Psychisch krank das Leben schaukeln - Alana Muriel - E-Book

Psychisch krank das Leben schaukeln E-Book

Alana Muriel

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Beschreibung

Die 39-jährige Alana Muriel steht vor dem Scherbenhaufen ihres Lebens. Innerhalb von wenigen Monaten ist nichts mehr, wie sie es kennt. Sie leidet unter Halluzinationen, hört Stimmen und bleibt damit einsam und unverstanden zurück. Würde das nun so bleiben für den Rest ihres Lebens? Eine leise innere Stimme macht ihr Mut: Du kannst es ändern! Nach einer Zeit der großen Ängste und Verzweiflung begibt sie sich auf einen steinigen, aber selbstermächtigten Weg, um nach der Ursache zu suchen und findet ihr ICH, ihre Liebe zu sich selbst und endlich Heilung. Wenn auch du dich traust, deinen Weltschmerz zu fühlen, und dein Herz dich ruft, dann könnte dieses Buch ein guter Reisebegleiter für dich sein.

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Seitenzahl: 413

Veröffentlichungsjahr: 2023

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Haftungsausschluss

Meine Ausführungen sind nicht wissenschaftlich fundiert oder abschließend. Sie ersetzen keine schulmedizinische Behandlung! Autor und Verlag können wegen der vielfältigen Ursachen und Auswirkungen psychischer Erkrankungen kein Heilungserfolg versprechen. Jegliche Haftung für Gesundheitsschäden sind ausgeschlossen.

Die von mir angewendeten und beschriebenenTherapien und Leistungen sind in verschiedenen Ländern (z.B. Deutschland) noch nicht wissenschaftlich anerkannt. Eine Heilung kann nicht vorausgesetzt werden. Ein Heilversprechen wird nicht abgegeben. Wenn der Eindruck entsteht, dass eine bestimmte Therapie oder Anwendung zur Behandlung von Erkrankungen geeignet wäre, so handelt es sich nicht um ein Heilversprechen. Geistiges Heilen, Psychobionik sowie alle anderen beschriebenen Möglichkeiten dienen der Aktivierung der Selbstheilungskräfte und ersetzen nicht die Diagnose oder Behandlung durch einen Arzt oder Heilpraktiker. Es ist kein heilkundlicher Beistand im Sinne des BGB und anderer Gesetzesteile und ist nur zum persönlichen Gebrauch geeignet. Weitergabe oder Vervielfältigung, auch auszugsweise, oder gewerbliche Verwendung ist nur mit schriftlichen Zustimmung erlaubt. Alles Beschriebene stellt keine medizinische, psychiatrische oder psychologische Behandlung dar und ersetzt keine Therapie, notwendige Behandlung bei einem Arzt, Heilpraktiker oder die Einnahme notwendige Medikamente. Der Text bietet keine Grundlage für die Erstellung einer Diagnose und gibt kein Heilversprechen ab. Jeder Leser übernimmt die volle Selbstverantwortung für sich.

Inhaltsverzeichnis

Teil 1

Warum, weshalb, was oder wie?

Lass dich nicht beirren

Medikamente oder nicht?

Was ist ein guter Therapeut oder Arzt?

Selbstverantwortung und Eigenermächtigung

Soforthilfen

Hier und Jetzt – alles nur Nonsens?

Bäume ordnen

Atem, eines der einfachsten Hilfsmittel

Meditationen

Heilsame Schwingungen

Durch den Körper surfen

Schlaf dich gesund und keine Minute mehr!

Experiment Notizbuch

Das schaffst du nicht allein – warum beten ohne Glauben trotzdem helfen kann

Schwarzer Humor und wie man sonst noch lachen kann

Wie nutze ich die Kräfte Feuer, Wasser, Luft und Erde

Heilung durch Tiere

Heilsame Berührungen

Tiefengewebsmassage

TRE® Trauma Releasing Exercises Methode

Sonstige Hilfsmittel wie Steine und Düfte

Anker-Liste

Teil 2

Der Weckruf

Warum und wonach wurde ich süchtig?

Wut und andere negative Eigenschaften gehören zum Prozess

Todessehnsucht oder Todesangst

Wie schöpfe ich wieder Hoffnung?

Die Zersplitterung meines Seins – wie ein Teil meiner Energie meinen Körper verlässt?

Fremdwort Glück

Das Monster Angst

Opfer oder Täter

Zeugenschaft

Warum fühle ich mich so schuldig?

Die große Lähmung und Erstarrung

Warum Essstörungen?

Schau unter dich und du wirst zufrieden sein oder doch nicht?

Warum fühle ich mich so hin- und hergerissen?

Warum fühle ich mich angezogen oder abgelehnt?

Arbeiten – Heilung oder Last?

Kontrollverlustängste

Warum immer ich–erschaffe ich mein Schicksal selbst?

Woher soll ich den notwendigen Mut nehmen?

Bin ich immer ehrlich zu mir?

Warum ticke ich anders wie alle anderen?

Hochsensibel, hellsichtig, hellfühlig und hellhörig

Traum oder Realität

Der Seelenkreis

Ein anderer Blick auf die Sternzeichen und ihre Bedeutung

Wie kann ich als Angehöriger oder Freund unterstützen?

Verblüffende Erkenntnisse und ein Einblick in eine Psychobionik-Innenbilderreise

Heilbilder

Teil 3

Der Schatten meiner Erkrankung - durchlebt die Seele doch mehrere Inkarnationen?

Mittelalter – erste Verbindung zwischen Sex und Gewalt

Sexsklavin aus Liebe

Die unbarmherzige Königin

Die Grausamkeit spitzt sich zu

Rache als Weg der Genugtuung

Die große Liebe zu einem Soldaten

Das Leben einer Bäuerin

Aus gutbürgerlichem Hause und dennoch keine Rechte

Zeit und Raum

2. Weltkrieg – Auschwitz – ein Leben vom 16.03.1898 bis 18.05.1957

Ein neues Leben

Wie alles begann

Schulzeit

Jugendzeit

Frau werden

Meine Ehe

Das Ende meines Dornröschenschlafs

Mein neuer Weg

Ein körperliches Ja zu mir selbst

Eine wichtige karmische Begegnung

Eine Begegnung voller Sinnlichkeit

Genialer Austausch auf vielen Ebenen

Noch einmal meine große Jugendliebe

Meine sexuelle Befreiung

Kraft und Energie

Wie ich lernte, mein zersplittertes Sein zu zentrieren?

Schwach oder stark?

Unsere verletzten Kinder

Uraltes Band einer tiefe Liebe

Mein Erblühen

Literatur

Elektronische Medien

Film, Videos, Podcasts

Alles ist mit allem verbunden

„Wir müssen auf unsere Seele hören, wenn wir gesund werden wollen. Es gibt kein Entrinnen vor uns selbst. Solange der Mensch sich nicht selbst in den Augen und im Herzen seiner Mitmenschen begegnet, ist er auf der Flucht. Solange er nicht zulässt, dass seine Mitmenschen an seinem Innersten teilhaben, gibt es keine Geborgenheit. Solange er sich fürchtet, durchschaut zu werden, kann er weder sich selbst noch andere erkennen. Er wird alleine sein. Alles ist mit allem verbunden.“

Hildegard von Bingen

Insbesondere für all jene, die in ihrer Kindheit Missbrauch erfahren haben. Es sind zu viele, die keine Stimme haben.

Teil 1

Warum, weshalb, was oder wie?

