Profiling Murder – Fall 12 - Dania Dicken - E-Book

Profiling Murder – Fall 12 E-Book

Dania Dicken

0,0
2,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Folge 12: Einem jungen Mann wurde bei lebendigem Leib das Herz aus der Brust geschnitten. Ziemlich schnell finden Laurie und Jake Hinweise, die auf eine Sekte hindeuten. Jake beschließt, undercover in der Gemeinschaft zu ermitteln. Doch damit bringt er nicht nur sich, sondern auch Laurie in tödliche Gefahr ...

Laurie Walsh war eine erfolgreiche Polizistin. Bis sie aus Notwehr schießen musste - und ein Mensch starb. Die Bilder verfolgen sie selbst Jahre später noch jede Nacht. Doch dann meldet sich ihr ehemaliger Partner Jake und bittet sie um Hilfe bei einem Fall. Und Laurie wird klar, wie sehr ihr Herz noch an der Polizeiarbeit hängt. Sie kehrt an Jakes Seite in ihren Job zurück und ermittelt fortan in besonders harten Fällen, die selbst die Ermittler tief erschüttern. Und gerät dabei nicht selten selbst ins Visier der Täter ...

eBooks von beTHRILLED - mörderisch gute Unterhaltung.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 147

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhalt

CoverPROFILING MURDER – Die SerieÜber diese FolgeÜber die AutorinTitelImpressumSamstag, 17. SeptemberMontag, 19. SeptemberDienstag, 20. SeptemberMittwoch, 21. September Donnerstag, 22. September Freitag, 23. SeptemberEpilog - Montag, 7. Dezember

PROFILING MURDER – Die Serie

Laurie Walsh war eine erfolgreiche Polizistin. Bis sie aus Notwehr schießen musste – und ein Mensch starb. Die Bilder verfolgen sie selbst Jahre später noch jede Nacht. Doch dann meldet sich ihr ehemaliger Partner Jake und bittet sie um Hilfe bei einem Fall. Und Laurie wird klar, wie sehr ihr Herz noch an der Polizeiarbeit hängt. Sie kehrt an Jakes Seite in ihren Job zurück und ermittelt fortan in besonders harten Fällen, die selbst die Ermittler tief erschüttern. Und gerät dabei nicht selten selbst ins Visier der Täter …

Über diese Folge

Einem jungen Mann wurde bei lebendigem Leib das Herz aus der Brust geschnitten. Ziemlich schnell finden Laurie und Jake Hinweise, die auf eine Sekte hindeuten. Jake beschließt, undercover in der Gemeinschaft zu ermitteln. Doch damit bringt er nicht nur sich, sondern auch Laurie in tödliche Gefahr …

Über die Autorin

Dania Dicken, Jahrgang 1985, schrieb ihr erstes Buch als Zehnjährige – per Hand und mit dem guten Gefühl, eine Berufung gefunden zu haben, die bleiben würde. Während ihres Studiums verfasste sie dann zunächst Fantasyromane, die sie im Selbstverlag veröffentlichte. Nach einigen Semestern beschloss sie, ihr Soziologiestudium an der Universität Duisburg gegen einen interdisziplinären Psychologie- und Informatik-Studiengang zu tauschen, was sich schnell als richtige Entscheidung erwies. Mit den Grundlagen aus dem Psychologiestudium setzte sie ein lang gehegtes Vorhaben in die Tat um und schreibt seitdem spannende Profiler-Thriller. Die Autorin lebt mit ihrem Mann und ihrer kleinen Tochter in Krefeld und widmet sich hauptberuflich dem Verfassen spannender Bücher.

