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Positive Leadership Crafting Wirtschaftlich langfristig erfolgreich mit gelebter, positiver Unternehmenskultur? In neue Erfolgswelten durch Fokus auf Freude, Sinn und individuelle Erfüllung? Gewinnorientiert arbeiten zum Wohle und Nutzen aller? Kann das funktionieren? Manola Kraus ist fest davon überzeugt und zeigt in ihrem richtungsweisenden Werk einen wissenschaftlich fundierten und praxisnahen Weg, wie Unternehmen und Menschen gleichermaßen aufblühen mit nachhaltigem Erfolg und echter Erfüllung. Die erfahrene Unternehmensberaterin und Expertin für Positive Leadership vermittelt erprobte Life Crafting Methoden für die persönliche und berufliche Entwicklung und erläutert die Schlüsselstrategien einer zukunftsweisenden, positiven Führungskultur. Dabei verbindet sie Erkenntnisse aus der Positiven Psychologie mit Konzepten aus der Kunst- und Gestaltungstherapie und macht all das anhand eindrucksvoller Praxisbeispiele aus über 30 Jahren Erfahrung erlebbar. Manola Kraus lässt Sie auch an ihrem eigenen, sehr bewegten Lebensweg teilhaben. Diese Erfahrungen zeigen, wie ein gesundes und nachhaltiges PERMA tatsächlich erreichbar ist. Mit ihrer Arbeit und diesem Buch richtet sie sich an (zukünftige) Unternehmer*innen, Führungskräfte und Human Resources Verantwortliche, die mutig genug sind, eine tiefe, nachhaltige Transformation zum Wohle aller anzustoßen für das Unternehmen, die Menschen und die Gesellschaft. Lassen Sie sich auf eine inspirierende Reise entführen mit Positive Leadership Crafting zu einem erfüllten Leben mit blühendem Business. Dr. Daniela Blickhan, Diplom-Psychologin, MSc Positive Psychologie, Lehrtrainerin, Lehrcoach & Senior Coach 1. Vorsitzende des Deutschsprachigen Dachverbands für Positive Psychologie seit 2013: Würde ein Role-Model für die Positive Psychologie gesucht, würde ich Manola Kraus dafür nominieren. In diesem Buch vollbringt sie eine Meisterleistung, die nur wenigen AutorInnen gelingt: Sie verwebt auf scheinbar mühelose und ansprechende Weise fachlich fundierte Inhalte, Konzepte und Interventionen der Positiven Psychologie und verwandter Gebiete mit zutiefst menschlichen Erfahrungen, einerseits von KlientInnen und KundInnen, mit denen sie im Laufe ihrer reichen Berufsjahre gearbeitet hat und andererseits mit ihrer ganz besonderen, berührenden und beeindruckenden persönlichen Geschichte.
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Seitenzahl: 297
Veröffentlichungsjahr: 2025
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Für meine Mütter.
Für die wertvollen Erkenntnisse,
die Ihr mir geschenkt habt,
für die vielfältigen Ausdrucksformen Eurer Liebe,
die mich geprägt haben,
und für die tiefe Inspiration,
die in Euren Worten,Taten und Herzen lag.
Eure Spuren sind ein Teil von mir,
sie schenken mir Kraft und ermutigen mich,
meinen Weg mit Zuversicht zu gehen.
Danke, dass Ihr mir die Stärke gegeben habt,
meinen eigenen Weg zu gehen und gleichzeitig
andere auf ihrem zu begleiten.
Für alle, denen ein gutes Miteinander
wirklich am Herzen liegt.
Vorwort von Dr. Daniela Blickhan
Einleitung
Manifest der Positive Leadership
Aus meinem Leben – Kindheit, Drama und Entwicklung
I. Grundlagen für ein gelingendes Leben und Arbeiten
Eine „fully functioning person“ – ein erfülltes und gelungenes Leben
Dimensionen gelingenden Lebens
Die Konzeption eines „guten Lebens“
Dimensionen aus Sicht der Positiven Psychologie
Entwicklungswellen der Positiven Psychologie
Aufblühen und Wohlbefinden mit dem PERMA-Modell Die 5 Wohlfühlfaktoren für ein gelingendes Leben und Arbeiten
Meine drei Mütter – drei Role Models
Role Model 1: Meine leibliche Mutter, die Unbekannte
Role Model 2: Meine Heimmutter, eine Erscheinung
Role Model 3: Meine Herzensmom
II. Lifecrafting für persönliches Wachstum
Cycles of Power – Selbstermächtigung für die lebenslange Entwicklung
Die sieben Phasen des „Cycles of Power“
Botschaften und Erlaubnisse
Beispiel Carin
Beispiel Constanze
Beispiel Zacharias
Beispiel Manola
Wir machen uns ein Bild – Selbstbild und Life Crafting „Wer bin ich nicht … oder nicht mehr?“
Beispiel Anne
Das Holistic Life Crafting Modell
7 Lebensgestaltungstrategien für Life Crafting
Die eigene Zukunft vorstellen – Better (Best) Possible Selves
Meine Jugendzeit und erste Studien
III. Unternehmerisch erfolgreich mit Positive Leadership
Die vier Schlüssel der positiven Leadership
Positive Abweichung bringt außergewöhnliche Erfolge
Positive Praktiken stärken Unternehmenserfolge
Positively Energizing Leadership
Ein Blick auf Positive Energizer
Energetisierender Führungsstil versus „entziehender“ Führungsstil
Quellen und Vorläufer der Positiven Leadership
PERMA-Lead
Die fünf Dimensionen des PERMA-Lead-Modells:
Was kennzeichnet nun einen Positive Leadership Führungsstil?
Wie stärke ich das PERMA meiner Mitarbeitenden?