Gute Fragen sollten wir uns öfter stellen. Warum war ich von dieser Krankheit betroffen, einfach nur Zufall? Nein! Es hatte ganz viel mit mir zu tun, obwohl mich die Erkrankung scheinbar in einem relativ kurzen Zeitraum erfasste. Noch im August verbrachte ich mit meiner Familie einen der schönsten Urlaube und bereits zum Weihnachtsfest war nichts mehr, wie es einmal gewesen war. Ich konnte weder mein Leben wie gewohnt fortführen, noch alltägliche Tätigkeiten wie Kochen, Putzen oder mich pflegen ausführen. Alles fiel mir schwer. Meine Familie stand meinem Zustand vollkommen hilflos gegenüber, da ich es war, die bisher alle Fäden zusammengehalten hatte. Ich halluzinierte, hörte fremde Stimmen, war desillusioniert, vollkommen erschöpft und verängstigt. Was war geschehen? Was war mit mir auf einmal los? Warum konnte ich nicht mehr richtig denken? Wer war ich überhaupt?

Gefühlt und gefangen in meinem größten Schmerzkörper aller Zeiten, saß ich damals vor meiner Homöopathin und hörte ihre Worte: „Sie werden in circa zehn Jahren in der Lage sein, eigene Wünsche zu formulieren.“ Ich glaubte, nicht richtig verstanden zu haben. Meinte sie das ernst? Ich fragte mich: Spinne ich jetzt oder sie? Wer ist hier ver-rückt? Doch tatsächlich erfülle ich mir nun nach vielen Jahren meinen ersten echten Wunsch. Ich beginne dieses Buch zu schreiben mit diesen Worten. Angst- und Schamgefühle gewinnen die Oberhand bei dem Gedanken, du, ein Verleger oder Lektor könnten meine Geschichte anzweifeln oder sie schlecht finden. Aber getrieben von einer inneren Kraft sitze ich hier und schreibe. Und es steigt eine Freude und Erregung in mir auf wie seit langem nicht mehr. Ich bin berührt und bewegt von etwas, dass mich antreibt. Eine treibende Kraft, die mich leben lässt, ein Funke. Eine Stärke, die du momentan wohl nicht spüren kannst, denn sonst hieltest du mein Buch nicht in deinen Händen. Während meiner Krise gab es einen Moment, in dem ich hilflos und angsterfüllt im Bett meines damals zehnjährigen Sohnes lag, um Schlaf zu finden. In diesem Augenblick wurde mir schlagartig klar, dass mein Leben so nicht aussehen durfte. Ich konnte das nicht zulassen. Ich wollte wissen, was mit mir geschah und warum, weshalb gerade mir das passierte. Die Antworten auf diese Fragen habe ich versucht, hier in diesem Buch zu sortieren und aufzuschreiben.

Was möchte ich mit diesem Buch erreichen? Ich möchte zeigen, dass es möglich ist, Heilung zu finden. Vielleicht wirst du auf körperlicher Ebene nicht vollständig gesund, aber deine Seele kann wieder erstrahlen. Mag die Ausgangssituation noch so problematisch und ausweglos erscheinen, es besteht die Möglichkeit, dein Leben zu ändern. Ich will an meinem Beispiel aufzeigen, dass es immer einen Weg gibt. Nicht jeder meiner Schritte verlief in die richtige Richtung und nicht jede Therapie oder Methode brachte den ganz großen Erfolg, aber dennoch hatte alles seinen Wert und stellte ein kleines Puzzleteil des Großen und Ganzen dar. Vielleicht kann ich mit meinem Buch ein solches Puzzleteil für dich sein.

Ich möchte dich ermuntern, zu forschen, deine Perspektive zu erweitern und den Mut für ein neues erfülltes Leben zu finden. Es wird vermutlich nicht so aussehen, wie dein bisheriges, aber vielleicht magst du es auch nie wieder hergeben, so wie ich.

Im ersten Teil meines Buches beschreibe ich Techniken und Werkzeuge, die mir schnell und gut halfen, auch schwierige Situationen zu überstehen. Im zweiten Teil soll es um Hintergründe und Erklärungsversuche zu meiner Erkrankung gehen. Der dritte Teil stellt sich der Frage, ob ich vielleicht schon einen Großteil meiner Probleme mit meiner Geburt mitbrachte. Anlass zu dieser Vermutung gab mir meine Arbeit mit meinen inneren Bildern. Sie lüfteten so manches altes Geheimnis.

Lass dich nicht beirren

Vor mehr als zehn Jahren nahm mir das Universum scheinbar alles weg, von dem ich glaubte, dass es mich trägt. Ich fühlte mich krank und elend. Wörter wie „irre“ oder „irre sein“ kamen mir in den Sinn. In der deutschen Sprache werden Wörter wie „ver-rückt“ oder „Wahn-sinn“ verwendet. Sprache lässt unser uraltes intuitives Wissen oft erahnen. Ich habe mir erlaubt, das eine oder andere im Text kursiv zu markieren, um darauf hinzuweisen. In der neueren Zeit spricht man von Psychosen, Neurosen, Depressionen und vielem mehr. Es überraschte und verängstigte mich damals sehr, wie schnell mich AÌrzte, Verwandte und Bekannte in eine dieser Schubladen stopften. Fakt ist: In allen meinen Zuständen fühlte es sich für mich normal an. Tief in mir gab es immer eine Ebene der absoluten Wahrheit, eine Gewissheit, was hier und jetzt stimmig ist. Wer bestimmt überhaupt, was „normal“ ist? Wer glaubt, die Macht zu besitzen, einen Maßstab festlegen zu können, an dem wir alle, so unterschiedlich und individuell wir auch sind, gemessen werden? Viele außergewöhnliche Menschen sind oder waren diesem Wahn sehr nahe. Für mich war wichtig, eine Stabilität zu finden, aus der ich souverän und unabhängig von anderen mein Leben gestalten konnte.

Rückblickend weiß ich, dass ich aufgrund eines frühkindlichen Traumas mein ganzes Leben mal mehr, mal weniger dissoziativ, gespalten von meiner Persönlichkeit, erfahren habe. Der beschriebene Akutzustand mit all den Symptomen musste eintreten, weil ich dieses falsche Lebenskonstrukt, was ich mir angeeignet hatte, nicht ewig so halten konnte. In meiner Kindheit erlernte ich intuitiv Mechanismen, um zu funktionieren. Es ist niemandem in meiner Familie aufgefallen. Alle glaubten, ich sei lieb und brav. Aber ich war mehr tot als lebendig. Dieses neutrale Gefühl kann sehr schön sein, fast meditativ, aber du und ich, wir sind hier um zu leben! Und das habe ich nicht wirklich getan, obwohl ich die Schule mit Erfolg besucht, Leistungssport getrieben, eine Familie gegründete und all die Jahre gearbeitet habe. Mir fehlten lang die Worte, um zu beschreiben, wie ich all die Zeit vor dem Ausbruch gelebt habe, bis ich Anke Evertz in einem Interview von ihrer Nahtoderfahrung berichten hörte. Sie beschrieb, dass sie sich in dem Moment, in dem ihr klar wurde, dass sie stirbt, aus ihrem Körper katapultierte. Sie sagte: „Ich fühlte mich neutral, wie ein Zuschauer.“ Genau das ist es! Ich habe mich zwar nie wie sie, in einem Abstand von zwei Metern, von außen betrachtet, aber mich dennoch so weit von meinem Körper entfernt, um in dieser Neutralität zu leben und alles wie im Film wahrzunehmen.

Während meiner Ehe lernte ich einen Mann kennen, der mir seine Aufmerksamkeit und seine Energie schenkte, die mich für kurze Zeit in meinen Körper zurückkehren ließ. Dort und nur dort kann das Leben spürbar werden, können sich Gefühle wie Liebe, Glücklichsein, aber auch Schmerz einstellen.

Ich fühlte mich durch ihn so geliebt, dass ich für mehrere Wochen vor Glück erstrahlte. Ich glaubte ganz heil zu sein und hatte den Gedanken, dass es auch für andere Menschen so einfach sein könnte, Glück zu erfahren. Ich verspürte das Bedürfnis, allen von diesem Glück und der Leichtigkeit des Lebens zu erzählen, und war von der Idee beseelt, alle heilen zu können. Doch ich wurde eines Besseren belehrt. Mit diesen erfüllenden Gefühlen kamen auch meine alten Urängste und Traumata zu Tage, die ich all die Jahre verdrängt hatte, und ich fiel vorerst in eine große Dunkelheit, die mir alle Kräfte rauben sollte. Ich wurde mit der harten Realität konfrontiert, mit allem, was ich bisher nicht sehen oder wahrhaben wollte. Bildlich gesprochen, wurde eine Tür aufgestoßen, die ich nicht mehr zu schließen vermochte. Ich begab mich auf einen harten, steinigen Weg, vorerst ohne medizinische Hilfe, weil ich Angst hatte, in eine Klinik eingewiesen zu werden.

