Prickelnd wie Prosecco - Leslie Kelly - E-Book

Prickelnd wie Prosecco E-Book

Leslie Kelly

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Beschreibung

Es ist eine rauschende Party, die der Verleger J.T. Birmingham zur Ehrung seiner Star-Kolumnisten Lacey Clark und Nate Logan organisiert hat. Doch die, um die sich alles dreht, feiern ihr eigenes Fest - ein paar Hotelstockwerke tiefer bei einem leidenschaftlichen Liebesakt im Fitnessraum. Überwältigt von jähem Verlangen nach dem Mann, den sie zuvor aus dem Pool gefischt hatte, gibt Lacey der Faszination des Augenblicks nach, tut sie, was sie nie zuvor gewagt hat: Denn so wenig wie sie den Namen ihres stürmischen Liebhabers kennt, so unbekannt ist ihm, wer seine Gespielin ist - bis die Tür aufgeht und aus prickelndem Sex eine Affäre mit dramatischen Folgen wird ...

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Seitenzahl: 202

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IMPRESSUM

Prickelnd wie Prosecco erscheint in der HarperCollins Germany GmbH

Redaktion und Verlag: Postfach 301161, 20304 Hamburg Telefon: +49(0) 40/6 36 64 20-0 Fax: +49(0) 711/72 52-399 E-Mail: [email protected]
Geschäftsführung:Ralf MarkmeierLeitung:Miran Bilic (v. i. S. d. P.)Produktion:Jennifer GalkaGrafik:Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto)

© 2002 by Leslie Kelly Originaltitel: „Into the Fire“ erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe TIFFANYBand 1016 - 2002 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg Übersetzung: Johannes Heitmann

Umschlagsmotive: GettyImages_cokacoka

Veröffentlicht im ePub Format in 05/2019 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 9783733746667

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:BACCARA, BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY

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1. KAPITEL

Lacey Clark stand inmitten der elegant gekleideten Leute im geschmückten Empfangsraum des großen Anwesens in Baltimore und fing an zu schwitzen. Kein kleiner Tropfen auf der Oberlippe. Nein, sie spürte, wie ihr enges schwarzes Cocktailkleid langsam am ganzen Rücken feucht wurde, während immer mehr Menschen hereinströmten. Lacey wusste, in ein paar Minuten würde sie Schweißflecken unter den Armen bekommen, und ihr Make-up würde zerlaufen.

Ich muss hier raus, dachte sie und fragte sich, ob sie es überhaupt bis zum Ausgang schaffen konnte. Ihr Verschwinden würde sicher niemandem auffallen, denn hier sahen alle Frauen fast gleich aus. Fast alle trugen das kleine Schwarze mit schimmernden schwarzen Seidenstrümpfen und hochhackigen Schuhen. Die Handtaschen waren allesamt so winzig, dass kaum ein Lippenstift reinpasste. Und alle Gäste trugen das leicht gelangweilte Lächeln zur Schau.

Langeweile bewirkte bei Lacey immer Schweißausbrüche. Außerdem fürchtete sie ständig, beim nächsten Schritt in ihren hochhackigen Pumps zu stolpern und sich zum Gespött der besseren Gesellschaft von Baltimore zu machen, indem sie vor aller Augen auf dem Po landete. Andererseits waren ihr diese Leute hier alle egal. Im Moment wollte sie lieber mit ihren besten Freunden in ihrer Lieblingsbar sitzen.

Wenn sie sich doch nur vor dieser Party hätte drücken können! Schlimm genug, dass sie in diesem engen Kleid und diesen Schuhen herumlief, aber ihr ganzes Leben würde heute Abend den Kurs ändern. Sie konnte es nicht ausstehen, dass ihre Privatangelegenheiten ins Licht der Öffentlichkeit gezogen werden sollten. Und genau das sollte heute geschehen. Mal abgesehen davon, dass ihr Chef sie hier in seinem Haus vor all den Leuten für ihre Arbeit auszeichnen wollte.

„Verdammt“, flüsterte sie und konnte den Gedanken nicht ertragen, dass sie nichts an ihrer Situation ändern konnte.

Zwei ältere Kollegen, die für die gleiche Zeitschrift wie Lacey arbeiteten, winkten sie zu sich, aber sie schüttelte lächelnd den Kopf und tat so, als warte sie auf jemanden. Sie wollte sich jetzt nicht unterhalten. Sie wollte nur noch weg.