Positive Leadership – Ein wachsender Ansatz für eine bessere Arbeitswelt
Meine Liebe zur Kunst – Quelle für Kreativität und Inspiration
Albin Sättler, der geduldige Portraitmaler und Malerfreund
Franz Fusseder, Meister der Aquarellkunst, ein lebenslanger Freund
Edgar Liegl - Die Verbindung von Kunst und Management
Kunst als Quelle für Kreativität und Inspiration
IV. Kapitel: bloomingUP - wie Führungskräfte zu Positive Leader*innen werden
Ein schlechter Tag – Ein Beispiel aus der Praxis der Positiven Leadership
Am Anfang steht die Begegnung – persönlich, authentisch, inspirierend
Erst kommt die Haltung, dann das Verhalten
„Werde, wer du bist … “
Best Practice: Lebenshilfe Lindau
Positive Leadership im Alltag: Ein Magnet für Erfolg und Menschlichkeit
Glück gehabt? Oder bewusst gestaltet?
1 % Verbesserung führt oft zu außergewöhnlichen Ergebnissen
Beispiel: Positive Leadership im Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverband (BLLV)
Positive Leadership Circles – ein bloomingUP Format der ersten Stunde!
Sie sind der Schlüssel zu Ihrem Wachstum
Positive Leadership als bewusste Entscheidung
People matter
Meine Entwicklungs-Meilensteine
Warum wird jemand ein Role Model? Was zeichnet es aus?
Fritz Simon und Prof.Wilhelm Backhausen
Steve de Shazer und Insoo Kim Berg
Dr. Gunther Schmidt
Insa Sparrer und Matthias Varga von Kibed
Rudolf und Lisa Obrecht
Renate Bauer-Mehren
Dr. Jutta Heller
Daniela und Sasha Blickhan
Sind Sie bereit für bloomingUP?
Literaturverzeichnis:
Worum geht es uns im Leben wirklich? Wovon wünschen sich Menschen am Ende ihres Lebens, mehr davon gehabt zu haben? Was gibt unserem Leben Sinn und Erfüllung?
Die Antworten auf diese Fragen sind eindeutig und beschreiben immer wieder zwei Dimensionen, eine soziale und eine sinnorientierte: Andere Menschen sind uns wichtig, vertrauensvolle Beziehungen, erlebte Nähe und gemeinsame Erfahrungen. Und die Gewissheit, etwas Gutes in der Welt zu hinterlassen, etwas bewirkt zu haben, das die Welt – und sei es auch nur im Kleinen oder für einige wenige Menschen – ein Stückchen besser macht. Das verleiht unserem Leben Sinn,Tiefe und Weite.
Manolas Buch vermittelt genau das. In einer Tiefe und Weite, die mich persönlich sehr berührt, verbindet sie ihre profunde Fachkenntnis verschiedener psychologischer Fachgebiete mit künstlerischen, ästhetischen Ausdrucksformen und integriert dabei auf einzigartige Weise ihre persönliche Lebensreise, die es wahrlich wert ist, erzählt zu werden! Dass Manola mich um ein Vorwort zu ihrem Buch gebeten hat, empfinde ich als große Ehre, ebenso, dass sie mich in ihrem Buch als Role Model benennt.
Unsere Wege kreuzten sich 2020 im Rahmen der Ausbildung Positive Psychologie, bei der ich Manola im ersten Pandemiesommer kennenlernte, als es wieder möglich war, Seminare abzuhalten. Manola war Teilnehmerin einer Münchner Ausbildungsgruppe unter Leitung meinerTochter Sasha, deren Abschlussmodul wir nach dem ersten Lockdown im Inntal Institut in Bad Aibling gemeinsam gestalteten.Vom ersten Kommentar an, von der ersten Frage im Kurs an war mir klar, was für eine besondere Frau ich mit Manola kennenlernen durfte. Und diese Einschätzung hat sich mit jedem weiteren gemeinsam verbrachten Seminartag bestätigt und vertieft.
Die Positive Psychologie ist die Wissenschaft vom erfüllenden Leben. Sie erforscht, was unser Leben lebenswert macht, was uns morgens zuversichtlich aufstehen, unseren Tag gestalten und abends zufrieden ins Bett gehen lässt. Was uns aufblühen lässt und uns die Person werden lässt, die wir sind: „Werde, wer du bist.“ Dieser Satz des Philosophen Pindar, der auch Goethe, Nietzsche und anderen Autoren zugeschrieben wird, bringt auf den Punkt, was Rogers, Maslow und andere Vertreter der Humanistischen Psychologie als Selbstaktualisierung bezeichneten, und der Neurobiologe Gerald Hüther als Potentialentfaltung.
Würde ein Role Model für die Positive Psychologie gesucht, würde ich Manola Kraus dafür nominieren. In ihrem Buch vollbringt sie eine Meisterleistung, die nur wenigen Autor*innen gelingt: Sie verwebt auf scheinbar mühelose und ansprechende Weise fachlich fundierte Inhalte, Konzepte und Interventionen der Positiven Psychologie und verwandter Gebiete mit zutiefst menschlichen Erfahrungen, einerseits von Klient*innen und Kund*innen, mit denen sie im Lauf ihrer reichen Berufsjahre gearbeitet hat, und andererseits mit ihrer ganz besonderen, berührenden und beindruckenden persönlichen Geschichte.
Manola Kraus lässt uns teilhaben an Erfahrungen, die sie geprägt haben; sie spricht mit Offenheit und glasklarer Ehrlichkeit über ihre eigenen Erkenntnisprozesse und über die Menschen, die sie auf den Stationen ihres Lebensweges begleitet haben, im Guten wie auch im weniger Guten. Es gelingt Manola, aus all dem, was das Leben für sie bereithielt, etwas mitzunehmen, das sie werden ließ, wer sie ist - mit Offenheit, Ehrlichkeit, einem unglaublichen Mut, scheinbar unbezwingbarer innerer Stärke und großer innerer Schönheit.
In den verschiedenen Kapiteln finden wir als Lesende einen großen, fundiert ausgeleuchteten Themenbogen für Positive Psychologie, Positive Leadership, Flourishing und gelingendes Leben und Führen. Persönlich zeigt uns Manola Kraus dabei, was Resilienz bedeutet und wie sich diese Fähigkeit im Navigieren des eigenen Lebensweges entwickeln lässt.
Die Positive Psychologie erforscht seit Jahrzehnten, was es eigentlich bedeutet, glücklich zu sein. Zwei Grundaspekte menschlichen Glücks werden seit der Antike beschrieben und durch moderne psychologische Konzepte, Modelle und Studien bestätigt:
Glück bedeutet einerseits, ein angenehmes Leben zu führen, in dem die positiven Emotionen die negativen überwiegen, wollte man sie in zwei Waagschalen aufteilen. Das ist das sogenannte „Wohlfühlglück“.
