Komm mit hinein. Ich möchte mit dir reden”, erwiderte dieser knapp und ernst.
Der Jungzwerg runzelte grübelnd die Stirn, folgte der Aufforderung schweigend und schloss die Tür hinter sich. Halbdunkel herrschte in der Hütte und Akis Augen gewöhnten sich nur langsam daran. Er erkannte den klobigen Holztisch in der Mitte des Raumes, auf dem ein dicker Kerzenstumpf stand und dessen warmes Licht flackerte. Sein Blick wanderte weiter und entdeckte wenig später den Zwergenmann, der sich mit der rechten Hand am Kamin abstützte. Bhrun starrte gedankenversunken vor sich hin und schwieg. Unsicherheit beschlich diesen und kribbelnde Schauer jagten durch dessen Körper bei dem Gedanken daran, was er mit dem Jüngeren vorhatte.
“Bhrun?”, fragte Aki erneut und kam nicht gegen das Gefühl an, etwas falschgemacht zu haben.
Zudem war er es nicht gewöhnt, so lange auf eine Antwort oder Anweisung zu warten.
“Ich habe dich beobachtet”, brummte der König in die Stille hinein und ließ Aki zusammenzucken. Er sah auf und dem Krieger direkt in die Augen.
Das Herz des Jüngeren hämmerte unter dem aufkommenden Unwohlsein hart gegen die Rippen. Er sagte nichts und wie gelähmt stand er an der Tür und wäre am liebsten wieder hinausgelaufen. “Beobachtet? Warum?”, brachte er endlich leise über die Lippen und senkte verlegen den Kopf.
Bhrun wandte sich dem Jungzwerg endgültig zu und näherte sich langsam. Aus des Kriegers schwarzen, nassen Haaren flossen feine Rinnsale über die Tunika und färbten den Stoff dunkel. Die Bänder des Verschlusses hingen bis zum Bauchnabel geöffnet und ließen kleine Löckchen auf der Brust erkennen. Mit Gewalt riss sich Aki von diesem Anblick los und suchte mit unstetem Blick nach Krümeln am Boden. Er versuchte verzweifelt, sich abzulenken. Es verwirrte ihn, den Älteren so zu sehen, obwohl er ihn seit seiner Geburt, kannte.
Körperliche Nähe war etwas Natürliches und Wichtiges im rauen Leben eines Zwerges, doch dieses Mal hob es ihn innerlich aus den Angeln.
Sanft zog die Hitze in seine Lenden und das Wasser sammelte sich in seinem Mund.
“Dein Freund”, flüsterte Bhrun leise und augenblicklich riss Aki den Kopf hoch. Panisch sah er den Schwarzhaarigen an, aber dieser lächelte nur und sprach weiter: “Ido erzählte mir von seinem Wunsch, doch bevor ich diesem nachkommen konnte, musste ich mir erst sicher sein, ob dein Verlangen ebenfalls erwacht war”, beugte sich Bhrun nah an Aki, sodass der Atem über dessen Wange strich. “Ich habe vorhin gesehen, dass deine Hände wanderten. Das Wasser verbarg, was ich in deinem Gesicht erkennen konnte. Deine Blicke liebten Ido auf andere Weise.”
Bebend schloss Aki die Augen und die Hitze der Scham stieg schlagartig in ihm empor. Er war zu keiner Antwort fähig, denn in diesem Moment streiften die derben und dennoch weichen Barthaare des Mannes über seine Haut. Abwehrend hob er die Hände, doch der Ältere stand schon zu nah, sodass er flüchtig dessen Brust berührte. Nur allzu deutlich vernahm er die harten Erhebungen unter seinen Fingern und aufkeuchend wurde ihm bewusst, dass er halbnackt vor dem Schwarzhaarigen stand.
“Du willst Ido lieben. Anders als bisher”, glitt Bhruns Zunge leicht an Akis Ohr entlang und hinterließ eine feuchte Spur. “Du willst seine Haut fühlen und seine Hitze. Du möchtest ihn schmecken. Hab ich recht?”, sah er dem Jüngeren fest in die Augen und entdeckte glühendes Verlangen.
Aki gab sich seufzend geschlagen und war nicht fähig, seinen Drang zu verbergen. “Ja”, hauchte er und sah beschämt an dem Krieger vorbei.
“Du hast Angst davor?”, fragte dieser leise.
“Ido wird mich dafür hassen”, knurrte der Dunkelblonde verbittert. Die aufgekommene Hitze ebbte langsam ab, dennoch pumpte das Blut schneller durch seine Adern und ließ ihn zittern. Das Benehmen des Königs verwirrte und erregte ihn zugleich. Er war hilflos und trotzdem genoss er das Gefühl, dem stattlichen Zwergenmann ausgeliefert zu sein.
Bhrun lächelte erneut. Sacht ließ er seine Finger über Akis Gesicht gleiten, zog die Konturen nach und streichelte zärtlich die leicht geöffneten Lippen bis hinunter zum Hals. Er sah das heftige Pulsieren in des Jungzwergs Adern. Einzelne Wassertropfen aus den Haaren vermischten sich mit hauchzarten Schweißperlen und rannen langsam hinab. “Er wird dich nicht hassen. Es ist sein Wunsch”, raunte er dunkel und das tiefe Blau seiner Augen verwandelte sich in dunkle, unergründbare Seen.