Sie würde ohnehin nur kurz flüchten können. Schließlich sollte sie heute in aller Öffentlichkeit für ihre Arbeit geehrt werden. Und die zweite Ankündigung würde J.T. Birmingham auch dann machen, wenn sie nicht dabei war. J.T., der Multimillionär, dem „For Her Eyes Only“, das Frauenmagazin, für das Lacey arbeitete, gehörte. Er würde allen verkünden, in welcher Beziehung Lacey und er zueinander standen, obwohl Lacey das immer geheim gehalten hatte.

In den letzten sechs Wochen hatte sie ihn nicht umstimmen können. Er platzte vor Stolz und wollte die Welt daran teilhaben lassen. Dass Lacey das ganz anders sah, störte ihn nicht.

Wenigstens für eine Weile werde ich mich verstecken, beschloss sie und schlängelte sich zu einem Seitenausgang durch, doch auf halbem Weg sprach sie jemand an.

„Hast du seinen neuen Artikel schon gelesen?“

Diese Stimme erkannte Lacey sofort. Es war ihr guter Freund Raul Santos. Und sie wusste auch genau, über wen er sprach. Über Nate Logan. Grrr!

Sehnsüchtig blickte sie zur Tür. Leise fluchend wandte sie sich um und trat ein wenig näher an Raul heran, der bis vor ein paar Monaten noch für „For Her Eyes Only“ gearbeitet hatte. „Wieso sollte ich den selbst lesen? Du erzählst mir doch sicher alles genau.“

Raul lächelte strahlend, sodass seine weißen Zähne aufblitzten, und sein gebräuntes, gut geschnittenes Gesicht wirkte dadurch noch attraktiver. „Natürlich. Wenn ich gewusst hätte, wie viel Spaß es macht, für euch zwei den Doppelagenten zu spielen, hätte ich den Job bei ‚Men’s World‘ für viel weniger Lohn angenommen.“

„Das hättest du nicht“, widersprach sie sofort. „Du brauchst doch das viele Geld, um all deine Freundinnen auszuhalten.“

„Selbst darauf hätte ich verzichtet, wenn ich gewusst hätte, wie sehr du möchtest, dass ich bleibe.“ Wieder lächelte Raul, und seine braunen Augen funkelten. „Du siehst heute wirklich außerordentlich gut aus, Lacey.“

„Spar dir das. Über diese Phase sind wir doch hinaus.“

Zweifellos sah Raul sehr gut aus mit seinem schlanken und etwas schlaksigen Körper, aber seit ihrem ersten Treffen hatten Lacey und er erkannt, dass sie beide eher als Freunde zusammenpassten, zumal Raul drei Jahre jünger war als sie. Sie sah in ihm so etwas wie einen kleinen Bruder, doch das wollte er nicht hören. Er behauptete, sein männliches Ego würde darunter leiden. Flirten war für ihn so lebensnotwendig wie Luftholen.

„Dann hast du es also noch nicht gelesen?“

„Nein. Sagst du mir jetzt, was in seiner Kolumne steht?“

Er zögerte kurz, doch Lacey wusste schon, dass er es ihr erzählen würde. Es machte ihm viel zu viel Spaß, den Dauerstreit zwischen ihr und ihrem Erzfeind, dem Journalisten Nate Logan anzufachen, der für das Männermagazin „Men’s World“ eine Kolumne schrieb. „Na ja, im Grunde erwartet er wahrscheinlich sogar, dass ich es dir sage“, meinte Raul.

Lacey runzelte die Stirn. „Die meisten Doppelagenten prahlen aber nicht in aller Öffentlichkeit damit, dass sie ein doppeltes Spiel treiben.“

„Ach, ich kann einfach keine Geheimnisse bewahren. Mal sehen, was er sagt, wenn ich ihm verrate, dass du ihn einen pickligen pubertierenden Jungen im Körper eines Mannes genannt hast.“

Lacey stöhnte auf. „Raul …“

„Schon gut. In der Kolumne schreibt er diesen Monat über eine bestimmte Journalistin, die für ein Frauenmagazin schreibt. Sie sei entweder eine Männer hassende Emanze oder eine frigide Jungfrau.“

„Was?“, schrie sie auf, sodass die umstehenden Gäste zu ihr sahen. Sofort senkte sie wieder die Stimme. „Dieser widerliche …“

