Psychologie des Lachens und des Komischen - Ewald Hecker - E-Book

Psychologie des Lachens und des Komischen E-Book

Ewald Hecker

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Beschreibung

Diese Ausgabe von "Psychologie des Lachens und des Komischen" wurde mit einem funktionalen Layout erstellt und sorgfältig formatiert. Aus dem Vorwort: "Die Psychologie ist Gemeingut so vieler Wissenschaften, dass, wo es irgend angeht, ihre Forschungen in einer jedem Gebildeten verständlichen Sprache niedergelegt werden sollten. Darum habe ich mich auch bestrebt, die vorliegende Abhandlung unbeschadet ihres wissenschaftlichen Inhalts in eine allgemein verständliche Form zu kleiden." Ewald Hecker (1843-1909) war ein deutscher Psychiater und Schüler Karl Ludwig Kahlbaums.

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Ewald Hecker

Psychologie des Lachens und des Komischen

Ein Beitrag zur experimentellen Psychologie für Naturforscher, Philosophen und gebildete Laien

Books

- Innovative digitale Lösungen & Optimale Formatierung -
2017 OK Publishing
ISBN 978-80-272-2561-3

INHALTSVERZEICHNIS

Einleitung

A. Physiologischer Theil

a. Der Kitzel

b. Das Komische

B. Die Psychologie des Komischen

Wenn ich Dir, lieber Kahlbaum, das vorliegende Büchelchen auf den Weihnachtstisch lege, so weiss ich freilich, dass ich Dir mit demselben keine unerwartete Ueberraschung bereite; denn Du hast ja um das Entstehen des kleinen Werkes gewusst und an ihm von Anfang an den lebhaftesten Antheil genommen. Doch hoffe ich Dir damit trotzdem eine kleine Freude zu bereiten. Vor Allem aber möchte ich Dir mit der Widmung dieses Buches einen geringen Theil des Dankes abtragen, den ich Dir in so reichem Maasse schulde für das herzliche Interesse, das Du stets an mir und meiner geistigen Ausbildung genommen, für die freundliche Theilnahme, die Du meinen Studien geschenkt, für Deine stete Bereitschaft, auf meine Pläne und Arbeiten einzugehen und mich dabei mit treuem Rathe zu unterstützen. — Unter Deiner Leitung bin ich in einen Beruf voll Ernst und Mühe eingetreten, Du hast in mir von Anfang an ein wahres wissenschaftliches Interesse für denselben zu erwecken gewusst und mir in rückhaltslosester Weise die reichen Schätze Deines Wissens und Deiner Erfahrungen aufgeschlossen. Vorzüglich bin ich auch dafür dankbar, dass Du mich auf die Anknüpfungspunkte achten gelehrt hast, die unsere Specialwissenschaft, die Psychiatrie, mit den anderen Gebieten des Wissens in Zusammenhang erhalten und mich namentlich auf die Psychologie als eine mir bis dahin ziemlich fremde, für die Psychiatrie aber unent-behrliche Wissenschaft hingewiesen hast. Von Dir werde ich am wenigsten den Vorwurf zu fürchten haben, dass ich mich mit meiner vorliegenden Arbeit zu weit von unserem Specialgebiete entfernt habe; zumal Du weisst, dass dieselbe eigentlich die Frucht meiner Vorstudien zu einer Psychologie des gesunden und kranken Gefühlslebens ist. Das vorliegende Thema bot durch die in ihm sich vollziehende enge Verknüpfung der Physiologie mit der Psychologie den besten Ausgangspunkt, um das eben erwähnte Gebiet nach der naturwissenschaftlichen und experimentellen Methode zu durchforschen. Wenn meine Arbeit, wie ich hoffe, nicht ganz erfolglos gewesen ist, so scheint mir das hauptsächlich für die Richtigkeit der eingeschlagenen Methode zu sprechen. Schon Wundt hat in seinen „Beiträgen zur Theorie der Sinneswahrnehmungen" der ausgedehnten Anwendung des Experiments in der Psychologie lebhaft das Wort geredet und ich verdanke dem eben erwähnten Buche eine nicht unerhebliche Förderung und Klärung meiner Ideen. Als ferneres Hilfsmittel, um die Psychologie mit Erfolg weiter auszubauen, betrachtet Wundt die Erweiterung der bisherigen Beobachtungsmethoden durch Heranziehung der Statistik, der Entwicklungsgeschichte der Seele und der vergleichenden Psychologie, welch letztere Wissenschaft zum Theil in Gestalt der Völkerpsychologie vor Allem durch die unermüdlichen und gründlichen Forschungen von Lazarus und Steinthal für die allgemeine Psychologie schon von grösster Bedeutung geworden ist. — Durch Dich habe ich endlich den hohen Werth der Psychiatrie als Hilfswissenschaft der Psychologie schätzen gelernt. Sowie die krankhaften Erscheinungen an den körperlichen Organen oft einem exacten physiologischen Experimente gleichkommen, durch welches der Physiologe über bis dahin unentschiedene Fragen genauen Aufschluss erhält, so kann uns auch eine krankhafte Störung des geistigen Lebens nicht selten als ein Experiment gelten, bei welchem die Einzel-Factoren des geistigen Mechanismus durch ihren Ausfall oder durch abnorme Steigerung um so deutlicher zur Beobachtung kommen können. —

