Psychedelika - RIck Strassman - E-Book

Psychedelika E-Book

RIck Strassman

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Beschreibung

Ein praktischer Führer zur Nutzung von Psilocybin, LSD, Ketamin, MDMA und DMT/Ayahuasca.Dieses Werk des US-amerikanischen Forschers und Bestsellerautors RIck Strassman (bekannt durch seine klinischen DMT-Studien am Menschen) enthält Informationen zu beliebten psychedelischen undentaktogenen Drogen wie Psilocybin, Ketamin, MDMA, DMT und LSD – inklusive praktischen Tipps zur Mikrodosierung und zum sicheren psychedelischen Reisen.Vollgepackt mit Informationen über Psilocybin, LSD, DMT/Ayahuasca, Meskalin/Peyote, Ketamin, MDMA, Ibogain, 5-Methoxy-DMT («die Kröte») und Salvia divinorum/Salvinorin A stellt dieser Band das ultimative Nachschlagewerk zum Verständnis der Wissenschaft und Geschichte der Psychedelika dar. RIck Strassman erläutert ihr Potenzial zur Behandlung von Depressionen, PTBS, Drogenmissbrauch und anderen Störungen sowie zur Steigerung von Wohlbefinden, Kreativität und Meditation.Der Autor teilt seine Erfahrungen und Ansichten weder als Befürworter noch als Gegner von Psychedelika, sondern um den Leser*innen zu helfen, die Wirkung dieser bemerkenswerten Drogenzu verstehen.

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Seitenzahl: 275

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Rick Strassman

Psychedelika

Praxis – Therapie – Wissenschaft

Ein praktischer Leitfadenzur Nutzung von Psilocybin, LSD, Ketamin,MDMA und DMT/Ayahuasca

E-Book-Ausgabe

Die Verbreitung dieses Produkts durch Funk, Fernsehen oder Internet, per fotomechanischer Wiedergabe, auf Tonträgern jeder Art, als elektronisches beziehungsweise digitales Medium sowie ein über das Zitier-Recht hinausgehender auszugsweiser Nachdruck sind untersagt. Jegliche öffentliche Nutzung bzw. Wiedergabe setzt die ausdrückliche, schriftliche Genehmigung der Nachtschatten Verlag AG voraus.

Diese Publikation enthält versteckte und personalisierte Informationen bezüglich Herstellung, Vertrieb, Verkauf und Käufer. Im Falle von unerlaubter Verbreitung des Inhalts behält sich der Rechteinhaber vor, Missbräuche juristisch zu belangen.

Herstellung:

Bookwire GmbH

Voltastraße 1

60468 Frankfurt am Main

Deutschland

Verlag:

Nachtschatten Verlag AG

Kronengasse 11

4500 Solothurn

Schweiz

Impressum

Nachtschatten Verlag AG

Kronengasse 11

CH–4500 Solothurn

www.nachtschatten.ch

[email protected]

© 2023 Rick Strassman

© 2023 Nachtschatten Verlag für die deutsche Ausgabe

Die Originalausgabe erschien 2022 unter dem Titel The Psychedelic Handbook beim Verlag Ulysses Press, Berkeley, CA (USA).

Übersetzung: Agnes und Markus Karl, Nürnberg

Fachlektorat: Markus Berger, Felsberg

Korrektorat: Jutta Berger, Felsberg

Umschlaggestaltung: Nina Seiler, Zürich

Layout: Stoned Design

Der Nachtschatten Verlag wird vom Bundesamt für Kultur mit einem Strukturbeitrag für die Jahre 2021–2024 unterstützt.

Druck und Herstellung: Druck und Verlag Steinmeier, Deiningen

ISBN: 978-3-03788-629-8

eISBN: 978-3-03788-650-2

Alle Rechte der Verbreitung durch Funk, Fernsehen, fotomechanische Wiedergabe, Tonträger jeder Art, elektronische digitale Medien und auszugsweiser Nachdruck sind nur mit Genehmigung des Verlags erlaubt.

Für Dr. med. Emily Ellingson (1978–2010)

Inhaltsverzeichnis

Einleitende Anmerkungen

Vorwort

Einführung

TEIL 1Was sind psychedelische Drogen?

KAPITEL 1Was sind Psychedelika?

Geschichte

Set und Setting

Ergebnisse aus der Humanforschung

Arten von psychedelischen Drogen

Körperliche Wirkungen

Psychologische Wirkungen

Nahtoderfahrungen und Kontakt mit Außerirdischen

KAPITEL 2Die vielen Namen für Psychedelika: Warum sie von Bedeutung sind

Halluzinogene, Psychotomimetika, Schizotoxine – Psychedelika und Psychosen

Oneirogene: Psychedelika und Träume

Entaktogen und empathogen

Entheogen und mystikomimetisch: Psychedelika und spirituelle Erfahrungen

Psychedelisch: Den Geist manifestierend oder den Geist offenbarend

Nochmal: Set und Setting

KAPITEL 3Wofür sind Psychedelika gut? Was sind ihre Risiken?

Mögliche Vorteile

Mögliche Risiken

TEIL 2Wie wirken Psychedelika?

KAPITEL 4Wie Psychedelika wirken: das Gehirn

Wie Psychedelika ins Gehirn gelangen

Psychedelika und Neurowissenschaften

Pharmakologie

Neuroendokrinologie

Netzwerke und Konnektivität des Gehirns

Psychoplastogene

Immunologische und entzündungshemmende Wirkungen

KAPITEL 5Wie Psychedelika wirken: der Geist

Freuds psychoanalytisches/psychodynamisches Modell

Abhidharma: buddhistische Psychologie

Mittelalterliche Metaphysik

Eine Anmerkung zu den Wesenheiten

Subjektive Erfahrungen und Wirkungen

KAPITEL 6Psychedelika, Wundermittel, Placebos und Psychoplastogene

Allheilmittel und Placebos

Ein genauerer Blick auf Set und Setting

Psychedelika und der Placebo-Effekt

Nicht-psychedelische psychoplastogene Psychedelika

TEIL 3Psychedelische Drogen

KAPITEL 7Klassische Psychedelika

Meskalin, Peyote und San Pedro

LSD

Psilocybin

DMT und Ayahuasca

«Die Kröte» – 5-Methoxy-DMT (5-MeO-DMT)