„Ach, Lacey! Immerhin hast du ihn in deiner letzten Kolumne ziemlich heftig attackiert. Hast du nicht behauptet, alle Männer, die Nightclubs besuchen, seien Fremdgänger, die auf einen One-Night-Stand aus seien?“

„Stimmt das denn nicht?“

„Es sind nicht alles Fremdgänger.“

„Aber das mit dem One-Night-Stand stimmt.“

„Und dann hast du geschrieben, gewisse Männer würden es sogar genießen, sich in solchen Läden inmitten von hirnlosen Tussis fotografieren zu lassen.“

„Aber ich habe ihn nicht namentlich genannt.“

„Das war auch nicht nötig. Ganz Baltimore weiß, dass zwischen euch beiden ein Privatkrieg stattfindet.“

Da konnte sie ihm nicht widersprechen. Irgendwie war sie, Lacey Clark, in einen Kampf der Geschlechter geraten, und zwar mit einem Mann, dem sie nie persönlich begegnet war. Sie kannte ihn nur von einem unscharfen Foto in einer Zeitschrift, und auch darauf sah man kaum etwas von ihm, weil er einen Panamahut trug, eine Sonnenbrille und eine dicke Zigarre zwischen den Zähnen stecken hatte.

Außerdem hatte Lacey das Foto kaum ansehen können, weil überall Brüste zu sehen waren. Der Mann war von fast nackten Frauen umringt und wirkte so, als sei er stolz darauf, Preisrichter bei der Wahl zur Miss „Wet T-Shirt“ gewesen zu sein. Dieser ekelhafte Chauvi!

Mühsam verdrängte sie Nate Logan aus ihren Gedanken. Heute Abend war er wirklich das geringste ihrer Probleme. Wenn sie verhindern könnte, dass J.T. der ganzen Welt die Wahrheit über sie verriet, würde sie sogar auf diese Bühne steigen und Tango mit Nate Logan tanzen. Aber J.T. war fest entschlossen, und so musste Lacey sich heute ihren beiden größten Sorgen stellen: J.T. und Nate Logan.

Seufzend fragte sie: „Ist Logan schon hier?“

Raul lächelte, weil er wusste, dass sie ihre Neugier nicht bezähmen konnte und ihren Feind von Angesicht zu Angesicht gegenübertreten wollte. „Er hält draußen Hof, soweit ich weiß.“

„Wunderbar. Vielleicht haben wir Glück, und eine seiner blöden Verehrerinnen schleppt ihn zu einer Studentenparty ab.“

„Da hat er sicher mehr Spaß als hier.“

Zögernd lächelte sie. „Wahrscheinlich hast du recht. Da kann er sich in aller Ruhe betrinken und alle Hemmungen verlieren.““

Fragend hob Raul eine Augenbraue. „Die meisten Leute könnten sich dich bestimmt nicht auf so einer Party vorstellen. Alle sehen in dir die beherrschte Lacey Clark.“

Das stimmt, dachte sie. Wegen ihrer Kolumne hielten die Leute sie für einen Ausbund an Tugend.

Raul bemerkte, dass sie ernst wurde. „Mein Wagen steht hinter dem Haus. Willst du mit mir in die nächste Bar flüchten?“

„Du weißt, dass das nicht geht.“

„Ja. Hat J.T. es immer noch vor?“

Lacey nickte.

„Dann stecken wir in der Klemme. Aber du langweilst dich doch, das sehe ich. Lass uns wenigstens für ein bisschen Spaß sorgen. Willst du nicht zur Frau von Norm Spencer gehen und ihr mitteilen, dass jeder im Saal sieht, dass sie Strapse trägt, weil die sich unter ihrem viel zu engen Kleid deutlich abzeichnen?“

„Es ist mindestens zwei Größen zu klein“, stimmte Lacey zu und schüttelte lachend den Kopf. „Du bist wirklich ein schlimmer Junge.“

„Vielleicht verstehen wir uns deswegen so gut. Wir sind Seelenverwandte.“

„Schlecht benehmen musst du dich heute allein.“

Mitfühlend drückte er ihr die Schulter. „Das ist dein Problem, Süße. Du versuchst so sehr, ein guter Mensch zu sein, dass du eines Tages daran ersticken wirst.“

Bevor sie etwas erwidern konnte, entdeckte sie an der Bar einen Mann, der aus der Menge herausragte. Die Gespräche um sie herum nahm sie nur noch ganz undeutlich wahr, und zum ersten Mal an diesem Abend fühlte sie sich hellwach.