Deine Arbeiten über die Hallucinationen und über die Ideenflucht sind mir in dieser Beziehung als mustergültig erschienen und ich bedaure nur, dass sie in einem Fachjournal gleichsam untergegangen, zum grossen Theil aber noch nicht einmal veröffentlicht sind.

Die Psychologie ist Gemeingut so vieler Wissenschaften, dass, wo es irgend angeht, ihre Forschungen in einer jedem Gebildeten verständlichen Sprache niedergelegt werden sollten. Darum habe ich mich auch bestrebt, die vorliegende Abhandlung unbeschadet ihres wissenschaftlichen Inhalts in eine allgemein verständliche Form zu kleiden. Wie oft mein Können hinter dem Wollen zurückgeblieben, weiss ich freilich am besten und muss Dich um Deine Nachsicht bitten. Was den Inhalt anbetrifft, so habe ich mit Lust und Eifer gestrebt, die Wahrheit zu finden und muss es getrost dem Urtheil sachverständiger Kritiker überlassen, zu entscheiden, ob und in wie weit mir dies gelungen. Möchte vor Allen Dir das Buch einige Freude machen! Das ist mein aufrichtigster Wunsch.

Görlitz im December 1872.

E. H.

EINLEITUNG

Inhaltsverzeichnis

Es ist eine allgemein bekannte Erfahrung, dass ein grosser Theil unserer Bewegungen ganz ohne Einfluss des Willens von Statten geht. Die dabei thätigen Muskeln sind entweder solche, die überhaupt nur unwillkürlich wirken — wie die Muskeln des Herzens, des Magens, Darms, der Blutgefässe u. s. w. — oder solche, die nur unter bestimmten Umständen sich der Herrschaft unseres Willens entziehen, dem sie sonst zu gehorchen gewohnt sind.

Wider unseren Willen, ja oft ohne unser Wissen, treten in den verschiedensten Muskelgruppen unwillkürliche geordnete Bewegungen ein, die wir in den meisten Fällen nicht einmal zu hemmen im Stande sind. Wenn wir uns den Finger unversehens stechen, so ziehen wir schnell die Hand zurück, noch ehe unser Wille dazu das Gebot erliess; wenn wir einen Bissen tief in den Schlund hinabschieben, so tritt eine unwillkürliche Schluckbewegung ein; wenn wir den Gaumenbogen und das Zäpfchen kitzeln, werden wir zu Brechbewegungen gezwungen; wenn ein fremder Körper in unsere Nase eindringt, oder wir die Schleimhaut derselben mit einem Federbart reizen, so erfolgt eine gewaltsame Krampfbewegung bestimmter Athmungsmuskeln, die wir das Niesen nennen u. s. w.