Doch auf Dauer genügt das nicht, denn wie schon unsere Großmütter (und Manolas drei Mütter) wussten: „An das Gute gewöhnt man sich leicht.“ Das Phänomen der hedonistischen Adaptation führt dazu, dass sich angenehme Gefühle im Lauf der Zeit abschwächen und wir immer ein wenig „mehr“ brauchen, um dasselbe Maß an Wohlbefinden zu erreichen. Und hier kommt das zweite Glück ins Spiel, das wir alle kennen: Wir können uns auch als glücklich bezeichnen, wenn wir gerade kein angenehmes, sondern ein erfüllendes Leben führen. Denken Sie z. B. an die Eltern eines Neugeborenen oder eines Kleinkindes – die perfekte Wohlfühlzeit ist das in der Regel nicht, denn Schlafmangel, Unsicherheit und Neuorientierung packen so einiges in die Waagschale der unangenehmen Gefühle. Doch die jungen Eltern sind dennoch unsagbar glücklich, weil sie sich sicher sind, das lohnt sich! Und damit sehen wir eine zweite Form menschlichen Glücks: Das sogenannte „Werteglück“, das uns zutiefst sinnvoll und erfüllend erscheint und uns auch durch „Durststrecken“ und Lebensphasen ohne viele angenehme Gefühle tragen kann.
Doch nicht alle Lebensläufe lassen sich mit diesen beiden Glücksarten hinreichend gut beschreiben. Manches Leben weist so viel Intensität auf, so viele Biegungen und Wendungen, dass es über weite Strecken weder als „angenehm“ noch als „erfüllend“ charakterisiert werden kann. Und so ist es nur folgerichtig, dass die Positive Psychologie kürzlich eine dritte Art des glücklichen Lebens in den Scheinwerferbereich der Forschung geholt hat: Das „psychisch reiche Leben“ (Oishi et al:A Psychologically Rich Life: Beyond Happiness and Meaning. Psychological Review, 2021). Manolas Lebensgeschichte, an der sie uns im Verlauf dieses Buches teilhaben lässt, ermöglicht uns zu verstehen, was ein psychisch reiches, reichhaltiges Leben bedeuten kann. In ihm ist so unglaublich viel enthalten an Erlebnissen,Wendungen, Krisen und Wachstumsmöglichkeiten, dass man allein schon beim Lesen das Gefühl bekommt, dass hier nicht nur ein Leben, sondern gleich mehrere beschrieben werden.
Die Forschung zeigt, dass diese unterschiedlichen Arten menschlichen Glücks zu verschiedenen „Wirkungen“ bzw. Ergebnissen führen:
Ein angenehmes Leben („happy life“) lässt uns angenehme Gefühle und Lebenszufriedenheit erleben. Es geht uns einfach gut.
Ein erfüllendes Leben („meaningful life“) trägt zu Sinnerleben und Selbstaktualisierung bei, zur Potentialentfaltung im Sinne des „werde, wer du bist“.Wir richten unser Leben an unseren Werten aus, erleben Bedeutsamkeit, vielleicht sogar Berufung.
Und das psychisch reiche Leben? Das ist dadurch charakterisiert, dass es vielfältig ist, abwechslungsreich, oftmals unvorhersehbare Wendungen nimmt. So wie Manolas Le ben.Wozu führt ein solches psychisch reiches Leben? Es lässt uns wachsen und reifen, indem wir unsere reichhaltigen, oft so unterschiedlichen Erfahrungen verarbeiten und im Zuge dieses Prozesses auch aushalten können, dass wir gerade noch nicht alles verstehen, noch nicht in allem eine Bedeutsamkeit oder gar Erfüllung finden können. Diese „Ambiguitätstoleranz“, also die innere Kapazität, das Leben in all seiner Vielfalt und Widersprüchlichkeit leben zu können, und das auch auszuhalten, ist eines der Kriterien für Weisheit, wie sie die Forscherin Judith Glück (was für ein wunderbarer Name für eine Weisheitsforscherin!) beschreibt und empirisch belegt (Weisheit – die 5 Prinzipien des gelingenden Lebens, 2016).
Und der Sinn unseres Lebens besteht darin, die Welt ein wenig besser zu hinterlassen, als wir sie vorgefunden haben. Das gelingt Manola Kraus mit ihrer Arbeit mit so vielen unterschiedlichen Menschen, die sie auf ihrem Weg zur Selbstaktualisierung begleitet. Das gelingt ihr mit bloomingUP, indem sie Unternehmen undTeams, und speziell female leaders ermutigt und bestärkt. Und das gelingt ihr mit diesem inspirierenden Buch, dem ich zahlreiche Leser*innen wünsche, die sich vom psychisch reichen Leben und der fachlichen Kompetenz einer Manola Kraus ermutigen lassen, ihr eigenes Leben und berufliches Wirken kraftvoll, mutig und zuversichtlich zum Guten zu nutzen.
Dr. Daniela Blickhan,Diplom-Psychologin, MSc Positive Psychologie, Lehrtrainerin, Lehrcoach & Senior Coach
1.Vorsitzende des Deutschsprachigen Dachverbands für Positive Psychologie seit 2013 November 2024
Dieses Buch ist für Menschen gedacht, die ihre volle Wirkkraft entfalten wollen und denen ich in meinem Leben und in meiner Arbeit immer wieder begegne. Menschen, die mit Herz undVerstand in dieser Welt agieren und führen möchten, sich selbst gerne weiterentwickeln und andere Menschen beim Wachsen unterstützen wollen.
Es ist für Menschen, die erkannt haben, dass Führung nicht nur aus Zahlen und Statistiken besteht, sondern vielmehr darin, Rahmenbedingungen zu schaffen, die es allen Beteiligten ermöglichen, aufzublühen und nicht zu verkümmern oder gar aufzugeben.