„Wer ist das?“, fragte sie leise.

„Wer denn?“

Lacey antwortete nicht, sondern betrachtete den Mann nur schweigend. Er sah toll aus, und sein schwarzer Smoking stand ihm perfekt. Doch Lacey fand ihn in erster Linie so interessant, weil er sich zu langweilen schien. Sein Aussehen hinderte sie allerdings daran, wieder den Blick abzuwenden.

Er war überdurchschnittlich groß und schlank. Sein dichtes dunkelblondes Haar war wellig, und Lacey war sicher, dass seine Freundin oder seine Ehefrau sicher nicht genug davon kriegen konnte, ihm immer wieder durchs Haar zu streichen. Seine ganze Haltung drückte Selbstbewusstsein aus.

Sie war nicht die Einzige, der dieser Mann aufgefallen war. Lacey sah, wie eine kurvenreiche Rothaarige zur Bar ging und versuchte, ein Gespräch mit ihm anzufangen. Kurz darauf zog sie mit einem Schmollmund wieder ab. Schulterzuckend wandte der Mann sich an den Barkeeper und schien die übrige Gesellschaft überhaupt nicht zu beachten.

Seine Gesichtszüge waren markant, und Lacey fragte sich, welche Augenfarbe er haben mochte. Waren seine Lippen wirklich so sinnlich, wie es aus der Entfernung aussah? Er lachte über eine Bemerkung des Barkeepers, und Lacey hielt den Atem an. Ja, dachte sie, dieser Mann hat wirklich einen Wahnsinnsmund.

„Der Kerl an der Bar?“, fragte Raul nach. „Das ist nicht dein Typ, Lacey.“

„Du kennst ihn?“

„Nur flüchtig. Und ich fürchte, er würde nicht zu dir passen.“

„Wieso nicht? Was stimmt denn nicht mit ihm?“

„Er ist ein Sturkopf. Fährt einen Jaguar und hat nur Stroh im Kopf. Was er erreicht hat, hat er nur seinem Aussehen zu verdanken.“

„Na, wunderbar.“ Sie seufzte. „So wie Nate Logan, meinst du?“

Raul grinste. „Vielleicht nicht ganz so schlimm. Aber du wärst ganz bestimmt nicht interessiert an ihm.“

Schade. Es war lange her, seit sie beim Anblick eines Mannes so eine Anziehungskraft gespürt hatte. Eigentlich hatte sie noch nie im Leben Herzklopfen bekommen, nur weil sie einen Mann quer durch den Raum an einer Bar hatte stehen sehen.“

Auf der anderen Seite war sie eine Frau, und niemand konnte ihr verbieten, sich zu einem Mann hingezogen zu fühlen. Noch dazu zu so einem gut aussehenden Exemplar. Er wirkte unglaublich selbstbewusst. Im Grunde war es ungerecht, dass Mutter Natur einen solchen Prachtkerl nicht mit ebenso viel Intelligenz wie Schönheit ausgestattet hatte.

„Wie schade“, sagte sie leise und zwang sich, den Blick abzuwenden.

„Du hast recht“, antwortete Raul.

Wieder musste er lachen, und Lacey fragte sich, ob er etwas im Schilde führte. Sie traute ihm nicht, weil er so einen seltsamen Ausdruck in den Augen hatte. „Was ist denn?“

„Ich freue mich nur, dass Schönheit nicht immer an die Dummen vergeudet wird.“ Vielsagend deutete er auf sich selbst.

Jetzt musste auch Lacey lachen. Trotz seiner manchmal nervigen Art war Raul ein kluger Freund, auf den sie sich verlassen konnte. „Danke für den Tipp, Raul.“

„Logans Antwort auf deinen Vorwurf, er sei picklig und pubertär, lautete …“

„Das will ich gar nicht wissen.“ Sie wandte sich um, und als sie Raul lachen hörte, wusste sie, dass sie es früher oder später doch erfahren würde.

Auf dem Weg zur Tür wandte sie den Kopf noch einmal zur Bar um. Sie redete sich ein, sie wolle nur noch einmal den Blick über die Menge schweifen lassen, aber trotzdem war sie enttäuscht, dass der tolle blonde Mann verschwunden war.