Während viele Menschen bereits auf dem Weg zu einem höheren Bewusstsein waren, saß ich noch in einer dunklen Höhle gefangen. Ich wusste gar nicht mehr, wer ich überhaupt war und hatte den Bezug zu mir selbst verloren.

Daher sagte ein Freund damals zu mir: „Du kannst keine Seele, die jahrelang in einer Höhle gefangen war, gleich ins glänzende Sonnenlicht zerren.“ Ich musste viele Entwicklungsschritte nachholen und bin heute stolz, über das, was ich geschafft habe. Nun weiß ich, dass wir nur Schritte gehen können, wenn wir dazu selbst bereit sind, darum lass dich von niemanden drängen. Mein erster Tipp: „Orientiere dich anfangs nicht an anderen Menschen!“ So musst du auch meinen Worten nicht glauben, ich bitte dich nur um eins – probiere das eine oder andere aus! Seele muss gelebt werden! In besonders verzweifelten Momenten schlage irgendeine Seite in diesem Buch auf und du wirst etwas lesen, was dir weiterhelfen kann. Versuche es.

Glaube nichts, weil ein Weiser es gesagt hat.

Glaube nichts, weil es alle glauben.

Glaube nichts, weil es geschrieben steht.

Glaube nichts, weil es als heilig gilt.

Glaube nichts, weil ein anderer es glaubt.

Glaube nur das,

was Du selbst als wahr erkannt hast.

Buddha

Medikamente oder nicht?

Es gibt Menschen, die aufgrund einer geistigen Behinderung, Beschwerden organischer Natur oder besonderer, außergewöhnlicher, dramatischer Lebensumstände auf Medikamente angewiesen sein werden. Das ist okay. Für diese Menschen habe ich diesen Abschnitt nicht geschrieben.

Ich wollte nie Medizin einnehmen oder in eine Klinik eingewiesen werden, in der sie mich dazu hätten zwingen können. Ich hatte davor entsetzliche Angst. Ein Arzt drückte sein Unverständnis viele Jahre später darüber einmal so aus: „Ach, Sie möchten keine Medikamente? Dann wollen sie wohl nicht gesund werden?“ Doch, gesund zu werden war mein Ziel, nur fürchtete ich mich mehr vor der Abhängigkeit. Und diese Befürchtungen sind nicht unbegründet. Die Erfahrungen vieler zeigen, dass ein Absetzen der Medikamente sehr schwierig ist und oft über Jahre dauert. Zum Glück gibt es heute zahlreiche Selbsthilfegruppen im Internet. Bisher habe ich keinen Menschen kennengelernt, der durch Medikamente wirklich heil geworden wäre, obgleich Tabletten tatsächlich für Linderung sorgen können. Im Grunde ist es mit meinen Migräneanfällen ähnlich: Ich bin froh, dass durch die Tabletten die entsetzlichen Schmerzen nachlassen, aber die Anfälle hören niemals auf. Durch das Erträglich-Werden machen sie uns glauben, wir seien geheilt, dabei wird die Wahrheit nur gedämpft. Diese Denkweise, dass es für alles ein Medikament geben muss, ist nicht nur bei den Wissenschaftlern und AÌrzten stark verankert, sondern auch in uns Patienten. Viel zu lange war auch ich von der Idee überzeugt, dass ich bei einem Krankheitsbild immer zum Arzt gehen müsse. Dieser würde dann eine Diagnose erstellen und mir daraufhin ein passendes Rezept geben. Ich bräuchte dann nur noch die verordneten Pillen schlucken und würde wieder gesund werden. Aus heutiger Sicht erscheint mir das sehr naiv, denn ich entledige mich dadurch jeglicher Eigenverantwortung.

Wenn du dich doch für begleitende Medizin entscheidest – was nicht falsch sein muss –, lohnt es sich, über Zusammensetzung und Wirkungsweise zu forschen. Auch Wechselwirkungen mit anderen Mitteln wie beispielsweise Schlafmittel solltest du prüfen. Apotheken bieten einen solchen Service an. Verschaffe dir Klarheit darüber, was du dir einverleibst. Es ist dein Körper!

Waren meine AÌngste begründet? Im Buch „Der Sinn meiner Psychose – Zwanzig Frauen und Männer berichten“ fand ich spannende Geschichten. Alle Betroffenen aus dem Buch sind wieder gesund geworden und leben heute ein normales Leben. Sie erlebten ihre Psychosen als wichtigen Teil ihres Selbst so wie ich auch. Einen Stempel von anderen Menschen aufgedrückt zu bekommen, oft sogar ein ganzes Leben lang, macht mich wütend! Doch wenn Betroffene in dieser Ohnmacht wütend sind, weil sie das Gefühl haben, ihre Selbstermächtigung zu verlieren, ist das für die meisten AÌrzte ein Beweis ihrer Krankheit. Alle Frauen und Männer, die in diesem Buch berichten, die in eine Klinik eingewiesen wurden, empfanden das als unwürdig, so zum Beispiel Anja Hesse: „In den Psychiatrien habe ich Gewalt erlebt, immer wieder. Körperlich und seelisch. Gewalt als Mittel zum Gefügig-machen, als Ausdruck der eigenen Hilflosigkeit oder aus mangelndem Verständnis gegenüber Menschen, deren Wahrnehmung auf einen anderen Bereich ausgerichtet ist als auf den eingeschränkt realen, sogenannten ‘nicht verrückten‚ Bereich unserer Existenz.“ Es wird von „tagelangen Fixierungen“ gesprochen, von „Haldol in höchsten Dosen, nicht diese modernen ‘atypischen Neuroleptika“‚ oder von einem Arztgespräch nach bereits einwöchiger Behandlung mit Medikamenten.

Noch schockierender finde ich, dass es nach der Entlassung aus der Klinik nicht nur eines Arztes, sondern in bestimmten Fällen eines richterlichen Beschlusses bedurfte, diese Medikamente wieder absetzen zu dürfen. Eine befreundete Therapeutin, die eine spirituelle Psychose erlebte, wurde bereits eine Woche nach ihrer Einweisung einem Richter bezüglich Entmündigung vorgestellt. Zum Glück konnte sie aufgrund ihres Fachwissens den Irrtum aufklären. Sie erzählte mir ebenso von der Angst und Ohnmacht des Klinikpersonals. Ich bin heilfroh, damals so bewusst gewesen zu sein, keinen „normalen“ Arzt aufgesucht zu haben, denn ich wusste ganz genau, dass sie mich in meinem Zustand eingewiesen hätten. Meine Angst war also rückblickend begründet, nicht verrückt.