Ibogain

KAPITEL 8MDMA

Psychopharmakologie

Dosis und Verabreichungsformen

Wirkungen/Nebenwirkungen

Toleranz und Abhängigkeit

Neurotoxizität

Rechtliches

Zusammenfassung

KAPITEL 9Ketamin

Pharmakologie

Dosis und Verabreichungsformen

Subjektive Wirkung

Therapeutischer Gebrauch

Nachteilige Wirkungen

Rechtliches

KAPITEL 10Salvia divinorum/Salvinorin A

Geschichte

Chemie/Pharmakologie

Dosis und Verabreichungsformen

Wirkungen/Nebenwirkungen

Nachteilige Wirkungen

Rechtliches

TEIL 4Praktische Leitlinien

KAPITEL 11Richtig trippen

Langfristige Vorbereitung

Kurzfristige Vorbereitung

Gesundheit

Entscheidung über die Dosis

Absicht klären

Last-Minute-Pläne

Setting

Mit anderen trippen

Der Sitter

Der Trip

Der Bad Trip

Das Forschungssetting

Integration

Was jetzt?

KAPITEL 12Microdosing

Dosierung

Substanzen

Anwendung

Ergebnisse von Umfragen

Daten aus der klinischen Forschung

Auswirkungen auf das Herz?

Schlussfolgerungen

KAPITEL 13Das Gesetz

Der Controlled Substances Act von 1970

Entkriminalisierung und Legalisierung

KAPITEL 14Schlusswort

Bibliographie

Ressourcen

Danksagung

Über den Autor

Einleitende Anmerkungen

In diesem Buch geht es um die Geschichte und die Wissenschaft der psychedelischen Drogen sowie um ihre Verwendung, ihren potenziellen Nutzen und ihre Risiken im täglichen Leben. Ich bitte den Leser, die folgenden Vorsichtsmaßnahmen zu beachten, bevor er die Informationen in meinem Buch verwendet.

Psychedelika, die in diesem Buch behandelt werden

Mein Buch beschränkt sich auf Diskussionen über Psilocybin, LSD, Meskalin, Peyote bzw. San Pedro, Ketamin, Salvinorin A bzw. Salvia divinorum, MDMA, 5-Methoxy-DMT bzw. das Gift der Colorado-Kröte (Sonora-Wüstenkröte), Ibogain und DMT bzw. Ayahuasca. An keiner Stelle beziehe ich mich auf verschreibungspflichtige oder illegale Opiate, Amphetamine oder Methamphetamine, Lachgas, Alkohol, Sedativa und Hypnotika, Cannabis, «Badesalze», Kokain, «Research Chemicals», flüchtige Inhalationsmittel wie Benzin, Farbverdünner oder Klebstoff sowie andere, hier nicht ausdrücklich erwähnte Drogen.

Mögliche positive Auswirkungen auf die Gesundheit

Vorläufige Daten aus der klinischen Forschung deuten darauf hin, dass Psychedelika bei der Behandlung einer Reihe von psychischen Erkrankungen eine Rolle spielen können, doch ist bisher noch keines von der US-amerikanischen Behörde für Lebens- und Arzneimittel FDA zugelassen, mit Ausnahme einer Eigenmarke von Ketamin für Menschen mit behandlungsresistenten Depressionen, die derzeit ein Antidepressivum einnehmen. Menschen, die Microdosing betreiben, finden diese Praxis hilfreich, doch gibt es keine wissenschaftlichen Daten, die diese Behauptungen stützen.

Mögliche negative Auswirkungen auf die Gesundheit

Der Konsum von Psychedelika kann zu negativen psychischen und/oder medizinischen Auswirkungen auf die Gesundheit führen, ebenso wie das Absetzen von Medikamenten, die eingenommen werden und vor der Einnahme eines Psychedelikums abgesetzt werden. Einige der möglichen Nebenwirkungen, Risiken und Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten werden in den Kapiteln 3 und 11 ausführlich behandelt. Wie weiter unten erwähnt, sollten Sie die gesundheitlichen Risiken der Einnahme eines Psychedelikums – und die beste Möglichkeit, diese Risiken zu verringern – mit Ihrem medizinischen Betreuer besprechen. Wenn Sie dies nicht tun, kann dies schwerwiegende Folgen haben, einschließlich emotionaler und mentaler Probleme wie Angstzustände, Depressionen, Suizidgedanken, Psychosen und Flashbacks.

Konsultieren Sie Ihren medizinischen Betreuer

Obwohl ich beschreibe, wie Psychedelika mit Ihren gesundheitlichen Bedürfnissen, inklusive Ihrer Medikamente, interagieren können, ist es sehr wichtig, dass Sie Ihren Hausarzt und/oder Ihren Psychiater konsultieren, bevor Sie Psychedelika einnehmen und bevor Sie Medikamente, die Sie möglicherweise einnehmen, reduzieren oder absetzen, falls Sie dies vor der Einnahme eines Psychedelikums wünschen. Die Entscheidung, ob Sie ein Psychedelikum einnehmen wollen, liegt bei Ihnen, hängt aber von Ihren eigenen gesundheitlichen Problemen ab. Bevor Sie eine Entscheidung treffen, sollten Sie die Vorteile und Risiken mit einem geeigneten Gesundheitsdienstleister besprechen.

Rechtliche Risiken

Der Besitz oder Konsum von Psychedelika kann in einigen Ländern zur Verhaftung und strafrechtlichen Verfolgung führen. Die meisten Psychedelika werden nach US-Bundesrecht als kontrollierte Substanzen der Liste I eingestuft, der restriktivsten Klasse von Drogen, und sie werden definiert als «Drogen ohne derzeit anerkannten medizinischen Nutzen, ohne anerkannte Sicherheit für die Verwendung selbst unter medizinischer Aufsicht und mit hohem Missbrauchspotenzial». Einige Bundesstaaten und Gemeinden der USA haben diese Substanzen für den persönlichen Gebrauch legalisiert und entkriminalisiert, aber das Bundesrecht hat Vorrang vor dem Recht der Bundesstaaten und Gemeinden, und das staatliche Recht hat Vorrang vor dem kommunalen Recht. Das bedeutet also nicht, dass der Besitz und/oder Konsum von Psychedelika völlig ohne rechtliche Konsequenzen bleibt, einschließlich Verhaftung und Verurteilung wegen einer Straftat. Bevor Sie Psychedelika erwerben und/oder konsumieren, müssen Sie sich bei Ihren örtlichen Behörden erkundigen und einen Anwalt konsultieren, um festzustellen, welche rechtlichen Risiken Sie eingehen. Das Risiko ist sogar noch größer, wenn Sie diese Substanzen mit anderen teilen.

