Praxisratgeber Trading - Gregor Bauer - E-Book

Praxisratgeber Trading E-Book

Gregor Bauer

0,0
29,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Gregor Bauer vermittelt dem Einsteiger in seinem aktuellen Buch die Grundlagen der Technischen Analyse und gibt dem Fortgeschrittenen wertvolle Tipps, mit deren Hilfe jeder Leser schnell und effizient die Märkte beurteilen kann, um seine Handelsentscheidungen zu treffen. Sie werden nach der Lektüre seines Buches in der Lage sein, die Empfehlungen der Bankanalysten kritisch zu hinterfragen und sich Ihre eigene Marktmeinung zu bilden. Denn nur wenn Sie selbst die Marktlage richtig einschätzen können, sind Sie unabhängig von diesen Empfehlungen und können selbstständig an der Börse agieren. Dieses Buch soll für Sie eine praktische Hilfestellung sein, damit Sie die typischen Fehler bei der Anwendung der Chartanalyse vermeiden und die Instrumente, die zu Ihrem Trading-Stil passen, selbst methodisch korrekt zusammenstellen können. Dieser Praxisratgeber gibt Ihnen darüber hinaus unentbehrliche Hilfestellung beim Traden: - Lernen Sie Ihre psychologischen Verhaltensmuster als Anleger kennen - Tipps zum Risiko- und Money-Management - Wie Sie die Indikatoren richtig kombinieren

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 349

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Gregor Bauer

Praxisratgeber Trading

Gregor Bauer

Praxisratgeber Trading

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie. Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Für Fragen und Anregungen:

[email protected]