Dania Dicken

Fall 12Böses Blut

beTHRILLED

 

Originalausgabe

 

»be« - Das eBook-Imprint der Bastei Lübbe AG

 

Copyright © 2020 by Bastei Lübbe AG, Köln

 

Lektorat/Projektmanagement: Anna-Lena Meyhöfer

Covergestaltung: Thomas Krämer unter Verwendung von Motiven von © Shutterstock.com

eBook-Erstellung: Dörlemann Satz, Lemförde

 

ISBN 978-3-7325-8935-7

 

www.be-ebooks.de

www.lesejury.de

Samstag, 17. September

Als Russell wieder erwachte, hatte er entsetzliche Kopfschmerzen. Er hatte keine Ahnung warum, und er wusste auch nicht gleich, wo er war. Es dauerte einen Moment, bis er so weit zu sich gekommen war, dass er sich umschauen konnte.

Das war doch der Keller. Das musste er sein. Er sah die Pentagramme an den Wänden und das umgekehrte Kreuz, das vorn über dem Altar hing.

Es dauerte einen Moment, bis er merkte, dass er sein T-Shirt nicht mehr trug – und dass er an den Tisch gefesselt war, auf dem er lag.

Er wusste sofort, was das werden sollte. Der Raum war in Kerzenlicht getaucht, und erst jetzt begriff er, welchen Ursprung das monotone Summen hatte, das er hörte. Das waren menschliche Stimmen.

Er drehte den Kopf weiter und erkannte die anderen. Sie trugen Kapuzen, die ihre Gesichter im Schatten verbargen. Panisch hob er den Kopf und blickte an sich herab. Die Hose trug er noch, an seinen Füßen konnte er Stricke sehen. Auch seine Handgelenke waren mit Seilen umwickelt. Russell begann, heftig zu zappeln, woraufhin eine Gestalt vortrat.

»Du weißt doch, dass du keine Angst haben musst. Du bist der Auserwählte, der würdig genug ist, Satan den Weg in unsere Welt zu ebnen. Du hast genug Lebenskraft, um Satan hier willkommen zu heißen, du verfügst auch über die nötige charakterliche Vollkommenheit. Du wirst der Menschheit einen Dienst erweisen.«

Verdammt, er meinte das wirklich ernst. Die Blicke der beiden trafen sich, und Russell schüttelte heftig den Kopf.

»Nein, das ist Wahnsinn. Tu das nicht, ich bitte dich! Warum ich? War nicht immer die Rede davon, dass dieses Opfer freiwillig geschehen muss?«

»Willst du dich denn Satan nicht freiwillig opfern?«

»Nein!«, schrie Russell. »Nein, das will ich nicht! Jetzt hört auf mit dem Mist, das ist nicht mehr lustig … Macht mich los, bitte. Ich will das nicht. Lasst mich einfach gehen!«

»Aber das geht jetzt nicht mehr. Du bist schon entsprechend geweiht. Heute Nacht ist der perfekte Zeitpunkt für Satans Übertritt in unsere Welt.«

Als Russell das Messer in der Hand einer weiteren Gestalt aufblitzen sah, riss er die Augen auf und schrie. Er brüllte, fluchte und zappelte heftig, sodass sich die Stricke um seine Hand- und Fußgelenke enger zogen. Doch er hatte kaum Bewegungsspielraum. Er konnte nichts tun. Gar nichts.

Das war kein Spiel. Das begriff er, als die Gestalt mit der Kapuze sich über ihn beugte und ihn plötzlich ein Schmerz durchfuhr, wie er ihn noch nie zuvor im Leben gespürt hatte. Russell brüllte schmerzverzerrt und spürte, wie das Blut über seine Haut quoll. Dann ging der Schnitt tiefer. Für einen Moment glaubte er, ohnmächtig werden zu müssen. Er betete fast darum.

Überall war bloß noch Schmerz. Er wimmerte und hyperventilierte, dann ließ der Schmerz für einen kurzen Moment nach – und er spürte, wie sich etwas in seinem Körper bewegte.

»Nein … nein …« stammelte er, bevor ihn endlich die erlösende Ohnmacht umfing und ins schwarze Nichts zog.