Keine Befürwortung

Ich habe für mein Buch umfangreiche Recherchen durchgeführt, und mehrere meiner Quellen werden in den Danksagungen und den Literaturempfehlungen genannt. Alle Ansichten und Ratschläge in diesem Buch sind jedoch allein meine, und es wird keine Befürwortung oder Verbindung mit meinen Quellen behauptet oder vorgeschlagen.

Andere anleiten

Wenn Sie vorhaben, mein Buch als Hilfsmittel für die Anleitung anderer zu verwenden, sollten Sie den Menschen, mit denen Sie zusammenarbeiten, alle diese Vorsichtsmaßnahmen vermitteln.

Vorwort

Der Grundstein für dieses Buch wurde in meinen Kindheitsträumen gelegt. Ähnlich wie psychedelische Erfahrungen klären uns Träume über Gefühle und Gedanken auf, die zwar bereits in unserem Geist existieren, aber im normalen Bewusstseinszustand frustrierend undurchsichtig bleiben. Sowohl Psychedelika als auch Träume offenbaren also die Seele – das traditionelle Verständnis des Wortes «psychedelisch».

Ich träumte vom Fliegen und der damit verbundenen Freude. Ich fühlte mich frei und beschwingt, hatte ein neues Selbstwertgefühl und eine fesselnde visuelle Perspektive auf die Welt um mich herum. Als ich also in meinen späten Teenagerjahren meine erste psychedelische Erfahrung machte, fühlte diese sich vertraut an. Gleichzeitig wollte ich mehr wissen – sowohl über die psychedelische Erfahrung selbst als auch über die Wirkungsweise psychedelischer Drogen. Von diesem Zeitpunkt an – über das College, die medizinische Fakultät und die Ausbildung in Psychiatrie und klinischer Forschung – verlor ich diese langfristigen Ziele nie aus den Augen.

Substanzen, die psychedelische Wirkungen erzeugen, sind in erster Linie chemische Moleküle mit spezifischen Eigenschaften. Schon auf dem College war mir klar, dass die Chemie für das Verständnis der Auswirkungen psychedelischer Substanzen auf den Geist unerlässlich ist. Chemie hat mich schon immer fasziniert, insbesondere Feuerwerkskörper. Die Herstellung von Feuerwerkskörpern stellte eine befriedigende intellektuelle Herausforderung dar, deren Ergebnisse aufregende Farb-, Klang- und Geruchsspektakel hervorbrachten. Hinzu kam die Gefahr, sich am Rande des Verbotenen zu bewegen, um faszinierende Empfindungen und aufregende Emotionen zu erleben. Ich begann das College als Chemiestudent und dachte, ich würde ein Feuerwerksmagnat werden.

Familie und Freunde rieten mir jedoch davon ab und wollten, dass ich mich weiterhin mit Medizin beschäftige. Allerdings habe ich meine Liebe zu leuchtenden Farben und aufregenden Gefühlen nie ganz aufgegeben – ich habe sie einfach von der Außenwelt in das Innere des Geistes verlagert. Auf diese Weise fand ich den Weg zur psychedelischen Forschung. Es ist ein klassischer Fall von «Forschung ist Ich-Suche» (orig. «research is me-search»).

Zwanzig Jahre nach meiner ersten psychedelischen Erfahrung, an einem sonnigen und kalten Novembertag in Albuquerque im Jahr 1990, wurden meine Träume wahr. Damals verabreichte ich am General Clinical Research Center der UNM (Universität von New Mexico) die erste Dosis der starken psychedelischen Droge DMT in den Arm eines menschlichen Freiwilligen. Dieses Projekt wurde von den US National Institutes of Health finanziert und von der FDA und der DEA genehmigt – eine Reihe von ausführlichen psychopharmakologischen Dosis-Wirkungs-Studien. Wir wollten herausfinden, was DMT und Psilocybin in einer Gruppe gesunder menschlicher Freiwilliger bewirken.

Zuvor hatte ich auf der Suche nach einem «Molekül des Bewusstseins» die erste bekannte Funktion von Melatonin im Menschen entdeckt. Nun wendete ich mit Hilfe eines Professors für pädiatrische Neuroendokrinologie, der die Entwicklung dieser Studie leitete, die gleichen psychopharmakologischen Prinzipien an, um die Auswirkungen psychedelischer Drogen zu untersuchen.

Mit diesen Studien begann die Renaissance der klinischen Forschung mit Psychedelika in den Vereinigten Staaten. Bevor ich das Projekt fünf Jahre später beendete, hatte ich über fünfzig Probanden vierhundert Dosen DMT in verschiedenen Stärken verabreicht. Wir begannen auch damit, menschlichen Freiwilligen Psilocybin – den Hauptbestandteil von Zauberpilzen – zu verabreichen. Dies war auch die erste neue US-amerikanische Studie mit dieser Substanz. Wir verabreichten Psilocybin nur zwanzig Mal, konnten aber dadurch erste Daten über die Wirkungen verschiedener Dosierungen gewinnen und Leitlinien für nachfolgende amerikanische Studien mit Psilocybin erstellen. Mit diesen Protokollen wurden die rechtlichen und wissenschaftlichen Grundlagen für alle nachfolgenden amerikanischen Studien geschaffen. Darüber hinaus wird die Skala zur Bewertung der Wirkung psychedelischer Drogen, die wir in den frühen 1990er Jahren an der UNM entwickelt haben, in der Forschungswelt nach wie vor weithin verwendet. Jetzt erleben wir eine wahre Explosion des Interesses an psychedelischen Drogen: akademisch, wissenschaftlich, in Medien, Religion, Therapie und Wirtschaft. Eine leicht zugängliche, gründliche, neutrale und fachkundige Einführung in diese Substanzen kommt daher zur rechten Zeit.