“Er ist mein bester Freund. Ein Mann. Ich habe noch nie…”, keuchte Aki unter des Kriegers Berührungen heftig auf. Er wehrte sich dagegen, doch seine bebende Brust verriet dem Älteren, dass der Jungzwerg es genoss, wenn er die raue Haut seiner Hände über dessen Oberkörper rieb.
“Deshalb”, knurrte Bhrun, “bist du hier bei mir”, drückte er zitternd vor Lust den Jüngeren gegen die Tür und presste ihm die Lippen auf den Mund. Ein überraschtes Stöhnen entrang sich Akis Kehle. Das heftige Verlangen des Mannes überrollte ihn und er schloss die Augen. Zögerlich öffnete er die Lippen und gab sich der fordernden Zunge, die sich ungestüm vorwärts kämpfte, hin. Fest drückte Bhrun seinen Körper gegen den Jüngeren. Die Überlegenheit ließ des Schwarzhaarigen Herz rasen und seine Lenden zuckten vor Begierde. Er schmeckte das Salz auf des Jungzwergs Haut und hungrig biss er an dem dargebotenen Hals entlang.
Mit einem genüsslichen Schmunzeln beobachtete er die Reaktionen des Dunkelblonden, sodass er mit den Lippen dessen Körper weiter erkundete. Das heftige Keuchen des Jüngeren stachelte ihn zusätzlich an und langsam glitt er abwärts. Aki hielt sich kaum auf den Beinen. Krampfhaft stemmte er sich mit dem Rücken gegen die schwere Holztür, krallte die Finger hinein und streckte erwartungsvoll sein Becken dem Schwarzhaarigen entgegen. Bhruns Hände öffneten die Hose, zogen sie langsam herunter und schoben sich auf den Innenseiten der Schenkel wieder nach oben, immer darauf achtend, die heiße Mitte nicht zu berühren. Zitternd sah der Jungzwerg an sich hinunter und der Anblick des knienden Kriegers nahm ihm den Atem. Bhruns lustverhangene Augen erweckten die Wildheit in ihm und die Nähe dessen Gesichts an seiner bereitwilligen Härte, ließ Akis Gedanken regelrecht explodieren: “Tu es”, flehte er, „bitte!“ Ein dunkles, dämonisches Lachen drang zu ihm herauf, dann umfing wohlige, nasse Wärme seine pulsierende Mitte. Inbrünstig stöhnte er auf unter den sanften und rhythmischen Wellen, die durch seinen Körper schlugen. Fest umspannten ihn Bhruns heiße Lippen, die nicht aufhörten zu lieben. Flink glitt die Zunge des Schwarzhaarigen über die Spitze seiner Lust und saugte die erste zarte Feuchtigkeit auf.
Bebend stieß sich Aki dem Krieger entgegen und krallte seine Hände in dessen Schopf. Er hörte das dumpfe Brummen des Älteren, der ihn in diesem Moment freigab, um ihn mit festem Griff zu umschließen. Sich selbst gab Bhrun mit der anderen Hand der Wollust hin, die sich in seinen Lenden gesammelt hatte, und trieb sich schwitzend und keuchend dem Gipfel entgegen. Fast gleichzeitig bellten die Männer heiser auf und ergossen sich warm in des Königs Hände. Wohliges Knurren entrang sich seiner Kehle und Aki glitt zitternd zu Boden. Nach Luft ringend stützte er sich ab. Der bebende Körper neben ihm schmiegte sich nähesuchend an ihn. Schweigend und genießend kamen sie langsam zur Ruhe. Fragend sah Aki auf...
“Geh zum See und kühle dich ab. Danach hilf deinem Freund”, lächelte Bhrun leise und nickte dem Jüngeren zufrieden zu.
“Aki”, rief Ido schon von weitem, “sieh, wir haben reichlich Beute gemacht”, hielt er lachend drei prächtige Berghasen in den Händen. Die eingesammelten Fallen hatte er sich über die Schultern gehängt.
„Für jeden einen heute Abend“, nickte der Dunkelblonde bestätigend. “Bhrun wird zufrieden sein, sich mit vollem Bauch schlafen legen zu können”, kam Aki heran und nickte: “Und die Fallen? Sind alle heilgeblieben?”
“Nein”, schüttelte Ido schuldbewusst den Kopf, “eine hat es leider zerfetzt.”
“Dann sollten wir sie schnell wieder instandsetzen.
Wir brauchen auch morgen noch etwas zu essen”, brummte der Ältere und nahm dem Dunkelhaarigen die Fallen ab. Gemeinsam begaben sich die Freunde auf den Rückweg zur Hütte. Die Sonne spendete ihr letztes Licht des Tages und so nutzten sie die Zeit, um sich am Rande des Sees niederzulassen und ihre Arbeit zu erledigen. Ido versuchte, die beschädigte Falle wieder einsatzfähig zu bekommen. Unterdessen war Aki damit beschäftigt, die frischen Berghasen zu häuten und zu zerlegen. Flink und sicher teilten seine Finger das Fell und zogen es ab. Geschickt brach er die Körper auf und holte die Innereien heraus. Dann schob er fingerdicke Stäbe durch die Knochen, um sie am Abend über das Feuer zu hängen. Kurz vor Sonnenuntergang wusch Ido sich die Hände im Seewasser und schaute eine Weile nachdenklich den kleinen Wellen hinterher. Später hockte er sich neben den Freund und sah diesem bei seiner Tätigkeit zu. “Weißt du, wo Bhrun ist?”, fragte er in die Stille hinein.