In meiner Praxis erlebe ich leider noch zu oft, dass es gerade die Frauen sind, die an sich und ihren Qualitäten zweifeln, die den Mut verlieren und denen angesichts persönlicher und struktureller Ungleichheiten in den Unternehmen und in der Gesellschaft die Kraft ausgeht, um weiter an gute Führung und gute Organisation für ein gelingendes Leben und Arbeiten zu glauben.
Eine wesentliche Grundlage, an uns und andere zu glauben ist, der in uns liegenden Stärke zu vertrauen.
DiesesVertrauen ist die existenzielle Basis für ein gelingendes Leben und Arbeiten.Wir benötigen das Vertrauen in uns selbst, wie auch das Vertrauen in andere Menschen. Ich muss mich nicht verstellen, wenn ich Führungskraft bin, denn Wahrhaftigkeit und Glaubwürdigkeit und Authentizität entstehen, wenn wir unsere persönliche Geschichte reflektieren und unsere heutigen Wertevorstellungen, unsere gelebten Haltungen und Überzeugungen mit den Prinzipien für ein gelingendes Miteinander und für die gewünschten Ergebnisse überprüfen.
Mit diesem Buch möchte ich Sie in Ihrem Selbstverständnis stärken, dass Sie gut und richtig sind, und Sie ermutigen, sich mit Ihrer einzigartigen Persönlichkeit zu zeigen. Wir brauchen Menschen, die das Gute im Menschen und ihr Potenzial erkennen und wohlwollend fördern, die das große Ganze im Blick behalten und nachhaltig zum Wohle aller Beteiligten handeln.
Und dies gelingt nicht ohne Empathie und soziale Intelligenz, Intuition und Gerechtigkeitsempfinden.
Gelingende Kommunikation und Kooperation, Inklusionsfähigkeit und Flexibilität sind ebenso wichtig wie Zuversicht und authentische, integre Vorbilder in Führung und Management. Die „female Skills“ und die weibliche Sicht auf das Ganze führen nachweislich zu mehr Gerechtigkeit, Produktivität, Leistungsfähigkeit, Loyalität und somit zur Wertsteigerung der Unternehmen1.
Wir sind soziale Wesen und wir brauchen einander, um zu gedeihen und aufzublühen als eine Persönlichkeit, die bereit und fähig ist, für sich selbst und für andere zu sorgen, die im besten Sinne Gutes bewirken kann – für sich selbst und für ihr persönliches, berufliches und gesellschaftliches Umfeld. Ja, möglicherweise eben auch für die ganze Welt.
Und zugleich sind wir verletzliche Wesen, die Leid und Unglück, Schmerz und Unbill erleben.Wie wir damit umgehen und was aus unserem Leben an Gedanken, Gefühlen und Verhalten erwächst, ist in Teilen unbewusste Prägung, aber auch selbst gewählte und bewusste Entscheidung, die dann bedeutet, dass wir mit allen folgenden Konsequenzen umgehen müssen. Das wiederum empfinden wir dann naturgemäß als Herausforderung.
Wir erkennen: Ein erfüllendes Leben ist kein Leben, das nur aus Glück besteht. Unsere vielfältigen Erfahrungen ermöglichen es uns, unsere Perspektiven zu verändern und immer wieder neu zu entscheiden, wie wir unsere Beziehungen gestalten, wie wir Erfolge erreichen und welchen Sinn wir erfüllen wollen.
Mein biografischer Ansatz inspiriert Sie vielleicht, Ihre eigene Geschichte, Ihre Gedanken und IhrTun zu reflektieren und in Ihrem Sein als positive Leader*in zu stärken. Die entwicklungspsychologischen und kunsttherapeutischen Ansätze laden ein, tiefer einzutauchen und neue Perspektiven einzunehmen. Und die Beispiele meiner Kundinnen und Kunden verdeutlichenTransformationsprozesse, die Sie vielleicht auch kennen und die Sie bestätigen, auch Ihren Entwicklungsmöglichkeiten zu vertrauen, hin zu einem aufblühenden Sein.
Die Wissenschaft der Positiven Psychologie und der Positive Leadership geben uns validierte Erkenntnisse darüber, was es für ein gelingendes Leben und Arbeiten braucht, und liefern uns praktische Hilfestellungen und Tools, wie wir diese zum Aufblühen nutzen können – für uns selbst, für die Menschen um uns herum, für Familie, Organisationen und Gesellschaften. All das fließt zusammen und mündet in meinen Ansatz des Positive Leadership Crafting, ein Versuch, die Individualität von Menschen zu würdigen und gleichzeitig in den Kontext von Gesellschaft, Wissenschaft und Wirtschaft einzubinden.
Die umfassende Begleitung von Leader*innen von Unternehmen und Organisationen bei der Integration einer Positive Leadership Kultur steht dabei im Fokus meiner Arbeit. BloomingUP steht für die Stärkung des „Best Self“. Wenn wir aufblühen und für eine Umgebung sorgen, die auch das Aufblühen anderer Menschen ermöglicht, dann leisten wir einen Beitrag für eine bessere Welt. Lassen Sie uns einen Blick in ein Dasein als Positive Leader*innen werfen, für eine Welt, die wir selbst zu einem besseren Ort gestalten können.
In diesem Buch spreche ich Sie mit dem förmlichen „Sie“ an, da ich diese Ansprache auch in meinem beruflichen Alltag häufig nutze. Oft ergibt sich im persönlichen Kontakt ein Wechsel zum „Du“, wenn wir merken, dass diese Form besser zu unserer Verbindung passt. Gleichzeitig habe ich über viele Jahre hinweg erlebt, wie wertschätzend und herzlich auch Beziehungen bleiben können, die auf dem „Sie“ basieren.
Eine geschlechtsgerechte Sprache ist mir ein wichtiges Anliegen, um alle Menschen gleichermaßen anzusprechen. Die Sprache befindet sich jedoch im stetigen Wandel, weshalb ich nicht garantieren kann, immer alle Perspektiven perfekt zu berücksichtigen. Seien Sie versichert, dass mein Ziel stets eine inklusive und respektvolle Ausdrucksweise ist. Falls mir das nicht vollständig gelungen ist, freue ich mich über Ihr konstruktives Feedback.