2. Auflage 2012

© 2005 by Finanzbuch Verlag, ein Imprint der Münchner Verlagsgruppe GmbH

Nymphenburger Straße 86

D-80636 München

Tel.: 089 651285-0

Fax: 089 652096

Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

Lektorat: Dr. Renate Oettinger

Gesamtbearbeitung: Julia Grunow

Umschlaggestaltung: Stephanie Villiger

Druck: Books on Demand GmbH, Norderstedt

ISBN Print 978-3-89879-721-4

ISBN E-Book (PDF) 978-3-86248-349-5

ISBN E-Book (EPUB, Mobi) 978-3-86248-800-1

Weitere Informationen zum Verlag finden Sie unter

www.finanzbuchverlag.de

Beachten Sie auch unsere weiteren Verlage unterwww.muenchner-verlagsgruppe.de

eBook by ePubMATIC.com

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

1. Was bedeutet eigentlich „Technische Analyse“?

1.1. Die Vorteile der Technischen Analyse gegenüber der Fundamentalanalyse

1.2. Lernen Sie die Ursprünge kennen – die Dow-Theorie

1.3. Das Wichtigste in Kürze

2. Dasselbe und doch nicht gleich – Charts können unterschiedlich dargestellt werden

2.1. Liniencharts – die einfachste Art

2.2. Balkencharts (Barcharts) – die Balken geben Ihnen mehr Informationen

2.3. Kerzencharts (Candlestick-Charts) – die anschaulichste Darstellung

2.4. Worauf Sie beim Umgang mit Chartprogrammen achten sollten

2.5. Das Wichtigste in Kürze

3. Behavioral Finance – Entdecken Sie die Psychologie der Börse

3.1. Das lernen Sie aus der Behavioral Finance

3.2. Candlestick-Charts stellen unsere Emotionen bildlich dar

3.3. Das Wichtigste in Kürze

4. Das Bild der Märkte – was Sie im Chart erkennen können

4.1. „The trend is your friend“ – so zeichnen Sie Trendlinien richtig

4.2. Diese Marken müssen Sie beachten – Unterstützung und Widerstand

4.3. Da fehlt was – Kurslücken geben wichtige Informationen

4.4. Diese Formationen sollten Sie kennen

4.4.1. Sonst ändert sich nix – Trendbestätigungsformationen

4.4.2. Nichts hält ewig – Trendumkehrformationen

4.5. So analysieren Sie selbst – Beispiele aus der Praxis

4.6. So handeln Sie, während sich eine Formation bildet – Beispiel inverse SKS

4.7 Das Wichtigste in Kürze

5. Die Technik aus Fernost – So analysieren Sie Candlestick-Charts

5.1. Die Unsicherheit des Marktes

5.1.1. Der Doji

5.1.2. Spinning Tops – High Wave Candles

5.2. Emotionen wechseln – Trendumkehrformationen

5.2.1. Hammer / Hanging Man – das sagen Ihnen Umkehrformationen

5.2.2. Inverted Hammer / Shooting Star – diese Formationen sehen Sie häufig

5.2.3. Bullish Belt Hold / Bearisch Belt Hold – die Umkehr nach dem Überschwang

5.2.4. Piercing Pattern / Dark Cloud Cover – der Durchbruch von unten oder dunkle Wolken von oben

5.2.5. Bullish Engulfing Pattern / Bearish Engulfing Pattern – die zweite Kerze leitet die Umkehr ein

5.2.6. Bullish Harami / Bearish Harami – die Umkehr deutet sich an

5.2.7. Tweezers Bottom / Tweezers Top – die „Pinzetten“ markieren Unterstützungs- und Widerstandsniveaus

5.2.8. Morning Star / Evening Star – Sterne können Sie morgens und abends sehen

5.2.9. Two Crows / Upside Gap Two Crows – so kündigen zwei Krähen Unheil an

5.2.10. Three Black Crows / Three White Soldiers – drei Krähen fliegen abwärts, die Soldaten marschieren voran

5.2.11. Tri Star – das sagen Ihnen die drei Sterne

5.2.12. Tower Top / Tower Bottom – zwei Türme markieren den Trendwechsel

5.3. Die Stimmung bleibt gut oder schlecht – Trendbestätigungsformationen

5.3.1 Rising Three Methods / Falling Three Methods – so erkennen Sie die Korrektur im Trend

5.4. So analysieren Sie selbst – Beispiele aus der Praxis

5.5. So handeln Sie Kerzenformationen richtig

5.6. Das Wichtigste in Kürze

6. Die Mathematik der Märkte – mit Indikatoren den Markt „berechnen“

6.1. „Ein Trend besteht so lange, bis er bricht“ – Trendfolge-Indikatoren

6.1.1. Der Gleitende Durchschnitt – der einfachste Indikator

6.1.2. Verwenden Sie besser zwei Gleitende Durchschnitte

6.1.3. Der MACD gibt die Richtung vor

6.1.4. AROON – so können Sie die Trendrichtung bestimmen

6.1.5. Der CCI – Trendfolger und Oszillator

6.2. So profitieren Sie von Kursschwankungen – Oszillatoren

6.2.1. Momentum / ROC – die emotionalen Extreme

6.2.2. Stochastik – so liegt der Schlusskurs im Verhältnis zur Tagesbreite

6.2.3. DSS – weniger ist hier mehr

6.3. Wie stark ist er wirklich? – Trendstärke-Indikatoren

6.3.1. DMI – ADX – die Ältesten

6.3.2. RAVI – dieser Indikator reagiert schneller

6.4. Der Parabolic SAR – ein Indikator als Handelssystem

6.5. Die Natur gibt uns Kursziele vor – Fibonacci-Analysen

6.6. Alles verläuft in geordneten Bahnen – Bollinger-Bänder

6.7. So verbessern Sie die Aussagekraft von Indikatoren

6.7.1. Bollinger Bänder – so wird die relative Lage der Hochs erkennbar

6.7.2. Trendlinien und Gleitende Durchschnitte – einfache Hilfsmittel

6.8. Das Wichtigste in Kürze

7. Mix it – So kombinieren Sie die Instrumente richtig

7.1. Bestimmen Sie zuerst die Trends

7.2. So sollten Sie die Indikatoren auf den Chart „justieren“

7.3. Wählen Sie das zu Ihren Anlagezielen passende Zeitfenster

7.4. Kerzencharts und Indikatoren

7.5. So legen Sie die Kursziele fest

7.6. Das Wichtigste in Kürze

8. Analysieren Sie sich selbst – welcher Anlegertyp bin ich?

8.1. Wie lang ist mein Anlagehorizont?

8.2. Bin ich Trendfolger oder „Contrarian“?

8.3. Wie hoch ist meine Risikobereitschaft?

8.4. Habe ich klare Anlageziele?

8.5. Wie gehe ich mit Verlusten um?

8.6. Das Wichtigste in Kürze

9. So bauen Sie eine professionelle Handelssystematik auf

9.1. Die Handelsidee

9.2. Das Einstiegs-Set-up – so kommen Sie in den Markt

9.3. Das Risiko-Management – die besten Stopp-Loss-Techniken

9.3.1. Charttechnisch sinnvolle Marken

9.3.2. Der Prozentstopp

9.3.3. Der Geldstopp

9.3.4. Der Profitstopp

9.3.5. Der Trailing-Stopp (nachgezogener Stopp)

9.3.6. Der Zeitstopp

9.3.7. Indikatoren

9.3.8. Der Volatilitätsstopp – die Average True Range

9.4. Das Money-Management – so viel sollten Sie einsetzen

9.4.1. Die Martingale-Strategie

9.4.2. Die Anti-Martingale-Strategie

9.4.3. Die Fixed-Fractional-Strategie

9.4.4. Die Kelly-Formel

9.4.5. Das „optimal f “

9.4.6. Das „secure f “

9.5. Exkurs: Was bedeutet „Volatilität“?

9.6. Das Wichtigste in Kürze

10. Professionelle Techniken des Portfolio-Managements

10.1. Das magische Dreieck der Kapitalanlage

10.2. Die moderne Portfolio-Theorie nach Markowitz

10.3. Beispiele zur Portfolio-Optimierung

10.4. Instrumente der Portfolio-Optimierung

10.4.1. Discountzertifikate verringern die Volatilität

10.4.2. Rolling-Discountzertifikate passen den Cap monatlich an

10.4.3. Discount-Optionsscheine – Hebel mit Rabatt

10.4.4. Bonuszertifikate – hoher Bonus in Seitwärtsphasen

10.4.5. Mit diesen Konstruktionen können Sie die Kursgewinne verdoppeln

10.4.6. Hedge-Funds-Zertifikate

10.5. Instrumente zur Absicherung eines Portfolios

10.5.1. So hedgen Sie ihr Portfolio mit Derivaten

10.5.1.1. Der Nominalwert-Hedge

10.5.1.2. Der Fixed-Delta-Hedge

10.5.1.3. Der Dynamic-Delta-Hedge

10.5.2. So funktionieren Optionsscheine

10.5.3. So funktionieren Hebelzertifikate

10.6. Das Wichtigste in Kürze

Schlusswort

Anhang

1. Verwendete Literatur und weiterführende Empfehlungen

2. Internetseiten der Online-Broker

3. Internetseiten zu allgemeinen Börseninformationen / Analysen

4. Im Netz frei erhältliche Chartsoftware

5. Alle Zertifikate-Emittenten im Überblick

6. Internetadressen der Anbieter von Hedge-Funds-Indizes

7. Grundlegende Informationen und Presseberichte zu Hedge Funds

8. Die Börsenplätze in Deutschland

Vorwort

Dieses Buch möchte Ihnen die Grundlagen der Technischen Analyse vermitteln, mit deren Hilfe Sie schnell und effizient den Markt beurteilen können, um Ihre Handelsentscheidungen zu treffen. Sie werden nach der Lektüre meines Buches auch in der Lage sein, die Empfehlungen der Bankanalysten kritisch zu hinterfragen und sich Ihre eigene Marktmeinung zu bilden. Doch nur wenn Sie selbst die Marktlage richtig einschätzen können, sind Sie unabhängig von diesen Empfehlungen und können selbstständig an der Börse agieren.

Wie Sie die Technische Analyse für sich nutzen können.

Mit der Methode der Technischen Analyse sind Sie in der Lage, mit einfachen Mitteln die aktuelle Marktsituation zu beurteilen, um daraus schnell und effizient Kursprognosen abzuleiten. Und dies ohne aufwändiges fundamentales Research, also ohne Geschäftsberichte gelesen zu haben oder betriebswirtschaftliche Kennziffern analysieren zu müssen. Sie benötigen zudem auch nur einfache technische Hilfsmittel, um Charts selbst zu erstellen beziehungsweise selbst zu analysieren. Ein Computer, ein Internetanschluss sowie ein Chartprogramm genügen vollkommen. Dazu kommt, dass Sie Chartprogramme mit guter Funktionalität im Internet sogar kostenlos finden können.

In diesem Buch kommt es mir vor allem darauf an, Ihnen diejenigen Elemente der Charttechnik zu erläutern, die wirklich funktionieren. Es soll Ihnen leicht verständlich und praxisnah die systematische Vorgehensweise bei der Erstellung des zu Ihnen passenden Handelsansatzes erläutern.

Ein besonderer Vorteil der Technischen Analyse liegt darin, dass sie allgemeingültig in allen Märkten funktioniert, seien es Aktienmärkte, Devisen, Zinsen oder Rohstoffe.

Ein weiterer Vorteil ist, dass sie über alle Zeiträume funktioniert. Sie können also im Intraday-Bereich im Wesentlichen dieselbe Methodik anwenden, die Sie auch bei der Analyse von Charts, die sich über mehrere Jahre erstrecken, verwenden. Dieses Buch soll für Sie eine praktische Hilfestellung sein, damit Sie die typischen Fehler bei der Anwendung der Chartanalyse vermeiden und die Instrumente, die zu Ihrem Trading-Stil passen, selbst methodisch korrekt zusammenstellen können.

Ein eigenes Kapitel dieses Buches ist der Börsenpsychologie gewidmet. Darin werden die Hintergründe unseres emotionalen – und damit irrationalen – Verhaltens an der Börse beleuchtet. Nur die Kenntnis der – meist unbewusst ablaufenden – psychischen Mechanismen macht es Ihnen möglich, diese zu kontrollieren und in ein erfolgreiches Trading umzusetzen. Sie werden mit Sicherheit einige Ihrer eigenen Verhaltensweisen wiedererkennen.

Ich beschäftige mich jetzt seit fast 20 Jahren intensiv mit den Aktienmärkten und habe schon als Student an der Börse mit Aktien, aber auch mit Optionen richtiggehend „gezockt“. Damals war Börse noch etwas Mysteriöses und Verrufenes. Kein „Außenstehender“ verstand eigentlich so richtig, was dort so vor sich ging – ich übrigens auch nicht! So habe ich auch gleich zu Beginn meiner „Karriere“ ordentlich Verluste in den spekulativen Anlagen gemacht, die ich damals, noch sehr blauäugig, eingegangen bin. Das verlorene Geld musste ich immer wieder durch Studentenjobs mühsam zurückerarbeiten, verlor es aber jedesmal schneller wieder, als ich es verdienen konnte. Ich habe daher bestimmt alle Emotionen erlebt, die man beim spekulativen Anlegen nur erleben kann. Manches wurde mir damals zwar schon selber klar, beispielsweise dass es ein richtig schlechtes Gefühl ist, Geld zu verlieren. Wenn Sie an den schnellen Märkten spekulieren, lernen Sie aber auch, dass es keinen Sinn macht, Verluste auszusitzen, denn dann ist beispielsweise die Option verfallen. Dieses gilt in übertragenem Sinne natürlich auch für Aktien.

