Profiling Murder – Fall 6 - Dania Dicken - E-Book

Profiling Murder – Fall 6 E-Book

Dania Dicken

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Beschreibung

Folge 6: Die Leiche einer jungen Frau wird brutal zerstückelt aufgefunden. Das Brisante: Sie hätte bei einem wichtigen Kartell-Prozess in der Jury sitzen sollen. Steckt das Kartell dahinter, weil sie das Urteil in eine unerwünschte Richtung hätte lenken können? Laurie und Jake ermitteln in dem Mordfall. Schnell stellt sich heraus, dass die Tote und der zuständige Staatsanwalt Haimsworth sich von früher kannten - und dass die beiden ein dunkles Geheimnis verbindet, das den Staatsanwalt nicht nur seine Karriere, sondern auch seine Freiheit kosten könnte.

Laurie Walsh war eine erfolgreiche Polizistin. Bis sie aus Notwehr schießen musste - und ein Mensch starb. Die Bilder verfolgen sie jede Nacht - selbst jetzt, mehr als ein Jahr später. Doch dann meldet sich ihr ehemaliger Partner Jake und bittet sie um Hilfe bei einem Fall. Und Laurie wird klar, wie sehr ihr Herz noch an der Polizeiarbeit hängt. Immer wieder hilft sie Jake fortan bei harten Fällen, die die Ermittler tief erschüttern. Und gerät dabei nicht selten selbst ins Visier der Täter ...

eBooks von beTHRILLED - mörderisch gute Unterhaltung.

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Inhalt

CoverInhaltPROFILING MURDER – Die SerieÜber diese FolgeÜber die AutorinTitelImpressumMontag, 3. Dezember Dienstag, 4. DezemberMittwoch, 5. DezemberDonnerstag, 6. DezemberFreitag, 7. DezemberMontag, 3. Dezember Freitag, 7. Dezember Samstag, 8. DezemberDienstag, 18. Dezember

PROFILING MURDER – Die Serie

Laurie Walsh war eine erfolgreiche Polizistin. Bis sie aus Notwehr schießen musste – und ein Mensch starb. Die Bilder verfolgen sie jede Nacht – selbst jetzt, mehr als ein Jahr später. Doch dann meldet sich ihr ehemaliger Partner Jake und bittet sie um Hilfe bei einem Fall. Und Laurie wird klar, wie sehr ihr Herz noch an der Polizeiarbeit hängt. Immer wieder hilft sie Jake fortan bei harten Fällen, die die Ermittler tief erschüttern. Und gerät dabei nicht selten selbst ins Visier der Täter …

Über diese Folge

Die Leiche einer jungen Frau wird brutal zerstückelt aufgefunden. Das Brisante: Sie hätte bei einem wichtigen Kartell-Prozess in der Jury sitzen sollen. Steckt das Kartell dahinter, weil sie das Urteil in eine unerwünschte Richtung hätte lenken können? Laurie und Jake ermitteln in dem Mordfall. Schnell stellt sich heraus, dass die Tote und der zuständige Staatsanwalt Haimsworth sich von früher kannten – und dass die beiden ein dunkles Geheimnis verbindet, das den Staatsanwalt nicht nur seine Karriere, sondern auch seine Freiheit kosten könnte.

Über die Autorin

Dania Dicken, Jahrgang 1985, schrieb ihr erstes Buch als Zehnjährige – per Hand und mit dem guten Gefühl, eine Berufung gefunden zu haben, die bleiben würde. Während ihres Studiums verfasste sie dann zunächst Fantasyromane, die sie im Selbstverlag veröffentlichte. Nach einigen Semestern beschloss sie, ihr Soziologiestudium an der Universität Duisburg gegen einen interdisziplinären Psychologie- und Informatik-Studiengang zu tauschen, was sich schnell als richtige Entscheidung erwies. Mit den Grundlagen aus dem Psychologiestudium setzte sie ein lang gehegtes Vorhaben in die Tat um und schreibt seitdem spannende Profiler-Thriller. Die Autorin lebt mit ihrem Mann und ihrer kleinen Tochter in Krefeld und widmet sich hauptberuflich dem Verfassen spannender Bücher.