Das Wissen über Psychedelika und ihre optimale Nutzung erfordert mehr als nur eine wissenschaftliche Ausbildung. Erforderlich ist auch eine multidimensionale Herangehensweise an den Verstand und damit auch an den Geist. In diesem Bewusstsein habe ich mich schon Jahre vor Beginn meiner Studien in New Mexico langfristig mit spirituellen und psychologischen Disziplinen befasst.

Psychologisch gesehen durchlief ich in meinen Dreißigern eine vierjährige Ausbildung in klassischer Psychoanalyse – dem «Goldstandard» der Freudschen Psychotherapie. Ich lag bis zu fünf Tage pro Woche auf der Couch, während mein Analytiker (meistens) still hinter mir oder neben mir saß. Dies war der Höhepunkt meines Interesses und meiner Beschäftigung mit dieser Art der Selbstuntersuchung, die ein Jahrzehnt zuvor als Medizinstudent in der Bronx begonnen hatte. Während meiner Analyse lernte ich aus erster Hand die intensive Beziehung kennen, die sich entwickelt, wenn man sich freiwillig in einen psychologisch infantilen, hilflosen und abhängigen Zustand begibt, um mehr Selbsterkenntnis zu erlangen. Ich lernte die Macht des Vertrauens in einen erfahrenen, taktvollen und einfühlsamen Führer kennen, der einem hilft, durch beängstigende und primitive Erinnerungen und Gefühle zu navigieren. Später griff ich auf dieses analytische Rollenmodell zurück, als ich DMT- und Psilocybin-Freiwillige durch ihre eigenen, manchmal verwirrenden psychedelischen Erfahrungen begleitete.

Spirituell wurde ich jüdisch erzogen und hatte eine Bar Mitzwa. In meinen frühen Zwanzigern begann ich jedoch, mich mit dem Buddhismus zu beschäftigen, und studierte und praktizierte über zwanzig Jahre lang unter der Aufsicht eines der ältesten Zen-Tempel in den Vereinigten Staaten. Ich unterzog mich der Laienordination und half bei der Gründung und Verwaltung einer angegliederten Meditationsgruppe über viele Jahre hinweg. In meinen Vierzigern kehrte ich zu meinen jüdischen Wurzeln zurück und begann ein intensives Studium der hebräischen Bibel, das zu einem Buch über Psychedelika und hebräische biblische Prophezeiungen führte.1

Dieses 18 Jahre währende Projekt erforderte ein tiefes Eintauchen in die hebräische Bibel, die hebräische Sprache, mittelalterliche Metaphysik und Theologie. Zwei hervorragende Mentoren standen mir dabei mit Rat und Tat zur Seite: ein akademischer modern-orthodoxer Rabbiner und ein israelischer Professor für mittelalterliche jüdische Philosophie.

Meine Erfahrung in der Arbeit mit Menschen reicht über die Welt der Forschung hinaus. Während meiner elfjährigen akademischen Laufbahn behandelte ich auch psychiatrische Patienten – stationär und ambulant – in einer Vielzahl von Settings. Nachdem ich die Universität verlassen hatte, arbeitete ich die nächsten dreizehn Jahre ausschließlich in der klinischen Welt in kommunalen Zentren für psychische Gesundheit sowie in einer privaten Praxis für Psychotherapie und Psychopharmakologie. In diesem Vierteljahrhundert habe ich fast eintausend Patienten behandelt, von den regressivsten und psychotischsten Mördern und Drogenabhängigen bis hin zu hochfunktionalen Akademikern, Angestellten und Künstlern. Meine klinischen Fähigkeiten haben mir während meiner psychedelischen Forschungsarbeit gute Dienste geleistet, und meine psychedelischen Forschungsfähigkeiten haben mir bei meiner klinischen Arbeit gute Dienste geleistet.

Innerhalb und außerhalb der Universität habe ich Assistenzärzte für Psychiatrie in den Bereichen Psychotherapie und Psychopharmakologie, Medizinstudenten und Doktoranden in so unterschiedlichen Disziplinen wie Neurowissenschaften und Seelsorge ausgebildet und betreut. Ich war Gutachter und Redakteur für Manuskripte, die Wissenschaftler zur Veröffentlichung in Fachzeitschriften einreichten, und habe etwa fünfzig von Experten begutachtete wissenschaftliche Arbeiten verfasst oder mitverfasst. Darüber hinaus berate ich seit über dreißig Jahren regelmäßig akademische, staatliche, wirtschaftliche und gemeinnützige Einrichtungen. Eine leicht zugängliche, gründliche, neutrale und fachkundige Einführung in diese Substanzen kommt daher zur rechten Zeit.

Mein Buch aus dem Jahr 2001 – DMT: The Spirit Molecule2 – hat eine ganze Generation von psychedelischen Psychotherapeuten, Forschern und Neurowissenschaftlern inspiriert. Das Buch ist in mehr als einem Dutzend Sprachen erschienen und wurde eine Viertelmillion Mal verkauft.

Es war auch die Inspiration für einen erfolgreichen Dokumentarfilm gleichen Namens über die DMT-Forschung, den ich mitproduziert habe.

Letztendlich kenne ich mich mit diesen Drogen aus. Auf verschiedene Weise und in verschiedenen Settings bin ich persönlich mit den Auswirkungen jeder Substanz vertraut, die ich in diesem Handbuch bespreche.

Mit der Beschreibung meines persönlichen, akademischen, psychologischen und religiösen Hintergrunds möchte ich meine Einstellung zu psychedelischen Drogen unterstreichen. Ich schreibe weder als Befürworter noch als Gegner psychedelischer Drogen, noch bin ich ein Neuling auf diesem Gebiet. Vielmehr glaube ich, dass wir nicht genug darüber wissen, wie psychedelische Drogen wirken und was sie bewirken. Die Kenntnis um das positive wie auch negative Potenzial der Psychedelika hilft uns dabei, uns eindeutig für die eine oder andere Seite entscheiden zu können. Deshalb möchte ich zusammenfassen, was wir wissen, was wir nicht wissen und warum es wichtig ist: wissenschaftlich, psychologisch und spirituell.

1Rick Strassman, DMT and the Soul of Prophecy (Rochester, Vermont: Park Street Press, 2014).

2Rick Strassman, DMT: The Spirit Molecule (Rochester, Vermont: Park Street Press, 2001). Deutsche Ausgabe: DMT – Das Molekül des Bewusstseins (Aarau: AT Verlag, 2004).