Die englischen Begriffe „Coach“ und „Coachee“ verwende ich bewusst in dieser Form, da es für mich immer noch merkwürdig klingt, wenn englische Begriffe deutsch gegendert werden. Vielen Dank für Ihr Verständnis!
In dieses Buch sind zahlreiche weitere Bücher, Studien und Veröffentlichungen eingeflossen. Zur besseren Lesbarkeit sammle ich die Anmerkungen und Literaturnachweise übersichtlich am Ende jeden Kapitels.
Zudem finden Sie an ausgewählten Stellen sog. „Touch Points“, Punkte, an denen wir uns per Videobotschaft begegnen können oder ich Sie an anderer Stelle einlade, eine Übung kennenzulernen oder auch ein Schaubild oder eine Checkliste für sich herunterzuladen.
„
Echte Verbindung
entsteht,
wenn wir
authentisch spürbar
sind.
„
… mögen Menschen und stärken Beziehungen
Die Grundlage jeder positiven Praxis liegt darin, Menschen aufrichtig zu mögen, ihre Stärken zu erkennen und ihre Einzigartigkeit wertzuschätzen. Das schafft Vertrauen, Zugehörigkeit und eine Atmosphäre der Wertschätzung. Beziehungen in einem solchen Umfeld entwickeln sich zu kraftvollen Synergien, die Innovation und Kreativität befeuern. Es geht darum, eine Kultur zu gestalten, in der Offenheit, Empathie und gegenseitige Unterstützung gelebt werden – ob im Team, in der Organisation oder in der Gesellschaft.
… schaffen eine Umgebung, die zum Erblühen einlädt
Eine solche Umgebung basiert auf den Prinzipien von Sicherheit, Fairness und Entwicklungsmöglichkeiten. Menschen blühen auf, wenn sie nicht nur dazugehören, sondern auch ermutigt werden, ihre Fähigkeiten einzubringen und sich kontinuierlich weiterzuentwickeln.Wenn die Arbeit als sinnhaft und bedeutsam wahrgenommen wird, wird sie zur Quelle von Energie und Inspiration.
… erzielen Erfolge zum Nutzen und Wohle aller
Außergewöhnliche Erfolge sind jene, die nicht auf kurzfristigen Gewinnen basieren, sondern langfristigen Nutzen für alle nachhaltig generieren. Dies schließt Mitarbeitende, Kundinnen und Kunden, Kooperationspartner*innen, die Gemeinschaft und die Umwelt mit ein. Unternehmerischer Erfolg wird dadurch definiert, dass er nachhaltig ist – ökonomisch, ökologisch und sozial.
… beeinflussen die Gesellschaft positiv und stärken Verbundenheit
Unternehmen und Einzelpersonen haben die Möglichkeit, nicht nur passiv Teil der Gesellschaft zu sein, sondern aktiv zur positiven Transformation beizutragen. Dies gelingt, indem wir bewusst Werte wie Nachhaltigkeit,Vielfalt und Inklusion in den Mittelpunkt stellen. Der Erfolg und das Wohlergehen eines Einzelnen hängen immer auch vom Erfolg und Wohlergehen des Kollektivs ab. Diese Verbundenheit zu stärken bedeutet, Brücken zu bauen – zwischen Kulturen, zwischen Hierarchien, zwischen Generationen.
In einer globalisierten Welt ist es entscheidend, Unterschiede nicht als Barrieren, sondern als Potenziale zu sehen.
… leben und arbeiten im Einklang mit sich und anderen
Der persönliche und unternehmerische Erfolg ist kein isoliertes Ziel, sondern ein kontinuierlicher Prozess, der im Einklang mit Menschlichkeit, Sinnhaftigkeit und Verantwortung stehen sollte. Wenn wir lernen, eine Umgebung zu schaffen, die sowohl persönliche als auch kollektive Entfaltung ermöglicht, tragen wir zu einer Gesellschaft bei, in der jeder Mensch die Chance hat, sein Potenzial voll zu entfalten – zum Wohle aller.
Die Haltung, dass Erfolg und Wohlbefinden miteinander verwoben sind, bietet die Grundlage für eine tiefere Zufriedenheit, nicht nur für uns selbst, sondern auch für die Menschen und die Welt um uns herum.
Ich wünsche Ihnen von Herzen viel Freude und Erfolg als Positive Leadership Persönlichkeit.
Herzlichst, Ihre
Ich war noch keine zwei Jahre alt, als eine Fürsorgerin mit mir auf dem Arm vor der Tür eines privaten Kinderheimes in Augsburg stand. Ein Notfall, der sofortiges Handeln erforderte. „Nein, das ginge auf keinen Fall, sie habe nicht die Kapazität, sich auch noch um so ein Kind zu kümmern …“, waren wohl die ersten Worte der Leiterin des Kinderheimes, meiner ersten Heimmutter. Doch irgendetwas habe ich wohl in ihr angerührt, denn ich lebte dann fast zehn Jahre lang in ihrem Kinderheim.
Wie kam es dazu? Ich wurde als uneheliches Kind geboren, als „Mischling“ oder „Bastard“, wie ich es in meiner Kindheit immer wieder hörte.
In meinen Adern floss „schwarzes“ Blut, denn meine Großmutter mütterlicherseits hatte sich mit einem „schwarzen“ Alliierten eingelassen und 1946 meine Mutter zur Welt gebracht, als der Soldat längst zurück in seiner Heimat war. Bereits meine Mutter war also ein uneheliches Kind, eine sichtbare Schande mit ihrer dunklen Haut und dem krausen Haar. So gab man sie bald in ein Heim. Erst als ihre Mutter wieder heiratete, adoptierte sie der neue Stiefvater und die Eltern holten sie aus dem Heim zu sich. Meine Heimmutter erzählte mir damals, dass meine Mutter wohl weiterhin ein leidvolles unglückliches Dasein erlebte und „leider“ genau nach ihrer Mutter kam, denn sie verliebte sich mit achtzehn Jahren in einen Gastarbeiter, meinen Vater. Und die Geschichte wiederholte sich: Eine uneheliche Geburt, ein „Mischling“ und die soziale Ächtung „sich mit so einem eingelassen zu haben“. Ich war nicht geplant, nicht gewollt. Meine Mutter fühlte sich völlig alleingelassen und überfordert, zumal schon dreizehn Monate nach meiner Geburt eine zweite Tochter zur Welt kam, mit noch dunklerer Hautfarbe als ich und „natürlich“ ebenfalls unehelich geboren.