Da wir nun wissen, dass in unserem Organismus keine Bewegung zu Stande kommen kann ohne eine Erregung der den Muskel versorgenden Bewegungsnerven, und es ferner ersichtlich ist, dass diese Nervenerregung stets eine bestimmte Ursache, einen Ausgangspunkt haben muss, so erscheint die Frage nach der Quelle der eben mitgetheilten Bewegungen wohl gerechtfertigt. Während sonst der Wille vom Gehirn aus die zu den verschiedenen Muskeln tretenden Bewegungsnerven innervirt (anregt), sehen wir hier ohne diesen gewöhnlichen Reiz eine Muskelaction zu Stande kommen. Welcher andere Reiz also ist es, der unseren Willen die Herrschaft über die Muskeln streitig zu machen sucht?

Wenn wir die Reihe der oben angeführten Beispiele, die wir leicht noch bedeutend vermehren könnten, betrachten, so sehen wir, dass der Bewegung jedesmal eine Reizung bestimmter Empfindungsnerven vorausging, im ersten Fall: der Stich in den Finger, im zweiten Fall: die Berührung des Schlundes u. s. w. Bei der Unabänderlichkeit dieses Verhältnisses war der Schluss nahe gelegt, dass die nachfolgende Bewegung zur vorausgegangenen Empfindung in ursächlicher Beziehung stehe, und in der That hat denn auch eine grosse Zahl sehr exacter Untersuchungen die Erklärung dieses eigenthümlichen Verhältnisses ergeben.

Der Reiz nämlich, der den Empfindungsnerven getroffen hat und von der Peripherie aus seinen gewöhnlichen Weg nach dem Nerven-Centrum (durchs Rückenmark nach dem Gehirn) nimmt, springt, noch ehe er sein letztes Ziel erreicht hat, und auf diese Weise uns zum Bewusstsein kam, innerhalb des Rückenmarks durch Vermittlung verbindender Ganglien- oder Nervenzellen auf einen Bewegungsnerven über. Dieses „Sichumsetzen" (Zurückstrahlen) einer Empfindung in Bewegung nennt man Reflex und daher die Reihe der geschilderten Bewegungen Reflexbewegungen.

In der Regel geht nun aber nicht der ganze Reiz vom Empfindungs- auf den Bewegungsnerven über, sondern ein Theil desselben setzt seinen Weg nach dem Gehirn weiter fort und wird als Empfindung dem Bewusstsein übermittelt. Wird jedoch diesem Nebenstrom nach dem Gehirn (ins Bewusstsein) durch bestimmte Bedingungen der Weg vertreten, so wird dann der ganze Empfindungsstrom auf den Bewegungsnerven reflectirt, und es kommen die Reflexbewegungen um so leichter und lebhafter zu Stande. Beim Menschen sind diese Bedingungen vorhanden, wenn die Aufmerksamkeit sehr lebhaft auf einen ganz andern Punkt gelenkt, wenn während Schlaf und Ohnmacht das Bewusstsein unzugänglich, oder endlich wegen krankhafter Störungen im oberen Theil des Rückenmarks die Leitung nach dem Gehirn erschwert ist. Am einfachsten und besten kann man diese Verhältnisse an Thieren künstlich erzeugen, indem man ihnen durch Abschneiden des Kopfes das Gehirn völlig nimmt, was namentlich bei Fröschen am leichtesten ausführbar ist.

Beim näheren Studium der Reflexbewegungen drängt sich besonders eine interessante Thatsache unserer Beobachtung auf: dass sich nämlich fast alle diese Bewegungen durch eine wunderbare Zweckmässigkeit auszeichnen, indem sie zu dem veranlassenden Reize in bestimmte, scheinbar vernünftige und überlegte Beziehungen treten, während ja doch thatsächlich gerade Ueberlegung und Wille bei ihnen ausgeschlossen sind. Die Reflexbewegung hat entweder die Entfernung des verletzten Körpertheiles aus dem Bereich der Schädlichkeit oder die Entfernung des reizenden Objectes von unserem Körper zum Zwecke. Durch das Fortziehen der Hand entgehen wir der stechenden Nadel, durch das Niesen entfernen wir den prickelnden Körper aus der Nase u. s. w. Vorzüglich aber war am enthaupteten Frosch, an welchem nach dem oben Gesagten die Reflexbewegungen viel leichter und vollständiger zu Stande kommen, als bei Erhaltung des Gehirns, die Zweckmässigkeit seiner Bewegungen so auffallend und frappant, dass sich unter den Physiologen ein Streit darüber entspinnen konnte, ob nur das Gehirn und nicht auch das Rückenmark des Frosches mit einer Seele begabt sei. Namentlich neigte sich Professor Pflueger, der sich um das Studium der Reflexbewegungen sehr verdient gemacht hat, der Ansicht von der Seele im Rückenmark zu; während Professor Goltz, dem wir nicht minder werthvolle Entdeckungen auf diesem Gebiet verdanken, sein entschiedener Gegner Wurde.