“Nein”, entgegnete Aki knapp.
“Hatte er etwas angedeutet?”, hakte Ido leise nach.
“Nein”, antworte der Ältere einsilbig.
“Du warst vor einiger Zeit bei ihm. Was wollte er?”, hielt der Dunkelhaarige seine Neugier nicht mehr zurück.
Aki seufzte genervt auf, doch er arbeitete weiter, obwohl seine Konzentration langsam nachließ.
Jetzt wurde der Jüngere erst recht wissbegierig.
Wenn er seinen Freund so in sich gekehrt und schweigsam erlebte, steckte oftmals mehr dahinter.
Ungeduldig platzte es aus Ido heraus: “Sag schon.
Was habt ihr beredet?”
Laut stieß der Ältere die Luft aus, legte das Werkzeug beiseite und die Falle neben sich. Mit beiden Händen rieb er sich über die Stirn und schaute dann gequält dem anderen in die Augen.
Aus Idos Gesicht wich jegliche Farbe: “Du weisst davon”, stellte er flüsternd fest und sah Aki kaum merklich nicken. “Es tut mir leid, Freund”, hauchte der Dunkelhaarige peinlich berührt. „In letzter Zeit hatte ich wirre Träume. Träume mit dir und… Deine Nähe raubte mir oft die Luft zum Atmen und du ahntest nie, was in mir vorging“, legte er sich die Hände vor das Gesicht und wandte sich ab.
Er schämte sich bis tief in die Knochen.
Aki sah den Jüngeren leiden, doch er selbst war aufgewühlt von den Geschehnissen des Tages und es war ihm schleierhaft, wie es weitergehen würde.
Leise rutschte er an den anderen heran und legte einen Arm um dessen Schultern. Der Freund zitterte und mit beruhigender Stimme sprach Aki:
“Gib mir Zeit, Ido.”
“Du zürnst mir nicht?”, sah der Dunkelhaarige zweifelnd und hoffend in die hellen Augen des Kriegers, dem umgehend ein Lächeln über die Lippen huschte. Aki antwortete nicht und schüttelte nur den Kopf. Er zürnte ihm nicht, war er doch selbst diesem Sturm der Gefühle kurz zuvor hilflos ausgeliefert. Gedankenversunken sahen beide über den See. Die Sonne neigte sich den Bergen entgegen zum letzten Gruß des Tages, bevor sie endgültig verschwand.
Später, die Nacht war schon längst hereingebrochen, saß der Schwarzhaarige nachdenklich vor dem Kamin und zog genussvoll den Rauch durch seine Pfeife. Leise brummte er vor sich hin und schaute dem Spiel der Flammen zu. Aus dem Hintergrund vernahm er das dumpfe Schnarchen der beiden Jungzwerge, die sich früh nach dem Abendmahl in das große Bett verkrochen hatten, anstatt wie sonst alten Geschichten zu lauschen, die der Krieger ihnen so gern erzählte. Bhrun hatte den Glanz in Idos dunkelbraunen Augen vermisst und das verschmitzte Lächeln in Akis Gesicht war an diesem Abend kein einziges Mal aufgetaucht.
Stumm hatten sie vor sich hingestarrt und die Berghasen verzehrt. Die beiden hatten nicht einen Blick zu dem anderen gewagt. Der Schwarzhaarige war sich sicher, dass sich seine Mündel kurz unterhalten hatten. Mit einem Stapel Holz auf den Armen war er um die Ecke der Jagdhütte gekommen und hatte unfreiwillig einige Gesprächsfetzen mitbekommen.
‘Es ist nicht leicht für junge Zwerge in diesem Alter’, vernahm er die seufzende Stimme Dolms in seinem Kopf. ‘Eine nie zuvor gekannte Leidenschaft befällt und quält sie. Die Männer leiden und je länger es dauert, umso schmerzhafter wird es, denn sie meinen, sie sind nicht normal.’
Bhrun schmunzelte. Ihm erging es einst ebenso.
Wild und wirr im Kopf war er durch die Hallen des Zwergenberges gewandert und das Pulsieren in seinen Lenden schien, kein Ende zu nehmen. Doch ihn verlangte nicht nach einem Zwergenweib und die Erleichterung, die er sich fast jeden Abend verschaffte, brachte ihm kaum Ruhe. Schon am darauffolgenden Morgen erwachte die Qual erneut und immer, wenn ihm sein heimlich auserkorener Zwerg über den Weg lief, war es mit seiner Beherrschung wieder vorbei. “Grond”, flüsterte der Krieger liebevoll und das Bild des Zwergenmannes tauchte in seinem Kopf auf. Es kribbelte auf der Haut und eine Welle wohliger Wärme zog durch sein Innerstes. Leise lächelte er. Damals war es ihm wie Wahnsinn vorgekommen, doch seit vielen Jahren war es nur normal für ihn. Die ersten drei Nächte mit Grond hatten Bhrun zum Mann werden lassen. Nach dieser kurzen Zeit hatte er eine endgültige Entscheidung getroffen, die er niemals bereute. Und der Zwergenkrieger war heute einer seiner tapfersten Kämpfer und sein bester Freund, bei dem er sich sicher war, dass dieser bedingungslos zu ihm stand. Versonnen schmunzelte der König und erhob sich. Er schaute ein letztes Mal nach den beiden Kriegern. Sie hatten sich in Decken zusammengekuschelt, genau wie damals in deren Kindertagen. Jetzt waren diese Jungzwerge stattliche und markante Männer, die vor Energie nur so strotzten. Dennoch ließen sie nicht einen Tag voneinander ab. Unweigerlich schob sich das Bild des halbnackten Aki in Bhruns Bewusstsein.