Elisabeth T. schreibt im oben genannten Buch: „Der Ausbruch der psychischen Krankheit zwang mich zum Anhalten. Das war das Allererste. In der Folge erfüllte die Psychiatrie ihren Zweck. Sie schirmte mich ab. Aber das war auch ein komplettes Abschirmen, und damit ein Punkt, den heute viele Psychiatrieerfahrene beklagen: man wird von den Psychopharmaka auch in seinem Innern abgeschirmt, der emotionale Zugang wird ‘zubetoniert‘. […] Nach meiner ersten Gruppentherapie hatte ich das Gefühl, dass meine Seele heruntergetrampelt worden war. Wo sie steckengeblieben ist, fand ich damals nicht heraus. Seit ich diese Psychopharmaka abgesetzt habe, sprudelte wieder die Fantasie, kann ich mich manchmal vor Einfällen kaum retten. Das ist anstrengend und artet mitunter in bipolares Erleben aus. Aber das Schöne daran ist, deutlich zu fühlen: ich bin lebendig, kann wieder gestalten, ich knüpfe an das Kind an und lasse es wachsen. Das wirkt nach außen manchmal komisch, denn ich bin jetzt 62 Jahre alt.“

Ich möchte die Bemühungen der AÌrzte nicht kleinreden. Die Schulmedizin mag ich mir nicht mehr wegdenken. Sie leistet Hervorragendes in der Diagnostik und in vielen Fachgebieten wie beispielsweise in der Unfallchirurgie oder der Zahnmedizin. Zum Glück sind in Bereichen, die sich mit psychosomatischen Krankheitsbildern befassen, neue ganzheitlichere Ansätze zu sehen. Nur geht mir das oft nicht weit genug. Daher ist mit meinem Buch auch die Hoffnung verbunden, noch anders zu denken, noch breiter, noch individueller. Es braucht eine Hochzeit zwischen Schulmedizin und Alternativmedizin.

Auch verstehe ich die Angst vor der Konkurrenz im alternativen Bereich nicht. Es ist vielmehr eine wertvolle Ergänzung. AÌrzteblatt.de berichtet: „Für Deutschland schätzt die WHO die Zahl der Menschen mit Depressionen auf 4,1 Millionen, 5,2 Prozent der Bevölkerung. 4,6 Millionen Menschen lebten mit Angststörungen. Die Stiftung Deutsche Depressionshilfe spricht von einer Volkskrankheit. Depressionen gehörten zu den häufigsten und mit Blick auf die Schwere am meisten unterschätzten Erkrankungen.“ Allein die Tatsache, dass man sehr lange warten muss, um bei einem guten Arzt einen Behandlungstermin zu bekommen, gebietet uns die Suche nach neuen Wegen. Falscher als in den letzten Jahrzehnten kann es doch gar nicht werden. Dass es andere Ansätze gibt, beweist beispielsweise die Via-Nobis-Klinik mit dem Projekt SOTERIA.

Eine Erkrankung im psychischen Bereich ist so vielschichtig und individuell, dass ich glaube, dass ein Außenstehender das gar nicht in Gänze erfassen kann. Ich lernte in der Zwischenzeit einige Therapeuten und AÌrzte kennen, auch privat, und war oftmals erstaunt, wie schnell ich in eine ihrer tiefen Schubladen fiel, auf der vorn der Name einer Diagnose oder These stand. Vielleicht wird dies im Rahmen ihrer Tätigkeit verlangt. Mir fiel es jedenfalls sehr schwer, aus dieser Schublade wieder herauszukommen, wenn ich überhaupt eine Chance dazu hatte. Dieses Schubladendenken ist nicht gut. In der Corona-Krise fielen auch andersdenkende AÌrzte und Wissenschaftler in die Schublade „Verschwörungstheoretiker“. Das macht es schwer, in einen guten Dialog zurück zu finden.

Erst vor Kurzem erzählte ich einer pensionierten AÌrztin nur wenige Details von meiner Erkrankung und schon kurz darauf fiel ihr Urteil – ich hätte nur eine schizophrene Episode gehabt. Ist denn zwei Jahre erlebte absolute Dunkelheit eine Episode? Und wenn dem so ist, warum erhalten dann so viele Patienten und Patientinnen schon ab dem ersten Tag Medikamente? Es macht mich traurig, dass einige meine Glaubwürdigkeit so sehr in Frage stellten und im Nachhinein meine Erfahrungen kleinredeten, weil sie nicht akzeptieren konnten, dass ich mich ohne Medikamente aus einer so schwierigen Lage zu befreien vermochte. Wenn die über Jahre erschaffene Realität eines Menschen durch neue Informationen stark ins Wanken gerät, neigen manche dazu, dieses erst einmal zu verleugnen oder auszublenden. Sie haben keinen Zugang zu diesem neuen Bewusstsein und das macht ihnen Angst. AÌhnliches erfuhr ich auch innerhalb meiner Familie. Sie konnten nicht akzeptieren, dass ich psychisch krank sein sollte. Es fiel ihnen schwer, das von mir fixierte Rollenbild zu verändern. Eine Psychose ist nicht greifbar. Sie ist mit alten Vorurteilen und vielen AÌngsten verknüpft. So etwas möchte man nicht in der Familie.

Rückblickend denke ich, dass ich aufgrund meiner frühkindlichen Traumata und der dadurch entwickelten destruktiven Verhaltensmuster nach Jahrzehnten völlig ausgebrannt war. Ich erlebte mehrere aufeinanderfolgende Schocks, Retraumatisierungen, die mein kaum vorhandenes Urvertrauen noch mehr ins Wanken bringen sollten. Meine experimentelle Energiearbeit, von der ich später noch ausführlicher berichten werde, brachte mich mit allen unterdrückten Ursachen in Berührung. Die Halluzinationen und Stimmen, die mich bedrohten, ich würde ausgelocht im Sinne von Vernichtung, aus dem Universum entfernt, stellten sich ein, weil sich mein ganzer Energiekörper verschoben bzw. erweitert hatte. Als ich Jahre später erstmalig zum Arzt ging, diagnostizierte er noch eine mittelschwere Depression. Zu diesem Zeitpunkt war ich innerlich schon sehr gefestigt. Und wenn ich ganz ehrlich bin, ist es mir egal, welchen Namen mein Wahnsinn trägt.

Ich wollte alles wissen, hinterfragen, spüren und meine Klarheit in jedem Augenblick bewahren. Meine Wissbegier ließ mich nicht mehr los. Die Erkenntnisse über die Ursachen meiner Erkrankung brachten mir Lösungen für meine Heilung. Ich bin allem wahrhaft begegnet. Es gab dabei nichts, was ich nicht aushalten konnte, und einmal half mir mein System mit einer kurzen Ohnmacht.Ich durchlebte meine Psychose.

Eine Freundin beschreibt es so: „Ich muss nicht bewerten, das Leben muss nicht ‘schön‘ sein. Es geht nicht ums Gutfühlen, sondern ums GUT FÜHLEN.“ Meine Seele starb viele Tode und dennoch lebte ich weiter. Ich fiel und fiel in die Tiefe und immer, wenn ich glaubte, endlich Boden unter den Füßen zu haben, sollte es noch tiefer hinabgehen. Ich fand meine Tränen. Endlich konnte ich weinen bis zur Erschöpfung, bis zur Erleichterung. Leben! Es war wie Buttertreten und ich weiß nicht mehr genau wann, aber auf einmal wurde der Boden fester, und es ging wieder bergan, langsam und mit Rückschlägen, aber bergan. Nichts ist für die Ewigkeit, nichts kann dauerhaft bleiben. Niemand liebt ewig auf Wolke sieben und niemand sollte ewig in der Dunkelheit verharren. Rückblickend kann ich sagen, es war das Wertvollste, was mir je widerfahren ist.

Wenn du ebenso durch den See schwimmen möchtest, sei dir bewusst, dass du nicht mittendrin mit dem Schwimmen aufhören kannst, es wird erst besser am rettenden Ufer. Die Tantriker sagen: Gehe komplett durch den Schlamm, hörst du bei 70 Prozent auf, bleibst du darin stecken. Die gute Nachricht für dich ist, dass ich dir vielleicht durch meine beschriebenen Erfahrungen etwas deinen Weg ebnen kann. Du vermagst den einen oder anderen Fehler zu umgehen bzw. fühlst dich dabei angenommen und verstanden. Zu Beginn hasste ich mich so sehr für mein Unvermögen, bis ich nach und nach begriff, dass ich bei Weitem nicht die Einzige war, die sich in einem solchen Dilemma befand. Deshalb möchte ich dir keinen leichten, jedoch einen selbstbewussten Weg zeigen.