Deshalb mein dringender Rat an Sie: Beschäftigen Sie sich mit der Psychologie der Börse. Emotionen, denen auch Sie unterliegen, bewegen die Märkte.

Die Technische Analyse hilft Ihnen dabei, Emotionen zu erkennen, denn vergessen Sie nicht: Charts spiegeln diese Emotionen wider!

Einen wesentlichen Teil des Buches widme ich der Beschreibung der Instrumente und Methoden der Technischen Analyse. Denn nur wenn Sie die Zusammenhänge der einzelnen Analysemöglichkeiten wirklich verstehen, können Sie diese auch gewinnbringend anwenden. An vielen realen Beispielen werde ich Formationen und Indikatoren erläutern und dabei immer auch auf die „Fallstricke“ der einzelnen Methoden hinweisen. Ich lernte vor vielen Jahren die immensen Möglichkeiten der Technischen Analyse kennen: eben schnell und effizient Kursprognosen mit einfachen Mitteln erstellen zu können.

Was Sie wissen müssen, ist: Wie interpretiere ich die Indikatoren richtig?

Ich lege in diesem Buch daher großen Wert darauf, Ihnen zu zeigen, „was wie“ in der Praxis funktioniert und welche Fehler Sie unbedingt vermeiden sollten.

In der Literatur finden Sie sehr viele Instrumente beschrieben, und in den einzelnen Chartprogrammen stehen Ihnen teilweise mehr als 50 Indikatoren zur Verfügung. Doch auch hier gilt, wie überall im Leben: Sie müssen wissen, was Sie tun! Der Gebrauch von charttechnischen Instrumenten, wie Indikatoren oder speziellen Analysemethoden, setzt das Wissen um die Anwendung dieser Techniken voraus. Denn erst das Verständnis der Funktionsweise führt zum Wissen um die Wirkungsweise. Indikatoren müssen in methodisch sinnvoller Weise miteinander kombiniert werden, um zu einer treffenden Aussage zu kommen.

Um es gleich vorwegzunehmen: „Den“ Superindikator, der alles beschreibt, also die „Eier legende Wollmilchsau“, gibt es nicht und wird es auch nie geben.

Technische Analyse bedeutet immer das Zusammenspiel verschiedener Analysetechniken, also beispielsweise der visuellen Analyse – des Erkennens von Trends und Formationen – in Verbindung mit mathematischen Modellen, also Indikatoren, die uns Hintergrundinformationen dazu liefern können. Für Sie als Investor ist es aber entscheidend zu wissen, in welcher Marktphase welche Techniken funktionieren. So gibt es Indikatoren, die nur in Trendphasen korrekte Signale liefern, und solche, die dies nur in Seitwärtsphasen tun. Wenden Sie einen Indikator in der „falschen“ Marktphase an, werden Sie zwangsläufig Fehlsignale erhalten.

Sehr bald, wenn die Technische Analyse Ihnen vertraut ist, möchten Sie vermutlich eigene Handelsideen kreieren und diese dann natürlich auch anwenden. Dazu werde ich Ihnen schrittweise die wichtigsten Regeln zur Umsetzung von Handelsideen in ein funktionierendes Handelskonzept erläutern. Dieses sollte nämlich auch Ihrem „Handelscharakter“ entsprechen. Das heißt im Einzelnen: Wollen Sie lieber einem Trend folgen oder bei Kurseinbrüchen mutig, aber möglicherweise auch risikoreicher einsteigen? Welchen zeitlichen Anlagehorizont haben Sie: Tage, Wochen Monate, Jahre, Kostolany? All diese Faktoren müssen bei der Auswahl der Instrumente der Technischen Analyse bedacht werden.

In diesem Kapitel geht es mir nicht darum, Ihnen einen Programmcode für ein funktionierendes Handelssystem zu liefern, sondern Sie zu Überlegungen zu veranlassen, Ihren eigenen Trading-Stil überhaupt erst zu entdecken.

Ein gutes Handelskonzept sollte in Phasen steigender Märkte mindestens die Gewinne der relevanten Indizes erreichen oder, besser noch, übertreffen. Aber in Haussephasen gewinnen, das kann jeder. Was daher viel wichtiger ist: Ein Handelskonzept muss in Baissephasen Ihre Verluste verringern und so aktiv Ihr Kapital sichern. Dies erreichen Sie durch Money-Management und Risiko-Management. Durch Ersteres entscheiden Sie, wie viel Kapital Sie in eine Position investieren, bei Letzterem wenden Sie eine geeignet Stopptechnik an, um Ihr Risiko zu begrenzen. Ich werde auf diese beiden sehr wichtigen Komponenten genauer eingehen.

Kein Handelskonzept kann immer nur Gewinnsignale generieren

Denn bedenken Sie: Keine Handelsidee der Welt kann nur Gewinnsignale generieren, egal welche Indikatoren oder Chartmuster Sie zur Signalgenerierung einsetzen und wie immer Sie diese auch kombinieren mögen. Daher sollten Sie neben dem Money- und Risiko-Management-Ansatz auch eine Strategie für fallende und seitwärts tendierende Märkte parat haben. Es gibt schließlich mehr Anlageinstrumente als nur Aktien. Ich werde Ihnen die Funktionsweise verschiedener Zertifikate darlegen, die auch in diesen schwierigen Börsenphasen noch Gewinn bringen können. Die Technische Analyse hilft dabei, diese Situation zu erkennen. Ein Crash birgt immer auch die besten Chancen – aber nur, wenn man aktiv und systematisch handelt und nicht regungslos wie das Kaninchen auf die Schlange starrt.

Besonderen Wert habe ich bei der Konzeption dieses Buchs auf den praktischen Nutzwert für Sie als Leser gelegt. Neben vielen Beispielen aus der Praxis und konkreten Handelsempfehlungen finden Sie im Anhang eine umfangreiche Link-Sammlung sowie eine Liste weiterführender Literatur zur Technischen Analyse.

Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei all Ihren Trades!

Herzlichst, Ihr

Gregor Bauer

Wiesbaden, Januar 2005

1. Kapitel

Was bedeutet eigentlich „Technische Analyse“?

1.1. Die Vorteile der Technischen Analyse gegenüber der Fundamentalanalyse

Womit genau beschäftigen sich eigentlich die Technischen Analysten?

Die Methode der Technischen Analyse beruht darauf, mithilfe von Charts Kursbewegungen zu untersuchen, um künftige Trends zu bestimmen. Der Chart ist also die grafische Darstellung dieser Kursbewegungen. Der Kurs selbst, also der Preis einer Aktie, der am Markt erzielt wurde, ist daher die wichtigste Information. Für Charttechniker sind weiterhin das Volumen und der Umsatz eines Wertes interessant. Die Begriffe Umsatz und Volumen werden dabei oft synonym verwendet. Im engeren Sinne bezeichnet Volumen die Geldmenge, der Umsatz bezeichnet die Stückzahl, zu der diese Aktie an einem Tag gehandelt wurde. Der Charttechniker muss also nicht wissen, „warum“ ein Marktpreis sich verändert, sondern nur, „wie“ er es tut, also welche Kursmuster dabei ausgebildet werden und welche Dynamik dahinter steckt. Alle diese Informationen ergeben sich aus dem Kursverlauf sowie aus der Interpretation geeigneter Indikatoren.