Mühsam eiste Lacey sich von einigen Gästen los, die sie in eine Unterhaltung verwickeln wollten. Ihr war klar, dass sie sich so abweisend benahm, als wäre sie tatsächlich die frigide Jungfrau, als die Nate Logan sie bezeichnet hatte. Eigentlich durfte sie sich über diese Beleidigung nicht wundern. Seit fast einem Jahr bekämpften sie und dieser hirnlose, nur auf Sex fixierte Nate Logan sich nun schon in ihren monatlichen Kolumnen von „For Her Eyes Only“ und „Men’s World“.

Beide Kolumnen beschäftigten sich mit Liebe und Beziehungen, und im Grunde hätten sie eine Menge gemeinsam habe müssen, zumal beide Zeitschriften von J.T. Birmingham herausgegeben wurden. Aber anscheinend gab es zwischen ihnen so viele Gemeinsamkeiten wie zwischen Dreck und Eiscreme.

Nate Logan war ein Befürworter von sexueller Freiheit, schrankenloser Offenheit und dem Erkunden neuer Gefilde. Außerdem gab er den Frauen die Schuld an allem, was in den Beziehungen zwischen den Geschlechtern schief lief. Lacey dagegen wusste nur zu gut, dass es normalerweise der Mann war, der in Sachen Romantik alles falsch machte.

Sie predigte wahre Liebe, Seelenverwandtschaft und einen verantwortungsvollen Umgang mit der Sexualität. Schließlich konnte sie ihr ganzes Leben als eine einzige Lektion auf diesem Gebiet ansehen. Die Vergangenheit ihrer Mutter und die Eigenheiten ihres Stiefvaters hatten Lacey schon in frühen Jahren bewiesen, dass ein von sexueller Lust verursachter Fehler ein ganzes Leben negativ beeinflussen konnte. Ihr Stiefvater hatte dafür gesorgt, dass ihre Familie diese Tatsache nie vergaß. Andererseits musste es die wahre Liebe geben, und Lacey war davon überzeugt, dass es sich lohnte, auf sie zu warten. Mit weniger würde sie sich nicht zufrieden geben.

„Amüsierst du dich, Lacey?“, fragte jemand in der Eingangshalle.

Lacey lächelte ihrer Kollegin zu. „Ja. Genau so verbringe ich meine Abende am liebste“, erwiderte sie sarkastisch.

„Wie ich höre, bekommst du heute Abend so eine Art Preis verliehen?“

Ach, richtig. Die Auszeichnung. Alle dachten, das sei der Grund für diese Party. Wenn das so wäre, hätte Lacey den Abend viel entspannter genießen können.

„Nate Logan doch auch“, fuhr die Frau fort und klang dabei ein bisschen gehässig.

„Das habe ich auch gehört.“ Lacey tat so, als wolle sie in Richtung Toilette gehen. Wenn noch jemand den Namen Nate Logan ihr gegenüber erwähnte, würde ihr bestimmt schlecht werden.

Wie hatte dieser Krieg eigentlich angefangen? Lacey wusste es nicht mehr. Wer hatte zuerst mit den Beleidigungen angefangen? Sie wusste nur noch, dass sie im letzten Jahr gehört hatte, dass J.T. einen neuen Kolumnisten für „Men’s World“ eingestellt hatte. Und innerhalb von drei Monaten hatte sich das Bild des Männermagazins verändert. Bis dahin hatte es sich auf Gesundheitsthemen konzentriert, aber ab dann hatte es sich eher an Männer gerichtet, die sich nur aus Rücksicht auf ihre Partnerinnen nicht den „Playboy“ kauften. Die Frauen darin waren wenigstens spärlich bekleidet, während sie sich auf Motorhauben oder auf Fitnessgeräten räkelten.

Lacey hatte leider allen Grund zu der Annahme, dass Nates Kolumne, die sich sofort bei der Leserschaft großer Beliebtheit erfreut hatte, mit für den plötzlichen Erfolg der Zeitschrift verantwortlich war.

Sie ging am Waschraum vorbei und kam sich ziemlich unreif vor, während sie nach einem Versteck suchte. Doch das machte ihr nicht viel aus.

An „Men’s World“ störte sie nicht nur das ewige Thema Sex. Ihr gefiel auch Nate Logans besserwisserische Art nicht und sein ganzer Stil. Die Ratschläge, die er den Männern gab, konnte sie schon gar nicht ausstehen. Leider schienen ihn seine Leser zu vergöttern. Seit Neuestem hatte er auch noch eine zweite Kolumne bekommen: „Nates Ansichten über schöne Mädchen und böse Jungs.“

„Schöne Ansichten vom blöden Nate“, murmelte Lacey wütend.