Einführung

In den 1950er und 1960er Jahren waren Psychedelika die «Wunderdrogen» der Psychiatrie. Sie brachten die Psychiatrie von der psychoanalytischen Couch ins Gehirn und leiteten die neue Disziplin der Psychopharmakologie ein – und damit kam die Frage auf, wie die Wirkungen von Drogen auf die Gehirnchemie unser Bewusstsein verändern. Während zu dieser Zeit auch antipsychotische und antidepressive Medikamente auf den Markt kamen, versprachen Psychedelika die größte Revolution in der psychiatrischen Versorgung. Ihre Faszination bestand darin, dass sie eine psychedelisch unterstützte Psychotherapie für hartnäckige emotionale Störungen und Suchterkrankungen ermöglichten – als Werkzeug zur Entschlüsselung der Geheimnisse von Psychosen, als Trainingshilfen zur Verbesserung des Einfühlungsvermögens von Psychotherapeuten und als Abkürzung zu Kreativität und spiritueller Erleuchtung.

Doch so schnell der Stern der psychedelischen Euphorie aufging, so schnell verlosch er auch wieder. Die sozialen Unruhen der 1960er Jahre – und das Ausmaß, in dem Psychedelika zu dieser chaotischen historischen Periode beitrugen – brachten die Öffentlichkeit und die Regierung gegen sie auf. Die Verwendung von Psychedelika durch den Menschen geriet in den Untergrund, und die klinische Forschung wurde für zwei Jahrzehnte in einen Dornröschenschlaf versetzt. Jetzt stehen die Psychedelika wieder im Rampenlicht.

Überall hört und liest man von einer «psychedelischen Renaissance». Wissenschaftler an den besten Universitäten der Welt erforschen eifrig psychedelische Substanzen, und alle paar Monate entstehen neue akademische Zentren, die sich ihrer Erforschung widmen und von enthusiastischen Philanthropen mit zig Millionen Dollar unterstützt werden. Dieses Mainstreaming von Psychedelika zieht außerordentliches Risikokapital an, und Dutzende von neuen psychedelischen Start-ups kämpfen um ihre Position. Sogar in diesem frühen Stadium haben mehrere neue Unternehmen einen Schätzwert von mehr als 1 Milliarde Dollar. Um diese Drogen ranken sich so viele Behauptungen und Gegenbehauptungen, Hoffnungen und Ängste, Informationen und Fehlinformationen. Wie können wir uns einen Reim auf dieses wachsende Interesse machen – wissenschaftlich, kulturell, medial, spirituell und kommerziell?

Ich beginne dieses Handbuch mit der Geschichte der Psychedelika. Viele dieser Substanzen kommen in der Natur vor und werden von indigenen Völkern seit Jahrtausenden verwendet, z.B. Psilocybin in «Zauberpilzen», DMT in Ayahuasca, Meskalin in Peyote, 5-Methoxy-DMT in Krötengift, Ibogain in der Ibogapflanze Tabernanthe iboga und Salvinorin A im Aztekensalbei Salvia divinorum. Die moderne westliche Forschung mit Psychedelika begann mit der Identifizierung und Isolierung dieser Stoffe, die später charakterisiert und synthetisiert wurden. Auf der Grundlage dieser natürlichen Substanzen wurden später neue synthetische Psychedelika entwickelt: LSD, Ketamin und MDMA.

Als Nächstes beschreibe ich allgemein, wie sich Psychedelika anfühlen – körperlich und emotional – und welche Auswirkungen sie auf das haben, was wir hören und sehen, sowie auf unsere Denkprozesse und unser Selbstverständnis. Die veränderten Bewusstseinszustände, die Psychedelika induzieren, haben gemeinsame Merkmale mit anderen, nicht durch Drogen hervorgerufenen veränderten Zuständen wie Psychosen, Träumen und spirituellen Erfahrungen. Diese Gemeinsamkeiten haben dazu geführt, dass die Menschen diesen Drogen außerordentlich viele Namen gegeben haben. Ich werde diese Namen entschlüsseln und darauf hinweisen, dass die Bezeichnung der Psychedelika in erheblichem Maße ihre Wirkung bestimmt.

Ich erörtere, was wir in den letzten fünfzig Jahren über den potenziellen Nutzen dieser Drogen gelernt haben, sowohl in therapeutischer Hinsicht als auch als Mittel zur Verbesserung des Wohlbefindens. Keine so wirksamen Drogen wie Psychedelika sind jedoch nur «gut», und ich werde hier auch auf die nachteiligen Wirkungen eingehen.

Die nächsten drei Kapitel fassen zusammen, was wir darüber wissen, wie Psychedelika biologisch und psychologisch wirken. Diese Kapitel über die «Wirkungsmechanismen» bieten mir die Gelegenheit, einem meiner Lieblingsthemen nachzugehen – der mittelalterlichen Metaphysik – und aufzuzeigen, wie diese alte Disziplin Licht auf das Verständnis der komplexen Wirkungen von Psychedelika werfen kann. Und wie steht es mit den «spirituellen» Eigenschaften von Psychedelika? Was sind sie, wie kommen sie zustande, und wie könnte unser Glaube an sie zu religiöser Intoleranz verleiten?

Mehr als alle anderen Drogen überbrücken Psychedelika die Kluft zwischen Körper und Geist. Ihre biologischen und psychologischen Wirkungen sind nicht zu trennen. Die biologischen Wirkungen der Droge modifizieren unsere Erfahrung, und unsere Erfahrung modifiziert die biologischen Wirkungen der Droge. Dies führt uns zu dem entscheidenden Konzept des «Set und Settings».

«Set» bezieht sich darauf, in welchem Zustand wir zum Zeitpunkt der Drogeneinnahme sind, und «Setting» darauf, wo und mit wem, d.h. in welchem Rahmen wir die Droge einnehmen. Diese beiden Faktoren bestimmen, wie jede einzelne psychedelische Drogenerfahrung ihre einzigartige Form annimmt. Positive oder negative, hilfreiche oder schädliche, ideenreiche oder genussvolle Erfahrungen hängen alle mit Set und Setting zusammen. Set und Setting können daher dazu beitragen, die allheilmittelartigen Wirkungen von Psychedelika zu erklären. Was auch immer wir uns von ihnen wünschen, wenn wir sie geben oder nehmen, sie enttäuschen uns nur selten.