Dania Dicken

Fall 6Tödliche Intrige

beTHRILLED

 

Originalausgabe

 

»be« - Das eBook-Imprint der Bastei Lübbe AG

 

Copyright © 2019 by Bastei Lübbe AG, Köln

 

Lektorat/Projektmanagement: Anna-Lena Meyhöfer

Covergestaltung: Thomas Krämer unter Verwendung von Motiven © Shutterstock: Mega Pixel | Daniel Tadevosyan; © Lauren Bates/Getty Images

eBook-Erstellung: Dörlemann Satz, Lemförde

 

ISBN 978-3-7325-5395-2

 

www.be-ebooks.de

www.lesejury.de

Montag, 3. Dezember

Zaghaft klopfte Laurie an die Tür des Richterbüros und betrat das Vorzimmer. Der Schreibtisch von Richter Abbotts Sekretärin war unbesetzt, die Tür dahinter stand offen. Während sie noch überlegte, was sie tun sollte, vernahm sie aus dem Nebenraum die markante Stimme des Richters.

»Und aus welchem Grund wollen Sie von Ihrer Bürgerpflicht entbunden werden, ein Jurymitglied zu werden?«

Die Antwort ließ einen Moment auf sich warten. Laurie überlegte, wieder auf den Flur zurückzukehren, aber da alle Türen offen standen, gab sie ihrer Neugier nach.

»Ich fürchte, das kann ich Ihnen nicht sagen«, erwiderte eine Frauenstimme. Sie zitterte und klang unsicher, fast ein wenig ängstlich.

Abbott seufzte tief. »Sie müssen mir schon ein wenig helfen. Dass Sie überhaupt so hier reinschneien und mir in Abwesenheit von Staatsanwaltschaft und Verteidigung dieses Anliegen vortragen, ist höchst unorthodox. Ich kann Sie nicht einfach so aus der Jury entlassen, ohne Rücksprache mit den Kollegen zu halten. Es tut mir leid, ich fürchte, ich kann Ihrer Bitte nicht entsprechen. Außerdem müssen Sie uns schon sagen, warum Sie der Meinung sind, keine Geschworene sein zu können.«

»Okay, tut mir leid … Ich wollte doch nur … Ach, vergessen Sie’s.«

Keine zwei Sekunden später stürmte eine aufgelöst wirkende junge Frau aus Abbotts Büro. Sie war hübsch, hatte blonde Haare mit einem rosa Schimmer, eine zierliche Figur und stapfte mit gesenktem Kopf an ihr vorbei. Für einen kurzen Moment blickte Laurie ihr hinterher, bevor sie die Schultern straffte und weiter zu Abbotts Bürotür ging.

Sie klopfte an den Rahmen und steckte vorsichtig den Kopf durch die Tür.

»Guten Tag, Detective. Was kann ich für Sie tun?«

Laurie hielt den Hefter hoch. »Ich habe hier die Fallakte, um die Sie gebeten haben.«

»Fantastisch, vielen Dank. Ist Margaret nicht da?«

»Nein, im Vorzimmer ist niemand«, erwiderte Laurie, während sie mit dem Hefter zu Abbotts Schreibtisch ging und ihm die Akte überreichte.

»Haben Sie das Gespräch gerade gehört?«

Weil Laurie keinen Grund sah zu lügen, nickte sie. »Die Türen standen ja offen.«

»Zum Glück haben nur Sie das gehört. Das gerade war eine junge Frau, die in die Jury im Fall Marquez berufen wurde.«

»Verstehe. Bei mir ist das gut aufgehoben«, versicherte Laurie. Zwar hatte sie dem Richter gerade die Akte für einen anderen Fall gebracht, aber auch in den Fall Enrique Marquez war sie involviert.