Mein Vater verschwand, als sie bereits mit der zweiten Tochter schwanger war. Angeblich wurde er abgeschoben, weil er sich etwas zuschulden hat kommen lassen, so in einem Brief, den meine Mutter an meine Schwester schrieb. Diese Schwester, die ich erst mit 48 Jahren kennenlernte, hatte es geschafft, unsere Mutter ausfindig zu machen und nach 25 Jahren Suche auch mich, ihre Schwester. Durch sie erfuhr ich, dass wir beide zeitweise in einem Säuglingsheim untergebracht waren. Wer die Heime dieser Zeit kennt, der ahnt, was das für uns bedeutete. Eine Aufbewahrung ohne jede Ansprache, lediglich mit dem Nötigsten versorgt. Meine kleine Schwester wurde mit knapp einem Jahr adoptiert, ich galt als nicht „vermittlungsfähig“.
Mit genau diesem Kind auf den Armen stand wie beschrieben die Fürsorgerin vor der Tür des privaten Kinderheims, das mein Glück sein sollte, und in dem ich doch viel Unglück erlebte.
An die ersten Lebensjahre habe ich keine unmittelbare Erinnerung. Die Geschichten meiner „Ankunft“ und meiner Entwicklung erfuhr ich nur durch meine Heimmutter. Es gibt ein paar wenige Kinderbilder von mir, die ich – aus einem Impuls heraus – mit Anfang vierzig noch aus ihrem Fotoalbum abfotografiert hatte, bevor sie wenige Zeit später 88-jährig verstarb.
Die ersten bewussten Bilder und Erinnerungen an die Zeit im Kinderheim fallen in die Zeit, in der ich der Schule entgegenfieberte. Es ist ja oft so, dass wir das meiste aus unserer frühen Kindheit durch unsere Bezugspersonen erfahren, wenngleich natürlich gerade diese ersten Lebensjahre prägend für unsere Persönlichkeit sind. Wir erfahren von ihnen, was wir als Kind gut konnten, welche Unterschiede es vielleicht zu anderen Kindern gab, welche Sorgen und Probleme wir als Kind bereiteten, vielleicht auch, welche Freuden und welches Geschenk es für die Bezugspersonen bedeutete, dass man auf der Welt war.
Ich erinnere mich, dass ich bereits mit 5 Jahren wusste, dass ich nicht erwünscht war, dass es niemanden gab, der mich mochte oder mich besuchte, und dass ich schlichtweg unzumutbar für meine Umgebung war. Ich wusste mit 6 Jahren, dass ich eine „Negerin“, ein „Mischling“, ein Heimkind war, also anders, nicht gut und nicht hübsch genug, zum Schämen und nicht vorzeigbar.
An was erinnern Sie sich? Was konnten Sie gut als Kind? Wofür wurden Sie gelobt? Wofür vielleicht gestraft? Welches eindrückliche Erleben haben Sie noch heute im Gedächtnis? Was fühlten Sie damals? Und wie fühlt es sich heute an? Hat dieses Erleben (Aus-) Wirkungen auf Ihr weiteres Erleben, Ihre Grundhaltungen, Überzeugungen und Ihre Entscheidungen gehabt?
Ich liebte es, in der Schule zu sein. Ich mochte die Lehrerinnen und ich mochte das Lernen. Ich fühlte mich in der Schule frei und bewegte mich ungezwungener als im Heim. Meine Heimmutter erzählte mir später einmal, dass ich wohl schon in der Grundschule tonangebend war, man mir gerne folgte und ich so etwas wie eine natürliche Autorität ausstrahlte.
Doch auf dem Weg zurück ins Heim, vor allem auf den letzten zweihundert Metern, wurde mir wieder schwer ums Herz. Für eine Zwei in einer Ex gab es kein Verständnis, für eine Drei in Sport gab es Schläge, für ein fehlendes Lob über das Essen gab es Schimpfen. Oft wusste ich gar nicht genau, warum ich in der Ecke stehen musste oder im Flur mit hochgestreckten Armen, für alle anderen Kinder sichtbar. Schläge mit der Bürste auf meine Handrücken, an den Haaren Ziehen, immer wieder Ohrfeigen, Liebesentzug. Ich musste nachts vor dem Bett meiner Heimmutter knien als Strafe für etwas, das ich vielleicht nicht gesagt oder getan hatte, Zeit, in der ich mir den Kopf zermarterte, was ich wohl falsch gemacht oder nicht zum Ausdruck gebracht hatte. Wir Heimkinder reagierten nie zornig, äußerten nie ein Schimpfwort gegenüber der Heimmutter oder schrien sie wütend an. Geweint haben wir allerdings viel.
Als ich acht Jahre alt war, stellte ich mir mögliche Varianten vor, mich umzubringen. Ich stand am Fenster des Schlafsaals, den ich immer sauber machen musste, und überlegte, ob die Entfernung zum Boden ausreichte, um zu sterben. Mit neun Jahren ritzte ich mich und versteckte meine Arminnenseiten unter langen Ärmeln. Ich saß alleine im Spielzimmer, hatte Angst vor der Dunkelheit draußen, vor den Weberknechten, die in meiner Nähe waren. Ich fürchtete mich zu Tode während der Aufenthalte im Keller, wo ich im Kartoffelraum stundenlang die Keimlinge von den Knollen entfernen musste. Ich musste im Keller die Schuhe von allen anderen putzen und durfte erst wieder nach oben kommen, wenn alles so war, dass es den Vorstellungen meiner Heimmutter entsprach. Ich wusch die Socken aller Kinder – eine Arbeit, vor der ich mich sehr ekelte. Ich fühlte mich wie das leibhaftige Aschenputtel, nur dass der Prinz in weiter Ferne war.