Ich glaube, dass das Phänomen des «Set and Settings» darauf hinweist, wie Psychedelika dazu beitragen können, das Rätsel der Placebo-Reaktion zu lösen – wie unsere Überzeugungen und subjektiven Erfahrungen unsere Biologie verändern. Ein Teil dieses Puzzles sind aufregende neue Forschungsergebnisse, die zeigen, dass Psychedelika das Wachstum neuer Neuronen im Gehirn stimulieren und die Komplexität ihrer Verbindungen erhöhen. Dies sind die «psychoplastogenen» Effekte der Psychedelika.

Als Nächstes schreibe ich über die einzelnen psychedelischen Drogen – ihre Geschichte, Botanik, Pharmakologie, übliche Dosierungen und die Art der Einnahme. Ich werde den zeitlichen Verlauf jeder Droge, ihre einzigartigen psychologischen und/oder biologischen Wirkungen – einschließlich der unerwünschten – und ihren rechtlichen Status besprechen.

Jedes Handbuch muss per Definition praktische Ratschläge geben. Das längste Kapitel dieses Buches tut daher genau das. Weder ich noch der Verlag befürworten die Einnahme von Drogen oder das Brechen von Gesetzen, aber es gibt Menschen, die neugierig genug sind, sich auf dieses Terrain zu wagen und die damit verbundenen Risiken zu akzeptieren. Deshalb ist es wichtig, alles zu tun, um den Nutzen zu maximieren und die negativen Folgen zu minimieren. In diesem Kapitel werde ich auch auf das wachsende öffentliche Bewusstsein für sexuelle und andere Arten von Missbrauch durch diejenigen eingehen, die Psychedelika in verschiedenen Settings verabreichen.

Microdosing – die Einnahme von nicht-psychedelischen Dosen eines Psychedelikums – wird immer beliebter. Ich werde zusammenfassen, was wir über Microdosing wissen, und noch genauer, was wir nicht wissen. Die rechtliche Situation von Psychedelika verändert sich rapide, und das vorletzte Kapitel wird Ihnen helfen, sich in den aktuellen Trends der «Entkriminalisierung» und «Legalisierung» zurechtzufinden. In meinen abschließenden Bemerkungen betone ich meine Absicht, dieses Handbuch zu schreiben – nämlich als Bildungsressource – und teile meinen Enthusiasmus für zukünftige Entwicklungen auf diesem Gebiet.

TEIL 1

Was sind psychedelische Drogen?

KAPITEL 1 Was sind Psychedelika?

Psychedelische Drogen sind bemerkenswerte bewusstseinsverändernde Substanzen, wohl die interessantesten Drogen in der gesamten Medizin. Manche vergleichen ihre Wirkung mit schizophrenen und anderen psychotischen Störungen, andere mit Nahtoderfahrungen und spirituellen Erlebnissen, sogar mit Entführungen durch Außerirdische. Sie erzeugen zuverlässig einen einzigartigen Geisteszustand, in dem man Visionen hat und Stimmen hört. Sie können das Bewusstsein für Ihren Körper verlieren, während Ihr Bewusstsein durch einen tiefen äußeren oder inneren Raum reist. Sie können Ekstase, fast unerträglichen Schrecken bzw. beides empfinden – oder gar nichts. Neue Ideen, Gefühle und Einsichten überfluten Ihren Geist. Vielleicht begegnen Sie intelligenten Wesen, die den «psychedelischen Raum» bewohnen, und interagieren mit ihnen; diese «Wesen» können heilen, lehren und lieben, und sie können feindlich und bedrohlich sein. Unabhängig von ihren spezifischen Wirkungen ist das Markenzeichen jeder vollständigen psychedelischen Erfahrung das Gefühl, dass sie «realer als real» ist. Die Wirkungen einiger Psychedelika setzen Sekunden nach dem Rauchen oder der Injektion ein, und einige halten bis zu achtzehn Stunden nach der oralen Einnahme an.

Geschichte

Psychedelische Pilze, Pflanzen und sogar Tiere spielen eine wichtige Rolle im religiösen und sozialen Leben der indigenen Gesellschaften, insbesondere in Nord-, Mittel- und Südamerika. Wir beginnen erst jetzt, die Tiefe und die praktischen Anwendungen dieser Weisheit zu erkennen. Ein Teil unserer ziemlichen Unkenntnis über die Nutzung durch die Eingeborenen ist auf die Unterdrückung durch die katholische Kirche nach der spanischen Eroberung Lateinamerikas in den 1500er Jahren zurückzuführen.

Die Besorgnis über «Hexerei» und «Heidentum» verdrängte jegliche wissenschaftliche, medizinische und anthropologische Neugierde. Überreste dieser Intoleranz sind bis heute erhalten geblieben.1

Die moderne Forschung zu psychedelischen Drogen begann mit der Isolierung von Meskalin aus dem Peyote-Kaktus durch den deutschen Chemiker Arthur Heffter in den 1890er Jahren. Diese Pflanze ist das wichtigste religiöse Sakrament der heutigen Kirche der amerikanischen Ureinwohner Nordamerikas, aber ihre Verwendung geht mindestens auf die Zeit der Azteken zurück.2 Die Meskalin-Forschung machte damals in der Psychiatrie jedoch keine großen Fortschritte. Die gastrointestinalen Nebenwirkungen waren unangenehm, aber vielleicht noch wichtiger war Freuds Einfluss auf die Psychiatrie in der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts. Der Begründer der Psychoanalyse hatte trotz seines gut dokumentierten Gebrauchs von Kokain als geistiges Stimulans wenig Interesse an religiösen und spirituellen Fragen. Er betrachtete sie als Ausdruck von Psychopathologie, und eine erfolgreiche Behandlung beseitigte «infantile» Tendenzen oder Erfahrungen, anstatt daran zu arbeiten, sie hervorzubringen. Zwar berichteten einige wenige Arbeiten über die Fähigkeit von Meskalin, die Psychotherapie zu verbessern, doch verhinderte seine Assoziation mit «primitiven» psychologischen Zuständen und Kulturen eine breitere Akzeptanz.