»Ich weiß.« Abbott lächelte wohlwollend. »Danke, dass Sie mir die Akte so schnell gebracht haben.«

»Gern.« Freundlich nickte Laurie ihm zu und verabschiedete sich, bevor sie sich zum Gehen wandte. Eine Geschworene im Fall Marquez also … An diesem Fall hatten sie und Jake mitgearbeitet, nachdem Walters ihre Suspendierungen zurückgenommen hatte. Enrique Marquez war ein echter Unruhestifter in der Unterwelt von Phoenix. Festgenommen hatten die Kollegen ihn schon, bevor Laurie und Jake überhaupt nach Phoenix gezogen waren, aber es hatte bis zum Prozessauftakt immer noch genug zu tun gegeben.

Marquez war Mexikaner und unterhielt mehrere zwielichtige Nachtclubs in Phoenix. In den Hinterzimmern fand alles Verbotene statt, was man sich nur denken konnte: illegales Glücksspiel, Geldwäsche, Drogengeschäfte, Menschenhandel Zuhälterei – und das war längst noch nicht alles. Was Laurie über ihn wusste, erinnerte sie sehr an Raymond Newell, wegen dem es überhaupt zu Jakes und ihrer Suspendierung gekommen war. Auch Marquez war nun wegen schwerer Körperverletzung, Zuhälterei, seiner Hinterzimmergeschäfte und sogar wegen Mordes angeklagt, weshalb Laurie und Jake als Kollegen von der Mordkommission die Sondereinheit verstärken sollten. Es war ihnen gelungen, Hinweise auf eine in der Wüste verscharrte Leiche zu bekommen, die nachweislich mit Marquez’ Waffe erschossen worden war. Das untermauerte den bunten Strauß an Vorwürfen gegen Marquez natürlich massiv. Walters war selig gewesen, weil Laurie und Jake etwas gelungen war, woran andere Kollegen vor ihnen sich die Zähne ausgebissen hatten. Aber diesen Bonus hatten die beiden auch dringend gebraucht. Endlich brachten ihre Hartnäckigkeit und ihre kompromisslosen Ermittlungsmethoden aus Baltimore sie auch in Phoenix weiter.

Dass nun eine Geschworene ausgerechnet im Fall Marquez nicht zum Prozess antreten wollte, gefiel Laurie nicht. Das roch doch förmlich danach, dass man sie unter Druck setzte. Sie hatte dem Richter ja nicht einmal den Grund nennen wollen – und dass sie nur mit Abbott allein hatte sprechen wollen, war ebenfalls auffällig.

Aber das war nicht Lauries Problem. Sie hatte andere Dinge im Kopf, schließlich musste sie sich noch auf den Prozess vorbereiten, der im Januar starten sollte.

Zudem würde sie noch vor Weihnachten selbst als Zeugin vor Gericht erscheinen und gegen Patrick Keener aussagen müssen. Darauf hätte sie zwar gut verzichten können, aber sie versuchte immer wieder, sich davon zu überzeugen, dass ihre Aussage wichtig war und dafür sorgen konnte, dass er für immer im Gefängnis verschwand.

Außerdem hatte sie noch den Fall auf dem Tisch, von dem sie Abbott gerade die Akte gebracht hatte. Es ging um einen versuchten Mord. Ein Gangmitglied hatte einen Anhänger des verfeindeten Lagers niedergeschossen und fast getötet.

Über Langeweile konnte sie sich also nicht beschweren. Inzwischen hatte sie auch das Gefühl, in Phoenix angekommen zu sein. Nach ihrem turbulenten Start in der Wüstenmetropole waren sie und Jake endlich ein wenig zur Ruhe gekommen und hatten in ihren Alltag gefunden.

»Da bist du ja wieder«, sagte Jake, als Laurie vor seinem Schreibtisch stehenblieb.

Sie nickte und blickte auf die Uhr. »Bist du fertig?«

»Ja, wir können gern nach Hause fahren.«

»Klingt super.« Laurie fuhr den Rechner herunter und machte sich mit Jake auf den Weg zum Auto. Sie fuhren zusammen mit seinem zur Arbeit, weil Samantha mit Lauries Wagen zur Schule fuhr.