Mein Weg ist es, Körper, Geist und Seele gleichermaßen einzubeziehen. Der Körper stellt dabei die Verbindung und ein Tor des Bewusstwerdens dar. Es ist jedoch ebenso möglich, zuerst etwas auf geistiger Ebene aufzunehmen und diese Erkenntnis über den Körper auf tiefer seelischer Ebene spürbar werden zu lassen. Wenn du beispielsweise einem Menschen verzeihen möchtest, beginnt das mit der Idee. Aber erst, wenn ihr euch in den Armen liegt, und der berühmte Stein vom Herzen fällt, ist es geschehen. Im Tun kannst du den Aha-Effekt und letztlich auch Heilung sowie eine Wahrheit finden, für die es keine wissenschaftlichen Beweise geben muss.

Mein größtes Problem mit den Schulmedizinern war, dass diese hauptsächlich auf geistiger Ebene mit mir arbeiteten. Ich verstand viele Zusammenhänge, für deren Erkenntnisse ich heute noch dankbar bin, aber anschließend war ich allein. Es fehlte an der heilenden Tiefe auf seelischer Ebene. Und damit komme ich schon zu einem weiteren wesentlichen Punkt, warum ich an keine Heilung durch Medikation glaube: In einer Krise gelangen wir immer an eine Art Punkt, an dem wir uns entscheiden müssen, ob wir den nächsten Entwicklungsschritt gehen oder in den vorherigen zurückfallen.

Aufgrund meiner frühkindlichen Traumata war ich auf seelischer Ebene immer noch ein Kind und in der Symbiose mit meiner Mutter gefangen. Sie genoss es, dass ich sie brauchte, und ich wiederum genoss ihr Kümmern. Den entscheidenden Anstoß erhielt ich in einem Seminar von einem Geistheiler. Ich stand in meiner Hilflosigkeit vor ihm, als er mich mit folgenden Worten aufrüttelte: „Ich sage es ungern und vielleicht verliere ich auch deine Sympathie, aber werde mal erwachsen.“ Ich ging nach Hause, und mir war übel, denn ich wusste ganz tief in mir, dass er Recht hatte. Ich musste endlich selbst für mein Selbst Verantwortung übernehmen!

Es ist sicher schön und leicht, sich in so mancher Situation hinter seinem kindlichen „Ich“ zu verstecken, nur wirst du dann oft auch nicht ernst genommen. Mit dem Erwachsenwerden beginnt ein Reifeprozess der Weisheit und des Wissens, der dich stärken wird, dir Macht verleiht und von einem guten Gefühl begleitet wird. Und daher hier die berechtigte Frage: Wie sollen Medikamente einen solchen Prozess ersetzen?

Ich kenne auch Patienten, die nehmen gerne mal eine halbe Tablette mehr oder weniger, geheilt sind sie jedoch nicht. Ich möchte das nicht verurteilen. Manchmal ist die Zeit einfach nicht gekommen oder der Leidensdruck nicht groß genug. Auch die Lebensumstände spielen eine entscheidende Rolle. So lange du die Ursachen nicht mit ihren ganzen Wurzeln herauszuziehen vermagst, wirst du mehr oder weniger abhängig sein und leiden. Es ist wie eine eiternde Wunde, die oberflächlich verheilt ist und jederzeit wieder aufreißen kann. Vergleichbar ist das ein bisschen mit einer schlechten Ehe. Du weißt schon lange, dass du dich wehren, etwas verändern oder sie verlassen müsstest, aber immer wieder gibt es Zeiten, wo sie funktioniert.

Wenn dir „funktionieren“ reicht, dann ist das Buch möglicherweise nicht das Richtige für dich. Wenn du es jedoch nicht mehr magst, so zu leben, dann begib dich auf die Reise.

Wenn du Medikamente nimmst, setze sie nicht einfach ab, auch wenn du dich in diesem Moment dazu motiviert fühlst! Betroffene vermuten, dass es bei Medikamenteneinnahmen über einen längeren Zeitraum zu Gehirnanpassungen kommen kann und raten daher zu einem sehr langsamen Ausschleichen. Das Absetzen von Tabletten ist kein Kinderspiel! Neben Entzugserscheinungen können auch bisher unterdrückte Emotionen, AÌngste oder aufgestaute Wut zum Ausbruch kommen. Das schockiert und verunsichert alle Beteiligten. Entgiftungskuren sollen unterstützend helfen. Gehe es klug und weise an! Belese dich und schmiede dir einen guten Plan mit kleinen Schritten und verschiedenen Möglichkeiten und suche dir Menschen, die dich unterstützen können und aufrichtig an deinem Erfolg glauben. Vielleicht trittst du einer der Selbsthilfegruppen bei. Zusammen gelingt es oft besser. Packe deinen Rucksack mit Bedacht, denn du begibst dich auf manchen steinigen Weg! Es braucht eine gute Portion Disziplin und Willen und ebenso Vertrauen. Wenn du mit deinem Lebensboot einen Fluss hinabfährst, tust du gut daran, dich der Fließrichtung und – geschwindigkeit anzupassen. Und genauso wichtig ist es, das Steuer fest in der Hand zu behalten.

Was ist ein guter Therapeut oder Arzt?

Ein guter Therapeut oder Arzt ist jemand, der sich auf dich einschwingen kann und bereit ist, dich auf deinem Weg zur Unabhängigkeit zu begleiten! Jemand, bei dem du ein gutes Gefühl hast und der dir wirklich zuhört!

Zuerst möchte ich dir kurz die unterschiedlichen Therapieformen und deren Ansätze erklären, das erspart dir einige Enttäuschungen. Zu jener Zeit habe ich die Unterschiede nicht gekannt und oft mehr erwartet, als der Therapeut leisten konnte. Es ist durchaus sinnvoll, Verschiedenes auszuprobieren, denn letztlich hat mir ein bunter Blumenstrauß an Möglichkeiten geholfen.

In Deutschland werden die folgenden Therapieverfahren durch die Gesundheitskassen unterstützt. Ich beziehe mich auf die Liste Psychotherapie- und Selbsterfahrungsmethoden: die Psychoanalyse, die Verhaltenstherapie, die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie sowie die Systemische Therapie. Die Psychoanalyse basiert auf Arbeiten von Sigmund Freud. Der Klient wird dabei unterstützt, unbewusste krankmachende Zusammenhänge aus der frühen Kindheit aufzudecken und zu transformieren. Dieser Prozess dauert oft mehrere Jahre.

Die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie ist kürzer angelegt und konzentriert sich eher auf die aktuellen Konflikte im Leben des Klienten.

Die Verhaltenstherapie sucht nicht nach möglichen Ursachen der Leiden, sondern entwickelt und trainiert neue besser angepasste Verhaltensmuster für kritische Lebenssituationen.

Die Systemischen Methoden beziehen die Beziehungsstrukturen z. B. in der Familie in die Therapie mit ein und stärken die Selbstheilungskräfte des Klienten.

Es gibt weitere interessante Methoden unter dem Begriff Humanistische Psychotherapie wie z. B. Gestalttherapie, Logotherapie und auch die Körperpsychotherapie. Sie wird – wie auch die anderen Methoden der Humanistischen Psychotherapie – in der Regel nicht durch die Gesundheitskassen unterstützt. Teilweise gibt es gute ergänzende Angebote während eines Kuraufenthaltes.

„Die Körperpsychologie ist eine Bezeichnung für verschiedene Psychotherapiemethoden, die das psychische und körperliche Erleben des Menschen gleichrangig bewerten. Die Methoden beruhen auf der zentralen Annahme, dass Körper und Psyche eine untrennbare Einheit bilden. Der Therapieansatz geht davon aus, dass das menschliche Denken, Fühlen und Handeln von unbewussten psychischen Prozessen beeinflusst wird. Die Bewusstmachung dieser unbewussten Vorgänge bildet eine wesentliche Voraussetzung für Veränderung und Heilung. In der Körperpsychologie wird der Zugang zum Unbewussten über den Körper gesucht, wobei das momentane körperliche Empfinden im Mittelpunkt des therapeutischen Prozesses steht.“, so mein Ausbilder Andreas Brenk.