Montag, 19. September

»Alles sieht sehr gut aus. Das Kind liegt schon in Schädellage, die Fruchtwassermenge ist ausreichend, und die Entwicklung ist zeitgerecht.« Dr. Winter nickte zufrieden und lächelte. Laurie lächelte kurz zurück, nutzte dann aber weiterhin die Gelegenheit, ihren Sohn noch einmal anzusehen. Zehn Wochen noch, dann würde sie ihn hoffentlich endlich in den Armen halten können.

Die Frauenärztin hatte auf dem Ultraschallgerät auf die 3D-Ansicht geschaltet, und Laurie bildete sich ein, tatsächlich schon Gesichtszüge ihres Kindes wiederzuerkennen. Seine Nase erinnerte sie an ihre eigene, aber die Lippen eher an Jakes, der mit einem völlig faszinierten Gesichtsausdruck neben der Liege saß und auf den Ultraschallmonitor blickte.

Schließlich nahm Dr. Winter den Schallkopf weg und beendete die Untersuchung. Mit Papiertüchern wischte Laurie das Gel ab und zog die Hose wieder über ihren Bauch. Allmählich war er wirklich nicht mehr zu übersehen. Während sie mit Anziehen beschäftigt war, spürte sie einige muntere Tritte ihres Babys und lächelte.

»Den Ultraschall mag er wirklich gar nicht«, richtete sie sich an Jake, der bloß grinste.

»Wir sehen uns dann in zwei Wochen wieder«, sagte Dr. Winter und verabschiedete sich von Laurie und Jake. Als sie die Praxis verließen, war Laurie froh, nicht Treppen steigen zu müssen. Das wurde allmählich wirklich anstrengend – es war immer noch ziemlich heiß in Phoenix, und im Rückblick war sie froh, dass die beschwerliche Zeit der Schwangerschaft nicht in den Hochsommer fiel, den sie ohne dicken Bauch schon höllisch fand.

Am Auto angekommen, setzte sie sich auf den Beifahrersitz und führte den Gurt vorsichtig unter ihrem Bauch entlang. Solche Handgriffe waren ihr inzwischen schon in Fleisch und Blut übergegangen – und inzwischen freute sie sich einfach nur unbändig auf ihr Baby, genau wie Jake.

»Findest du auch, dass er Ähnlichkeit mit uns hat?«, fragte Jake, nachdem er die Fahrertür geschlossen hatte.

»Ja, total … auch wenn Dr. Winter meinte, dass das nur eine Simulation ist, aber ganz ehrlich – es sah total echt aus.«

»Er hat deine Nase.«

Laurie lachte. »Ja, das hab ich vorhin auch gedacht.«

»Shawn würde zu ihm passen.«

Sofort verzog Laurie das Gesicht. »Du hörst aber auch nicht auf, oder?«

»Darauf bereitet einen ja auch niemand vor – wie schwierig es ist, sich auf einen Namen zu einigen.«

»Ich bin immer noch für Ryan.« Laurie musterte Jake forschend.

»Hm … Ja … auch schön.«

»Wir haben ja noch ein bisschen Zeit.«

»Zum Glück. Ich muss das erst mal auf mich wirken lassen.«

»Ja, mach mal. Schon unpraktisch, dass es kein Mädchen wird.«

Jake nickte und startete den Motor. Wäre ihr Kind ein Mädchen gewesen, hätte es längst einen Namen gehabt – Alicia. Aber für ihren Sohn konnten sie sich schon seit Wochen auf keinen Namen einigen. Laurie stresste das nicht so sehr wie Jake, der sich mit ihren Favoriten zwar anfreunden konnte, sie sich mit seinem absoluten Favoriten aber leider nicht besonders. In der Schule hatte es einen Shawn gegeben, den sie gehasst hatte, und egal, wie sehr Jake sie auch davon zu überzeugen versuchte, dass das lange her war und keine Rolle mehr spielte, war ihre Assoziation mit dem Namen keine gute.

Sie waren gerade auf den Freeway gefahren, als Jakes Handy klingelte. Es lag in der Mittelkonsole, und auf dem Display sah Laurie, dass es Captain Walters war.