Auf dem Weg aus dem Stadtzentrum heraus vermieden sie es, die verstopfte Interstate 10 zu nehmen und fuhren über die McDowell Road ins südliche Scottsdale. Vor einem Monat waren sie umgezogen und Laurie freute sich jeden Tag darauf, nach Hause zu kommen. Sie hatten ein hübsches kleines Haus in einer ruhigen Wohngegend gefunden, in der hauptsächlich Familien lebten. Der botanische Garten lag gar nicht weit entfernt und für Laurie fühlte es sich an, als würde sie nahe einer Oase wohnen. Im Augenblick lebte Sam noch bei ihnen, was aber kein Problem darstellte. Das Haus war groß genug und Sam hatte ein geräumiges Zimmer, sogar mit einem eigenen kleinen Fernseher. Davon abgesehen war sie abends ohnehin häufig mit Aufgaben für die Schule beschäftigt, ging zu ihrer Therapeutin oder jobben, sodass Laurie und Jake wieder mehr Zeit zu zweit genießen konnten.

Lauries Auto stand bereits in der Einfahrt, als sie eintrafen. Jake parkte dahinter und sie gingen gemeinsam ins Haus. Anders als sonst schallte keine Musik aus Sams Zimmer, sondern der Fernseher lief – im Wohnzimmer. Laurie zog ihre Schuhe aus und ging zu ihrer Schwester.

Sie begrüßten sich und Laurie verschwand erst einmal, um sich umzuziehen und ein wenig frisch zu machen. Immerhin waren die Temperaturen inzwischen auszuhalten. Tagsüber kletterten sie auch im Dezember noch über zwanzig Grad, aber wenn sie morgens das Haus verließen, war es ganz schön frisch. Nach dem heißen Sommer tat das gut. Wenigstens hatte sie nicht mehr pausenlos das Gefühl, ihr Körper klebe vor Schweiß.

Als sie aus dem Bad kam, fand sie Jake vor dem Kühlschrank auf der Suche nach etwas Essbarem. Schließlich hatte er Sandwiches für alle gemacht und begleitete Laurie zu Samantha, die gleich den Fernseher ausschaltete.

»Ich wollte etwas mit euch besprechen«, begann Sam, als die anderen sich gesetzt hatten. »Mir wurde heute ein interessantes Angebot gemacht. Ich habe euch doch von Suzanne erzählt?«

Laurie nickte. Suzanne war eine junge Frau, die mit siebzehn schwer an Leukämie erkrankt war und deshalb die Schule abbrechen musste. Inzwischen war sie zweiundzwanzig und galt als geheilt, deshalb holte sie ihren Schulabschluss jetzt nach.

»Ihre Schwester Christine arbeitet beim Fernsehen, bei KPNX. Sie hat ihr mal von mir erzählt und der Sender ist interessiert an meiner Geschichte. Heute Mittag war Christine bei uns in der Schule und hat mir alles erklärt. Sie würde gern eine Dokumentation mit Interviews über meinen Fall machen. Außerdem haben sie Interesse an den Filmrechten und sie kennen auch jemanden bei einem großen Buchverlag, der wohl an den Buchrechten interessiert ist.«

Laurie fühlte sich völlig überfahren. Sie war froh gewesen, dass Sams Rückkehr weitgehend unbemerkt von den Medien über die Bühne gegangen war – weil sie nicht wusste, wie Sam darauf reagiert hätte.

»Würdest du das wollen?«, fragte sie.

»Ich habe darüber vorhin schon eine ganze Weile nachgedacht und finde es schon ziemlich spannend.«

»Wie viel bieten sie dir?«, wollte Jake wissen.