Er vernahm innerlich einmal mehr dessen Vibrieren und hörte das Stöhnen des jungen Mannes.
Der Krieger biss sich auf die Unterlippe und heiß zog es in den Lenden.
‘Es wird schneller vorbei sein, als man denkt’, hörte er Dolm erneut in seinem Kopf.
“Nicht ganz, alter Mann”, flüsterte Bhrun lächelnd.
Er hatte die kurze, heftige Begegnung mit Aki genossen, trotz der vielen Jahre, die seit seiner Selbstfindung vergangen waren. Erschöpft, aber zufrieden schlurfte er zu seinem Bett. Brummend wickelte er sich in die Decken und selbst beim Einschlafen lächelte er.
Der Morgen erwachte kühl in den Bergen, da die Sonne sich mühsam durch den Hochnebel zwischen den Gipfeln kämpfte. Feinste Tautropfen benetzten das wenige Gras um die Hütte und die Blätter der einzelnen Sträucher, die am Rande des Sees wuchsen. Tief pumpte der Zwergenmann die frische Luft in seine Lungen und sah zum Himmel.
Es würde ein angenehmer Tag werden, um hinauf zu steigen und tiefer in das Gebirge vorzudringen.
Der Schwarzhaarige brummte zufrieden und verstaute die letzten Gegenstände in seinem Bündel.
In diesem Moment flog die Tür der Jagdhütte mit einem Schwung auf und knallte gegen die Außenwand. Verschlafen und halbnackt wankten seine Mündel heraus und versuchten, zu begreifen, was der Anblick, der sich ihnen bot, bedeutete.
“Was hast du vor, Bhrun? Du lässt uns allein hier?”, fragte Aki mit kratziger Stimme und band sich eben seinen dunkelblonden Schopf zusammen.
“Du kannst jetzt nicht gehen”, entrüstete sich Ido.
“Wo willst du überhaupt hin?”, hakte er nach und sah hilfesuchend zu seinem Freund.
Bhrun richtete sich langsam auf und schaute die beiden belustigt an: “Man könnte doch wirklich meinen, ihr habt Angst. Zwei junge Zwergenmänner, die die Hosen vollhaben, wenn sie allein in einer Hütte in den Bergen sind”, lachte der Schwarzhaarige dröhnend, warf sich sein Gepäck über die Schulter und zurrte es fest. Breitbeinig stellte er sich vor die beiden Männer und sah erst den Jüngeren einige Augenblicke lang an, um dann seinen Blick auf Aki zu richten: „Ich habe beschlossen, ein oder zwei Tage weiter hinauf in die Berge zu gehen. Ich möchte nachsehen, ob die Jungtiere der Widder in Ordnung sind und wie viele das letzte Unwetter überlebt haben, das tagelang gewütet hat. Ihr wisst, was ihr hier zu tun habt, denn auch die Hütte hat gelitten. Arbeit gibt es also genug“, senkte er den Blick. Er überlegte, weiterzusprechen, doch entschied sich, zu schweigen. Kurz nickte er den beiden aufmunternd zu und drehte sich um. Zum Gruße hob er schnell die Hand und ließ zwei verdutzte Zwerge zurück. Der Schwarzhaarige hatte am Morgen, kurz bevor er aufgestanden war, eine Entscheidung getroffen. Er würde Aki und Ido die Gelegenheit bieten, jene Sachen auszuprobieren, welche sonst nicht zum Alltag eines Zwerges gehörten. Sie brauchten Ruhe dafür, sich selbst und den anderen auf eine neue Art zu entdecken, die sie bisher nicht kannten. Ohne seine Anwesenheit würden sie die Furcht verlieren, dass jeden Augenblick jemand störte.
Nach kurzer Zeit hatte er den See und die Hütte schon ein Stück hinter sich gelassen. Unverhofft hörte er seinen Namen und wandte sich um. Verwundert sah er, wie Ido eilig auf ihn zukam, um keuchend vor ihm stehenzubleiben. Die dunkelbraunen Haare des Jüngeren klebten diesem wirr im Gesicht und scheu sah er zu Bhrun auf: “Du lässt uns nicht ohne Grund allein. Hab ich recht?”
“In der Tat, Ido. Nutzt die Zeit meiner Abwesenheit”, lächelte der Krieger gutmütig. Er hatte Mitleid mit seinem Mündel, wie es so dastand mit hochrotem Kopf und Augen, die krampfhaft versuchten, dem Blick des Alten auszuweichen.
Sich innerlich windend druckste der junge Krieger vor sich hin: “Was ist, wenn ich etwas falschmache?
Ich meine, wenn es etwas ist, was Aki nicht…”, rieb er sich nervös die Hände und fügte flüsternd hinzu: “Ich habe Angst.”
Seufzend atmete Bhrun durch, aber er verstand Ido. Vor so vielen Jahren war es ihm ähnlich ergangen. Diese Unsicherheit dank Unerfahrenheit mit sich selbst und dem anderen hatte ihn regelrecht erstarren lassen. Ohne des Glatzköpfigen Einfühlungsvermögen, wäre so manche Aktion in einer Lächerlichkeit geendet. ‘Grond’, huschte des Kriegers Name durch seinen Kopf und erneut rollte eine Welle des Kribbelns über seine Haut.