Jake nahm das Gespräch an. »Guten Morgen, Captain. Wir sind gerade aus der Praxis raus und hoffentlich in einer Viertelstunde da.«

»Genau deshalb rufe ich an – kommen Sie nicht zum Department, ich habe einen Mordfall für Sie. Hört Walsh mit?«

»Ja, ich höre mit. Guten Morgen«, begrüßte Laurie ihre Vorgesetzte.

»Nehmen Sie den Fall noch an?«

Laurie tauschte einen kurzen Blick mit Jake. Sie hatten mit Walters besprochen, dass sie bis etwa sechs Wochen vor dem errechneten Geburtstermin normal arbeiten und anschließend nur noch am Schreibtisch sitzen würde. Bloß war fraglich, ob sie bis dahin einen Mordfall aufgeklärt hatten.

Schließlich nickte Laurie und sagte: »Ja, das machen wir, das passt schon.«

»Ich würde ja nicht fragen, aber …«

Jake hatte da schon eine Ahnung. »Lassen Sie mich raten, es ist blutig und unschön.«

»Ja, so könnte man sagen. Ich musste gleich an Sie denken, weil dem Toten das Herz fehlt – genau wie im Fall der Einwanderer letztes Jahr.«

»Verstehe«, sagte Jake. »Wo müssen wir hin?«

»Dorthin, wo die 19th Avenue den Salt River überquert. Arbeiter haben unweit des Tagebaus eine Leiche in der Böschung am Straßenrand entdeckt. Ein junger Mann, höchstens Mitte zwanzig, mit einem klaffenden Loch in der Brust. Walsh, Sie dürfen das immer noch ablehnen, wenn Sie wollen.«

»Ach was, nein. Ich bin bloß schwanger, nicht dienstunfähig.«

Walters lachte. »So kenne ich Sie. Nun denn – wir sehen uns später im Department. Viel Erfolg.«

»Danke«, sagte Jake und legte auf. »Und du bist sicher, dass du das machen willst?«

»Klar bin ich sicher. Nur weil ich ein Baby bekomme, heißt das doch nicht, dass ich keine Mordfälle mehr bearbeiten kann. Und ja, auch die blutigen. Du hast Walters doch gehört, alle schielen wieder zu uns.«

»Das ist ja auch nicht überraschend, wir hatten ja schließlich schon mal ähnliche Fälle.«

»Eben. Fahren wir hin.«

Jake diskutierte nicht weiter mit ihr darüber, wofür Laurie dankbar war. Es würde schon alles irgendwie werden. Laurie würde die vollen drei Monate unbezahlten Familienurlaub nehmen, die ihr in Arizona zustanden, und sie hatten außerdem noch ihren ganzen Jahresurlaub gespart, um den ebenfalls für die Zeit um die Geburt zur Verfügung zu haben. Jake wollte sich vier Wochen nach der Geburt freinehmen und weitere acht, wenn Laurie wieder zur Arbeit ging. So hatten sie die ersten Lebensmonate ihres Sohnes schon abgedeckt und würden nicht ganz ohne Einkommen dastehen. Gespart hatten sie auch schon etwas – und außerdem hatten sie Sam in der Hinterhand, die immer noch zu ihrem Angebot stand, sich um ihren Neffen zu kümmern, wenn sie Hilfe brauchten.

Lauries Schwester hatte sich an der University of Phoenix für Psychologie eingeschrieben und Anfang des Monats ihr Studium begonnen – momentan als Präsenzstudium am Campus, aber sie hatte die Chance, ihre Kurse auch online weiterzuführen, falls es notwendig wurde. Anfangs hatte Jake sich dagegen gesträubt, ihre Hilfe anzunehmen, bis er verstanden hatte, worum es ihr dabei ging und dass es ihr etwas bedeutete, das tun zu können. Laurie hingegen war froh und dankbar, dass immer jemand für den Kleinen da sein würde. Sie hatte es nie so verstanden, dass Sam sich in den Vordergrund drängen und als Ersatzmutter für ihren Neffen sehen wollte. Sie wollte einfach nur helfen und genießen können, dass es bald ein neues Familienmitglied geben würde. Ein Kind, um das sie sich kümmern wollte.