»Alles in allem 150.000 Dollar.«

Vollkommen überrascht zog Laurie die Augenbrauen hoch. »Oh. Das ist nicht schlecht.«

»Nein, eben … Christine ist in Ordnung, ich fand sie nett. Tatsächlich könnte ich mir vorstellen, das zu machen. Das Geld können wir gut brauchen. So viel verdiene ich im Copyshop ja nicht.«

Seit ihrem Umzug arbeitete Sam viermal wöchentlich in einem kleinen Copyshop und übernahm die Abend- und Wochenendschichten. Laurie hatte ihr immer wieder gesagt, dass sie das nicht tun musste, aber sie wollte unbedingt. Abends, wenn nicht viel Betrieb herrschte, nutzte sie die Zeit auch für Hausaufgaben und zum Lernen, das war für ihren Chef okay. Es ging ihr auch mehr darum, am Leben teilzunehmen, als große Reichtümer zu verdienen. Laurie konnte auch verstehen, dass Sam ihr nicht auf der Tasche liegen wollte. Das fühlte sich sicher nicht gut an.

»Du musst das nicht tun, wenn dir das nicht recht ist«, sagte Laurie. »Überleg mal, was das bedeutet. Du hast keine schöne Geschichte zu erzählen.«

»Nein, aber ich stehe dazu. Denkst du, ich schweige aus Scham darüber, dass er mich vergewaltigt und wie seine Sklavin gehalten hat? Bestimmt nicht, denn nichts davon ist meine Schuld. Soll doch alle Welt wissen, was für ein krankes Schwein David Lester ist. Das macht mir nichts aus. Außerdem will ich zeigen, dass man an so etwas nicht zerbrechen muss. Im Gegenteil, ich starte doch jetzt erst richtig durch. Ich finde, Totschweigen ist hier der falsche Weg.«

»Trotzdem können wir nicht absehen, welche Folgen das haben könnte«, wandte auch Jake ein. »Wenn du damit an die Öffentlichkeit gehst, kannst du das nicht zurücknehmen. Im Moment entscheidest du noch selbst darüber, wem du davon erzählst und wem nicht.«

»Wollt ihr mir das ausreden?«, fragte Sam verständnislos.

Laurie schüttelte den Kopf. »Nein, überhaupt nicht. Ich will nur sicher gehen, dass du dir das gut überlegt hast. Tu es nicht nur des Geldes wegen.«

»Ich wäre doch nicht die erste, die das tut. Das ist okay für mich. Es ist nun mal ein Teil meines Lebens, ob ich das will oder nicht, und ich stehe dazu. Ich komme damit klar. Vielleicht kann ich damit sogar anderen helfen. Und ja, ich gebe zu, 150.000 Dollar sind verdammt verlockend. Ich könnte ausziehen und eine Weile davon leben, das würde so viel Druck wegnehmen. Und wäre es nicht auch wie eine Entschädigung?«

»Sicher. Würde mir jemand so viel Geld bieten, würde ich auch überlegen«, sagte Laurie.

»Ich wollte euch nur fragen, weil ihr meine Angehörigen seid. Man könnte euch darauf ansprechen. Es lässt euch nicht unberührt und wenn ihr nicht dahinter steht, mache ich es nicht.«

Jake schüttelte den Kopf. »Ich sage gar nichts dazu, das ist allein deine Entscheidung.«

»Wenn du das wirklich willst, ist es für mich okay. Ich werde alles tun, um dir zu helfen«, versprach Laurie und nahm Sam in den Arm.

Samantha löste sich von ihrer Schwester und lächelte erleichtert. »Super, ihr seid die Besten. Ich habe darum gebeten, dass einer von euch beim nächsten Treffen dabei sein kann, nur um sicherzugehen. Nicht, dass ich im Kleingedruckten etwas übersehe.«

»Ist doch selbstverständlich, Schwesterherz.«

»Bin mal gespannt, wie das wird. Das würde sich wirklich wie eine Entschädigung anfühlen, versteht ihr? Außerdem würde so jeder die Wahrheit erfahren. Die Hauptsache ist doch ohnehin, dass David nie wieder aus dem Gefängnis kommt. Dann sieht er mal, wie das ist, eingesperrt zu sein.« Sam zog die Schultern hoch und reckte die Nase trotzig in die Luft. Laurie konnte ihre Schwester gut verstehen und es freute sie auch, Sam so zu sehen. Da war ihre kämpferische Schwester wieder.