“Bhrun?”, holte Ido den König aus dessen Gedanken, der in dem Moment das Gesicht des jungen Zwerges in beide Hände nahm und ihm fest in die Augen sah: “Du kannst nichts falschmachen.
Folge einfach deinem Gefühl. Beobachte. Probiere aus. Scheu dich nicht davor, auch nein zu sagen.
Dein Freund wird dich etwas leiten können, aber auch er wird ängstlich und zögernd sein, ist es für ihn doch ebenso eine neue Erfahrung. Gebt euch Zeit, Ido. Achtet aufeinander. Und vor allem sollt ihr es genießen.”
Der Jungzwerg erwiderte nichts darauf und nickte nur. Die tiefe, dunkle Stimme des Älteren beruhigte ihn und dennoch hatte er das leichte Vibrieren darin bemerkt. Der Vormund schien wahrlich zu wissen, wovon er sprach. Das Flackern in dessen blauen Augen erweckten den Eindruck, dass die bevorstehende Erfahrung der Zwergenfreunde zu einem aufregenden Erlebnis werden würde.
“Wir sehen uns in spätestens drei Tagen”, nickte Bhrun lächelnd dem Dunkelhaarigen zu und wandte sich ab, um dem zuvor eingeschlagenen Weg zu folgen. Beruhigt hörte er, wie Ido wieder in Richtung Hütte lief und schaute ihm kurz hinterher. “Ich beneide dich”, knurrte der alte Krieger zitternd und fuhr sich mit der Hand über den Mund. “Habt euren Spaß. Wenn ich wiederkomme, sieht die Welt schon ganz anders aus”, biss er sich wie am Vorabend auf die Unterlippe und Bilder der Erinnerung stiegen auf. Die nackten Körper seines Lehrers und des älteren Mündels vermischten sich zu einem einzigen Wirrwarr und selbst die harte Gangart, die er jetzt einlegte und ihn nach Luft japsen ließ, verschafften ihm keine Abhilfe. Er war kaum in der Lage, einen klaren Gedanken zu fassen, wurde das heiße Ziehen in den Lenden doch stetig stärker. Dumpf grollte er auf. Er würde es nicht bis zur ersten Rast schaffen, denn zu heftig pumpte das Blut durch seine Adern und bereitete ihm eine schmerzende Enge. Stöhnend sank er in die Knie, riss das Bündel von seinen Schultern und zerrte wie irr am Bund der Hose. Schwerfällig ließ er sich nach vorne fallen und stützte sich mit der Hand auf dem Boden ab, um sich mit der anderen endlich das zu geben, was er in diesem Moment so dringend brauchte. Keuchend gab er sich dem Rhythmus hin. Die Vorstellung der beiden jungen Männer eng umschlungen in der Hütte trieben ihn schier in die Raserei und es dauerte nur wenige Augenblicke, bis der Krieger erbebte. Kehlig brüllte er auf, sodass es von den Berghängen zurückhallte, und brach in sich zusammen. Fassungslos schüttelte Bhrun den Kopf und dennoch grinste er schelmisch. Er hatte es nicht für möglich gehalten, dass dieses junge Zwergenfleisch ihn einmal so in Wallung brachte.
Aki war knurrig und wütend auf sich, weil er versagt hatte. Obwohl Ido sein bester Freund war, hatte er dessen Wunsch bisher nicht erfüllt. Er kannte den Jüngeren von Geburt an. Lebte mit dem Zwerg, der ihm so unendlich vertraut war, dessen Geruch ihn beruhigte und an seine Seite er sich jede Nacht schmiegte. Ido, der ihm Halt gab an schweren Tagen. Der ihn aufmunterte, wenn er wieder Ewigkeiten an einer Sache verzweifelte. Er war nicht fähig, genau diesem Mann diesen einen Wunsch zu erfüllen. Der Ärger über das eigene Unvermögen saß tief und unwillig schritt Aki zu der geöffneten Tür, lehnte sich an den Rahmen und schaute gedankenversunken hinauf zu den Bergkuppen. Für den kommenden Morgen erwarteten sie Bhrun zurück und die letzte Nacht, welche die Zwergenmänner allein in der Hütte zusammen verbrachten, stand bevor. Ob sie diese nutzten, war nicht abzusehen, denn zu tief saß Akis Furcht vor dem Neuen und seinem möglichen Versagen. Der junge Zwerg erinnerte sich an das letzte Gespräch mit Ido zurück. Nach dem Essen hatten sie sich halbnackt auf dem Bett gegenüber gesessen, doch Aki war wie gelähmt. Er hatte das Verlangen in des Freundes Augen gesehen und den schnelleren Atem gehört. Er hatte ihm stockend erzählt, welchen Verlauf das Gespräch mit Bhrun zwei Tage vorher nahm, und Idos stummen Schrei dabei vernommen. Aki kam sich vor wie ein geprügelter Hund und war schweigend unter die Decke gekrochen, um sich in den Schlaf zu flüchten. Von Ido abgewandt hatte er sich zusammengerollt und nicht wie sonst seinen Arm um diesen gelegt, um Vertrautheit und Nähe zu geben. Er hatte nicht die wohlige Wärme gesucht und auf das gleichmäßige Atmen gelauscht. Ein Stück weit verfluchte er Bhrun für all das, waren Aki doch die lüsternen Blicke des Schwarzhaarigen nicht aus dem Kopf gegangen. Des Königs bebender Körper, dieses wilde Verlangen und die nasse, sich bewegende Wärme, die alles beendet hatte. Ohne sich dessen bewusst zu sein, war des Kriegers Hand hinunter zwischen seine heißen Schenkel gewandert und hatte ihm lustvolle Erleichterung gegeben. Sein Freund unterdessen wandt sich innerlich vor Sehnsucht neben ihm und biss sich schweigend auf die Lippen. Jetzt stand Aki hier und verzweifelte, denn er hatte mit seinen Worten und dem anschließenden krampfhaft unterdrückten Keuchen den Freund verletzt. So oft schon hatte der Dunkelblonde auf den Jüngeren aufgepasst, lag bei ihm in Stunden voller Albträume oder pflegte ihn bei schweren Verletzungen. Jederzeit und ohne zu zögern, wäre Aki für Ido gestorben. Doch letzte Nacht hatte er Augen gesehen, die sonst immer lachten und strahlten. Die nicht von Sorgen getrübt waren. Dieser enttäuschte Blick des Dunkelhaarigen hatte sich in sein Herz eingebrannt und der Krieger schwor sich, seinem Freund nie wieder dieses Leid zuzufügen.