Ich glaube, dass Goltz mit der Zurückweisung der Rückenmarksseele völlig im Rechte ist, wenn es sich auch nicht leugnen lässt, dass die Abwehrbewegungen des enthaupteten Frosches ganz täuschend dem Product einer vernünftigen Ueberlegung gleichen; denn dieselben sind nicht allein dem Orte, sondern auch der Form der Reizung angepasst: Kneife ich den des Grosshirns beraubten Frosch mit einer Pincette, so schlägt er mit der entsprechenden Pfote das Instrument zur Seite; bestreiche ich seine Haut mit Essigsäure, so macht der Frosch alsbald Wischbewegungen u. s. w. und wenn schliesslich alle diese Anstrengungen ohne Erfolg bleiben und der Reiz noch stärker ausgeübt wird, kriecht oder springt das Thier davon. Aber noch mehr! nimmt man dem Frosche durch Amputation des betreffenden der gereizten Körperseite entsprechenden Beines oder dadurch, dass man dasselbe an den Leib festnäht, die Möglichkeit, mit diesem die zuächst versuchten Bewegungen auszuführen, so sehen wir, wie das Thier nach einigen fruchtlosen Bemühungen das andere Bein zur Hülfe nimmt.

Ich kann mich leider hier nicht weiter auf diese interessanten und vielfach complicirten Experimente einlassen und will nur noch anführen, dass Goltz diese letztgeschilderten modificirbaren Bewegungen (als sogenannte Antwortsbewegungen) von den stets in derselben Form verlaufenden einfachen Reflexbewegungen unterscheidet. Zu diesen letzteren, die uns hier vorzugsweise interessiren und für welche auch die oben angeführten Beispiele gelten, gehört namentlich eine Zahl von krampfartigen Bewegungen, sog. Reflexkrämpfe, die als Husten, Niesen, Lachen, Weinen (d. h. Schreien und Schluchzen) und Gähnen allgemein bekannt sind. Es liegt nahe, auch von diesen Bewegungen anzunehmen, dass sie einen bestimmten, vernünftigen Zweck verfolgen, und so haben wir ja auch in der That die Zweckmässigkeit des Niesens schon anerkennen müssen, indem wir beobachteten, dass der durch die Nase getriebene heftige Luftstrom offenbar die Aufgabe erfüllt, den die Schleimhaut reizenden Körper hinauszuschleudern. Ganz ebenso sehen wir beim Husten durch die gewaltsamen krampfartigen Athemstösse die Ausstossung von Schleim und Staubpartikelchen aus der Luftröhre erfolgen. — Es werden diese Bewegungen nicht durch unseren Willen hervorgerufen (wenn derselbe auch einen gewissen Einfluss auf sie ausüben kann), sie sind auch ferner im Gegensatz zu den sog. „Antwortsbewegungen" (s. o.) nicht modificirbar und verrathen ihr von der Ueberlegung unabhängiges Auftreten z. B. dadurch, dass wir auch niesen, wenn ein Federbart unsere Nase kitzelt, obschon doch voraussichtlich der Luftstrom beim Niesen nicht Kraft genug haben würde, ihn zu entfernen. Ebenso husten wir auch, wenn entzündliche oder sonstige Neubildungen in der Schleimhaut der Luftröhre selbst entstanden sind, welche durch die Hustenstösse nicht entfernt werden können. Es beruhen die Reflexkrämpfe also so zu sagen auf einem blindwirkenden Mechanismus, der durch die Organisation unseres Nervensystems vorgebildet und wie Lotze richtig bemerkt, so einfach und zweckmässig ersonnen ist, dass der Mensch mit all seinem Nachdenken ihn nicht erfinden würde: „Man frage Jemand, wie er es anfangen würde, sagt Lotze, um einen fremden Körper aus der Luftröhre zu entfernen? Er wird wahrscheinlich eher auf Tracheotomie (Eröffnung der Luftröhre) rathen, als auf Husten." Die Natur sei daher, fährt er fort, mit Recht misstrauisch gegen unseren Erfindungsgeist gewesen und habe die Vertheidigung unserer Gesundheit lieber dem Mechanismus als der Ueberlegung anvertraut. Wie wenig Antheil unsere Seele an der zweckmässigen Einrichtung jener Bewegungen habe, sehe man daraus, dass wir dieselben oft gar nicht begreifen, nachdem sie da sind (noch weniger natürlich sie erfinden würden).

Dieser Ausspruch Lotze's veranlasste mich zu der Frage, ob wir denn wirklich nicht im Stande sind, auch die übrigen der oben genannten Reflexkrämpfe zu verstehen und in Bezug auf ihre Zweckmässigkeit in ähnlicher Weise wie das Niesen und Husten zu erklären? Die Literatur gab in der That nur wenig Ausbeute. Nur ein — nach meinem Urtheil jedoch nicht gelungener Versuch von Harless liegt vor, auf den ich später zurückkommen werde. — Es liegt auf der Hand, dass eine richtige Beantwortung und Lösung dieser Frage zunächst von grösstem physiologischen Interesse sein muss. Das Interesse wird aber noch ungemein gesteigert durch folgende Ueberlegung. Die angeführten respiratorischen Reflexkrämpfe des Lachens, Weinens (in seinen beiden Phasen als Heulen resp. Schreien und Schluchzen), sowie des Gähnens werden nicht allein durch gewisse Einwirkungen auf bestimmte, sensible Nerven, sondern auch durch gewisse psychische Zustände ausgelöst. Gelingt es nun, den Zweck (und organischen resp. mechanischen Effect) jener Bewegungen, sofern sie nach bekannter und experimentell zugänglicher Reizung sensibler Nerven entstehen, ausfindig zu machen, so muss damit unbedingt ein höchst interessantes Streiflicht auf die psychischen Zustände fallen, welche dieselben Krampfbewegungen veranlassen. Es muss sich zwischen der peripheren Nervenerregung mit ihrer Wirkung und dem Affect eine Parallele ziehen lassen, durch welche wir in dem sonst so dunklen Gebiet der Psychologie eine materielle Grundlage gewinnen könnten.

Von diesem Gedanken ausgehend suchte ich in unsere Frage einzudringen und war selbst überrascht durch die unerwarteten Resultate, die sich mir ergaben, indem sich die oben angedeutete Parallele in eine völlige, bis in's Kleinste gehende Uebereinstimmung verwandelte. — Es zeigte sich, dass das Lachen in Folge des Kitzels einerseits, weit entfernt etwas Zufälliges oder „angewöhnt Willkürliches" zu sein, vielmehr auf einer weisen Vorsorge der Natur beruhend, bestimmte materielle Aufgaben erfülle, andererseits aber auch das Lachen über komische Vorstellungen mit derselben Nothwendigkeit eintreten müsse, indem das Komische bei seiner Einwirkung auf unser Gemüth (physiologisch nachweisbar) dieselben organischen Veränderungen hervorruft, wie der Kitzel. Ganz Aehnliches gilt vom Weinen (resp. Schreien), sofern es durch körperlichen Schmerz und psychische Rührung, vom Gähnen, sofern es durch körperliche Abspannung und Langeweile entsteht. — Die Methode der Untersuchung, die zu diesen Resultaten führte, ist eine durchaus einfache, wie sich aus der folgenden Darstellung ergiebt, in der wir uns zunächst nur mit dem Lachen beschäftigen wollen.

A. PHYSIOLOGISCHER THEIL

Inhaltsverzeichnis

a. DER KITZEL

Inhaltsverzeichnis

Das Lachen aus körperlichen Ursachen wird durch den Kitzel hervorgerufen. Der Kitzel besteht, wie eine einfache Beobachtung ergiebt, aus einer Reihe schnell aufeinander folgender, oft wiederholter, ganz leiser Reizungen der Hautnerven.