Bleiben Sie kritisch, wenn Analysten mit Fundamentaldaten argumentieren

Sie erleben immer wieder, dass die Aktienmärkte nach Veröffentlichung bestimmter Konjunkturdaten stark in die eine oder andere Richtung reagieren, je nachdem, ob diese den Erwartungen der Analysten entsprochen haben oder eben nicht. Aber wissen Sie auch, wie beispielsweise die oben zitierten „viel beachteten“ Konjunkturdaten zustande kommen? Diese sind nämlich, etwas vereinfacht ausgedrückt, nichts weiter als das Ergebnis von Umfragen innerhalb einer bestimmten Zielgruppe.

Im Falle des ifo-Geschäftsklima-Index ist dies eine Umfrage unter deutschen Unternehmern, die auf freiwilliger Basis Stellung zur konjunkturellen Entwicklung nehmen. Diese wird in regelmäßigen Abständen durchgeführt. Allerdings benötigen Konjunkturdaten einen zeitlichen Vorlauf von etwa einem Jahr, um überhaupt auf die Unternehmenszahlen durchschlagen zu können! Und dann kann trotzdem alles wieder ganz anders aussehen. Für mich als Anleger heißt das: Warum soll ich auf einen Konjunkturzug aufspringen, der erst in einem Jahr abfährt? Zudem werden diese Umfragen monatlich beziehungsweise quartalsweise wiederholt. Die Daten können sich also schneller selbst widerlegen, als sie ihre Wirkung entfalten.

Fundamentaldaten sind nicht für mittelfristige Investitionen geeignet

Fundamentaldaten sind also nicht dazu geeignet, mittelfristige Investitionsentscheidungen zu begründen. Viele Analysten verwenden sie aber trotzdem genau dazu.

Es ergeben sich zudem widersprüchliche Prognosen, obwohl doch alle Analysten mit dem gleichen Zahlenmaterial arbeiten. Das Problem liegt darin, dass zur Berechnung von Daten, die sich zur Bewertung eines Unternehmens eignen, komplizierte mathematische Modelle herangezogen werden, zum Beispiel die Berechnung des Chashflow oder Berechnungen des Gegenwartswerts (Barwerts) eines Unternehmens, nach dem Dividend-Discount- oder dem Discounted-Cashflow-Modell.

Das Problem: Die Berechnungsparameter werden nur geschätzt

Der heutige Wert eines Unternehmens wird berechnet, indem man die künftigen Erträge ermittelt, also beispielsweise: Wie hoch werden die Dividende oder der Cashflow in den nächsten Jahren sein? Die Analysten können diese künftigen Zahlungsströme aber nur schätzen. Diese werden dann diskontiert. Man errechnet dann daraus den Barwert, also den Wert, den das Unternehmen heute haben müsste. Dazu muss man natürlich auch noch den entsprechenden Zinssatz schätzen.

Der Nachteil liegt auf der Hand: Da in eine solche Berechnung mehrere dieser geschätzten Parameter eingehen, erhält ein Analyst – wenn er nur eine dieser Stellgrößen anders einsetzt als ein anderer – ein völlig anderes Ergebnis.

Anmerkung:

Damit soll nicht gesagt sein, dass die Charttechnik so eindeutig ist, dass jeder Analyst das gleiche Ergebnis erhielte – dann käme ja auch kein Handel mehr zustande. Aber die Methodik der Analyse ist doch wesentlich transparenter.

Viele Fundamentaldaten sagen Ihnen gar nichts über ein Unternehmen

Sie erinnern sich sicher noch, als in Zeiten der Hausse an den High-Tech-Märkten die Werte für das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) einiger Firmen auf über 100 kletterten. Dies widersprach aber der bis dato gültigen fundamentalen Lehrmeinung, dass solche KGVs bei weitem zu hoch sind. Man wollte aber natürlich trotzdem bestimmte Dot.com-Firmen pushen, vorzugsweise jene, die man selber an die Börse gebracht hatte. Daher mussten andere Bewertungsmaßstäbe erfunden werden. Also kamen Fundamentalanalysten auf die Idee, solch absurde „Kennziffern“ wie zum Beispiel „Clickraten“ oder „Page Impressions“ als Bewertungsmaßstab heranzuziehen. Diese „Kennziffern“ sind mittlerweile längst wieder aus dem Vokabular der Fundamentalanalysten verschwunden.

Seitens der Fundamentalanalysten wurde Mitte des 20. Jahrhunderts die These der „Effizienz der Kapitalmärkte“ aufgestellt, die besagt, dass Kurse frei und zufällig um ihren inneren Wert pendeln. Nur die Analyse der Fundamentaldaten könne demnach zur Prognose dieser künftigen Preisentwicklung eingesetzt werden. Dies würde aber bedeuten, dass Kursbewegungen, die ja rein zufällig entstehen, nicht vorhersagbar sind, und demnach auch keine Muster bilden können. Diese These wird als „Random-Walk-Theorie“ bezeichnet. Eigentlich widerlegt sich diese Aussage von selbst, denn selbst der ungeübte Chartanalyst wird mit Leichtigkeit die Existenz von Trends in einem Chart erkennen und mit einiger Übung noch weitere Muster. Sicher, ein gewisses „Rauschen“ wird es immer geben, aber es ist doch unwahrscheinlich, dass die zu beobachtenden Trends auf zufällige Kursbewegungen zurückzuführen sind.

Unser Verhalten ist das Fundament der Technischen Analyse

Die Theorie der effizienten Märkte geht zudem notwendigerweise davon aus, dass wir alle uns als Investoren bei unseren Anlageentscheidungen rational verhalten, also wie ein „homo oeconomicus“, das Idealbild des rationalen Menschen. Genau dies ist aber natürlich nicht der Fall, wie wir ja alle an uns selbst beobachten können. Angst und Gier bestimmten bekanntlich den Kursverlauf von Aktien in der Mega-Hausse bis zum März 2000 genauso wie seitdem in der Mega-Baisse. In den vergangenen Jahren ist daher eine Forschungsrichtung ins Blickfeld gerückt, die sich mit dem psychologischen Verhalten der Anleger beschäftigt: die „Behavioral Finance“ (BF) oder „verhaltensorientierte Kapitalmarktanalyse“. Die Prämisse der Behavioral Finance lautet: Der Mensch verhält sich nur begrenzt rational. Daher untersucht die BF die Psychologie der Entscheidungsprozesse eines Anlegers in Bezug auf Informationsaufnahme, -verarbeitung und -bewertung. Die BF erklärt also das psychologisch bedingte, irrationale Verhalten eines Anlegers, wenn er Informationen aufnimmt und bewertet.

Wir alle handeln irrational

Wir als Menschen unterliegen alle diesen psychologischen Einflüssen, handeln also in gewisser Weise alle gleich irrational. Dies tun wir, indem wir beispielsweise versuchen, den auf uns einstürzenden Informationsfluss zu verarbeiten und zu kanalisieren und dabei zwangsläufig selektieren. Auch Angst und Gier spielen, wie schon erwähnt, eine entscheidende Rolle, ebenso die menschliche Eigenheit, Verluste nicht realisieren zu wollen, also auszusitzen, und Gewinne zu früh glattzustellen aus Angst, man könnte sie wieder verlieren.