Plätschern riss Aki aus den Gedanken und er lenkte seinen Blick hinaus auf den See. Erstaunt sah er den Jüngeren, der nackt und bis zu den Hüften im Wasser stand. Regungslos, wie es schien, doch die leichten Wellen um ihn herum ließen den Krieger erahnen, was der junge Zwerg mit seinen Händen vollbrachte. Genussvoll legte Ido den Kopf in den Nacken und nass fielen die Haare schwer über den Rücken. Heiß durchzuckte es den Älteren, doch er wandte den Blick nicht ab, und je länger er zusah, umso größer wurde die Hitze zwischen seinen Schenkeln. Ohne sich dessen bewusst zu werden, trieb es ihn langsam zum See, um sich am Ufer zu entkleiden und in das eiskalte Wasser zu waten.
Schon vernahm er das lustvolle Keuchen, welches sich aus Idos Kehle entrang, und näherte sich diesem leise weiter. Der dunkelhaarige Zwerg bemerkte Aki nicht. Allzu heftig wirbelten seine Gedanken durcheinander, die ihm Bilder der nackten Leiber Bhruns und des Freundes vorgaukelten.
Seine Fantasie malte ihm Szenen jener Sache, wovon Aki in der letzten Nacht erzählt hatte. Das heimliche und leise Stöhnen des Älteren in der Dunkelheit rauschte in seinem Kopf. Bittersüß fuhr es durch Idos Lenden und schmerzlich daran erinnert zog er die Augenbrauen zusammen.
“Warte, Freund”, hörte er es liebevoll hinter sich flüstern und im selben Augenblick bedeckten heiße Lippen seine Schulter, die sich zärtlich und fordernd zugleich den Weg zum Nacken bahnten. Der junge Krieger zuckte keuchend auf unter den Schauern wohligen Kribbelns. Er vernahm den heftigen Atem des anderen, der sich hingebungsvoll an seinen Rücken schmiegte. Mit beiden Armen umschlang Aki des Freundes Hüften und zog dessen Hand fort von der pulsierenden Mitte, um seine eigene darum zu schließen. Niemals hätte er es für möglich gehalten, dass es sich so befreiend anfühlte, den Jüngeren auf diese Art im Arm zu halten und sich an dessen Lust zu ergötzen, die er ihm verschaffte. Ido erbebte mit knurrendem Stöhnen und seine Knie gaben unter der Anspannung nach, doch Aki hielt ihn fest in seinen Armen. Der Ältere ließ ihn nicht los und gab ihm Halt auf seinem Weg zum Gipfel, den er mit Macht erklomm. Der Dunkelblonde keuchte vor Anstrengung und Lust, da er seine eigene Manneskraft fest an Idos Körper rieb. Heiser bellte er auf und vergrub das Gesicht in des Freundes Nacken.
Es dauerte eine Weile, bis die Zwergenmänner wieder gleichmäßig atmeten. Aki hielt den Jüngeren umschlungen, der sich abgekämpft und glücklich an seine breite Brust lehnte und die Nähe genoss.
Kurz darauf drehte sich dieser langsam zu dem Dunkelblonden um und suchte scheu dessen Blick:
“Ich will mehr.”
Aki, der verträumt auf den See sah, schloss zitternd die Augen. Er hatte etwas angefangen und er war unfähig, dieses wieder zu stoppen. Er liebte seinen Freund, weit über das Bisherige hinaus, und er würde es niemals beenden.
“Ich will dich, Aki”, flüsterte der Zwerg erneut.
“Dann komm mit ins Haus”, hauchte der Krieger, ließ den Jüngeren sanft aus den Armen gleiten und wandte sich um. Langsam watete er der Hütte entgegen, sich dessen bewusst, welchen Anblick er dem Freund bot, und ein leichtes Schmunzeln legte sich auf seine Lippen.