Ich las leidenschaftlich gern und ich liebte Märchen. Zum Glück gab es reichlich Lesestoff. Ich bekam immer gute Noten auf meine Aufsätze, wofür ich von meiner Heimmutter tatsächlich gelobt wurde. Schönschrift musste ich jedoch üben, stundenlang, während die anderen schon spielen durften. Leider ist der Erfolg in puncto Schönschrift ausgeblieben …
So betete ich regelmäßig zum lieben Gott (ich war ja katholisch erzogen worden), er möge es doch bitte schöner machen für mich und dafür sorgen, dass ich wegkomme, irgendwohin, wo es mir besser geht.
Wie war das bei Ihnen? Welche glücklichen Momente gab es, an die Sie sich erinnern? Wann haben Sie sich unglücklich gefühlt? Was war da konkret? Gab es Momente oder Zeiten, in denen Sie gerne woanders gewesen wären? Jemand anderes? Augenblicke oder Zeiten, in denen Sie sich aus tiefstem Herzen etwas gewünscht haben?
Unsere Heimmutter hatte den Anspruch, Vorzeigekinder zu haben. Wir sollten gut in der Schule und Vorbilder für die Dorfkinder sein, die Familien im Dorf sollten uns als besondere Kinder wahrnehmen.
Sie selbst hatte außergewöhnliche Talente und Begabungen, ein gutes Gefühl für Schönheit. Wir Heimkinder trugen von ihr geschneiderte Kleider, die nicht selten bei anderen Kindern im Ort Neid hervorriefen.Wir spielten viel Theater.Auch hierfür schneiderte sie alle Kostüme selbst, malte wunderbare Kulissen und war unfassbar kreativ in ihrem Tun. Auch die Kinder von außerhalb durften am Theaterspiel teilhaben und waren stolz, wenn sie eine Rolle bekamen, oft gute Rollen, Hauptrollen. Mir blieben in der Regel die Rollen des alten Mannes, der Bettlerin, des Tieres oder sonstiger Randgestalten.Trotzdem mochte ich die Proben, das Verkleiden und die Möglichkeit, jemand oder etwas Anderes sein zu können. Märchen blieben meine Zuflucht für viele Jahre. Für mich waren sie lebensnotwendig, in ihnen fand ich mich wieder, in ihnen konnte ich träumen und mich in eine bessere Welt versetzen.
In welche Welten sind Sie als Kind abgetaucht? Welche fantastischen Ideen und welche Geschichten haben Sie beflügelt? Wo sind Sie aufgeblüht? Welche Figuren, welche Situationen im Märchen sind Ihnen noch heute gegenwärtig? An wen oder was erinnern Sie sich besonders gut? Wie haben Sie sich dabei gefühlt? In welchen Begegnungen und welchen Situationen kommen Bilder und Emotionen aus diesen Geschichten hoch?
Und der Blick auf die andere Seite: Was hat Sie als Kind bekümmert? Was hat Sie traurig gemacht? Wurden Sie für etwas gehänselt, das Sie selbst betraf? Gab es etwas, was Sie beschämt hat, was Sie eingehen ließ wie eine Blume ohne Nährstoffe, ohne Wasser?
Obwohl ich sehr gute Noten hatte, konnte ich das Gymnasium nicht besuchen. Die Begründung meiner Heimmutter war hart: Mir müsse klar sein, dass ich als Mischling und mit meiner Herkunft wohl am besten im Kloster aufgehoben wäre, andernfalls, wenn ich Glück hätte, vielleicht heiraten würde, und dafür reiche die Mittlere Reife. Ich hatte nicht mitzuentscheiden, der Weg war klar. Gleichzeitig, als ob es in ihrem Inneren einen Zwiespalt gab, ähnlich wie bei meiner Aufnahme ins Kinderheim, bedeutete sie mir immer wieder, dass ich als ein solcher Mensch doppelt und dreifach „so gut“ sein müsse, wie andere, dass Lernen unabdingbar sei, wenn ich es je zu etwas bringen und Chancen haben wolle.
Diese Double-Bind-Botschaften2 zogen sich durch meine gesamte Kindheit und führten dazu, dass ich immense Anstrengungen unternehmen musste, um mit diesen widersprüchlichen Erwartungen umzugehen. Liebesentzug, psychische wie physische Gewalt auf der einen, Anspruch und Lob für gute Leistungen auf der anderen Seite. Ein Wechselbad zwischen Aushalten des Unvermeidlichen und dem Wunsch, gemocht zu werden, Leistung zu zeigen und zu lernen.
Ich interpretierte das Verhalten der Heimleiterin später so, dass sie durchaus wollte, dass ich eine Chance bekäme. Ich war ihr „Produkt“, sie hatte den Ehrgeiz zu zeigen, was sie aus einem Menschen machen kann, der aus ungünstigsten Verhältnissen stammt und scheinbar in der Entwicklung „zurück“ ist. Und es gelang ihr. Der Psychologe, dessen Besuch eine Auflage des Jugendamtes war, wollte wissen, was sie „mit mir gemacht habe“, eine sensationelle Entwicklung! Sie brauche nicht mehr zu kommen, das Kind habe alles aufgeholt und wäre weiter als andere Kinder in diesem Alter. Erst in späteren Jahren betonte meine Heimmutter, dass es sie sehr beeindruckt hatte, wie schnell ich lernte, besser und schneller als „normale“ Kinder.
Wie haben Sie die Schule in Erinnerung? Sind Sie gerne in die Schule gegangen? Wie waren Sie als Schulkind? Was hat man Ihnen erzählt? Welche Zuschreibungen von damals sind heute noch spürbar für Sie und andere? Was glauben Sie davon noch heute, was nicht mehr? Was wollten Sie als Kind und Jugendlicher erleben? Und was haben Sie irgendwann, vielleicht im jungen Erwachsenenalter selbst entschieden?
Aus gesundheitlichen Gründen begann sie 1977, das Heim „aufzulösen“. Sie war Mitte 50 und ich elf Jahre alt, als ich als letztes Kind 1978 mit ihr nach Augsburg zog. Alle anderen Kinder waren in ihre Familien „rückgeführt“ oder adoptiert worden. Ich war übrig geblieben! Nach einer kleinen Weile eröffnete sie mir meine weiteren Perspektiven. Ich hatte die Option, bei ihr zu bleiben oder adoptiert zu werden, ebenfalls zu meiner leiblichen Mutter zurückgeführt zu werden oder in einem SOS-Kinderdorf zu leben. Ich musste allein entscheiden, nein, ich durfte es entscheiden, wo und wie ich weiterleben wollte. Zum ersten Mal hatte ich das Gefühl, dass ich Gewicht habe.