Nach dem Zweiten Weltkrieg begann die Freudsche Psychologie, in Ungnade zu fallen. Sie war langwierig, teuer und von zweifelhafter Wirksamkeit – Eigenschaften, die die Psychiatrie veranlassten, nach neuen Modellen und Behandlungen für psychische Erkrankungen zu suchen, insbesondere für Kriegsveteranen, die aus dem Krieg zurückkehrten. Die Entdeckung der Wirkungen von LSD Mitte der 1940er Jahre kam daher zu einem besonders günstigen Zeitpunkt.

Albert Hofmann, ein Naturstoffchemiker, der bei Sandoz Pharmaceuticals (heute Novartis) in Basel, Schweiz, arbeitete, synthetisierte LSD in den späten 1930er Jahren. Von seiner bewusstseinsverändernden Wirkung erfuhr er jedoch erst einige Jahre später, als er es versehentlich zu sich nahm. LSD beflügelte die Fantasie sowohl der Öffentlichkeit als auch der Wissenschaft aufgrund seiner erstaunlichen Wirksamkeit – es wirkt in Dosen von Millionstel Gramm – und seiner Wirkung auf das Serotonin im Gehirn. Die letztgenannten Wirkungen führten zur Identifizierung von Serotonin als erstem Neurotransmitter. LSD öffnete somit die Tür zur neuen Wissenschaft der Psychopharmakologie – und damit zu der Frage, wie Drogen den Geist beeinflussen.3

In den folgenden Jahrzehnten revolutionierten LSD und verwandte Substanzen unser Verständnis von der Funktionsweise des Gehirns. Sie waren auch sehr vielversprechend bei einer Reihe von schwer zu behandelnden Zuständen: Depression, Abhängigkeit, Autismus, Soziopathie, Schmerzen und Verzweiflung am Lebensende.

Diese vielversprechenden Forschungsansätze waren jedoch wenig hilfreich, nachdem LSD den Weg aus dem Labor gefunden hatte. Der weit verbreitete Konsum verstärkte die sozialen Unruhen der 1960er Jahre, insbesondere gegen die militärische Beteiligung der USA in Vietnam. Darüber hinaus war die Verwendung von Psychedelika zu Forschungszwecken zwar recht sicher, doch der unkontrollierte Konsum richtete in der allgemeinen Bevölkerung verheerende Schäden an. Berichte über unerwünschte Wirkungen – Suizid, Gewalt, Geburtsfehler, Chromosomenschäden und Psychosen – begannen sich zu häufen. Schlecht vorbereitete und psychisch wenig gesunde Jugendliche nahmen unbekannte Mengen unbekannter Drogen in Kombination mit Alkohol und anderen Substanzen in unvorhersehbaren Settings ein. Notaufnahmen und Psychiatrien füllten sich mit «LSD-Opfern». Es herrschte ein Notstand im Gesundheitswesen. Hinzu kam noch, dass der ehemalige Harvard-Psychologe und LSD-Forscher und Befürworter Timothy Leary zu dieser Zeit Zehntausende von Demonstranten anfeuerte, sich anzutörnen, einzutunen und auszusteigen («turn on, tune in, and drop out»)4 sowie die herrschende politische Struktur zu stürzen. Auch unter den Wissenschaftlern gab es Streit.

Einige Forschungsgruppen priesen diese Drogen als «spirituell», «transpersonal» und imstande, «mystische Erfahrungen» auszulösen. Dieser Teil der psychedelischen Forschungswelt ist nach wie vor einflussreich, wie der Glaube zeigt, dass «mystische Erfahrungen» die positiven Auswirkungen der Psychedelika erklären. Darüber hinaus spiegelt die psychiatrische und nicht-psychiatrische Verwendung des Begriffs «Entheogen» für Substanzen, die «das Göttliche im Inneren hervorrufen» diese anhaltende und kontroverse Vermischung von Wissenschaft und Religion wider. Es wurde immer schwieriger, den Unterschied zwischen psychiatrischer Forschung und der Entwicklung eines religiösen Kults zu erkennen. Diese Vermischung von Wissenschaft und Religion beruhigte die Bundesaufsichtsbehörden und die National Institutes of Health nicht, die einen Großteil der frühen amerikanischen psychedelischen Forschung finanzierten.

Geheimdienst und Militär

In den 1950er und 1960er Jahren verwendeten auch die Geheimdienst- und Militäreinrichtungen der USA und anderer Länder Psychedelika als potenzielle chemische Kampfstoffe. In diesen Fällen gab es nur wenige ethische Einschränkungen und minimale oder gar keine Einverständniserklärungen. Die amerikanische Regierung richtete Bordells ein und verabreichte den Versuchspersonen unwissentlich eine Dosis, um festzustellen, ob LSD und andere Substanzen als «Wahrheitsserum» fungieren könnten. Ein anderer Ansatz bestand darin, psychedelische Drogen als nicht tödliche, aber schwächende Mittel zu verbreiten, und ein weiterer darin, sie als Mittel zur Gehirnwäsche anzuwenden. Keiner dieser Ansätze war erfolgreich. Die Wirkungen von LSD waren zu unvorhersehbar, um als nützliches «Wahrheitsserum» bei unwissenden Probanden zu dienen. Tests an amerikanischen Militärangehörigen zeigten gemischte Ergebnisse als schwächende Mittel, aber die größeren Probleme waren geografische und klimatische Variablen, die die Verbreitung erschwerten. Versuche, mit LSD als Mittel zur Gehirnwäsche wirksamere Killer zu schaffen, scheiterten an der Bedeutung der bereits vorhandenen Persönlichkeit der Testpersonen. Das heißt, es war nicht möglich, einen friedliebenden Menschen in einen Mörder zu verwandeln. Andererseits war LSD vielleicht gar nicht nötig, wenn jemand bereits mörderische Ziele und Werte verfolgte.

