Private Sicherheit weltweit - Christoph Elfeldt - E-Book

Private Sicherheit weltweit E-Book

Christoph Elfeldt

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Beschreibung

Im Mittelpunkt stehen die Lebens- und Arbeitsbedingungen der Menschen, die in der privaten Sicherheitswirtschaft tätig sind. Die Weltreise der etwas anderen Art beginnt in Deutschland, geht über alle fünf Kontinente und endet, wo sie begann.Sie gibt Antworten auf Fragen zur Einhaltung der Menschenrechte und auf die Art und Weise, wie "einfache" Wachkräfte weltweit wahrgenommen werden. Schließlich sind private Wachleute überall sichtbar. Es ist ein Blick hinter die Kulissen der oftmals sehr verschwiegenen Sicherheitsbranche.

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Seitenzahl: 78

Veröffentlichungsjahr: 2024

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Inhaltsverzeichnis

Impressum

Ein globaler Überblick

Deutschland

Exkurs: deutsches Engagement in Mexiko

Österreich

Kroatien

Polen

Großbritannien

USA

Brasilien

Australien

Japan

Indien

Pakistan

Katar

Burka-Faso

Mali

Senegal

Guinea

Sierra-Leone

Elfenbeinküste

Ghana

Togo

Nigeria

Kamerun

Gabun

Demokratische Republik Kongo

Äthiopien

Kenia

Tansania

Südafrika

Namibia

Zurück in Deutschland

Zu meiner Person

Mein ganz persönlicher Dank

Quellennachweise

Elivator Pitch

Ein globaler Überblick

In meinem ersten Buch über die private Sicherheit, das ich unter dem Pseudonym „Max Schreiber“ verfasst habe, ging es in erster Linie um die Lage derselben in Deutschland und erst in der zweiten Linie um die weltweite Situation. Das Werk heißt „Mit Sicherheit – Licht und Schatten im privaten Sicherheitsgewerbe“ und ist ebenfalls im BoD Books on Demand-“

Verlag in Norderstedt erschienen. Diesmal ist es umgekehrt. Unsere Reise beginnt zwar hierzulande, den Schwerpunkt bildet jedoch das Ausland, vor allem Afrika.

Auf unserem Erdball arbeiten rund 20 Millionen Menschen als private Wach- und Sicherheitsleute. Sie stehen, was die Bezahlung betrifft, am unteren Ende der Skala. Die Lohnhöhe richtet sich am landesüblichen Mindestlohn, kann jedoch ebenso etwas darüber liegen. Jedoch kann es auch durchaus passieren, dass das Sicherheitspersonal ihre Überstunden nicht bezahlt bekommt oder dass ihre Bezahlung den Mindestlohn unterbietet.

Damit noch lange nicht genug. Private Wachkräfte leben sehr gefährlich. Sie werden im Dienst durchschnittlich mehr als doppelt so viel verletzt als Arbeitende anderer Branchen. So beträgt die Zahl getöteter privater Wachkräfte das doppelte von getöteten Polizeikräften.

Dazu kommen auch die noch finanziellen Belastungen. Neben den Übergriffen, die von Menschenhand begangen werden, können unter anderen Stolpern, Stürze oder sogar Tierbisse hinzukommen. Zwar soll die Objektgefahrenanalyse all das natürlich vermeiden helfen, doch das ist alles andere als selbstverständlich.

Im Jahr 2018 wurde bekannt, dass die Lebenserwartung von Sicherheitskräften 62 Jahre beträgt und das nicht etwa in einem Entwicklungsland, wie Bangladesh. Nein, hier ist die Rede von einem hochentwickelten Industrieland namens Großbritannien.

Eine indische Studie stellt klar, dass vornehmlich Wachfrauen unter negativem Stress leiden. Die Arbeitsbelastung mit wenigen Pausen, im Gegensatz dazu aber umso längere Arbeitszeiten und das Fehlen von Familienfreundlichkeit, das mitsamt eher schlechte Organisieren von organisatorischen Fragen, ja, die Liste fragwürdiger Arbeitsbedingungen ist lang und ergiebig. Sie ließe sich problemlos fortsetzen. Sehr wichtige Themen sind die Luftverschmutzung, Lärm und nicht zu vergessen die Arbeitsplatzsicherheitslage sowie schwierige Karrieremöglichkeiten.

Bevor es hier in Deutschland los geht noch ein kleiner Hinweis. Zum ersten: alle Gegebenheiten, die in diesem Buch vorkommen, entsprechen der Wahrheit. Die Begebenheiten in diesem Werk, sprich, die Personen, sind Erfindungen des freien Geistes. Sollten sich Parallelen zu lebenden oder zu bereits verstorbenen Personen und Geschehnissen ergeben, wäre das stets unbeabsichtigt und rein zufällig. Zum zweiten: der Autor arbeitet seit 2008 selbst als „einfacher“ Wachmann in der privaten Sicherheitswirtschaft. Genug der Vorrede. Theo, Bea und Lars beginnen ihre etwas andere Weltreise in

Deutschland

Zuerst lernen wir die Nora aus Jena in Thüringen kennen, hören ihren Bericht:

„Seit über 10 Jahren bin ich als Wachfrau im Wechselschichtdienst für eine große Behörde in Jena tätig, ich bin 59 Jahre alt, verheiratet und Mutter zweier inzwischen längst erwachsen gewordenenn Kindern. Die Einstiegsbarrieren, um in der privaten Sicherheitsbranche zu arbeiten, sind recht niedrig. Mit dem vor der IHK bestandenen Sachkundenachweis gemäß Paragraph 34a Gewerbeordnung, der keinen Status als Ausbildung besitzt, gelte ich als Hilfskraft und verdiene in Vollzeit, die bei uns mit 172 Stunden im Monat beginnt, knapp 2300 € brutto. Mit diesem Verdienst liege ich vergleichsweise etwas unter dem Niveau von Hilfskräften, die in anderen Wirtschaftszweigen arbeiten.

Rein wirtschaftlich gesehen besetzen wir die untersten Stufen der Erfolgsleiter, was aus der Logik unserer männlich geprägten Leistungsgesellschaft erklärbar ist und anscheinend der Grund dafür ist, dass in der Öffentlichkeit recht wenig über unsere Branche gesprochen wird. Falls es doch der Fall ist, dann reden andere über uns. Schlagzeilen machen wir hauptsächlich dann, wenn privates Sicherheitspersonal in Flüchtlingsunterkünften Asylsuchende zusammenschlägt.

Dabei wird die sich anständig verhaltende Mehrheit in der öffentlichen Wahrnehmung viel zu oft ausgeblendet. Es gibt jedoch Foren, in denen sich Sicherheitsleute gegen Intoleranz sowie Rassismus und Sexismus in unserem Gewerbe wehren.

Der BdSW, sprich, der Bundesverband der Sicherheitswirtschaft vertritt die Interessen der privaten Wach- und Sicherheitsunternehmen und hat sich an die Politik gewandt. Er wünscht sich, dass private Wachhabende alsbald staatliche Minimalbefugnisse erhalten sollen.

Konkret bedeutet das folgendes: im Sicherheitsgesetz soll es festgeschrieben werden, dass das private Wachpersonal künftig Platzverweise aussprechen und ebenso die Personalien feststellen darf, insofern es in der kritischen Infrastruktur tätig ist. Dazu gehören Krankenhäuser, Bahnhöfe, Flughäfen sowie Wasser - und Elektritzitätswerke und dergleichen mehr.

Nach dem von dem BdSW geforderten Sicherheitsgesetz soll unser Berufszweig als systemrelevant eingestuft werden. Das Bundesministerium für Inneres (BMI) möchte, dass alles so bleibt, wie es ist.

Hierbei ist besonders interessant, dass das Streikrecht für die privaten Wach- und Sicherheitskräfte, die in den Bereichen der kritischen Infrastruktur ihren Dienst tun, eingeschränkt werden soll. Dazu zählen meines Wissens auch Citystreifen.

Zuweilen denke ich, dass der BdSW am allerliebsten allen privaten Wachkräften das Streiken verbieten möchte. Warum? Weil dann bestimmt zur Sprache käme, dass wir unbeteiligte Dritte in Geiselhaft nehmen würden. Ich denke, die Mehrheit der Kundschaft sieht das nicht anders. Beste Qualität zum niedrigsten Preis, das will die Kundschaft unbedingt haben.

Und nicht nur die. Handeln wir nicht alle, egal, ob wir es nötig haben oder nicht, genau nach der selben Maxime und ist da nicht viel Heuchelei im Spiel, wenn wir dagegen argumentieren?

Wie dem auch sei, soviel ich weiß, sind jedoch die allerwenigsten Wachleute gewerkschaftlich organisiert. Ein Streik von uns gewöhnlichen Sicherheitskräften ist, so meine ich, sehr unwahrscheinlich. Aus all diesen Gründen bin ich für ein Streikverbot, wenn es im Gegenzug einklagbare Gesetze gibt, die uns davor schützen, vonseiten der Arbeitgebenden ausgebeutet und ausgenutzt zu werden.