Ich liebte meine Heimmutter, wie es eben ein Kind tut, das sonst niemanden hat. Und ich hasste meine Heimmutter. Ich war todunglücklich und wünschte mir nichts sehnlicher, als woanders zu sein. Und jetzt hatte ich die Chance, woanders zu leben und vor allem, jemand anderer zu sein. Ich spürte einen sehr starken inneren Willen, der nach außen drängte und der mit der erlebten Willkür und als ungerecht empfundenen „Einordnung“ nicht einverstanden war.
Etwas in mir wollte mehr, wollte wachsen, größer und unabhängig werden! Ich sehnte mich nach einem entsprechenden Ort und nach Menschen, die mich mochten. Einfach so. Ich entschied mich noch am selben Abend für das SOS-Kinderdorf und zog im Frühjahr 1978 nach Dießen am Ammersee.
An welche Entscheidungen in Ihrer Kindheit erinnern Sie sich noch? Welche Gefühle hatten Sie? Welche Folgen hatten diese Entscheidungen für Sie als Kind? Oder als Jugendliche? Welche Spuren haben diese im Inneren wie im Äußeren hinterlassen? Welche Entscheidungen haben Sie schon als Kind, welche als Jugendliche oder junge Erwachsene getroffen? Wer in Ihrer familiären Umgebung hat für Sie spürbar Entscheidungen getroffen? In welcher Art und Weise wurden Entscheidungen gefällt? Wie leicht, wie schwer fällt es Ihnen heute, Entscheidungen zu treffen?
Soweit meine ersten Erinnerungen.
Forscher*innen der Oslo Metropolitan University fanden heraus, dass es offensichtlich relativ leicht ist, Menschen falsche Erinnerungen einzupflanzen. Erinnerungen aus der Kindheit können trügerisch sein, das hätten zahlreiche Studien gezeigt. „Unsere Erinnerungen an vergangene Begebenheiten sind anfällig für Fehler und Verzerrungen“3 schreibt Miriam S. Johnson im April 2023, als sie und ihr Team eine Studie replizierten, in denen spektakuläre Kindheitserinnerungen falsche Erinnerungen bei den Probanden produzierten. Gleichzeitig sprechen Wissenschaftler*innen von einem expliziten und einem impliziten Gedächtnis. Die explizite Erinnerung bezieht sich auf die bewusste, bildliche Erinnerung, die an Zeit und Ort geknüpft ist. Die implizite Erinnerung bezieht sich auf die mit dem Ereignis verbundenen Emotionen.
Die Gedächtnisforschung zeigt, dass unsere Erinnerungen an vergangene Ereignisse subjektive Rekonstruktionen sind. Es ist daher wichtig, zwischen objektiven und subjektiven Bewertungen zu unterscheiden. Unsere Autobiografie verändert sich im Laufe der Zeit und spiegelt somit die Entwicklung unseres Selbstverständnisses wider.
„Woher“ kommen Sie? Welche Geschichte(n) gibt es bei Ihnen? Welche Bezugspersonen gab es in Ihrem direkten Umfeld? Welche Erinnerungen sind mit diesen Menschen verbunden? Welche Eigenarten und Besonderheiten wurden und werden ihnen zugesprochen? Was glauben Sie über diese Menschen und was nicht mehr? Was glauben Sie, haben Sie übernommen an Vorstellungen,Werten, Überzeugungen, Ängsten, Sorgen, Versprechen? Welche Verhaltensmerkmale sind Ihnen eigen? Welche haben Sie selbst davon übernommen? Bewusst? Unbewusst?
Wer sagt eigentlich, was ein gelingendes Leben ist? Ist es nicht höchst individuell, wann und warum ein Mensch empfindet, dass sein Leben ein gelungenes ist? Woran machen wir dies fest und woran bemerken wir es?
Diese Fragen beschäftigen Menschen seit jeher. Sowohl in der Philosophie als auch in der Psychologie setzt man sich intensiv mit dieser Thematik auseinander und sucht nach möglichen Erklärungen.
Aktuelle Konzepte beschreiben hierbei mehrere Dimensionen, die zusammen zu einem erfüllten Leben beitragen und sich in drei Hauptaspekte zusammenfassen lassen:
Persönliche Erfüllung und Wachstum,
zwischenmenschliche Beziehungen,
sowie Zweck und Beitrag.
Ergänzt werden diese Dimensionen durch Konzepte von Glück, Sinn und psychologischem Reichtum, die ein tiefgehendesVerständnis eines gelungenen Lebens vermitteln.
Das Konzept der „fully functioning person“ von Carl Rogers4, dem Begründer der humanistischen Psychologie, basiert auf der Annahme, dass jeder Mensch von Natur aus die Tendenz hat, sich zu entwickeln und zu wachsen. Er nannte diese innere Kraft „Selbstaktualisierung“ oder „Selbstverwirklichung“.
Den Menschen betrachtet er als grundsätzlich gut und wachstumsorientiert und betont, dass Menschen, die im Einklang mit sich selbst leben, psychisch gesünder und glücklicher sind. Sich selbst wertzuschätzen und nicht abhängig von der Anerkennung anderer zu sein, stuft er höher ein als das menschliche Bedürfnis, von anderen angenommen und wertgeschätzt zu werden. Diese bedingungslose Akzeptanz fördert das Wachstum und die Entwicklung zur „fully functioning person“.
So ist eine „fully functioning person“ das Ideal eines psychisch gesunden und erfüllten Menschen, ein Mensch, der sein Potenzial ganz entfaltet, authentisch lebt, eine tiefeVerbundenheit zu sich selbst und seiner Umwelt hat und flexibel, offen und selbstbestimmt auf die Herausforderungen des Lebens reagieren kann.
Um dies konkret und anwendbar zu machen, definiert er sechs Merkmale, die einen solchen Menschen ausmachen:
Offen für Erfahrungen: