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"Der Neuen Rechten ist in wenigen Jahren genau das gelungen, was sie seit Jahrzehnten anstrebt: in den öffentlichen Diskurs einzudringen, um so im vorpolitischen Raum "kulturelle Hegemonie" zu erlangen und damit langfristig eine Übernahme der politischen Macht zu ermöglichen." Aber wer sind die "Neuen Rechten"? Welche Ideologie steckt dahinter? Welche Akteure gibt es? Liane Bednarz nimmt die neue Bewegung unter die Lupe, benennt ihre Vorbilder, gräbt nach Verbindungen zwischen unterschiedlichen politischen und medialen Akteuren und benennt "Ethnopluralismus" und "Verteidigung des Eigenen" als Leitmotiv der Neuen Rechten.
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Seitenzahl: 27
Veröffentlichungsjahr: 2016
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Rechts. Ausgrabungen
Inhalt
Liane Bednarz – Radikal bürgerlich
Anhang
Die Autorin
Impressum
Liane BednarzRadikal bürgerlich
Der lange Arm der Neuen Rechten
Der Neuen Rechten rund um Götz Kubitschek ist es in den letzten Jahren gelungen, Netzwerke auf- und auszubauen, signifikanten Einfluss auf die AfD zu nehmen und ihr Gedankengut immer stärker in bürgerlichen Kreisen zu verbreiten. Längst flirten auch intellektuelle Säulen des Landes wie Peter Sloterdijk mit Begriffen wie »Lügenäther«. Verbreiten Magazine wie der Cicero rechtspopulistische und neurechte Feindbilder wie das von der »Umstrukturierung der Bevölkerung Deutschlands«, vulgo »Umvolkung« oder »Großer Austausch«. Kommen im (pseudo)christlichen Gewand neurechte Ideen unter rechten Christen und dort besonders unter Rechtskatholiken daher.
Nimmt man die Präsenz in den Qualitätsmedien als Gradmesser für den Einfluss einer Person, dann hat es Götz Kubitschek, die zentrale Person der Neuen Rechten in Deutschland, inzwischen recht weit gebracht. Während früher nur vereinzelt Berichte über ihn erschienen, etwa 2011 in der Sendung Kulturzeit auf 3sat oder 2010 in der Süddeutschen Zeitung, wird nun in deutlich kürzerer Taktung über den Mann berichtet, der seit Jahren auf dem sachsen-anhaltinischen Rittergut Schnellroda residiert, dort den Verlag Antaios betreibt und die Zeitschrift Sezession herausgibt. Allein in den ersten vier Monaten dieses Jahres erschienen ausführliche Porträts in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung, in der ZDF-Sendung Aspekte und in Kulturzeitauf 3sat.
Grund hierfür ist zum einen der Umstand, dass Kubitschek durch seine Auftritte auf den Dresdner Pegida- und den noch radikaleren Legida-Demonstrationen inzwischen auch einer breiteren Öffentlichkeit bekannt ist. Zum anderen hat der gebürtige Schwabe inzwischen einen erheblichen Einfluss auf die Alternative für Deutschland (AfD). In seinen eigenen Worten klingt das so: »Die AfD hat zum Teil Inhalte, Begriffe, Elemente, die wir vorgedacht haben, umgesetzt, setzt sie auch immer weiter um. Da gibt es eine eindeutige Nähe, auch eine Befruchtung von unserer Seite Richtung AfD.« Das ist fraglos richtig. Kubitschek ist es vor allem über seinen langjährigen Weggefährten Björn Höcke gelungen, seine Vorstellungen in die AfD hineinzutragen.
Auch in der Gesellschaft, im vorpolitischen Raum, verbreiten sich der Jargon und die Ideen der Neuen Rechten immer mehr. Dementsprechend übertrieb Kubitscheks Ehefrau, die Publizistin Ellen Kositza nicht, als sie sich jüngst gegenüber Kulturzeit wie folgt äußerte: »Es ist ganz faszinierend für uns, wie die Zeit gerade kippt und wie die Dinge in Bewegung geraten. Wenn man sich überlegt, wie lang wir an all diesen Themen, die jetzt aufs Tablett kommen, sitzen und arbeiten. Es kommt einem ein bisschen so vor, als ob man lange gesät, lange umgegraben hätte, und jetzt werden die Sachen fruchtbar.« Anlass genug für einen genaueren Blick auf die Art und Weise, wie und warum die Vorstellungen der Szene so stark diffundieren und welche prominenten bürgerlichen Namen diese inzwischen adaptiert haben.
Die historischen Vorbilder der Neuen Rechten: Schmitt, Jung und Moeller van den Bruck
Worum es der Neuen Rechten geht, ist schnell erzählt. Die Bewegung entstand in den 1970er-Jahren in Frankreich und wurde maßgeblich durch den ehemaligen Rechtsextremisten Alain de Benoist konzipiert. Er setzte sich insoweit von der »Alten Rechten«, also von Alt- und Neonazis sowie sonstigen Extremisten ab, als er weder den Holocaust leugnete noch Hitler verherrlichte und auch von der Idee der Überlegenheit