Wenn Sie beispielsweise Fachzeitschriften lesen, werden Sie bemerken, dass Sie den Artikeln, die Ihre Meinung unterstützen, mehr Beachtung schenken. Dabei sollte man gerade die Artikel lesen, die der eigenen Meinung entgegenstehen. Versuchen Sie dann, die Argumentation rational nachzuvollziehen. Wenn Sie dann zu dem Ergebnis kommen, dass Sie doch falsch liegen könnten, und entsprechen handeln, haben Sie einen wesentlichen Schritt in Richtung erfolgreiches Investieren getan

Die Charts machen unsere Emotionen sichtbar

All diese psychologischen Einflüsse sind aber in den Charts als emotionale Muster zu erkennen, also eben nicht zufällig. Diese Erkenntnisse stammen übrigens aus der Sozialpsyschologie und wurden schon in den siebziger Jahren von den Amerikanern D. Kahneman und A. Tversky untersucht, die später für ihre Forschungen sogar den Nobelpreis erhielten. Diese Untersuchungen beschäftigten sich nur mit dem allgemeinen Entscheidungsverhalten von Menschen in Unsicherheitssituationen und wurden später auf die Situation an der Börse übertragen. Die menschliche Psyche beeinflusst demnach in hohem Maße unser Anlageverhalten, die Charts machen dieses Verhalten sichtbar. Da die Entwicklung der Aktienkurse durch diese Emotionen bestimmt wird, werden diese somit auch interpretier- und prognostizierbar. Die BF bildet damit das theoretisch-psychologische Fundament der Technischen Analyse und zeigt, dass Kursmuster eben nicht zufällig entstehen. Das Verständnis der psychologischen Vorgänge, die in uns allen ablaufen, ist eine grundlegende Voraussetzung, um an der Börse erfolgreich handeln zu können. Ich werde daher in Kapitel 3 noch ausführlicher darauf eingehen.

Die Technische Analyse spielt sogar bei ökonomischen Prognosen eine Rolle. So lässt die Analyse der Charts von Gold, Anleihen, Währungen oder Öl wichtige Rückschlüsse auf die künftige konjunkturelle Entwicklung zu. Durch die Analyse der Charts sind Trends im Allgemeinen viel früher zu erkennen, als dies mit Hilfe von Fundamentaldaten möglich wäre, denn diese werden ja nur alle viertel Jahre, bestenfalls monatlich, erhoben. Daraus folgt, dass die Kursentwicklung den Fundamentals vorausläuft. Der amerikanische Aktienindex S&P 500 zählt daher sogar zu den wirtschaftlichen Frühindikatoren.

Diese Vorteile bringt Ihnen die Technische Analyse

Sie ist schnell und effizient anzuwenden, Sie brauchen weder Volkswirtschaft studiert zu haben noch sich langwierig mit Geschäftsberichten auseinander zu setzen, also kein aufwändiges Research betreiben. Alles, was Sie haben sollten, sind ein Computer und ein Chartprogramm – und nicht einmal das ist unbedingt notwendig. Die Kapitel 4 und 5 geben Ihnen einen ausführlichen Einblick in die Methodik der Technischen Analyse, und die Charts in diesem Buch zeichnen ein Bild der Schwankungsbreite der Märkte (Volatilität). Daraus können Sie ihr Risiko einschätzen.

Die Technische Analyse ist das geeignete Instrument, um das Markt-Timing zu bestimmen, also die genauen Einstiegs- und Ausstiegspunkte. Sie können Ihr gesamtes Handelskonzept auf dieser Methodik ausarbeiten. Mehr dazu in Kapitel 7.

Ein wesentlicher Bestandteil jedes Handelns an den Aktienmärkten ist die Risikobegrenzung. Anhand von Chartformationen lassen sich sinnvolle Stopp-Loss-Marken definieren.

1.2. Lernen Sie die Ursprünge kennen – die Dow-Theorie

Charles Dow (1851–1902) kann als Vater der Technischen Analyse bezeichnet werden. Ende des 19. Jahrhunderts veröffentlichte Dow in einer Artikelserie im Wall Street Journal seine Beobachtungen über das Verhalten der von ihm entwickelten Indizes. Die dabei aufgestellten Theorien sind noch heute gültig und bilden nach wie vor die Grundlagen der Technischen Analyse. Charles Dow und Edward Jones gründeten 1882 die Dow Jones & Company. Am 3. Juli 1884 veröffentlichte Dow den ersten Aktienindex. Dieser bestand aus neun Eisenbahnwerten und zwei produzierenden Unternehmen. 1897 erweiterte Dow den Index und unterschied in zwei Teilindizes, einen Industrieindex, bestehend aus zehn Aktien, und einen Eisenbahnindex, bestehend aus 20 Aktien. Der Industrieindex wurde durch die Herausgeber des Wall Street Journal bis 1928 noch auf 30 Aktien erweitert. Bis heute ist das die für den Dow Jones Industrial Average Index (kurz: Dow Jones Index) gültige Zahl. Im Jahr 1929 wurde dann noch ein Versorgerindex (Dow Jones Utilities) hinzugefügt. Charles Dow selbst schrieb nie ein Buch über seine Beobachtungen. So wurden erst ein Jahr nach seinem Tod seine Artikel in einem Buch zusammengefasst, und der Begriff „Dow Theorie“ wurde geprägt.

Das sagt die Dow-Theorie:

1. In den Kursen sind bereits alle wichtigen Informationen enthalten. Es ist also nicht notwendig, die fundamentale Situation des analysierten Werts zu kennen.

2. Die Märkte verlaufen in Trends.

Dow unterschied primäre Trends (länger als ein Jahr dauernd), sekundäre Trends (drei Wochen bis mehrere Monate) und tertiäre Trends (weniger als drei Wochen). Er verglich diese Trends mit den Bewegungen eines Ozeans, wobei primäre Trends die Gezeiten, sekundäre Trends die Wellen und tertiäre Trends das Gekräusel auf den Wellen darstellen.

Hinweis

Diese Definition der Trendlängen bezieht sich nur auf längerfristige Betrachtungen, so wie sie Charles Dow anstellte. Im praktischen Sprachgebrauch richtet sich die Definition der Trendlänge nach dem Anlagehorizont des Traders. Für einen Intraday-Trader ist zum Beispiel der Primärtrend der Haupttrend eines Tages, der Sekundärtrend dauert einige Stunden und der Tertiärtrend nur Minuten. Die nachfolgend beschriebenen Phasen des primären Trends beziehen sich jedoch auf die von Dow definierte Länge.

3. Primäre Trends haben drei Phasen

Die Akkumulationsphase – nur für Profis?

Hier kaufen die „informierten“ Profis. Dies ist üblicherweise die Phase nach einer langen Baisse, in der sich die Privatanleger aus den Aktienmärkten zurückgezogen haben beziehungsweise zum Neueinstieg noch nicht bereit sind. Negative Berichterstattung in der Presse lässt zudem auf ein Andauern der Baisse schließen. Die Abwärtsbewegung verlangsamt sich, die Aktienmärkte beginnen zu drehen, da der steigenden Nachfrage eine nur geringe Abgabebereitschaft entgegensteht.

Die „Public Phase“ – jetzt kommt die Masse

Hier springt jetzt die breite Masse auf den fahrenden Zug auf. Die Aktienkurse steigen seit einigen Monaten, die Unternehmen melden wieder positive Quartalszahlen. Folglich berichtet die Presse auch wieder entsprechend positiv, die Privatanleger werden aufmerksam und steigen nach und nach wieder ein. Dazu kommen die Fonds, die in dieser Phase wieder neue Mittelzuflüsse verzeichnen und diese investieren müssen.