Eine halbe Ewigkeit liefen sie schon, seitdem sie vor Sonnenaufgang von der Hütte aufgebrochen waren. Heiß stand die Sonne im Zenit und ließ die drei Zwergenmänner unter dem wolkenlosen Himmel schwitzen. Schweigend bahnten sie sich ihren Weg zum Heimatberg und jeder von ihnen hing seinen eigenen Gedanken über die letzten Tage nach. Der Dunkelblonde sah mürrisch vor sich hin, doch sein Freund schien, die Leichtigkeit des Seins wiedergefunden zu haben.
“Du denkst zu viel nach, Aki”, knurrte der Schwarzhaarige und schritt neben dem Jüngeren schwungvoll aus.
“Ich versuche, zu verstehen”, brummte dieser zurück, aber er sah nicht auf und richtete stur seinen Blick auf den Weg. “Was ist da passiert? War es richtig? Warum geschah es?”, stellte er seine ihn quälenden Fragen und hoffte, dass der Zwerg neben ihm wenigstens eine davon beantwortete.
Bhrun verlangsamte seinen Schritt und ließ den Blick im Schatten seiner Hand hinüber zum Zwergenberg gleiten. Er blieb stehen und sah stirnrunzelnd den jungen Mann an: “Was geschehen ist, willst du wissen?”, nickte der König nachdenklich und lief langsamer weiter, sodass der Abstand zu Ido ein Stück größer wurde, und sprach leise:
“Jeder Jungzwerg kommt einmal in das Alter, in dem er an sich zweifelt. Er spürt Dinge, die er vorher so nicht kannte. Sie verwirren und machen ihn rasend. Er fühlt sich besessen vor Lust und seine Lenden glühen vor Begierde. Er möchte am liebsten jede Gelegenheit ergreifen, um diesem Sturm der Hitze Abhilfe zu schaffen, um nur einen Moment klar denken zu können”, legte er erneut eine kleine Pause ein und sah gedankenverloren in die Ferne.
“Du hattest diese Zeit auch?”, fragte Aki scheu und traute sich nicht, den Älteren direkt anzusehen.
Glucksend drang es aus des Mannes Kehle: “Ja, mein liebes Mündel, auch mich, den großen Krieger und König Bhrun, hatte es zu seiner Zeit erwischt.
Ziemlich heftig sogar”, wirkte sein dröhnendes Lachen befreiend. “Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie verzweifelt ich war. Keiner konnte oder wollte mir helfen und ich wusste nicht wohin mit meiner Kraft.”
Aki schmunzelte leise und versuchte, sich den Vormund mit einem anderen Zwergenmann vorzustellen, doch es war ihm in diesem Moment unmöglich. So stellte er die nächste Frage: “Aber gab es nicht genug hübsche Zwergenmädchen im Berg?
Gerade Du als Thronfolger dürftest doch keine Schwierigkeiten gehabt haben, dir eine Zwergin auszusuchen.”
“Aki”, seufzte der König laut auf und blieb zum wiederholten Male stehen, doch jetzt wandte er sich dem Jungzwerg direkt zu, legte ihm vertrauensvoll die Hände auf die Schultern und sah ihm in die Augen: “Du kennst unsere Frauen und Mädchen?”,
fragte er lächelnd.
Der Jungzwerg nickte stumm.
“Und du weißt, wie viele Männer auf eine von ihnen kommen?”, bohrte Bhrun weiter und in seinen Augen blitzte es amüsiert auf, sodass der Jüngere verlegen seinem Blick auswich. “Die Zwergendamen haben das Recht zur Auswahl und nicht wir. Ich dachte, du wüsstest das.”
Sich innerlich windend biss sich Aki auf die Lippen, denn Bhruns Worte belehrten ihn über Tatsachen, von denen er wahrlich Kenntnis besaß. Hinzu kam, dass er unter dieser Nähe zu dem Schwarzhaarigen litt.
“Glaubst du wirklich, dass so viele Zwergenmänner so friedlich zusammenleben könnten, wenn sie nicht dann und wann ihr Verlangen mit einem Gleichgesinnten ausleben würden?”, klang des alten Kriegers Stimme leise und tief. “Wir sind Zwerge, Aki. Wir leben in den einsamen und kalten Bergen.
Graben uns Tag für Tag durch Gestein und schürfen Gold und Edelsteine. Abends sitzen wir zusammen bei gutem Essen und einem starken Bier. Die Frauen sind fleißig und friedvoll, solange wir Männer sie gut behandeln. Das Leben ist hart und einfach”, suchte der Krieger des Jüngeren Blick, aber Aki verweigerte diesen mit hochrotem Kopf. Gutmütig nickte Bhrun und sprach weiter:
“Und gerade deswegen brauchen wir einander.
Auch körperlich. Wir sind stark und halten mehr aus als manch anderes Volk, und dennoch brauchen wir die Nähe und Wärme des anderen, um zu leben. Es ist egal, ob es sich dabei um einen Mann oder eine Frau handelt. Und dann gibt es noch den Einen, diesen ganz bestimmten Zwerg.”
Das Mündel schaute schweigend zu dem Älteren auf. Bhrun erkannte das Begreifen in den hellblauen Augen des Jungzwerges, dass es nicht das Hauptziel war, just einen Krieger zu besteigen, wenn einem die Lust überquoll. Dass es mehr war, anstatt sich nur am Körper eines anderen abzureagieren. Wie wichtig es war, die Zuneigung des Gegenübers zu erleben, das lustvolle Beieinanderliegen zu genießen und Geborgenheit zu schenken.