Gregor Groddek, Sandor Ferenczi und Wilhelm Reich begannen bereits ab 1925 mit der körperorientierten Arbeit innerhalb der psychoanalytischen Behandlung zu experimentieren. Sie flochten Dinge ein wie zum Beispiel Berührung, Atemarbeit, Ausdruck von Gefühlen und warmherzige Präsenz des Therapeuten. Ich war fassungslos, als ich hörte, dass all diese Dinge seit fast 100 Jahren bekannt sind und wie wenig von diesem Wissen allgemein genutzt wird. Hieß es nicht allerorten: Körper, Geist und Seele? Wie kann man glauben, ich fände zu meinem Selbst, wenn man einem dieser drei Teile keine Beachtung schenkt? Mein Leidensweg hätte etwas leichter sein können. Erst mit Beweisen durch die Neurowissenschaften ist das Interesse daran allgemein gestiegen. Meine erste AÌrztin hatte Mitleid mit mir. Das ging gar nicht! Mir war schon nach der ersten Sitzung übel. Während ich sprach, wusste ich bereits, dass sie nur in der Lage war, mir Medikamente anzubieten. Und so war es dann auch. Mitleid macht klein und ist das Gegenteil von Mitgefühl! Wenn dir jemand liebevoll und einfühlsam zuhört, fühlt er mit dir mit! Das ist ein großer Unterschied. Du brauchst im Leid nicht einen Freund, der mit dir jammert und dich in deinen negativen Gefühlen noch bestärkt, sondern einen, der aufrichtig zu dir ist. Schau mal, ob es dir gelingt, nach jedem Kontakt hineinzuspüren, ob es dir besser oder schlechter geht. Hat der Mensch dich aufgebaut oder heruntergezogen? Glaube an deine Gefühle! Sie sind immer richtig. Wir können nicht falsch fühlen, nur unsere Gedanken und alten Glaubenssätze können uns in die Irre führen. Ich habe in dieser Zeit in mein Telefonbuch zu allen Kontakten ein Smiley mit entsprechenden Gesichtszügen gemalt:

Umgib dich mit den Menschen, die dir guttun, und meide die anderen. Später, wenn du stark genug und heil bist, kannst du dich auch wieder Letzteren zuwenden, wenn sie eine Bedeutung für dich haben.

Bei meinem zweiten Arzt fand ich viel Mitgefühl, wusste aber von Anfang an, dass er nicht bereit war, mit mir in die Tiefe zu gehen. Ich hatte eher das Gefühl, dass er froh war, eine Patientin gefunden zu haben, die er ein ganzes Leben lang ohne viel Aufwand begleiten konnte. Er hörte mir jeden Freitag mitfühlend zu, war jedoch ständig darauf bedacht, dass die Themen oberflächlich und harmonisch blieben. Auf dem Weg zu ihm grübelte ich oft, was ich ihm wohl heute am besten erzählen konnte, um ihn nicht zu sehr zu belasten. Einige Menschen, die du in dieser Berufsgruppe findest, haben diesen Weg eingeschlagen, weil sie ursprünglich selbst an seelischen Schmerzen litten. Der Professor einer mir bekannten AÌrztin pflegte scherzhaft zu sagen: „Das Problem sucht sich seine Berufung.“ Das ist auch gut so. Es hat den Vorteil, dass sie dir gegenüber empathisch sein können. Etwas zutiefst Menschliches ist es jedoch, mit dem Entwicklungsweg aufzuhören, wenn eine Stufe des Seins erreicht ist, die erträglich oder gar angenehm erscheint. Sie schauen ihre eigenen Traumata nicht mehr an, weil sie nun an dir herumdoktern können. Ihr Fokus richtete sich von ursprünglich innen nach außen. Es wird ihnen sogar im Studium empfohlen, sich von dir zu separieren. Sie können dich daher mit ihren unbewussten Anteilen verunsichern oder gar verletzen. Du wirst das Gefühl haben, dass sie dich nicht halten können. Du fühlst dich unsicher!

Dieses Phänomen stelle ich ebenso bei Heilern fest. Ab dem Punkt, der sie in die Lage versetzt, zu praktizieren, Seminare anzubieten oder zu coachen, hören einige mit ihrem eigenen Entwicklungsweg auf. Sie fühlen sich dir gegenüber erhöht. Auch das kannst du spüren, wenn du dich klein und manipuliert fühlst. Meine Suche nach einem richtigen Therapeuten gestaltete sich als langwierig. Nach einigen Erfahrungen während meines ersten Kuraufenthaltes suchte ich einen jungen Arzt auf, von dem ich wusste, dass er eine neue Methode anbot, die sich EMDR-Therapie nannte. Er lehnte jedoch eine tiefgehende Behandlung ab, weil mein damaliger Zustand relativ stabil war. Mir reichte das längst nicht mehr aus. Er hatte Angst, dass mich das Aufgespürte wieder in die Tiefe ziehen würde. Ich jedoch wollte endlich frei sein und mein Unbewusstes aufräumen, das mich immer wieder quälte. Ich konnte bei der Behandlung doch nur einem einzigen Menschen begegnen, mir selbst. Vor was hatte er wohl Angst – vor den Schattenseiten des Menschseins? Meine körperliche Erstarrung, die Zersplitterung meiner Seele, waren für mich immer noch Thema. Kurz darauf lernte ich endlich meine jetzige Psychologin kennen, die eine echte Hilfe zur Selbsthilfe für mich wurde und an den wichtigen Punkten nicht zuließ, dass ich fliehen konnte.

Durch den Dschungel der Schulmedizin und die Frage, wer für dich der richtige Begleiter ist, musst du dich selbst kämpfen. Es ist gut, jemanden zu haben, der dich bei einer guten Diagnose unterstützt, dir eine Auszeit oder eine Kur ermöglicht. Es gibt sehr gute AÌrzte und Psychotherapeuten. Du musst nur manchmal etwas suchen und dich trauen zu wechseln. Die Gesundheitskassen haben diese Problematik erkannt und unterstützen dich dabei.

In den ersten drei Jahren zog ich ausschließlich alternative Heilmethoden vor. Deshalb liegt mir aus dieser schlimmen Zeit keine staatlich anerkannte Diagnose vor. Ich probierte alles aus, selbst wenn ich dabei auf die Nase fiel. Eine selbsternannte Engelheilerin und ein Tempelpriester verschlechterten meinen Zustand nochmal um ein Vielfaches. Allerdings gibt es auch fantastische Unterstützung, wie ich immer wieder feststellen durfte.

Babette Rothschild sagt dazu in ihrem Buch „Der Körper erinnert sich. Die Psychologie des Traumas und der Traumabehandlung“: „Die meisten Psychotherapeuten wissen nur zu gut, wie schwierig Traumatherapie sein kann – unabhängig davon, welche Theorie oder welche Techniken sie im konkreten Fall anwenden. Das Risiko, dass ein Klient mit der Situation nicht mehr fertig wird, dekompensiert, einen Angstanfall, eine Panikattacke oder Flashbacks bekommen kann, dass sie den Behandlungsraum mit dem Ort ihres traumatischen Erlebnisses verwechseln und den Therapeuten mit dem Täter, sind durchaus nicht selten.“ Daher immer wieder mein Rat: Folge deinen Gefühlen und habe eine natürliche Skepsis! Dein Kompass ist deine Intuition und dein Anker ist dein Körper!