Die Distributionsphase – rette sich, wer kann

Jetzt verkaufen die „Profis“, die bei tiefen Kursen eingestiegen sind, wieder, bevor es die Masse tut. In dieser Phase ist oft die Gier die Triebfeder vieler Anleger. Die Presseberichte sind euphorisch, auch die schlecht informierten beziehungsweise wenig interessierten Anleger erkennen schließlich, dass sie etwas verpasst haben. Eine „Stubenmädchenhausse“ entsteht. Typisches Beispiel dafür ist der Verlauf des Jahres 2000: Ermuntert durch Bankanalysten und Presseberichte wurde jeder Kursrückgang als „zweite Chance“ propagiert, und die Privatanleger kauften fleißig weiter. Durch die Ermittlungen der Börsenaufsicht der USA (SEC) und der Staatsanwaltschaft wissen wir heute, das damals die Banken zur gleichen Zeit gerade auch die empfohlenen Aktien verkauft haben.

Sie sehen also: Dieses Anlegerverhalten ist keine Entwicklung unserer Zeit. Der einzige Unterschied zur damaligen Zeit ist, dass heute durch die Verbreitung des Fernsehens und Internets, zumindest theoretisch, Profis und Privatanleger dieselben Informationen zur gleichen Zeit erhalten. Trotzdem reagieren die Marktteilnehmer unterschiedlich, nicht zuletzt auch auf Grund der individuellen Risikobereitschaft der Privatanleger beziehungsweise der strategischen Vorgaben der institutionellen Investoren.

4. Das Volumen muss den Trend bestätigen

Dies bedeutet: In einem Aufwärtstrend müssen Tage mit Kursgewinnen mit hohen Volumina einhergehen – steigende Kurse treffen auf steigende Nachfrage –, während Korrekturtage von schwächeren Umsätzen begleitet sein sollen. Schwächere Kurse treffen also auf wenig Abgabebereitschaft. Auch heute ist das Volumen eine wichtige Größe, um einen stabilen Trend zu identifizieren.

5. Ein Trend besteht so lange, bis es eindeutige Umkehrsignale gibt.

Dies klingt banal, ist aber eine der grundlegenden Schwierigkeit bei der Interpretation von Charts. Denn wann bricht ein Trend, und wann handelt es sich nur um eine kurzfristige Korrektur? Dies ist eine der schwierigsten Fragestellungen der Aktienanalyse. Aber auch hier kennt die Technische Analyse entsprechende Formationen (siehe Kapitel 4 und 5). Des Weiteren wurden im Laufe der Jahre Indikatoren entwickelt, die Trendumkehrsituationen anzeigen (siehe dazu Kapitel 6).

1.3. Das Wichtigste in Kürze

Erfolgreich an den Aktienmärkten handeln können Sie nur, wenn Sie Ihre Emotionen kontrollieren. Dabei helfen Ihnen die Erkenntnisse der Behavioral Finance. Zur Umsetzung Ihrer Handelsideen in ein funktionierendes Konzept bietet Ihnen die Technische Analyse die einzig verlässliche und mit geringem Aufwand umsetzbare Methodik. Aber Sie müssen die Regeln kennen, um alle Instrumente sinnvoll kombinieren zu können.

2. Kapitel

Dasselbe und doch nicht gleich – Charts können unterschiedlich dargestellt werden

Chart ist nicht gleich Chart, Kursinformationen können auf mehrere Arten grafisch dargestellt werden. Die verschiedenen Konstruktionsprinzipien von Charts unterscheiden sich auch bezüglich ihres Aussagegehalts.

Ich möchte Ihnen hier die am häufigsten verwendeten Chartdarstellungen erläutern; diese sind

1. Liniencharts – die einfachste Art

2. Balkencharts – die Balken geben Ihnen mehr Informationen

3. Kerzencharts – die anschaulichste Darstellung

Worin unterschieden sich die Darstellungen?

2.1. Liniencharts – die einfachste Art

Der Linienchart ist die gebräuchlichste grafische Darstellung von Kursverläufen und findet in den verschiedenen Börsenpublikationen weite Verbreitung. Er wird konstruiert, indem die Schlusskurse einer Periode, also beispielsweise die Tagesschlusskurse, miteinander verbunden werden.

Abbildung 2.1 zeigt einen Linienchart des DAX über sechs Monate, berechnet auf der Basis von Tagesschlusskursen. Der Aussagegehalt eines Liniencharts ist aber vergleichsweise gering, wie Sie gleich sehen werden. Aus der Grafik erkennen Sie zwar den Kursverlauf, aber keine weiteren Details wie Eröffnungskurs, Schlusskurs, Hoch- oder Tiefkurs eines Tages. Diese Informationen sind aber sehr nützlich für eine vollständige Analyse.

Abbildung 2.1: Linienchart des DAX. Der Aussagegehalt ist gering. Es fehlen für die Analyse so wichtige Informationen wie Eröffnungs- und Schlusskurs beziehungsweise Hoch- und Tiefkurs eines Tages.

2.2. Balkencharts (Barchart) – die Balken geben Ihnen mehr Informationen

Der Barchart ist die in den USA immer noch meistverbreitete Form der Chartdarstellung. Im Gegensatz zum Linienchart werden bei dieser Konstruktionsweise vier Informationen gleichzeitig dargestellt, nämlich der Eröffnungskurs, der Schlusskurs sowie die Hoch- und Tiefkurse einer jeden Periode. Es wird also der gesamte Periodenverlauf abgebildet. Dies bedeutet für den Analysten natürlich einen erheblichen Informationsgewinn. So kann er erst durch diese Darstellung erkennen, ob ein Tag mit Gewinn oder Verlust abgeschlossen hat, oder etwa die Volatilität eines Tages abschätzen. Wichtig ist auch die Information, ob ein Tag in der Nähe des Hochs oder Tiefs geschlossen hat, also die Stimmung am Ende der Handelsperiode. Schließt beispielsweise der Kurs auf seinem Tagestief, so ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass sich die Abwärtsbewegung am nächsten Tag fortsetzt.

Hinweis

Eine Periode kann dabei jeden beliebigen Zeitraum umfassen. In der Praxis werden im mittelfristigen Anlagebereich hauptsächlich Tagescharts oder Wochencharts verwendet.

Intraday-Trader verwenden Stunden- oder 15-Minuten-Perioden, bis hinab zu einer Minute.

In einigen Chartprogrammen können Sie die Länge der Periode sogar frei wählen, also auch etwa 14-Minuten-Zeitspannen. Die meisten Chartprogramme geben jedoch eine Auswahl an vordefinierten Zeiteinstelligen vor.

Abbildung 2.2 verdeutlicht Ihnen schematisch die Konstruktion eines Bars:

Abbildung 2.3 stellt im Vergleich zum Linienchart den Balkenchart des DAX über denselben Zeitraum dar. Ein Balken entspricht hier einem Tag.

Der Informationsgehalt ist wesentlich höher, alle vier wichtigen Kurse einer Periode sind verzeichnet, also Hoch- und Tiefkurs sowie Eröffnungs- und Schlusskurs.

Abbildung 2.2: Schematische Darstellung der Konstruktion eines Balkens im Balkenchart (Barchart)

Abbildung 2.3: Darstellung des DAX im Balkenchart. Hier ist der genaue Verlauf eines Tages zu erkennen, also Eröffnungs-, Schluss-, Hoch- und Tiefkurs.