Jake änderte sofort die Route. Sie fuhren an Downtown vorbei und richteten sich nach Süden, dann folgten sie der Interstate 17, bis sie fast am Ziel waren. Die Gegend um den Salt River kannten sie bereits, entlang des fast völlig ausgetrockneten Flussbetts hatten sich viele Industriebetriebe angesiedelt, und nachts waren viele Gebiete ziemlich ausgestorben. Da konnte man prima eine Leiche loswerden, wenn man eine im Keller hatte.

Schließlich hatten sie das Ziel erreicht – schon von weitem sahen sie einen Streifenwagen, das Fahrzeug des Coroners und die Spurensicherung. Die Kollegen standen am Straßenrand, die uniformierten Officers sorgten dafür, dass die Autofahrer weiterfuhren und sich keine Schaulustigen einfanden. Laurie und Jake zeigten ihre Dienstmarken, und Jake hielt seiner Freundin das Flatterband hoch, damit sie sich nicht allzu sehr bücken musste.

»Detectives«, wurden sie von Coroner Hartwick begrüßt. Er zog die Augenbrauen hoch, als er Laurie sah, und nickte.

»Wie lang noch?«

»Zehn Wochen.«

Nun stahl sich ein Lächeln auf sein Gesicht. »Ich wünsche Ihnen viel Freude. Ich kann mir ein Leben ohne meine zwei Jungs nicht mehr vorstellen.«

»Ich bin gespannt. Es wird auch ein Junge.«

»Meinen Glückwunsch. Und was machen Sie dann noch hier?«

»Meinen Job«, erwiderte Laurie und lachte.

»Okay, kommen Sie.« Hartwick schlug sich durch die Böschung. Keine fünf Meter von der Straße entfernt lag ein Toter. Er trug nur noch Jeans und Sneakers, sein Oberkörper war auf den ersten Blick eine einzige blutige Masse. Erst beim Näherkommen sah Laurie, dass sich unter dem ganzen verschmierten, getrockneten Blut ein geöffneter Brustkorb verbarg.

»Was zum Teufel …«, entfuhr es Jake.

»Ja, jetzt wird es unschön. Also, wir haben hier einen noch nicht identifizierten jungen Mann, schätzungsweise Mitte zwanzig, dem das Herz fehlt. Nach allem, was ich sagen kann, hat man ihm bei lebendigem Leib den Brustkorb aufgesägt und ziemlich dilettantisch versucht, das Herz unter den Rippen hervorzuholen. So wie ich das hier sehe, wurde er zunächst aufgeschnitten, und der Täter hat versucht, hier von unten ans Herz heranzukommen.« Hartwick zeigte ihnen, was er meinte. Das Herz war mit Mühe zu erreichen, wenn man an den unteren Rippenbögen vorbei unter das Brustbein griff.

»Das hat nicht auf Anhieb funktioniert, also hat der Täter es dann vorgezogen, ihm das Brustbein aufzusägen und die Rippen zu spreizen. Das ist aber auch nicht sonderlich einfach, also hat er das wieder gelassen und ist zur ursprünglichen Taktik zurückgekehrt. Er hat dann das Herz herausgeschnitten und dem Mann aus der Brust gerissen.«

»Und der Mann hat die ganze Zeit noch gelebt?«, fragte Jake ungläubig.

»Ziemlich lange, ja. Die Toxikologie wird zeigen, ob und womit er vielleicht betäubt war – an seinen Hand- und Fußgelenken sind jedenfalls Fesselmale erkennbar. Ich tippe sehr darauf, dass das Entfernen des Herzens todesursächlich war, denn eine andere Ursache ist hier für mich nicht ersichtlich.«

»Na wunderbar«, sagte Jake, während Laurie das Gesicht verzog.