Der Controlled Substances Act von 1970

Diese Verkettung unglücklicher Umstände aus Kontroversen, Politik, öffentlicher Gesundheit und schief gelaufenen Geheimoperationen führte dazu, dass der Kongress 1970 den Controlled Substances Act (CSA) verabschiedete. Dieses Gesetz machte aufgrund seiner zahlreichen Einschränkungen die Studien mit diesen Drogen am Menschen unmöglich. Nichtsdestotrotz wurde der Drogenkonsum im Untergrund nach dem CSA in etwa gleichem Umfang fortgesetzt wie vor dem CSA. Die unerwünschten Wirkungen haben jedoch stark abgenommen, da die Menschen im 21. Jahrhundert in der Regel niedrigere Dosen einnehmen. Außerdem können sie auf fünfzig Jahre angehäuftes Wissen zurückgreifen, wie man Psychedelika sicherer einnimmt und wie man sich um diejenigen kümmert, die Schwierigkeiten haben.

Während die klinische Forschung zum Stillstand kam, wurde die Grundlagenforschung an niederen Tieren fortgesetzt, da die Vorschriften für die nichtmenschliche Forschung deutlich weniger streng waren. Infolgedessen hat unser zunehmendes Verständnis der Pharmakologie von LSD und anderen Psychedelika – insbesondere ihrer Beziehung zum Serotonin-Neurotransmittersystem – zur Entwicklung wirksamerer und weniger toxischer psychiatrischer und neurologischer Medikamente für eine Vielzahl von Erkrankungen beigetragen: Depression, Psychose, Kopfschmerzen und Übelkeit/Erbrechen.

Set und Setting

Die wichtigste Lektion, die wir während der ersten Welle der psychedelischen Begeisterung gelernt haben, war die entscheidende Rolle von «Set» und «Setting» bei der Bestimmung der Ergebnisse jeglicher Drogenerfahrung. Dieses Konzept hilft zu erklären, warum die gleiche Droge in der gleichen Dosis bei verschiedenen Menschen unter den gleichen Umständen unterschiedliche Reaktionen hervorruft. Es hilft auch zu erklären, warum die gleiche Droge in der gleichen Dosis bei der gleichen Person unter verschiedenen Umständen unterschiedliche Wirkungen herbeiführt. Dies ist ein Thema, das ich in diesem Handbuch regelmäßig betone. Lassen Sie es uns also hier aufzeigen. «Set» bezieht sich auf den Zustand der Person, die das Psychedelikum einnimmt. Dazu gehört ihre körperliche und geistige Gesundheit. Ist die Person krank, nimmt sie mehrere Medikamente, trinkt sie übermäßig Alkohol oder missbraucht sie Opiate? Oder ist diese Person gesund – treibt sie täglich Sport, sorgt sie für ausreichend Schlaf und ernährt sie sich gesund? Wie sieht es mit aktuellen Depressionen, Panikattacken oder einfach nur dem Umgang mit mehrfachen Stressfaktoren im Leben aus? Oder ist die Person glücklich und erfüllt – besitzt sie ein unterstützendes soziales Netzwerk und hat sie Freude an ihrer Arbeit? Hat sie schon einmal Psychedelika genommen, und wenn ja, welche Erfahrungen hat sie gemacht? Eine ekstatische Reise durch den Kosmos oder einen erschreckenden Abstieg in die Unterwelt?

Zum Set gehören auch Erwartungen und Intentionen. Was erwarten die Personen, was passieren wird, was sind ihre Ziele, was sind ihre Hoffnungen und Ängste? Wünschen sie sich, dass ihr Krebs verschwindet, oder dass sie die Realität eines rasch nahenden Todes akzeptieren? Dazu gehören auch die Überzeugungen der Person über Psychedelika an sich, wie sie sie nennt, und wie sich darin die Überzeugungen darüber widerspiegeln, was Psychedelika bewirken und wie sie wirken. Sind sie «Entheogene», die das Göttliche im Inneren hervorrufen? Sind sie «Psychotomimetika», die eine zeitlich begrenzte Psychose hervorrufen? Oder sind sie «Psychedelika», die manifestieren oder offenbaren, was bereits im Geist einer Person vorhanden ist und nur noch auf eine größere Klärung wartet?

«Setting» bezieht sich auf die Umgebung, in der jemand das Psychedelikum einnimmt. Im Haus oder im Freien. Mit Freunden oder alleine. In einer Forschungs- oder Partyumgebung. Es schließt auch das Set all derer mit ein, mit denen man die Wirkung der Droge erlebt. So kommt eine Vielzahl von zwischenmenschlichen Faktoren ins Spiel. Sind es Freunde, Gegenspieler oder neutrale Personen? Sind sie Wissenschaftler, Therapeuten oder spirituelle Geschwister? Warum nehmen und/oder geben sie jemandem Psychedelika und was erwarten sie, dass passieren wird? Was wollen sie im Gegenzug dafür?

Ergebnisse aus der Humanforschung

Klinische Studien mit Psychedelika fielen nach dem Inkrafttreten des CSA und ähnlicher internationaler Gesetze in einen zwei Jahrzehnte währenden Winterschlaf. In den späten 1980er Jahren begann sich das Blatt sowohl in Europa als auch in den USA zu wenden. 1989 erschien eine deutsche Veröffentlichung, die eine klinische Meskalinstudie dokumentierte, und kurz darauf begann meine Arbeit mit DMT an der Universität von New Mexico. Die Forschungen in New Mexico schufen die notwendigen regulatorischen und wissenschaftlichen Verfahren, damit andere amerikanische Gruppen ihre eigene Arbeit mit diesen Drogen beginnen konnten. Dazu gehörten Psilocybin zur Behandlung von Zwangsstörungen an der Universität von Arizona, MDMA bei gesunden Freiwilligen an der UCLA (University of California, Los Angeles) und Wayne State, Ibogain an der Universität von Miami und Psilocybin an der Johns Hopkins University. Das letztgenannte Projekt hat wegen seiner Betonung der spirituellen Erfahrung besonders viel Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit erregt.

Eine neue Generation von aufgeschlosseneren Bundesbehörden und Geldgebern prüft Anträge auf psychedelische Forschung wohlwollender als dies jahrzehntelang der Fall war. Viele dieser Personen haben selbst positive Erfahrungen mit psychedelischen Substanzen gemacht und wollen, dass mehr Forschung betrieben wird. Fünfzig Jahre lassen zudem den chaotischen und unrühmlichen Niedergang der Psychedelika in der Erinnerung verblassen. Wir sehen uns auch weiterhin mit dem begrenzten Erfolg der Psychiatrie bei der Behandlung einer Vielzahl emotionaler Leiden konfrontiert, von denen