2.3. Kerzencharts (Candlestick-Charts) – die anschaulichste Darstellung

Auch diese Darstellung zeigt die Eröffnungs- beziehungsweise Schlusskurse sowie die Hoch- und Tiefpunkte. Die Kursdifferenz zwischen Eröffnungsund Schlusskurs wird durch ein Rechteck dargestellt, den so genannten Körper. Je nachdem, ob der Eröffnungskurs unter oder über dem Schlusskurs liegt, spricht man von steigender beziehungsweise fallender Kerze oder auch bullisher beziehungsweise bearisher Kerze. Diese werden in Chartprogrammen im Allgemeinen durch unterschiedliche Farben gekennzeichnet. In der Schwarzweiß-Darstellung wird eine steigende Kerze durch einen weißen Körper mit schwarzem Rand und eine fallende Kerze mit schwarzem Körper dargestellt. Die Strecke zwischen Hochkurs und Schlusskurs (bei steigenden Kerzen) beziehungsweise zwischen Hochkurs und Eröffnungskurs (bei fallenden Kerzen) wird als „Docht“ oder auch „oberer Schatten“ bezeichnet. Die Strecke zwischen Tiefkurs und Eröffnungskurs beziehungsweise Tiefkurs und Schlusskurs nennt man „Lunte“ oder „unteren Schatten“.

Konstruktionsschema der Kerzen:

Abbildung 2.4: Schematische Darstellung der Konstruktion von Kerzen. Diese eignen sich besonders gut zur Interpretation von emotionalen Chartmustern.

Die Candlesticks enthalten zwar prinzipiell die gleiche Information wie die Barcharts, meiner Erfahrung nach ist die Darstellung von Kursverläufen mit Candlestick-Charts aber die anschaulichste. Ich verwende sie daher in diesem Buch ausschließlich.

Ich hatte in meiner Einleitung auf die Bedeutung der Psychologie bei der Interpretation von Charts hingewiesen. Im Gegensatz zur Darstellung durch Liniencharts ergeben sich aus der Abfolge bestimmter Kerzen außerordentlich interessante Analyseansätze, die so genannten Candlestick-Formationen.

Aus den Kerzencharts können Sie Informationen entnehmen, etwa ob der Tag mit dem Höchstkurs beziehungsweise Tiefkurs schloss oder ob gar ein Intraday Reversal, also eine Tagesumkehr, auftrat. Diese Formationen eignen sich daher sehr gut zum Erkennen emotionaler Muster. Ich werde darauf in Kapitel 5 noch ausführlich zu sprechen kommen.

Abbildung 2.5 zeigt Ihnen den DAX mit Tageskerzen im Zeitraum März bis September 2003.

Abbildung 2.5: Der DAX in der Candlestick-Darstellung. Diese Darstellung enthält ebenfalls den Eröffnungs- und Schlusskurs sowie den Hoch- und Tiefkurs eines Tages. Diese Darstellungsart ist die anschaulichste der drei hier erläuterten.

2.4. Worauf Sie beim Umgang mit Chartprogrammen achten sollten

Ich möchte Ihnen noch einige Tipps für den Umgang mit Chartprogrammen geben. Üblicherweise wird als Periodeneinstellung ein Tag gewählt. Ein Linienchart wird dann aus den Schlusskursen jedes Tages gebildet. In einigen Chartprogrammen ist es aber nicht möglich, Kursverläufe über Zeiträume von mehr als rund fünf Jahren mit Tagesschlusskursen zu konstruieren. In den Einstellungen des entsprechenden Programms muss dann die Periode verlängert werden, also auf Wochen oder Monate. Dies bedeutet: Ein Chart wird dann aus 52 verbundenen Wochenpunkten beziehungsweise zwölf Monatspunkten pro Jahr gebildet.

Für sehr kurzfristig agierende Trader sind auch Periodeneinstellungen ab einer Minute möglich. Der Zeitraum, den Sie mit dieser Einstellung abdecken können, beträgt dann aber üblicherweise nur zwei bis drei Tage.

Die kostenlos im Internet verfügbaren Chart-Tools verwenden alle um mindestens 15 Minuten verzögerte Daten, so genannte „Neartime-Daten“. Um einen Chart zu aktualisieren, müssen Sie diesen durch einen Mausklick wieder neu laden. Dies ist aber in den meisten Fällen völlig ausreichend. Sollten Sie einen so genannten „Realtime Datenfeed“ abonniert haben (diesen gibt es nicht umsonst), haben Sie auch „Tick-Daten“ im Push-Verfahren zur Verfügung. Dies bedeutet, dass sich Ihr Chart selbstständig aktualisiert und die Daten nahezu ohne Verzögerung geliefert werden. Die kleinste Periode ist dann eben der Tick, also der einzelne Kurs. Diese Daten werden aber bestenfalls von Futures-Händlern im Intraday-Bereich benötigt

Hinweis zur Datenqualität:

Aus technischen Gründen kommt es häufiger vor, dass der Datenlieferant – dies gilt für alle Lieferanten – einige Kurse nicht übermitteln kann. Es fehlen Ihnen also immer wieder mal einige Datenpunkte. Wenn Sie im Tageschart arbeiten, ist dies meist ohne Bedeutung – es sei denn, der fehlende Tick stellt gerade einen Extrempunkt dieses Tages dar. Doch je kürzer Ihre Periodeneinstellung ist – Minuten oder Tick-Charts –, desto eher werden dadurch natürlich die Charts verzerrt.

Wann Sie am besten die arithmetische oder logarithmische Skalierung verwenden

Die grafische Darstellung von Charts kann in einer arithmetischen oder einer logarithmischen Skalierung erfolgen. Diese Skalierung bezieht sich dabei ausschließlich auf die Y-Achse, also die Achse, an welcher der Kurs abgelesen wird. Die X-Achse, also die Zeitachse, wird immer arithmetisch dargestellt. Deshalb handelt es sich im streng mathematischen Sinne eigentlich auch um eine „halb“-logarithmische Darstellung. Im allgemeinen Sprachgebrauch wird jedoch nur von einer logarithmischen Skala gesprochen. Ich werde daher in diesem Buch ebenfalls die Bezeichnung „logarithmisch“ verwenden.

In der arithmetischen Skala zeigt die Y-Achse gleiche Abstände für gleiche Kurseinheiten. So ist der Abstand zwischen zwei aufeinander folgenden Einheiten immer gleich groß, also beispielsweise zwischen den Punkten 2 und 4 genauso groß wie zwischen den Punkten 22 und 24, nämlich zwei Einheiten.

Die logarithmische Skalierung dagegen zeigt immer gleiche Abstände für gleiche prozentuale Änderungen. Damit wäre also der Abstand der Punkte 2 zu 4 genauso groß wie der von 20 zu 40, nämlich jeweils 100 Prozent.

In einer arithmetischen Darstellung wäre dagegen das Verhältnis zwei Punkte zu 20 Punkten, also zehnmal länger.

Es wird klar, dass dadurch die Charts in der vertikalen Richtung verzerrt werden, um zwar umso stärker, je größer der Kursbereich ist, den analysiert werden soll. Im Allgemeinen ist dies eben in Langzeitcharts der Fall.

Daher sollten Sie darauf achten, dass Sie, wenn Sie etwa den DAX der vergangenen Jahre analysieren, die logarithmische Skalierung verwenden. Der Punktebereich reicht in diesem Beispiel von etwa 2200 bis 8000.

In der Chartanalyse sind aber in erster Linie die prozentualen Veränderungen interessant. Die Darstellung in der richtigen Skalierung ist deshalb wichtig, weil sich eben auch die eingezeichneten Trendlinien entsprechend verändern und damit ihre Unterstützungs- beziehungsweise Widerstandniveaus.

In den Abbildungen 2.6 und 2.7 ist dieser Sachverhalt grafisch verdeutlicht.

Sie sehen zwei Darstellungen des DAX über einen Zeitraum von acht Jahren. Die obere Kursskala ist im logarithmischen Maßstab, die untere im arithmetischen Maßstab aufgetragen. Sie erkennen auch anhand der Gitterstruktur in der Abbildung die Unterschiede.

Beachten Sie, dass die im logarithmischen Chart korrekt eingetragenen Trendlinien TL1 bis TL3 im arithmetischen Maßstab stark verschoben sind, wodurch ein Analyseergebnis natürlich verfälscht wird. Würden Sie nun Trendlinie 1 in der arithmetischen Skala vom selben Ausgangspunkt zeichnen wollen wie vorher in der logarithmischen (TL 1 - Neu), so ergeben sich natürlich eine andere Steigung und völlig andere Schnittpunkte mit dem Chart im späteren Kursverlauf.

Abbildung 2.6: Die Darstellung des DAX im Langfristchart in logarithmischer Darstellung. Die Trendlinien sind in dieser Darstellung korrekt eingezeichnet.

Eigentlich alle Analyseprogramme lassen einen Wechsel zwischen den beiden Skalierungen zu. Wenn Sie sich nicht sicher sind, welche Skalierung Sie verwenden sollen, so stellen Sie in Ihrer Chartsoftware die logarithmische Skala ein, zeichnen eine Trendlinie und wechseln dann zur arithmetischen. Liegt die Trendlinie noch richtig, können Sie bei der arithmetischen Darstellung bleiben. Es ist aber leider oft zu beobachten, dass in einigen Zeitschriften dieser Umstand nicht berücksichtigt wird.

Tipp

Wenn Sie einen Chart analysieren, der über einen Bereich von 50 Prozent läuft (also etwa von 2500 bis 3750 Punkten im DAX), verwenden Sie die logarithmische Darstellung

Abbildung 2.7: Der DAX im Langfristchart in arithmetischer Darstellung. Die Trendlinien der logarithmischen Darstellung TL1 bis TL3 sind nun verschoben. Eine in dieser Darstellung korrekt gezeichnete Trendlinie (TL1-Neu) ergibt einen völlig anderen Schnittpunkt mit dem Chart im Juli 2001.

2.5. Das Wichtigste in Kürze

In der Technischen Analyse werden zur Darstellung von Kursverläufen Liniencharts, Barcharts und Candlestick Charts verwendet. Die Candlestick-Darstellung ist dabei am anschaulichsten und enthält alle notwendigen Informationen wie Hoch-, Tief-, Eröffnungs- und Schlusskurs einer Periode.

Es gibt viele gute und im Internet kostenlos nutzbare Chartprogramme. Mit diesen können Sie Technische Analysen selbst durchführen. Verwenden Sie zur Darstellung des Charts eine logarithmische Skalierung der Preisachse (Y-Achse), wenn Sie Kursverläufe von über 50 Prozent (etwa von 2500 bis 3750 Punkten im DAX) analysieren.

3. Kapitel

Behavioral Finance – Entdecken Sie die Psychologie der Börse

Die Börse lebt durch die Emotionen der Anleger.

Das Spekulieren – sowie eigentlich jedes menschliche Verhalten – ist hochgradig emotional und von psychologischen Faktoren beeinflusst. Und die Börse ist Psyche pur. Anleger streben nach dem schnellen Gewinn, dem Nervenkitzel oder sind fasziniert vom Vorgang des Kaufens und Verkaufens und getrieben davon, besser zu sein als der Markt. Der Mensch ist eben keine rationale Maschine.

Diese Erkenntnis ist aber nicht neu, und so gab es schon um das Jahr 1900 schriftliche Abhandlungen über die Psychologie der Börse. Verschiedene Soziologen und Psychologen erkannten schon damals, dass die Kursschwankungen der Börse nur zu verstehen sind, wenn man die psychologischen Ursachen untersucht. Als solche galten damals die Hoffnungen und Enttäuschungen der Anleger sowie die Ausbreitung von guten und schlechten Nachrichten.

Schon 1910 hat sich Willi Prion in seinem Buch „Preisbildung an der Wertpapierbörse“ kritisch mit den preisbeeinflussenden Faktoren auseinander gesetzt. Er prangerte schon damals die mit „allen Börsentricks“ arbeitenden Banker an, die durch das Ausstreuen von Nachrichten und Empfehlungen sowie durch Kurspflege selbst als Spekulanten auftraten.

Prion erkannte auch, dass den Aktionen der Kleinspekulanten eher Gerüchte und Mutmaßungen zugrunde liegen und die Masse eher leichtsinnig sowie unerfahren agiert und daher in der Regel zu spät kommt.

Es ist klar, dass nicht nur ökonomische Gründe die Börsenkurse beeinflussen, sondern besonders bewusst gestreute Gerüchte, Falschmeldungen, auch in der Presse, und leider auch bewusst irreführende Ad-hoc-Meldungen einzelner Unternehmen.

Ende der vierziger Jahre führte der Soziologe Arnold M. Rose eine erste empirische Untersuchung zum Thema Gerüchte und deren Verarbeitung an der Börse durch. 1966 schließlich wurde von Arnold M. Rose eine weitere Studie zum Thema psychologische Faktoren an der Börse durchgeführt. Da niemand in einem Vakuum lebt, entsteht die Bedeutung von Nachrichten oft erst innerhalb des sozialen Umfelds, also im Austausch mit Freunden und Kollegen.

In den siebziger Jahren führten dann die allgemeinen sozialpsychologischen Untersuchungen von Twersky und Kahneman zur Grundlage dessen, was später als „Behavioral Finance“ auf die Börse übertragen wurde.

Die Technische Chartanalyse aus dem Blickwinkel der Behavioral Finance.

Schauen Sie sich die folgende Grafik –Abbildung 3.1 – einmal genau an. Sie gibt in anschaulicher Weise das Verhalten der Anleger in den verschiedenen Marktphasen wieder.

Abbildung 3.1: Das typische Anlegerverhalten in den verschiedenen Börsenphasen – schematisch dargestellt.

Anleger werden mittlerweile aufgrund der zunehmenden Medienvielfalt durch eine Flut von Informationen überschwemmt. Dies führt zu meist unbewusst ablaufenden gedanklichen (kognitiven) Mechanismen. Diese benötigen wir, um diese Flut zu kanalisieren und für den Einsatz in der Praxis der Handelsentscheidungen nutzbar zu machen. Diese Kognitionen werden aber nicht von der Ratio gesteuert, sondern von psychischen Einflussfaktoren, denen wiederum jeder Mensch in ähnlicher Weise unterliegt.

Die verhaltensorientierte Kapitalmarktanalyse (Behavioral Finance, BF) untersucht diese allgemeingültigen Verhaltenskonzepte und zeigt, dass es im Entscheidungsverhalten der Investoren zu systematischen Urteilsverzerrungen kommt. Dieser Sachverhalt wurde schon in Kapitel 1 angesprochen.

Das irrationale Anlegerverhalten zeigt sich dann folgerichtig in den Kursverläufen der Aktien. Damit kann es aber auch mit den Methoden der Technischen Analyse analysiert werden. Die BF kann damit als das theoretisch-psychologische Fundament der Technischen Analyse betrachtet werden. Die empirisch, also durch Versuche und Untersuchungen, gewonnenen Erkenntnisse der BF werden also durch die Charttechnik untermauert. Charts zeigen also emotionale Muster. Und diese sind nichts anderes als der Ausdruck der systematischen Urteilsverzerrung von uns allen. Daher ist die Technische Analyse das ideale Instrument, um die Erkenntnisse der Behavioral Finance in Handelsentscheidungen umzusetzen. Mit anderen Worten: Emotionen werden handelbar.

3.1. Das lernen Sie aus der Behavioral Finance