Prinzessin Alice - Irene Dische - E-Book

Prinzessin Alice E-Book

Irene Dische

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Beschreibung

Wahrheit ist ein schwieriger Punkt in allen schillernden Lebensgeschichten. Diese hier handelt von dem bewegten Leben einer irdischen Heiligen, die manche für eine ganz normale Verrückte hielten. Oder war sie nur eine adlige Frau, die mit den widrigsten Bedingungen zu kämpfen hatte?  Prinzessin Alice erzählt vom bewegten und überraschenden Leben der hochadligen Alice von Battenberg, der Großmutter des britischen Königs Charles III. Ihre faszinierende Intelligenz – sie, die gehörlos geboren wurde, las in fünf verschiedenen Sprachen von den Lippen ab –, aber auch ihre überbordende erotische Lust in Verbindung mit ihrer nahezu fanatischen Beziehung zu Gott ließen Alice von Battenberg zur Bedrohung für all jene werden, die ein traditionelles Frauenbild in Königskreisen konservieren wollten. Ihre Familie wandte sich ab und brachte sie in einer der frühen Psychiatrien unter, der sie unter größter Gefahr entkam. Fortan lebte sie unter größter Einsamkeit in Griechenland, wo sie eine Suppenküche für die Ärmsten unterhielt. Doch auch dieses dem Höheren gewidmete Streben wurde hinweggespült, als Griechenland Ende der 1960er Jahre einen Militärputsch erlebte.   Die große Charakterkünstlerin Irene Dische, die die Historie niemals ihrer Aktualität entkleidet, lässt Prinzessin Alice greifbar auferstehen. Sie erzählt von einer Frau, deren Intellekt, Lebenslust und Konsequenz an den eisigen Mauern einer königlichen Familiendynastie kratzten – und Spuren hinterließen, über die wir noch heute unsere Hände gleiten lassen können.   Temporeich, witzig und zutiefst menschlich, Irene Dische entfaltet ihre feine Erzählkunst aufs Prächtigste Für Fans von The Crown und Bridgerton  Jede unglückliche Familie ist unglücklich auf ihre Weise. Die älteste Geschichte der Welt so aktuell erzählt wie nie 

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Veröffentlichungsjahr: 2025

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Prinzessin Alice

IRENE DISCHE wurde in New York geboren. Heute lebt sie in Berlin und Rhinebeck, USA. 2005 erschien ihr Bestseller Großmama packt aus, es folgten u. a. der Erzählungsband Lieben (2006), die Neuausgabe ihres gefeierten Debüts Fromme Lügen (2007), der Roman Schwarz und Weiß (2017) sowie Die militante Madonna (2021).TANJA HANDELS übersetzt zeitgenössische britische und amerikanische Romane, darunter Zadie Smith, Elizabeth Gilbert und Scarlett Thomas, und ist als Dozentin für Literarisches Übersetzen tätig. Ihre Übersetzungen wurden vielfach ausgezeichnet, u. a. 2018 mit dem Arbeitsstipendium des Freistaates Bayern. Tanja Handels lebt in München.

Alice, die verarmte und gehörlose, immer heitere Mutter von Prinz Philip, Schwiegermutter von Queen Elizabeth II., liebte das Leben und Gott auf eine gesteigerte sinnliche Weise, die in ihrem Umfeld Entsetzen auslöste.Sigmund Freud diagnostizierte bei ihr Schizophrenie, in den 1930er Jahren wurde sie weggesperrt. In der Zwischenzeit heirateten ihre Töchter hochrangige Nazis in Deutschland, der einzige Sohn und zukünftige Königsvater wuchs mutterlos in England auf.Alice’ Heiterkeit blieb ungebrochen.Sie ist das Familienmitglied, auf das die Königsfamilie heute am stolzesten sein kann.Dieser Roman erzählt von einer Prinzessin, deren Leben keinen Stoff für Märchen abgibt. Aber die politische Dringlichkeit ihres unvorhersagbaren Handelns und ihr grimmiger Humor sind unwiderstehlich.

Irene Dische

Prinzessin Alice

Roman

Aus dem Englischen von Tanja Handels

Ullstein

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ISBN 978-3-8437-3680-0

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Inhalt

Titelei

Das Buch

Titelseite

Impressum

Prolog

Familie, Familie, Familie

TEIL

EINS

Ein Familiendinner

Das Kruzifix

Die Verschwörung

Die erste Klinik

Nutzlose Tränen

TEIL

ZWEI

Heilung

Mein Freund

Der Auftritt

Leiden

TEIL

DREI

Die Flucht

Das nächste Leben

Zuhause

Anhang

Social Media

Vorablesen.de

Cover

Titelseite

Inhalt

Prolog

Widmung

»Wenn du mit Gott sprichst, ist das Beten.Wenn Gott mit dir spricht, ist es Schizophrenie.«Thomas Szasz

Prolog

Familie, Familie, Familie

Die Prinzessin erreichte ihren Höhepunkt im Gebet, und dabei ging es laut zu. Einfache Gemüter schlossen daraus, sie müsse sich wohl den nackten Jesus vorstellen, wie er sich erregt an sie drückte und ihr ins Ohr seufzte. Und dafür verachteten sie die Prinzessin. Dabei hätte sie sich nie solchen Fantasien hingegeben, nicht mit Jesus. Leidenschaftlich liebte sie das Dasein an sich, auch wenn sie, Mitglied des Königshauses, Urenkelin Queen Victorias, Prinzessin von Griechenland, inzwischen ein Niemand war, eine Zuflucht Suchende, die das kleine Gästehaus neben einer prachtvollen Pariser Villa bewohnte, auf Almosen angewiesen und, womöglich das Schlimmste, von vier renitenten halbwüchsigen Töchtern umringt war. Ihr schimmerndes goldenes Haar war von weißen Strähnen durchzogen. Ohne stolz darauf zu sein, war sie drei Jahrzehnte lang die Schönste in der Familie, die Trophäe gewesen. Sie hatte diese Fackel auch nicht an eine ihrer Töchter weitergereicht, sondern an ihr Jüngstes, den einzigen Sohn. Das stimmte die Mädchen noch feindseliger. Trotzdem war sie, diese Prinzessin ohne Befugnisse, das, was man gemeinhin glücklich nennt, und ihrem Glück gab sie den Namen »Gott«. Alice liebte ihre Nächsten so sehr, dass sie schon in fröhliches Gelächter ausbrach, wenn sie bloß am anderen Ende des Zimmers eines vertrauten Menschen ansichtig wurde. Sie betrachtete alle Lebewesen als Gefäße des Guten. Eine harte Kruste alten Brots war ihr ein Geschenk an den Körper, eine Zigarette eines an den Kopf. Auch den Bauchschmerzen dankte sie, denn sie dienten als Erinnerung an die Zerbrechlichkeit des Körpers, was wiederum bewies, dass man lebte. Sie liebte das Leben mit solcher Inbrunst, dass sich nach einer Zeit ekstatischen Betens ihre Beckenmuskeln rhythmisch zusammenzogen. In jenen Momenten war ihr Stöhnen in allen Räumen zu hören, drang durch den Garten bis ins benachbarte Herrenhaus.

Das Wort Orgasmus war in der Familie keineswegs tabu. Alices Schwägerin und Gastgeberin, die steinreiche Prinzessin Marie, konnte keinen Orgasmus zustande bringen, wie sie es formulierte, und äußerte sich öffentlich zu ihrer Frigidität. Sie schrieb sogar darüber, erst in Briefen, dann in Flugschriften und schließlich in einem Buch. Der Orgasmus blieb ihr körperlich verwehrt und wurde doch zu ihrer großen Leidenschaft. Sie bezeichnete sich selbst als Téleclitorienne und konsultierte Doktor Sigmund Freud. Ihre Psyche betrachtete sie als unerforschten Kontinent, der einen mutigen Entdecker nötig hatte.

Anfangs weigerte sich der alte Herr, Prinzessin Marie anders zu behandeln als seine übrigen Patientinnen, und empfing sie nur zu wenigen, fest vereinbarten Sitzungen pro Woche. Aber Marie nötigte ihn mit Geld und ihrem Adelstitel dazu, seine Prinzipien aufzugeben. Der Doktor hatte eine typisch bürgerliche Schwäche für Adlige, wie man sie bei sonst durchaus vernünftigen jüdischen Intellektuellen häufig antraf; zudem stand sein Verlag vor dem Bankrott. Und so willigte er schließlich ein, den Orgasmusdefekt »unserer Prinzessin«, wie er sie nannte, über etliche Wochen hinweg in täglichen mehrstündigen Marathonsitzungen zu behandeln. Im Lauf ihrer Therapie wurde Marie sowohl zu seiner Jüngerin als auch zu seiner Finanzambulanz. An ihrer Orgasmusarmut änderte sich jedoch nichts, womit ihr Fall die Liste Freuds therapeutischer Misserfolge verlängerte.

Marie kehrte nach Paris zurück und probierte es mit einer anderen Behandlungsmethode: wechselnde Liebhaber (ihr Mann war in einen anderen Mann verschossen und hatte daher nichts gegen ihre Experimente einzuwenden). Aber auch dieser Versuch blieb erfolglos. Schließlich hatte sie eine weitere Idee. Das Problem, so folgerte sie, nachdem sie erst ihre eigenen Genitalien vermessen hatte und anschließend die Genitalien anderer, die bereit waren, sich gegen Bezahlung vor ihr zu entblößen, war geografischer Natur. In ihrem Fall saß der kleine Vulkan einfach am falschen Platz, zu weit im Norden. Sie suchte sich einen Chirurgen, der einverstanden war, ihre Klitoris ein Stück nach Süden zu verpflanzen, dichter an die Vagina heran, wo sie ihrer Meinung nach hingehörte. Entfernung ist relativ, ein paar Millimeter konnten schon ausreichen. Als auch das nichts bewirkte, grub der Arzt die Klitoris erneut hervor und versetzte sie um ein paar weitere Millimeter. Und dann noch ein drittes Mal.

Währenddessen steckten Freud und Marie eifrig die Köpfe zusammen und berieten sich über Alice. Sie kamen zu dem Schluss, dass die übersteigerte Liebe von Maries Schwägerin zu Gott eine Krankheit sei, die ebenfalls chirurgisch behandelt werden müsse. Und Freud wusste auch schon, wie.

Dies ist übrigens eine wahre Geschichte. Von hier an gehören Sie zu den Eingeweihten. Und da wir es nicht mit einer von diesen Illustrierten zu tun haben, verzichten wir künftig darauf, die Protagonistinnen als Prinzessinnen zu bezeichnen. Wir wollen auch nicht länger so tun, als würde irgendeine allwissende Erzählinstanz dies niederschreiben. Ich, Alice, offiziell als wahnsinnig diagnostiziert, will endlich selbst erzählen. Von jetzt an geht es hier um mich, Alice Mountbatten, die Gott liebte, und auch um meine Schwägerin Marie Bonaparte, die Freud liebte. Es geht allerdings nicht nur um zwei, sondern um drei Schwestern – eine dritte Schwägerin spielt noch eine Rolle: die lebenslustige Edwina Mountbatten, die den Sex liebte, in rauen Mengen und mit Männern und Frauen aus jedem Erdteil. Sie war die Erbin eines der größten Vermögen Europas, und es war ihr gleichgültig, was andere von ihr dachten. Ihrer Gier nach Genuss war sie um die ganze Welt gefolgt, und nach Paris kam sie just an dem Tag, als Marie ihren Plan in die Tat umsetzen wollte, mich kastrieren zu lassen.

TEILEINS