Dienstag, 4. Dezember

Laurie war stolz auf Sam. Ihre Schwester ging unbeirrt ihren Weg, das imponierte ihr sehr. Bald würde sie Geburtstag feiern – zum ersten Mal seit elf Jahren in Freiheit. Die Aussicht darauf, dass Sam sich nun vielleicht ihre eigene Wohnung suchte, gefiel Laurie gar nicht so sehr, wie man hätte meinen können. Dennoch würde sie alles tun, um Samantha zu unterstützen.

Sie hatte sich durch ein paar staubige Akten gearbeitet und freute sich schon auf die Mittagspause, als Captain Walters vor dem Schreibtisch erschien, den sie sich mit Jake teilte.

»Ich habe Arbeit für Sie zwei«, verkündete sie mit verheißungsvoller Miene.

»Oh, war uns langweilig?«, erwiderte Jake grinsend und entlockte Walters damit ein widerwilliges Lachen.

»Nein, sicher nicht, ich weiß. Aber ich hätte da einen Mordfall, der genau Ihre Kragenweite ist. Als vorhin mein Telefon geklingelt hat und ich erfahren habe, was passiert ist, musste ich gleich an Sie beide denken.«

Laurie und Jake sahen sich irritiert an.

»Ich bin nicht sicher, ob mir das jetzt gefällt«, sagte Laurie vorsichtig.

»Wir haben eine zerstückelte Leiche mit noch ungeklärter Identität.«

Mit hochgezogener Augenbraue wandte sich Jake an Laurie: »Was für einen Ruf haben wir uns denn hier schon erarbeitet?«

Nun lachte Captain Maryanne Walters erneut. »Sie sind eine sichere Bank für die harten Fälle, meinen Sie nicht? Mit der Expertise, die Sie mitbringen …«

»Bin schon überredet. Wo müssen wir hin?«

»West Jackson Street, unweit der Interstate.«

»Wir sind so gut wie unterwegs«, sagte Laurie, bevor Jake reagieren konnte.

Jake nickte bloß und steckte seine Waffe ins Holster. Sie holten sich einen Dienstwagen vom Parkplatz und machten sich auf den Weg zum Leichenfundort. Die West Jackson Street lag in einem Industriegebiet unweit der Interstate 17. Es fiel ihnen nicht schwer, den Tatort zu finden, weil dort bereits zwei Streifenwagen, ein Krankenwagen, der Mannschaftsbus der Spurensicherung und das Dienstfahrzeug des Coroners parkten. Absperrband flatterte im Wüstenwind. Sie befanden sich auf dem hinteren Teil des Geländes einer Stahlbaufirma zwischen Schutt, Trucks und Müllcontainern.

Schon nachdem sie ausgestiegen waren, nahmen sie ihre Dienstmarken zur Hand und zeigten sie den Officers, die an der Absperrung standen.

»Mordkommission«, sagte Jake knapp, tauchte unter dem flatternden Band hindurch und ging zu den Kollegen von der Spurensicherung. Kleine Zahlenmarkierungen waren überall aufgestellt worden. Eine stand neben einem Arm, der vor einem Müllcontainer lag. Der Fotograf war gerade mit seinen Aufnahmen fertig, und der Coroner war immer noch damit beschäftigt, die übrigen Leichenteile aus dem Müllcontainer zu bergen. Das Summen von Fliegen lag in der Luft.

»Guten Tag zusammen«, grüßte Jake die Kollegen.

»Ah, die zuständigen Detectives, nehme ich an? Ich hoffe, Sie besitzen einen starken Magen.« Während er das sagte, hob der Coroner ein Bein aus dem Müllcontainer.

»Was haben wir?«, fragte Laurie.