Wenn sie ehrlich war, musste sie zugeben, dass sie seine Ansichten zum Teil lustig fand. Doch dann war er in seinen Artikeln immer deutlicher und provokanter geworden, und letztlich hatte Lacey darauf reagiert. Sie war schließlich auch nur ein Mensch. Wenn dieser Kerl die Frauen immer wieder angriff, musste Lacey doch die weibliche Hälfte der Menschheit in Schutz nehmen!

Einmal hatte er sich darüber ausgelassen, dass Frauen keine Geheimnisse bewahren konnten. Er behauptete, keine Frau würde eine wichtige berufliche oder private Entscheidung treffen, ohne sich vorher darüber mit ihren Freundinnen zu beraten. Als Beispiel führte er an, dass Frauen immer in Grüppchen aufs Klo gingen. Nate nahm an, dass sie dort eine Münze warfen, um herauszufinden, welche von ihnen an diesem Abend mit ihrem Begleiter im Bett landete und welche am nächsten Morgen mit Kopfschmerzen aufwachen würde.

Das war das erste Mal gewesen, dass Lacey in ihrer Kolumne in „For Her Eyes Only“ auf seine provokanten Thesen geantwortet hatte. Sie hatte sich darüber lustig gemacht, dass Männer es anscheinend für nötig hielten, sich beim Sport ständig gegenseitig auf den Hintern zu klopfen.

Von da an war der Krieg weitergegangen. Nate hatte behauptet, Frauen könnten keine wahre Freundschaft schließen, weil sie ständig übereinander lästerten, und Lacey schrieb, Männer würden nicht davor zurückschrecken, es bei der Freundin ihres besten Kumpels zu versuchen, nur damit sie sich ihm überlegen fühlen.

Nate regte sich darüber auf, dass Frauen auf der einen Seite gleiche Rechte einforderten, andererseits aber erwarteten, dass Männer immer für das gemeinsame Dinner bezahlten. Lacey konterte, dass Frauen lediglich Respekt und Höflichkeit erwarteten und nicht als wandelndes Sexspielzeug behandelt werden wollten.

Er sagte, Frauen würden Männer mit ihren Ansprüchen um den Verstand bringen, sie erwiderte, dass Männer den Verstand schon verlören, wenn sie nur zwei schlanke Beine sähen. Frauen könne man nicht vertrauen. Männer seien Mistkerle.

Es ging immer weiter zwischen ihnen mit dem Kampf der Geschlechter, und die Leserschaft war begeistert. Die Auflagen stiegen, ebenso die Anzeigenpreise, und die beiden Kolumnen gewannen immer größere Aufmerksamkeit.

Lacey und Nate Logan wurden eingeladen, gemeinsam im Fernsehen aufzutreten, doch das hatte Lacey abgelehnt, weil ihr ihre Privatsphäre zu wichtig war. Schlimm genug, dass die beiden Zeitschriften an den gleichen Kiosken verkauft wurden. Da wollte Lacey nicht noch mit Nate Logan zusammen auf dem Bildschirm erscheinen.

Im Gegensatz zu Lacey waren J.T. und die Redaktionsleitungen der beiden Zeitschriften von der Fehde ihrer Kolumnisten begeistert, und jetzt sollten sie beide eine Auszeichnung erhalten.

Das ist nicht fair, dachte Lacey, während sie an J.T.s Privatbüro vorbeikam. Und ausgerechnet heute will er auch noch verkünden, wer ich wirklich bin!

Sie hatte J.T. angefleht, dieses Thema heute nicht in aller Öffentlichkeit anzuschneiden, doch darauf war er nicht eingegangen. Er hatte nur noch seine Auflagenzahlen im Sinn, und da spielten persönliche Empfindungen keine Rolle mehr. Auch nicht die von Lacey.

Ihre hochhackigen Schuhe klickten auf dem glatten Boden, während sie ihr Ziel ansteuerte. In diesem Haus gab es jetzt nur einen Platz, an dem sie ungestört sein würde. Dem Unausweichlichen würde sie nicht entkommen können, aber sie konnte sich etwas Ruhe können, um für den weiteren Abend gewappnet zu sein.

Nur eine halbe Stunde, sagte sie sich. Dann wird J.T. meine sichere und geruhsame Welt auf den Kopf stellen.