Ich bin der Auffassung, dass hier die Verantwortung nicht nur beim Therapeuten, sondern gleichermaßen beim Betroffenen liegt. Ich wusste intuitiv sehr gut, wie weit ich für mich gehen konnte, nur traute ich es mir oft nicht zu, das offen anzusprechen. Ich habe mich auch lange mit Erholungsphasen schwergetan. Therapien sind oft erschöpfend. Es dauert mitunter mehrere Monate, bis gelöste Themen sich merkbar auf die Gesamtsituation auswirken. Um ein praktisches Beispiel zu nennen: Es wurde mir immer wieder empfohlen, an einem Wochenende gleich mehrere Therapiesitzungen zu machen. Ich weiß, dass ich das nicht verkraften kann. Ich bin energetisch eingebettet in mein Familienumfeld. Es beinhaltet auch das Erlebte meiner Ahnen. Darüber hinaus habe ich mich über meine leidvollen Erfahrungen identifiziert. Um alte Lebensmuster loszulassen, musste ich dafür in mir ein JA spüren. Und deshalb komme ich gleich im nächsten Abschnitt zu einem wesentlichen Thema: Selbstverantwortung und Selbstfürsorge.

Die meisten alternativen Heilmethoden haben mir sehr gutgetan. Die dauerhafte Anhaftung an meine Traumata ist längst keine Option mehr für mich. Lachend sage ich heute oft: „Alles, was wirklich geholfen hat, musste ich selbst bezahlen.“

Aber auch, wenn dir wenig Geld zur Verfügung steht und du etwas unbedingt möchtest, findest du einen Weg und das Universum steht dir zur Seite. Ich habe auch kleinere, sehr wirkungsvolle Seminare in der Volkshochschule belegen können wie beispielsweise Klangschalentherapie, Traumdeutung, zu Depressionen oder verschiedenen Massageformen. Dadurch bin ich keine Expertin geworden, aber es hat mir immer den nötigen Impuls für einen weiteren Schritt gegeben, oder ich habe wieder einen Menschen kennengelernt, der mich inspirierte. Schau auch, welchen Dingen du Priorität beimisst. Manchmal erscheint uns ein Handyvertrag, ein Friseurtermin oder eine Urlaubsreise wichtiger als das innere Heilsein.

Selbstverantwortung und Eigenermächtigung

Worte und Wortverbindungen sind in uns gespeichert und zum Teil mit unterschiedlichen Werten und Bedeutungen verknüpft. So habe ich mich von einem Mann tief verletzt gefühlt, als er die Worte sagte: „Ich stelle mich dir zur Verfügung.“ Ich hoffte damals, er würde mir aus Liebe helfen und empfand das so, als schaue er von oben herab auf mich und drücke seine Distanz aus. Als ich das in meinem Kollegenkreis erzählte, meinte eine, für sie hieße das „für den anderen da zu sein“. So hatten wenige Worte für zwei Menschen ganz unterschiedliche Bedeutungen. Es kann also sein, dass dich einige Worte von mir verletzen, die einem anderen guttun. Es besteht jedoch immer die Möglichkeit, gerade im Schmerz, eigene Muster zu erkennen und zu betrachten.

Ein Therapeut erzählte in einem Seminar, an dem ich teilnahm, dass er in einem Fastenkurs den Teilnehmern empfahl, sie könnten so viel trinken, wie sie wollten. Daraufhin trank einer so viel, dass er fast daran starb. Es ist also angeraten, vor allem wenn es um das Eigene geht, für sich selbst Verantwortung zu tragen und berechtigte Zweifel zu haben!

Allerdings trägt der Zustand, in dem du dich möglicherweise befindest, dazu bei, dass sich die Realität stark verzerrt. Ich selbst hörte damals Stimmen, hatte das Gefühl, keinen Halt zu haben, und gleichzeitig überkamen mich diese ständigen Angstschübe, die meinen Körper erzittern ließen und mir jegliche Kraft raubten. Meine Angehörigen schauten mich entweder mit erschrockenen Augen an, redeten auf mich ein oder schimpften sogar mit mir. In dieser Situation fällt es natürlich schwer, klar zu denken. Dennoch ist in uns tief ein Gefühl, dem wir trauen können und vielleicht ist auch eine Stimme zu hören, die liebevoll mit uns spricht, wenn wir ganz still sind. Es bedarf einiger UÌbung und viel Zeit und Geduld, bis wir dieser Kraft wieder vertrauen können, weil gerade diese uns genommen wurde. Schritt für Schritt wirst du sie wiederfinden!

Bevor mir das alles widerfuhr, ging ich einem guten Job nach, hatte eine eigene Familie mit Kindern, für die ich sehr gut sorgte. Ich brachte mich zusätzlich im Sport ein, im Personalrat und unterstützte andere Menschen, wo ich nur konnte. Ich machte mich für andere stark, nur für meine ureigenen Bedürfnisse kämpfte ich kaum. Ich konnte zum damaligen Zeitpunkt keinen einzigen eigenen Wunsch formulieren! Kannst du das? Wenn ja, schreibe es auf!

Wenn mir etwas fehlte, hatte ich gelernt, zum Arzt zu gehen. Ich jammerte ihm meine Beschwerden vor und hoffte, er zog ein Medikament aus der Schublade, welches mir helfen würde. Auch nach dem Wechsel zu meiner Homöopathin behielt ich dieses Verhaltensmuster bei. Mir kam nicht im Geringsten der Gedanke, dass meine Beschwerden etwas mit mir zu tun haben könnten. Ich hasste mich nur, wenn ich schwach war und versagte. Ich musste also erst alles verlieren, meine Welt vollkommen in sich zusammenbrechen sehen, um zu verstehen, dass nur ich es war, die die Macht besaß, daran etwas zu verändern.

Mag sein, dass sich meine nun folgende Schilderung etwas fantastisch anhört. Von solchen magischen Momenten sollte es noch weitere in meinem Leben geben. Ich glaube, sie wurden mir zuteil, weil ich einen festen Willen nach Veränderung in mir trug und danach suchte. Obgleich ich mich in einer schlimmen und irrrationalen Verfassung befand, lief ich auf die Straße auf der Suche nach irgendetwas. Es war ein Tag vor dem Heiligen Abend 2011. Zuvor hatte ich meinen Kindern noch Angst gemacht, indem ich ihnen von meiner Ahnung erzählte, dass es bald große Veränderungen auf der Welt geben würde. Ich kam zu einem Geschäft, das sich „Monade“ nannte und esoterische Dinge anbot, in das ich mich vorher noch nie getraut hatte, hineinzugehen. Mich zogen die kleinen Lämpchen an, die liebevoll den Eingang schmückten. Im Laden begegnete ich einem Geistheiler, der nach den Methoden von Horst Krohne arbeitete. Er fragte mich sehr liebevoll, ob er mir helfen dürfe. Meine Intuition verriet mir, dass ich ihm trauen konnte, und ich willigte ein. Er löste an meiner Halswirbelsäule eine Blockierung, damit die viele Energie, die ich im Kopf angesammelt hatte, herabfließen konnte. Er bat mich, seine Arbeit in den nächsten Tagen zu unterstützen, indem ich tief in den Bauch atmete. Der Atem ist für mich inzwischen ein ganz wundervolles Element geworden. Dazu findest du in den nächsten Kapiteln noch mehr Hinweise.

Er umarmte mich trotz der Angstschübe, die ich hatte, und sagte zu mir: „In den nächsten Stunden wird dir etwas Wundervolles widerfahren“. So ging ich heim. Es war ein Geschenk. Einen Tag darauf, am Heiligen Abend, saß ich in einer Kirche und eine wundervolle Energie legte sich sanft auf meinen Körper. Zudem hörte ich meine innere Stimme ganz laut sagen: „Du glaubst, ich liebe dich, und gleichzeitig denkst du, ich werfe dir etwas auf den Kopf?“ Zu dieser Zeit sah ich ständig AÌste vor meinen Augen herabfallen. Ich hatte Halluzinationen. Durch die viele Energie, die ich in meinem Kopf angesammelt hatte, schoben sich meine Träume, sprich mein Unterbewusstsein, vor mein Tagesbewusstsein. Das wusste ich damals jedoch nicht. Ich dachte, es kommt etwas von oben herab und Gott straft mich!