»Eine zerstückelte Leiche, weiblich. Von dem, was ich noch erkennen kann, würde ich sagen, sie ist Mitte oder Ende zwanzig. Der Täter hat alles abgetrennt – Arme, Beine, Kopf. Kleidung und Blutspuren gibt es keine, was nahelegt, dass das hier bloß der Ablageort und nicht auch der Tatort ist. Zerstückelt hat er sie woanders, ich würde sagen, mit einer Axt oder einem Beil. Das muss eine ziemliche Schweinerei gewesen sein.«

Der Coroner holte das zweite Bein aus dem Müllcontainer. Jemand hatte einen Leichensack vorbereitet, in dem er die Körperteile ablegte. Laurie erstarrte und vergaß kurz zu atmen. Unwillkürlich musste sie an Patrick Keener denken, der auch so getötet hatte. Blut, Knochen, Fleischfetzen – sie hatte einen starken Magen, aber in ihr meldete sich Übelkeit.

»Helfen Sie mir mal«, sagte der Coroner zu einem Kollegen, auf dessen Rücken die Buchstaben CSI prangten. Gemeinsam hoben sie den Oberkörper aus dem Container. Unter dem getrockneten, bräunlichen Blut war der Torso noch als weiblich zu erkennen.

»Ich liebe meinen Job«, sagte Jake trocken. Laurie musste sich sehr bemühen, nicht laut loszulachen – das wäre äußerst deplatziert gewesen.

Schließlich beförderte der Coroner noch den Kopf aus dem Müll. Laurie sah lange blond-rosa Haare und trat näher heran, um das Gesicht genauer betrachten zu können. Unwillkürlich kniff sie die Augen zusammen.

»Ich glaube, ich weiß, wer das ist«, sagte sie konzentriert.

»Wie das?«, fragte Jake überrascht.

»Ich habe die Frau gestern kurz gesehen, als sie in Richter Abbotts Büro war. Sie wollte ihn bitten, nicht in der Jury zum Fall Marquez mitwirken zu müssen. Zu den Gründen wollte sie nichts sagen und ist dann sehr abrupt wieder verschwunden. Er kann uns sicher ihren Namen nennen.«

»Das kann ja kein Zufall sein.«

»Glaube ich auch nicht.« Laurie betrachtete den Kopf noch einmal, aber sie war sich ziemlich sicher.

»Nicht, dass jemand sie beseitigen wollte.«

»Gut möglich. Das brutale Vorgehen würde ja zum organisierten Verbrechen passen. Die Frage ist bloß, warum sie so eine gefährliche Geschworene gewesen wäre.«

»Das kriegen wir raus.« Jake klang sehr entschlossen.

Während der Coroner auch den Kopf in den Leichensack steckte und den Reißverschluss zuzog, liefen ihre Gedanken bereits auf Hochtouren. Wäre sie am Vortag nicht zufällig dort gewesen, hätten sie keine Ahnung gehabt, was hier los war. Aber so hatten sie zumindest schon einen Ansatz, was sie sehr begrüßte.

»Wie ist sie gestorben?«, erkundigte Jake sich beim Coroner.

»Das kann ich Ihnen nicht sicher sagen, offensichtliche Verletzungen habe ich nicht gefunden. Nur Blutergüsse irgendwo am Hals und petechiale Blutungen in den Augen, deshalb würde ich spontan vermuten, dass sie erwürgt oder erdrosselt wurde.«

Laurie nickte verstehend. Durch den entstehenden Druck platzten beim Opfer die kleinen Äderchen in den Augen, sodass die Augäpfel schließlich rot schimmerten.

»Als Ablageort für eine Leiche bietet sich die Gegend hier ja an.« Laurie blickte hinüber zum Freeway, das Verkehrsrauschen erfüllte die Luft.

»Vielleicht hat der Täter eine Verbindung zu diesem Ort«, überlegte Jake.

Das war das Stichwort. Sie machten sich umgehend an die Arbeit, denn am Leichenfundort konnten sie gerade ohnehin nicht mehr viel tun. Stattdessen begaben sie sich zum Geschäftsführer der Stahlbaufirma, der in seinem Büro war und aufgeregt telefonierte. Als er sie sah, nahm er sich jedoch umgehend Zeit für sie. Jake stellte sich und Laurie vor, dann nahmen sie vor dem Schreibtisch Platz.