»Seit wann ist er tot?«, fragte sie.

»Die Totenstarre hat sich schon wieder fast vollständig gelöst, und ausgehend von der Besiedelung mit Insekten würde ich sagen, er ist in der Nacht auf Sonntag gestorben. Ähnlich lang liegt er hier auch schon. Der Gerichtsmediziner wird Ihnen Genaueres dazu sagen.«

»Sonst noch etwas Interessantes?«

»Auf Anhieb nicht. Offensichtlich war das hier nicht der Tatort, es gibt kaum Blut-, aber dafür einige Schleifspuren. Die Kollegen haben auch schon Abdrücke von Reifenspuren auf der anderen Seite der Böschung genommen. Wir schicken Ihnen gleich Fotos von dem Mann, damit Sie ihn identifizieren können. Um Fingerabdrücke kümmern sich die Kollegen in der Gerichtsmedizin.«

Laurie nickte verstehend und trat noch einmal näher heran, um in das Gesicht des Opfers zu blicken.

»Seine Augen sind geschlossen«, sagte sie.

»Ja, vermutlich hat der Täter sie ihm geschlossen. Wo auch immer das Opfer getötet wurde – es wurde mit einem Auto hergebracht, und das muss eine ziemliche Schweinerei gewesen sein. Hier im Staub haben wir einige Blutspuren gefunden. Die Gegend hier eignet sich bestens, um eine Leiche loszuwerden, Zeugen gibt es bislang keine. Nur die Arbeiter, die hier unterwegs waren und den Toten dann zufällig entdeckt haben.«

Laurie nickte gespannt und schaute sich die ganze Umgebung an. Von der Straße aus war der Tote tatsächlich kaum zu sehen, aber vom Steinbruch aus sah man ihn gut. Das war ihr Glück, denn so hatte man ihn wenigstens schnell gefunden.

Sie bedankten sich beim Coroner und beschlossen, mit den Arbeitern zu sprechen, die ihnen aber auch nicht viel sagen konnten. Sie hatten den Toten entdeckt, der dort am Vortag sicher noch nicht gelegen hatte – das war alles.

»Nun denn«, sagte Jake schließlich. »Dann sollten wir mal zum Department fahren und sehen, ob wir eine passende Vermisstenmeldung haben, was?«

»Guter Plan. Ich frage mich ja, wer so etwas tut.«

»Ja, ich mich auch …«

»Es fühlt sich nicht so an wie die Sache mit den Einwanderern letztes Jahr. Die hat man regelrecht ausgeschlachtet. Hier ging es aber nur ums Herz. Das ist irgendwie … ich weiß nicht. Das ist sehr symbolisch.«

Jake nickte zustimmend. »Das ist auch mein Gefühl. Trotzdem überrascht es mich nicht, dass das jetzt bei uns gelandet ist. Irgendwie ist das schon ein ziemlich typischer Fall für uns.«

Laurie grinste. »Dann sehen wir mal zu, dass es bei unserer guten Aufklärungsquote bleibt.«

Jake ging voraus zum Auto. Die Arbeit hatte gerade erst begonnen.

Nachdem Laurie ihren Computer hochgefahren hatte, öffnete sie gleich die Vermisstendatenbank und machte sich auf die Suche. Ein junger Mann, weiß, dunkelhaarig, groß und mit muskulöser Statur. Weitere Merkmale hatte sie noch nicht, und sie schränkte es auf Vermisstenanzeigen aus der letzten Woche ein. Jake war noch bei Captain Walters, um ihr etwas zum Stand der Dinge zu sagen. Laurie rechnete überhaupt nicht damit, als die Datenbank plötzlich einen Treffer ausspuckte. Russell Griffin, 24, war am Vortag vermisst gemeldet worden. Schon das Foto kam Laurie bekannt vor, und sobald sie sich die näheren Angaben zu ihm durchlas, war sie sich sicher, dass sie ihn schon gefunden hatte.