„Nachricht an mich selbst: zur nächsten langweiligen Party einen Gameboy mitnehmen.“

Nate Logan schaltete seinen Minirecorder aus und steckte ihn in die Brusttasche seiner schwarzen Smokingjacke. Da alle seine Angewohnheit kannten, das Gerät zu gebrauchen, um seine Einfälle für die Kolumne festzuhalten, wunderte sich niemand mehr, wenn es aussah, als würde er mit sich selbst reden. Im Moment allerdings konnte ihn keiner sehen, denn er war völlig allein.

Nachdem er sich eine halbe Stunde lang mit Kollegen unterhalten hatte, von denen er wusste, dass sie ihm den Erfolg nicht gönnten, hatte er sich ein paar Flaschen Bier von der Bar geholt und war nach draußen auf die Terrasse gegangen. Von dort aus war er durch den großen Garten geschlendert und hatte nach einem Ort gesucht, wo er sich in Ruhe hinsetzen konnte, um ein kühles Bier zu trinken.

Schließlich war er zum Pool gelangt, der direkt an das Haus grenzte. Nate war sicher, dass es drinnen ebenfalls einen Pool gab, damit man auch bei schlechtem Wetter schwimmen konnte. Aus Neugier hatte er an einem Türknauf gedreht und war in einen Erholungsbereich gelangt, der mit Whirlpool und Fitnessgeräten ausgestattet war. In einer Ecke standen in gedämpftem Licht einige teure Geräte zum Krafttraining und sogar ein Trampolin. Die Hälfte der Halle nahm ein Schwimmbecken ein.

Offenbar konnte man mit dem Herausgeben von Zeitschriften eine Menge Geld verdienen. Nate setzte sich in einen Liegestuhl direkt am Rand des Beckens und hielt prüfend einen Finger in das kühle Wasser. Es war Anfang Juni, und die Nacht war sehr warm, besonders, wenn man sie in einem Raum voller Menschen verbringen musste.

Er öffnete die Flasche und trank einen großen Schluck, dann lehnte er sich entspannt zurück. Am liebsten hätte er seine Schleife gelockert, aber er wusste, dass er zu gereizt war, um das verdammte Ding wieder vernünftig binden zu können. Also ließ er es lieber.

Der ganze Abend war in seinen Augen vergeudete Zeit. Es lag ihm nicht, belanglose Gespräche mit den Reichen und Berühmten von Baltimore zu führen. Die Frauen, die er heute Abend kennengelernt hatte, waren entweder eiskalt, oder sie flirteten so hemmungslos mit ihm, als könnten sie es nicht erwarten, den schlimmen Kerl, den sie von der Kolumne aus „Men’s World“ kannten, zu bekehren.

Aber diesen Nate Logan gab es in Wirklichkeit gar nicht.

Vielleicht bis zu einem gewissen Punkt, doch beim Schreiben übertrieb Nate immer, und er bemühte sich um einen provozierenden Stil, um seine Leserschaft zum Diskutieren zu bringen. Was auch immer die Leute – allen voran weibliche Kollegen mit eigenen Kolumnen – behaupten mochten: Er war kein Frauenhasser. Ganz im Gegenteil! Und es gefiel ihm nicht, von Frauen umgeben zu sein, die ihn entweder erschlagen oder verführen wollten.

Nate schrieb eine Kolumne für Männer in einem Männermagazin, und beim Schreiben konzentrierte er sich ganz darauf, die Partei der Männer zu ergreifen. Alle Männer redeten über Frauen, ob sie nun Single waren, verheiratet oder in festen Händen, alt oder jung, voller Ideale oder ernüchtert. Immer ging es darum, was Frauen sagten oder taten, was sie anzogen oder von Männern wollten. Die Frage, die die Männer jedoch am meisten beschäftigte, lautete: Wie, zum Teufel, findet man heraus, was eine Frau wirklich will?

Er stellte sich seine Kolumne wie ein vertrauliches Gespräch unter Männern vor. Leider hatten ein paar Frauen sich seine Artikel zu Herzen genommen und waren nicht gerade begeistert darüber. Dabei redeten Frauen doch genauso offen über die Männer, wenn sie unter sich waren.

Hier saß er nun. Erfolgreich, mit gutem Einkommen und der Möglichkeit, die Ansichten des einfachen Mannes von der Straße auszudrücken. Und dadurch hatte er sich den Stempel eines unverbesserlichen Machos eingehandelt.