Du siehst, inzwischen schreibe ich dieses Buch und lebe immer noch! Es ist alles nur Energie und vor allem deine eigene, die dir begegnet, die du einst selbst kreiert hast! So ist es also normal, dass Gedanken oder Angstenergien, die du momentan lebst, auch immer wieder zu dir zurückkehren wie ein Pendel. Daher ist es als erstes wichtig, diese Gedankenmuster zu unterbrechen. Aus diesem Grund werde ich dir gleich die Soforthilfen anbieten.

Die heilende Energie, die sich auf mich legte, verlor sich wieder, kehrte jedoch immer häufiger zu mir zurück.

Soforthilfen

Soforthilfe heißt nicht, dass du jetzt schnell heil wirst, wie es heutzutage so einige verheißen. Die folgenden Methoden zeigen jedoch sehr schnell einen Effekt und können deinen Zustand etwas lindern, so dass du zumindest klarer denken und die Suche nach deinem eigenen Weg beginnen oder fortsetzen kannst. Ich nannte meine Soforthilfen damals Anker. Sie erscheinen im ersten Augenblick sehr simpel, dennoch braucht es UÌbung, um sie dauerhaft zu integrieren.

In jener Zeit litt ich beispielsweise unter extremen AÌngsten. Jeder Schub Angst bedeutete jede Menge Adrenalin in meinem Körper. Adrenalin ist ein Hormon, das in den Nebennieren gebildet wird und dessen Ausschüttung die Herzfrequenz und den Blutdruck erhöht. In Krisensituationen kann es helfen, entsprechend schnell zu reagieren. Das sind uralte Instinkte, die in uns wohnen, um uns in Notsituationen beizustehen. Bei Angriffen eines wilden Tieres oder im Krieg wurden so die Kräfte auf das Wesentliche konzentriert und sicherten das UÌberleben. In den Gefahrensituationen gibt es nur drei Möglichkeiten: Erstarrung, Flucht oder Angriff. Um das zu ermöglichen, bekommen wir eine Art Tunnelblick, der uns kaum Wahlfreiheit lässt. Während meiner psychischen Erkrankung wirkte sich der Tunnelblick jedoch eher destruktiv aus. Eine gute Freundin fragte mich, nachdem ich ihr von meinem letzten Anfall erzählte: „Warum hast du mich nicht angerufen?“ An sich simpel, nur konnte ich eine solche Lösung in diesem Moment nicht finden.

Hier schon ein kleiner Tipp. Unser Körper ist nur in der Lage, für max. 20 Minuten Adrenalin auszuschütten. Dann ist er erschöpft und beruhigt sich vorübergehend. Ein Mann berichtete mir davon, dass ihn bereits dieses Wissen beruhige und er - auf eine Uhr blickend - diesen Zeitraum abwarte. Die einsetzende Beruhigung wäre dann eine Gelegenheit, sich Alternativen zu überlegen. Nutze diesen Moment, weil es manchmal nicht lange dauert, bis der nächste Angstschub an deine Türe klopft.

Ich begann, mir auf kleinen Zetteln verschiedene Hilfsmittel zu notieren, die ich mir in meiner Not dadurch besser in mein Gedächtnis rufen konnte. Auf einem Zettel stand nun der Name meiner Freundin und ihre Telefonnummer. Meine Kinder schenkten mir eine sehr schöne Schachtel, in der ich meine kleinen Anker aufbewahren konnte. Ein wichtiger Anfang war getan.

Sammle viele verschiedene Ideen, denn nicht für alles bist du jederzeit offen. Ich mochte mich in diesen Situationen nur sehr wenigen Menschen wirklich anvertrauen. Manches gelang mir nur bei schönem Wetter, wie in die Natur zu gehen usw. Je breiter du aufgestellt bist, umso sicherer wirst du sein. Wie ein guter Handwerker mit hervorragendem Werkzeug in seinem Koffer. Viele Dinge solltest du unabhängig von anderen Menschen benutzen können, das bringt dir deine Selbstsicherheit oder gar Selbstermächtigung zurück!

Im Hier und Jetzt

Es ist für mich inzwischen ein ganz wundervoller Anker geworden, mich ganz auf die Tätigkeit zu konzentrieren, die ich unmittelbar ausführe. In dieses unerwartete Paradies führte mich das Buch von Eckhart Tolle „Jetzt! Die Kraft der Gegenwart“.

Ich war damals nur für einige Minuten in der Lage, in dieser wunderbaren Energie des Hier und Jetzt zu verbleiben. Eckhart Tolles Worte haben mich aber auch für Jahre in inneren Aufruhr versetzt. Ich vertrete heute – nach langem Nachdenken und Ausprobieren – die Meinung, dass es ebenso Zeiten zum Träumen und zum Betrachten der Vergangenheit geben sollte. Aber alles hat seine Zeit! Abends und manchmal auch am Morgen gebe ich mich meinen Wunschvorstellungen und Visionen hin. Inzwischen erfahre ich dabei sehr viel über mich. Danach gilt es, sich dem Alltag mit realistischerem Blick zu widmen. Am Wochenende gibt es zudem Räume, in denen ich mich meiner Vergangenheit stelle, um Zusammenhänge zu verstehen, die Dinge neu einzuordnen und zu transformieren. Es ist sinnvoll, sich hierbei nicht zu verlieren. Ich empfehle dir, dich maximal 20 bis 60 Minuten mit deinen Problemen zu beschäftigen. Vielleicht stellst du dir einen Wecker.

Um dann wieder ganz im Hier und Jetzt anzukommen und dich von deinem dich fesselnden Schmerzkörper zu lösen, ist es wichtig, sich ganz auf das zu konzentrieren, was du gerade tust. Am besten gelingt mir das bei ganz einfachen Tätigkeiten wie stehen zu bleiben und eine Blume anschzuauen oder das Wiegen der Blätter im Wind zu beobachten. Richtig aufregend finde ich es, dabei meinen Körper zu spüren, zum Beispiel meine Hand beim Aufdrehen des Wasserhahns oder die Muskulatur meines Arms beim Anheben eines Gegenstandes. Du kannst beim Gehen deine Beinmuskulatur beobachten oder die Berührungen des Grases beim Barfußgehen erspüren. Die Gedanken werden dadurch unterbrochen und du wirst ruhiger. Es ist wie ein kleiner Flow. Probiere es gleich aus, auch wenn du im Bett liegst. Du kannst sicher nach etwas greifen, deine Bettdecke wegschieben und dabei darauf achten, wie sich das anfühlt. Vielleicht wird es sich kühl anfühlen. Vielleicht spürst Du, dass dir die Berührung gefällt. Weiche und kuschlige Jacken und Decken geben uns das Gefühl von Geborgenheit!

Anfangs gelang mir dieses aufmerksame sinnliche Erspüren im Hier und Jetzt nur für kurze Zeit. Sei auch darauf stolz und setze dir nicht gleich zu hohe Ziele.

Bäume ordnen

Kennst du den Widerwillen größerer Kinder, in die Natur zu gehen, weil Computerspielen wichtiger ist? „Och nee, nicht schon wieder. Ich will die dicke Jacke nicht anziehen. Das ist langweilig!“ und AÌhnliches gibt es da zu meckern. Erstaunlich war für mich immer mitzuerleben, wie tief zufrieden sie dann wurden, sobald wir uns im Wald befanden.

Bäume ordnen und beruhigen. Ich nutze das sehr oft, beispielsweise, wenn mich meine Gefühle und Gedanken nach Zusammenkünften mit vielen Menschen und starken Auseinandersetzungen überfluten.

Manche Tage brauche ich morgens zwei Stunden, um mich auf den Weg machen zu können. Ich gehe dennoch bis auf wenige Ausnahmen immer zur Arbeit, ja auch mit Halluzinationen und trotz größter AÌngste! Es war nicht immer leicht. Doch sobald ich auf dem Weg vor meinem Haus stand und die frische Luft atmete, öffnete sich schon mein Herz etwas mehr, und ein Teil der Last schien leichter.