Dass das beruhigende Wissen darum, man ist nicht allein, einem Zwergenmann Frieden und Glück brachte. Aki nickte und atmete tief durch. Bhrun klopfte ihm liebevoll auf die Schulter, um sich zugleich umzudrehen und schweigend den restlichen Weg zum Berg hinter sich zu bringen, dessen Eingang sie einige Zeit später erreichten. Freundlich lächelnd kam ihnen ein großer, stämmiger Krieger entgegen und bevor dieser in Hörweite gelangte, räusperte sich Aki erneut verlegen: “Welcher Zwerg war es denn bei dir?”, biss sich der Jungzwerg sofort auf die Lippen. Der Schwarzhaarige antwortete nicht und erwiderte die Begrüßung des Freundes mit einer kräftigen Umarmung und lautem Lachen.
“Bhrun, die himmlische Kühle des Berges heißt dich herzlich willkommen!”, dröhnte Gronds Stimme tief und brummend herüber. Gemeinsam schritten die beiden Zwergenkrieger zum großen Tor. Aki ließen sie ohne Beachtung stehen, der ihnen nur verdutzt hinterher sah. Bevor sie gänzlich in der Eingangshalle verschwanden, zögerte Bhrun kurz und sah zurück. Lächelnd nickte er dem Dunkelblonden zu - gütig und friedlich - nur das verschmitzte Augenzwinkern trieb dem Jungzwerg für einen Augenblick die Hitze durch den Körper.
Er begriff, dass die Antwort auf seine Frage neben dem König stand.
“Bhrun!”, dröhnte es durch die Gänge, „Bhrun, warte!“, kam Grond mit weit ausholenden Schritten auf den König zu, der sich im Laufen umdrehte und auf den Krieger wartete. „So geht das nicht weiter“, baute sich der Zwergenmann breitbeinig vor dem Schwarzhaarigen auf und stützte die Hände in die Seiten. „Ich weiss, er ist dein Mündel.
Und auch, dass er ein guter, fleissiger Kerl ist, aber im Augenblick ist er eher wie eine Schar junger Hoheweiber. Überempfindlich, schusselig und nicht zu gebrauchen. Was er auch tut, es geht nach hinten los“, beschwerte sich der Glatzköpfige.
Der König zog erstaunt und gleichzeitig belustigt die Augenbrauen nach oben. So viele Worte hintereinander sprach sein bester Krieger selten, daher war es ernst. “Welchen der beiden meinst du denn?”, fragte er nach.
„Aki! Komm mit, dann zeige ich dir, was ich meine“, brummte der Alte und gemeinsam schritten sie durch den Berg hinüber zu den Übungshallen, in denen die Jungzwerge trainierten. Sie traten ein und im selben Moment wurde Aki von zwei jungen Kriegern attackiert. Glücklich sah er dabei nicht aus. Er stolperte, brachte kaum Abwehr und wurde regelrecht niedergeknüppelt. Lachend ließen die Angreifer endlich von ihm ab und er fluchte sich in Rage, obwohl ihm bewusst war, dass sein eigenes Agieren eher einem Zwerg entsprach, der nie zuvor Axt oder Schwert in den Händen gehalten hatte.
“So geht das nun schon seit Tagen”, raunte Grond entnervt dem König zu.
Ächzend hievte sich Aki auf die Beine, drehte sich um und sah genau in die strafenden Augen seines Vormunds. Heiß und kalt überlief es ihn und Schamesröte stieg ihm schlagartig ins Gesicht. Die beiden Männer hatten ihn schon längere Zeit beobachtet und beschämt senkte er den Kopf.
„Ich hatte dich zu Grond geschickt, damit du ihn unterstützt und nicht, damit die Anwärter dich anlernen müssen“, grollte des Königs Stimme dunkel und rau. Dabei trat er nah an den Jüngeren heran, um diesen vor den anderen nicht bloßzustellen.
“Es tut mir leid, Bhrun”, flüsterte Aki und wich dem ernsten und durchdringenden Blick des Königs aus, doch dieser nickte nur: “Nun gut, vielleicht bist du bei Dolm besser aufgehoben. Er sortiert gerade die Bibliothek und ich möchte, dass du ihm hilfst. Wenn du dort fertig bist, geh in die Braustube. Dort warten noch ein paar Fässer zum Versiegeln und Verladen.”
Der junge Zwerg sah Bhrun entgeistert an, da solche Aufgaben den Kriegeranwärter angedacht waren. Aki riss sich zusammen, denn er sah den Ausdruck in des Königs Augen und erkannte, dass dieser keinen Widerspruch duldete. Das hämische Grinsen in Gronds Gesicht bemerkte er ebenfalls und ohne ein weiteres Wort, aber mit geballten Fäusten, lief er an den Männern vorbei geradewegs hinüber zur Bibliothek.
“Weisst du, was mit dem Kerl los ist?”, fragte der Kahlköpfige brummend und strich sich gedankenversunken durch den strubbeligen Bart. Gemeinsam sahen sie den letzten Übungen der Zwerge zu und waren zufrieden mit dem, was sie geboten bekamen.
“Nein, Freund, aber ich habe eine Ahnung”, brummte Bhrun zurück.
“Ein Mädel?”, schmunzelte Grond.
„Nein. Das glaube ich nicht“, flüsterte der Schwarzhaarige und kreuzte des Freundes Blick.
“Du meinst... aber... hatte er nicht letztes Jahr seine heiße Phase?”, fragte dieser erstaunt.