Um die Forderungen des vom BdSW geforderten Sicherheitsgesetzes auch richtig durchsetzen zu können, müssten zuvor auf alle Fälle zwingend Schulungen stattfinden, um damit drei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen. Als erstes müssten die Qualifizierungen in unserer Branche angehoben werden, um der von Sicherheitskräften ausgehenden Gewalt gegen Menschen, die ohne Obdach, nicht weißhäutig oder was auch immer sind, zu beenden. Menschenrechte sind unteilbar. Zweitens käme es zu höheren Barrieren für den Einstieg in unseren Berufszweig und zum dritten wäre es möglich, unser Ansehen in der Öffentlichkeit deutlich anzuheben.

Noch sieht die Realität so aus: für die Wachbetriebe kommt zuerst der Gewinn, danach kommen zuerst die Wünsche der Kundschaft, wir Sicherheitsmitarbeiter und -arbeiterinnen kommen meistens zuletzt an die Reihe. Anders kenne ich es kaum, der Wettbewerb unter den Wachbetrieben ist hart, der Preis bestimmt, welchem Unternehmen der begehrte Wachauftrag letztlich erteilt wird.

Zudem konkurrieren wir, soviel ich weiß, immer mehr mit dem Rechner. Der dürfte bald nicht in unserer Branche viele Jobs mehr und mehr ersetzen, davon bin ich fest überzeugt.

Obwohl die Arbeitszeiten mittlerweile wesentlich flexibler geworden sind, die 12-Stundenschichten existieren weiterhin, obwohl einige Bewachungsaufträge vier, sechs oder acht Stunden betragen. Vollzeit heißt bei uns, 172 Stunden pro Monat im Dienst zu sein. Das schließt Nacht- und Wochenenddienste sowie Feiertagsarbeit mit ein. Natürlich können Überstunden noch obendrauf kommen. Allerdings dürfen 220 Monatsstunden nicht mehr überschritten werden.

Das kenne ich beileibe noch anders, dann klingelt nachts um drei Uhr das Telefon und holt dich aus dem Schlaf. Du drehst dich noch einmal um, ignorierst das Klingeln. Es dauert gar nicht lange und es bimmelt erneut. Die Arbeit ruft, du gehst ran. Am anderen Ende der Leitung wird vorwurfsvoll gefragt, warum man denn nicht sofort den Hörer abgenommen hat?! Der Kollege für die Tagesschicht hat sich krank gemeldet, niemand ist erreichbar gewesen, also los zum Dienst. Aber schnell, wenn es geht, der Kollege möchte nach 12 Stunden endlich ins Bett. Auf diese Art konnten schnell bis zu 300 Stunden monatlich zusammenkommen. - Solche Situationen gab es und so würde es mich nicht wundern, wenn es sie heute noch gibt, wenn auch in abgeschwächter Form.

Eigentlich wird, und das dürfte nicht nur ich immer wieder so erlebt haben, ständige Erreichbarkeit nicht nur von uns erwartet, sondern vielmehr gefordert. Die Dienstpläne sind oftmals das Papier nicht wert, auf dem sie geschrieben wurden. Fast immer bedeutet das Mehrarbeit.

Nach meinen Erfahrungen bemühen sich die Geschäftsleitungen durchaus, zu der Mehrarbeit einen Ausgleich zu schaffen, aber das gelingt aufgrund des großen Arbeitskräftemangels eher selten. Wir Älteren, so ab 50 aufwärts, nehmen das eher hin als die Jüngeren und freuen uns, mit , Stand 2023, etwa 13,50 € brutto pro Stunde etwas über dem gesetzlichen Mindestlohn zu liegen.

Jüngere akzeptieren das weniger, haben oftmals ein zu hohes Anspruchs- und Besitzstandsdenken und jammern ständig, zu wenig Geld zu verdienen.

Ein jüngerer Kollege von mir hat kürzlich die Prüfung zur Geprüften Schutz- und Sicherheitskraft bestanden, wobei der Lohnunterschied zwischen ihm und uns Sicherheitskräften nicht allzu hoch ist. Hinzu kommt, dass weite Teile der Kundschaft allein aus Kostengründen derartige Fachkräfte überhaupt nicht erst nachfragt. Jobs für Hochqualifizierte sind, soweit es mir bekannt ist, in der Wach- und Sicherheitsindustrie dünn gesät. Das ist vor allem für uns Frauen ein sehr großer Nachteil.

Die meisten bleiben, was sie sind: so genannte Sicherheitsfachkräfte mit dem Nachweis, dass sie die bereits besagte Sachkunde gemäß Gewerbeordnung 34a in der Tasche haben. Am untersten Ende stehen die Kollegen und Kolleginnen, die einen nur einwöchigen Unterrichtungskurs absolvierten.